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Und wir nennen es Freundschaft

von

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„Es hat nur beim Treppensteigen geschmerzt. Das ist schon in Ordnung.“

Es ist eine vollkommen absurde Situation in der Sai sich befindet und es ist ihm nicht ganz klar wie es überhaupt so kommen konnte, geschweige denn wie er wieder herauskommen kann.

Theoretisch gesehen ist es schon absurd genug, dass an einem Tag beide Uchiha Brüder in seiner Wohnung zu Besuch waren, der eine davon um mit ihm zu kochen. Aber dass eben dieser nun vor ihm auf dem Boden kniet, mit Sais lädierten Fuß auf dem Knie eigenen abgestützt, mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck den geschwollenen Knöchel begutachtet. Und sich in keinster Weise davon abbringen lässt, ungeachtet Sais mehrmaliger Aussage, dass alles in Ordnung sei. Er hätte nicht erwähnen sollen, dass er umgeknickt ist, dann hätte er allerdings auch keine Erklärung dafür liefern können warum er auf der Treppe gestolpert ist. Sai hatte das dringende Bedürfnis gehabt sich zu rechtfertigen, zwar nur um der eher ‚intimen‘ Position zu entkommen aber er hatte ja nicht ahnen können, dass es hierzu führen würde.

Er senkt seinen Blick und fixiert die Hände die seinen Knöchel abtasten. Lange, feingliedrige Finger, ihm springt sofort die Assoziation von Spinnenbeinen in den Kopf. Itachis Finger sind fühlen sich angenehm kühl auf seiner Haut an.

„Ich denke das ist höchstens eine Verstauchung, aber vielleicht solltest du damit lieber einmal zum Arzt, ich bin schließlich kein Experte.“

Warum hat er dann darauf bestanden sich den Knöchel anzusehen?

Vorsichtig stellt der Ältere seinen Fuß auf dem Boden ab.

„Ich gehe nicht zum Arzt.“

„Nie? Und wenn du krank bist, was tust du dann?“

„Das Selbe wie immer, warten bis es vorbei geht.“

„Keine sehr sorgfältige Art mit dem eigenen Körper umzugehen. Den meisten Menschen würde es nicht sehr gut tun so wenig auf sich selbst zu achten.“

„Heißt es nicht ‚jeder Mensch ist anders‘? Ich sehe keinen Sinn darin zu einem Arzt zu gehen, der mir Medikamente verschreibt und mich krankschreibt. Es ist effizienter wie gewohnt zu arbeiten, die meisten Krankheiten verschwinden wieder nach ein paar Tagen.“

„Was für ein vorbildlicher Arbeitnehmer du bist Sai.“

Er steht auf und sieht sich um, nicht neugierig auch nicht desinteressiert wie Sasuke vorher, eher als würde er etwas suchen.

Sai wohnt in einer Ein Zimmer Wohnung, Bett, Tisch und Stühle, eine Ecke in der sich Zeichen- und Malutensilien stapeln, ein Fernseher, ein Kleiderschrank, ein paar Bücherregale, eine Kochnische, zwei Türen, eine Wohnungstür und eine die ins Badezimmer führt. Durch diese verschwindet Itachi um kurz darauf mit einem nassen Handtuch wiederzukehren das er dann erstaunlich professionell zu einer Art improvisierten Verband um Sais Knöchel wickelt.

„In dem Fall solltest du dich wohl schonen und deinen Fuß kühlen.“

Er greift nach der Plastiktüte die er beim Hereinkommen auf dem Tisch abgestellt hat und Sai macht Anstalten aufzustehen.

„Bleib sitzen.“

Das war keine Bitte, ein scharfer Unterton schwingt unter der ruhigen Oberfläche von Itachis Stimme mit. Also lässt er sich wieder auf den Stuhl zurücksinken ohne etwas zu erwidern.

Zumindest etwas Gutes hat es dazu verdonnert worden zu sein sitzen zu bleiben, er kann somit auch nicht mitkochen. Er ist kein sonderlich guter Koch, alles was über die Zubereitung von Tiefkühlgerichten und Gerichten mit einem ähnlichen Schwierigkeitsgrad hinausgeht, misslingt ihm zwar nicht direkt, aber schmeckt meistens absolut fad und nicht gerade übermäßig appetitlich. Zusätzlich zu dem finanziellen Aspekt ein weiterer Grund warum er sich hauptsächlich von Sandwiches ernährt, die sind wenigstens schon fertig zubereitet.

Schweigend beobachtet Sai von seinem Stuhl aus wie Itachi in seiner Küche herumwerkelt. Keiner von beiden sagt irgendetwas, nur das Brummen der Dunstabzugshaube und das klackende Geräusch des Messers wenn es auf das Schneidebrett niederfährt erfüllen den Raum.

Wenn er mit Ino zusammen ist kommt fast nie Stille auf, wenn das mal der Fall ist, dann ist es eine seltsame Art von Stille und Sai bemüht sich stets diese zu überbrücken.

Die Stille zwischen Itachi und ihm fühlt sich anders an, natürlich und überhaupt nicht unangenehm.

Ebenso ist es mit der Art wie der Ältere sich in die Atmosphäre der Wohnung einfügt.

Während Ino zu strahlen scheint, Lebensfreude und Munterkeit ausstrahlt die überwältigend ist und alles um sie herum sinnbildlich zum Leuchten bringt, verändert Itachis Anwesenheit nicht wirklich etwas an der Atmosphäre. Er ist einfach da und strahlt Ruhe aus, aber es könnte auch sein, dass Sai sich das nur einbildet. Denn andererseits ist sein Herzschlag in Gesellschaft des Uchihas ziemlich erhöt, genauso wie in den Momenten in denen Ino lacht oder an den Tagen an denen sie besonders schön aussieht.

„Ist es in Ordnung wenn ich rauche? Ich stelle mich ans Fenster. Oder stört das deine Freundin wenn sie nach Hause kommt?“

Sai schaut auf zu Itachi der fragend eine Zigarettenschachtel hochhält.

„Mich stört es nicht. Ich habe keine Freundin, wie kommst du darauf?“

Warum vermuten die Leute immer, dass jeder normale Mensch in einem Alter über 17 Jahren in einer Beziehung lebt? Als ob es keine wichtigeren Themen im Leben eines Menschen geben würde als Fortpflanzung.

„ In deinem Badezimmer steht rosanes Deo mit Himbeergeruch, ich denke, dass wird wohl nicht deins sein.“, erwidert Itachi mit einem Schulterzucken.

„Ah... Das hat Ino hier stehen gelassen als sie das letzte Mal hier war, ist jetzt auch schon eine ganze Weile her...“, antwortet er leise.

Das wirft ihn ruckartig wieder in sein Gedankenkarussell zurück.

„Du machst ein betrübtes Gesicht.“, stellt Itachi fest. Er steht am geöffneten Fenster, leicht an die Fensterbank gelehnt. Der Zigarettenrauch zieht in den Raum obwohl er ihn in die mittlerweile eingetroffene Nacht hinaus bläst.

„Ich mache kein betrübtes Gesicht, das ist mein normaler Gesichtsausdruck. Ich sehe immer gleich aus.“

„Doch genau das tust du. Deine Augenbrauen sind ein wenig zusammengezogen und deine Lider sind etwas heruntergeschlagen, dein Blick ist gesenkt und deine Mundwinkel sind ein winziges bisschen nach unten gezogen. Deine Mimik zeigt, dass du traurig bist.“

Und dabei belässt er es, fragt nicht warum oder ähnliches, wie andere Menschen es tun würden. Er drückt seine Zigarette außen am Fensterrahmen aus und wirft sie dann in den Mülleimer der unter der Spüle steht.

Er schaltet die Herdplatten aus, durchsucht die beiden Hängeschränke in der Küche nach Tellern und Gläsern.

„Es gibt übrigens Pasta. Ich koche zwar gerne, aber habe wenig Gelegenheit dazu und habe dementsprechend wenig Übung, ich habe mich also für etwas weniger anspruchsvolles entschieden.“

„Das ist wohl eine Gemeinsamkeit. Ich koche auch nicht sehr gut.“

Itachi stellt zwei mit Pasta befüllte Teller auf den Tisch, legt Besteck dazu und gießt edel aussehenden Rotwein in die beiden Becher die er im Schrank gefunden hat. Sai besitzt keine Weingläser, noch nicht mal normale Gläser.

Er hebt einen der beiden Becher und stößt ihn gegen Sais.

„Zum Wohl.“
 

Es geht auf einmal sehr schnell, zu schnell um in irgendeiner Form zu reagieren. Das kann auch dem Alkohol und der Müdigkeit geschuldet sein, aber er ist sich auch nicht sicher was er tun sollte, wenn er denn in der Lage dazu wäre. Es ist nicht unangenehm und natürlich ist ihm theoretisch der mechanische Ablauf eines Kusses bekannt, trotzdem ist er gerade etwas überfordert.

Wie kam es nochmal hierzu? Stimmt... kochen, essen, Rotwein trinken und seine Unfähigkeit sich dem fast schon hypnotischen Blick von Itachis Augen zu entziehen.

Wer hätte gedacht, dass er jemals diese Art von Körperkontakt erfahren würde, er hatte nicht einmal in der Pubertät wirkliches Interesse an derartigen Aktivitäten gezeigt. So war er erzogen worden und hatte auch nachdem er ausgezogen war nie besonderes Interesse dafür empfunden.

Eigentlich ist es aber auch völlig egal, wie alles andere auch und er genießt es zum ersten Mal seit Wochen nicht über Ino nachzudenken, sie zu vermissen, sie noch nicht einmal im Hinterkopf zu haben.

Sai kann seinen viel zu schnellen Herzschlag in seiner Brust spüren, die kühle Hand in seinem Nacken und Itachis Lippen auf seinen eigenen.



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