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After Crisis

Final Fantasy 7
von

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Getrennte Wege

„So langsam geht ihr mir gehörig auf die Nerven, ihr aufgeplusterten Wichtigtuer! Ich sag es euch noch ein letztes Mal, ich will meine ‚Materia’!“

Fünf Soldaten standen um ein Mädchen herum, das versuchte mit fuchtelnden Armen diese abzuschrecken.

„Es würde nichts Gutes verheißen, Materia in den Händen, einer solchen Göre wie dir zu wissen! Du hast außerdem überhaupt nichts hier bei World Soldier verloren, also suche lieber ganz schnell das Weite, sonst…“, sprach einer der Soldaten, der langsam sein Schwert umklammerte, um sich für einen Angriff bereit zu machen.

„Aaaa! Wisst ihr was, ihr hirnlosen Schnösel? Noch viel schlimmer ist es, wenn ihr die Materia bunkert! Ich will den Planeten schützen, vor euren schrecklichen Vorhaben, die sicherlich noch kommen werden! Ich traue euch nämlich nicht…Was ist denn jetzt? Kriege ich meine Materia endlich zurück?“, fragte das Mädchen, ohne Furcht von so vielen Soldaten umringt zu sein.

„Du gehst zu weit, Nervensäge!“, meinte ein Soldat und richtete sein Schwert auf sie.

„Was in Gaia’s Namen geht hier vor?“, wollte Miceyla wissen, die Lautstärke dieses Tumultes hatte sie herbeigelockt. Sie drängte sich zwischen die Soldaten und riss verwundert die Augen weit auf, als sie Yuffie erkannte. „Ich glaube es ja nicht! Yuffie, was machst du denn bei World Soldier?“ In ihrer Stimme lag ein Lachen, dass es zu Yuffie’s Art passte, sich mit größeren Soldaten anzulegen.

„Bin ich froh, endlich jemand der mich versteht und den ich kenne! Zwar werde ich niemals hinter World Soldier stehen, aber hinter dir Miceyla, stehe ich allemal!“, sagte Yuffie mit der Spur von Erleichterung.

„Du kennst das Mädel, Miceyla? Wir fanden eine beachtliche Menge an Materia, die wir logischer Weise gleich sichergestellt haben. Und da kommt ‚die’ doch tatsächlich und behauptet, dass würde alles ihr gehören!“, schimpfte ein Soldat, wobei er einen beschuldigenden Blick auf Yuffie warf.

„Gut, gut. Das reicht mir nun! Es hat keinen Sinn weiter darüber zu streiten, ich kläre das mit ihr allein. Geht jetzt bitte!“, schlichtete sie einen ernsten Streit, der bald auszubrechen drohte.

Mit einem verächtlichen Schnauben ließen die Soldaten von Yuffie ab, die eine Grimasse zog, als diese verschwunden waren. Dann fiel sie erstmal Miceyla um den Hals, um sie richtig begrüßen zu können.

„Yuffie, ich nehme mal an, dass die Materia wirklich dir gehört hat. Ich war neulich auf einer Mission, um Makonite zu bergen, du musst wissen, dass World Soldier diese Ressourcen vor verschwenderischen Personen in Sicherheit bringen will“, erklärte sie der sturköpfigen Wutaijanerin, woraufhin Yuffie nur skeptisch die Augen zusammenkniff.

„Ach, ist das so? Aber gut, deiner Vertrauenswürdigkeit möchte ich Glauben schenken. Du, der eigentliche Grund für mein Kommen, ist allerdings gar nicht die Materia, nein, ausnahmsweise einmal wirklich nicht! Es gibt wichtigeres…Seit einiger Zeit mache ich mir große Sorgen um Vincent. Du weißt genauso gut wie ich, dass er eine sehr in sich gekehrte Persönlichkeit ist und bei Problemen nicht gleich angerannt kommt. Als ich seine Unruhe bemerkte, da er immer öfter wieder Lucrecia aufsucht, konnte ich ein paar Details, bei unserem letzten Aufeinandertreffen, aus ihm herausquetschen. Er sprach von einer Bedrohung, etwas das sich in unsere Welt eingeschlichen hat. Du weißt auch bereits davon, so sagt Vincent. Und dann war noch irgendwas mit dem Lebensstrom, was er erwähnte… Aber, o man, o man! Ich blicke da selbst nicht durch worum es geht, zwar packt mich die Neugierde, doch ich finde, ich sollte mich zurückhalten und es dir überlassen mit Vincent zu reden“, machte Yuffie Ansätze über Dinge, die sich bei ihr in der Unwissenheit widerspiegelten.

Miceyla filterte aus Yuffie’s Worten, die Erinnerungen an die letzten verheerenden Ereignisse heraus und begriff schnell worum es ging. Sie teilte Yuffie’s Meinung, sich nicht da einzumischen, zumindest noch nicht. Ebenso war es besser, dass keine großen Mengen an Personen, Wind von einer neuen Gefahr bekamen. Der Gedanke an unbekannte Dämonen, würde kurzer Hand riesige Panik und das Chaos auslösen. Aufs Neue wurde Miceyla erinnert, woran sie eigentlich gar nicht erinnert werden wollte, sie dachte daran, wie ihr in der Mine alles entrissen wurde. Ihre Gefühle, ihr Geist, mit einer solchen Hilflosigkeit hatte sie vorher noch nie zu tun gehabt. Sie wusste doch von dieser großen Gefahr und warum verdrängte sie dann die Anzeichen, des heraufbeschworenen Dilemmas? Und welche wärmenden Gefühle waren es, die das Böse und ihre Angst überspielten?

„Miiiceeeylaaa! Träumst du? Hast du mir überhaupt zugehört?“, riss Yuffie sie aus ihren Gedanken und machte vor ihren Augen fuchtelnde Handbewegungen.

„Selbstverständlich habe ich mit angehört, was du zu sagen hattest. Ich bin mir über die Ernsthaftigkeit der neuen Probleme bewusst. Ein Ort ist es, den ich anvisieren sollte, an dem ich Vincent sofort finden kann und dann rede ich mit ihm. Länger kann ich meinen Befürchtungen nicht mehr aus dem Weg gehen…“, antwortete Miceyla etwas trüb.

„Schön, viel Erfolg! Ich hoffe doch sehr, dass es nicht allzu ernst ist, worum es auch immer gehen mag! ...Und ach ja, meine Materia werde ich trotz allem wieder sehen, verlass dich darauf! Tschüssie!“, kam ein selbstgefälliger Abschied von Yuffie und schoss pfeilschnell auf den Ausgang von World Soldier zu.

'Yuffie, Yuffie, Yuffie! Aber du hast Recht, am besten ich suche Vincent noch heute auf und spreche mit ihm', dachte Miceyla und überlegte, ob sie World Soldier einfach mal so spontan verlassen konnte. Hier ging es jedoch um etwas, was den gesamten Planeten betraf. Dem Direktor sollte sie besser nicht sagen wohin sie ging, er würde dies nicht akzeptieren.

Sie fuhr nach oben auf die Soldaten-Etage, sie dachte nach und lief dabei ziellos hin und her, die gesamte Etage ab. Ihre Überlegungen brauchten zu lange. Da sah sie Ayko mit noch zwei anderen Soldaten, an seiner Gestik konnte Miceyla erkennen, dass er die beiden einer Missionsunterweisung unterzog. Sobald die Soldaten sich entfernt hatten, lief sie zu ihm hinüber.

„Hallo Miceyla! Wie geht es dir denn, ich hoffe doch gut!“, begrüßte Ayko sie in seiner altbekannten Freundlichkeit.

„Es geht schon…Ich muss dir etwas mitteilen, ich gehe noch heute weg, etwas weiter als sonst und ich weiß nicht, ob ich es schaffe schon morgen wieder hier zu sein. Man kann es als eine Art Mission sehen, wie man das nimmt… Mit einem Freund von mir muss ich reden, aber das kann ich…“, begann sie ihm anzuvertrauen, was sie vorhatte.

„…Niemandem sagen, dass verstehe ich! Das scheint dir sehr wichtig zu sein, wenn mich jemand fragt wo du bist, sage ich…“. Ayko verstummte, als ein Genesis auf ihn zu marschiert kam, erneut lag dieser zornige Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Was ist wichtig, Miceyla? Warum gehst du dann zu ‚ihm’? Keine gute Idee, glaub mir! Ayko, was starrst du mich so an? Ich habe keine Lust, dauernd alles wiederholen zu müssen, geh und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!“, wies er Ayko zurecht.

„Tut mir leid Miceyla“, flüsterte er ihr traurig zu und verschwand, wobei er Genesis’ scharfen Blick auswich.

Ihr verschlug es die Sprache, wie ging er bloß mit dem unschuldigen Ayko um? Als Miceyla noch nicht bei World Soldier war, ist dies bestimmt anders gewesen. Irgendetwas stimmte da nicht… Sie seufzte, dass die Probleme sie nur so umzingelten.

„Dieser halbstarke zweite Klasse Soldat, kann dir nicht weiterhelfen! Komm zu mir, was immer dir auf dem Herzen liegt“, meinte Genesis und seine einfühlsame Tonlage und sein leidenschaftlicher Blick, zogen sie in seinen Bann.

„Ach Genesis, was soll ich dir darauf nur antworten? Dir ist doch gleichgültig, ob ich mit einem Soldaten, Forscher oder einem meiner Freunde spreche, nur bei Ayko ist das anders, warum? In letzter Zeit verhältst du dich…Wie dem auch sei, ich wollte mich eigentlich um etwas anderes kümmern. Ich muss mit einem guten Freund reden, Vincent ist es, wenn du dies unbedingt wissen willst! Es geht um… Aber natürlich nur, wenn der ‚große erste Klasse Soldat’ mich gehen lässt!“, erklärte sie nun auch ihm, wollte aber den Gesprächsgrund nicht aussprechen. Jedoch konnte Genesis auch so erahnen, worum es gehen musste.

„Klar lasse ich dich gehen, würde ich mich dem etwa verweigern? Ich werde Direktor Karin auf Trab halten, damit er von deinem kleinen Ausflug nichts mitbekommt. Das Schicksal will sicherlich auch, das…“. Da hörte er abrupt auf und kehrte ihr den Rücken zu.

„Was will das Schicksal auch? Genesis!“, wiederholte Miceyla seine Worte und verlangte nach einer Antwort. Ihr gefiel es nicht, dass anscheinend alle um sie herum, ein Geheimnis vor ihr verbargen. Diese Gewissheit machte sie sehr traurig.

Genesis aber, lief schon langsam davon. „Mach’s gut, Miceyla!“, kam ein knapper Abschied von ihm.

Sie wollte keine weiteren Gedanken an ihn verschwenden, sie musste sich darauf konzentrieren, so unbemerkt wie möglich das Gebäude zu verlassen.

Es galt die Höhle von Lucrecia aufzusuchen!
 

Miceyla war an diesem sagenumwobenen Ort, noch nie zuvor gewesen. Der einzige Hinweis den sie verinnerlichte war, dass die Höhle sich in der Nähe von Nibelheim befand. Vincent anzurufen, damit er über ihr Kommen Bescheid wusste, war nicht nötig.

In dem kleinen Dorf Nibelheim angekommen, suchte sie erst einmal Rast und kehrte dafür in die dortige Herberge ein, um erholt ihren weiteren Fußmarsch antreten zu können. Lange blieb sie nicht, nach einer kurzen Weile des Ausruhens, verließ Miceyla das Heimatdorf von Cloud und Tifa wieder und schlug die südliche Himmelsrichtung ein. Immer mehr hohe Berge umringten sie, dazwischen lagen große Täler, manche von ihnen waren dicht bewaldet. Hier und da flossen schmale bis breite Bäche, die ihren Weg kreuzten. Sie vernahm sogar die Geräusche eines Wasserfalls, daraufhin entdeckte sie einen, der von einem Berg in die Tiefe plätscherte. Am Fuße des Wasserfalles, sammelte sich dessen Wasser in einem kleinen See.

Der Himmel war klar und es störten sie nur wenige Monster, was ihr schon fast eine idyllische Atmosphäre einbrachte. Sie suchte die Berge in ihrer Umgebung nach Höhlen ab, konnte aber nirgends eine finden. Ihr Pfad wurde steiler und ihre Füße trugen sie mehr nach Südosten. Geradeaus sah sie dann in dem Gipfel, eines vor ihr aufragenden Berges, einen großen schwarzen Höhleneingang. Der Weg führte Miceyla automatisch zum besagten, breiten Berg, den sie ohne Probleme besteigen konnte.

Zögernd stand sie nun vor dem Eingang der Höhle und nach einer kurzen Verinnerlichung warum sie hergekommen war, ging sie leisen Schrittes hinein. Am Boden strahlten Kristalle, die sich um einen riesigen, in der Mitte emporragenden Kristall sammelten. In diesem leuchtenden Kristall, lag eine wunderschöne Frau eingehüllt, die niemand anderes war als Lucrecia Crescent. Der Boden um diese herum, war mit seichtem Wasser bedeckt, in dem die Spiegelbilder der Kristalle tanzten, wenn ein Wassertropfen von der Decke hinab fiel. Der Kristallschein warf ein angenehmes Licht. Miceyla atmete die kühle und reine Luft ein.

Vincent saß am Boden, den Blick gesenkt, auf das Wasser gerichtet, welches sich immer wider in Bewegung kräuselte. Geräuschlos setzte sie sich neben ihn und betrachtete Lucrecia in ihrem Kristall. „Wahrhaftig, deine Beschreibungen über sie stimmen mit jedem Detail überein“, brach sie in einem sanften Ton die Stille.

Er hob seinen Blick an und sah ebenfalls zu der jungen Frau hinüber. „Manchmal stelle ich mir vor, dass Lucrecia erneut herabsteigt, über das Wasser zu mir gelaufen kommt und sagt, ’alles sei nur ein Traum gewesen, ich bin jetzt bei dir und werde niemals wieder fortgehen’…“, vertraute Vincent ihr seine Vorstellungen an.

„Ich bin nicht anders, oft träume ich auch am Tag, sehe Dinge, stelle mir Sachen vor die anderen verborgen bleiben. Aber was wären wir ohne Träume? Ich wäre nicht ich selbst, hätte ich keine Träume…Sag mal, Lucrecia kann uns hören, oder? Und denken, sie ist nicht wirklich…du weißt schon…“, sagte sie, wobei ihre Augen weiterhin den eindrucksvollen Kristall fixierten.

„Ja, das ist wahr. Doch im Moment, sind ihre Sinne noch verschärfter als gewöhnlich. Sie war es auch, die mir mitteilte, dass du in der Mine Hilfe benötigt hast. Und ich glaube, unruhige Schwingungen im Lebensstrom, sind bis zu Lucrecia durchgedrungen, damit die warnenden Seelen erhört werden“, sprach Vincent langsam, die dem Planeten ihm unbekannte Gefahr an. Erst jetzt blickte er zu der neben ihm sitzenden Miceyla und sah, wie das Kristalllicht ihre Augen zum Leuchten brachte. Es wärmte ihn, eine so gute Freundin zu haben, die solch weiten Weg auf sich nimmt, nur um mit ihm an diesem Ort reden zu können.

„Du meinst also Lucrecia weiß über die Hulax Bescheid?“ Miceyla hatte mit dem Aussprechen dieser Frage zu kämpfen, da sie das Gegenteil hoffte.

„Hulax…heißen so die uns unbekannten Dämonen? Weißt du aus welcher Welt sie kommen, aus deiner nicht, dass ist mir gewiss. Es muss doch etwas geben, was wir unternehmen können. Ich bin allerdings ziemlich ratlos, wie man ein unsichtbares, Seelenverschlingendes Wesen besiegen sollte…“, grübelte Vincent, unschlüssig über zukünftige Handlungen.

Unwohl fühlte sich Miceyla, in dem Gedanken gefangen zu sein, dass sie die einzige war, die über Hulax Bescheid wusste. „Möglichkeiten gibt es immer, eine Sache angehen zu können, egal wie unscheinbar einem die Situation vorkommt. Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn wir uns alle mal treffen würden, mit ‚uns alle’ meine ich uns von AVALANCHE, Cloud’s Gruppe. Am besten im Seventh Heaven, dann kann ich euch allen von den Dämonen erzählen, was ich so darüber weiß. Auch wenn ich das nicht wirklich gerne tu…“, schlug sie vor und war davon überzeugte, dass ihr Einfall Sinn machte.

Vincent nickte, während er sich langsam erhob. „Das ist sicherlich besser, als wenn jeder für sich auf einer Lösung herumbrütet. ...Lucrecia, immer wenn ich hier bin spüre ich, dass meine Gefühle für sie geblieben sind. Shelke sagte, ich solle abschließen, doch ist das überhaupt möglich? ...Und wie steht es mit dir?“, fragte er mit einem freundschaftlich, forschenden Gesichtsausdruck.

Miceyla’s Herz schlug schneller vor Freude, dass zwischen Vincent und ihr solch tiefgründige Wurzeln lagen, um so offen sprechen zu können. „Wie meinst du das? Bin ich gekommen, um mit dir über die Liebe zu sprechen? Alles ist wie immer, denke ich zumindest. …Vincent, was soll dieser trügerische Blick, huh? Gibt es etwas, dass du vor mir verbirgst?“, meinte sie mit belustigt, schiefgelegtem Kopf.

„Sag du es mir doch…“, konterte er schmunzelnd.

Sie betrachtete Vincents eiserne Hand, dann nahm Miceyla diese sachte und hielt sie gedrückt. Ihre Gedanken trugen sie fort, fort zu demjenigen, der ihr den Verstand geraubt hatte.

„Gefühle verleiten uns oft Dinge zu tun, denen wir sonst mit gekehrtem Rücken

gegenüberstehen, gib Acht davor… Nun gut, unser Treffen sollte sobald wie möglich stattfinden. Ich bemühe mich darum alle zusammenzutrommeln, hoffentlich auch die Sturköpfe Barret und Cid. Allerdings sollte es jeder als ein wichtiges Anliegen sehen, wieder an der Seite alter Freunde zu kämpfen und sich gemeinsam mit neuen Gefahren auseinanderzusetzen. Versuch du mal nur, Miceyla, dass du deinen Kopf frei bekommst. In Ordnung, meine Liebe?“, stellte er den Plan von ihrem Treffen fest, mit einer Selbstverständlichkeit, wie er normalerweise nie eine Situation konfrontieren würde. Und anscheinend wusste Vincent ganz genau, wie es in ihr aussah.

„’In Ordnung’. In der Gruppe zu reden, wird uns beiden gut tun. Ich gehe dann jetzt mal…und du, kommst du mit?“, fragte sie sanft und wünschte sich, Vincent von Lucrecia’s Höhle lösen zu können. Doch er hielt schon wieder den Kopf, in Richtung des großen Kristalls gedreht. „Ich bleibe noch etwas…Schon bald sehen wir uns wieder“, versprach er, seine rötlichen Augen schienen durch Lucrecia hindurch zu sehen, in die Zeit, in der sie noch lebte.

„Nicht leicht ist es abzuschließen, dass weiß ich selbst…man schafft es einfach nicht, über alles hinweg zu kommen. Bis dann…Vincent“, kam ihr Abschied und war sich darüber bewusst, dass weitere Worte überflüssig gewesen wären. Und so ließ Miceyla die beiden alleine, verließ die Höhle ebenso leise, wie sie diese betreten hatte.
 

In World Soldier schwamm die Zeit fort, so kam es Miceyla vor, in den letzten Tagen seit sie in Lucrecia’s Höhle gewesen war. Sie fühlte sich unter ständiger Beobachtung, sobald sie ein paar Worte mit Ayko wechselte, selbst in seiner Nähe. Natürlich war es Genesis der sie überwachte, immer die gleichen unfreundlichen Kommentare und immer dieselbe Verächtlichkeit, mit der er Ayko konfrontierte. Es gab für Miceyla keinen Sinn, wenn sie mit jemand anderen sprach, egal ob Soldat oder Forscher, verhielt sich Genesis ganz normal und gelassen. Und warum bei Gaia, war dies bei Ayko nicht der Fall? Er wich sogar jeglichen Augenkontakt mit ihr aus und zwang sich zu einer Beschäftigung, immer in der Angst, ein Genesis könnte ihn bei Miceyla erwischen und blöd anmachen. Das alles hielt sie nicht mehr aus, sie wollte mit Ayko reden, wann und wo sie es wollte! So durfte es nicht weitergehen, er brauchte sie, ebenso wie sie ihren neuen engen Vertrauten bei World Soldier benötigte. Die ganze Zeit schon nahm sie sich vor, Genesis zur Rede zu stellen. Doch entweder war er nicht da oder aber, wenn sie bereit dazu vor ihm stand, hüllte sie seine schmeichelhafte, gefühlvolle Art ihr gegenüber so sehr ein, dass in ihrem Innern jegliche Wut über sein Verhalten, wie gelähmt war.

Gerade fand sie Ayko, welcher den Trainingsraum verließ, glücklich sah er nicht gerade aus. Demonstrativ lief sie auf ihn zu, der direkt zusammenzuckte als er sie sah und hastig umher blickte, als sei er in einem feindlichen Gebiet.

„Miceyla! Wenn Gen…“, begann er mit erschrockener Stimme, doch sie fiel ihm gleich ins Wort. „Genesis ist auf Mission! Ayko hör mir zu, willst du denn wirklich das es so weiter geht? Also wenn du mich fragst, geht mir die momentane Lage gewaltig gegen den Strich. Ich will endlich den Grund wissen, warum dich Genesis so fertig macht, besonders wenn er dich mit mir sieht!“, sprach sie aufgebracht.

„Nein das will ich nicht, mir geht es da genauso, glaube mir! Langsam habe ich schon das Gefühl, dass Genesis’ Augen mich auch nachts beobachten. Unheimlich…Aber ich habe eine ganz klitzekleine Ahnung, was ihn zu diesem Verhalten treibt…“, gab er zu und sie spürte bei ihm eine noch größere Unsicherheit, die Ayko ohnehin schon besaß.

„Ja, im Ernst? Was ist es denn?“, fragte Miceyla neugierig, auf einen Hinweis hoffend.

„Ach nichts, nichts von großer Bedeutung. Wirklich!“, meinte er darauf, überzeugend klang dies jedoch nicht. Seufzend stellte sie fest, dass sie ihn nicht zwingen konnte, es ihr zu sagen.

„Ich muss die Antworten anscheinend aus Genesis heraus quetschen, etwas anderes fällt mir nicht ein. Noch heute! Das heißt, wenn ich ihn nach seiner Rückkehr noch erwische“, schlussfolgerte sie ernst, musste sich aber ein Lächeln verkneifen, als Genesis’ Gesicht vor ihr erschien. 'Mensch Miceyla, jetzt reiß dich doch mal zusammen!' , dachte sie in einem Gefühlschaos, das sich in ihr breit machte.

„Häng dich nicht zu sehr da rein, ich denke das es nicht allzu viel Sinn mehr macht…Miceyla, ich schätze dich sehr, das weißt du! Ohne dich hätte ich nie erfahren von welch großer Bedeutung es ist, niemals aufzugeben und sich von seinem Mut und Hoffnungen zu trennen. Vielleicht jedoch auf einem anderen Weg…“, sprach er Worte, bei denen ein bedrückendes Gefühl der Trauer, in ihrer Brust ausgelöst wurde.

„Ayko, was willst du mir damit sagen?“, fragte Miceyla leise und hätte ihm am liebsten bei der Hand genommen.

„Du bleibst mir auf ewig eine gute Freundin…Ich habe noch etwas mit Direktor Karin zu besprechen. Besser gehe ich, bevor ‚er’ wieder zurück kommt“, meinte er und lief langsam an ihr vorbei, in Richtung des Aufzuges.

Kraftlos blieb sie stehen, ohne eine Vorahnung, was als nächstes passieren würde.
 

Miceyla fand Genesis am selben Tag einfach nicht, zwar hatte sie die Meldung erreicht, er sei wieder da, dennoch war er nirgends zu entdecken.

Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und sie fand es zwecklos, dass Gebäude von World Soldier, noch weiter auf der Suche nach ihm zu durchforsten. Plötzlich kam einer ihrer zweiten Klasse Kameraden auf sie zu gerannt. „Miceyla, er…Ayko…der Kommandant… unten…er will…“. Er war völlig außer Atem und sie konnte ihn kaum verstehen.

„Ruhig, langsam, hol erstmal tief Luft!“, besänftigte sie ihn.

„Ayko, er ist unten im Foyer, er will World Soldier verlassen! Für immer, endgültig! Er sagte, er wäre für das Leben eines Soldaten nicht geschaffen!“

Miceyla’s Herz schien still zu stehen, was hörte sie da gerade? „Nein, dass muss ein Irrtum sein! Unser Ayko würde doch nicht…!“, versuchte sie sich vom Gegenteil zu überzeugen, wobei ihre Stimme an zu zittern fing.

„Das ist es aber nicht! Miceyla, es bleibt nicht mehr viel Zeit! Ich konnte nicht an ihn herankommen, aber du, ihr seit Freunde. Du musste ihn dazu überreden hier zu bleiben!“, trieb er sie an, es ihm endlich zu glauben.

Sie schluckte tief. 'Ayko, tu das bitte nicht!' , betete sie in Gedanken und stürmte zum Aufzug. Mindestens zehn Mal drückte sie, doch er kam einfach nicht. Warten hielt sie jetzt nur auf und so nahm Miceyla die Treppe und flog die Stufen regelrecht hinunter.

Geriet nun alles aus den Fugen? Und tatsächlich, sie sah Ayko der durch den Ausgang von World Soldier lief, mit gepacktem Koffer und seinem Schwert, welches auf dessen Rücken klemmte.

„Ayykooo!“, schrie sie durch das gesamte Foyer und zog damit die Aufmerksamkeit aller Passanten und Angehörigen von World Soldier auf sich, was ihr aber völlig egal war.

„Ayko, was hast du vor?“, fragte Miceyla panisch, als sie ihn im Freien erreicht hatte.

Langsam blieb er stehen, senkte den Kopf und wusste, dass seine neue Freundin eine Erklärung verdiente, warum er gehen wollte. „Es ist besser so, schon bei Shinra hatte es nicht funktioniert. Ein nichtsnutziger Schwächling bin ich, ja das stimmt. Ich bin einfach nicht dazu bestimmt, ein Soldat einer Eliteeinheit zu sein. Mir fehlt es an Willensstärke, mit der Zack und du gesegnet worden seid…Also was will ich hier noch länger?“, teilte er ihr mit und klang dabei so als wolle Ayko alles aufgeben, seine Träume, sich selbst, einfach alles.

„Was sagst du denn da? Ist dir nun jeder Funken Mut entrissen worden? Ob du es glaubst oder nicht, auch ich zweifle oft, schaffe es aber immer wieder dank meiner Freunde und Träume, nach vorn zu blicken! Und du wiederholst die Worte von Genesis…er trägt Schuld daran, dass du nun schon so weit gehst uns zu verlassen! Wahrscheinlich hat er dich hinter meinen Rücken, so lange in die Enge getrieben, bis du von World Soldier fort gehen wolltest! In dir sieht er bestimmt einen Konkurrenten, den er nicht dulden kann, jetzt wo er es bis an die Spitze geschafft hat! Oh Genesis, du…du…Aaahh!“, sprudelte die Überzeugung aus ihr heraus, Genesis sei an Ayko’s Hoffnungslosigkeit schuld.

„Gib Genesis nicht die Schuld daran, nicht er ist der Grund weswegen ich gehen will, mit dem wäre ich schon irgendwie fertig geworden…“, meinte er, als wären die ganzen Beschimpfungen der letzten Zeit, einfach an ihm vorbeigerauscht.

Und irrte sie sich da etwa oder nahm er Genesis wirklich in Schutz? „Sag mir, wie geht es jetzt für dich weiter? Was willst du Zalona sagen, dass du aufgegeben hast? Ich dachte du wolltest für sie kämpfen und stark sein, ihr den Mut schenken, dass ihre Krankheit heilbar ist! Willst du, dass ihr gemeinsam in der Verzweiflung versinkt? Einen Traum hattest du, nein, du hast ihn immer noch! Das weiß ich, einen Traum der dir erfüllt werden kann! Ayko, du bist zweite Klasse, Kommandant, besitzt ein gutes Herz, hast einen großen Sinn für Gerechtigkeit und sorgst dich um andere. Du kannst einem Soldaten wie Zack ebenbürtig werden! Ich fühle, dass du dies innerlich verneinst, aber Zack würde das genauso sehen, ich habe ihn schließlich gekannt! Aufhalten kann ich dich nicht, doch ich bitte dich, flehe dich an bei World Soldier zu bleiben…“, suchte Miceyla Worte der Möglichkeit, ihn zurück zu holen. Und als sie stoppte bemerkte sie, wie die Tränen der Gewissheit, Ayko in Zukunft nicht mehr sehen zu können, über ihre Wangen rollten.

Er vermied in ihr Gesicht sehen zu müssen, um nicht von ihrer Trauer angesteckt zu werden.

„Wie soll ich ohne dich bei World Soldier denn weiter machen…“, wisperte sie, da nach einer Weile immer noch keine Antwort gekommen war.

„Du bist außergewöhnlich Miceyla, dich zu vergessen ist unmöglich. Sicher bin ich mir, dass du und deine Freunde es schaffen werden, den Planeten von den Dämonen zu befreien. Für mich muss es einen anderen Weg geben…Dennoch hoffe ich, wir sehen uns einmal wieder…Auf Wiedersehen, Miceyla…“, kam ein knapper Abschied, der allerdings in einem Schluchzen endete.

Sie blickte Ayko hinterher, wie er den Helikopter bestieg, welcher ihn nach Hause bringen sollte. Durch ihre Tränen überfluteten Augen sah sie verschwommen, dass dieser hinfort flog. Miceyla verlor jede Fassung. „Aaaahhh! Neeeeiiiin“, schrie sie und sank kurzerhand auf die Knie. Leise Schritte stoppten dicht neben ihr.

„Es ist nur zu unserem Besten, dass Ayko einen anderen Pfad eingeschlagen hat. So einen unsicheren Bengel können wir bei World Soldier nicht gebrauchen!“, sagte Genesis zufrieden und so gelassen, als wäre er nun von allem Übel befreit.

In ihr kochte alles und sie bekam das Gefühl, wie ein Bomber zu explodieren. Hätte sie ein Schwert parat gehabt, sie hätte es Genesis ohne zu zögern in die Brust gerammt.

Dieser erschrak, noch nie hatte er Miceyla weinen und so voller Trauer gesehen. Erste Zweifel kamen in ihm auf, ob seine Taten richtig gewesen waren.

In diesem Augenblick fühlte sie sich schrecklich einsam und verlassen, sie sah in Genesis’ Augen, die sie auf einmal mitleidvoll ansahen, als wolle er seine soeben gesagten Worte wieder zurück nehmen. Ihr Herz wurde gewärmt, das zu zerspringen drohte.

Schwankend stand sie auf und senkte den Blick, dann fiel sie unaufhaltsam in Genesis’ Arme und weinte dort weiter.

Überrascht legte er seine Arme um Miceyla, jegliche Bereuungen bei ihm lösten sich wieder in Luft auf. Es stand fest, er war der einzige, der ihr jemals solch starke Gefühle schenken durfte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Leanne_Crescent
2013-01-06T19:45:44+00:00 06.01.2013 20:45
Uii :D
ICh bin die erste die etwas dazu schreibt :D
Also ich finde deine FF mega geil bisher :3
Und du beschreibst auch alles so schön :) Gefällt mir sehr und ich lese sie immer und immer wieder gern :3
Mach weiter so und ich freu mich auf das nächste Kapitel ^^

Leanne~


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