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Mindfuck

Deine Furcht.... Dein Leid....Deine Seele....SEINE ENTSCHEIDUNG
von

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Unbekannte Schöne

Kapitel 3: Unbekannte Schöne
 

Luciana hätte eine solche Aktion besser nicht gebracht, denn damit hatte sie ihre Qualen nur verschlimmert. Sie konnte nicht anders, sie war immer diejenige, die sich gewehrt hatte, musste sie ja auch bereits als Schülerin feststellen.

Nur diesmal würde sie nichts in der Welt retten können. Doch sie wollte einfach nicht akzeptieren, dass dies hier das Ende für sie sein sollte.

Was auch immer dieser kranke Psychopath vor hat, ich werde nicht aufgeben!

Das war es auch, was sie Light versprochen hatte. Beim Gedanken an sie wurde ihr warm ums Herz. Sie wusste, sie hat noch nicht das Recht zu sterben, denn sie hat ihrer besten Freundin etwas versprochen!

Ich gebe nicht auf!

Diese Worte hallten immer wieder in ihren Gedanken und die eine Sekunde, die verstrich, kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bevor die Faust des Mannes auf ihre Nase herabsauste und ein fürchterliches Knacken die Spannung brach.

Sie spürte wie das warme Blut zu strömen begann und die Panik breitete sich immer mehr in ihr aus. Für einen kurzen Moment wurde ihr schwarz vor Augen, doch das hielt nicht lange an, denn die Schmerzen, welche sie nicht einmal mehr einer Stelle zuordnen konnte, wandelten sich in Adrenalin um, das in bösartigen Wellen durch ihre Adern gepumpt wurde.

Wenn sie sterben würde, dann nicht ohne zu kämpfen!

Ihr Blick wurde wieder klar und ohne darüber nachzudenken, packte sie sich den nächsten Gegenstand, der in Griffweite war und schlug mit einem gläsernen Gegenstand auf den Mann ein, welcher durch die Wucht des Schlages an dessen Schläfe zerbarst.

Mit einem Tritt in den Magen stieß sie ihren Peiniger von sich, sie sprang auf und ergriff das blutige Skalpell, das neben ihr auf dem Tisch lag, gegen den sie gestoßen war. Der Mann taumelte ein wenig und Luciana sah ihre Chance! Das kleine tödliche Messer in ihrer Hand würde sie hier raus bringen und ihr Griff verstärkte sich.

Mit einem lauten Schrei stürmte sie auf den Mann zu, den Blick auf seine Kehle gerichtet, doch bevor sie ihr Ziel auch nur ansatzweise erreichen konnte, beförderte ihr Gegner sie mit einem harten Tritt in die Seite zu Boden. Sie schnappte nach Luft und krümmte sich vor Schmerzen, doch ihr blieb keine Zeit, sie durfte keine einzige Sekunde verschwenden.

Erneut sprang sie auf, doch diesmal würde sie abwarten, bis er den nächsten Schritt tat.

Vorsichtig näherte er sich, holte zum Schlag aus, doch Luciana war schneller und wich aus.

So schnell sie konnte stieß sie ihm das Skalpell in den Arm und riss es durch das Fleisch um eine lange, klaffende Wunde zu hinterlassen.

Zwar war ihre Hand verletzt, doch das war ihr in diesem Moment egal, sie wollte sich nicht ergeben, egal was es kostete, sie schlug ihm mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte ins Gesicht und traf!

Wieder durchzuckten Schmerzen ihren Körper.

Sie hatte den Blutverlust unterschätzt, denn ihr Körper begann nun, zu rebellieren.

Immer wieder wurde ihr schwarz vor Augen, sodass der Mann nun leichtes Spiel hatte, sie Schlag für Schlag zu treffen.

Und mit dem nächsten Schlag verlor sie ihr Bewusstsein.
 

Was würde Light nun wohl von mir denken?

Dieser Satz ging immer wieder durch ihren Kopf.

Sofort trat das Gesicht ihrer besten Freundin in Lucianas Gedanken. Und wie üblich, wenn etwas nicht stimmte, betrachtete Light sie mit einem nachdenklichen, besorgten Ausdruck, bei dem sie die Stirn in Falten legte und die Mundwinkel leicht nach unten zog.

Du Ehlendige!

Das war es, was Light ihr immer gesagt hatte, wenn sie etwas angestellt hatte und es am Ende rauskam.

Die Blonde war schon immer die Vernünftige der beiden gewesen, doch wenn Lu ihre beste Freundin mit ihren verrückten Gedanken ansteckte, waren sie ein unschlagbares Duo und es war ein Wunder, dass sie nicht längst in einer Gummizelle saßen.
 

Luciana sah der Blonden in die Augen und lächelte.

Es wird alles wieder gut werden, ich bin bald zurück!

Light streckte die Hand nach dem Rotschopf aus und lächelte.

Du wirst dich nicht unterkriegen lassen...

Als hätte sie diese erwärmenden Worte gebraucht, um ihre Stärke wieder zu finden, bahnte sie sich einen Weg durch ihre Ohnmacht und öffnete die Augen.

Dieser Bastard!

Sie lag in dem selben Raum, in welchem er sie noch vor kurzer Zeit so zugerichtet hatte.

Vor kurzer Zeit? Sie musste sich eingestehen, dass sie keine Ahnung hatte, wie lange sie schon dort lag. Waren wenige Minuten vergangen? Eine Stunde? Ein ganzer Tag?

Sie hatte völlig ihre Orientierung verloren!

Mit verschleiertem Blick sah sie sich um und musste feststellen, dass der Mann sie in dem Raum alleine gelassen hatte. Sie versuchte nach ihrem Gesicht zu tasten, denn sie wusste, dass ihre Nase gebrochen war, doch sie schaffte es nicht, die Hand zu erheben. Er hatte sie an dieser verdammten Liege festgeschnallt!

Nur den Kopf konnte sie ein wenig anheben um zu erkennen, dass sie mit unzähligen Kabeln an piepsende Geräte angeschlossen war. Neben ihr hingen ein Bluttransfusionsbeutel, ebenso eine Infusion.

Was hatte dieser gottverdammte Mistkerl mit ihr nur vor?
 

Na ganz toll. Heute lässt mich keiner in Ruhe. Warum hab ich mich breitschlagen lassen dieses blöde Treffen ausgerechnet heute stattfinden zu lassen?! Es war der zwanzigste Juli 2013 – Lights neunzehnter Geburtstag. Zusammen mit Luciana und Akira organisierte sie Treffen, bei denen Leute aus den verschiedensten Jugendkulturen an einem Samstag des Monats zusammentrafen und Spaß hatten. Doch heute war alles anders. Light hatte Geburtstag, die Stimmung schien wie immer zu sein, zumindest von den Gruppenmitgliedern ausgehend. Hatten sie Luciana schon total vergessen? Es war jetzt etwas mehr als ein Jahr her, dass Luciana verschwunden war. Lucianas Eltern und Light hatten die Hoffnung nie aufgegeben, dass das kleine rothaarige Terrorbündel noch lebte, aber seitens der Polizei konnten sie nun keine aktive Hilfe mehr erwarten, da die Untersuchungen mangels Beweisen eingestellt wurde.

Light ging noch einmal in ihr Zimmer um das Bild, das ihre beste Freundin zu sein schien, zu überprüfen. Sie fand zwei kleine Makel: die Augenbrauen waren zu hoch und die Lippen zu breit. Sie musste diese Details noch bis in zwei Wochen ausbessern, bis Lu für tot erklärt würde. Aber dafür hatte sie jetzt keine Zeit, sie packte sich ihre Tasche, krallte sich ihren Coffee To Go Becher und lief in Richtung Park. Sie hatte ihre Mutter angewiesen nichts von „Alles Gute“ hören zu wollen. Zumindest nicht so lange sie nicht wusste was mit Lu geschehen war. Du Ehlendige hättest nicht wie angewurzelt da stehen dürfen! „Du Ehlendige“ - Eine Wortgruppe, die mindestens einmal am Tag zu hören war, wenn sich Lu und Light trafen. Immer wenn sie etwas ausgefressen hatte, wurde es ihr von Light an den Kopf geschmissen. Sie vermisste die manchmal ziemlich ausgefallenen Spinnereien, die mit Luciana immer an der Tagesordnung standen.

Ein paar Minuten später kam Light am Park an, in dem das Treffen stattfinden sollte. Es war ziemlich warm. Mindestens 32°C aber das hielt Light nicht ab eine Sweatjacke überzuziehen um somit nicht braun zu werden. Es passte einfach nicht. Ihre Haare waren in den letzten 14 Monaten um eine Nuance heller geworden, was Light nicht für möglich gehalten hätte. Wenn sie sich jetzt noch in die Sonne begeben würde, sähe sie aus wie eine schlecht blondierte Barbie, bei der sie Hautfarbe und Haarfarbe verwechselt hätten. Als sie den Park betrat, war noch niemand da, da Light ausnahmsweise mal eine Stunde früher dran war um nicht als letzte zum Treffen dazuzustoßen und somit wieder die Hauptattraktion zu sein, zu der jeder einzelne hinrannte, abgesehen von Akira... Ihr Verhältnis hatte sich in den letzten 14 Monaten ziemlich verschlechtert seit Lu verschwunden war. Sie redeten nur das Nötigste miteinander, was sich hauptsächlich auf die Planung des Treffs beschränkte. Irgendwie war es schade, Light vermisste ihren Kumpel, aber sie konnte sich in seiner Gegenwart nicht verstellen, also ging sie lieber auf Abstand, um ihre Noch-Freundschaft nicht zu gefährden.

Als zwei Stunden später alle Mitglieder eingetroffen waren, war es auch noch satte 5°C wärmer geworden. Light verglühte buchstäblich. Die anderen schienen sich keine Sorgen um die Sonne zu machen und saßen mittendrin. Light hingegen saß abseits der Menge auf einer kleinen Bank im Schatten und wartete darauf irgendeinen Grund zu finden wieder irgendjemanden anzuzicken. Sie war schon allein dank Lucianas Verschwinden schlecht gelaunt. Da sie heute vor allem allein sein wollte und jetzt hier saß, brachte auch nur schlechte Laune mit sich. Sie wühlte in ihrer Tasche und kramte eine kleine Schachtel heraus. Danke Lu, dir hab' ich es zu verdanken, dass ich wieder rauche. Wenn ich dich jemals wieder sehe, fängst du dafür eine! Sie zündete den Glimmstängel an und zog ein paar mal daran. Eigentlich war es zu warm um zu Rauchen, aber das kümmerte die gereizte Blondine wenig. Ein angenehmer Windhauch brachte ihre Haare beinahe aus der Form, was sie in eine Zwickmühle brachte: Sie freute sich über den Wind und ärgerte sich gleichzeitig über ihn, da er an ihrer Frisur rüttelte. Sie blickte in die fröhliche Menge und plötzlich drang ein Schauder durch ihren Körper. Sie bekam eine Gänsehaut und sie fing an zu frieren. Seltsam.... Sie drehte sich um, um das Chaos in ihrer Tasche zu ordnen und erschrak zu Tode, als sie in das Gesicht einer Fremden schaute. Sie war kreidebleich, hatte blutrote Augen und war geschminkt, als hätte sich ein Topstylist Stunden für dieses Make-Up Zeit genommen. Wow. Zudem war sie gertenschlank. Sie trug ein Netzoberteil mit einem für sie undefinierbarem Muster, darunter trug sie nur einen dunkelvioletten BH. Eine Netzstrumpfhose mit Spinnennetzmuster zierte ihre schlanken Beine. Die Plateaustiefel mit hohem Absatz und mit Schnallen rundeten das Bild zusammen mit dem flatterndem Rock ab. Sie sah aus als wäre sie einem Gemälde entsprungen.

„Gott hast du mich erschreckt!“ Lights Herz pochte immer noch wie wild.

„Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Ihre Stimme klang monoton und ohne jegliche Emotion.

Ganz klasse, gleich so eine...

„Ich bin Light, freut mich dich kennen zulernen.“ Sie streckte der unbekannten Schönheit die Hand entgegen, doch ihre Geste wurde nicht erwidert.

„Night.“ Mit starrem Blick starrte sie in die Menge und musterte jeden einzelnen.

Was geht in deinem Kopf ab?

„Hast du mir ne Kippe?“ Night starrte ihr so tief in die Augen, als könnte sie durch sie hindurchsehen und direkt in ihre Seele schauen. Light verlor sich in den roten Augen des Mädchens und starrte wie paralysiert in sie hinein. Nichts. Sie konnte nichts erkennen, kein einziges unsicheres Zucken ihrer Augen, sie blinzelte nicht einmal, was bei diesem Wind fast unmöglich schien.

„Äh... ja klar.“ Light hatte sich Mühe gegeben, sich wieder zu fangen und hielt der Fremden die Zigarettenschachtel hin. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, griff sie nach der Schachtel, nahm sich eine Zigarette und schleuderte die Schachtel in Lights Tasche – ohne auch nur einen Blick in diese Richtung zu werfen. Als sie sich umdrehte um die Zigaretten anzuzünden, weil sie der Wind störte, gab sie Light ihre Haarlänge preis. Sie mussten ewig lang sein, sie reichten ihr bis zur Hüfte und waren pechschwarz. Im einfallenden Sonnenlicht glänzten sie wie Diamanten. Sie setzte sich zu Light auf die Bank und starrte einen Baum an, zumindest empfand es Light so. Die Stille machte sie fast krank. Sie musste irgendein Gesprächsthema finden.

„Ach so, danke für die Kippe und alles Gute.“

Was zum??? Woher wusste die Fremde, dass Light Geburtstag hatte? Sie war nicht nur wunderschön, sondern auch ziemlich eigenartig. Woher konnte sie das wissen? Sie kam nicht einmal vom Treff, bei dem es ihr irgendjemand hätte sagen können, sondern aus der anderen Richtung.

„D.. danke.“ Light war so verunsichert wie noch nie. Wer war dieses Mädchen?

Night stand auf und lief in Richtung Treff. Jeder starrte sie an. Als würde sie es nicht interessieren, setzte sie sich mitten in die Runde und starrte nun Akira an. Gefesselt von ihrem Blick, genau wie Light, starrte er auch sie an. So wie es aussah durchfuhr auch Akira ein Schauder. Er reichte ihr eine Zigarette, obwohl sie grade erst eine geraucht hatte. Was sollte das? Als sich die Blicke von Akira und Light trafen, sagte Night irgendwas zu ihm und er kam auf Light zu. Was hatte sie ihm da grad gesagt?

„Wer ist sie?“ Er klang nervös.

„Keine Ahnung. Sie war plötzlich da, ich hab' fast 'n Herzinfarkt bekommen als sie hinter mir stand. Zudem wusste sie, dass ich Geburtstag habe, was eigentlich gar nicht sein kann, weil ich sie nicht kenne!“

„Ist schon seltsam...“ Er klang wirklich unruhig.

„Was hat sie grad zu dir gesagt?“

„Sie meinte, dass ich sicherlich die gleichen Fragen hätte wie du und dass ich zu dir kommen solle, um mir die Antwort zu holen, die ich suche.“

„Was?“ Nun brodelte die Unruhe in Light wieder auf. Wer war sie?
 

Es war ein eigenartiges Gefühl, all diese bekannten Gesichter zu sehen. Auch wenn sie diese nur aus einiger Entfernung sehen konnte, stieg ein unangenehmes Gefühl in ihr auf. Einige ihrer alten Freunde hatten sich sehr verändert. Manche waren gewachsen, andere hatten neue Haarschnitte, doch die Gestikulationen waren immer noch gleich.

Ob diese Leute sie noch wiedererkennen würden? Schließlich war sie einige Zeit lang ein Teil dieser kleinen Freakshow gewesen.

Widerwillig warf sie einen Blick auf den Fahrer neben ihr, nachdem sie den Blick abgewandt hatte. Der alte Mann nickte in dieselbe Richtung, in die Nightmare gestarrt hatte.

Viel lieber wurde sie Night genannt, es klang weniger diabolisch. Ohne ein Wort zu wechseln, stieg das Mädchen aus dem schwarzen Wagen und schlug die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall zu. Sie konnte diesen Mann noch immer nicht ausstehen.

Mit langsamen Schritten ging sie auf die Menschenmenge zu und ließ den Blick schweifen.

Keiner hatte das Mädchen bisher bemerkt, so fiel es ihr leicht, zu beobachten, wie ein Mädchen mit langen weißblonden Haaren und mürrischem Gesichtsausdruck auf eine Bank zuschlenderte. Night konnte nicht anders, als sich zu ihr zu gesellen, erst als sie direkt neben ihr stand, wurde sie von der Blondine wahrgenommen.

Alles war so vertraut, doch gleichzeitig schmerzhaft fremd.

Auch wenn Night eine Seele in sich trug, hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen und die Emotionen, die sie einst mitrissen und zu einem absoluten Temperamentbündel gemacht hatten, waren verstummt. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und schon gar nicht, was sie fühlen sollte. Durch den Wind wurde der Duft des anderen Mädchens in Nights Richtung geweht, was diesen brennenden Schmerz in ihrer Kehle auslöste, den sie so verabscheute. Trotz den künstlichen Gerüchen, die in dem Parfum der Blondine enthalten waren, konnte die Schwarzhaarige sehr deutlich den metallischen Geruch von Blut wahrnehmen.

Night konnte nicht anders, sie musste nach einer Zigarette fragen, was das einzige Mittel war, ihren eigenen Geruchssinn für kurze Zeit zu betäuben.

Enttäuscht stellte sie fest, dass Light, wie das Mädchen sich vorgestellt hatte, sich nicht an sie erinnern konnte. Vielleicht hatte sie bei den anderen ja mehr Glück, also lief sie nach einem sehr kurzen Wortwechsel in die Richtung der anderen. Dort erkannte sie auch schon Akira und Shia, sie sich wild gestikulierend mit einander unterhielten. Kaum stand sie bei ihnen, bedrängten auch deren Gerüche die Sinne des Mädchens.

Muss das denn wirklich sein?

Night konnte dieses verdammte Hungergefühl nicht ertragen. Erneut bat sie um eine Zigarette und um Akiras Fragen auszuweichen sagte sie ihm lediglich, dass er Light fragen solle. Auch die Blicke der anderen richteten sich auf das blasse Mädchen, das konnte sie spüren. Für einen kurzen Moment öffnete Night ihre Sinne und sie konnte Ratlosigkeit und bei manchen Kerlen auch Erregung erkennen. Doch bei keinem spürte sie einen einzigen Gedanken an ihre frühere Identität. Doch die Wirkung, die sie auf die jungen Männer hatte, brachte ihr ein wenig Genugtuung. Es waren ja auch ein paar Kerle, die ihr ein wenig gefielen und nur weil sie nun ein wenig anders war als die anderen, musste sie ja nicht auf ihre Bedürfnisse verzichten.

Night warf einen Blick auf Shia und schenkte ihr ein leichtes Lächeln.

Nach einem weiteren Zug an der Zigarette, setzte sich Night mit einer unmenschlichen Eleganz im Schneidersitz auf den Boden, was die Impulse der männlichen Anwesenden, deren Blicke auf sie gerichtet waren, ansteigen ließ.

Ein blonder Kerl kam nun auf Night zu, während Shia das Mädchen noch immer anstarrte.

Night richtete ihre blutroten Augen auf den Jungen und sah ihm tief in die Augen. Auch ihn kannte sie noch und sie wusste, dass er niemals eine mögliche sexuelle Begegnung verstreichen lassen würde, was Night instinktiv dazu brauchte, ein kleines Spielchen daraus zu machen. Er setzte sich direkt neben die unbekannte Schönheit und setzte seinen typischen Flirt-Blick auf.

“Hey, ich bin Chris und du?“, begann er sofort.

Um auf seine Frage zu antworten, nannte sie ihren Namen und ihre Stimme klang wie ein sanftes Glockenspiel, lediglich mit einer tieferen Tonlage.

Wie erwartet begann er den Smalltalk mit den üblichen Fragen, woher sie denn kam und ob sie nun öfter hier sei.

Mit einem leichten Lächeln und einem gekonnten Wimpernschlag setzte Night zur Antwort an und erzählte ihm: „Ich bin gerade erst hergezogen und hab euch hier gesehen und dachte mir, ich schau mal vorbei. Ob ich wieder komme, oder nicht, das hängt natürlich davon ab, ob ich hier denn auch willkommen bin.“

Mit diesen Aussagen hatte sie nicht einmal gelogen.

Sie würde nun wirklich in der kleinen Stadt bleiben, solange es möglich war und ob sie wieder zu diesem Treffen gehen würde, hing wirklich von den anwesenden Personen ab.

Im Laufe des Tages steigerte sich Nights Kommunikationsdrang nicht gerade, jedoch rang sie sich dazu durch, sich zumindest ein wenig mit den anderen zu unterhalten.

Auch wenn es ihr sehr unangenehm war.
 

Inzwischen war es Abend geworden und die meisten waren schon gegangen. Die Gruppe bestand nun nur noch aus Akira, Night und Light. Akira verabschiedete sich von den Mädchen und ging eilig nach Hause. Danke, dass du mich hier mit der allein lässt.

„Wo wohnst du eigentlich?“ Light versuchte nun, da die beiden allein waren mehr über die Neue herauszufinden.

„So'n Kaff, kennste nicht.“ Sie wollte nicht, dass jemand wusste wo sie wohnte.

„Ich geh dann mal.“ Ohne sich umzudrehen ging Night fort. Sie hatte sich nicht einmal von Light verabschiedet oder in ihre Richtung geschaut. Sie hatte noch nie jemanden so monoton reden gehört, wie diese Schönheit heute.

Woher kommst du? Wer bist du überhaupt? Light fasste den Entschluss ihr zu folgen. Sie band sich die Haare zusammen und kramte in ihrer Tasche, bis sie schließlich ihre schwarze Mütze fand. Sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass sie von Night entdeckt wurde. Sie fühlte sich dabei nicht gut aber irgendetwas in ihr zwang sie regelrecht dazu, Night zu folgen. Sie hatte irgendwas an sich, was Light sehr vertraut war, aber dennoch war sie die mysteriöse Schönheit, die keiner kannte. Light blieb auf Abstand, dass Night ihre Anwesenheit hoffentlich nicht bemerkte. Sie war so auf Night fixiert, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnahm. Sie sah nur den Weg und das schwarzhaarige Gothicmädchen, das in gleichmäßigen Schritten immer weiterging. Plötzlich passierte es, Light war zu fixiert auf das Mädchen gewesen um sich um ihre Umgebung zu scheren, was ihr jetzt zum Verhängnis wurde. Ein Mann hatte sie von hinten gepackt und in eine kleine Gasse gezerrt, doch Light wehrte sich. Wenn er schon ihre Arme festhielt, hatte sie nur eine Möglichkeit. Sie trat ihrem Angreifer brutal auf den Fuß und rammte ihm die Stahlkappe ihres Stiefels im nächsten Augenblick gegen sein Schienbein. Damit noch nicht genug: Ihr Kopf schnellte nach hinten und traf mit aller Wucht seine Nase, worauf er ihren linken Arm losließ. Das war ihre Chance! Sie rammte ihm den Ellenbogen in den Bauch und verpasste ihm einen gezielten Tritt an seine Halsschlagader. Ihr Angreifer ging keuchend zu Boden, doch er stand wieder auf! Dieses mal ging sie in die Offensive. Sie ging auf ihn zu und holte mit der rechten Hand aus um sie ihm an die Schläfe zu donnern, doch er war schneller und griff sich ihren Arm. Schockiert, dass er sich so schnell bewegte, starrte sie ihn an. Doch er rührte sich keinen Millimeter. Light erkannte auch warum: Ein Messer blitzte an seiner Kehle hervor.

„Lass sie los, oder ich lasse dich gleich hier ausbluten.“ Die Stimme kam Light bekannt vor, aber das Adrenalin, das durch ihre Adern raste, machte es ihr schwer ihre Gedanken zu ordnen. Der Mann ließ Lights Handgelenk langsam los und im nächsten Moment ging er zu Boden. Ihm wurde kräftig auf die Halsschlagader geschlagen, was dieses mal zur Folge hatte, dass er nicht keuchend, sondern bewusstlos auf dem Boden lag. Dann erblickte Light ihren Retter: Es war Night!

„Wenn du mir schon folgen musst, dann pass wenigstens auf dich auf, Kleine.“ Ihre Stimme klang nicht mehr monoton sondern äußerst wütend. „Komm schon, beweg dich, ich will hier weg und dann will ich wissen, was du von mir willst!“ Light hatte die Forderung verstanden und folgte dem Mädchen in die nächste Kneipe. Sie setzten sich an einen Tisch und Night verschwand. Lights Herz raste wie verrückt, weil sie damit nie gerechnet hätte. Sonst hatte sie immer alles im Blick. Sie wäre niemals in einen Hinterhalt geraten... Als Night wiederkam, hatte sie zwei Flaschen Bier in der Hand. Sie setzte sich und stellte die Frage noch einmal. „Warum folgst du mir?“
 

Sie hatte diesen widerlichen Kerl schon lange gerochen. Genauso wie sie sofort bemerkt hatte, dass Light hinter ihr her lief. Ihre Schritte waren durch ihre Stiefel zwar leise und weniger auffällig, aber für Nights Gehör dennoch so gut vernehmbar wie eine Trommel. Es war leicht, abzuschätzen was passieren würde.

Und doch war das sonderbare Mädchen überrascht.

Light hatte sich sonst nie in einem Kampf so gut geschlagen.

Sie hatte wohl damals doch guten Einfluss auf das Mädchen gehabt und ihr ein wenig Selbstverteidigung beigebracht, auch wenn es eher unbeholfen gewirkt hatte.

Als sie das Bier holte, spürte sie, wie das Adrenalin langsam wieder sank.

Moment mal!

Adrenalin?

Das hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt. Könnte es sein, dass die Wirkung langsam nachließ und sie wieder normal werden würde?

Sie hoffte es so sehr!

Egal wie oft sie sich gewünscht hatte, einmal etwas Besonderes zu sein, so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Mit langsamen Schritten ging sie zu der Blonden zurück und nahm ihr gegenüber Platz.

“Warum folgst du mir?“, wollte die Nachtschwärmerin wissen und sie konnte erkennen, dass es der anderen sichtbar unangenehm war, darauf antworten zu müssen.

Ohne auf die Antwort des Mädchens zu warten, sprach die Schwarzhaarige weiter, jedoch nicht mit der gewohnt monotonen Stimme.

“Es war wirklich dumm von dir, mir hinterher schleichen zu wollen und dabei auch noch so unvorsichtig zu sein. Du kannst von Glück reden, dass ich wusste, dass du mir wie ein Hündchen nachrennst, sonst hätte der Drecksack weiß der Geier was angestellt. Nach allem bist du wirklich so leichtsinnig?“, mit jedem Wort konnte man die aufkeimende Wut in ihrer Stimme hören.

Sie starrte dem Mädchen gegenüber in die Augen und konnte ihre Angst erkennen.

Natürlich war Night angsteinflößend, denn auch sie war in ihrer Wut unvorsichtig geworden und hatte ein Detail vergessen, das ihr schon länger eingetrichtert wurde. Sie begann, die Lippen auf einander zu pressen und knurrte leise vor sich hin.

Ein betretenes Schweigen legte sich über den Raum, in dem sie sich befanden. Auch die anderen Gäste, die noch dabei saßen schwiegen und beobachteten die beiden Mädchen.

Genervt griff Nightmare nach ihrer Flasche und zog einen großen Schluck hinunter.

Mit einem tiefen Seufzen stellte die Schwarzhaarige ihre Bierflasche ab und betrachtete das schweigende Mädchen erneut.

„Also was willst du?“

Diesmal klang sie wieder monoton, wie zuvor.

Die Blonde richtete ihre schokoladenbraunen auf die Unbekannte und atmete tief durch, um sich selbst ein wenig zu beruhigen.

Night konnte spüren, wie sehr die Blonde sich über ihre Fahrlässigkeit aufregte und einen Rüffel zu kassieren linderte diese Aufregung nicht gerade. Um eine Antwort auf die Frage zu geben, begann Light zu sprechen und erklärte: „Ist das nicht klar? Du tauchst hier auf, und weißt Dinge, die du nicht wissen dürftest. Du bist anders als wir alle und du machst mich neugierig!“

Light erntete ein Lachen des Mädchens, das so sanft und klar klang, dass es schon nicht mehr menschlich sein konnte. Alles an Night war so anders, so übermenschlich.

“Du warst schon immer übermäßig neugierig.“

Night konnte sehen, wie der Blonden der Mund aufklappte.

Verdammt!

Halt doch die Klappe, Night!

Sie schalt sich in Gedanken selbst, denn sie hatte schon wieder unüberlegt geredet.

Ein Vibrieren riss sie jedoch aus ihrer gedanklichen Schimpftirade und Night griff ohne zu zögern in ihre Tasche, um das Display zu betrachten, bevor sich ihre Miene verfinsterte.

“Ich muss gehen.“, war das einzige, das Light das Mädchen sagen hörte, bevor diese mit einer derartigen Eleganz aufsprang und aus dem Lokal rauschte, dass sämtliche Blicke hinter ihr her hingen.
 

Night konnte es nicht ausstehen, sie so sitzen zu lassen, doch ihr blieb keine andere Wahl, sie musste gehen.

Erneut griff sie nach ihrer Tasche und sah auf das grell leuchtende Display ihres Handys.

Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und sie konnte ein Zähnefletschen nicht unterdrücken, bei dem ihre langen Eckzähne gefährlich blitzten. Das war es auch, was Light vorhin so erschreckt hatte.

Nightmare hatte versehentlich ihre Reißzähne gezeigt und damit ihr Geheimnis gefährdet.

Die Schwarzhaarige erhob ihren Blick und sah einen schwarzen Opel Corsa an.

Er war bereits hier.

Mit einem leisen Fauchen ging sie widerwillig zu dem Wagen und stieg ein.

Das Wesen aus der Hölle musste wieder zurück zum Teufel.

Wie ein dressiertes Hündchen.
 

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So jetzt auch mal n Kommi von mir zu der Geschichte:

Mittlerweile arbeitet ein Freund von mir daran mit, also wird es bei 2 Sichten bleiben, allerdings dauert die Kapitelfertigstellung länger, dafür werden sie auch um einiges länger :)

Ich bitte um n Feedback, wies euch so gefällt, Verbesserungsvorschläge und Anreiz sind immer willkommen^^

Viel Spaß mitm dem nächsten Kapitel ;)

Diesmal wirds brutal.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BrokenPride
2012-11-06T20:35:27+00:00 06.11.2012 21:35
Rawr, ich wusste dass sowas in die Richtung kommt, aber es ist einfach so toll geschrieben. Die arme verwirrte Light :D
Macht schnell weiter ihr zwei
*Kekse da lass*

XOXO :*


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