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It's Showtime

von
Koautor:  Erenya

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It's Showtime

Kanzlei Wright & Partner 10:00 Uhr
 

Als Phoenix, beladen mit zwei Beutel voller Nudelsuppe, die Kanzlei Wright & Partner betrat, hörte er bereits aus seinem Büro den vertrauten Fernseher, der mit lauter Musik verkündete, dass Maya und Pearl wohl irgendeine aktuell angesagte Musiksendung sahen.

Alles uninteressant für ihn. Er gehörte zwar noch lange nicht zu dem alten Eisen und er mochte auch unabstreitbar den Steel Samurai, aber er nicht mehr jung genug um neben der Arbeit noch aktuellen Musiktrends nachzugeifern.

Aber schön, Maya stand auf solchen Kram und Pearl ließ sich begeistert mitreißen. Er hatte nichts dagegen, solange Maya nicht versuchte ihn damit anzustecken.

Müde schleppte sich Phoenix in sein Büro und ging zum Schrank, in dem sich die Nudelsuppenvorräte stapelten. Viel Geld verdiente er monatlich nicht, es reichte meist nur für die Miete, sodass ein kleiner Vorrat an Fertigsuppen nicht schlecht war. Auch wenn Maya immer vehement nach Burgern verlangte.

„Nick! Du kommst doch auch mit, oder?“

Phoenix hatte nur auf einem Ohr zugehört, weswegen er nicht ganz verstand, wohin er mitkommen sollte. Fragend sah er deswegen zu seiner Assistentin, die ihn mit diesem vielsagenden breiten Grinsen ansah. Dieses Grinsen, was ihm für gewöhnlich verriet, dass sie ihm keine Chance geben würde, „Nein“ zu sagen.

„Wohin?“

Er wusste bereits, dass er diese Frage bereuen würde, denn meist war sie das erste Anzeichen dafür, dass er nachgeben würde. So wie immer eben.

„Zum Gericht. Heute wird doch dieser stadtbekannte Fall mit diesem Kaniballen behandelt.“

Aufgeregt wippte die kleine Pearl hin und her, was Phoenix nur noch mehr verwunderte.

Wenn er mal von Pearls falscher Aussprache des Wortes „Kannibale“ absah, wusste er nicht, wovon sie sprach. Weder im Fernsehen, noch im Radio oder der Zeitung, hatte er von einem Fall mit einem Kannibalen gehört.

„Beeil dich, Nick! Wir kommen sonst zu spät!“

Da hatten sie es wieder. Er war chancenlos, wenn Maya sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, und wahrscheinlich hatte er schon seit seiner Frage die Chance verspielt, doch noch „Nein“ sagen zu können.
 

Gerichtsgebäude 13:00 Uhr
 

Aufgeregtes Treiben herrschte im Gerichtsgebäude und ließ Phoenix' Gesichtszüge fast schon fassungslos entgleisen. Stadtbekannte Medienzentralen, die Presse, das Radio, unzählige Paparazzi und Normalbürger strömten förmlich in das Gerichtsgebäude, um im Sitzungssaal drei der Verhandlung beizuwohnen.

Phoenix konnte nicht fassen, wie er von so einem großen Fall nichts gewusst haben konnte und war froh, dass Maya und Pearl ihn schon so früh hergeschleift hatten, denn sonst hätte man ihm wohl noch den letzten Sitzplatz vor der Nase weggeschnappt.

Es war ungewöhnlich voll und nicht einmal er, mit seinen spektakulärsten Fälle, hatte es geschafft, Normalbürger und Presse gleichermaßen zu begeistern.

„Ich freue mich schon darauf IHN zu sehen!“

Vor Phoenix saßen zwei junge Damen, durch die auch der Anwalt schnell auf die Lösung seiner Frage kam. Diese ganzen Leute waren nicht wegen des Falles hier, sondern wegen einer Person.

Hatte Edgeworth etwa wieder einen Fall?

Kurz dachte der Anwalt darüber nach, schüttelte aber den Kopf. Zum einen waren nicht einmal Edgeworths Auftritte so medienwirksam und zum anderen hätte Maya und Pearl ihn sicher nicht wegen seines alten Schulfreundes mitgenommen.

Nun doch neugierig hörte sich Phoenix gut in seinem Umfeld um, um doch noch etwas in Erfahrung zu bringen. Doch es gelang ihm nicht, bis vier Personen den Sitzungssaal betraten.

Der Mann in Handschellen, eindeutig der Kannibale und damit der Angeklagte, war ein junger Mann mit stattlichem, vertrauenswürdigen Aussehen. Seine schwarzen Haaren waren ordentlich gekämmt, der Scheitel lag fast perfekt mittig und in seinen warmen blauen Augen spiegelte sich eine solche Gelassenheit wieder, dass man glauben konnte, dass er nicht mit einem Schuldspruch rechnete. Sein Anwalt, der Mann im zerschlissenen grauen Anzug neben ihm, war das komplette Gegenteil. Er wirkte unruhig, fast so, als wüsste er bereits, dass er nicht gewinnen konnte.

Doch der krasseste Kontrast bildete der blonde Jüngling im schwarzen Hemd mit dicker Silberkette, deren Anhänger wohl ein kunstvolles G darstellen sollte. Und trotz des angemessenen Lichtes, trug er eine Sonnenbrille hinter der verwegen, fast schon begeistert seine Augen aufblitzten, als er die Zuschauer sah. Zumindest glaubte Phoenix, das zu sehen, weil mit einem Mal das Gekreische der weiblichen Zuschauer alles Tuscheln unterbrach.

Es stand außer Frage, dass sie wegen ihm kreischten, die Frage war nur, wieso, denn der zweite Blondschopf, der hinter dem Jüngeren den Saal betreten hatte, war eindeutig der Staatsanwalt. Oder so stellte sich Phoenix einen gewöhnlichen, normalen Staatsanwalt vor. Blond, mit Anzug und Brille, ein normales Lächeln und ein durchaus ernst zu nehmendes Äußeres, dass nicht gerade an einen Toaster oder die Barockzeit erinnerte.

Jedoch wurden Phoenix' Hoffnungen auf einen normale Staatsanwalt zerstört, als eben jener normal aussehende, ernstzunehmende Brillenträger seinen Posten auf einem Sitzplatz in der ersten Reihe bezog und nicht auf dem des Staatsanwaltes, zu dem sich der Jüngere gesellte.
 

Gerichtssaal 2 13:30 Uhr
 

Pünktlich hatte auch der Richter den Gerichtssaal betreten und Phoenix war verwundert, dass dieser, im Gegensatz zum Weihnachtsmannähnlicheren, schnell Ruhe in den Saal brachte.

„Ich weiß, dass dieser Fall in vielerlei Hinsicht etwas besonderes ist, dennoch bitte ich sie, ruhig zu bleiben, damit auch dieser Angeklagte eine angemessene Verhandlung erhält.“

Schweigend sahen die Zuschauer zum Richter, der nur zufrieden nickte.

„Nun gut, fangen wir an. Ist die Verteidigung bereit?“

Nervös strich sich der Verteidiger seine schütteren grauen Haare zurück und versuchte vergebens, die Falten aus seinem Anzug zu glätten, wobei er diese eher verschob und sein Äußeres nur verschlimmerte.

„Die Verteidigung ist bereit... irgendwie.“

Phoenix wurde immer bewusster, dass die Verteidigung alles andere als bereit war. Immerhin schien nicht einmal der Anwalt von der Unschuld seines Mandanten überzeugt zu sein, was nur bedeuten konnte, dass er ein Pflichtverteidiger war.

„Ist die Anklage bereit?“

Phoenix' Blick glitt zu dem Jungspund in Prinzengestalt, der fast schon bühnenreif seine Sonnenbrille abnahm und das Publikum damit in eine Art Begeisterungssturm ausbrechen ließ.

„Let's Rock'n Roll, Baby!“

Ihm fiel die Kinnlade runter, als er das hörte, denn mittlerweile fragte sich Wright, ob man besonders außergewöhnlich sein musste, um Staatsanwalt zu werden. Bisher war wohl Edgeworth, abgesehen von seinem Kleidungsstil, der einzig Normale gewesen.

„S-Soll das heißen, dass sie bereit sind, Herr Gavin?“

Verwundert über seine Antwort, sah der Bruder des gewohnten weißbärtigen Richters, zu dem Rocker, der sich lässig eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

„Genau das soll es heißen. It's Showtime! Wir wollen das Publikum doch nicht warten lassen und diesen Fall richtig rocken.“
 

Gerichtssaal 2 16:30 Uhr
 

„Ich verkünde nun, da wir alle Zeugen vernommen und Beweise gesichtet haben, das Urteil. Der Angeklagte ist SCHULDIG.“

Jubelrufe erfüllten den Saal wie bei einem Konzert von einer der angesagten Bands, die Maya und Pearl so gerne hörten. Obwohl es der Richter gewesen war, der das Urteil nun mit seinem Holzhämmerchen in edlen Marmor gemeißelt hatte, war es doch Klavier Gavin gewesen, der die ganze Zeit über den Ton angegeben hatte. Er war, der diese recht einseitige Verhandlung triumphierend zum Ende gebracht hatte. Er und kein anderer.

Phoenix konnte es nicht glauben, denn die ganze Verhandlung hatte eher einer gut einstudierten Show geglichen, als einem fairen Prozess.

Die Aussagen passten zu perfekt zu den Beweisen und obwohl bereits nach einer Stunde ein Schuldspruch nur logisch gewesen wäre, hatte Gavin auf die Vernehmung der restlichen Zeugen bestanden.

„Sie sollen auch ihre Chance auf etwas Rampenlicht haben“, hatte Gavin gesagt.

Unter allen Umständen hatte Klavier das Urteil noch fester in Marmor, oder viel eher in Diamant meißeln wollen. Jeder hatte sehen sollen, dass nichts, falsch gelaufen war. Seine Ermittler und er hatten gemeinsam in jeder Hinsicht die richtigen Schlüsse gezogen.

Auch wenn der junge Mann als Staatsanwalt noch ein Anfänger war, so erkannte Phoenix doch deutlich dessen Potential, das sich durchaus mit dem von Edgeworth messen konnte. Und irgendwie fürchtete sich Phoenix vor dem Tag, an dem er ihm im Gericht gegenüber stehen würde. Nicht etwa, wegen seiner Fans oder der Medienpräsenz, sondern einfach, weil er nicht wusste, ob er in dessen Logik dann noch einen Fehler finden konnte.

Gleichzeitig wäre es ihm eine Ehre, denn in Klavier Gavin erkannte er einen Anwalt, der um die Wahrheit kämpfte und nicht nur um einen Sieg in seiner Bilanz.



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