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Verlangen und Liebe

Manche Fehler macht man nur einmal...
von

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Für alle Ewigkeit

Schweigend ritten sie durch die Landschaft. Yuuri wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren, doch es interessierte ihn auch nicht. Seine Gedanken kreisten um Wolfram. Wie sie sich das erste Mal gesehen hatten, seinen unbeabsichtigten Heiratsantrag und all die Jahre, die sie seither miteinander verbracht hatten. Sein Magen krampfte sich wieder zusammen und er trieb Ao etwas an. Kurz sah er zu Conrad und Gwendal, die neben ihm ritten. Conrad bemerkte seinen Blick und lächelte ihm kurz zu, während Gwendal stur geradeaus sah.

Fast wünschte sich der Schwarzhaarige, Wolframs älterer Halbbruder würde ihn anschreien. Seit er von der ganzen Sache erfahren hatte, hatte er kein Wort gesagt. Günther hatte Yuuri bereits eine ziemliche Standpauke gehalten. Jedoch konnte er seinem König wohl nicht lange böse sein, denn bevor sie aufgebrochen waren, hatte er ihn bereits wieder umarmt. Irgendwann konnte Yuuri die angespannte Stimmung nicht mehr ertragen.

„Gwendal, sag endlich, was du sagen willst.“

„Nein, Hoheit“, erwiderte der durch zusammengebissene Zähne. „Es ist nichts Nettes darunter. Ihr seid immer noch der König von Shin Makoku. Euch zu beleidigen, wäre keine kluge Entscheidung.“ Yuuri verdrehte die Augen.

„Gut, dann eben so. Als Maou, König der Mazoku und des Reiches Shin Makoku, befehle ich dir, mir zu sagen, was in dir vorgeht. Ich bin auf alles gefasst. Du hast keinerlei Bestrafung zu erwarten.“ Kurz herrschte Schweigen. Gwendals Gesicht wurde noch strenger.

„Seid Ihr sicher?“

„Absolut.“ Conrad spannte sich an, während Gwendals Augen einen gefährlichen Ausdruck bekamen.

„Was bei allen Drachen habt Ihr Euch nur gedacht?“ legte er dann los. „Wisst Ihr nicht, was Ihr meinem Halbbruder bedeutet? Er hat immer von Euch geschwärmt. Obwohl er wusste, dass Ihr wohl nie etwas für ihn empfinden würdet, hat er Euch geliebt. Sobald die Rede auf Euch kam, wurde er zu einer vollkommen anderen Person. Alleine das Hinsehen machte mich glücklich. Und was tut Ihr? Schlaft ausgerechnet mit König Saralegui. Ihr seid mit Abstand der größte Ochse, der mir je untergekommen ist. Wobei das noch eine Beleidigung für alle Ochsen ist. Erwartet ja nicht von mir, dass ich Euch helfe, aus diesem Schlammassel wieder herauszukommen. Am liebsten würde ich Euch selbst den Kopf abreißen, um zu sehen, ob Ihr auch nur ein wenig Verstand besitzt.“

Kurz holte er Luft, während Conrad ihn ungläubig anstarrte.

„Aber es wäre unfair von mir, Wolfram dieses Vergnügen zu nehmen.“ fuhr er dann sehr viel ruhiger fort. „Mein Halbbruder ist nicht dumm. Wenn er Euch nicht sofort in Stücke reißt, werdet Ihr Euch auf Einiges gefasst machen müssen. Und er ist dabei bestimmt nicht so zurückhaltend.“ Yuuri sah ihn an und musste lächeln. So hatte er Gwendal noch nie erlebt. Eigentlich war er zurückhaltend, wenn auch nicht immer.

„Geht es dir besser?“ fragte er ruhig.

„Etwas. Mir würde noch mehr einfallen, aber dafür reicht die Zeit leider nicht.“ antwortete Gwendal bissig und deutete nach vorn, wo bereits Waltoranas Schloss zu erkennen war. Yuuri spannte sich an und dachte an das, was ihn erwartete. Entschlossen trieb er sein Pferd noch einmal an und ritt dem Tor entgegen.

Waltorana erwartete sie bereits.

„Ich wurde über Euer Kommen unterrichtet, König Yuuri.“

„Und, ist er hier?“

„Ja. Aber er wird sich nicht gerade freuen, Euch zu sehen.“ Kurz verengten sich seine Augen.

„Wolfram hat mir erzählt, was geschehen ist. Er ist ziemlich sauer.“

„Das dachte ich mir.“ Der Schwarzhaarige seufzte schwer und wandte sich an Conrad und Gwendal.

„Ich möchte, dass ihr hier wartet. Das muss ich alleine hinkriegen.“ Damit drehte er ihnen den Rücken zu und ging geradewegs in die Thronhalle, wo Wolfram saß und gedankenverloren ins Leere blickte.

„Du hättest nicht hierherkommen sollen“, sagte er, ohne Yuuri anzusehen.

„Ich musste es tun.“

Immer noch weigerte sich der Blondschopf, ihn anzusehen.

„Was willst du?“, fragte er leise. „Ich habe meine Meinung nicht geändert.“

„Ich will nur, dass du mir zuhörst.“ Wolfram lachte freudlos.

„Dir zuhören? Wie du mir erzählst, was genau passiert ist, dass es dir leid tut und das es nie wieder vorkommen wird?“

„Ich…ich…“ Nun sah Yuuris einstiger Verlobter doch auf. Der König von Shin Makoku zuckte innerlich zusammen, als er den Blick des anderen sah.

„Sag mir nur warum. Warum hast du es getan?“

„Ich war blind vor Verlangen. Als Sara mir so nahe war, hat sich alles in mir ausgeschaltet. Der Rest war wie ein Traum. Ich wusste genau, was geschah, aber ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.“

„Und, hat es dir gefallen?“

Nun war es Yuuri, der es nicht wagte, den anderen anzusehen. „Bitte, zwing mich nicht, dir das zu beantworten.“

„Hat es dir gefallen?“, wiederholte Wolfram, etwas lauter.

„Bitte…“

„SAG ES MIR!“, schrie der Blondschopf. „HAT ES DIR GEFALLEN, SARAS HURE ZU SPIELEN?“ Zorn stieg in Yuuri auf. Mit schnellen Schritten war er bei Wolfram, hob die rechte Hand und gab dem anderen eine schallende Ohrfeige.

„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?“ flüsterte der König von Shin Makoku mit zitternder Stimme. „Ich weiß selber, dass ich einen dummen Fehler gemacht habe und du jedes Recht hast, auf mich wütend zu sein. Aber nenn mich nie wieder Hure.“ Wolfram starrte ihn an, mit wütendem Gesicht, während sich seine linke Wange langsam rötete. Tränen stiegen ihm in die Augen.

„Nimm das zurück.“

„Nein.“

„Nimm das zurück“, wisperte Wolfram schluchzend.

„Nein“, sagte Yuuri kalt, dem immer noch nicht klar war, worauf der andere eigentlich hinauswollte. Wut bestimmte sein Denken, schwer atmend sah er den Blondschopf an.

„Warum tust du das?“ Wolfram sackte in sich zusammen und versuchte nun nicht mehr, sein Schluchzen zu unterdrücken. Sein Körper bebte, unaufhörlich liefen ihm Tränen über die Wangen. „Wie soll ich dich vergessen, wenn du ständig um meine Hand anhältst?“ Yuuri fiel es wie Schuppen von den Augen. Ihm fiel ein, was Günther ihm vor all den Jahren erklärt hatte. *Wenn ein Adliger einem anderen Adligen auf die linke Wange schlägt, ist das ein Heiratsantrag.*

„Das hatte ich ganz vergessen“, fluchte er halblaut. Kurz dachte er daran, alles rückgängig zu machen, doch etwas hinderte ihn daran. Stattdessen ließ er sich neben Wolfram auf den Boden sinken und zog ihn in seine Arme. Der versuchte, sich von ihm zu lösen, doch Yuuri dachte gar nicht daran, ihn loszulassen. „Ich kann es nicht ertragen, wenn du mir fern bist. Wenn du mich hassen willst, hasse mich. Wenn du mich nie wieder ansehen willst, sieh mich nie wieder an. Aber bitte…“

Der Schwarzhaarige stockte, als nun auch ihm die Tränen kamen. Mühsam beherrschte er sich, bevor er weitersprach. „Bitte, bleib bei mir…“ Wolfram erstarrte. Dann krallten sich seine Finger in den Stoff von Yuuris Oberteil und er vergrub sein Gesicht an seiner Schulter.

„Das ist nicht gerecht“, stieß er hervor. „Ich sollte dich hassen. Warum kann ich es nicht? Wie schaffst du es, mir immer wieder im Kopf herumzuspuken? Ich will dich doch nur vergessen. Aber selbst das gönnst du mir nicht. Nur ein Blick von dir und ich weiß, dass ich für dich sterben würde.“ Sacht strich Yuuri ihm über den Rücken.

„Es tut mir leid. Nicht nur das mit Sara, auch all die Zeit, in der du mir so nahe warst und ich nicht kapiert habe, was du für mich empfunden hast. Ich hatte immer Angst vor solchen Gefühlen. Aber selbst das hat dich nicht gestört. Du hast nicht aufgehört, mich zu lieben, hast all deinen Kummer und all deine Schmerzen vor mir verborgen. Ich bin wirklich ein Schwachkopf.“

Vorsichtig griff er unter Wolframs Kinn und hob es an, damit dieser ihn ansehen musste.

„Eines ist mir klar geworden. Auch wenn ich Sara wiedersehe, würde es nichts ändern. Für ihn war alles nur ein kleiner Spaß. Ich habe gedacht, er würde mich lieben. Aber er hat meine Gefühle genommen und sie mir um die Ohren gehauen. So, wie ich es jahrelang getan habe.“ Wolframs grüne Augen weiteten sich, immer noch rannen Tränen über seine Wangen. Yuuri konnte seinen Blick nicht mehr ertragen und legte seinen Kopf auf die Schulter seines Verlobten.

„Geh nicht weg. Ich liebe dich.“ Der Blondschopf antwortete nicht, schien sich aber wieder gefangen zu haben. Entschieden schob er den König von Shin Makoku von sich und musterte ihn.

„Ich werde dir zeigen, was ich darüber denke.“ Bevor Yuuri begriff, was vor sich ging, zog Wolfram ihn zu sich und seine Lippen schlossen sich um die des Schwarzhaarigen. Überrascht weiteten sich Yuuris Augen, bevor er dem anderen in die Arme fiel und den Kuss erwiderte. Keiner von beiden bemerkte die drei Gestalten, die sich zu ihnen gesellt hatten. Conrad lächelte, Waltorana schien zwischen unterdrücktem Zorn und Freude zu schwanken und Gwendal hatte zwar sein üblich ernstes Gesicht aufgesetzt, allerdings verrieten ihn seine strahlenden Augen. Schweigend sahen sie zu, wie die beiden endlich zueinander fanden.

Weit entfernt stand Sara auf dem Balkon und sah auf sein noch schlafendes Reich hinunter. Der Wind spielte mit seinen Haaren, während er leise vor sich hin lächelte. Etwas sagte ihm, dass er nicht mehr alleine war.

„Endlich zurück, Berias?“ Sein Onkel trat an ihn heran.

„Ja, Hoheit.“ Kurz wirkte er verdutzt, dann sah er Sara offen an. „Ist während meiner Abwesenheit etwas passiert?“

„Nichts von Bedeutung.“ Der König von Shou Shimaron drehte sich lässig zu dem Mann um, kurz funkelten seine Augen. „Hast du deinen Auftrag erledigt?“

„Ja, König Saralegui.“

„Gut.“ Er drehte sich zurück und stützte sich mit den Armen am Balkon ab. „Er ist viel zu interessant…kleiner, naiver Yuuri…“ flüsterte er halblaut, während die Sonne vollständig aufging und ihn in ihr goldenes Licht tauchte.
 

Ende

P.s.: Herzlichen Dank für die ganzen netten Kommentare. :-)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hatschepueh
2013-03-21T12:23:12+00:00 21.03.2013 13:23
Hui, Günther hat mit Yuri geschimpft deswegen? Na dann hat er wohl akzeptiert das Yuri sich für Wolf entschieden hat.
Schöne Rede Gwendal. Ich wusste ja immer das ihm was an seine Brüder liegt. War ja offensichtlich. Und ich finde jeder große Bruder darf in so einer Situation ruhig mit seinem König schimpfen. Aber nein, er muss natürlich erstmal die Eoffiziele Erlaubnis von diesem dazu haben. Typisch. *g*
Aber als Yuri Wolfram wieder eine Ohrfeige gibt und es wieder nicht rafft obwohl er diese tradition doch diesmal kennt hät ich meinen Kopf am liebsten auf den Tisch gehauen. Wie blöd kann man eigentlich sein? Aber die Worte danach sind einfach nur Zucker. Kein Wunder das Wolf da schwach wird. Obwohl ich es gerne gesehen hätte wenn er ihm erstnoch ne Weile hätte zappeln lasen aber das ist einfach zu süß gewesen.
Aber jetzt mach ich mir doch noch etwas Sorgen wegen Sara. Was hat dieses Miststück vor?
Von:  _Genis_
2013-03-20T23:31:11+00:00 21.03.2013 00:31
Wieder ein versehen?
ach yuri
das ist so typisch für ihn
aber auch so schön^^
und auch wolfis worte..
wie er ihn den vergessen solle, wenn er immer wieder um seine Hand anhielte
sooooo süß x3

das hast du echt soo schön und harmonisch geschrieben
kann ich mir soo gut in der echten Story vorstellen^^

ich fand esauch toll wie du die Standpauke von gwendal reingebracht hast
echt super
er hat seine brüder ja doch lieb
auch wenn er immer so grimmig tut

ach alles war einfach super^^




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