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Sternenseelen

von

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Mut im Herzen


 


 

Am Haus des Statthalters angekommen, waren die Arbeiten am Westflügel kaum zu übersehen. Große Eisenträger wurden mithilfe von Flaschenzügen und viel Manneskraft hinauf gehievt, um ein stabiles Grundgerüst zu schaffen. Das Gebäude sollte erweitert werden und natürlich nahm man, was am besten den Reichtum des Statthalters wiederspiegelte: Eisen und Metall. Diese Rohstoffe waren sehr gefragt, denn König Silfar stockte seine Waffenkammern auf. Beinahe als würde er einen Krieg fürchten. Wer es sich dann noch leisten konnte, das Gerüst seines Hauses mit Eisen zu stärken, musste wahrlich reich sein.

Attur ging Schnurstraks auf die Männer zu und entdeckte unter ihnen Haal. Ihn hatte Rick also gemeint. Auch der andere bemerkte ihn und lächelte ihm breit entgegen, als Attur auf ihn zukam.

»Du wurdest auch geschickt, um zu helfen?« Er nickte. »Anscheinend wollen unsere Herren sich mit dem Statthalter und den Bürgern gut stellen. Sonst würden sie uns kaum für fremde Arbeit herausgeben, die auch noch ohne Lohn ist, wenn es bei ihnen selbst genug zu tun gibt.« Haal hatte Recht und wusste bei solchen Sachen sowieso viel besser Bescheid. Er half ständig beim Verladen von Metall, obwohl er jünger war, nicht so wie Attur, dem einfach jede anfallende Arbeit aufgehalst wurde. Nicht, dass er sich beschweren wollte; es war in Ordnung, wie es war. Er mochte die Botengänge und Holzhacken. Es waren einfache Arbeiten, bei denen er nichts falsch machen konnte.

»Lord Haver hofft schließlich, seinen zweiten Sohn als Statthalter einsetzen zu können, sobald der jetzige das Zeitliche gesegnet hat. Irgendwie muss er sich dann ja engagieren, um sich von den Nebenbuhlern abzusetzen«, erwiderte Attur schulterzuckend. Der jüngere Sklave schüttelte nur grinsend den Kopf. »Zu spät. Siehst du da?«, er zeigte mit dem Kopf auf einen bulligen Mann mit zerfleddertem Gesicht, »Der wurde von Lord Sigel gesandt. Unser Herr ist nicht der Einzige, der versucht, dem Statthalter und den Bürgern zu hofieren.« Haal sah zu einem hochgewachsenen Mann hinüber, der den Arbeitern Befehle zurief.

»Du solltest dich bei ihm vorstellig machen«, riet er ihm noch, bevor er an seine Arbeit zurückkehrte und schwer aussehende, gigantische Eisennägel vom staubigen Boden aufhob, um sie einem anderen zu bringen, der anscheinend bereits darauf wartete.

Attur folgte Haals Rat und begab sich zu dem strengen, kräftigen Mann, der ihn um mindestens eineinhalb Köpfe überragte. Ein stählerner Blick bohrte sich förmlich in Atturs honiggelbe Augen. Er merkte, wie er genauestens gemustert wurde, so wie von vielen, die ihn noch nie gesehen hatten. Dunklere Haut zu sandfarbenem Haar fand man hier eigentlich nicht.

»Wenn du nichts zu sagen hast, verschwinde und störe mich nicht bei meiner Arbeit!«, hallte es ihm sogleich entgegen. Trotz der Strenge in der gesamten Haltung des Mannes und dessen Stimme, blieb Attur standhaft.

»Ich komme auf Geheiß von Lord Haver, um den Bau am Westflügel zu unterstützen.« Erneut wurde er unverhohlen beäugt, bevor der Mann nach seinem Oberarm griff und leicht zudrückte. Er rümpfte die Nase.

»Wir werden schon etwas finden, worin du dich nützlich machen kannst.« Attur fühlte sich beleidigt, denn er war sicher nicht schwach. Dank der teilweise doch sehr harten Arbeit bei seinen Herren besaß er einen kräftigen Körper, obschon er sicher nicht an den Fleischberg herankam, vor dem er gerade stand.

»Fidel Nostus mein Name. Solange du hier aushilfst, hörst du auf mein Kommando!« Nachdem Fidel sich vorgestellt und ihre Rollenverteilung unumstritten festgelegt hatte, gab er Attur sogleich Aufgaben, denen er nachkommen sollte. Er schleppte schwere Eisenträger und Stahlgerüste, half am Flaschenzug, diese in die richtige Position zu bringen und sie dort so lange zu halten, bis die Arbeiter auf dem bereits bestehenden Gerüst sie befestigt hatten. Sie arbeiteten den ganzen Tag, sahen Sultas das Weltenreich umkreisen und Toltas seine Runden ziehen, bis die sternenklare Nacht bereits drohte, über das Land zu fallen. Erst dann wurden sie entlassen. Erschöpft und mit schmerzenden Gliedern machten sich Haal und Attur auf den Heimweg, nur um bereits erneut aus den Betten geworfen zu werden, sobald Sultas die Herrschaft über das Land an sich gerissen hatte und den Himmel besetzte. Die Nächte in Perron, die tatsächlich sonnenlos waren, bestanden nur aus wenigen Stunden.

 

Viele Tage halfen die Sklaven der Familie Haver beim Bau des erweiterten Westflügels. Sie wurden mit auf das Gerüst geschickt, um von dort aus die Eisenträger zu befestigen, die die anderen Helfer nach oben zogen, weil die beiden flink und leicht waren. Fidel hatte die Baustelle immer mit Argusaugen im Blick und brüllte jene an, die trödelten; drohte ihnen mit Strafen. Die meisten, die hier arbeiteten, waren ebenfalls Sklaven, sodass es Attur nicht wundern würde, falls Fidel sie tatsächlich bestrafen würde, wenn sie faulenzten.

Er kniete neben Haal auf dem stabilen Gerüst, in beinahe schwindelerregender Höhe. Mit den Tagen hatten sie gelernt, sich auf den Eisenbalken zu bewegen wie auf Mutter Erde. Mithilfe schwerer Hämmer trieben sie lange Nägel in den Stahl, um ihn zu fixieren. Glutsteine halfen ihnen dabei, die Stellen zuvor zu erweichen, um überhaupt mit bloßer Manneskraft Stahl in Stahl treiben zu können. Nachdem sie fertig waren, mussten die Stellen wieder abkühlen, erst dann durfte der Eisenträger losgelassen werden, sonst würde er der weichen Stellen wegen nicht halten.

»Wie geht es deiner Mutter? Ich habe sie heute Morgen gar nicht gesehen.«

Attur nahm mithilfe eines eigens dafür angefertigten Handschuhs einen Glutstein beiseite, bevor er mit einem der Nägel ansetzte.

»Sie ist erschöpft. Die große Menge an Arbeit, die sie zu bewältigen hat, während wir nicht da sind, macht ihr zu schaffen.« Er trieb den Nagel in das Eisen. Haals Miene war offen besorgt.

»Wie lange meinst du, werden wir hier bei dem Statthalter noch gebraucht?« Nachdem Attur auch mit dem letzten Nagel fertig war, sah er sich auf der Baustelle um. Der Schweiß rann ihm hinab, während er sich die langen Haare zurück in den lockeren Pferdeschwanz steckte.

»Vielleicht noch ein paar Tage. Das Gerüst steht beinahe, danach folgen die Mauern, das können wir nicht. Von daher werden wir dann wohl zurückgeschickt. Unser Lord wird uns auch nicht viel länger entbehren können, wenn ich an die ganze Arbeit auf dem Anwesen denke…«

Haal nickte zustimmend, dann seufzte er. »Ich hoffe es.« Sie waren ebenfalls müde, denn das lange und harte Arbeiten überstieg sogar noch ihren Alltag bei ihren Herren. Vor allem waren sie ohne Pause Sultas und dessen alles verbrennender Hitze ausgesetzt. Attur legte den schweren Hammer weg, da sah er, wie Haal das Zeichen gab, den Eisenträger loszulassen. Sein Blick huschte über die Nägel.

»Nein, Haal, warte!« Die Stellen waren noch nicht wieder ausgehärtet. Er wedelte verzweifelt mit den Händen, dass die Männer unter ihnen nicht loslassen sollten, rief, doch es war zu spät. Sie hatten bereits auf Haals Zeichen gehört und die Seile gelockert, damit die beiden sie vom Träger lösen konnten. Das Unvermeidliche trat ein: Der Stahl unter ihnen knarzte und quietschte, dann hörte man, wie er brach. Attur sah, wie die Risse sich von den Nägeln aus ausbreiteten, bis der schwere Balken durch sein eigenes Gewicht nach unten in die Tiefe gezogen wurde. Man hörte Schreie, panisches Kreischen aus der Menge unter ihnen. Die Männer liefen, sobald sie bemerkten, dass der Stahlträger auf sie niederkam. Vergessen waren die Seile, die den Sturz noch hätten aufhalten können, doch bei der Wucht, die der Fall des Eisens mit sich brachte, hätte es mehr Männer gebraucht, um ihn aufzuhalten, als sie hatten. Es donnerte laut, als der Balken unten aufkam - auf einigen anderen Stahlträgern, die schon bereit lagen.

Sofort war Fidel zur Stelle, er kam mit erzürntem Gesicht angelaufen, starrte auf den gefallenen und kaputten Eisenträger, dann hinauf zu Attur und Haal.

»Runter, augenblicklich oder ich bringe euch dazu, dem Stahl zu folgen!«, brüllte er völlig außer sich. Sein Gesicht war so rot angelaufen, dass Attur es selbst aus dieser Entfernung noch erkennen konnte. Er rüttelte an Haal, der noch immer fassungslos in die Tiefe starrte. Sobald er ihn entgeistert anstarrte  zischte er: »Beweg' dich, sonst wird das nur noch schlimmer für uns!« Da kam endlich wieder Leben in Haal und sie eilten über das Gerüst hinunter, bis sie vor Fidel standen, die Köpfe demütig geneigt und ihre Strafe abwartend. Wenigstens war niemand verletzt worden. Fidel war so wütend, dass eine Ader an seiner Stirn unregelmäßig pochte.

»Ihr vermaledeiten Nichtsnutze! Dreckiges Sklavenpack! Im Brunnen ersäufen sollte man euch, räudige Straßenköter!« Fidel machte seinem Ärger in wüsten Beschimpfungen Luft, zeigte mit dem Finger auf sie und riss Atturs Kopf an dessen Haaren grob hoch, was ihn überrascht aufschreien ließ.

»Sogar der Staub unter meinen Füßen ist schlauer als ihr! Wie oft habe ich euch gesagt, dass ihr aufpassen sollt?! Und sowas sind die Sklaven des großen Metallwarenhandels-Vertreters Haver!« Er stierte in Atturs Gesicht, der die Augen leicht zusammengekniffen hatte, ob des Schmerzes oder Sultas' gleisendem Licht war nicht ganz klar. Noch immer erzürnt stieß Fidel ihn wieder von sich, sodass er stolpernd zu Boden fiel, trat mit dem Fuß nach Haal. Dann ging er zu dem herabgefallenen Stahlträger und versuchte den Schaden auszumachen. Währenddessen rappelte Attur sich wieder auf, Haal rieb sich über die nun schmerzende Wade, da er dem Tritt nicht ganz ausweichen hatte können.

»Ruiniert!«, hörte man von Fidel, der um die Träger herumging. »Der darunter auch verbogen«, schimpfte er weiter. Um sie herum hatten sich die anderen Arbeiter gescharrt, die sich nur langsam von dem Schrecken erholt hatten und nun zusahen, was Fidel Nostus tat. Den Mann mit dem zerfleddertem, ledrigen Gesicht erkannte Attur auch in der Menge. Er grinste, als sich ihre Blicke trafen. Das Grinsen war dreckig und schadenfroh und das Gesicht erinnerte Attur an einen Breitmaulfisch, der ihn mit starrem Blick fixiert hielt. Er schüttelte sich. Was für ein unangenehmer Kerl.

»Damit kommt ihr nicht ungeschoren davon, ihr Bastarde!«, keifte Fidel, als er zurück zu ihnen kam.

»Es… es war-«

»Wenn du etwas zu sagen hast, dann spuck es aus und vertrödel nicht meine Zeit«, fuhr er Haal sofort an, was diesen zurückzucken ließ.

»Es war meine Schuld. Ich habe das Zeichen zu früh gegeben, Attur kann nichts dafür. Ich war unaufmerksam, nicht er.« Man merkte ihm an, wie schwer ihm diese Worte über die Lippen kamen. Attur sah, wie Haals Unterlippe zitterte. Er hatte eindeutig Angst vor der Strafe, vor allem, dass sie nun schlimmer für ihn ausfiel, wo er die Schuld auf sich alleine genommen hatte. Attur wollte etwas sagen, wollte den anderen in Schutz nehmen. Schließlich war Haal jünger als er, er musste für ihn einstehen, weil es sonst niemand tat.

Doch er konnte nicht. Er bekam nicht einmal den Mund auf; stattdessen starrte er seinen Freund an, sah dessen ängstlichen Blick und hasste sich selbst dafür. Haal stand für seinen Fehler ein, obwohl er Angst hatte und was tat er? Er stand vollkommen hilflos daneben und tat nichts. Er versuchte nicht einmal, dem anderen zu helfen. Was war er nur für ein ängstlicher Feigling.

Erst der abschätzige Laut, den Fidel von sich gab, ließ sie beide wieder zu diesem sehen.

»Es ist mir ganz egal, wer von euch den Helden spielt und die Schuld auf sich nimmt. Ihr wart beide dort oben und habt teuren Rohstoff beschädigt!« Er deutete auf die Eisenträger. Natürlich war der Rohstoff nicht verloren, man konnte ihn wieder einschmelzen und neu formen, aber das kostete Zeit und Geld.

»Macht euch frei und auf die Knie!« Mit zittrigen Fingern zog Attur sich sein schmutziges, verschwitztes Leinenhemd aus und sah aus dem Augenwinkel, dass Haal es ihm zögerlich gleichtat. Sie knieten sich vor Fidel, sodass ihre Rücken ihm präsentiert wurden. Währenddessen hatte der Mann sich eine Peitsche geben lassen. Attur biss die Zähne zusammen, als er auch schon das surrende Geräusch der Peitsche hinter sich hörte. Haal schrie neben ihm auf. Sein Herz schlug ihm vor Aufregung gehörig gegen die Brust, als wolle es daraus entfliehen, als sein Freund neben ihm mit dem Oberkörper nach vorne in den Staub sank.

»Der erste Schlag gebührt dir, wo du die Schuld doch so schön auf dich genommen hast«, höhnte Fidel, bevor auch Attur aufschrie, da die Peitsche sich dieses Mal in sein Fleisch vergruben hatte. Beim ersten Hieb schaffte er es noch, aufrecht zu bleiben, doch bereits kurz darauf sank auch er bei jedem weiteren Peitschenhieb zusammen und musste wieder aufgerichtet werden, um den nächsten zu erdulden. Schlussendlich wusste er nicht, wer von ihnen mehr gezüchtigt worden war, vielleicht Haal, vielleicht aber auch er.

Sie lagen beide noch eine Weile reglos da, nachdem Fidel die Peitsche längst wieder weggesteckt hatte, und hörten um sich herum, wie die anderen weiterarbeiteten. Fidel hatte andere hinauf geschickt, um die Eisenträger zu befestigen. Sultas brannte auf sie herab und das Blut auf ihren Rücken trocknete schnell. Ein Schauspiel, um den anderen zu zeigen, was ihnen blühte, wenn sie achtlos oder faul wurden.

Irgendwann vernahmen sie Fidels raue, strenge Stimme, die wenigstens nicht mehr so erzürnt klang, wie noch zuvor.

»Verschwindet für heute. Euer Herr weiß bereits Bescheid, besser ihr kehrt bald zurück. Ich erwarte euch morgen - für den Bodendienst.« Attur schaffte es als Erster, sich wieder aufzurappeln. Er nahm sein Hemd und wartete, bis sein Freund ebenfalls auf den Beinen war. Dann trottete er langsam weg vom Haus des Statthalters. Schnell hatte Haal aufgeholt, wenngleich man in seiner ganzen Gangart sah, wie sehr ihm die Wunden schmerzten.

»Verzeih, Attur. Ich war unaufmerksam und deshalb wurdest auch du-«, Attur schnitt ihm mit einer knappen Geste das Wort ab und schüttelte den Kopf, ohne ihn überhaupt anzusehen.

»Ich hätte nur besser Acht geben müssen.« Haal senkte stumm den Blick und ließ sich beim Gehen ein Stück nach hinten fallen, nachdem Attur ihn derart abgewiesen hatte. Doch Attur war nicht wirklich böse auf den anderen. Es war viel eher die Erkenntnis, ein Feigling zu sein, die ihn wie ein Schlag in die Magengrube traf.

 
 

*
 

 

Verständnislos starrte er seinen Vater an, dessen starrer Blick dieses Mal nicht ihm galt, sondern dem Garten, welcher sich vor dem großen Fenster erstreckte. In seinem fahlen Gesicht, das bereits von den Jahrzehnten gezeichnet war, die er auf dieser Erde weilte, breitete sich nichts als kühle Berechnung aus.

»Benutze deinen Kopf oder hast du ihn nur auf deinen Schultern sitzen, dass es dir nicht in den Hals regnet?« Die Stimme war schneidend und provozierend, doch das war sie schon immer gewesen, seit Draper sich daran erinnern konnte, sie gehört zu haben. Sein Vater umklammerte den Gehstock ein wenig fester, als er seine dunklen, leicht milchig-trüben Augen tatsächlich vom Garten lösen konnte, in dem Adina sich unter den kühlen Sonnenstrahlen von Toltas um die Blumen kümmerte, und auf seinen massiven, makellos gearbeiteten Schreibtisch zuging. Er hob einen Brief mit der freien Hand hoch, als würde er ihn noch einmal lesen.

»Er wünscht sich den Jungen. Denkst du nicht auch, dass es schlauer ist, jemandem erst zu zeigen, was er haben könnte und damit sein Verlangen zu vergrößern, anstatt es ihm gleich vor die Füße zu werfen?« Nun galt der Blick von unten herauf eindeutig ihm. »Wenn man einem hungrigen Tiger lange genug das Stück Fleisch vor dem Käfig zeigt, wird er irgendwann völlig darauf fixiert sein. Es wird zu seinem Herzenswunsch.« Mit einem beinahe lieblichen Lächeln strich Lord Haver über den Brief, sobald er ihn wieder zurück auf den Tisch gelegt hatte.

»Aber wir hätten ihn als Bezahlung verwenden können und uns damit eine enorme Summe eingespart.« Tadelnd schüttelte der Greis seinen Kopf auf Drapers törichte Annahme und hob seinen dürren, knochigen Finger belehrend in die Höhe.

»Du musst endlich anfangen zu lernen, was es heißt, vorauszuplanen«, murrte er griesgrämig, bevor er sich mit einem Stöhnen in den Stuhl sinken ließ.

»Es wird der Tag kommen, an dem er mehr von uns verlangt als heute und genau an diesem Tag wirst du ihm den Jungen versprechen. Dann, wenn dem Tiger bereits Speichelfäden aus dem Maul herabhängen.« Lord Augustus Haver hatte die Hände verschränkt und seine Augen sprachen von List.

Es klopfte und eine Dienerin trat ein. »Ein Bote, Lord Haver.«

»Soll hereinkommen«, war das Gemurmel des Hausherrn und er trat ein. Er deutete eine Verbeugung an.

»Sprich«, forderte Augustus Haver auf. Der Mann nickte und richtete seinen Blick auf beide Anwesenden.

»Auf der Baustelle am Haus des Statthalters geschah ein Unfall, den die beiden Sklaven Eures Hauses verschuldeten. Dabei sind zwei Stahlträger beschädigt worden. Die Sklaven wurden noch vor Ort gezüchtigt.« Draper zog verärgert die Augenbrauen zusammen, doch sein Vater hatte das Weisungsrecht.

»Sie werden selbstverständlich von mir ersetzt. Richte Statthalter Pilus mein tiefstes Bedauern aus.« Mit einer erneuten angedeuteten Verneigung verließ der Bote den Raum. Kaum war die Tür hinter ihm wieder geschlossen, wandte Draper sich um.

»Ein solcher Vorfall erhöht unsere Beliebtheit nicht unbedingt bei den Bürgern«, wandte er vorsichtig ein. Doch die wegwischende Handbewegung seines Vaters beruhigte ihn.

»Selbst wenn unsere Sklaven nun unfähig erscheinen mögen, schmälert das nicht gleichsam unseren Ruf. Wir ersetzen den Schaden großzügig und gewinnen so noch höheres Ansehen. Veranlasse sogleich, dass vier Stahlträger zur Baustelle gebracht werden.« Er blätterte in seinen Unterlagen. »Den Verlust, den wir heute machen, wandeln wir zu Gewinn, sobald Rick erst Statthalter ist.« Draper nickte, bevor er aus dem Raum verschwand, um seines Vaters Befehle auszuführen und auf die beiden Unglückseligen zu warten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Myori_
2014-12-28T10:42:08+00:00 28.12.2014 11:42
Hallo :)
Ich habe deine Geschichte bis hierhin jetzt durchgelesen - an einem Stück, weil mich jedes Kapitel so gefesselt und zum weiterlesen gedrängt hat, dass ich gar nicht aufhören wollte. Dein Schreibstil ist toll und ohne viel Geschnörkel drumherum, das total unnötig gewesen wär. Dennoch lernt man mit jedem Satz mehr über die Welt, die du hier erschaffen hast.
Das, was sich da droht, anzubahnen, klingt spannend und ich brenne darauf zu erfahren, wo das alles um Attur noch hinführt!
Ganz liebe Grüße und eine treue Muse im neuen Jahr wünsch ich dir :)
Antwort von:  Verath
30.12.2014 13:28
Hallo,
vielen herzlichen Dank für deinen netten Kommentar! Es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte und mein Schreibstil gefällt.
Ich werde auch weiterhin mein Bestes geben, damit es spannend bleibt!
Liebe Grüße
Verath


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