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Und wir nennen es Freundschaft

von

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"Muss das wirklich sein? Ich bin am essen und seh dabei nicht unbedingt super aus. Ich meine, kannst du mich nicht zeichnen wenn ich für dich Modell stehe?"

Ungehalten über die Unterbrechung lässt Sai den Bleistift sinken. Gerade jetzt wo er richtig konzentriert und voll im Fluss war...

"Erst einmal, skizziere ich nur und es ist gerade das was ich einfangen möchte, die Normalität und Natürlichkeit der Situation. Und außerdem kannst du sicherlich nicht Modell stehen, du bist zu unruhig und würdest nicht still sitzen. Da würde ich zu keinem vernünftigen Endergebnis kommen."

"Das ist ja gar nicht wahr! Ich würd das bestimmt schaffen... Trotzdem! Meine Haare sind feucht und durcheinander, mein Make-up ist bestimmt verschmiert und ich esse grade eine Pizza! Da kann noch nicht mal eine Skizze draus entstehen die gut aussieht!"

Innerlich resignierend legt der Schwarzhaarige Skizzenbuch und Stift zur Seite. Noch eine Diskussion mit Ino würde er heute nicht mehr vertragen. Die im Supermarkt war anstrengend genug.

Es hat all seine Überzeugungskraft gebraucht, von der nicht sehr viel vorhanden ist, um sie dazu zu bewegen Pizza zu kaufen.

Da sie weder kochen, noch einen Salat oder Obst und Gemüse essen wollte, schien ihm Pizza zum aufbacken eine recht gute Lösung zu sein. Die auf Widerstand stieß... zu viele Kalorien, ungesund, fettig... Allein der Gedanke an all die Adjektive mit denen sie die Pizza beschrieben hat erschöpft ihn. Wie kann man für die simple Aussage 'ich möchte das nicht essen' bloß so viele Wörter verwenden?

Letztendlich hat das Argument 'ich bezahle, ich entscheide' jegliche Widerreden unterdrückt.

"Du siehst eigentlich immer hübsch aus Ino. Darüber musst du dir keine Gedanken machen."

"Ach Sai... irgendwie bist du ja süß."

Verwirrt starrt der Schwarzhaarige sie an, wo ist da jetzt der Zusammenhang? Erwidert man auf ein Kompliment etwa ebenfalls eins? War das überhaupt ein Kompliment?

"Wie meinst du das?"

"Na so wie ich es gesagt habe. Irgendwie bist du süß, haust ständig irgendwelche Kommentare raus die einfach nur unsensibel und sachlich sind und guckst mich gleichzeitig mit diesem Hundeblick an. Auch wenn du ein Kompliment machst, immer so ganz grade raus! Du wirkst unbeholfen wenn du mit anderen zu tun hast. Das ist süß."

Unbeholfen...

Unsensibel...

Ist es so auffällig? Sticht er denn wirklich so aus der Masse der Gesellschaft hervor?

Schweigend bringt er die Teller zur Spüle, lässt Wasser einlaufen und beginnt abzuwaschen.

"Ich versuche das Verhalten von Menschen zu verstehen und es ihnen gleichzutun. Anscheinend muss ich noch mehr darüber lernen..."

"Es geht doch nicht ums lernen! Sei einfach du!", unterbricht Ino ihn.

Einen Moment schaut er nur auf seine Hände die von Schaum bedeckt sind. Dann entschließt er sich die Frage die ihm auf der Zunge brennt zu stellen.

"Und wer bin ich?"

"Na... Sai eben!"

"Und wer ist Sai? Wer bin ich? Was macht mich aus?"

"Solltest du selbst das nicht am Besten wissen? Du und ich oder irgendjemand anderes... wir werden doch alle durch unsere Gedanken, Gefühle, Entscheidungen und Handlungen ausgemacht."

"Ah..."

Kopfschüttelnd macht Ino sich auf den Weg ins Bad und in Sais Kopf sind mal wieder zu viele Fragen.

Seine Erziehung beruhte nicht auf Zuneigung und Förderung der eigenen Charakterzüge.

Sei effektiv!

Vermeide und töte deine Emotionen!

Tu das was dir gesagt wird!

Nein... liebevoll war der Mensch der ihn aufgezogen hat nicht.

"Wie kommst du eigentlich auf solche tiefgründigen Themen?"

Erschrocken zuckt Sai zusammen, er hat nicht bemerkt, dass die Blonde den Raum wieder betreten hat. Schmutz, Krümel und Wasser verschwinden als Strudel im Abfluss nachdem der Stöpsel gezogen wurde.

"Weiß nicht. War eben so ein Gedanke."

"Mann! Für sowas ist mein Kopf schon viel zu müde! Ich will nur noch schlafen!"

Als In so eingekuschelt in die Decke daliegt, mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, hat er sofort das Bild einer zusammengerollten, schnurrenden Katze vor Augen.

Mit seiner Schlafhose verschwindet er im Bad, kommt wenige Minuten später wieder, verstaut seine Kleidung sorgfältig zusammengelegt im Schrank und nimmt sich dann die Wolldecke vom Fußende des Betts.

Höchstwahrscheinlich ist es nicht sehr komfortabel auf dem Teppich zu schlafen, aber angenehmer als mit einer anderen Person in einem Bett.

"Was machst du da unten?!", belustigt beobachtet Ino wie Sai versucht es sich auf dem Teppich bequem zu machen.

"Schlafen."

Es war wohl ein Fehler ihre Kraft aufgrund ihrer Erscheinung zu unterschätzen. Ohne viel Skrupel zerrt sie solange an ihm herum bis er endlich neben ihr auf dem Bett hockt. Angespannt versucht er ihren Griff zu lösen.

"Lass bitte los. Ich werde auf den Boden schlafen."

"Ist doch Quatsch! Wir passen hier locker beide rein."

"Bitte!"

"Willst du etwa wegen mir nicht im Bett schlafen?"

Tonfall und Mimik verraten, dass der Gedanke sie verletzt.

"Das hat nichts mit dir speziell zu tun. Ich habe einfach nicht gerne Körperkontakt mit anderen Menschen. Besonders wenn ich sie nicht kenne."

Sanft lächelt Ino ihn an und legt ihre Hand vorsichtig an seine blasse Wange. Ihre warme Haut an seiner eigenen lässt ihn erschaudern.

"Du kennst mich aber. Und ich will dich ja nicht zu Tode knuddeln sondern nur schlafen. Siehst du, es ist doch auch nicht schlimm, dass ich dich jetzt berühre. Es ist alles okay, man kann sich an alles gewöhnen."

Zuversicht spricht aus ihren blauen Augen und auch wenn er nicht weiß warum, Sai möchte ihr glauben.

Das Licht wird ausgeschaltet und sie liegen da, der Schwarzhaarige eher verkrampft und dicht an die Wand gedrückt.

"Gute Nacht Sai."

"Gute Nacht... Ino."

Es dauert nicht lange bis ihre Atemzüge ruhiger und regelmäßig werden.

Sai braucht noch lange bis er einschläft. Doch schließlich schließt auch er seine Augen und fällt in einen traumlosen Schlaf.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß mit Kapitel 3 ^_^ Lasst mir gerne Kommentare da :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BrokenPride
2016-05-04T08:30:57+00:00 04.05.2016 10:30
Wirklich ein sehr schönes Kapitel. Es ist echt toll, was du aus Sai gemacht hast, auch diese Berührungsängste. Es passt irgendwie zu ihm, vor allem zu dem 'Gefühle töten'. Das mit der Pizza ganz am Anfang war mal wieder recht amüsant. Ich musste gestehen, wenn ich an Pizza denke, dann fallen mir auch zu erst mehrere Adjektive ein, die dagegen sprechen eine zu kaufen und irgendwie musste ich darüber schmunzeln, weil ich wahrscheinlich genau so wie Ino gehandelt hätte, es in dem Moment wo ich es gelesen habe aber dann doch wieder Lächerlich fand. Es ist schön, dass du die eher düstere Atmosphäre immer mal wieder ein wenig auflockerst mit solchen Kommentaren!

Liebe Grüße
Pride


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