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Als ich noch klein war...

...bin ich entführt worden
von

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Keine Ruhe vor den lauten Gedanken

Ein Monat war es nun her. Sakura zählte die Tage seit ihrer Rettung. Eine Woche seit dem Angriff in Kakashis Wohnung. So viel Zeit war vergangen und gefühlt machte sie keinerlei Fortschritte. Es war so einengend, so bestimmend, das Leben. Sie wollte sich endlich wieder frei fühlen, denn das Leben war für sie wie ein Gefängnis. Reinste Folter. Eine Zelle, in der Angst bildlich auf sie einschlug. Panik quetschte ihre Kehle zu und raubte ihr die Luft zum Atmen. Schmerzen brachen über sie herein und quälten sie unaufhörlich.

Wann hatte das endlich ein Ende? Die Haruno schüttelte weinend den Kopf. Es hörte nicht auf. Nicht, solange sie noch lebte.

Das dunkle Krankenzimmer, in welchem sie schluchzend auf ihrem Krankenbett saß, war wenig Trost spendend. Wo war Kakashi? Wo war Yamato oder die beiden Jungs? So gerne wollte sie bei ihnen sein, aber sie konnte einfach nicht. Zu viele Erinnerungen prasselten im Moment auf sie ein. Da draußen würde sie nur erneut den Verstand verlieren. Außerdem lauerten dort so viele Gefahren auf sie. Wie könnte sie jemals wieder dort hinaus, in diese grausame Welt gehen?

Tsunade hatte viel zu tun mit der Überführung der restlichen Bande. Wusste sie denn nicht, wie sehr Sakura jetzt jemanden bei sich brauchte? Es halb ihr nicht, wenn sie nur Fremde um sich hatte. Die Schwestern und Ärzte hier verstanden sie einfach nicht.

Sakura kam sich vor, wie eine Last. Wer brauchte schon jemanden, der so kaputt war, wie sie? Dies war auch der Grund, weshalb sie ein glückliches oder zumindest ein freundliches Gesicht aufsetzte, sobald sie Besuch bekam. Doch innerlich fühlte sie sich ganz anders. Keiner konnte sie wirklich verstehen. Was sie all die Jahre hatte durchmachen müssen, war eben auch nur schwer vorzustellen. Aber so konnte sie doch kein normales Leben führen! Man würde niemals alle von diesen Männern verhaften können! War es nicht so, dass immer jemand übrig blieb? Ihre Angst konnte so nicht schwinden und die Erinnerungen genauso wenig.

Plötzlich war alles ganz klar. Sakuras Lebenswille sickerte unaufhaltsam dahin, seit langem schon. Mit geistesabwesendem Blick richtete Sakura sich auf, so als hätte sie eine Lösung für all ihre Probleme gefunden. Als könnte sie endlich allem entfliehen.

Langsam aber stetig führten ihre Schritte sie ins Bad, wo sie sich eine Schere nahm. Was sie jetzt tun wollte, würde zwar weitere Schmerzen bedeuten, jedoch nicht für lange und sie hätten eine erlösende Folge. Den Tod. Endlich könnte sie frei sein. Angstfrei.

Mit ihrem weißen Nachthemd, das sich wie ein Kleid um ihren würdevollen Körper schmiegte, setzte sie sich auf den Boden. Nachdenklich lehnte sie gegen die Wand, ihre Beine, leicht angewinkelt, lagen auf der Seite. Das Gesicht und der Körper waren geprägt von Prellungen und Narben. Eigentlich war es ganz einfach. Doch sollte sie das wirklich tun? Die Gründe, die dafür sprachen waren so viel stärker, als jene, die dagegen sprachen. Da tauchte plötzlich Kakashis Gesicht in ihren Gedanken auf, doch ihm wollte sie die schwere Last ihrer zerbrochenen Seele auch nicht aufbürden.

Vorsichtig hob sie ihre Hand und betrachtete die scharfe Klinge der Schere. Eine ganze Weile saß sie nur so da, mit zitterndem Körper und ausdruckslosem Gesicht.

Noch immer kämpfte sie dagegen an es zu tun, wollte nicht aufgeben. Aber sie befürchtete stark, diesen Kampf zu verlieren. Sakura wusste nicht wie viel Zeit verging, als sie so da saß. Eine Stunde, vielleicht auch zwei.

Nachdem sie endlich den Mut gefunden hatte, oder erforderte es eher Angst, hob sie erneut ihre Hand, in der sich die Schere befand. Mit starkem Griff umklammerte sie diese, legte ihr anderes Handgelenk in Position. Bereit zu sterben. So lange hatte sie gekämpft, war stark geblieben egal, wie viel Unheil mit ihr geschah. Doch nun war sie am Ende. Und sie fühlte sich so allein. Einfach nur den Arm entlang schneiden, dann ist es bald vorbei.

Weinend kniff sie die Augen zusammen und schluchzte laut, ehe sie mit voller Wucht zuschlug.

Wie in Zeitraffer bewegte sich die Klinge auf ihren Arm zu, aber kurz bevor die scharfe Spitze in ihre Haut gerammt werden würde, stoppte sie auf einmal.

Sakura öffnete verwundert die Augen und blickte in das Gesicht eines total erschrockenen Kakashis. In einem kurzem Augenblick fiel ihr auf, dass seine rechte Hand verbunden war.

„Tu das nicht.“

Die erwärmende Stimme erklang angenehm in ihren Ohren. Es war, als würde ihr zerbrochenes Ich diese Worte aufsaugen und die Risse langsam heilen. Nahezu ausdruckslos blickte sie ihren Sensei an und begann wieder zu schluchzen. Ohne Gegenwehr ließ Sakura sich die Schere aus der Hand nehmen. Kakashi legte diese auf die Seite, nahm Sakura hoch und wollte ihren vermeintlichen Ort des Todes verlassen.

Sanft wurde Sakura ins Bett gelegt und er setzte sich neben sie. Traurig betrachtete Kakashi sie, noch immer geschockt von dem, was Sakura in Begriff gewesen war zu tun.

Unschwer konnte man erkennen, was gerade in Kakashi vor ging, obwohl er ein wenig überfordert wirkte.

Beinahe wäre er zu spät gekommen, auch wenn sie nicht sofort verblutet wäre. Und dennoch war es ein immenser Unterschied, ob sie es getan hätte oder aufgehalten wurde!

„Bitte erzähl das nicht Tsunade“, bat Sakura ihn leise. Tsunade hatte sich weiß Gott schon genug Sorgen um Sakura machen müssen. Es war ein Moment der Schwäche gewesen, der dank Kakashi wohl vorbeigezogen war. Nun sah er Sakura wieder an, schwieg für ein paar Sekunden, ehe er hörbar ausatmete.

„Wieso wolltest du das tun, Sakura?“

Seine Stimme klang verletzlich und trotzdem lag eine gewisse Strenge darin.

Das Mädchen schüttelte nur den Kopf und senkte ihren Blick. Vielleicht sollte sie sich ihm endlich öffnen. Durch seine Anwesenheit schenkte er ihr solch eine Kraft, wie keiner es konnte. Wenn sie ehrlich war, scheute er nie die Mühe, Sakura zu unterstützen. Was hatte sie da nur fast getan?!

Auf einmal fiel sie ihm um den Hals, doch er reagierte sofort und erwiderte die Umarmung.

„Ich halte diese Angst nicht mehr aus“, schluchzte sie und vergrub sich in seinem Hemd. Diese Wärme, dieser Duft, die Geborgenheit. Das alles fühlte sich so erholsam an, so tröstlich.

Kakashi konnte in etwa verstehen, was in ihr vorging, versuchte es zumindest. Er hätte schon viel früher bei ihr sein sollen, das wurde ihm nun bewusst. Ihm war klar, dass sie Unterstützung brauchte. Doch die Suche nach Spuren und Informationen hatte ihn so sehr in Anspruch genommen, dass er beinahe die wichtigste Aufgabe vergessen hätte. Entschlossen legte er die Hände auf ihre Schultern, drückte sie von sich, um ihr in die Augen zu sehen. Wieder zerbrach ein Teil seines Herzens, als sie ihn mit verweinten Augen ansah.

„Du bist jetzt hier, in Sicherheit und keine Gefangene mehr. Du darfst sie nicht gewinnen lassen.“ Seine Stimme wurde immer tiefer und leiser, bis er fortsetzte.

„Und ich...“ brauche dich, wollte er eigentlich sagen. „Du kannst nicht einfach so gehen“, warf er ihr vor, was Sakura total verstummen ließ. Seine Worte waren wie das Licht im Dunkel, wenn man vor Schwärze vom Weg abgekommen war. Es war seine Art zu sagen, dass er sie brauchte.

Sekunden später wartete Kakashi noch immer auf eine Reaktion ihrerseits und musterte sie besorgt. Eine letzte Träne entwich ihren geröteten Augen, ehe sie wieder zu sich fand.

„Aber was ist, wenn sie zurück kommen?“

Die Tatsache, dass diese Leute noch immer da draußen waren, war das Schlimmste von allem. Doch Kakashi schüttelte sofort den Kopf. „Wir haben bereits bedeutsame Informationen gesammelt. Tsunade stellt nur noch ein Team zusammen und dann sind diese Mistkerle dran!“

Auch wenn Sakura sich dabei ein wenig unsicher war, sie glaubte ihm. Sie vertraute ihm.

Dann wollte Kakashi noch etwas sagen. „Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Das ist meine Aufgabe als Sensei und wenn ich dabei sterbe.“ Daraufhin liefen Sakura einfach die Tränen hinunter und diesmal war Kakashi es, der sie in seine Arme zog.

„Du darfst aber nie sterben!“, murmelte Sakura.

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er sie weiter im Arm hielt. Wie viel Zeit verging, war Kakashi nicht bewusst, doch irgendwann bemerkte er, dass sie ruhiger wurde und wohl eingeschlafen war. Vorsichtig stand er auf und ließ Sakura behutsam ins Bett sinken, um sie dann zu zu decken. Danach setzte er sich erschöpft auf den Stuhl neben daneben. Noch einmal musste er zurückdenken, sich die Bilder vor Augen rufen, als Sakura in Begriff war sich umzubringen. Müde rieb er sich die Augen. Der Anblick hatte ihn wirklich erschrocken. Sakura musste furchtbar leiden und er hatte sie einfach im Stich gelassen. Erschöpft schloss er die Augen und sank in den Stuhl hinein, bevor auch er letztendlich mit gemischten Gefühlen einschlief.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lunasan
2013-11-04T07:30:27+00:00 04.11.2013 08:30
ach gott...Kakashi der Retter in der Not. ;-) Den können wir alle dann und wann mal gebrauchen... ach ja seuftz Romantisch.
Lg Luna


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