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402 Jahre später

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Dämon!

Gelangweilt suchte sie Regal um Regal ab und zog eines der Bücher heraus, dessen Titel Informationen zum Thema versprach. Physikalische Komponenten des Maschinenbaus. Entsetzlich langweilig. Wenn sie ihren blöden Vortrag für das Studium doch nur schon hinter sich hätte. Mühsam fischte sie also das Buch ihrer Wahl aus dem hoffnungslos überfüllten Regal und lies es kreischend fallen, als in der dahinterliegenden Dunkelheit ein Paar rote Augen aufglühten. Sie prallte rücklings gegen einen anderen Bücherschrank und hielt sich den Mund zu, um nicht noch mehr unkoordinierte Laute von sich zu geben. Rote Augen. Hatte sie sich das eingebildet? Leuchtende Augen in der Dunkelheit vollgestopfter Schränke?

„Ist alles okay, Terry?“ Der Kopf ihres Kommilitonen erschien im Gang und fragende Augen musterten sie.

Teresa schaute kurz zu ihm, dann wieder auf die Lücke im Bücherregal. Da war nichts. Nur Staub und Schwärze. „Ja ... entschuldige ... an dem Buch hing eine Spinne, ich hab mich nur erschreckt.“, log sie und hob mit zittrigen Fingern den fallengelassenen, dicken Wälzer wieder auf.

Liam schaute sie noch einen Moment skeptisch bis strafend an und verschwand dann kopfschüttelnd wieder im Biochemie-Abteil, um an seinem eigenen Thema weiterzuarbeiten.

Sie strich sich ihre kupferroten Haare hinter die Ohren und holte tief Luft. Trat näher an das Regal heran. Da war wirklich nichts. Nur Schatten zwischen alten Büchern, die vermutlich noch nie jemand gelesen hatte. Nur Einbildung, redete sie sich ein, schaute nochmal rückversichernd den Gang hinauf und hinunter und griff dann nach dem nächsten Einband, um die Lücke im Regal zu vergrößern und mehr zu erkennen. Ein leises Knurren erklang, als sie es hervorzerrte. Es war ein schwerer, wuchtiger Lexikonband, aber wieso zur Hölle knurrte er?

Teresa quiekte erneut, als ihr das unhandliche Lexikon regelrecht entgegengeschleudert wurde, etwas dahinter hervorschoss, ihr wild ums Gesicht flatterte wie eine aufsässige Fledermaus, und sie erschrocken zu Boden stürzte. Dann Ruhe.

Einige Sekunden lang blieb sie einfach nur zusammengekrümmt liegen, die Arme schützend um den Kopf geschlungen, wagte kaum zu atmen. Sie wartete. Aber es geschah nichts.

„Zur Hölle, was treibst du da drüben, Teresa?“, hörte sie Liam durch die halbe Bibliothek rufen.
 

Vorsichtig lugte das zierliche Mädchen zwischen ihren Armen hindurch und erstarrte, als ihr Blick auf den jungen Mann mit den wilden Wuschelhaaren und der Leder-Kombi fiel, der direkt über ihr stand. Er schaute mit verschränkten Armen und aus mitleidlosen roten Augen auf sie herab. Rote Augen, wohlbemerkt. Es dauerte noch einen weiteren Moment, bis Teresa realisierte, daß die großen Dämonenflügel auf seinem Rücken tatsächlich Flügel und echt waren.

„Terry?“ Sie fuhr herum, als Liams Stimme direkt hinter ihr erklang. „Warum antwortest du nicht? Was tust du da unten?“ Fast etwas genervt griff er nach ihrem Ellenbogen und half ihr wieder hoch.

Mit großen Augen schaute sie zwischen ihm und dem schwarzhaarigen Dämon hin und her. Ihr Kommilitone bückte sich nach dem Lexikon, hob es auf und drückte es ihr in die Hand. „Alles klar bei dir?“, vergewisserte er sich, als sie immer noch kein Wort hervorbrachte. Kurz folgte sein Blick dem ihren und wanderte dann fragend zurück zu ihr. Er konnte den geflügelten jungen Mann nicht sehen, wurde ihr klar. War er dann überhaupt echt? Oder halluzinierte sie?

„Ich ... ähm ... ja, danke.“, stammelte sie, unschlüssig was sie sagen sollte. Wieder ruckte ihr Blick zu dem schwarzhaarigen Kerl, der ihr nun mit spitzen Eckzähnen entgegengrinste. Liam zog ein besorgtes Gesicht. „Du solltest besser nach Hause gehen.“, beschloss er.

„Ja, du hast Recht.“

Liam nahm ihr das Lexikon wieder weg, stopfte es zurück ins Regal und schob sie dann mit einem Arm vorsichtig vor sich her aus der Bücherei hinaus, als rechne er jeden Moment damit, sie auffangen zu müssen. Teresa warf einen letzten Blick über die Schulter zurück, aber der Dämon war spurlos verschwunden.



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