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After Crisis

Final Fantasy 7
von

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Erlösung

Miceyla schlug die Augen auf. Mehrere Verbände spürte sie auf ihrer Haut, doch beruhigend stellte sie fest, dass sie in einem bequemen Bett, in ruhiger Umgebung lag. Tief atmete sie durch, alles war nun vorbei und tastete noch einmal auf das Amulett um ihren Hals.

„Wie schön Frau Lucassen, dass Sie erwacht sind! Drei Tage haben Sie im Koma gelegen“. Ein Mann in einem weißen Kittel, saß jetzt neben ihrem Krankenbett und füllte sorgfältig eine Spritze mit Flüssigkeit.

„Habe ich etwas verpasst?“, fragte sie den Arzt schläfrig.

"Im Moment nach dem Unglück in Junon, gibt es nicht viel zu verpassen. Sorgen Sie sich darum mal nicht!“, antwortete er nüchtern und verabreichte ihr die Spritze.

Sie verzog das Gesicht, als sie dabei zusah, wie die grünliche Flüssigkeit nach und nach in ihrem Körper verschwand.

„Dank dem speziellen Aufpuschmittel sind Sie bald wieder fit und erhalten Ihre alte Konsistenz zurück. Sie haben Glück, nur Angehörige unserer Eliteeinheit dürfen es einnehmen, wegen der vorherigen Behandlungen und so weiter…“, erklärte ihr der Arzt.

Da war noch etwas, dass ihm auf der Zunge lag. Miceyla merkte es, doch er sagte nichts mehr dazu.

„Das selbe Aufpuschmittel, welches man schon den Mitgliedern von SOLDAT gegeben hatte. Es ist bestimmt genau das gleiche!“, meinte sie und wurde nachdenklich, ob dies Folgen haben könnte. Durch Genesis wusste sie von dem Makoreaktor und man konnte daraus nur schließen, dass auch in diesem Konzern, mit Mako in vielen Bereichen hantiert wurde.

Der Arzt kommentierte ihre Worte nicht, weder eine Bestätigung, noch eine Verneinung kam. Stattdessen kramte er in einem Medikamentenschrank und drückte ihr dann ein Päckchen Tabletten in die Hand. „Hier bitte! Das sollten Sie nun regelmäßig einnehmen. Aber übertreiben Sie es nicht! Das kann nämlich zu verheerenden Nebenwirkungen führen!“, mahnte er.

„Und die wären?“, forschte Miceyla belustigt nach.

„Es kann dazu kommen, dass man wahnsinnig wird und seine Selbstkontrolle verliert“, war die Antwort des Arztes.

„So, so! Na da werd` ich mich mal zusammenreißen und ja nicht zu viel nehmen!“, versprach sie in einem spielerisch, übertrieben ernsten Ton. „Gut, ich fühle mich in der Lage aufzustehen. Ich muss unbedingt mit dem Direktor reden!“, gab sie dem Arzt zu wissen.

„Sieht danach aus, als könnte ich Sie hier nicht weiter festhalten. Dennoch sind Sie unbedingt noch einige Tage, am besten eine Woche vom Training befreit!“

Miceyla hörte ihm nur noch mit einem Ohr zu, während sie schwankend aufstand und in Begleitung eines schummrigen Gefühls das Lazarett verließ.

Den ersten Soldaten der ihr begegnete, fragte sie danach aus, wo sich Direktor Karin befand.

„Der Direktor? Na, nach dem wirst du lange suchen müssen! Der hat sich nämlich verkrümelt, keiner hat ihn mehr gesehen in den letzten Tagen. Scheint so, als wolle er sich davor drücken, der Wahrheit in das Gesicht zu sehen, dass er einen Fehler begangen hat. Seine Soldaten in einen Kampf zu schicken, der schon im Voraus aussichtslos war. Zugegeben, auch von uns wollte das keiner so richtig einsehen. Zwar haben wir eine ganze Einheit verloren, glücklicherweise aber nur `eine` Einheit. Trauern werden wir trotzdem….

Mir kommt da so ein Gedanke, ob der Direktor sich vielleicht irgendwo in der Forschung rumlümmelt. Denn ich habe ihn vor der Sache in Junon, öfters mit einem Forscher rumhängen sehen. Weiter kann ich dir auch nicht helfen, sorry. Weißt du, dass einzige was mich zurzeit aufheitert ist, dass wenigstens eine von Einheit A überlebt hat. Man meinte wahrhaftig, Genesis hätte es jedem einzeln von ganz World Soldier persönlich berichtet…

Es tut gut dich wieder auf den Beinen zu sehen!“, beharrte der Soldat freudig, wenn auch ein leichter Hauch von Niedergeschlagenheit dahinter lag.

„Ich danke dir dafür. Und ich werde den Direktor schon finden!“ Hastig gab sie ihm nach ihrem Dank, eine kopfnickende Verabschiedung, denn sie wurde rot. Genesis schämte sich wirklich nicht dafür, allen zu zeigen, wie wichtig Miceyla ihm war.

Die Forschung also, einen Versuch war es ja wert, mal ein Auge in den zehnten Stock zu werfen. Wie immer, war der mechanische Schließmechanismus aller Räumlichkeiten, dort verriegelt. Eine fürchterlich kalte Atmosphäre herrschte hier. Keine hilfsbereiten Forscher oder Angestellten, die einem gerne Auskunft gaben, wie es in den anderen Etagen üblich war. Weit und breit lag alles in einer gespenstisch, menschenleeren Stille eingehüllt.

Miceyla konnte sich nicht vorstellen, dass noch niemand auf die Idee gekommen war zu hinterfragen, was eigentlich hinter den Toren der Forschung verborgen lag. Mal abgesehen von Genesis und Ayko, von denen sie wusste, dass auch sie sich Gedanken machten.

Nach und nach lief sie die vielen Flure und Gänge ab, wie schon bei ihrem damaligen nächtlichen Versuch einer Spionage und arbeitete sich dabei vor bis zum Übergang des Nachbargebäudes. Jetzt bei Tag wurde ihr noch mal aufs Neue klar, wie viel Raum diese Etage doch fasste, mehr als die anderen. Bei der Planung des World Soldier- Gebäudes, hatte man das sicherlich schon im Voraus berücksichtigt.

Es gab keinen Sinn mehr, ihre Suche war zwecklos. Sie wollte auch nicht nach dem Direktor rufen, als würde eine Antwort kommen.

Da sah Miceyla ihn. Er stand an einer großflächigen Fensterwand und blickte teilnahmslos über die kleine Stadt Kalm hinweg, in die Ferne. Einige Meter von ihm entfernt stand sie nun da und fixierte innig dessen Angesicht. Ihr Vorstellungsvermögen war so weit ausgeprägt, dass sie genau erahnen konnte, wie es in ihm aussehen musste.

„Direktor Karin…Direktor Karin…“, sprach sie leise seinen Namen aus. Keine Reaktion folgte, weiterhin sah er wie gebannt hinaus.

„Der Weg ist kein leichter, wichtige Entscheidungen zu treffen noch viel weniger. Alle machen wir einmal Fehler, gerade in unserer derzeitigen Situation, die wir uns nicht aussuchen konnten“, hob Miceyla an und suchte dabei nach den passenden Worten.

„Darin liegt die Wahrheit, doch eines ist falsch, das ist sicher. Ich hätte es wissen müssen, mein Handeln war ein schrecklicher Fehler. Gerade darum, weil ich mehr weiß als ihr… Vielleicht war es auch die alleinige Wut auf mich selbst…Aber was geschehen ist, ist geschehen! Die Zeit kann ich nicht zurückdrehen, die Soldaten von World Soldier werden mir nicht mehr länger ihr Vertrauen schenken. Das ist nun vorbei…“ Seine Stimme erkannte sie nicht wieder, die Aufrichtigkeit war erloschen. Jetzt hörte man darin nur noch, dass sie angereichert war mit Trauer und Schuldbewusstsein.

Ihr wurde bange zumute, er war die Führungskraft von World Soldier, dass Herz des Konzerns, welches alles mit Bedacht strukturierte. Was wäre nur ohne ihn? Wie würde sich die Lage dadurch noch verschlimmern?

Aus dem Gefühl heraus wollte Miceyla widersprechen. Der Direktor ließ sie jedoch nicht zu Wort kommen, drehte sich nun herum und blickte ihr festen Ernstes ins Gesicht.

„Sprich keine Worte der Vergebung. Ich hätte auf deine Vernunft hören sollen, die ich habe in den Wind geschlagen. Also verdiene ich deine Vergebung nicht! Du hast überlebt, stehst nun vor mir, bereit weiter zu kämpfen, koste es was es wolle. Du besitzt das Herz einer echten Soldatin, gefüllt mit Träumen und Ehre. Dafür erhältst du meinen vollen Respekt! Und genau deshalb ist die Zeit gekommen, dass du von mir die gesamte Wahrheit über die Forschung erfährst, welche vor dir noch keiner zu Ohren bekommen hat. Das bin ich dir schuldig! Doch komm, lass uns an einen Ort gehen, wo wir ungestört sind!“ Schweigend lief er an Miceyla vorbei und führte sie durch den Übergangstunnel, in das Nachbargebäude. Dort am Ende eines langen Ganges, öffnete er mit Hilfe einer Scannkarte, die Tür zu einem kleinen Kämmerlein. In diesem standen deckenhohe Regale, überfüllt mit etlichen Akten und Büchern.

„Hier befinden sich übrigens einige der Geschichtsbücher und persönliche Tagebucheinträge aus unserer Vergangenheit. Dazu zählen vor allem Shinra, SOLDAT und alles was man über die Produzierung von Mako-Energie wusste“, erklärte Direktor Karin ihr, mit der Spur seines alten Tones. Miceyla bekam eine Gänsehaut, bei der Erkenntnis, welch mächtiges Wissen sich hier angesammelt hatte.

Beide saßen nun auf zwei Stühlen, an einem brüchigen alten Holztisch. Bei diesem Raum fehlte jede Spur, von der sonst so eitlen und modernen Innenausstattung des Gebäudes.

„Es geschah alles schon ziemlich früh, bevor einer von euch auf einen der Dämonen gestoßen war. Ich bin sicher, du weißt von unserem Mako-Reaktor, der einzige dessen Funktionstüchtigkeit noch erhalten geblieben ist. Er ermöglicht uns den Antrieb einiger technischer Hilfsmittel und die Herstellung des Aufpuschmittels. Nach der Eröffnung von World Soldier, behielt ich immer ein scharfes Auge auf die Forschung, um alles nach seiner Rechtschaffenheit zu protokollieren. Dann machten wir eine Entdeckung. Ein Forscher bemerkte, dass etwas durch den Strom des Makos floss, was dort eigentlich nicht hineingehörte. Er durchführte eine eigene Mako-Behandlung, erfahren wollte er, worum es sich dabei handelte. In direkter Verbundenheit mit dem Mako, verspürte er eine neuartige Kraft, die in seinem Körper und Gedanken eindrang und die dadurch aufkommende Angst von ihm verschlang. Zurück ließ sie nur eine bösartige Leere. Diese Macht war uns völlig fremd, sie brachte nichts in Verbindung mit alten Bekanntheiten, wie Geostigma oder Jenova. Nein, dass war noch viel übler! Wie der Forscher wieder vom Mako getrennt war, fiel mir, zwei weiteren Forschern und einem Angestellten, die ebenfalls in der Forschungshalle anwesend waren und die ganze Sache mitbekamen, auf, er war nicht mehr er selbst. Zwar sah er aus wie vorher, doch hatte dieser etwas Menschliches verloren, seine Gefühle und Selbstbeherrschung. Überwältigt von der neuen dunklen Macht in seinen Adern, überredete er die anderen beiden Forscher, es ihm nachzumachen. Sie taten es. Die drei wurden schmerzempfindlicher und brauchten weniger Schlaf. Tag und Nacht experimentierten sie mit ihren neuen finsteren Kräften herum. Wir beschlossen das alles geheim zu halten und erzählten wirklich niemandem etwas. Ich fühlte mich von Anfang an nicht wohl dabei, ein solch düsteres Geheimnis im Hinterkopf zu behalten. Und vor allem es auch noch zuzulassen, was sie da taten! Spätestens bei dem Zeitpunkt, wo auf ganz Gaia überall vermehrt die Geisterwesen, Dämonen oder Hulax wie du sie bezeichnest, auftauchten, wurde ich wachgerüttelt. Ohne große Überlegungen konfrontierte ich den Forscher, der sich als erster einer solch grausamen Mako-Behandlung unterzogen hatte, damit, dass es die Dämonen waren, welche durch den Makostrom geisterten. Was für ein verheerendes Unheil wir heraufbeschworen. Er reagierte auf meine nur gut gemeinte Besorgnis, wie eine wild gewordene Furie. Er drohte, wenn ich weiter versuchen würde ihn aufzuhalten, wolle er mich mit bloßen Händen in den Tod schicken. Dies war der Moment in dem mir klar wurde, dass ganze drohte zu eskalieren. Der Forscher war kein Mensch mehr, seine menschliche Seele hatte seinen Körper verlassen. Es galt Ruhe zu bewahren, der Konzern musste geschützt werden. Dieser verrückte Kerl war und ist eine Bedrohung für ganz World Soldier. Also verbarrikadierte ich kurzer Hand die Forschungshalle, samt ihm selbst darin. Das einzige, was mir als spontane Handlungsmöglichkeit in den Sinn kam. Nicht einmal der Leiter der Forschungsabteilung erfuhr etwas davon. Lange kann das nicht mehr gut gehen…“

Seine trüben Worte endeten.

Die erfahrene Wahrheit, spiegelte sich vor Miceylas Augen in der Vorstellung, einer finsteren Tragödie wieder.

„…Sie kommen also aus dem Lebensstrom…Dann werden die Hulax, die ruhenden Seelen dort ebenfalls in Bedrängnis bringen. Dies wird nicht ohne Folgen bleiben…Das Gleichgewicht des Lebens wird zerspringen. Und der Forscher, der `ehemalige Forscher`, er ist immer noch…hier?“ Miceyla musste fast nach jedem gesprochenen Wort schlucken. Gefesselt von Angst und Kälte, umgeben von Bedenken und Unwohlsein. Keine Schuld traf den Direktor, auf ihn brauchte sie nicht wütend zu sein.

'Warum suchen Dämonen aus einer anderen Welt, eine neue, ihnen völlig fremde Welt auf?'

Ausgerechnet seit sie sich hier befand, auf Gaia. Wer sollte schon die Schuld daran tragen, wenn nicht sie selbst? Doch auch das warf Fragen auf…

„Nicht mehr lange! Ich werde dafür sorgen, dass World Soldier wieder sicher ist, verlass dich darauf! Dazu bin ich verpflichtet, nach den Geschehnissen in der Forschung…Da gibt es noch etwas, dass ich dir mitteilen muss, was du zusätzlich verdienst…Doch bevor weitere Worte von mir folgen, fühle ich mich erst dazu bereit, wenn die Last der Schuld von meinen Schultern herab fällt!“ Direktor Karin erhob sich und ballte seine Hände zu Fäusten zusammen. Sein entschlossener, gesenkter Blick sprach Bände.

Eine leise Ahnung kroch in ihre Gedanken, er hatte einen Entschluss gefasst, von dem man ihn nicht mehr abbringen konnte.

„Bitte vollenden Sie ihr Vorhaben nicht alleine. Ich komme mit und helfe Ihnen! In meinem Besitz liegt das Amulett, damit…“ Sie flehte umsonst, es gab keine Hoffnung ihn umstimmen zu können.

„Nein Miceyla. Du hast schon genug Leid hinter dir. Dieses Schicksal liegt allein in meinen Händen, dem ein Ende zu verrichten, egal welchen Preis ich dafür zahlen werde…Folge du nur deinem starken Willen, er wird dich leiten." Er sprach so ruhig, was bei ihm schon fast besänftigend klang. Und der Direktor schenkte ihr noch ein Lächeln, ehe er den Raum verließ.

Zum Abschied, zur Beendigung ihrer Unterhaltung…ein Lebe wohl?

Die Tür fiel in das Schloss und er ließ sie in dem Kämmerlein zurück, einsam, voller entsetzen. Stimmen brausten durch ihren Kopf, sie solle eilen und ihn aufhalten. Doch es war zu spät, Miceyla hatte wegen ihres Respekts, dem Direktor nicht widersprochen. Vom Schicksal redete er, ein Schicksal, welches er für sich selbst entschieden hatte.

„Warum geschehen die Dinge nur so furchtbar schnell?“, fragte sie laut in ihrer Verzweiflung und vergrub ihren Kopf unter den Armen.
 

`Rums!` Das Tor zur Forschungshalle wurde kräftig aufgestoßen. Direktor Karin trat hinein und wollte den Lichtschalter betätigen, doch der Strom versagte. Die einzige Lichtquelle die es gab, war das sprudelnde Mako im Reaktor. Er hielt eine geladene Pistole in der Hand und durchforstete jeden Winkel der Halle mit seinen Augen. Keine arbeitenden Forscher, keine murmelnden Unterhaltungen, nur eine Totenstille.

„Ich weiß ganz genau, dass Sie hier sind! Also zeigen Sie sich! Akzeptieren Sie, dass der Augenblick gekommen ist, diesem Wahnsinn dem Sie sich hingegeben haben zu beenden!“, forderte der Direktor und war bereit, für die Erscheinung des Forschers. Daraufhin spürte er nur eine Böe, einen Luftsog der ihn fesselte. Da erschien er, Angesicht zu Angesicht standen sie sich gegenüber.

„Der liebe Herr Direktor! Mal wieder gekommen, um mir aufzubinden, was ich tun und lassen soll. Hi, hi, hi! Das ist sicher das letzte Mal gewesen!“, gab ihm der Forscher zu wissen und grinste wie ein Verrückter.

Direktor Karin richtete seine Pistole auf ihn, darauf gefasst abdrücken zu müssen.

„Es ist vorbei! Nehmen Sie diese Wahrheit so hin!“, sprach der Direktor ohne Furcht, vor solch einem seelenverlassenen Geistermenschen.

Der Forscher hüpfte auf seine Reaktion hin, wie ein bekloppter auf und ab. Bruchstücke seines Körpers wurden durchsichtig. „Ha, ha! Na los, na Los! Tun Sie es, schießen Sie! Ich warte nur, hi, hi!“ Sein Kichern schallte gespenstisch durch die gesamte Halle und er verschwand komplett.

Der ihn völlig überwältigende Sog, umhüllte wieder den Direktor.

„Vorher aber werde ich Sie lehren, was es bedeutet, sich gegen meine Macht zur Wehr zu setzten!“ Die siegessichere Stimme des Forschers hüllte ihn ein. Er verspürte die Angst in seinen Adern pulsieren und die Unberechenbarkeit von dem Seelenlosen ausgehen. Plötzlich hörte dieser qualvolle Prozess ruckartig auf und der Forscher war wieder sichtbar, etwas von ihm entfernt, neben einem Untersuchungstisch stehend.

„Direktor, ist das nicht spannend? Wer wird wohl von uns beiden, als erster in den Reihen des Lebensstroms aufgenommen, huh? Hi, hi!“ Er nahm ein großes Messer vom Tisch und sogleich war er auch schon abermals verschwunden.

Taumelnd und zitternd begann Direktor Karin zu schwanken, kraftlos ließ er seine Pistole zu Boden poltern. „Sie sind ein größenwahnsinniger Psychopath geworden. Ein gefährliches Spiel treiben Sie hier!“, keuchte er diese Worte durch seinen hastigen Atem hindurch.

„Ha! Und wer vollbringt den alles entscheidenden Siegeszug? Na?“ Der Ton des Forschers war herausfordernd.

„Wo sind Sie“? , rief der Direktor beklommen.

„Hi, hi! Direkt hinter Ihnen, machen Sie doch mal die Augen richtig auf!“, blaffte er.

Erschrocken drehte er sich zu ihm um und sah sofort in seine glühend, lüsternen Augen. Dafür blieben ihm nur wenige Sekunden, dann vernahm Direktor Karin einen stechenden Schmerz mitten im Herzen. Blut floss von seinem Körper herab, ein ganzer Strom aus Blut. Seine Lunge durchlebte einen allerletzten Atemzug, ein rastloser Ruck schoss durch ihn hindurch und beendete sein Leben.

Was blieb, war das schwarze Nichts.
 

Eine schlaflose Nacht hatte Miceyla hinter sich und am Morgen nach ihrem aufschlussreichen Gespräch mit Direktor Karin, verließ sie schon früh ihr Zimmer. Nicht zu verkennen war es, dass ihr Gefühl verriet, etwas sei anders als sonst. Mit Füßen schwer wie Blei, durch die Müdigkeit der unruhigen Nacht, strich sie über die Soldaten-Etage. Der Elan der sonst so gut gelaunten Soldaten, existierte heute nicht. Niedergeschlagen sahen sie alle aus und verständigten sich nur leise flüsternd miteinander.

Auch Ayko fand sie, seine Aura strahlte eine tiefe Trauer aus. Er sah Miceyla ebenfalls, doch senkte darauf nur den Blick. Also war sie diejenige, die zu ihm hinüber lief.

„Guten Morgen, Ayko." Nur eine leise Begrüßung kam von ihr, denn sie fühlte sich nun von der trauernden Atmosphäre angesteckt.

„Miceyla, schön dich wieder ganz gesund zu sehen. Leider jedoch, muss ich dich direkt abermals mit etwas belasten. Aber besser du erfährst es sofort…Der Direktor wurde ermordet, man fand seine brutal erstochene Leiche, in der offen stehenden Lagerhalle. Ein grausiger Anblick…Verzeih mir, schlechter hätten die Neuigkeiten nicht sein können." Es war ihm anzumerken, dass er sich erzwingen musste, die Worte auszusprechen.

'Wie geht es nun mit World Soldier weiter?' Miceyla schluckte, um diese Frage, die durch ihre Gedanken brauste, nicht laut zu sagen.

„Mir scheint, als hättest du so etwas erahnt“, erriet er ihre Gefühlslage.

Sie war den Tränen nahe. Aufmunternd schüttelte Ayko kräftig den Kopf. „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben! Wir dürfen nicht von unserem aufrichtigen Weg abkommen! Gerade, wo du doch nun endlich das Amulett besitzt. Gebe nicht auf, Miceyla, denn du bist nicht alleine! Unsere gemeinsame Stärke, wird uns durch die kommenden Kämpfe führen!“ Er hatte wahrhaftig eine Ader für Optimismus erlangt.

Aus tiefster Dankbarkeit sah sie ihn an, wie würde sie nur ohne Ayko`s Freundschaft, einer Zukunft bei World Soldier entgegenblicken können?

„Du hast Recht, zum Trauern bleibt immer noch genug Zeit. Der Planet muss von den Hulax befreit werden! Ayko…kannst du mich mal in den Arm nehmen?“

Tröstend schloss er sie in die Arme, dass war es, was sie gerade brauchte.

Genesis betrat die Etage, der Anblick der beiden überraschte ihn nicht. Doch der Zorn dabei brodelte nur so in ihm. 'Du hast es ihr also vor mir erzählt! Anscheinend willst du es ja gar nicht anders…Lieber hättest du einen Weg, außerhalb von World Soldier eingeschlagen! Nun denn, wenn die eine Art und Weise nicht funktioniert hat, muss ich mich wohl an einer anderen versuchen. Mache dich darauf gefasst, Wüstenjunge!' Sogleich stolzierte er wieder zurück in den Aufzug.

Erst jetzt holte Miceyla der Gedanke ein, wenn der Direktor doch von dem wahnsinnigen Forscher umgebracht worden war, hieß das, er sei nun selbst…? Ihr juckte es danach sofort zu handeln. Einzig sie wusste die Wahrheit, bei der sie sicher war, sie besser nicht einmal Ayko anzuvertrauen, dafür wollte sie einen passenderen Zeitpunkt auffangen.

„Meinst du, ich kann mich mal oben im Forschungsgelände umsehen?“, ging sie die Sache auf Umwegen an.

„Du willst…Na ja, versuchen kannst du es ja mal. Nur ein uns fremder Mann, hält dort gerade die Stellung. Er sagte, zur Aufklärung des Falles sei er hier. Von World Soldier ist der jedenfalls nicht, doch ich meine den schon irgendwo einmal gesehen zu haben. Komme einfach nicht darauf…Na dann, was immer du vorhast, ich wünsche dir Glück dabei. Mein Vertrauen sei dir gewiss und ich halte hier die Stellung, falls sich noch jemand anderes nach oben schmuggeln will!“, half Ayko ihr.

Mit seiner Unterstützung im Rücken, war ihr wohler zumute. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen! Danke!“ Unauffällig schritt Miceyla in Richtung Treppe, bei dieser angelangt, huschte sie hastig nach oben. Im Augenblick, wegen der Fassungslosigkeit über den Tod des Direktors, würde ihr sowieso keiner Beachtung schenken.

Oben lugte sie in den Hauptflur des zehnten Stocks hervor. 'Tatsächlich, niemand da.' Und wie Ayko gesagt hatte, war ein Mann dort. In einer schwarzen Uniform, der auf seinem Handy herumtippte und die Umgebung prüfte. 'Tseng! Das ist ja Tseng von den Turks!' , erkannte Miceyla ihn sofort. Sogleich trat sie aus dem Schutz ihres Verstecks hervor und spurtete den Gang entlang, bis sie vor ihm zum stehen kam. „Tseng, du hier bei World Soldier?“ So richtig wundern tat es sie nicht.

„Miceyla! Das Geschehen, welches sich vor kurzem hier abgespielt hat, muss entschlüsselt werden. Darum wurde ich hergeschickt“, teilte er ihr ernst mit.

„Wie hast du…habt ihr denn davon erfahren und das so schnell?“ Tseng wollte antworten, doch sie übernahm dies für ihn. „Ich weiß schon, es gibt keinen Info, der den Turks verborgen bleibt. Und es gibt nichts, wobei die Turks nicht sofort handeln würden!“

Nur wenige gab es, die ihren Job so ernst nahmen wie die Turks, dafür erhielten sie Miceyla`s Respekt.

„Um ehrlich zu sein, Rufus macht sich große Sorgen“, gab Tseng zu.

„Das machen wir uns alle…“, erinnerte sie darauf.

„Jetzt ist auch noch die Leiche von Direktor Karin, auf mysteriöse Weise verschwunden. Wir werden dem ganzen, bis zum letzten Detail auf den Grund gehen!“, enthüllte er vor ihr.

Das Zeichen zur Bestätigung ihrer Vorahnung war gekommen. „Lass das mal meine Sorge sein. Ich trage Wissen in mir, das noch nicht einmal ihr habt. Dem ganzen Übel werde ich nun ein Ende bereiten!“ Die Entschlossenheit in ihrer Stimme, hallte wie ein Echo von den hohen Wänden wieder.

„Aufhalten werde ich dich nicht, sei aber vorsichtig!“, warnte er.

Froh war Miceyla, dass er sie nicht davon abhielt, selbst Taten sprechen zu lassen und bog nach links ab zu der Halle. Tseng blieb an Ort und Stelle stehen und telefonierte nun mit jemandem.

Vorsichtig öffnete sie das Tor und lief mit leisen Schritten hinein. Ihr Blick war fest geradeaus gerichtet. Da stand sie jetzt, inmitten der verlassenen und kühlen Forschungshalle. Der gläserne Stein in der Mitte ihres Amulettes, begann zu glühen und pulsierte im Rhythmus mit ihrem Herzen. Ganz klar, sie waren hier, die Hulax. Geräuschlos umklammerte sie ihr Schwert. Den Atem kurz anhaltend, brannte ihr der Kopf vor Konzentration. Da war er wieder…der Sog, um sie schnellend. Doch bevor dieser Besitz von ihr ergreifen konnte, erblickte sie kurz vor dem Angriff des Hulax, seine verschleierte Gestalt und landete einen zielsicheren Treffer. Die Kreatur zog sich daraufhin wieder in seine Unsichtbarkeit zurück.

Noch einer, ein anderer Hulax griff sie von hinten an. Eine Weile musste Miceyla sich durchkämpfen, da sie nach ihrem Erscheinen immer nur einmal mit ihrem Schwert zuschlagen konnte, ehe sie erneut verschwanden.

So wie es langsam mühselig wurde, fand der Kampf sein jähes Ende. Die zwei Hulax blieben nun als sichtbare Gestalten, schwebend in der Luft. Ihre Körper durchflossen, die grünlich schwimmenden Fäden des Lebensstroms. Das dämonische Wesen wurde von der Leere aufgesaugt und hinfort geschickt. Zurück blieben die befreiten Seelen, welche nach ihrer Erlösung endlich in den Lebensstrom eingehen konnten.

Miceyla vernahm den Ruf zweier Stimmen.

„Danke!“, war es, was sie daraus entnahm. Tränen der Erleichterung und sachten Trauer kullerten an ihr herab. Sie genoss den Anblick, der schimmernden, um sie schlängelnden Fäden, die sich langsam ihren Weg in die Ferne suchten.

„Direktor Karin, meine Freunde und ich werden weiterhin den Kampf gegen die Hulax aufnehmen und dem Planeten die Befreiung von ihnen schenken! Vorher gebe ich nicht auf! Dies ist der Ruf meines Herzens, dem ich folgen muss…“ Während den gesprochenen Worten ihres Versprechens, hob sie ihr Schwert an, hielt es sich gegen die Stirn und schloss die Augen.
 

Ich danke Ihnen Direktor, dafür, dass Sie seit meinem ersten Tag bei World Soldier an mich geglaubt haben und Vertrauen in mich gelegt haben. Dafür, dass Sie sich für den Konzern aufgeopfert haben, daran werden wir immer gedenken. Das Ziel, die Dämonen von dem Planeten zu vertreiben, liegt noch für uns, so glauben wir, in unerreichbarer Ferne. Der Pfad dorthin schon vor uns ausgebreitet, werden wir ihn betreten, mit Mut und guter Vorbereitung. Der Weg eines jeden Helden ist immer ein steiniger. Was bedeutet es einer zu sein? Die Anerkennung anderer, umjubelt für seine vollbrachten Taten zu werden? Noch viel mehr als nur das. Große Taten bringen im Austausch dafür, großes Leid mit sich, dies ist die Verbundenheit mit dem Schicksal. Ein Held hat zwei Wege die er beschreiten kann:

Der erste wäre, für das Wohl anderer zu kämpfen und seine eigenen Wünsche außen vor zu

lassen. Oder aber, dass Erreichen von Zufriedenheit für sich selbst und den Respekt vom Volk zu erhalten. Welcher Weg für einen der richtige ist, weiß man vorher nie. Doch was heißt es denn jetzt, ein `Held` zu sein? Er kämpft gleichzeitig für sein eigenes Glück und das von anderen, die Verwirklichung seiner Träume und das unscheinbare Unmögliche, möglich zu machen. Wer glaubt, dass sei nicht machbar, ist weit davon entfernt einer zu werden. Man muss den Glauben an sich selbst beibehalten und allem mit Ehre gegenübertreten, um dies zu erreichen.

Diese Gefühle, sie sind so unglaublich stark…ich habe ihnen viel zu viel Raum vermacht. Meinen eigenen Weg habe ich schon früh gewählt. Ob er der richtige ist, wird mir die Zukunft zeigen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Leanne_Crescent
2013-04-13T17:35:20+00:00 13.04.2013 19:35
wie immer ein tolles kapitel :3
*endlich zum kommi schreiben kommt*
Ich kann es kaum erwarten bis es weiter geht *-*
weiter so ^^ *keks geb*
Von:  fahnm
2013-03-26T22:07:21+00:00 26.03.2013 23:07
Super Kapi^^


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