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Der Weg aus dem Kampf

Wenn Träume Berge versetzen
von

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Alte Fehde

Kapitel 38

Alte Fehde
 

Der nächste Morgen begann so unruhig, wie die Nacht für den jungen Geflügelten verlaufen war. Das Baby war früher wach als gewöhnlich. Ein kurzer Geruchstest bestätigte seine Vermutung. „Gehst du?“, fragte er träge und streichelte ihr Bäuchlein.
 

„Ja.“, antwortete Dhaôma und setzte sich auf. Es bedeutete Zeit, die er in Ruhe ohne Silias Anwesenheit und die damit verbundene Anspannung verbringen konnte.

Und während er ungeschickt wie immer die Windel wechselte, traf auch Leoni ein, die das Weinen gehört hatte. Mit einem kurzen Gruß setzte sie sich neben ihn und begann Seren zu füttern. Als die Kleine satt war, tauschten sie. Seren wurde gewickelt, Fiamma gefüttert.

Aber letztlich brach die blonde Frau das Schweigen. „Was ist zwischen dir und Silia?“

„Nichts. Sie mag mich nicht.“

„Du magst sie aber auch nicht, oder?“, fragte sie sanft. Aber sie kannte die Antwort schon, hatte sie gesehen. Nur der Grund wollte sich ihr nicht ganz erschließen. Sie kannte niemanden, den Dhaôma wirklich nicht mochte.

„Tja, ich weiß nicht so genau…“, murmelte der Braunhaarige und sah sinnierend ins Leere. „Sie gibt mir kaum die Gelegenheit, es herauszufinden, da sie nicht mit mir spricht.“ Einige Sekunden schwieg er, dann kehrte er abrupt zurück in die Realität und sah sie an. Als er diesmal sprach, war seine Stimme hart. „Aber du hast Recht. Ich mag ihre Art nicht. Diese unverfrorene Arroganz, mit der sie ihren Bruder emotional in Ketten legt. Ihre Argumente sind ihr Band von Bruder und Schwester und ihr ermordeter Vater. Als wäre das ein Grund, dass er nur Augen für sie haben dürfte. Und sie erwartet, dass ihre Mutter sie unterstützt und hinter ihr steht, und kann sich darauf verlassen. Es bedarf nur einige dieser erbärmlichen Aktionen und Cerel weist Mimoun sanft zurecht, wodurch er der Erpressung nicht entkommen kann und ihr hinterher rennt.“

„Was meinst du?“

„Hm?“

„Was meinst du mit emotionaler… Erpressung?“

„Ah, sie stellt ihn vor die Wahl: Sie oder ich. Dadurch zerreißt sie ihn, denn er könnte sich nie entscheiden. Sie schreit: ‚Liebe mich, wie ich bin!’, aber sie kann ihn nicht lieben, wie er ist, denn sie verleugnet einen ganz essentiellen Teil von ihm, weil er ihr nicht gefällt. Mit dieser kindischen Art legt sie ihn an die Kette und nimmt ihm seine Freiheit und seine Gelassenheit. Und seine Mutter unterstützt das, anstatt, dass sie ihn mal machen lässt, damit sich endlich etwas ändert. Es ist mir egal, ob sie mich mag, aber ich werde mich von ihr nicht binden lassen, weder durch Zwang noch durch Emotionen oder Erwartungen. Und ich wünschte, Mimoun würde es auch so halten. Aber im Endeffekt ist es seine Sache, deshalb halte ich mich da raus.“

Milde strich sie ihm über den Kopf, da er ihn deprimiert senkte. „Das ist aber ein schwieriges Gefühl.“

Dhaôma sah auf. „Findest du?“, fragte er leidenschaftslos. Überzeugt schien er nicht. „Eigentlich ist es ein hässliches Gefühl.“

Konnte sie nicht finden. Für sie war es verständlich. „Warum lässt Mimoun sich denn binden?“

„Ich denke, weil er Angst hat, sie zu verlieren. Er hat seinen Vater verloren und das war sehr schmerzlich für ihn. Noch jemanden zu verlieren, an den er gewöhnt ist und den er mag, würde ihm das Herz brechen, deswegen tut er alles, damit das nicht passiert.“

„Verstehe. Und sie hat diese Angst erkannt und nutzt das aus.“, stellte die junge Mutter fest. Wenn das so war, dann würde sie alles dafür tun, dass ihre Kinder nicht so wurden. Das war absolut keine schöne Beziehung.

„Uh? Nein!“

Erstaunt sah Leoni Dhaôma wieder an. Hatte sie etwas falsch verstanden?

„Sie hat dieselbe Angst und sieht deshalb die seine nicht. Oder vielleicht will sie es auch nicht sehen. Sie denkt: Er verlässt mich. Aber bevor ich ihn verliere, distanziere ich mich lieber, dann tut es nicht so weh, wenn er nicht wiederkommt. Damit schneidet sie sich ins eigene Fleisch und leidet. Und weil er das nicht ertragen kann, kümmert er sich um sie, was sie inzwischen ausnutzt, weil es funktioniert. Egal wann sie wegläuft, er fliegt ihr immer nach, ganz egal, wie weit oder schwer der Weg ist. Er lässt sich für sie sogar von ihrer Freundin schlagen, damit er mit ihr reden kann. Ich glaube, ihr gefällt es, dass er alles für sie tut. Das mit mir… sie hat Angst, dass ich ihn ihr wegnehme. Und deshalb mag sie mich nicht. Vielleicht ist es aber auch nur eine Chance für sie, Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich weiß es nicht.“

Leoni betrachtete sich den Jungen, der nun wieder lächelnd mit Seren spielte. Sie versuchte seine Haare zu fangen, während er sie immer wieder wegzog. Es war eines ihrer liebsten Spiele. Sie verstand nicht ganz, wie er es meinte, wenn er sagte, sie nutze Mimouns Angst nicht aus, sondern nur seine Hilfsbereitschaft, aber so war dieser junge Mann. Er hatte seine eigene Denkweise und sie verstand sie bei weitem noch nicht immer.
 

„Denkst du ignoranter Bastard eigentlich wirklich, dass es so einfach ist?“ Die Lederplane in Silias Hand war verdächtig straff gespannt, stand kurz davor, heruntergerissen zu werden, so fest hielt sie sie umklammert. Sie zitterte heftig. „Ich hatte nur noch ihn und von einem Moment auf den anderen war er nicht mehr da.“
 

Erschrocken zuckten sowohl Dhaôma als auch Leoni zusammen und sahen zu ihr und im ersten Moment flackerte in Dhaôma der Wunsch auf, Hals über Kopf zu fliehen, aber dann straffte er sich plötzlich. Es hätte nie soweit kommen dürfen, dass sie von diesen Gedanken in ihm wusste, aber jetzt war es zu spät. Jetzt konnte er sich nicht mehr verstecken. Wie viel hatte sie wohl gehört?

„Du hättest einfach dableiben können.“, sagte er ruhig, sein Herz aber schlug ihm bis zum Hals. „Stattdessen bist du weggelaufen. Wie eine beleidigte Wurst. Weil jemand gekommen ist, den er auch mag. Weil du nicht mehr die einzige bist. Du denkst, ich hätte ihn dir gestohlen, aber ohne mich hättest du ihn ganz verloren. Das übersiehst du die ganze Zeit.“
 

„Ich habe ihn verloren!“, fuhr sie ihn an. „Du bist es, der nichts sieht! Dieser Winter, den er mit zerfetztem Flügel von dir getrennt verbrachte, war er dennoch in Gedanken ständig bei dir. Er war zu Untätigkeit verdammt und es war eine Anstrengung ihn abzulenken und bei Laune zu halten. Und wie dankt er es mir? Nun, wo er fliegen kann, ist er auch nur in deiner Nähe. Was bleibt mir denn von ihm, wenn er nur bei dir ist?“
 

Vorwurfsvoll sah er sie an, als Seren und Fiamma zu quengeln begannen. Sie war zu laut. Außerdem konnte er nicht begreifen, wovon sie redete. Klar, er war auch traurig, wenn Mimoun nicht da war, aber wenn es sein Wunsch war, dann musste man das akzeptieren. Man durfte ihm daraus doch keinen Strick drehen.

„Wie dankst du es ihm, dass er deine Launen erträgt? Wie hast du es ihm gedankt, dass er dir stetig hinterher fliegt, um dir zu zeigen, dass er dich gern hat? Wie hast du es ihm gedankt, dass er seinen ganzen Tagesablauf darauf ausgerichtet hat, dich nicht zu verstimmen? Du verlangst immer mehr, kriegst nie genug. Anstatt dankbar anzunehmen, was er dir von sich aus gibt, erzwingst du dir mehr und mehr und mehr. Macht dich das wirklich glücklich?“

Leoni sah mulmig von einem zum anderen. Offenbar hatte sich hier eine ganze Menge aufgestaut. Und von den Geräuschen her wurden die anderen langsam wach. Unschöne Situation.
 

Verächtlich stieß sie die Luft aus, ließ endlich den Vorhang los und verschränkte herausfordernd die Arme. „Denkst du wirklich, du wärst noch am Leben oder auch nur ansatzweise hier oben, wenn ich keine Rücksicht auf Mimoun nehmen würde? Denkst du allen Ernstes, ich sehe nicht, wie sehr er dich liebt? Wie es ihn kaputt macht, wenn du nicht da bist?“ Sie verwarf ihre Arme. „Ist es wirklich maßlos, dass ich ihn ab und zu für mich haben will? Ich weiß nicht, welche Probleme du mit deiner Familie hast, warum du sie nicht sehen willst. Es interessiert mich auch nicht und es wird mich auch in Zukunft nicht interessieren, aber im Gegensatz zu dir will ich meine Familie um mich haben. Aber stattdessen muss ich zusehen, wie er mit einem Magier auf Drachenjagd geht.“ Sie trat einen Schritt näher. „Ist dir was aufgefallen? Magier, also ein Feind. Auf Drachenjagd. Die gefährlichsten Geschöpfe überhaupt. Du schimpfst dich seinen Freund und doch hast du ihn zu einem Selbstmord überredet!“
 

Sie wollte nicht sehen. Das war ihm gerade klar geworden. Sie wollte nicht sehen, dass er nicht zwischen ihr und Mimoun stand, sondern dass sie sich selbst im Weg stand. Egal, was er sagte, sie würde den Fehler nicht bei sich suchen, sondern immer bei ihm. Er war ihr Sündenbock, ob er nun schuldig war oder nicht. Und das machte ihn ruhig. Es war fast, als wüsste er, dass sie ihm nichts tun könnte.

„Ich weiß.“, sagte er schlicht. „Ich habe ihm oft genug gesagt, er soll mich alleine suchen lassen, aber er weigert sich. Und dafür bin ich ihm dankbar. Aber es geht hier nicht wirklich um mich, sondern um dich.“ Seine braunen Augen blickten sie direkt an. In seinen Armen begann Seren zu weinen und hinter einem der Vorhänge lugte ein verunsicherter Amar hervor, doch das bekam er nicht mit. „Es geht mir nicht darum, dich von Mimoun zu vertreiben, was du vielleicht denken magst, es geht mir darum, dass du aufhörst, ihm sein Leben so schwer zu machen. Viele hätten an seiner Stelle dein Gezicke längst als Zeichen der Ablehnung verstanden und dich als unerträglich abgehakt. Wenn du ihm seinen eigenen Rhythmus lassen würdest, würdest du auch erkennen, dass er von alleine zu dir kommt und dass die Zeit, die ihr miteinander verbringt, nicht von schweren Gedanken oder Streit sondern von Spaß geprägt ist.“
 

Wütend fauchend trat sie einen Schritt vor. Ihre Klauen bewegten sich unruhig. Wie konnte dieser Kerl es wagen, ihr vorzuschreiben, wie sie sich zu verhalten hatte?! Nur mühsam konnte sie sich davon abhalten, ihm an die Kehle zu springen. Dieser Kerl brachte sie mit jedem Wort, das er von sich gab, mehr auf die Palme. Doch hier in der Hütte des Ältesten ein Blutbad anzurichten, würde nicht nur für sie schwerwiegende Folgen haben. Und obwohl ihr dieses Wissen im Kopf herumspukte, trat sie einen weiteren Schritt näher und duckte sich wie zum Angriff. Dieser Magier sollte sie endlich ernst nehmen!

„Silia.“ Leise war die Stimme, die sie erstarren ließ. Fast unhörbar, sanft und trotzdem eine Spur traurig. Mimoun schlug die Lederplane beiseite. Er hatte fast alles mit anhören müssen. Und es machte ihn traurig. Fast war es so, als wollten die beiden die Gefühle des jeweils anderen nicht verstehen. Ihm lag ein Satz auf der Zunge und er scheute sich, ihn auszusprechen. Er trat auf Dhaôma zu und hockte sich neben ihn. Seine Hand suchte den Kopf des schreienden Babys und mit beruhigenden Worten streichelte er darüber. „Warum kannst du es nicht ertragen, dass ich glücklich bin? Ich habe mir dieses Leben erwählt.“

„Weil…“, sie biss sich auf die Zunge und schwieg verstockt.
 

Dhaôma sah seinen Freund an. Er fühlte sich nicht gut, denn es war klar, dass Mimoun es gehört hatte. Dabei hatte er sich vorgenommen, dass er ihm eben nicht sagen würde, wie er zu diesem Thema dachte.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass Seren weinte. Erst jetzt sah er Amar, der langsam herauskam, hinter sich seine Mutter. Asam stand vor einer der Planen und runzelte die Stirn.

Oh weh, sie hatten wirklich den falschen Ort für ihren Streit gewählt. So würden sie ihnen allen den Tag verderben. Hilfe suchend blickte er zu Leoni, doch diese beruhigte Fiamma und bemerkte ihn nicht. Also stellte er sich dem Problem und sah wieder zu Mimoun. Er traute sich nicht, ihn zu begrüßen, denn er hatte Angst, dass diese Traurigkeit auch durch ihn ausgelöst worden war, dass er ihm böse war. Er traute sich nicht mal, ihn zu berühren, aus Angst, weggestoßen zu werden. Zwar wusste er, dass er Mimoun nicht mit seiner Mutter vergleichen konnte, aber er hatte keinen anderen Anhaltspunkt, wie der Hanebito sich verhalten würde. Er konnte nicht einschätzen, was passieren würde, denn Mimoun war niemals so gewesen wie jetzt.
 

Dieser bemerkte Dhaômas Not nicht. Der junge Geflügelte sah wieder zu seiner Schwester, nachdem Serens Weinen zu einem Wimmern herabgesunken war.

„Sag mir warum.“, bat er leise. Mimoun hoffte, dass auch Silia dadurch nicht mehr so laut werden würde.

Bockig wandte die Angesprochene den Kopf ab und versteifte sich. Derweil traf auch Cerel ein und betrachtete verwundert die Szene, traute sich aber nicht, die Stille zu durchbrechen.

Es vergingen einige Augenblicke in Stille, bevor Silias Schultern sichtbar nach unten sackten. „Du Narr hast wirklich keine Ahnung.“, murmelte sie und wandte sich direkt Asam zu. „Ich danke Euch für die Einladung, aber für mich wird es Zeit zu gehen. Richtet Addar bitte meine Grüße aus.“ Die Bewegungen des Mädchens wirkten abgehakt und steif, als sie sich ihrer Mutter zuwandte. „Bleib ruhig noch ein Weilchen.“ Dann schloss sich die Lederplane hinter ihr.

Cerel sah mit undeutbarem Gesichtsausdruck ihrer Tochter hinterher und wandte sich dann Mimoun zu. Dieser senkte nur den Blick, wirkte völlig auf das Kind in Dhaômas Armen konzentriert. Also trat sie näher und zog ihn an sich, ohne Gegenwehr überhaupt zuzulassen. Sie streckte eine Hand auch nach dem Magier aus und streichelte ihm über den Kopf. „Sieht so aus, als würden wir nun wieder Abschied nehmen müssen. Kommt uns schnell wieder besuchen, hört ihr?“ Sie beugte sich zu Dhaôma hinüber und drückte einen Kuss auf seine Stirn.
 

Der Braunhaarige nickte nur, aber er wusste, dass er sie wohl kaum ‚schnell’ wieder besuchen kommen würde. Hätte er das Versprechen nicht an Haru und Elin gegeben, würde er sich überlegen, ob er überhaupt wiederkommen würde. Noch eine solche Konfrontation mit diesem Biest würde unter Garantie schlecht für alle ausgehen, denn er hatte gesehen, dass sie ihn hatte angreifen wollen. Und er wusste, dass er reagieren würde.

Leoni und Asam verabschiedeten Cerel dem Standart entsprechend, während Amar zu Dhaôma und Mimoun kam. Der Junge sah sie lange an, wartete auf irgendeine Reaktion, die nicht kam. Für Mimoun schien es nur noch Seren zu geben und Dhaôma sah aus, als würde er gleich weinen. Amar schnürte das die Kehle zu, hatte er so etwas doch auch schon erlebt und wollte nicht, dass es seinem Freund so ging. Also ließ er sich neben ihm auf die Knie sinken und umarmte ihn fest. Er wollte ihm zeigen, dass ihn noch jemand gern hatte, auch wenn die dumme Sumpfkuh da anderer Meinung war. Belohnt wurde er damit, dass eine Hand sich in seinen Nacken legte und ihn sanft drückte.
 

Erst als Bewegung in die kleine Gruppe kam, sah Mimoun auf, um den Grund dafür zu erfahren. Und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie es um Dhaôma stand - auch wenn er den Gesichtsausdruck seines Freundes falsch deutete.

Schlagartig ließ er von Seren ab und umfing das Gesicht des Magiers mit beiden Händen. „Sie wird dir niemals wehtun, hörst du. Ich dulde es nicht. Niemals.“ Sanft lehnte er seine Stirn an Dhaômas.
 

„Was?“ Verschnupft und leicht erschrocken sah Dhaôma ihn an. Seine Augen waren noch trocken. Er hatte nicht geweint, hatte es zurückgehalten, so gut er konnte. „Nein.“ Mit einer Hand versuchte er die Hände von seinem Gesicht zu ziehen und nun bahnte sich doch noch eine Träne ihren Weg in die Freiheit. „Nein, nein. Es ist nur… Ich hab alles zerstört! Sie kann mir nicht wehtun, aber jetzt… jetzt… Mimoun, warum muss sie so… so…“

„Blöd sein?“, half Amar aus, aber Dhaôma schüttelte nur den Kopf.

„Warum kann sie nicht verstehen?“ Tief sog er Luft ein, bevor er einfach weiterredete. „Ich will nicht, dass du ihr folgst, aber das kann so nicht stehen bleiben! Irgendwie ist das falsch! Ich muss… muss…“ Sein Kopf fiel schwer gegen Mimouns Hände, als er erkannte, dass er gar nichts machen konnte. „Ich bin ein unfähiger Friedensbote.“, stellte er dumpf fest.

„Aber du hattest zweifelsohne Recht.“, ließ sich Leoni tröstend vernehmen, während sie die Hand Asams ergriff, der zu ihr trat. „Zwar kann ich ihren Standpunkt durchaus auch nachvollziehen, aber er ist kein guter Grund.“

Dhaôma schwieg. Er sah es genauso, aber gerade jetzt wünschte er, er wäre im Unrecht, dann könnte er sich entschuldigen und es besser machen.

„Worum ging es überhaupt?“ Verwirrt ließ sich Asam neben seine Holde sinken. Gerade eben sah es noch aus, als müsste er seinen Gast verteidigen, dann waren zwei seiner Gäste Hals über Kopf verschwunden und es herrschte eine Stimmung, die einen Toten zur letzten Ruhe geleiten könnte.

Leise setzte die junge, blonde Mutter ihn in Kenntnis der Ereignisse. Auch Karo hörte schweigend zu. Das klang nach ernsthaften Schwierigkeiten. Das hatte hier keiner erwartet.
 

„Bist du das wirklich?“, erwiderte Mimoun auf die letzte Aussage seines Freundes. Er ließ seine Finger an Dhaômas Körper herab gleiten und ergriff eine seiner Hände. Diese führte er, bis sie gegen Seren stieß. „Sieh dich doch um.“ Kurz wuschelte er mit seiner eigenen freien Hand durch Amars Haare. „Sieht es für dich so aus, als wärst du hier unter Feinden? Sollte es schließlich, wenn du wirklich der Meinung bist, du wärst unfähig.“ Kurz glitt sein Blick zu den Gastgebern. „Und Leoni hat schon festgestellt, dass du Recht hast. Ich bin ihr lange genug nachgerannt. Damit ist jetzt Schluss. Und sollte sie noch einmal verlangen, dass ich mich zwischen euch entscheiden soll, werde ich es tun.“ So selbstsicher, wie er sich geben wollte, kam er nicht herüber. Seine Stimme war zittrig und es schwang noch immer Traurigkeit in ihr mit. Mimoun rang sich zu einem Lächeln durch, um es zu überspielen.
 

„Nein!“, hatte Dhaôma dazwischen gerufen, als er von Feinden gesprochen hatte, aber Mimoun hatte einfach weiter geredet. Und seine Worte machten ihn unglücklich und glücklich zugleich.

Dann lachte Seren plötzlich quäkend, denn sie hatte etwas gefunden, an dem sie nuckeln konnte. Es war ihr Fuß. Und das kitzlige Gefühl, das ihre Lippen daran machten, begeisterte sie noch ein bisschen mehr.

„Alles wieder gut.“, kicherte Amar und Dhaôma nickte.

Weich zog er die beiden Hanebito in seine Arme und drückte sie fest. „Ich hab euch lieb.“, flüsterte er ergriffen.
 

Nichts war gut. Das befand jedenfalls Mimoun für sich. Zwar waren die Babys wieder ruhig und auch Amar zeigte nun keine Anzeichen von gedrückter Stimmung. Selbst Dhaôma schien es besser als noch vor wenigen Minuten zu gehen, doch er selbst fühlte sich absolut elend. Dabei dürfte sich der junge Geflügelte doch nicht mehr so zerrissen fühlen, nun da er eine Entscheidung getroffen hatte.

Um Dhaôma sein Leid nicht spüren, beziehungsweise sehen zu lassen, drückte er seine Nase gegen den Hals des Freundes.
 

Asam kam zu ihnen und legte den beiden Jungen je eine Hand auf den Rücken, bevor er sie alle einfach umarmte. Ihm gefiel diese Geschichte nicht. Das hier war seine Familie und die durfte man nicht einfach so in Bedrängnis bringen, egal welcher Art. Schließlich wollte er sie beschützen!

Nach ein paar Momenten, in denen keiner irgendwas sagte, begannen die Frauen den Tisch zu decken. Sie mussten heute früh eine Versammlung des Dorfes abhalten, damit alle erfuhren, was der Rat beschlossen hatte, und um Fiamma offiziell in der Familie willkommen zu heißen. Und dann mussten sie noch auf Jagd gehen, bevor die Antilopen weiter gezogen waren.

„Mimoun. Möchtest du vielleicht…“ Der Magier verstummte schnell wieder. Er wusste, dass Mimoun nicht der Typ war, Frust in sich hineinzufressen. Eher rannte er herum und löste ihn auf kopflose Weise mit einer Menge Bewegung. „Wie wäre es, wenn du fliegen gingest? Dann können sich Gedanken beruhigen und vielleicht tut es deinem Herzen gut.“ Seine Stimme zitterte leicht, denn Verzweiflung war nichts, dass er mit seiner Magie heilen konnte. Seine Arme, die inzwischen beide um den Hanebito lagen, strichen ihm sanft über den Rücken und durch das Haar.
 

Einfach nur fliegen würde ihm nicht helfen, das wusste Mimoun. Er musste sich bis zur Erschöpfung auspowern. Und dann ein paar Stunden in halber Besinnungslosigkeit verbringen. Da würde dann sicher der Magier wieder dazwischenfunken. Und wenn er jetzt die Hütte verließ, würde er sicher noch seine Familie in der Ferne erkennen können. Das würde nicht zur Besserung seiner Laune beitragen.

„Ich glaub nicht, dass die Damen begeistert wären, wenn ich jetzt für mehrere Stunden verschwinde und nicht einmal mehr was frühstücke.“ Der junge Geflügelte entzog sich der Umarmung. „Ich werde nachher einfach Asam verprügeln. Das dürfte reichen. So dramatisch ist das Ganze nicht.“, versuchte er das Geschehene herunterzuspielen.
 

Der junge Mann lachte herzlich. „Allzeit bereit.“, lockte er und strubbelte dem Schwarzhaarigen durch die Haare.

Unterdessen war Dhaôma nicht wirklich beruhigt, ließ ihn aber gehen. Manche Dinge brauchten einfach Zeit. Und das Frühstück wartete.

Amar begann irgendwann mit seinen beiden Cousinen über den Vorfall am Morgen zu reden und Dhaôma unterbrach ihn, indem er ihm einen vernichtenden Blick schickte. Mit Sicherheit würde er später trotzdem darüber reden, aber dann wenigstens nicht vor ihm.

Nach dem Frühstück wurde die Versammlung abgehalten, der alle beiwohnen sollten. Mimoun und Dhaôma wurde es freigestellt, etwas anderes zu tun.
 

Mimoun stand nicht der Sinn nach Gesellschaft. Am Liebsten wäre er momentan ganz weit weg. Mit einem entschuldigenden Lächeln verabschiedete er sich, auch von Dhaôma, und streunte allein über die Insel.

Es gab hier oben nichts, was er tun konnte. Die Jagd würde erst später am Tage stattfinden und so bot auch das keine Ablenkung. Ohne es zu merken, kam er an den Rand der Insel und starrte hinab und ins Nichts. Der Geflügelte konnte nicht sagen, worum seine Gedanken sich drehten, was er dachte oder ob er überhaupt dachte. Die Arme um den Körper geschlungen sah er einfach nur auf die Ebenen hinab. Seine Umwelt nicht registrierend, bemerkte er auch Asam nicht, der sich ihm näherte.

Dieser blieb abwartend wenige Schritte neben ihm stehen und beobachtete den jungen Mann vor sich. In solch einem Zustand hatte er ihn noch nicht erlebt. Seufzend strubbelte er sich über den Kopf, bevor er die Faust spielerisch gegen Mimouns Schulter sausen ließ. Aus seiner Starre gerissen, wirbelte dieser erschrocken herum, und vergessend, wo er sich befand, machte er einen Schritt nach hinten. Lachend kommentierte Asam den Abgang seines Freundes. Gut amüsiert ließ er sich auf die Knie sinken und lugte über den Rand der Insel. Mimoun hatte nur wenig unterhalb seine Krallen ins Erdreich gegraben und sah leicht angesäuert zu dem Ratsmitglied empor.

„Ich wollte dir Bescheid sagen, dass wir zur Jagd aufbrechen. Vielleicht lenkt dich das etwas ab.“ Er legte sich nun völlig ausgestreckt auf die Erde und stützte sein Kinn auf seine Hände, grinste frech. „Außerdem, wolltest du mich nicht eigentlich verprügeln?“

Das Knurren unter ihm verstummte, als Mimoun sich abstieß. Ohne eine Erwiderung steuerte er der Hütte des Ältesten zu, dicht gefolgt von Asam, der sich nach einem frustrierten Seufzen hochgestemmt hatte. Mit dem Kerl war wohl momentan wirklich nicht zu spaßen. Hoffentlich gab sich das bald.

Mimoun landete dicht vor der Hütte. Für die Jagd brauchte er seinen Bogen und der befand sich noch im Inneren des Gebäudes, doch etwas vor der Hütte ließ ihn zögern. Kleine grüne Pflänzchen sprossen davor, zahlreich und kräftig.

„Oh. Hat Dhaôma sich etwa ausgetobt? Dabei wird das jetzt noch nicht so lange halten.“, merkte Asam an, als dieser an dem anderen vorbeischielte. Mimoun hockte sich hin und berührte eines der Blätter. Ein leises Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Es war auch nicht verschwunden, als er sich wieder erhob. Asam quittierte es mit einem fragenden Stirnrunzeln. Auch er sah auf das Grünzeug; ihm war es nicht bekannt. Seinem Freund anscheinend schon, denn dieser betrat die Hütte schwungvoller als erwartet.
 

„Ah, Mimoun!“ Kaum waren die Lederplanen zur Seite geschlagen worden, hatte Dhaôma aufgesehen, hatte nur auf seinen Freund gewartet. Zwar hatte er ihn gesucht, aber sich dann dagegen entschieden, ihn auch anzusprechen. Stattdessen hatte er Erdbeeren wachsen lassen, die jetzt auf dem niedrigen Tisch lagen. Es waren viele, denn er hatte viel Zeit gehabt. Außerdem sollte es Mimoun ja aufmuntern und deshalb waren es seiner Traurigkeit entsprechend viele.

Jetzt betrachtete er das gebräunte Gesicht, um herauszufinden, wie es um seine Laune bestellt war. Sie schien sich gebessert zu haben. „Mimoun. Geht es dir besser?“
 

Hatte er seinem Freund etwa schon wieder Sorgen bereitet? Das wollte er doch nicht. Mimoun ließ die leckeren Früchte links liegen und hockte sich neben den Magier. „Ich hab dir doch gesagt, dass alles in Ordnung ist.“, sagte er. Aber das Lächeln, das noch immer auf seinen Zügen lag, erreichte nun seine Augen nicht mehr.
 

„Das hast du gesagt.“, bestätigte der Braunhaarige und spiegelte das leicht traurige Lächeln. Außer ihm und den beiden Babys war keiner in der Hütte. Jetzt stand nur Asam noch in der Tür und betrachtete die Szene. „Geht die Jagd los?“
 

Der Angesprochene nickte leicht, während Mimoun sich erhob. Er erinnerte sich daran, warum er eigentlich zur Hütte gekommen war. Schnell verschwand er in ihrem Raum und kehrte mit seiner Jagdausrüstung zurück. Fast war er schon durch die Plane, die Asam ihm aufhielt, da ging er noch einmal zurück, griff sich eine der Erdbeeren und schob sie sich diesmal mit einem ehrlichen Lächeln in den Mund. Kurz beugte sich der Geflügelte zu Dhaôma hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Haare.

„Wehe, du isst mir was weg. Wenn ich dich erwische, hol ich sie mir zurück.“, grinste er und verabschiedete sich mit einem frechen Blick über die Schulter, als er schlussendlich Asam folgte.
 

Etwa so wie das letzte Mal? Dhaôma wurde augenblicklich rot und kicherte. Ja, es ging seinem Freund besser und das machte ihn froh.

Leichtfüßig sprang er auf und lief hinter ihnen her. „Viel Glück!“, rief er und winkte. Asam erwiderte das Winken.
 

Auch Mimoun winkte gut gelaunt zurück, doch kaum wandte er sich um und schloss sich den schon in der Luft wartenden Jägern an, fiel seine Maskerade zusammen.

„Solltest du Dhaôma nicht zeigen, wie es dir wirklich geht?“, begann Asam, der das mit Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. „Er macht sich sicher Sorgen um dich.“

„Das soll er nicht.“, erwiderte Mimoun leise. „Nicht deswegen.“ Dann legte er an Tempo zu und ließ seinen Gesprächspartner zurück. Mit Unverständnis schüttelte Asam den Kopf und folgte.

Die kleine Jagdgesellschaft musste eine gewisse Strecke zurücklegen, bis ihre Beute in Sicht kam. Auf dem Weg dorthin schlossen sich Jäger aus einem anderen Dorf an. Dann begann die Jagd. Offensichtlich tragende Tiere wurden verschont, der Rest dezimiert. Gewissenhaft wie immer ging Mimoun dabei zu Werke, auch bei der Zerlegung der Beute nach Ende der Jagd. Er war nicht bewusst bei der Sache. Seine Gedanken, die bei einer anderen Angelegenheit verweilten, begannen nun klarere Bahnen zu laufen. Es ging um seine Schwester und das damit verbundene Problem. Irgendwie musste es doch möglich sein, diese Verbohrtheit und Sturheit aus ihr rauszukriegen.

Als die Jagdgesellschaft den Rückflug antrat, war er noch immer nicht zu einem zufrieden stellenden Ergebnis gekommen. Aber vielleicht würde die Zeit alles regeln.

Als er seine Beute an die im Dorf Zurückgebliebenen aushändigte, fühlte er sich nicht beansprucht genug und so forderte er Asam zu dem angekündigten Kämpfchen. Dieser ahnte den Grund und schonte seinen Gegner nicht. Und auch wenn der Kampf ein wenig außerhalb in der Luft begann, so fanden sich die beiden Kontrahenten bald ineinander verkeilt auf der Insel wieder. Ebenso schnell kamen Schaulustige, die Partei für einen von den beiden ergriffen und ihren Favoriten lauthals anfeuerten. Dazwischen waren auch vereinzelte Protestrufe, da sie auch denen in den Weg kamen, die noch dabei waren, die Beute zu verarbeiten.
 

Dhaôma kam bei dem Lärm ebenfalls herausgelaufen. Fast hätte er gelacht ob der Schau, die sich das zukünftige Oberhaupt mit Mimoun dort lieferte, aber das Lachen blieb ihm im Halse stecken. Es war zu ernst, um als eine ihrer üblichen Kabbeleien durchzugehen. Zwar war es auch nicht so ernst, dass man annehmen könnte, dass sie sich gestritten hätten, aber dennoch...

Addar stellte sich amüsiert vor sich hinlächelnd neben ihn. „Wenn er sich weiter so gut schlägt, wird Kaley sicher nicht mehr so abfällig von ihm zu reden wagen.“

„Kaley?“

„Hat dir Mimoun etwa nichts davon erzählt?“

„Dass er Kämpfen professionell lernen wird? Doch. Hat er. Ich habe es ihm ja vorgeschlagen.“

„Du hast...?“ Höchst erstaunt blickte der Älteste den braunhaarigen Magier an. „Warum?“, wollte er schließlich wissen. Gerade bei Dhaôma verstand er es nicht.

Der junge Mann seufzte. „Weil er mich begleiten wird, ob ich das will oder nicht. Er muss in der Lage sein, sich selbst zu beschützen.“ Und nach einer kurzen Pause fügte er an: „Sogar vor Leuten wie mir.“

„Du meinst, vor Magiern?“

Nicken. Noch immer starrte Dhaôma mit brennenden Augen auf das Knäuel aus Armen und Beinen. Die beiden waren ein ausgeglichenes Paar, denn was Mimoun an Kraft an den Tag legte, machte Asam mit Geschick wett.

„Dhaôma, was ist wirklich passiert heute Morgen?“

„Ich habe das falsche zum falschen Zeitpunkt gesagt.“, gab der junge Mann gepresst von sich. Er wollte über dieses Thema nicht mehr reden.

„Gib nicht einfach dir die Schuld, sondern sage mir, was aus deiner Sicht passiert ist.“, forderte Addar milde.

Seufzend fuhr sich Dhaôma durch das lange Haar, bevor er kurz umriss, was zu dem Streit geführt hatte. Letztlich schüttelte er den Kopf. „Wir waren nur unterschiedlicher Ansicht und konnten es beide nicht sehen.“

So klang es für ihn auch, aber das war nicht der Punkt. „Mich würde interessieren, warum es dich so sehr kümmert, wie Silia sich ihm gegenüber verhält.“

„Weil Mimoun leidet, wie es ist.“

„Tut er das? Hat er das gesagt oder gezeigt?“

Dhaôma schüttelte den Kopf, nickte dann aber. „Er sieht immer gequält aus, wenn sie wieder da ist. Auch wenn er sich freut sie zu sehen, sie macht es ihm unmöglich, das zu genießen.“ Dann sah er den Alten das erste Mal an. „Sie ist wie meine Mutter. Sie hält an der Vergangenheit fest, wagt sich nicht in die Gegenwart und leidet darunter, dass außer ihr niemand stillsteht. Sie kapselt sich ab und schreit nach Aufmerksamkeit in einer selbst auferlegten Einsamkeit, mit der sie alle ihr nahe stehenden Menschen tyrannisiert.“

Nie hatte Addar ihn so hasserfüllt gucken sehen und auch wenn es nur ein Moment war und gleich wieder der mitleidig-besorgten Melancholie wich, verstand er nun, warum er sich mit Silia einfach streiten musste: Wenn man sah, wie ein Freund in den gleichen Käfig gezwängt wurde, aus dem man selbst gerade entkommen war, dann musste man einfach etwas dagegen tun.

Der Kampf auf dem Platz ging in die nächste Runde, denn sie hatten den See erreicht. Mit einem lauten Platschen rollten sie beide ins eiskalte Wasser.
 

Überrascht von dem nassen Element trennten sich die beiden Kontrahenten voneinander und schüttelten sich das Wasser aus Gesicht und Haaren. Noch immer dachte keiner von ihnen daran, nachzugeben. Tief geduckt und knurrend belauerte Mimoun seinen Gegner.

„Gibst du auf?“, wollte Asam wissen. Sein Atem ging genauso stoßweise wie Mimouns.

Dessen „Auf keinen Fall!“ ging in einem allgemeinen Protestgejaule des Publikums unter.

„Unentschieden?“, fragte Asam weiter.

Erneute Proteste wurden laut. Ihre Zuschauer wollten den Kampf bis zum Ende ausgetragen sehen.

„Niemals.“, grinste Mimoun und duckte sich noch weiter. Wie ein Raubtier zum Sprung bereit, ließ er sich auf alle vier Gliedmaßen hinab, die Flügel weit aufgespannt, um sich optisch größer zu machen. Dass das kalte Wasser somit nicht nur seine Beine umspülte, störte ihn dabei nicht.
 

Diese Pose erinnerte Dhaôma an ihre Schlacht im Schnee. Es zeigte, dass Mimoun sich absolut sicher war - glaubte er.

„Mimoun, beende es! Sonst brauchst du nie so lange!“, rief vor ihm Amar und hüpfte auf und ab. Einige der anderen Kinder verteilten sich um den See und spritzten mit Wasser nach den Kontrahenten.

Dhaôma wandte sich ab, ließ Addar stehen und ging zurück in die Hütte, um Mimouns Preis zu holen. Er war sich einfach sicher, dass Mimoun gewinnen würde. Als er zurückkam, sah er gerade noch, wie der Schwarzhaarige Asam rücklings unter Wasser drückte. Im nächsten Moment flog er über den Kopf des im Wasser Liegenden, weil dieser ihn mit den Füßen wegdrückte, doch Mimoun ließ nicht los, obwohl auch er inzwischen halbwegs am Ertrinken war. Letztlich gab Asam die Gegenwehr auf, weil er es nicht schaffte, sich wieder auf den Bauch zu drehen. Mit den Flügeln war man einfach nicht wendig im Wasser. Der Widerstand war zu hoch.

Mimoun ließ los und zappelte ein wenig, bis ihm eine Frau die Hand reichte und ihn in die Senkrechte zog. Asam wurde von Karo gerettet. Triefend von Wasser standen sie einander gegenüber, sichtlich überlegend, ob sie einfach von vorne anfangen sollten.
 

Kurz ließ Mimoun seinen Blick über die Versammelten gleiten. Diese harrten gespannt und stumm der Entscheidung der Kämpfenden. Als ihm aber eine gewisse Person ins Blickfeld geriet, dachte er nicht mehr an Kämpfen. Sein Gesicht hellte sich auf und seine lauernde Anspannung verschwand. Er wandte sich ab und wollte auf Dhaôma zugehen, doch schon im nächsten Moment fand er sich auf der Erde wieder. Asam hatte ihn einfach über den Haufen gerannt und versuchte nun, ihn mit seinem Gewicht unten zu halten. Fauchend wand sich der junge Mann unter dem Griff des Ratsmitglieds und stemmte sich mit purer Kraft hoch.

Asam ließ von ihm ab. Dass Mimoun nach dem Kampf nun doch noch so viele Reserven aufbrachte, beeindruckte ihn. Schon im nächsten Moment fand er sich wieder in enger Umarmung zu seinem Kontrahenten im Wasser wieder. Gejohle der Umstehenden begleitete die Aktion. Zu ihrer Enttäuschung hielt die jedoch nicht lange. Mimoun löste sich von Asam und ging ein wenig auf Abstand.

„Wollt Ihr Eure Niederlage so offensichtlich machen?“, lachte Mimoun ihn an. Herausfordernd winkte er mit einer Hand und ging in Abwehrhaltung.

Doch Asam schüttelte ebenfalls lachend den Kopf. „Das war ein Unentschieden und keine Widerworte. Hier hab schließlich ich das Sagen.“

Mit den Zähnen knirschend stimmte Mimoun zu. Der Blick zu Dhaôma hatte ihm wieder seine Erdbeeren ins Gedächtnis gerufen. Zu lange hatte er nun schon darauf verzichtet. Ohne sich länger um seinen geflügelten Freund zu kümmern, schleppte er sich ans Ufer und streunte unter Beifall zu dem Magier hinüber.
 

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Er streitet sich. *drop* Was für ein lächerlicher Versuch eines Streits. Dummerweise sind die Auswirkungen trotzdem verheerend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KuroMikan
2014-11-10T17:37:36+00:00 10.11.2014 18:37
oha da sind aber mal die fetzen geflogen... >.< die armen
ich fand die auseinandersetzung, und das darauf folgende drama echt gut :) wobei mir alle irgendwie leid tun :(

mal sehn was das nächste mal passiert ^^

lg Mikan
Antwort von:  Shirokko
10.11.2014 18:40
*knuff*
du bist süß.


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