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Die Abenteuer von Sven und Drelshik

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Ein Winternachtsfiebertraum II

Ein Ruck holte Drelshik unsanft aus seinen noch unsanfteren Fieberträumen hervor, und riss ihn in die Realität. Er sah die Wolken über sich hinwegziehen, in einem Himmel so trüb wie ein Fluss am Morgen, in dem man nach Frühstück fischt. Er lag auf einem Wagen, der über einen holperigen Weg fuhr, und obwohl Drelshik wusste, dass die beiden Gestalten direkt vor ihm saßen, nahm er die Stimmen nur entfernt wahr.

"...sicha, dass ihr nach Weißlauf woit? Da hobt ihr eich koa guade Zeit ausgesucht, jede Menge Metzelein seit Ulfrig gegn as Kaiserrei rebelliad!"

"Wohl wahr, und doch hält mich nichts mehr in Flusswald, seit Camilla Valerius sich...einem anderen zugewandt hat. Ich richte den Blick gen Zukunft," sagte Sven hochnäsig.

"Und as, ohne Mittl? Ohne Tala lassn sie eich in Weißlauf ned moi auf den Dreppn voa da Taverne schlaffa, hoho!"

"Nun, mein guter Balbus, ich, der schlaue Sven, habe selbstverständlich vorgesorgt. Nicht nur, dass mein sangliches Talent und mein unverschämt gutes Aussehen mir jede Tür öffnet, dieser jener Kater dort hinten verschafft mir auch das nötige Kleingeld. Dieses Fellknäuel ist nämlich niemand anderes als ein gemeiner Skooma-Schmuggler, wenn ein Bauer wie Ihr überhaupt wisst, was das ist. Und ausgeliefert an die Weißlaufer Wachen bringt er mir ein schönes Kopfgeld ein, mindestens, wenn nicht sogar den Titel des Thanes!"

"Aba is da Bursche ned Eia Freind?"

Drelshik spürte ein paar Regentropfen auf seinem Gesicht.

"Freund, Feind...wisst Ihr, Ihr habt gut reden. Im Winter schließt ihr euch zuhause im Keller ein, fresst Steckrüben und wärmt euch an eurem fetten Weib. Aber ein Krieger wie ich muss im Winter da draußen überleben. Das ist nichts für Bauern. Und der Kater macht's eh nicht mehr lange. Ein Tag und eine Nacht, mehr geb ich ihm nicht! Außerdem...habe ich etwas nachgeholfen. Er ist zwar ein strammer Bursche, und wie, ich muss es wissen, hoho...aber jede Katze macht irgendwann schlapp, wenn sie kein Fleisch zwischen die Zähne bekommt. Deshalb hab ich ihn nur mit Krabben gefüttert."

"Aba Krobbn han doch Fleisch?"

"Tss, lasst eure Bauerndummheit nicht so heraushängen, es beschämt mich. Krabben sind MeeresFRÜCHTE."

"Noch nie hob i so a Scherentia bei mir im Gartn ogebaut! Und wenn i's soge, es is Krobbenfleisch!"

"Ich kannte aber mal jemanden, der jemanden kannte, der Vegetarier war, und der isst Krabben! Also ist es kein Fleisch! Und jetzt schweigt, verdammter Bauer, und achtet auf die Straße!"
 

Jegliche Meeresfrüchte wären Drelshik jetzt recht gewesen, denn er starb fast vor Hunger; wortwörtlich. Sein verletztes Bein verströmte einen Geruch wie Sven, der eine Woche nicht badete, weil das Wasser zu kalt war, und seine Pfoten waren noch nass vom Fieber. Er konnte sich nicht einmal aufrichten. Dieser stirbt, dachte er, und der Irre will diesen verkaufen und sich mit Kopfgeld aus Staub machen. Nein, das durfte nicht sein. Das würde er nicht zulassen. Diese Genugtuung würde er Sven nicht geben. Wenigstens die Augen würde er ihm aus dem Schädel kratzen!

"D-dieser...braucht ein...Katzenklo...," krächzte Drelshik.

Sven schaute den Bauern namens Balbus an und flüsterte ihm genervt etwas zu.

"Runta an den Wegesrand! Er soi mir ned auf den Wogn pieseln!"

Der Bauer hielt den Wagen an. Zu zweit hievten sie den Kater an den Wegesrand und öffneten ihm die Hose (hört sich pervers an). Jetzt, dachte Drelshik, jetzt schlage ich zu, mit meiner letzten Kraft. Er hieb zu, zielte mit seinen Krallen auf Svens Gesicht, schwankte, verfehlte, fiel ins nasse Gras. Vorbei, es ist vorbei. Die Stimmen hörte er nur noch als Echo, verstehen konnte er sie nicht.
 

Plötzlich strömte ihm ein Geruch in die Nase, ein Duft, nur ganz schwach, aber das schönste, was er je gerochen hatte.

"Was...was ist dieses...was..."

"Jetzt issa in de Katzenminze gefoin!"

Katzenminze? Kein Skooma der Welt war je so süß gewesen wie dieses liebliche Kraut. Drelshik schmiegte sich an die Pflanzen, schnurrte laut, knetete sie mit seinen Pfoten, schlängelte sich durch das Kraut, knabberte hier und da. Und plötzlich waren die Schmerzen und die Schwäche weg. Die Fleischwunde an seinem Bein? Pah, ein Kratzer! 39°C? Das ist kein Fieber, das ist Normaltemperatur für eine Katze! Und Vegetarier essen keine Krabben, das sind die Pescetarier. Er stand auf als Krieger. Er stand auf, neugeboren. Und in stummer Ehrfurcht erstarrten der Bauer und der Barde.



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