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Eine zweite Chance

Still a better Lovestory than Twilight
von

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Wiedersehen der Brüder

„Narsil! Schön, dass du es geschafft hast.“ Lord Tiron de Varro erhob sich von seinem Platz und ging seinem Bruder entgegen.

„Tiron, meine Güte! Ich dachte schon, das sei ein Scherz. Es ist... ewig her!“

'15 Jahre', dachte Tiron, als er seinem Bruder auf Armeslänge gegenüber stand. '15 Jahre und er hat sich so wenig verändert.' Narsils Haar war noch immer dunkel, seine blauen Augen leuchteten und auf den Lippen lag die Andeutung eines Lächelns, das in Gedankenschnelle gewinnend aufblitzen konnte. Und Narsil schien, wie Tiron mit Erstaunen und ein bisschen Neid feststellte, weniger befangen als er. Er schien sich über die Einladung, die sie in diesem Gasthaus zusammengebracht hatte ernsthaft zu freuen.

Aus einem Impuls heraus machte Tiron noch einen Schritt nach vorne und umarmte seinen Bruder.

Als er zurücktrat, strahlte der Barde über das ganze Gesicht. „Heißt das, du hast mir meine Hochzeit endlich verziehen?“

„Nein“, Tirons Antwort brachte kurzzeitig einen Ausdruck des Entsetzens auf Narsils Gesicht, der aber rasch gemildert wurde, als Tiron fortfuhr: „Aber du bist mein Bruder. Irgendwie wird sich daran nie etwas ändern.“

Mit einer einladenden Geste bat er Narsil an den Tisch, den er in dem Gasthaus, also auf neutralem Boden, reserviert hatte. Wein und Essen wurden bestellt, was Tiron kurzzeitig an seine Begegnung mit Amaro erinnerte und die Zwillinge sprachen eine Weile über andere Dinge, bevor Tiron das Gespräch behutsam wieder auf Narsils Ehe lenkte. Der Besuch bei Hildegard hatte ihm endgültig bestätigt, dass die Ehe seines Bruders nur noch auf dem Papier bestand. Und Tiron de Varro hatte den festen Vorsatz gefasst, auch das noch zu ändern.

„Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass du tatsächlich 15 Jahre mit einer Frau zusammen bleibst. Du warst sonst immer so auf deine Unabhängigkeit bedacht.“

„Ich wollte Amaro eben ein guter Vater sein.“

Tiron nickte. „Das war wirklich sehr anständig von dir . Und jetzt, wo der Junge aus dem Gröbsten raus ist, kannst du ja auch wieder ein bisschen streunen.“ Die beiden grinsten sich über den Tisch hinweg an. Ein bisschen war untertrieben, aber Tiron hatte sehr darauf geachtet, dass seine Worte nicht wie ein Vorwurf klangen. Narsil war eben so, er brauchte seine Freiheit. Das wusste er und das wusste letztendlich auch Hildegard, ob es ihr nun weh tat oder nicht.

„Hildegard nutzt das sicher auch, oder?“

Narsil zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht. Irgendwie läuft es in letzter Zeit auch nicht so gut. Hilde sieht einfach nicht ein, dass ich meine Freiheit brauche, dass ich das nicht für immer aufgeben kann. Ich brauche einfach Luft zum Atmen, verstehst du?“

Tiron nickte mitfühlend. Er würde nie nachempfinden können, was Narsil meinte, aber er wusste, dass es für Narsil stimmte. Für ihn selbst war Hildegard die Luft zum Atmen.

„Ja, sicher. Du brauchst deine Freiheit und eigentlich sie ihre auch, ja? Ich frage mich wirklich... obwohl, nein, so etwas wäre auch nicht gut.“

Narsils fragender Blick hätte Tiron beinahe ein Lachen abgerungen. Trotzdem führte er mit ernster Miene weiter aus: „Es ist ja für Kinder nie gut, wenn die Eltern sich trennen, ihr müsst beide auch an Amaro denken.“

„Tiron, ganz ehrlich, ich glaube, das wäre sogar besser für Amaro. Besser jedenfalls als wenn seine Mutter und ich so oft streiten. Der Junge ist ja kein kleines Kind mehr, er versteht das schon. Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, dann wäre ich schon weg.“

„Oh komm schon, Narsil, du hast doch selbst die Zeit um den Finger gewickelt!“, kommentierte Tiron das Aussehen seines Bruders, der sich mit einer angedeuteten Verbeugung bedankte. „Dir steht Grau ja auch besser als mir. Aber ernsthaft, Tiron: Es ist zwar romantisch, einen Sommerregen unter den ausladenden Ästen einer Eiche abzuwarten, während man mittellos und ungebunden durchs Land zieht, aber in unserem Alter, mein Lieber, ist es auch nass und ziemlich kühl. Und ich will weder Hildegard noch Amaro zu sehr zur Last fallen.“

Tiron dachte einen Moment nach. „Du bist natürlich eine persona non grata, Narsil...“ - „Na besten Dank!“ - „Bitte, bitte. Daran kann ich nicht zu viel ändern. Aber als Oberhaupt der Familie sehe ich nicht ein, warum ich meinen Bruder oder meinen Neffen, deinen Sohn, noch länger bestrafen sollte... vor allem nicht, wenn du ohnehin vorhast, dich von Hildegard zu trennen. Habe ich das richtig verstanden?“

Narsil stockte kurz. „Vielleicht“, meinte er dann gedehnt und versuchte in Tirons Gesicht zu lesen, was dieser dachte. Aber die Miene des Lords war wie in Stein gehauen. „Wenn ich mich also scheiden ließe, Tiron, was dann?“

„Ich würde Vaters Entscheidung, dich anlässlich deiner Hochzeit zu enterben zurücknehmen. Du müsstest natürlich auf den Titel und alles Land verzichten, als persona non grata, aber ich würde dir deinen Erbteil auszahlen. Du wärst unabhängig und Amaro... wäre, wenn ich das richtig sehe, sogar der Erbe.“

Narsil staunte nicht schlecht, aber so langsam kam ihm doch der Verdacht, dass Tiron ihm etwas verschwieg. „Was hast du davon?“

Sein Zwilling lächelte, ein bisschen schief und ein bisschen resigniert. „Das Gefühl, dich wieder als Bruder zu haben. Und, vergib einem alternden Narren, aber zumindest die Möglichkeit, noch einmal um Hildegard zu werben.“

„Und deshalb versuchst du, mich zu bestechen?“

Narsils eher amüsierter als entrüsteter Tonfall gab Tiron Grund zur Hoffnung. „Und deshalb mache ich dir einen Vorschlag, der für alle Beteiligten Vorteile bringt. Denk darüber nach.“

„Weiß Hildegard davon?“ Tiron schüttelte den Kopf. Das wäre ihm wie Verrat an seinem Bruder vorgekommen, eine solche Idee auch nur ansatzweise vorher mit Hildegard zu besprechen.

„Nein, ich wollte erst mit dir sprechen. Und... das ist vermutlich auch nicht, was sie von mir erfahren sollte, meinst du nicht auch?“



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