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Schokoladendiebe

Ein Adventskalender (2012)
von

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Auf der Lauer

Auf der Lauer
 

„Hey! Ich hatte schon Angst du hättest es dir anders überlegt“, Eddy war an der Tür und strahlte sie an, und die fleischig-weichen Lippen des Afroamerikaners blieben zu einem breiten Lächeln verzogen selbst als er sie zur Begrüßung küsste. Eddys Augen strahlten vor Freude, und Julia warf alle Zweifel über Bord, welche sie auf dem kurzen Weg von der Metro-Station bis hier her im eisigen Wind, welcher Schnee durch die New Yorker Suburbs trieb und jeden frösteln machte, heimgesucht hatten. Julia fühlte in ihrer Manteltasche nach dem zerknitterten Ausdruck der Umgebung, in welcher die Wohnung, in welcher Eddy lebte, lag. Sie realisierte, dass in ihrer anderen Hand noch immer der kleine Zettel lag, auf welchem sie die Wegbeschreibung handschriftlich vermerkt hatte. Zur Sicherheit – sie konnte sich gut und schnell orientieren. Immerhin war sie Mitglied eines fahrenden Zirkus'. Sie steckte den Zettel in ihre Manteltasche und lächelte schief. „Ach, ich trotze doch stets Wind und Wetter für dich“, erwiderte sie augenzwinkernd und ließ sich in die Wohnung hineinziehen.

Sie kicherte, während Eddy die Tür hinter ihr schloss und an sie herantrat, um ihr aus dem Mantel zu helfen. Manchmal konnte er ein wahrer Gentleman sein – wenn er denn wollte. Julia fühlte sich jedes Mal aufs Neue verlegen, wenn er dies tat. Sie war daran gewohnt, sich um sich selbst zu kümmern und oft auch um ihren Bruder. Sie konnte auf sich aufpassen. Andererseits.. „Danke“, sie lächelte den Afroamerikaner an und platzierte ihre Stiefel neben Sneakers, welche etwas zu klein für Eddys Füße waren. Wem sie wohl gehörten?

Die Spanierin blickte sich neugierig um, allerdings konnte sie von ihrem Stand neben der Garderobe nur wenig von der Vierzimmerwohnung ausmachen. „Und hier wohnst du also?“, sie machte ein paar unschlüssige Schritte nach vorne, lächelte Eddy schief an, welcher erschrocken blinzelte, als erwache er aus einem Tagtraum. Seine weichen Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln, während er ihre Hand in seine nahm und sie mit sich in den nächsten Raum zog – das Wohnzimmer. „Ich führ' dich rum“, versprach er. Vom Wohnzimmer aus schien man in alle Zimmer zu gelangen, und Julia fragte sich unwillkürlich, welcher der Räume Eddies war, und wie es darin aussehen mochte. Ob es so chaotisch war wie ihre Wohnwagenhälfte? Oder säuberlich aufgeräumt?

Julias Blick fiel auf einen kleinen Tisch mitten im Raum, auf welchem ein kleiner Baum thronte. „Und ich dachte immer, meine Familie wäre die einzige, die Baumspitzen aufstellt“, bemerkte sie schmunzelnd und knuffte ihren Gastgeber spielerisch. Eddy schien sich nicht ganz sicher zu sein, was er darauf erwidern sollte, darum beeilte Julia sich, hinzuzufügen: „Das ist besser als die Riesenbäume, für die alle Jahre wieder ganze Landstriche leergeräumt werden“ - „Herzlichen Dank!“, ertönte da eine Stimme aus der Tür hinten links, und Julia verkrampfte sich leicht als sie sich zu Eddys Mutter umdrehte. Sie lehnte mit lose verschränkten Armen im Türrahmen und musterte sie einen Moment lang, ehe sie sich aus ihrer Position löste und auf die junge Spanierin zutrat, ein Tuch zum Geschirrtrocknen über die Schulter gelegt. Sie musste wohl aus der Küche kommen. „Du musst Julia sein“, Mrs. Wheeler lächelte ein breites, gewinnendes Lächeln, welches Julia sehr gut von ihrem Freund kannte, „Eddy-boy hier hat schon so viel von dir erzählt!“ Julia war im ersten Moment schier überwältigt vom Empfang, der ihr hier geboten wurde. Sie hatte ein leicht anfeindendes Schweigen erwartet wie es von ihrer Familie gekommen war als sie Eddy dort vorgestellt hatte. Julias Lächeln wurde ungezwungen und sie ergriff die ihr dargebotene Hand, drückte sie. „Nenn' mich Rachel“, erklärte Mrs. Wheeler mit freundlichen, dunklen Augen, und Julia lächelte breit. „Freut mich sehr“
 

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Im Laufe des Abends kam auch Eddys kleiner Bruder hinzu – der nicht einmal so klein war wie gedacht. Julia kam sich zwischen all den hoch gewachsenen Afroamerikanern beinahe klein und hilflos vor wie eine Maus, hätte sie nicht gewusst, sie konnte Eddy locker im Armdrücken besiegen. Doch dies war eine Geschichte, welche im Moment noch unter Verschluss blieb, und Eddies Mutter hatte irgendwann diese wunderbar amüsanten Kinderfotos der beiden Brüder hervorgekramt..

Julia kicherte in sich hinein, während sie auf ein besonders niedliches Badewannen-Foto deutete. „Du siehst sowas von süß aus!“, teilte sie ihrem Freund mit, welcher den Arm um sie geschlungen und den Kopf in ihrem Nacken verborgen hatte. Von ihm kam bloß ein gedämpftes Grummeln. „Gar nicht wahr!“ - „Hey, mein Bruder und ich haben nur Showfotos, ich hätte gerne auch sowas Alltägliches“, erwiderte Julia und knuffte ihn spielerisch in die Seite. Sie fühlte das Grinsen von Eddys Lippen als er einen Kuss auf der Partie ihres Nackens platzierte, welche ihr Oberteil freiließ.
 

Und dann war es urplötzlich zu spät, um die letzte U-Bahn zurück in die Stadt zu nehmen, und Julia fand sich in Eddys Zimmer wieder, welches die richtige Mischung aus chaotisch und aufgeräumt hatte, mit einem übergroßen T-Shirt ihres Freundes in den Armen, während dieser sich im Badezimmer umzog. Sie lächelte schief in sich hinein, als ihr Blick auf ein gerahmtes Bild von ihnen beiden fiel, welches von ihrem ersten Date stammen musste. Sie beide sahen noch etwas unsicher nebeneinander aus, noch unsicher, wie weit sie einander berühren konnten und wie weit es schon eine Grenze überschritt. „Ich wusste nicht, dass du das noch hast“, meinte sie zum hoch gewachsenen Afroameikaner, als dieser eintrat. Eddy lächelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf, ließ sich von ihr jedoch näher ziehen und erwiderte Julias Kuss mit hingerissenem Seufzer. Die junge Spanierin kicherte in sich hinein. „Sollen wir ins Bett?“, fragte sie und blickte Eddy mit diesem besonderen Blick an, von unten herauf und so betont unschuldig, dass es Eddy ein Auflachen entlockte. Er hob ihre verflochtenen Hände an seine Lippen und drückte seine Lippen auf Julias Fingerknöchel. „Etwas kommt noch“, erwiderte er mit strahlenden, dunkelbraunen Augen, die Julia an flüssige Schokolade erinnerten.

Sie kauerten sich neben dem Tisch des Weihnachtsbaums auf den Boden, eingehüllt in eine weiche, warme Decke, und Julia fühlte sich bald schläfrig, derart an Eddy gelehnt. Sie schmunzelte. „Und was machen wir hier?“, fragte sie gegen die Brust des Basketballers. „Wir warten“, erklärte Eddy leise, mit kaum hörbarer Stimme. Julia schmunzelte. „Worauf denn?“ - „Den Weihnachtsmann“, antwortete Eddy so ernst, dass er Julia ein leises lachen entlockte. „Ernsthaft?“

„Als ich klein war, habe ich mich immer unter dem Tisch versteckt“, erzählte Eddy, „Und auf den Weihnachtsmann gewartet. Ich bin irgendwie immer eingeschlafen, aber einmal hat mich etwas geweckt, das so klang wie der Weihnachtsmann!“ Julia lächelte schief, schmiegte sich enger an ihre Wärmequelle und fragte murmelnd: „Wie hört sich ein Weihnachtsmann an?“

Eddys Brust vibrierte vor dem leichten Lachen, welches sich über seine Lippen schlich. „Ich hab's vergessen“, gab er zu, „Deswegen liegen wir jetzt ja auch auf der Lauer“



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