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Part 2: Step by step

Ein Schritt nach dem anderen...
von

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Trauer-Mourning

Es ist doch so, dass die Psychologen keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden... Sie tun so, als würden sie dir zuhören und als würden sie dich verstehen, dann nicken sie höflich und geben dir Tipps, die du überhaupt nicht gebrauchen kannst...

'Schau nach vorne und lass die Vergangenheit ruhen!' Wer bitte hat sich den Scheiß ausgedacht! Wie soll man denn bitte nach vorne schauen, wenn doch alles, was man hatte, in der Vergangenheit verloren gegangen ist! Wenn man doch nichts mehr hat und die Zukunft nur ein weißes Blatt ist: unbeschrieben, leer und absolut nichtssagend...
 

Links von mir sank die Sonne langsam hinter den Horizont; die Wellen umspülten meine Füße und zogen sich wieder zurück. Über mir durchzogen verschiedene Rottöne die Wolkenfetzen, die sich über das blaue Tuch des Himmels verteilt hatten. Ruhig lag das weite Meer vor mir, in meinen Ohren hörte ich das gleichmäßige Rauschen des Ozeans. Das Meer am Abend war einfach wunderschön, es schien zum Leben zu erwachen und zu reden, von seinen langen Reisen zu erzählen. Außerdem waren um diese Zeit nur wenige Menschen hier unterwegs und ich hatte den ganzen weiten Strand für mich allein.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Meer meine kaputte Seele heilen konnte, dass es mein aufgewühltes Inneres beruhigen konnte, zumindest zeitweise...

"Du bist schon wieder hier...", meinte eine ruhige Stimme hinter mir. Ich drehte mich nicht um, das musste ich nicht, ich wusste auch so, wer es war.

"Ich bin oft hier, so oft wie ich kann.", antworte ich nur. Er stellte sich neben mich in den nassen Sand und sah ebenfalls auf das nie enden wollende Meer hinaus.

"Früher habe ich nie verstanden, warum du es so gern hast, aber es scheint dich irgendwie zu heilen." Er sprach leise, als hätte er Angst, mich zu verschrecken.

"Es ist hilfreicher als die ganzen Psychologen, zu denen ich geschleppt wurde. Es hört einfach nur zu und sagt nichts dazu." Meine Stimme war ebenfalls nicht mehr als ein Flüstern. Ich spürte, dass er mich nun ansah.

"Aber es kann dir nicht auf Dauer helfen. Du bist hier, weil du nicht loslassen willst. Du klammerst dich an die Vergangenheit und weigerst dich, nach vorn zu sehen." Ich schnaubte.

"Du redest schon genauso, wie die ganzen Psychologen, die so tun, als hätten sie 'ne Ahnung von dem, was sie da faseln!", gab ich eine wenig heftig zurück. Der Wind brauste auf und wirbelte mein langes Haar umher, als hätte er meine kurze Wut gespürt.

"Alia..." Der Klang seiner sanften Stimme beruhigte mich wieder und ich atmete tief durch. "Du musst loslassen!", versuchte er mich sanft zu drängen. Ich schüttelte schon beinahe trotzig den Kopf, aber er wusste, dass es eigentlich Verzweiflung war. Verzweiflung ließ mich hier an diesem Ort bleiben, Verzweiflung und Angst waren es, die mich dazu trieben, mich an das zu klammern, was ich noch hatte, das einzige, was mir noch geblieben war! Ich wollte nicht weitergehen! Ich wollte hierbleiben! Was erwartete mich, wenn ich weiterging?

Das Meer war alles, was mir geblieben war. Hier hingen all meine Erinnerungen, hier war das einzige, das letzte Stück meiner Vergangenheit!

Er legte mir seine Hände auf die Schultern und drehte mich sanft zu ihm um. Ich sah in seine himmelblauen Augen, die mich traurig anblickten.

"Hier ist nichts mehr. Alles, was dich hier erwartet, ist die Verzweiflung der Vergangenheit und die nie enden wollende Trauer." Nie enden wollende Trauer, wie das nie enden wollende Meer... Welch Ironie! Eine Träne suchte sich ihren Weg über meine Wange und tropfte auf mein Oberteil.

Er ließ seine Hände von meinen Schultern sinken und lächelte sanft.

"Komm, Alia. Wir gehen den Weg zusammen; ich zeige ihn dir. Wir gehen zusammen und sehen nach vorne, Schritt für Schritt." Ich sah von seiner ausgestreckten Hand zurück in sein Gesicht. Seine verstrubbelten, blonden Haare wehten leicht im sanften Wind und seine Augen blickten mir nun hoffnungsvoll entgegen, ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.

Ich sah hinaus aufs Meer, spürte, wie die Wellen gegen meine Beine schlugen und spürte die Trauer in meinem Inneren. Zusammen?

Zögernd legte ich meine Hand in seine und er zog mich sanft mit sich, den Strand entlang, weg vom Meer und der untergehenden Sonne...
 

Es ist doch so, dass die Psychologen keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden... Sie tun so, als würden sie dir zuhören und als würden sie dich verstehen, sie nicken höflich und geben dir Tipps, die du überhaupt nicht gebrauchen kannst...

'Schau nach vorne und lass die Vergangenheit ruhen!' Wer bitte hat sich den Scheiß ausgedacht! Wie soll man denn bitte nach vorne schauen, wenn doch alles, was man hatte, in der Vergangenheit verloren gegangen ist! Wenn man doch nichts mehr hat und die Zukunft nur ein weißes Blatt ist: unbeschrieben, leer und absolut nichtssagend...

Ganz einfach: Schritt für Schritt... Langsam, zusammen und Schritt für Schritt, wie Fußspuren im nassen Sand...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, ihr lest euch die nächsten Teile auch durch!
*kuchen-dalass*
Gruß, Talviaika Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  cherry20
2013-12-31T00:00:40+00:00 31.12.2013 01:00
Super kapitel *-*
Aber wer ist alia?

Lg cherry20


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