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October to May

Intermezzo With A Stranger
von

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Countdown

Obwohl Gackt gesagt hatte, dass er sich bei mir melden wollte, hörte ich knapp drei Monate lang nichts mehr von ihm. Und ich konnte nicht leugnen, dass es mich ein bisschen verstimmte. Ich konnte mich auch noch immer dafür schlagen, dass ich ihm nur meine Nummer gegeben und nicht direkt nach seiner gefragt hatte. Was zur Hölle hatte ich mir dabei eigentlich gedacht?!

Und was war nur los mit dem Kerl?! Erst bettelte er mich an, dass ich ihm unbedingt meine Nummer gab, und dann fing er damit nichts an. Erst anmachen und dann stehen lassen – und ich sprang auch noch darauf an! Ich schwor mir, dass ich ihm den Arsch bis zum Stehkragen aufreißen würde, wenn das alles nur eine dämliche Taktik sein sollte, um mich in den Wahnsinn zu treiben und mich ganz heiß auf ihn zu machen. Auch wenn ich so langsam das Gefühl bekam, dass es zu einem gewissen Grad funktionierte.

Tetsus Meinung dazu war trotzdem nicht allzu verwunderlich: „Mach einen Haken dran und schieß den Kerl auf den Mond. Wenn er es nicht nötig hat, sich bei dir zu melden, obwohl er es versprochen hat, ist es es absolut nicht wert.“

„Versprochen hat er es nicht direkt.“

„Du weißt schon, was ich meine, Doiha.“

„Hm …“

Natürlich hatte ich meinen Freunden noch an dem Abend – oder eher Morgen – der Semesterabschlussparty erzählt, was um Mitternacht draußen passiert war. Wie auch anders? Sie hatten sich schließlich schon gewundert, weil ich für eine und selbst die zweite Zigarette, die wir nach Mitternacht noch geraucht hatten, ziemlich lange gebraucht hatte. Und sie hatten damals sogar ganz gut aufgenommen, dass ich mit Gackt offensichtlich doch ganz gut auskam, wenn wir uns gegenseitig nicht zu sehr auf den Schlips traten.

Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, ob die Reaktionen nicht vielleicht anders ausgefallen wären, wenn ich ihnen gesagt hatte, dass Gackt und ich uns schon wieder geküsst hatten – wenn auch nicht so heftig wie zuvor an Halloween. Ich verheimlichte es ihnen nicht, weil es mir peinlich war oder ich es bereute. Natürlich wären sicher wieder die einschlägigen Kommentare gekommen, aber daran lag es nicht. Ich wollte … einfach ein bisschen was davon für mich behalten.

Und ebenso wenig erzählte ich ihnen in den Wochen darauf, dass bei mir gewisse Reaktionen einsetzen, die ganz eindeutig mit Gackt zu tun hatten.
 

Es begann ungefähr einen Monat nachdem wir uns zuletzt gesehen hatten. Eigentlich wäre es gar nichts Besonderes gewesen, wenn ich Gackt auf eine vollkommen andere Art und Weise kennengelernt hätte. Ich stand nur in einem Klamottenladen, weil ich eine neue Hose brauchte, als sich jemand vom Personal ein bisschen nostalgisch gab und statt der üblichen aktuellen Dudelmusik etwas Älteres in die Playlist mischte: Namie Otsuka. Und augenblicklich erstarrte ich, mit einer Jeans in der Hand.

Ich hatte diesen Song so oft unfreiwillig mitbekommen, zuletzt erst wieder als ich Gackt zufällig auf der Semesterabschlussparty wiedergetroffen hatte. Ich konnte nicht verhindern, dass sofort die Erinnerungen hochkamen – Erinnerungen an damals, als er mir geradeheraus gesagt hatte, dass er mich küssen wollte, kaum dass wir uns eine viertel Stunde kannten, als wir uns dann tatsächlich geküsst hatten, kaum dass wir uns eine halbe Stunde kannten, als er mich so weit hatte, dass es mir egal war, wer uns dabei zusah, kaum dass wir uns eine Stunde kannten. Und natürlich die Erinnerungen an unsere kleine Raucherpause vor der Bar nicht zu vergessen, als ich ihn ein bisschen besser kennengelernt und er sich so diebisch darüber gefreut hatte, endlich an meine Telefonnummer zu kommen. Dass ich dabei die ganze Zeit an meiner Unterlippe nagte, merkte ich erst viel später, als ich es ein wenig übertrieb und mich fast selbst biss. Gackt hatte auch an meiner Unterlippe geknabbert, doch war er sanfter zu mir gewesen als ich gerade zu mir selbst. Ich vermisste es … irgendwie … und dann schlug dieser Hauch von Nostalgie in eine Woge der Wut um.

Mann, was sollte das? Und wieso meldete sich dieser Arsch einfach nicht? … Aber ich würde ihm ganz sicher nicht nachhängen! Wie Tetsu schon gesagt hatte: Wenn Gackt es nicht nötig hatte, dann konnte er mir ja wohl gestohlen bleiben! Ich jedenfalls kontrollierte noch einmal das Etikett der Jeans, die ich noch immer in der Hand hielt, und stapfte damit dann zu den Umkleidekabinen, um sie anzuprobieren. Wer war ich denn, dass jemandem hinterhertrauerte, den ich mehr als nur flüchtig kannte?
 

Ein Idiot war ich, denn damit hörte es damit natürlich nicht auf. Und ich trug nicht gerade dazu bei, dass es besser wurde, indem ich mir die Download-Version von Namie Otsukas Song im Internet kaufte. Dazu musste ich zwar erst einmal herausfinden, wie er überhaupt hieß, aber das war nicht wirklich schwer. Schließlich war es ihr beliebtestes Stück und gleich der erste Vorschlag, den ich bekam, als ich den Namen der Künstlerin bei Musictube eingab, war ein Volltreffer. 'Boom Boom' lautete der hochgradig originelle Titel dieser musikalischen Glanzleistung, die mir erschreckenderweise aber besser und besser gefiel, je öfter ich ihr lauschte. Der Schönhöreffekt setzte also ein, der eigentlich nur dann nicht griff, wenn man sich wirklich ganz große Scheiße anhörte.

Jedenfalls … mit diesem Akt konnte ich dann wohl nicht mehr leugnen, dass ich darauf brannte, Gackt wiederzusehen und ihn noch ein wenig mehr kennenzulernen. Zwar hatten wir uns an seinem Geburtstag noch etwas unterhalten und auch schon Dinge miteinander getan, die andere erst wesentlich später in Betracht gezogen hätten – wenn überhaupt! –, aber so wirklich etwas über ihn wusste ich nicht. Er hatte mir ja noch nicht einmal gesagt, wo er genau arbeitete, als wir bei dem Thema gewesen waren, und ich Idiot hatte auch nicht weiter nachgefragt – genau wie bei der Telefonnummer. Er steckte regelmäßig in einem Casino (natürlich mit gefälschtem Ausweis!), in einem Tonstudio und einem Conbini, doch davon gab es jeweils mehrere in Tokyo und ganz besonders von Letzterem. Es wäre eine Riesenarbeit gewesen, da alle nach ihm abzugrasen – und ich konnte immer noch gerade dann vorbeischauen, wenn er nicht da war, selbst wenn ich den richtigen Ort finden sollte. Ich würde ihn vermutlich nie wiedersehen und das frustrierte mich noch mehr, weil ich es diesmal doch wirklich wollte! Für gewöhnlich nahm ich so etwas nicht so ernst, wenn es um lockere Bekanntschaften ging, allerdings war die Sache mit Gackt eben doch eine vollkommen andere.

Und noch etwas änderte sich: Ich war noch immer so fleißig bei meinen Arbeiten wie immer, aber mein Elan war nicht mehr richtig da. Für gewöhnlich sorgte ich immer dafür, dass ich am Ende noch große Puffer zur Sicherheit hatte, die ich dann zur Entspannung nutzen konnte, wenn ich sie nicht für die Uni brauchte. Diesmal waren die Puffer kleiner und ich verfaulenzte vorher schon einige Zeit. Ich vertrödelte Zeit, die ich sicherlich besser hätte nutzen können – ich erinnerte mich schließlich noch ganz lebhaft an die Diskussion mit Tetsu am Anfang des Sommers, als er und Ken mich förmlich aus meiner Wohnung hatten schleifen müssen. Aber irgendwie ging ich das diesmal nicht ganz so ernst an wie sonst. Und hatte Tetsu mir nicht geraten, in dieser Hinsicht etwas lockerer zu werden? Die Arbeit auch mal ein bisschen ruhen zu lassen? Nun, dann ließ ich sie eben mal ruhen und machte es mir in meinem Sommerloch bequem.
 

Aber selbst mit dieser Frustration und der Lustlosigkeit war ich noch nicht am Tiefpunkt angelangt. Der kam dann erst, als Gackt sich in meine Träume schlich … oder vielmehr war es eine Mischung aus Erinnerung und Traum, denn es begann in einer Bar. Wo auch sonst, denn schließlich hatten wir uns bisher nur an solchen Orten getroffen und ich konnte Gackt gar nicht richtig mit etwas anderem verbinden. Einem sonnigen Park voller Kirschblüten zum Beispiel oder einem überfüllten Schwimmbad im Hochsommer. Wobei er bei Letzterem ziemlich nackt gewesen wäre und das passte doch schon einmal ganz gut.

Ich fand mich schon wieder eingekeilt zwischen ihm und einer Wand, während er mich erneut mit seinen forschen Küssen bestürmte, von denen mir fast schwindelig wurde. Seine Hände geisterten dabei über meinen gesamten Oberkörper, berührten mich an so vielen Stellen und es fühlte sich großartig an. Ich ließ ihn deshalb tun, was immer er wollte, und stoppte ihn selbst dann nicht, als er sich plötzlich meine Hose vornahm und mit ein paar geübten Handgriffen Knopf und Reißverschluss in nur zwei oder drei Sekunden blind öffnete. Ich klammerte mich nur an seinen Hals, wühlte in seinen Haaren und keuchte schließlich gegen seine Lippen, als er eine Hand in meine Unterwäsche gleiten ließ und mich dort berührte, wo ich sonst noch nie einen anderen Mann herangelassen hatte. Aber es hatte auch einen Vorteil: Gackt wusste genau, wie er es anstellen musste, um mich sofort pures Vergnügen empfinden zu lassen. Und je mehr er sich bemühte, desto ausgelassener wurde ich und stöhnte immer lauter. Meine Knie wurden dabei ganz weich und wären da nicht die Wand und Gackt gewesen, die mich stützten, wäre ich sicherlich umgekippt.

Doch plötzlich war da keine Wand mehr, sondern eine weiche Matratze. Und Gackt stand auch nicht mehr vor mir, sondern begrub mich halb unter sich, sodass er gerade noch genug Raum hatte, sich weiterhin um meine heiße Körpermitte zu kümmern, die so langsam, aber sich nach mehr Platz schrie, als ihr zur Verfügung stand. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, drückte ihn vor Lust geradezu in die Matratze und löste mich dabei natürlich von Gackts Lippen, sodass ihm nun nichts anderes übrigblieb, als stattdessen meinen Hals und mein Schlüsselbein zu verwöhnen. Außerdem zog ich meine rechte Hand aus Gackts Haaren, um mir die Hose etwas weiter herunterzuschieben und mir dadurch etwas Linderung zu verschaffen. Aber Gackt ließ mich nicht. Er packte mein Handgelenk grob, worauf ich erst leicht verärgert murrte und dann sogar sehr verärgert murrte, als mir klar wurde, dass er dazu die Hand benutzte, mit der er mich bis eben noch befriedigt hatte.

Ich wollte etwas sagen, ihn dazu antreiben, dass er gefälligst weitermachen und mich nicht am langen Arm verhungern lassen sollte. Als ich den Mund jedoch aufmachte, kam kein Ton heraus, als ob plötzlich meine Stimmbänder versagten oder ich einfach keine mehr hätte – dabei hatten sie doch bis eben noch so gut funktioniert! Gackt schien es trotzdem verstanden zu haben, denn er ließ zwar mein Handgelenk nicht los, schob dafür aber sein Bein zwischen meine Oberschenkel, presste sich noch enger an mich und begann damit, sich langsam und quälend auf und ab zu bewegen.

Und es dauerte nicht lange, bis er mir ein Stöhnen ins Ohr raunte. Es war ein tiefer, grollender Laut, der mir ganz genau verriet, wie sehr er das im Moment genoss und was er noch alles begehrte. Und mit diesem einen hörte er nicht auf. Immer wieder demonstrierte er mir, was er in diesen Augenblicken empfand, während ich noch immer stumm wie ein Fisch war. Und es frustrierte mich, dass ich meine Stimme für den Moment verloren hatte. Wieso? Wieso nur?!

Doch Gackt verschaffte mir augenblicklich ein kleines Trostpflaster, indem er mich wieder küsste, meinen Mund in Beschlag nahm und jeglichen Laut, den ich auch nur annähernd hätte äußern können, von vornherein erstickte. Und damit auch sein eigenes Stöhnen. Ich lächelte in den Kuss hinein, stieß ein tonloses, aber genießendes Seufzen aus und kraulte mit der freien Hand Gackts Nacken. Die andere entwand ich daraufhin endlich seinem Griff, doch machte ich keinen weiteren Versuch, mir selbst etwas mehr Platz verschaffen zu wollen. Nachdem Gackt seine Hand aus meiner Hose gezogen hatte, war es ohnehin schon wieder besser geworden. Stattdessen ergriff ich seine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander, drückte so fest zu, wie ich nur konnte, um nicht noch den Verstand zu verlieren. Und als ich spürte, dass Gackt ebenfalls meine Hand drückte, gab mir das so einen Stoß, dass ich kam.
 

Und noch bevor das Gefühl richtig zu mir durchgedrungen war und ich es vollkommen genießen konnte, wachte ich auf – verschwitzt, atemlos und mit verdächtig klebrigen Fingern. Meine Erektion unter der Bettdecke schwoll gerade wieder ab und ich spürte, wie die fast unerträgliche Wärme von meinem Unterleib direkt in meinen Kopf wanderte und meine Ohren langsam heiß wurden.

Oh shit, ich hatte mir beim Gedanken an Gackt einen runtergeholt! Sogar noch schlimmer: Ich hatte mir vorgestellt, wie Gackt das für mich erledigte! Und hatte es in vollen Zügen genossen! Oh Gott … oh Gott! In mir machte sich der unhaltbare Drang breit, sofort in die Dusche zu flüchten und alles abzuwaschen, was noch an Spuren an mir klebte.

Ich konnte von Glück reden, dass ich in meiner eigenen kleinen Wohnung lebte, sonst hätte ich mir jetzt wahrscheinlich noch Sorgen machen müssen, ob und wie viel meine Eltern davon mitbekommen hatten. Aber so konnte ich einfach aus meinen Shorts schlüpfen, mir ein frisches Handtuch aus dem Schrank krallen und unter die Dusche springen, um mich dann in den nächsten Stunden halb zu ersäufen.
 

Ich war mir nicht sicher, ob ich mich für diesen Traum wirklich schämte, aber entsetzt war ich allemal. Ich fragte mich ernsthaft, wo das her kam. Schließlich kannte ich Gackt kaum. Wie konnte es dann also sein, dass ich so fasziniert von ihm war und mich ganz offensichtlich so zu ihm hingezogen fühlte? Es war der absolute Irrsinn! Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt … und dann schlich sich etwas anderes in mein Bewusstsein; etwas, das Gackt mir geraten hatte: Dann solltest du dir vielleicht irgendwann mal ein paar Gedanken drüber machen … ob ich vielleicht auch auf Männer stand oder nicht. Nun, zumindest sollte jetzt klar sein, dass ich ganz offenbar auf ihn stand … ob mir das nun gefiel oder nicht.

Ich schüttelte leicht den Kopf und seufzte. Und ich hätte jetzt nur zu gerne mit jemandem darüber geredet – aber mit wem? Für gewöhnlich rief ich Tetsu an oder schaute bei ihm vorbei, wenn ich irgendwelche Probleme hatte, doch diesmal … erschien er mir nicht als der ideale Ansprechpartner dafür. Und ich wusste nur zu genau, mit wem ich schon eher darüber reden würde. Doch den konnte ich nicht erreichen, weil der Arsch mich einfach nicht anrief! Es war einfach nur frustrierend, besonders jetzt.
 

Ich schleppte mein kleines Geheimnis danach noch ein paar Tage lang mit mir herum, bis ich es schließlich nicht mehr aushielt und doch Tetsu darauf ansprach. Da es mitten im Sommer war und wir noch nicht einmal die Hälfte der Semesterferien hinter uns hatten, hatten mich meine Freunde trotz Proteste meinerseits natürlich in ein überlaufenes Freibad geschleift und genau dort setzte ich mich ein wenig mit ihm ab, um mir seine Meinung dazu anzuhören.

Er blickte mich aber erst einmal nur an wie ein Auto, nachdem ich ihm stotternd, stammelnd und mit vielen Pausen von meinem seltsamen Verhältnis zu Gackt und natürlich auch dem Traum berichtet hatte. Dabei hatte ich auch gleich ein paar Dinge richtiggestellt, die vorher ein wenig … verkehrt gewesen waren.

„Ist … ist das ein Witz?“, fragte Tetsu und zog eine Augenbraue hoch, „wenn ja, dann ist das nämlich nicht lustig, Doiha.“

„Glaub mir, ich würde über so was keine Witze machen“, grummelte ich ob seines Vorwurfes.

„Na ja, dann …“, begann mein bester Freund wieder und machte eine Pause, um zu überlegen … und er überlegte und überlegte und überlegte und kam zu dem Schluss, „ich hab keine Ahnung, was du machen sollst. Ich würd ja sagen, dass du mal mit ihm drüber redest, aber wenn er sich nicht meldet und du von ihm ja keine Nummer hast … musst du wohl doch einen Haken dran machen.“

„Hm …“ Das hatte ich schon befürchtet. Verdammt!

„Aber wenn ich es so recht bedenke …“, begann Tetsu dann auf einmal wieder, „ist das vielleicht auch ganz gut so. Die ganze Sache ist ja schon ein bisschen komisch.“

„Komisch? Inwiefern?“

„Na ja, überleg doch mal! Als du den Kerl damals getroffen hast, seid ihr euch gleich an die Wäsche gegangen, obwohl du überhaupt nicht auf Kerle stehst. Zwar hast du gesagt, dass du ihn nur ein bisschen verarschen wolltest, aber normal ist das für dich trotzdem nicht. Dann triffst du ihn wieder, ihr geht euch direkt wieder an die Wäsche und du verschweigst es mir. Also, uns verschweigst du es. Und jetzt träumst du auch noch … so was von ihm. Findest du nicht, dass das ein bisschen weit geht für jemanden, den du gar nicht kennst?“

„Also, wenn ich ihn gar nicht kennen würde, dann würde so was ja nicht passieren, meinst du nicht?“, verteidigte ich mich auf der Stelle.

„Du sagst es, Doiha: gar nicht. Trotzdem kennst du ihn kaum. Ich weiß mehr über jeden einzelnen meiner Dozenten als du über Gackt … ich mach mir doch nur Sorgen um dich und ob du dich da nicht vielleicht in was reinsteigerst. Allein schon die Tatsache, dass du nur einmal Nein gesagt hast, bevor du mit hierher gekommen bist, heißt einiges. Versteh mich nicht falsch, ich find es toll, dass du dir ein bisschen mehr Zeit für dich und uns gönnst, aber das passt nicht so ganz zu dem Doiha, der du in den letzten Jahren warst.“ Während er mir das alles vorhielt, guckte er mich auch entsprechend … mitleidig an. Ich konnte es nicht genau beschreiben, denn es war ein Blick, den man bei Tetsu doch recht selten zu sehen bekam. Und ich war beinahe schon entsetzt darüber. Doch nicht nur darüber!

„Jetzt stellst du mich dar wie einen vollkommenen Spießer, der absolut nichts von Spaß versteht.“

„Nein, das bist du tatsächlich nicht. Aber wenn ich dich dran erinnern darf: Zu der Party hat Ken dich am Kragen packen müssen, sonst hätten wir dich gar nicht von deinem Schreibtisch weg bekommen.“

„Okay okay, ich war schlimm“, musste ich ihm zugestehen, „aber ist doch gut, dass ich es jetzt nicht mehr bin.“

„Hab ich ja gesagt“, meinte Tetsu dazu und versuchte es nun wieder mit einem aufmunternden Lächeln. „Ich mache mir aber schon meine Gedanken, was dich dazu bewogen haben könnte. Und dann kommst du mir eben mit dieser Story an. Doiha, bitte versprich mir, dass du vorsichtig mit dem Kerl bist. Glaub nicht alles, was er dir erzählt. Und lass dich vor allen Dingen zu nichts drängen. Aber … wenn ihr euch nochmal trefft, kannst du ihn ja drauf ansprechen … auf deinen Traum und das alles.“ Das Lächeln wurde noch ein bisschen optimistischer und eigentlich befand Tetsu sich damit auch in seiner Königsdisziplin, dem Optimismus … scheiterte diesmal jedoch kläglich.

„Ja … falls ich ihn jemals wieder treffe“, maulte ich.

„Und er dich dann überhaupt noch interessiert.“

„Hm …“ Irgendwie konnte ich mich gerade nicht aufmuntern lassen. Konnte ich nie, wenn sich meine Gedanken um Gackt drehten. Woran das nur lag? … Ich dankte dem Sarkasmus, dass er mich bei Verstand hielt.

Und dann, nach über einem weiteren Monat, kam dann doch meine Chance.
 

18. September …
 

Es war kurz vor Ende der Semesterferien und ich hatte mir trotz allgemeiner Lustlosigkeit doch noch zwei Wochen Freizeit vor dem Beginn des neuen Semesters herausarbeiten können. Tetsu hingegen hatte sich vor lauter Panik schlussendlich in der Bibliothek verschanzt, sodass er jetzt derjenige war, der ständig absagen musste. Und auch sonst blieb an diesem Tag nicht viel von unserer Clique übrig, denn Ken hatte sich ebenfalls etwas anderes vorgenommen. Er war mit seiner aktuellen Flamme im Kino, sodass es an Yuki und mir gewesen war, uns gegenseitig vor der drückenden Hitze zu retten.

So befand ich mich nun gerade nach einem Nachmittag im Schwimmbad mit Yuki auf dem Heimweg. Eigentlich hatten wir aber mehr in der Sonne gelegen, als dass wir uns im Becken getummelt hatten, weil wir beide keine sonderlich großen Wasserratten waren. Sich dann ausgerechnet in einem Schwimmbad zu verabreden, war eigentlich irgendwo schon wieder Verschwendung, aber wir konnten entspannen und uns ein bisschen abkühlen, wenn wir wollten. Mit Yuki allein Zeit zu verbringen, war für gewöhnlich sehr angenehm. Er quatschte einen nicht zu, hatte aber immer ein offenes Ohr, wenn man es mal brauchte. Heute hatte ich es aber nicht gebraucht und auch generell hatte ich mich mit der Situation arrangiert … mehr oder weniger.

Und dann besaß Gackt einfach die Frechheit, wieder aufzutauchen.
 

Ich schlenderte ein bisschen durch die Innenstadt, bummelte durch ein paar Läden und genoss den warmen Sommerabend. Und dann entdeckte ich schließlich Gackt, der in Begleitung eines Mädchens mit blonden, offensichtlich gefärbten Haaren mit einem Softeis in der Hand aus einem kleinen Café kam. Er leckte an seinem Eis und lachte dann herzlich über etwas, das das Mädchen gesagt hatte.

Und ich? Ich blieb wie automatisch stehen und glotze ihn mit großen Augen an. Trotz der Sonnenbrille, die er trug, hatte ich ihn sofort erkannt und es brauchte nur zwei weitere Sekunden, um auf Hundertachtzig zu sein. Und ohne noch großartig darüber nachzudenken, befand ich mich schon auf dem Weg zu ihm, stapfte auf die andere Straßenseite zu, wo er und seine Begleitung stehengeblieben waren und mich anscheinend noch nicht bemerkt hatten. Dann würde es wohl ein ganz herzliches Wiedersehen werden! Dementsprechend überrascht schaute Gackt mich dann auch an, als ich mich stinksauer vor ihm aufbaute und ihm ein mehr als nur mies gelauntes „Hallo!“ entgegenranzte. So viel also dazu, dass ich mich mit der Situation arrangiert hatte.

„Hyde …“, murmelte er und schaute von mir zu seinem … Date, das ebenso wortlos und mit einer übergroßen Sonnenbrille auf der Nase neben ihm stand. Und dann fing er sich wieder und fiel mir um den Hals, noch ehe ich ein weiteres Wort sagen konnte: „Hyde, hiii!“
 

tbc.


Nachwort zu diesem Kapitel:
First: Ihr werdet mich jetzt sicher für vollkommen bescheuert halten ^^" Aber vergesst bitte nciht, dass in der fic einige Zeit vergangen ist und Hyde somit tatsächlich Gelegenheit hatte, sich da in was reinzusteigern ... und seltsam ist die Beziehung der beiden sowieso ... aber da geht noch mehr xD

Ansonsten:
Meine Damen und Herren, ich präsentiere den Grund, wieso ich diese Fic eigtl schreiben wollte: der Song (den es so gar nicht gibt … und man entschuldige bitte die bescheuerte Namenskombi x3). Aber in meinem Leben gibt es da so einen Song, bei dem ich grundsätzlich immer einen einen bestimmten Typen denken muss, der mit mir zur Schule gegangen ist. Ich war in der Schule das, was man so als graues Mäuschen bezeichnen könnte. Bin ich im Grunde immer noch. Und der Kerl war so lebhaft, verstand sich mit allen und war halt einfach nur cool. Ich glaub, ich war sogar ein bisschen in ihn verknallt. Er hat dann bei so einem Projekttag vom Religionsunterricht aus den DJ für ein Theaterstück gemacht und zu der Zeit lief überall und nirgends „Believe Me“ von Fort Minor (Lots and lots and lots of love an Mike Shinoda <3). So auch dort, als wir nach dem Event aufgeräumt haben. So hat sich das dann in mein Hirn eingebrannt. Und dieses Gefühl der Erinnerung wollte ich mit der Fic vermitteln. Im Nachhinein betrachtet ist das überhaupt nichts geworden und ich hab den Eindruck, dass ich so eine Fic immer noch schreiben will, aber ich denke, dass das, was hier letzendendlich entstanden ist, auch seinen Charme hat, right? x3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shimanai
2013-11-17T11:38:27+00:00 17.11.2013 12:38
Ich frag mich grad, warum ich im Moment eine solche Situation so gut nachvollziehen kann... Man glaubt man mag jemanden, obwohl man ihn nicht kennt, steigert sich unnötig rein, wird davon sogar bis in die Nacht verfolgt und kann letztlich mit kaum jemandem richtig drüber reden.

Allerdings ist in diesem Kapitel wirklich nicht viel passiert, obwohl verdammt viel Zeit verflossen ist... WIe auch immer, gibt es keine Möglichkeit, das Ganze irgendwie früher zu lesen? O_o

Wo du im Kapitel so schön von Conbinis redest: Auf jedem Lawson streckt G mir seine Hand entgegen... Mal schauen, ob ich hinkomme xD
Wie auch immer, du hast schon wieder geschrieben, dass jemand guckt wie ein Auto ;D

Freu mich auf nächstes Wochenende ;D


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