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Magical Lies

~~ Originalspeedwichtelff für Plueschninja
von

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Warum sollen wir sterben

14. Tag Nachmittag Mew Mew Hospital
 

Als Lyra die Augen öffnete, hatte sie das Gefühl, aus einem langen Albtraum erwacht zu sein. In ihren Erinnerungen keimte aber wieder das Bild von Plüschi als Kämpferin auf, die zum Abgrund gezogen wurde.

Erschrocken setzte sich Lyra auf und sah sich in dem Zimmer um.

“Plüschi!” Fast schon panisch, ohne sich zu orientieren, erhob sich Lyra aus dem Bett und schlüpfte in die Badeschlappen, die davor standen. Sie musste hier raus und zurück ins Mahou Shoujo, um Plüschi zu sehen.

“Ah, du bist wach! Ein Glück, wir haben uns schon Sorgen gemacht.” Lyra zuckte zusammen, als die Tür zu ihrem Zimmer aufgeschoben wurde und eine blonde Frau n einem Ärztekittel und mit Brille den Raum betrat.

Doch sobald sie im Inneren des Zimmers stand, schloss sie die Tür wieder und fixierte Lyra mit einem ernsten Blick über den Rand den Sehgestells.

“Du hast beim Erwachen deines Erbes sehr viel Kraft verbraucht. Wir hatten schon Sorge, dass du gar nicht mehr aufwachst.”, erklärte die Frau, die beide Hände in die Taschen ihres Kittels geschoben hatte.

Fragend sah Lyra die Ärztin an. Sie verstand weder was sie da sagte, noch wer sie war und wo sie sich hier befand.

“Ah, wie ich sehe, weißt du nicht, wovon ich rede. Das ist ganz normal. Setz dich, das kann eine Weile dauern.” So wie es die Frau wollte, setzte sich Lyra auf das Bett, in dem sie bis vor wenigen Minuten gelegen hatte.

“Ich bin Samantha und arbeite hier im Mew Mew Hospital als Ärztin. Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die von der Existenz der Magical Girls wissen. Anders als in Mangas werden diese Magical Girls nicht von irgendwelchen Kuscheltieren erwählt. Durch gezielte Forschungen haben wir herausgefunden, dass ein bestimmtes Gen vorhanden sein muss, damit ein scheinbar normales Mädchen zu einem Magical Girl werden kann. Dieses Gen gibt seinen Trägern augenscheinlich übermenschliche Kräfte und verleiht ihnen magische Fähigkeiten, mit denen sie die Feinde der Menschheit besiegen können.”

Aufmerksam lauschte Lyra den Ausführungen der Doktorin, allerdings verstand sie immer noch nicht, was das Ganze mit ihr zu tun haben sollte. Sie konnte also nur hoffen, dass Samantha noch auf den Punkt kam.

“Bei männlichen Erben ist dieses Gen eher rezessiv, sodass es in der Geschichte nur wenige männliche Magical Girls, sogenannte Magical Boys, gab. Bei weiblichen Erben ist das Gen hingegen dominant, sodass die Wahrscheinlichkeit bei 90% liegt, dass die Tochter eines Magical Girls ebenfalls diese Fähigkeiten erwecken kann. Allerdings gibt es nicht mehr viele Mädchen, die dieses seltene Gen besitzen. Aber du, Lyra, hast es. Und vor elf Tagen ist es aktiv geworden. Du bist ein Magical Girl geworden.”

Lyra konnte nicht glauben, was die Ärztin da sagte. Sie, das Mädchen das beinahe von seiner Mutter umgebracht worden wäre, konnte unmöglich eines dieser magischen Mädchen sein.
 

14. Tag später Nachmittag Mew Mew Hospital
 

Nachdenklich packte Lyra ihre Sachen in die Tasche. Ihr lief immer noch ein kalter Schauer über den Rücken, wenn sie daran zurückdachte was Samantha ihr erzählt hatte. Obwohl sie deren Informationen überrascht hatten, verstand sie auf einmal, warum ihre Mutter sie töten wollte.

Ihre Mutter war einst selbst ein Magical Girl gewesen, und in ihrer Vergangenheit hatte sie für das Wohl der Erde gekämpft und ein paar Freundinnen sterben sehen. Zumindest hatte Samantha ihr erklärt, dass einige Magical Girls die Kämpfe gegen ihre Gegner verloren hatten und dieses Gen somit nicht weiterreichen konnten, weswegen es jetzt nicht mehr viele Träger gab.

Wahrscheinlich wollte ihre Mutter ihr so ein Schicksal ersparen und sie ausschalten, bevor das Gen aktiv wurde. Doch dabei war sie gescheitert und Lyras Erbe war im Kampf gegen das Blumenwesen aktiviert worden..

Immer noch etwas fassungslos sah Lyra auf ihre Hand und versuchte, sich an die Geschehnisse zurückzuerinnern. Doch alles war so verschwommen. Sie erinnerte sich nur noch daran, wie die blaue Plüschi zum Rand des Daches gezogen worden war und sie versucht hatte, das zu verhindern.

Leicht bewegte Lyra ihre Hand und verzog das Gesicht, denn die verheilenden Stiche von der Rosenranke fühlten sich komisch an und zogen bei jeder Bewegung.

“Endlich bist du wach, Lyra!” Sie zuckte zusammen, als wie aus dem Nichts Plüschis Stimme ertönte und sie plötzlich ein erleichtertes Gewicht in Form des Mädchens an sich hängen hatte.

“ChocolateChip hat uns angerufen und erzählt, dass du wach bist. Ich bin ja so froh~” Glücklich darüber, dass ihre Heldin nicht von ihnen gegangen war, drückte sich Plüschi an Lyra, die sie aber nur verwirrt ansah.

“Was ist an dem Abend genau passiert?”, fragte Lyra schließlich. Sie wusste immerhin, dass Plüschi ihr alles erklären konnte, schließlich war auch sie ein Magical Girl.

“Weißt du, das war so…”
 

3. Tag Mitternacht Dach (Plüschis Erinnerung)
 

Stück für Stück rutschte Plüschi näher zum Abgrund ihres Unterganges. Und obwohl das Mädchen sich mit aller Kraft wehrte, gelang es ihr nicht, sich von den Rosenranken zu lösen.

Das sieht nicht gut aus…”, fluchte sie leise, als sie versuchte, einen festeren Halt unter ihre hohen blauen Absatzschuhen zu bekommen.

“PLÜSCHI”

Nur zu deutlich hörte die Blaue den Ruf ihrer Freundin, die dazu gezwungen war, die ganze Szene machtlos mit ansehen zu müssen.

Plüschi wusste, dass sie nicht aufgeben durfte, weswegen sie ihre Hände nun etwas bewegte und sich so die hölzernen Ranken mehr um die Handgelenke wandten. Doch gleichzeitig griff sie mit den Händen nach diesen und begann, an den Fesseln zu ziehen, die sich fest um ihren Körper geschlungen hatten.

‘Ich werde sie zerreißen…’ Auch wenn sie ahnte, dass sie mit diesem Entschluss nur wenig Erfolg haben würde, wollte sie nichts unversucht lassen, um Lyra beschützen zu können. Doch dazu kam es nicht, denn mit einem Mal wurde die Zugkraft schwächer. Fragend sah die Kriegerin dahin, wo sie Lyra stehen sah, die die Ranken fest umklammerte.

“Lyra, nicht! Lauf weg!”, schrie Plüschi panisch, da sie keine andere Wahl hatte, als das nur mit anzusehen.

“Niemals! Ich lasse dich nicht alleine. Ob du willst oder nicht… ich werde dir mit aller Kraft helfen!”

Plüschi sah, dass Lyra ihren Griff noch mehr festigte, denn rotes Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Doch ihre Sicht verschwamm, denn neben dem Blut begann Lyra auch ein gelbes, warmes Licht auszustrahlen.

Plüschis Augen weiteten sich, denn obwohl das Licht so grell war, blendete es sie nicht. Es gab ihr Hoffnung und Zuversicht, sodass sie wusste, dass nun alles gut werden würde. Noch deutlich wurde ihr das bewusst, als die Fesseln förmlich dahinschmolzen und Stück für Stück von ihrem Körper fielen.

Plüschi wusste, was das bedeutete und sie konnte nicht anders, als gebannt in das Licht zu starren, was schwächer wurde und worin sie die Silhouette ihrer Freundin sah. Doch bevor das Licht gänzlich erlosch, schoss etwas auf das Blumenwesen zu, das nur noch ungläubig zu der Stelle sah, an der dieses Etwas es durchbohrt hatte. Getroffen sank das Wesen langsam gen Boden und löste sich in schwarze Rosenblätter auf.

Erst als auch das letzte Rosenblatt von einem seichten Wind hinfortgetragen worden war, erlosch das Licht endgültig und gab eine gelb gekleidete Kriegerin preis.

“Die Magie der Hoffnung… Magical Hope!”

Staunend sah Plüschi zu der nun blonden Lyra, die in ihrem gelben Magical Girl Dress, das ihrem vom Schnitt her ähnlich war, einfach nur unglaublich gut aussah.

Die Vorfreude über diese hübsche Mitstreiterin hielt aber nicht lange an, denn entkräftet von ihrem Erwachen sank Lyra auf die Knie und fiel in einen tiefen Schlaf.
 

14. Tag später Nachmittag Mew Mew Hospital
 

Schweigend hatte Lyra der Erzählung Plüschis gelauscht. Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass sie dieses Wesen angegriffen hatte. Doch da sie und Plüschi noch am Leben waren, konnte es nur so gewesen sein.

“Also sind alle im Mahou Shoujo wie wir?”, fragte Lyra schließlich nach, als sie alles etwas sacken lassen hatte. Mit einem Lächeln nickte Plüschi und sah auf den Boden, wo die Tasche Lyras stand.

“Lilim-senpai und Rizumu-senpai sind schon lange Magical Girls. Ich bin es erst seit wenigen Monaten, weswegen ich kampftechnisch noch lange nicht soweit bin. Finlass hingegen ist eine von wenigen Personen, die über die Existenz von Magical Girls Bescheid wissen. Sie war mal ein Opfer eines dieser Monster. Meine Mutter hatte sie damals gerettet. Und seitdem unterstützt Finlass uns mit ihrem Wissen und Informationen.”

Jetzt wo Lyra das hörte, verstand sie, dass es wirklich kein Zufall war, dass man sie im Mahou Shoujo untergebracht hatte. Dennoch gab es da ein paar Fragen, die ihr auf der Zunge brannten.

“Wir sollten langsam gehen. Lilim-senpai hat für heute Abend eine Besprechung einberufen.” Lächelnd kletterte Plüschi vom Bett und hob Lyras Tasche vom Boden auf.

“Heute Abend wirst du alles über uns und über dein Schicksal erfahren”, sagte Plüschi schließlich, als sie bemerkte, dass Lyra doch etwas zögerte.

Leicht nickte sie auf Plüschis Worte und kletterte ebenfalls vom Bett.
 

14. Tag später Nachmittag Weg zum Mahou Shoujo
 

Schweigend liefen Plüschi, die Lyras Tasche trug, und ihre Mitbewohnerin nebeneinander her. Sie waren schon ein ganzes Stück lang durch einen kleinen, ruhigen Wald gelaufen. Lyra musste gestehen, dass die Lage des Krankenhauses wirklich gut war. Weit entfernt von dem Lärm der Stadt, so dass sich die Patienten in aller Ruhe erholen konnten.

“Weißt du, Lyra… Wir sind uns irgendwie ähnlich.” Fragen sah sie zu Plüschi, die die Stille nun durchbrochen hatte und traurig auf den Weg sah, den sie entlangliefen. “Wir beide haben unsere Mütter verloren”

Ein kalter Schauer fuhr über Lyras Rücken, als sie verstand, was Plüschis Worte wirklich bedeuteten. Sie wusste es. Sie wusste, dass ihre Mutter verstorben war, und wahrscheinlich wusste sie auch, wie es passiert war.

“Ist es anmaßend? Ich meine… Deine Mutter musste zu deinem Schutz sterben… Meine ist gestorben, weil sie mich beschützen wollte. Ist es anmaßend, dass ich finde, dass wir uns ähnlich sind?” Lyra wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie selbst empfand es nicht als anmaßend, denn sie wusste nur zu gut, wie es war, wenn man sich wünschte, jemanden in seiner Gegenwart zu haben, der einem ähnlich war. Sicher war dieser Wunsch als Magical Girl noch stärker ausgeprägt.

“Was ist passiert?”, fragte sie schließlich, denn sie konnte nicht verleugnen, dass Plüschis Worte sie neugierig gemacht hatten.

“Eine Tragödie…”, begann das sonst so fröhliche Mädchen, das bereit war, ihre Geschichte zu erzählen.
 

-4 Monate Vormittag Plüschis Haus
 

Vorsichtig goss Plüschi das heiße Wasser für den Tee in eine Tasse, auf der in roten Buchstaben der Name Ixtli stand.

Sie musste aufpassen, denn wie üblich zappelte ihre Schwester, die ein kleines Ebenbild von ihr war, auf ihrem Stuhl herum und drohte mit ihren kleinen Patschehändchen unter den Schwall kochenden Wassers zu kommen.

“Ixtli! Wie oft noch? Du tust dir weh, wenn du nicht ruhig auf deinem Platz sitzen bleibst.”

Leise seufzte Plüschi, als sie den Wasserkocher hob, obwohl die Tasse ihrer kleinen Schwester noch halbleer war.

“Dee haben…”, protestierte die Kleine und versuchte, nach der Tasse zu greifen. Der Geruch von ihrem Lieblingsapfeltee war einfach zu verführerisch.

“Die Tasse ist noch nicht einmal voll. Außerdem muss der Tee noch ziehen”, erklärte Plüschi und nahm die Tasse, um sie in Ruhe mit Wasser füllen zu können.

“Deeeeee habeeeeeeennnnnn!”

Ein Seufzen kam über Plüschis Lippen, als ihre Schwester nun lautstark gegen die weggenommene Tasse protestierte und mit dem Sirenengeheul anfing. Doch da musste Plüschi nun durch.

Ohne sich stören zu lassen, goss sie das restliche Wasser in die Tasse und begann, Ixtli einen Buttertoast zu schmieren. Das Geheule und Gezeter ihrer Schwester ignorierte sie dabei.

‘Irgendwann verwandelt sie sich in einen Tiger und frisst mich…', dachte Plüschi mit einem Grinsen.

Sie wusste schließlich, dass ihre kleine Schwester Hunger und Durst hatte. Sobald sie was in ihrem winzigen Magen hätte, würde sie wieder der kleine liebenswürdige Engel sein, der zufrieden Bäuerchen machte und in die Windeln pooperte. Das war dann aber nicht mehr ihr Problem.

“Deeeeeee! Deeeeeeeeee!” Immer ungehaltener darüber, dass ihr Tee noch nicht auf dem Tisch stand, schrie die Kleine und zappelte auf ihrem Stuhl.

“Ist ja gut. Hier…”, murrte Plüschi entnervt und stellte die Tasse mit einem Teller, auf dem der Buttertoast lag, vor ihre Schwester hin. Sofort verstummte das Sirenengeheul und das Drama des Morgens war im wahrsten Sinne des Wortes gegessen.
 

Schweigend las sich Plüschi einen Text für die Schule durch, während sie genüsslich in ihren Toast biss. Immerhin konnte sie nun, da ihre Schwester zufrieden mit ihrem Tee blubberte, noch etwas für die Schule lernen. Zumindest hatte sie das gehofft, denn ihre Mutter kam panisch aus dem Schlafzimmer gelaufen und stolperte fast schon die Treppen runter. Erschrocken sah Plüschi von ihrem Buch zur Tür auf, an der ihre Mutter kreidebleich stand.

“Plüschi, pack die Koffer. Wir müssen hier weg.” Obwohl die Aufforderung ihrer Mutter überraschend kam, kannte Plüschi das bereits, weswegen sie ihr Buch beiseitelegte und ohne zu zögern in ihr Zimmer lief.

Stumm sah sich das Mädchen in dem kahlen Zimmer um. Keine Poster hingen an den Wänden, nirgends standen Fotos von ihr und ihren Freunden, und selbst in dem Bücherregal waren höchstens fünf Bücher. Lange lebte sie noch nicht hier, eigentlich waren es erst zwei Wochen. Doch nun brachen sie wieder auf.

Froh darüber, dass sie ihren Koffer nicht ausgepackt hatte, griff sie unter das Bett und zog das blaue Reisegepäck hervor.
 

Seufzend sah Plüschi aus dem Fenster des schwarzen Foyotas ihrer Mutter. Sie saßen nun schon eine halbe Stunde in dem Wagen, und noch immer hatte ihre Mutter nicht gesagt, was passiert war.

Doch wie üblich fragte sie nicht was los war, denn sie würde keine Antwort bekommen, so wie sonst auch. Die Einzige, die glücklich vor sich hinquietschte und einen Anime sah, war Ixtli hinten, die fröhlich auf ihrem Kindersitz rumzappelte.

“Sie haben uns zu schnell gefunden… Etwas muss schiefgelaufen sein…”, wisperte ihre Mutter immer wieder, weswegen Plüschi sich fragte, was sie meinte.

Fast schon ein wenig verängstigt sah sie die brünette ältere Frau neben sich an, die wie vom Teufel gejagt aufs Gaspedal trat und jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung ignorierte. Es war jedes Mal das gleiche. Immer flohen sie vor irgendwas, aber nie verriet ihre Mutter, wovor sie eigentlich davonliefen. Manchmal hasste sie die Frau dafür, denn ihr war es durch diese ständige Flucht unmöglich, Freundschaften zu schließen. Dabei waren Freunde alles, was Plüschi sich wünschte.

“Tut mir leid, Mäuschen. Ich verspreche dir, dass wir in der nächsten Stadt länger bleiben.”

Kurz sah ihre Mutter sie mit einem bekannten, entschuldigenden Lächeln an, wobei sich Plüschi fragte, wie oft ihre Mutter ihr das schon versprochen hatte. Und jedes Mal brach ihre Mutter das Versprechen und jedes Mal schwieg Plüschi, wenn sie es hörte.

Seufzend sah Plüschi aus dem Fenster. Viel sagen konnte sie nicht. Sie musste sich dem Willen ihrer Mutter beugen.

“VERDAMMT!” Erschrocken zuckte Plüschi bei dem Aufschrei ihrer Mutter zusammen. Ein Anflug von Panik machte sich in ihr breit, denn noch nie hatte sie so einen Schrei aus dem Munde ihrer Mutter gehört. Langsam wandte sie ihren Blick zu der Frau neben sich, doch sie kam nicht mehr dazu, die Silhouette ihres Gesichtes zu sehen, denn eine unbekannte Kraft ergriff den Wagen und schleuderte ihn mitsamt seiner Insassen in einen Graben.
 

Als Plüschi die Augen öffnete, spürte sie einen stechenden Schmerz, der durch ihren Arm zog. Sie musste kein Arzt sein, um zu wissen, dass dieser wohl gebrochen und vollkommen unbrauchbar war.

Vorsichtig sah sie neben sich, wo ihre Mutter saß und sie aus dem Augenwinkel heraus ansah.

“Mom…?”, fragte sie leise und lauschte, denn anders als es zu erwarten gewesen wäre, hörte sie nicht die Schreie ihrer Schwester. Nur das schwache, leise Atmen ihrer Mutter hallte durch das Wrack, das bereits nach Benzin stank.

“Rette… Ixtli…”, röchelte ihre Mutter schwach, die sich nicht bewegen konnte, da sich etwas undefinierbares durch sie und den Sitz gebohrt hatte. Vorsichtig, so als ob jede schnelle Bewegung noch etwas verschlimmern konnte, schnallte sich Plüschi ab und sah hinter sich, wo ihre Schwester sitzen sollte. Doch alles, was sie sah, war das kleine blutverschmierte Köpfchen, das an der Fensterscheibe klebte und sie fast schon geisterhaft mit einem blauen Auge anstarrte.

Ixtli musste nicht mehr gerettet werden, denn ihr Gehirn verteilte sich bereits auf dem Türgriff und dem Sitz. Soviel konnte Plüschi sehen.

Langsam griff Plüschi zu ihrer Tür und stemmte sich dagegen, woraufhin diese aufging. Sie musste schnell raus, denn der Benzingestank wurde immer intensiver.

“Geht es der Kleinen gut?” Schwach wie schon zuvor drang die Frage ihrer Mutter zu Plüschi vor. Plüschi wusste, dass es keine Rettung mehr für die Frau gab, die ihr einst das Leben geschenkt hatte.

“Ihr geht es gut… keine Sorge…”, flüsterte Plüschi beruhigend, worauf ihre Mutter lächelnd die Augen schloss. Das Geräusch des Atmens erlosch und Plüschi wusste, dass sie die einzige Überlebende dieses Unfalls sein würde.

Vorsichtig kroch sie aus dem Wrack und erhob sich. Sie musste weg, denn der Wagen konnte jederzeit explodieren. Auf die Zähne beißend, kletterte sie aus dem Graben und sah sich suchend um. Nirgends war zu sehen, was diesen Unfall verursacht hatte. Nur eine Frau mit langem blondem Haar stand auf der anderen Seite der Straße. Traurig sah sie Plüschi an und streckte die Hand nach ihr aus, als wollte sie sagen “Folge mir.”

Fast wie hypnotisiert lief Plüschi langsam auf die Straße rüber zu der anderen Frau. Ihre Augen füllten sich mit heißen Tränen, die über ihre Wange glitten und ihr die Sicht nahmen. Sie nahm nichts mehr wahr, nicht einmal das Auto, das ungebremst auf sie zuraste.
 

14. Tag Abend Mahou Shoujo Besprechungsraum
 

Kaum, dass Lyra die Tür zum Besprechungsraum geöffnet hatte, sah sie bereits ihre blonde Lehrerin Finlass, das Top-Idol Rizumu, deren rechter Arm bandagiert war, und Lilim, die mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen auf ihrem Platz saß.

“Willkommen zurück, Lyra”, begrüßte Finlass sie lächelnd und wies auf einen leeren Platz zu Rizumus Rechten. “Setz dich, wir haben viel zu klären.”

Leicht nickte Lyra und setzte sich auf den ihr zugewiesenen freien Platz. Ihr gegenüber setzte sich Plüschi, die sich sofort zurücklehnte und ihre Beine auf ihren Platz hochnahm.

“Sicher haben dir Plüschi und Samantha schon von deinem Erbe erzählt. Ich kann mir vorstellen, dass du diesbezüglich etwas überrascht bist. Wenn du also Fragen hast, zögere nicht, sie zu stellen.” Weiterhin lächelnd sah Finlass Lyra an. Doch sie schwieg. Sie wollte ihre Fragen erst stellen, wenn sie wirklich alles über ihr sogenanntes Schicksal wusste.

“Finlass-sensei… Wir sollten erst einmal das Wesentliche klären, bevor wir das aus den Augen verlieren”, mahnte Lilim, woraufhin Finlass nickte und sich bereit machte, Lyra über alles aufzuklären.

“Fangen wir mit dem an, wovor du Plüschi beschützt hast. Wir nennen sie Magicals. Es sind Wesen, die versuchen, unsere Welt ins Unheil zu stürzen. Die Aufgabe der Magical Girls ist es, diese Monster zu besiegen. Menschen wie die Armee oder Polizei sind dazu nicht in der Lage, weil sie eben jene nicht sehen können. Nur wenige Menschen ohne das Magical Girl Gen, also Menschen wie Dr. Samantha und Ich, können diese Monster sehen. Dennoch sind wir machtlos gegen sie.” Schweigend hörte Lyra den Ausführungen von Finlass zu. Sie wusste, worauf die Blonde hinaus wollte. Dennoch warfen ihre Erklärungen auch Fragen auf.

“Wieso können sie und diese Ärztin diese Magicals sehen?” Lyra fand es seltsam, dass jemand der kein Magical Girl Gen besaß, die Monster sehen konnte, wenn es doch sonst kein anderer tat.

“Weil wir eine Nahtoderfahrung hatten. Damals wurden wir irgendwann von einem Magical angegriffen und sind dabei beinahe ums Leben gekommen. Die Macht eines Magical Girls rettete uns aber. Man könnte sagen, diese Macht hat uns berührt und zu einem Auserwählten gemacht.” Das Prinzip, das Finlass ihr erklärte, kam Lyra vertraut vor. Kurz musste sie darüber nachdenken, ehe ihr einfiel, dass fast dasselbe Prinzip wie bei den Vampiren war. Nur dass es bei diesen mystischen Wesen mehr auf Blutsebene funktionierte.

“Und wie können Magical Girls die Menschen genau vor dem Tod retten?” Lyra wollte nun alles wissen, denn die ganze Magical Girl Sache klang viel zu gut. Irgendwo musste ein Haken bei der Sache sein.

“Ein Magical Girl kann einen Menschen vor dem Tod retten, indem sie ihm etwas von ihrer Macht gibt und dabei einen Teil des eigenen Lebens hergibt. Jedes Lebewesen hat eine vom Schicksal bestimmte Lebensdauer. Stell es dir wie eine brennende Kerze vor. Sobald diese Kerze abgebrannt ist, stirbt der Mensch. Allerdings kann man dem entgegenwirken, wenn man zwei brennende Kerzen miteinander verbindet.” Ein Lächeln trat auf Lyras Gesicht, als Finlass das Beispiel mit den Kerzen nannte. In ihrer Kindheit hatte sie dieses Beispiel öfters von ihrer Mutter gehört, wenn diese ihr das Märchen “Gevatter Tod” vorgelesen hatte. Es war ihr Lieblingsmärchen gewesen, auch wenn es auf eine düstere Art und Weise grausam war.

“Wir können also Menschen retten, indem wir auf einen Teil unserer eigenen Lebenszeit verzichten. Für uns bleibt diese Selbstlosigkeit demnach nicht ohne Folgen. Noch dazu stellen wir uns gegen das Schicksal, das dem Menschen bestimmt ist”, fasste Lyra zusammen, wobei ihr bitteres Lächeln nicht wich.

“Durch etwas Unnatürliches wie einen Magical zu sterben kann kein wahres Schicksal sein!” Fast schon erbost hatte sich Finlass erhoben und fixierte Lyra, die nun doch etwas überrascht darüber war, dass ihre Lehrerin so einen Gefühlsausbruch hatte. “Jeder Mensch hat das Recht darauf, einen natürlichen Tod zu sterben und nicht von einem Monster die Lebensenergie entzogen zu bekommen, damit dieses selbst am Leben bleiben kann.”

Zweifelnd hob Lyra eine Augenbraue, als sie hörte, was Finlass da sagte. Doch ihre Lehrerin beruhigte sich schnell wieder und setzte sich auf ihren Platz.

“Wie dem auch sei… Wir möchten dich bitten, dass du dich uns anschließt und mit uns zusammen die Welt vor dem aufkeimenden Bösen rettest.” Die Wut war aus Finlass Gesicht gewichen und das Lächeln hatte seinen Weg zurück gefunden. Lyra wusste nicht, ob sie dieser Frau wirklich vertrauen konnte, aber sie wollte die Hilflosen beschützen.

“Einverstanden.”
 

17. Tag Shoujo High School Schuhschränke
 

Lyra war froh, als das Wochenende vorbei war und sie endlich wieder in die Schule gehen konnte. Sie war sich sicher, dass sie viel mehr Stoff verpasst hatte, als Plüschi ihr am Abend zuvor weismachen wollte. Doch gleichzeitig fragte sie sich, wie man sich als Magical Girl auf solche Sachen wie die Schule konzentrieren sollte, wenn jederzeit ein Feind den Frieden der Welt bedrohen konnte.

“Du bist also auch eine Puppe von Finlass.” Erschrocken zuckte Lyra zusammen, als sie ihr Schuhfach schloss und sie ein Mädchen mit giftgrünen Augen und flammend roten Haaren neben sich sah.

“Puppe von Finlass?” Fragend sah Lyra das Mädchen neben sich an. Sie trug dieselbe Uniform wie sie, allerdings mit einer gewissen Modifizierung in Form einer anderen Schleife, die deutlich machte, dass sie eine Klassenstufe höher war. Sie wandte sich ohne Lyra zu antworten ab und ging in die Richtung der Treppen, die sie in die verschiedenen Etagen der Klassenstufen führen sollte.

“Warte! Was meinst du damit?” Die Fremde hielt inne, als sie einen Fuß auf die Treppe gesetzt hatte und Lyra um eine Antwort bat.

“Was ich meine? Wir sollen die Drecksarbeit für Finlass erledigen. Du solltest dich fragen, warum.” Ohne Lyra anzusehen, lief die Ältere die Treppen hoch und ließ Lyra verwirrt und alleine zurück.

“Mach dir keine Gedanken wegen Naenia. Sie ist etwas speziell.” Langsam drehte Lyra ihren Kopf zur Seite, wo Rizumu stand, die ihre Hausschuhe anzog.

“Ihr Erbe ist bereits erwacht und sie kämpft gegen das Böse, aber sie weigert sich, bei uns mitzumachen, weil sie einen Groll gegen Finlass hegt. Warum weiß keiner. Fest steht aber, dass sie den falschen Weg geht, denn gerade als Magical Girls müssen wir zusammenhalten.” Da für Rizumu das Gespräch damit beendet war, hob sie ihre Tasche auf und ging zu den Treppen. Ihr Ziel war die dritte Etage.
 

17. Tag Mittag Shoujo High School Dach
 

Nachdenklich stand Lyra an dem Gitter, das als Absperrung auf dem Schuldach diente. Sie dachte über Naenia nach, die sie kennengelernt hatte und die sie als Puppe Finlass’ bezeichnet hatte.

Nur zu gerne hätte sie gewusst, was Naenia gegen Finlass hatte, denn sie selbst vertraute ihr nach diesem Gefühlsausbruch nicht.

‘Warum ist es was anderes, wenn ein Magical den Menschen Lebenskraft entzieht, um zu überleben, wenn Menschen in solchen Momenten dankbar die Kraft eines Magical Girls annehmen. Jeder würde doch nach dem greifen, was er bekommt, wenn es um das eigene Überleben geht.’

Vorsichtig hob Lyra ihre Hand, und verhakte ihre Finger mit dem Gitter und sah in die Weite der Stadt. Sie hoffte nicht, dass sie in der Entfernung eine Antwort auf diese unlogischen Worte fand.

“Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier treffe. Haben Lilim und Rizumu dich geschickt?” Wie schon am Morgen zuckte Lyra zusammen, als plötzlich Naenia schon wieder neben ihr stand. Wie eine Raubkatze hatte sich Naenia angeschlichen und sah nun Lyra mit einem strafenden Blick an.

Scheinbar hatten Lilim und Rizumu schon öfter versucht, sie davon zu überzeugen, in ihrem Team mitzuspielen. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie nun glaubte, dass sie die Neue vorschickten, um sie zu überzeugen.

“Nein. Ich bin hier, weil ich nachdenken wollte. Über dich und über Finlass”, gestand sie und sah in Naenias grüne katzenartige Augen. Sie fragte sich, ob sie Naenia fragen sollte, was sie gegen die Lehrerin hatte. Doch sie entschied sich zu schweigen, denn sie hoffte, dass Naenia es ihr von selbst vielleicht erzählen würde.

“Über Finlass habe ich mir auch lange Zeit den Kopf zerbrochen. Du solltest dieser Frau nicht vertrauen, denn sie ist von negativen Gefühlen zerfressen. Dieses Lächeln, das sie meist zeigt, ist nur eine schöne Fassade, die all ihre Lügen verbergen soll.” Stumm hörte Lyra Naenia zu. Doch ihre Worte weckten nur mehr Fragen. Irgendwas musste zwischen Naenia und Finlass vorgefallen sein.

“Warum hasst du sie?” Lyra konnte nicht anders als zu fragen, denn sie wollte mehr über Finlass erfahren, für den Fall, dass diese Frau doch noch eine potentielle Gefahr war.

“Habe ich euch, Magical Girls…” Mit geweiteten Augen drehte sich Lyra um. Hinter ihnen stand der Sensenmann, so wie sie ihn sich immer vorgestellt hatte, wenn ihre Mutter ihr “Gevatter Tod” vorgelesen hatte.
 

Wie gelähmt stand Lyra da und starrte auf das sensenschwingende Skelettmonster in schwarzer, zerrißener Kutte. Es war erstaunlich, wie anders dieses Wesen im Gegensatz zu dem Blumenmonster war.

“Baku_Chan habt ihr ausgeschaltet, aber mich, Newt, werdet ihr nicht besiegen, denn euer Schicksal ist der Tod!” Wütend, zumindest glaubte Lyra Wut aus seinen Worten herauszuhören, holte der Tod mit seiner Sense aus und ließ einen weißen Lichtstrahl auf die beiden Mädchen zurasen.

“Pass auf!” Blitzschnell reagierte Naenia und stieß Lyra zu Boden, so dass der Lichtstrahl sie verfehlte und stattdessen das Zaungitter zerschnitt.

“Was bringen Lilim und Rizumu euch Newbies eigentlich bei…?”, murmelte Naenia und rappelte sich wieder vom Boden auf. “Wann lernt ihr es, das man sich verwandelt, wenn ein Magical auftaucht. Oder wenigstens ausweicht, wenn man angegriffen wird.”

Etwas beleidigt wegen Naenias Worten erhob sich nun auch Lyra und fixierte das Magical, das bereits wieder mit seiner Sense ausholen wollte. Sie würde Naenia zeigen, was sie gelernt, oder vielmehr, was sie von Lilim und Rizumu erfahren hatte. Und dann würde sie Gevatter Tod in die Hölle schicken.

Ernst fixierte sie ihren Gegner und rief die Kraft in ihrem Inneren. Wie bei ihrer ersten Verwandlung spürte sie die Wärme und Energie in sich aufsteigen. Sie hüllte sie ein und veränderte ihr schwaches, menschliches Äußeres.
 

Selbstbewusst fuhr sich Lyra mit ihrer linken Hand durch ihr nun blondes Haar.

“Die Magie der Hoffnung, Magical Hope!” Siegessicher, weil sie schon einmal ein Magical besiegt hatte, sah Lyra ihren Gegner an und richtete ihre linke Hand auf ihn. Auch wenn sie nicht wusste, warum sie es tat, fühlte es sich so natürlich an. Sie wusste, dass wenn sie diesen Instinkten folgen würde, ihr Gegner durch die Kraft der Hoffnung bald Geschichte sein würde.

“Nicht wir sind dazu verdammt zu sterben.” Lyra war bereit und konzentrierte ihre Kraft in ihren Finger, der leicht zu glühen begann. Doch bevor sie ihren Angriff entfesseln konnte, schwang Gevatter Tod seine Sense.

Wie gelähmt blieb das Magical Girl stehen, denn mit so einem Angriff, der so schnell kam, hatte sie nicht gerechnet. Erst als die schneidende Lichtsichel vor ihr war wich sie aus, verletzte sich aber am rechten Arm. Schmerzerfüllt legte Lyra ihre Hand auf die Verletzung, die zu bluten begann. Sie hasste das Gefühl dieser warmen, dickflüssigen Feuchte, die durch ihre Finger floss.

“Amateurin…”, knurrte Naenia, die das alles mit angesehen hatte und nun bereit war, in Aktion zu treten.

Naenia wusste, dass sie sterben würden, wenn sie nun nichts tat und dem Neuling ein wenig unter die Arme griff. Wie Lyra zuvor konzentrierte sich Naenia und verwandelte sich in das grüne Magical Girl, das einen frischen Wind in die Sache bringen würde.

“Die Magie der Heilung, Magical Cure!” Wie schon bei Lyra holte Gevatter Tod mit der Sense aus, doch anders als Lyra reagierte Naenia sofort und griff dabei nach der Anfängerin, die ebenfalls in der Schusslinie stand. Mit ihr zusammen gelang es Naenia, sich weit genug von dem Skelettmann zu entfernen.

“Unvorsichtiger Idiot…”, grummelte die sie und legte ihre Hand auf Lyras Verletzung, die sich kaum einen Augenschlag später verschloss. “Merk dir eines. Bevor du deinen speziellen Angriff verwendest, musst du den Gegner erst schwächen. Mit einem Schlag kann man ihn meist nur besiegen, wenn das Magical Girl Gen gerade erwacht ist. Dann sind die Kräfte so stark aufgestaut, dass sie sich entladen und es nichts gibt, was sich ihnen entgegensetzen kann.”

Erstaunt sah Lyra auf ihren verheilten Arm und lauschte Naenias Weisheiten. Sie wusste nicht, warum Lilim, Rizumu oder Finlass ihr das nicht gesagt hatten, denn es hätte ihr eine Menge Ärger erspart.

“Und wie kommen wir an ihn heran?”, fragte Lyra. Denn anhand von Naenias Lächeln erahnte sie, dass diese ein Ass im Ärmel hatte.

“Warte auf mein Zeichen und dann mach ihn mit deinem speziellen Angriff platt.” Grinsend erhob sich das Mädchen mit dem nun grünen Haar und lief flink auf ihren Gegner zu, der wieder mit der Sense ausholte. Doch seine Angriffe waren zu langsam für Naenia, die mit Leichtigkeit auswich und wie der Wind auf das Skelett zulief. Der Gevatter sah nicht einmal das Magical Girl auf sich zukommen, weswegen er seinen Blick zu Lyra wandte, die sich bereit machte und nur noch auf Naenias Zeichen wartete.

“Ich bin hier, du Biest!” Verwundert darüber, woher die Stimme kam, sah das Skelettmonster auf, wurde aber schon von Naenias Fuß im Knochengesicht getroffen und von seinen Knochenbeinen gerissen.

“Jetzt, Lyra!”, schrie Naenia und sah zu Lyra, die nickte. Das war der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. Schnell hob sie ihren Arm, dessen Hand hell aufleuchtete und entließ einen Lichtstrahl, der das Knochengerüst durchbohrte und auf den Boden der Tatsachen zog.
 

“Gut gemacht, Grünschnabel.”

Lächelnd kam Naenia auf Lyra zu, die erleichtert darüber war, dass auch dieser Kampf vorbei und sie beide noch am Leben waren. Lyra spürte, wie ihr Herzschlag sich langsam wieder beruhigte und sah zu ihrem Arm, der eigentlich verletzt sein sollte. Naenia hatte es irgendwie geschafft, ihn zu heilen, die Frage war nur, wie.

“Also haben Lilim und Rizumu auch davon nichts erzählt?”, stellte Naenia fest, als sie Lyras Blick auf ihren Arm bemerkte. “Es gibt drei Gruppen, in die man Magical Girls einordnen kann. Die Aktiven, also Mädchen wie dich, die dem Gegner den Gnadenstoß versetzen können. Die Passiven, deren Fähigkeiten eher für die Verteidigung und den Schutz dienen, und die Supportiven. Mädchen, die deine Schnelligkeit, Stärke oder dergleichen erhöhen können. Zu diesen Mädchen zählen auch Lilim und ich.”

Stumm hörte Lyra den Ausführungen von Naenia zu und wunderte sich, dass ihre Senpais ihr das nicht erklärt hatten. In den wenigen Minuten, in denen sie an der Seite Naenias gekämpft hatte, hatte sie mehr gelernt als bei den Mädchen des Wohnheimes. Vielleicht, und dieser Gedanke begann bereits, seine Triebe zu streuen, war es ein Fehler gewesen, sich Finlass’ Mädchen anzuschließen.

“IHR!” Synchron fuhren beide Mädchen zusammen, als sich der am Boden liegende Gevatter Tod wieder erhob. Entschlossen machten sich beide kampfbereit, doch das Skelett lachte nur und hob seine knochige Hand, mit der er auf Naenia zeigte.

“Deine Kerze ist abgebrannt!”, brüllte er lachend und fiel schließlich zu einem Häufchen Staub zusammen.

“Dummes Geschwätz… Wir haben deine Kerze ausgeblasen”, flüsterte Naenia und verwandelte sich wieder in ihr menschliches Selbst zurück. Es war nun offiziell, dass dieser Kampf beendet war, und somit wurde die Kraft der Magical Girls auch nicht mehr gebraucht.

“Naenia, du hast meine Frage noch nicht beantwortet!” Panik ergriff Lyra, als Naenia sich der Tür zuwandte und Andeutungen machte zu gehen. Da ihr Misstrauen gegenüber Finlass bereits gekeimt war und die Entschlossenheit, die Gruppe wieder zu verlassen, blühte, brauchte sie nur noch etwas, das das ganze befruchtete.

“Ach ja… Ich hasse Finlass nicht. Aber ich glaube, dass ich ihre Pläne kenne und mir ist es zuwider, dass ich diese gerade ein Stück zur Vollendung getrieben habe, um unser beider Leben zu retten. Hör gut zu, Lyra. Diese immer freundlich lächelnde Frau ist nur eine Illusion. Nicht die Magicals bedrohen diese Welt. Sie…” Naenia stockte, als sie Lyra gerade die Wahrheit über Finlass erzählen wollte. Zwei rote, warme Rinnsale bahnten sich ihren Weg über ihre Mundwinkel und gingen mit einem stechenden Schmerz in ihrer Brust einher. Mit geweiteten Augen fiel Naenia auf die Knie, während ihr Herz langsamer und langsamer in ihrer Brust schlug.

“Naenia!” Verschwommen hörte sie die Schreie Lyras, die das kleine Loch in ihrer Brust bemerkt hatte. Wie konnte man es auch nicht sehen. Schließlich floss ihr Leben aus dieser kleinen Lücke in ihrem Körper.

Gevatter Tod hatte Recht. Ihre Kerze war erloschen. Und wahrscheinlich hatte er auch bei Lyra Recht. Sie waren Magical Girls und damit verdammt dazu zu sterben. Es war die letzte Erkenntnis, die Naenia ereilte, noch bevor sie ihren letzten Atemzug nahm.
 

17. Tag Mittag Shoujo High School Eingang
 

Gründlich wischte Finlass mit einem Taschentuch die Fingerabdrücke von der Waffe, die bald ein menschliches Beweisstück in einem menschlichen Mordfall sein würde. Nichts sollte auch nur einen Hinweis auf die Shoujo High School oder das Mahou Shoujo lenken.

“Du bist wirklich nicht mehr menschlich. Du bist zu einer grausamen Hexe herangereift. Solltest du das dir geschenkte Leben nicht etwas mehr ehren?” Finlass zuckte zusammen, als sie die ihr vertraute Stimme des schwarzhaarigen Brillenträgers hörte. Jedes Mal, wenn er sie besuchte, jagte er ihr einen kalten Schauer über den Rücken, denn sie spürte diesen eisigen Blick, der ihr Leben bedrohte.

“Du solltest dankbar sein, dass ich eines deiner Zielobjekte ausgeschaltet habe.” Finlass bemühte sich, ruhig zu bleiben, denn sie wollte dem Brillenträger nicht diese Genugtuung geben, dass er ihr Angst machte.

“Es war ihr Schicksal, genauso wie es deines ist. Wenn deine Maske fällt, wird sich mein Schwert durch deinen Körper bohren. Pass also gut auf.” Die letzten Worte des Brillenträgers waren mehr geflüstert, und doch hörte sie Finlass klar und deutlich.

Langsam drehte sie sich um und versuchte, den Brillenträger mit ihren Blicken zu erfassen, doch er war verschwunden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, hier konntet ihr ja nun was zu Plüschis Vergangenheit lesen. Wobei das ja auch ein ziemlich fieser Cliffhänger ist. Aber ich denke man kann sich beim lesen denken, was danach passierte.
Was Samantha also ChocolateChip angeht, so ist es etwas seltsam. Ich wusste nicht wie ich ihren Nickname reinbringen sollte, so das sie es merkt, also schreit Plüschi einfach mal ihren Spitznamen, statt ihren richtigen Namen. (Forgive me Choco~)
Was den Namen für das Krankenhaus angeht, jeder weiß wohl aus welcher Magical Girl Serie der kommt.
Naenias Auftritt finde ich übrigens ganz stark. Schade das ich sie nicht so lange leben lassen konnte. Komplett anzeigen

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