Zum Inhalt der Seite

This is home

Jisbon
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part II von II

Part II von II

 

Teresa Lisbon konnte nicht schlafen.

Das war an sich nichts neues, doch diese Nacht plagte sie sich nicht mit der Sorge um das Verschwinden von Jane, sondern sie fragte sich wie es nun weiter gehen sollte.

 

Sie lag in ihrem Bett und starte ihre Zimmerdecke an. Sie hatte keine Ahnung was sie von den vielen Gefühlen die sie spürte fühlen sollte.

Viel Glück, Teresa

Ich liebe Sie

Lover

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Was war nur los mit dem Kerl? Dachte er man könnte so ohne weiteres mit den Gefühlen von anderen Menschen spielen?

Was habe ich den gesagt? Ich war da sehr aufgewühlt.

Patrick Jane vergaß nichts. Er hätte einfach sagen können, dass er für sie eine Art familiäre Liebe empfand. Das er nichts mehr für sie als eine Schwester empfand, er hätte das klarstellen können, als sie ihn fragte. Doch stattdessen log er und die nächste Bombe, die er hochgehen lies war das Verhältnis mit Lorelei Martins. Lisbon wusste nicht wie sie damit umgehen sollte. Sie schloss die Augen und hielt sie zu. Langsam zählte sie bis 100. Bei 45 schlief sie endlich ein.

 

Ihre Uhr sagte ihr, dass es mittlerweile kurz nach vier war, als sie das nächste Mal aus einem ihrer Träume hochschreckte. Damit hatte sie glorreiche zwei Stunden geschlafen und war hellwach. In ihr nagte noch immer die ausgestandene Angst und Wut. Gepaart mit mangelndem Schlaf konnte das für ihre Mitmenschen im Laufe des Tages unangenehm werden. Mit einem Ruck stand sie auf und hielt sich kurz fest, als sich alles um sie drehte. Ihr Körper schrie nach Erholung, nach einer Pause, doch die konnte sie ihm nicht geben. Nicht wenn ihr Geist hellwach war und sie nicht schlafen lies. Lisbon wusste, dass das was sie tat nicht gut war und das sie demnächst ihre Grenzen erreichen würde, aber sie hatte wichtigeres zu tun, als sich darum zu kümmern, das sie richtig aß und einen Arzt aufsuchte, der ihr Pillen zum Schlafen verschrieb. Außerdem mochte sie diese Typen nicht. Ohne das Licht anzumachen ging sie zu ihrem Badezimmer. Sie musste ihren Gefühlen freien Lauf lassen, sonst würde sie noch explodieren. Und sie wusste auch, wo sie das tun konnte.

 

Der Schießstand war leer. Aber das war Lisbon klar gewesen. Um fünf Uhr morgens schliefen die normalen Menschen noch, sogar Cops. Sie griff sich ein paar Ohrschützer und stellte sich bereit.

Vor ihr war nichts Weiteres als eine Zielscheibe.

BAM

Erster Schuss. Treffer in den Kopf.

BAM

Zweiter Schuss. Treffer ins Herz.

Lover

BAM

Lover

BAM

Viel Glück, Teresa

BAM

Ich liebe Sie

BAM

Lover

BAM BAM BAM BAM

 

Sie traf nicht mehr. Ihre Hände zitterten. Sie platze vor Wut. Vor Zorn. Ihr ganzer Körper erbebte und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Rasend lud sie nach und schoss wieder. Wieder und wieder bis sie nicht mehr konnte. Obwohl sie sich kaum bewegt hatte lief ihr der Schweiß in Strömen vom Hals, der Brust, den Schläfen und am Rücken hinunter. Die letzten Schüsse waren alles Treffer.

Lover.

 

Als sie parkte hielt neben ihr ein kleiner, alter blauer Citroen. Wie es Jane geschafft hatte so schnell seinen Wagen zurück zu erhalten, war ihr ein Rätsel.

»Jane, hat Bertram Sie informiert?«

»Lisbon, Sie müssen das FBI aufhalten, ich muss mit Lorelei sprechen. Sie ist unser Schlüssel zu Red John.«

Lisbon funkelte dann ihren Berater an. Als ob sie das nicht wüsste.

»Ich kann nicht viel machen Jane, wir haben gerade erst unsere Suspendierung aufgehoben bekommen. Bertram verhandelt zurzeit mit dem FBI. Er hat sie in der Hand. Schließlich haben sie geschlampt und Wainwright erschossen. Bertram schafft das schon. Bis dahin sollten wir kein Öl ins Feuer gießen und Lorelei Martins nicht besuchen.«

Sie beobachte wie Jane kurz zu Boden schaute, tief Luft holte und schließlich wieder zu ihr sah. Er runzelte die Stirn.

»Sie sehen immer noch müde aus.«

Lisbon verdrehte die Augen und ging zum Eingang, begleitet von Jane.

»Konnte nicht schlafen.« meinte sie nur kurz angebunden.

Damit rauschte sie in das Gebäude und versuchte ihren Berater abzuschütteln. Dieser sah ihr kurz noch mit besorgtem Blick hinterher, ehe er sich aufmachte ihr in einem gemächlicheren Tempo zu folgen. Es war halb acht Uhr morgens und so füllte sich das Büro erst langsam. Im Großraumbüro angekommen notierte er die Dinge, die er am Vorabend nicht gesehen hatte. Seine Ecke war immer noch vorhanden. Sogar die Bücher waren noch dort. Beim genaueren Hinsehen bemerkte er, dass man darauf geachtet hatte Staub zu wischen und somit seine Gegenstände keinen Schaden genommen hatten.

Vorsichtig nahm er Platz auf seiner Couch und legte sich hin. Wie hatte er das nur vermisst. Der Geruch, die Geräusche und die Farben, Van Pelt, die gerade vom Aufzug hochgekommen war und sich nur noch ein bisschen Zucker in ihren Kaffee machte.

 

Er könnte Lisbon einen machen. Ihrer Laune nach schien sie noch keinen getrunken zu haben und sie war so sehr damit beschäftigt in ihr Büro zu fliehen, dass sie bestimmt keinen Zwischenstop in der Küche eingelegt hatte. Ja, es war eine gute Idee. Er könnte in dem Zusammenhang auch herausfinden, ob sich sein Tee noch in der Küche befand.

 

Wenig später klopfte es an Lisbons Tür und Jane schob den Kopf in ihr Büro rein. Lisbon versteckte gerade so noch ihr gähnen. Die zwei Stunden Schlaf waren zu wenig, aber sie konnte es nicht ändern.

»Was wollen Sie Jane, ich muss arbeiten.«

Wortlos reichte er ihr einen gut gefüllten Kaffeebecher und einen Teller mit Sandwichs. Überrascht nahm sie ihm das Essen ab. Sie hatte heute noch keinen Kaffee gehabt und dementsprechend freute sie sich über das Getränk, welches sie über die nächsten Stunden hinaus helfen würde, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Den Teller stellte sie erstmal neben sich. Sie hatte heute Morgen noch nichts gefrühstückt, besaß aber auch noch keinen wirklichen Hunger. Sie bemerkte, wie Jane sich gegenüber von ihr hinsetzte und sie mit nachdenklichem Blick musterte. Sie beschloss es zu ignorieren und weiter zu arbeiten. Sie würde ihn nicht fragen, was er wollte. Verkrampft hielt sie den Blick auf den Bildschirm fest und versuchte den Mann zu ignorieren.

 

»Seit wann haben Sie Schlafstörungen, Lisbon?«

Unwillkürlich biss sie ihre Zähne aufeinander und tippte weiter. Die Wut, die sich zurückgezogen hatte, während sie auf dem Schießstand war, kochte mit enormer Kraft zurück.

Sie wusste nicht warum sie so empfand.

Eine Hand griff nach ihrer und hielt sie fest. Die Zweite schob ihren Kopf nach oben, sodass sie Patrick Jane in die Augen sah. Er beobachtete sie aufmerksam und zog sich schließlich wieder zurück.

»Sie können es mir ruhig sagen, ich habe ein wenig Erfahrung auf diesem Gebiet, aber das wissen Sie ja.«

 

Plötzlich war das Einzige, was sie noch sah rot.

Bebend schloss sie die Augen.

»Tun Sie nicht so.«

»Bitte?«

»Tun Sie nicht so als ob Sie sich noch für andere Menschen interessieren. Ihr Leben, ihre Interessen drehen sich doch einzig und allein um Red John und nichts anderes! Wann haben Sie sich jemals um etwas oder jemand anderes gesorgt als sich selbst und ihre Rache? Sagen Sie mir, warum zum Teufel ich Ihnen jetzt etwas anvertrauen soll?«

»Ich musste-, ich wollte-«

Jane wollte ihr widersprechen, doch er besaß nicht die Wörter etwas ihr entgegen zusetzten.

»Jane, hier ist ihr Zuhause, nicht irgendwo in Las Vegas, wo sie darauf hoffen, dass Red John ihr kleines Spiel mitspielt. Sondern hier.«

Lisbon fühlte etwas Seltsames. Ein Geräusch entfuhr ihrer Kehle. Ein trockener Schluchzer.

Sie konnte alles, aber nicht hier vor Jane anfangen zu weinen. Das durfte jetzt nicht sein. Sie sprang auf und wollte an ihrem Berater vorbei zur Tür und dann zur Damentoilette.

Doch sie kam nicht so weit.

 

Janes Arme umschlossen sie jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb der letzten 24 Stunden. Doch dieses Mal wehrte sie sich.

»Jane, lassen Sie das. Lassen Sie mich los!«

Er hielt sie nur noch enger und presste ihre Arme und Hände zwischen ihre Körper, sodass sie sich nicht wirklich befreien konnte. Er hielt ihren Kopf an seine Schulter gepresst, sie konnte zwar noch atmen, aber kaum sprechen. Sie wollte sich losmachen und ihn schlagen. Aber sie konnte nicht. Die Enge machte sie verrückt. Wütend wollte sie sich losreißen, aber dieser Mann hatte mehr Kraft, als man sehen konnte.

Lisbon spürte das wieder etwas in ihr hochkam und sie versuchte es zu unterdrücken. Bis sie es nicht mehr konnte. Die wütenden Worte blieben ihr im Hals stecken und stattdessen fing sie zu weinen. Und dieses Mal blieb es nicht bei ein paar Tränen, sondern das ganze aufgestaute Gefühlschaos brach aus ihr heraus. Ihre Augen fluteten über. Das dieser Mann es soweit geschafft hatte, war eine Tat für sich. Das letzte Mal als sie so geweint hatte, war als sie ihren Bruder ins Krankenhaus gebracht hatte, nachdem er von ihrem Vater zusammen geschlagen worden war. Eine Schwester hatte sie damals fest gehalten.

Die Tiefe aus der jetzt ihre Gefühle heraussprudelten war ein Zeichen dafür, dass nicht nur die letzten Ereignisse daran Schuld trugen, sondern vermutlich die der gesammelten letzten Jahre.

Sie wusste sie drohte in eine Hysterie zu fallen, doch sie sah keine Möglichkeit sie aufzuhalten. Ihr Kopf dröhnte und immer noch fielen Tränen aus einer Quelle, die kein Ende hatte. Ihr Körper fühlte sich an als ob er in jedem Moment abheben oder fallen könnte.

Erst jetzt merkte sie, dass das Dröhnen in ihrem Kopf von Jane stammte.

»...-gut, Teresa, tief atmen. Alles wird wieder gut«

Sie schaffte es ihre Arme zu lösen, krallte sie in das Jackett von Jane und hörte auf seine Stimme.

»So ist es gut, Lisbon. Alles wird wieder gut. Hören Sie auf meine Stimme. Konzentrieren sich voll und ganz auf mich und lassen Sie alles Weitere fort gleiten. Sie spüren jede Faser ihres Körpers und er wird immer schwerer und schwerer. Glauben Sie mir, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, so ist es gut-....«

Seine Stimme wurde immer ferner und das Letzte was Lisbon spürte war wie sie auf etwas Weiches gelegt wurde, ehe sie in eine Finsternis sank.

 

Jane horchte. Lisbon schlief tief und fest, da war er sich sicher. Wobei er sich auch sicher war, war dass er sie noch nie so zusammenbrechend gesehen hatte. Es war durchaus wahrscheinlich, dass er dafür mitverantwortlich war. Was seine Abwesenheit von sechs Monaten ihr angetan hatte war möglicherweise schwerwiegender als er erwartet hatte.

Er setzte sich auf einen der Stühle im Büro und legte einen Finger an die Lippe. Dieser Zusammenbruch roch allerdings eher nach mehr. Vermutlich war es eine Stauung von Angst, Trauer und Zorn der letzten Jahre. Da spielten noch andere Dinge mit hinein, wie zum Beispiel der Tod von Sam Bosco.

Die Schlafprobleme waren jedoch eine Reaktion, die er in ihr hervorgerufen hatte. Sie hatte es schon in der Kirche kurz erwähnt.

Wie sie dort lag wirkte sie ganz friedlich, fast wie ein Kind. Wären da nur nicht die Tränenspuren. Jane fragte sich ob sie es ihm wohl verzeihen würde, dass er sie zum schlafen gebracht hatte. Sie hasste es, aber jetzt gerade war es notwendig gewesen. Außerdem hatte er sie nicht wirklich hypnotisiert, sondern eher ihren Geist dazu ermuntert, dem nach zu geben was ihr Körper am nötigsten hatte. Schlaf.

 

Fünf Stunden später wachte Lisbon auf und hätte beinahe laut aufgestöhnt. Ihr Kopf fühlte sich an, als ob ein Pferd gegen getreten wäre. Eine Hand erschien in ihrem Blickfeld und reichte ihr eine Aspirin und ein Glass Wasser. Dankend nahm sie beides, schluckte die Tablette und genoss das Wasser was ihr die Kehle hinunter lief. Errötend nahm sie nun die Präsenz von Jane war und mit einem Mal war ihr wieder bewusst was zuletzt geschehen war. Ja, sie war wütend auf Jane gewesen und auf irgendeineweise verletzt und enttäuscht, aber das rechtfertigte keinesfalls ihre Reaktion.

»Wie spät ist es?«

Entschuldigend sah ihr Berater sie an.

»Es ist fast 13 Uhr. Sie haben lange geschlafen.«

Das war untertrieben. So lange hatte sie das schon seit Wochen nicht mehr. Vorsichtig stand sie auf und ihr Kopf protestierte schmerzhaft. Ihre Augen fühlten sich geschwollen an und ihr ganzer Nacken war verspannt. Die Couch war zwar gemütlich, aber zum Schlafen ungeeignet.

»Ich hätte Sie ja zu meiner Couch gebracht, die ist wesentlich bequemer, aber ich dachte Sie wollen nicht, dass jeder Sie schlafen sieht.«

Lisbon warf ihm einen bösen Blick zu, fragte aber dann doch.

»Wie viele wissen denn davon?«

Sein Lächeln verunsicherte sie umso mehr. Es wirkte anders. Sanft und vorsichtig zugleich.

»Cho kam vorhin einmal rein und hat sie schlafen gesehen und ist wieder gegangen. Es ist nichts los, keine Neuigkeiten, weder Bertram noch vom FBI.«

»Mehr Menschen wissen also nicht davon?«

»Wovon?«

Auf ihren bösen Blick fügte er schließlich hinzu.

»Kein Mensch weiß von ihrem kleinen Zusammenbruch Bescheid. Denken Sie etwa, ich manövriere Sie in so eine Situation? Abgesehen davon, dass es menschlich ist mal zu weinen und dann zu schlafen.«

Erleichtert atmete Lisbon einmal tief ein und aus.

»Sie sind deswegen noch nicht aus dem Schneider, wegen Hypnose mein ich. Das wissen Sie oder? Aber erst einmal danke. Nicht nur für den Schlaf, sondern auch für... Sie wissen was ich meine.«

Unruhig wich sie seinen blauen Augen aus und kratzte sich am Arm. Sie spürte wie ihre Augen schon wieder feucht wurden. Himmel noch mal. Sie drehte sich um und wollte zurück zu ihrem Schreibtisch. Seine Antwort hielt sie auf.

»Das passiert Lisbon. Aufgestaute Emotionen würde ich sagen. Komm ich lade Sie zum Mittagessen ein. Ich schulde Ihnen sowieso eins.«

Dankbar, dass er nicht weiter darauf einging und ihr halb den Rücken zu drehte, griff sie nach ihrer Jacke und ging auf sein Angebot ein. Sie sollte zusehen, dass sie wieder aß.

»Sie schulden mir zwei. Eins für den simulierten Zusammenbruch und eins für meinen Fake-Tod.«

»Da haben Sie sogar Recht. Na kommen Sie Lisbon, ich möchte herausfinden ob O’Malleys immer noch so einen guten Auflauf hat.«

Er lies sie vortreten und folgte ihr dann. Sie wirkte entspannter und gelöster. Es war noch lange nicht vorbei, aber es war ein Anfang. Er musste unbedingt an Lorelei ran, aber er wusste jetzt, dass er mehr auf Lisbon aufpassen musste. Sobald er die Geliebte Red Johns geknackt hatte, konnte er darauf Rücksicht nehmen.

Jane betrachtete sie nachdenklich und überlegte, wie er es am Besten schaffen konnte Lorelei zu verhören ohne das Lisbon zu sehr dabei verletzt wurde.

 

Die kleine Tür in seinem Gedächtnispalast, die er immer versuchte geschlossen zu halten hatte sich wieder geöffnet. Sie versprach ein Zuhause. Sie versprach Liebe. Sie hielt viele kleine Erinnerungen fest, an die er nicht zu häufig denken wollte. Das musste alles warten bis er Red John hatte. Doch die Tür war einen Spalt weit geöffnet und er sammelte jedes kleines Ereignis, versteckte es und vergaß keines von ihnen.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch ein schönes 1. Adventswochenende!
Liebe Grüße,
Yolanda Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück