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Ungewissheit

Sei mein Augenlicht
von

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Entführt

Es war ruhig geworden und man hörte nur noch das Raschelnd der Bäume und das Knistern der brennenden Hütten.

Das Leben war aus diesem Dorf gewichen und man konnte zwischen den zerstörten Gebäuden nur noch den Tod finden.

Yumi saß immer noch in vollkommener Schockstarre auf dem staubigen Boden.

Sie war fassungslos. Das konnte doch nicht wahr sein, es musste einfach ein Traum sein.

So etwas Grauenvolles durfte es in der realen Welt nicht geben.

Insgeheim wusste sie natürlich, dass in diesen kriegerischen Zeiten solche Überfällte nicht selten waren, aber sie hatte immer geglaubt, dass dieses Dorf, ihre Zuflucht, allem standhalten würde.

Was für ein schrecklicher Irrtum.
 

Ein Schrei durchbrach die Stille und Yumi zuckte unwillkürlich zusammen. Es war nicht irgendein Schrei, nein, es war der Schrei eines kleinen Mädchens.

„Misaki!“

Die Schwarzhaarige stemmte sich blitzartig hoch und wollte auf die Stimme zustürmen, als eine starke, männliche Hand sie am Arm packte und zurückzog.

„Lass mich los!“ brüllte Yumi und schlug auf Sesshoumarus Arm ein, was ihn aber nicht sonderlich zu stören schien, ganz im Gegenteil. Seine Hand umklammerte Yumis Arm wie einen Schraubstock und offenbar würde er sie so schnell nicht loslassen.

„Ich muss Misaki helfen, also lass mich gehen!“ schrie Yumi den Dämon an, während ihre Schläge jetzt nicht nur seinen Arm sondern auch seinen Brustpanzer trafen.

„Sie werden dich töten.“ Antwortete er nur, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Er war nicht gekommen, um einem kleinen Mädchen oder diesem Dorf zu helfen. Sein Ziel war lediglich, herauszufinden, wer diese Dämonen waren und vielleicht auch das Leben dieser törichten Frau zu retten.

„Ist mir egal, ich muss sie retten! Lass mich jetzt endlich los du blöder Idiot!“

Yumis Wangen waren vor lauter Wut schon rot angelaufen und wenn ihr Verstand im Moment nicht nur um Misaki kreisen würde, hätte sie sich vermutlich noch bremsen können, ehe sie einen der gefährlichsten Männer dieses Kontinents beleidigt hätte.

So aber, kam Sesshoumarus Schlag vollkommen überraschend und Yumi konnte gerade noch Oh sagen, ehe alles um sie herum schwarz wurde.
 

Sie lag bewusstlos in seinem Arm und er war schon versucht sie einfach auf dem Weg liegen zu lassen.

Wie konnte diese niedere Menschenfrau es auch wagen IHN zu beleidigen.

Er wusste schon, weshalb er diese Menschen nicht ausstehen konnte, sie hatten keinen Sinn für die eigene Sterblichkeit.

Leichten Schrittes lief er auf den dunkeln Wald zu.

Er wusste, dass die Dämonen bereits verschwunden waren, daher konnte er keinen Grund finden noch länger in dieser Ruine zu verweilen.

Natürlich war ihm vollauf bewusst, dass dies erst der Anfang war.

Die Dämonen würden nicht aufgeben und das zierliche Mädchen in seinen Armen auch weiterhin jagen, es sei denn…

Er konnte nicht noch eine Last mehr gebrauchen, aber sie sofort töten wollte er auch nicht.

Er musste zunächst hinter das Geheimnis dieses Mädchens kommen.

Wieso war in diesem Jahrhundert ausgerechnet so eine schwächliche Menschenfrau ausgewählt worden? Bevor er das nicht erfahren hatte, würde er sie noch am Leben lassen. Vorausgesetzt sie benahm sich in seiner Gegenwart.
 

„Meister Sesshoumaru, du bist wieder da.“

Ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und einem kleinen Zopf stürmte auf den Dämon zu und lächelte ihn fröhlich an.

„Ja.“ War alles was er zur Begrüßung sagte.

„Rin! Rin, wo steckst du?!“ krähte jemand und Sekunden später zwängte sich eine kleine, krötenähnliche Gestalt aus dem Gebüsch.

Zunächst blickte sie sich etwas verwirrt um, ehe sie die Anwesenheit des Daiyoukais bemerkte und sofort auf das kleine Grüppchen zu hastete.

„Meister, da seid ihr ja wieder. Habt ihr alles erledigt?“

Wie schon so oft, wartete der Krötendämon, welcher Jaken genannt wurde, vergebens auf eine Antwort.

So war es nun einmal, wenn man mit Sesshoumaru reiste. Auf gute Gespräche konnte man nicht hoffen.

„Meister Sesshouma, wer ist denn diese Frau?“ fragte Rin und deutete dabei auf Yumi, die noch immer bewusstlos in seinem Arm lag.

„Sie wird uns eine Weile begleiten.“ Antwortete der Dämon ohne umschweifen und legte die Frau ins Gras.

„Ohhh.“

Das Mädchen machte große Augen und betrachtete die Fremde etwas genauer.

„Sie ist hübsch.“

Jaken dagegen schien weniger erfreut.

„Noch ein Mensch?! Aber Meister, wieso schleppen wir denn noch so ein Weib mit uns herum?“

Der Weißhaarige blickte nur abschätzig auf den kleinen Dämon und verschwand ohne ein weiteres Wort im Wald.

„Na toll, mit mir kann man es ja machen.“ Grummelte der kleine Krötendämon, als er sicher war, dass sich sein Meister in einiger Entfernung befand.

„Jaken, glaubst du sie wird Meister Sesshoumarus Frau?“ Rin blickte ihren Gegenüber mit fragenden Augen an.

„Was?! Red nicht so ein dummes Zeug! Der Meister würde niemals eine gewöhnliche Menschenfrau als Gefährtin auswählen!“ kreischte Jaken aufgebracht.

„Aber wieso hat er sie denn dann hierher gebracht?“

Darauf wusste der Grünling keine Antwort.

Sesshoumaru war in letzter Zeit sowieso merkwürdiger drauf gewesen als sonst.

Andauernd hatten sie die Richtung geändert, fast so als würden sie irgendeiner Spur folgen. Natürlich hatte Jaken, sehr zu seinem Leidwesen, keine brauchbare Antwort auf seine Frage, wohin sie den unterwegs seien, bekommen.

Vor einer Woche schließlich hatten sie in diesem Wald ihr Lager errichtet und der Daiyoukai war verschwunden.

Dann in der letzten Nacht kam Sesshouma mit einem Blick zurück, den er noch niemals bei seinem Meister gesehen hatte und jetzt, einen Tag später, schleppte er diese schwächliche Frau an.

Wie sollte man da als guter Diener nur die Nerven behalten!

„Jaken! Ich glaube sie wacht auf!“

Rins Schreie rissen den Krötendämon aus seinen Gedanken und er drehte sich missmutig zu der Frau um.

Vielleicht wusste sie ja, warum sein Meister sich so seltsam benahm, und Gnade ihr Buddha, wenn sie seine Fragen nicht beantwortete.
 

Yumi stöhnte etwas und öffnete langsam die Augen.

Alles woran sie sich erinnerte war ein überwältigender Schmerz in der Magengrube gewesen. Plötzlich riss sie die Augen auf und fuhr hoch.

Dieser Mistkerl hatte sie doch tatsächlich bewusstlos geschlagen! Das wird er bereuen!

Mit zusammengebissenen Zähnen krümmte sie sich etwas nach vorne, als sie immer noch einen pochenden Schmerz spürte.

Sie wusste noch nicht einmal, wo er sie hingeschleppt hatte.

Fast schon bedächtig nahm sie ein paar Atemzüge, um sich zu beruhigen und auf ihre Umgebung zu konzentrieren.

Sie hörte Vogelgezwitscher und das Rauschen von Blättern, außerdem vernahm sie ein weit entferntes gluckern, vielleicht von einer Quelle.

Was sie aber am meisten schockierte waren die beiden Gestalten neben ihr, deren unregelmäßige Atemzüge sie leicht wahrnehmen konnte.

„Wer ist da?“ fragte sie leise und drehte ihren Kopf etwas in die Richtung der Leute.

Innerlich betete sie, dass es sich nicht schon wieder um Dämonen handelte, aber viel Zuversicht hatte sie nicht. Schließlich wurde sie von einem Dämon entführt.

„Ich bin Rin und das ist Jaken.“

Etwas verdutzt hob Yumi ihren Kopf. Das war doch gerade die Stimme eines Kindes, oder?

„Bist du ein Mensch?“

„Bist du blind?! Natürlich ist sie ein Mensch.“ Schimpfte eine nervige Stimme drauf los.

„Ähm, ja, ich bin blind.“ Antwortete Yumi mit einem leichten Schmunzeln.

„Oh.“ Gab der komische Kerl nur von sich, ehe er vollends verstummte.

„Du bist blind?“ fragte stattdessen das Mädchen.

„Ja.“ Yumi hörte das Raschelnd von Laub im Gras, als sie die Kleine direkt neben sie setzte. „Und wie heißt du?“ Echte Neugier, wie sie nur ein Kind an den Tag legen konnte, schwang in ihrer Stimme mit.

„Yumi. Ich heißte Yumi.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf das Gesicht der Schwarzhaarigen. Irgendwie erinnerte diese Rin sie an Misaki.
 

Mit einem Aufkeuchen sprang Yumi hoch.

„Misaki!“

Rin fiel erschrocken nach hinten um, ehe sie sich wieder aufrappelte.

„Wo ist das Dorf?!“ fragte Yumi aufgebracht und beugte sich wieder zu der Kleinen herunter. „Welches Dorf?“

Oh nein, vermutlich befand sie sich gerade mitten im Wald, weit weg von ihrem Zuhause und von Misaki.

„Ich muss es suchen.“

Hastig wollte sie davon stürmen, als sich auch schon über den nächsten Busch stolperte und im Dreck lag.

„Du kannst nicht gehen, der Meister wird sonst sicher böse.“ Erklärte Rin, während sie der Fremden half sich wieder aufzurichten.

„Dein Meister ist mir egal! Ich muss zurück zum Dorf und zwar sofort!“ schrie Yumi und wollte auch schon weiterlaufen, als eine Stimme sie innehalten lies.

„Du bleibst hier.“



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