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Abgekarterte Spiele 2.0 (Fortsetzung)

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Götterdämmerung Teil 1

Grey mag gut sein“, teilt mir Bakura ungerührt von seiner letzten Aktion mit. „Aber solange ich da bin, wird er immer nur der Zweitbeste sein und ich denke, es ist Zeit, ihm das unwiderruflich klar zu machen.“
 

Ich wusste immer, dass Bakura ein verfluchter Psychopath ist, schließlich bin ich mehr als nur einmal Zeuge seiner... Taten geworden und selbst unabhängig davon... Die ganze Situation, welche sich hier gerade in dieser Lagerhalle abspielt, bekräftigt diesen Umstand ein weiteres Mal.
 

Doch das was ich gerade in den Augen des Diebes sehe, lässt mich innerlich zurückschrecken. Etwas in seinem Blick, ich könnte nicht benennen was, jagt mir nicht nur einen Schauer über den Rücken, nie zuvor hat Bakura mir solche Angst gemacht wie in eben diesem Moment. Selbst nicht in jenem Moment in Schröder´s Haus als ich glaubte, er würde mein Leben auf´s Spiel setzen.
 

Ich schlucke hart und eigentlich widerstrebt es mir, ihn zu fragen, was er vor hat. Diese irren Augen lassen nichts Gutes erahnen und die Tatsache, dass er diesem Dante gerade den Finger abgetrennt hat, spricht für sich. Nicht, dass mich die Tat an sich so überrascht hätte, immerhin war ich bereits von Schlimmerem ausgegangen was sich hier in den nächsten Minuten abspielen sollte. Doch die Kaltblütigkeit, nein, diese gelassene Selbstverständlichkeit mit der er sie ausgeführt hat...
 

Für den Bruchteil einer Sekunde muss ich die Augen schließen und habe das Gefühl, dass mir schlecht wird.
 

Dann vernehme ich wieder seine Stimme, voller Spott und Belustigung zugleich. „Planänderung“, verkündet er und unsere Blicke treffen sich. Auch wenn er mir vor ein paar Minuten gesagt hat, was er tun will, verstehe ich nach wie vor nicht wirklich etwas.
 

Bevor ich etwas fragen kann, blickt er auf seine Uhr und verzieht kurz grüblerisch den Mund.
 

„Hm... ich denke, wir können die gute Mai erst einmal wieder zu uns bitten, was meinst du, Wheeler?“, meint er dann und ich runzle die Stirn. „Wärst du so freundlich?“
 

Ich brauche einen Moment bis ich verstehe, was er von mir will. Ich entgegne nichts, setze mich nur etwas unbeholfen in Bewegung und mache mich auf den Weg zur Tür. In meinem Kopf rumort es und ich habe keine Ahnung, was ich von all dem wirklich halten soll.
 

„Schon fertig?“, will Mai skeptisch wissen als ich die Tür geöffnet habe. Ich schüttele den Kopf und wiederhole Bakura´s Worte. „Planänderung.“ Einen Moment sieht sie mich abschätzend an, dann zuckt sie gleichgültig mit den Schultern. Ich deute ihr an mir zu folgen. Meine Kehle ist trocken und irgendwie bin ich augenblicklich nicht wirklich in der Lage zu sprechen. Sie versteht meinen Wink jedoch und folgt mir zurück ins Innere.
 

Bakura ist am telefonieren und ich vermute, dass Duke zurückgerufen hat. „Verstehe.“ Der Dieb nickt leicht, seine Miene ist ausdruckslos dabei. „Behaltet die Gebäude einfach im Auge. Sonst nichts, verstanden?“

Für einen kurzen Augenblick erkenne ich so etwas wie Anspannung in seiner Haltung. „Und sag den anderen Würmern, dass sie sich bedeckt halten sollen. Niemand darf euch sehen.“
 

Eine kurze Pause, dann fährt er fort: „Oh, und was für einen Plan ich habe, Katerchen.“ In seiner Stimme höre ich so etwas wie Begeisterung und das typische Grinsen erscheint in seinem Gesicht. „Natürlich ist er gefährlich und verrückt, was denkst du denn? Wird schließlich Zeit, dass ich für ein wenig Unfrieden sorge, oder? Aber ihr werdet mir noch alle die Füße dafür küssen.“
 

Bei diesen Worten zieht sich wieder alles in mir zusammen. Seine nächsten Worte kann ich nicht wirklich verstehen, dann verabschiedet er sich von Duke und wendet sich sichtlich zufrieden Mai und mir zu.
 

„Bereit für die nächste Phase?“, will er wissen und ich frage automatisch: „Wie sieht die aus?“ Scheinbar sieht er mir meine Besorgnis an, denn im nächsten Augenblick bekomme ich einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Keine Sorge, Hündchen, der Meister hat alles im Griff.“
 

Ich verdrehe unwillkürlich die Augen. „Und was heißt das?“, fragt Mai nun ungehalten. Ihr Blick ruht auf Dante, der nach wie vor mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Liege geschnallt ist und ich bin überrascht, wie locker sie den Anblick wegzustecken scheint. Aber Mai hatte schon immer starke Nerven. Bakura klatscht in die Hände. „Als erstes, möchte ich dich, liebste Mai, bitten, dir das bisherige Videomaterial anzusehen. Es muss so aussehen als wäre es ein Teilauszug aus einem Film“, erklärt er ihr mit einer solch honigsüßen Stimme, dass man kaum glauben kann, dass dieser Typ vor ein paar Minuten hier noch den Foltermeister gespielt hat. Ja, selbst der Blick, den er Mai schenkt, ist so dermaßen unschuldig und freundlich, dass ich es kaum fassen kann.
 

Mai zögert einen Moment. Dann nickt sie und holt die Kamera aus dem Stativ. Ich schließe die Augen als sie den Film abspielt. Ich weiß nicht, wie lange das Ganze dauert, verzweifelt versuche ich die Geräusche, auszublenden und atme erleichtert auf als es vorbei ist.
 

„Wo genau willst du den Schnitt?“ Mai´s Stimme ist belegt und als ich sie ansehe, ist sie weiß wie die Wand. Ich glaube sogar, dass die Finger, welche die Kamera halten, etwas zittern. Bakura zuckt mit den Schultern. „Nach meinem ersten Schnitt würde ich sagen“ meint er und zwinkert Mai zu. „Wie lange wirst du brauchen?“ Die Blondine überlegt einen Moment. „Vielleicht eine halbe Stunde,“ entgegnet sie dann und Bakura nickt. „Perfekt.“
 

Einen Augenblick sieht er mich unschlüssig an. „Ich würde ja sagen, dass du Mai begleiten kannst, aber ich habe doch bessere Verwendung für dich“. Ich verziehe angewidert den Mund, sage jedoch nichts.
 

„Ich mach mich dann auf den Weg. Soll ich anschließend wieder hier her kommen?“ Mai sieht fragend von mir zu Bakura. Der Dieb nickt und ohne ein weiteres Wort macht sie sich auf den Weg.
 

„Und nun, großer Meister, wie geht es weiter mit deinem hervorragenden Plan?“ Er übergeht den Spott in meiner Stimme galant. „Du kannst mir schon mal einen Flug zurück nach Japan klar machen“, meint er und reicht mir sein Handy. „Ich habe selbst eins, danke“, erkläre ich gereizt und krame es auch schon aus meiner Tasche. Mit einer blitzschnellen Geste nimmt er es mir jedoch aus der Hand. „Hey! Was ...“ Weiter komme ich nicht, denn Bakura erklärt mir scharf: „Ab jetzt ist nichts mehr mit telefonieren, Wheeler. Ich bin sicher, dass Grey dein Handy überwachen lässt und wir wollen ihn doch von deinem Ableben überzeugen, oder?“
 

Noch immer hält er mir sein Mobiltelefon hin. Ich nehme es entgegen und er grinst zufrieden. „Und was ist mit Kaiba?“
 

Wie immer, wenn ich seinen Namen erwähne, habe ich das Gefühl, dass etwas in Bakura´s Augen auflodert.
 

„Gerade mit ihm sollst du keinen Kontakt haben.“ Oh, ich bin sicher, dass der Dieb die Situation gerade genießt und mir liegt schon ein gehässiger Kommentar auf den Lippen als er fortfährt: „Wenn meine Vermutung richtig ist, dann wird Grey eine Bestätigung für dein Ableben verlangen bevor er bereit ist, sich mit mir wegen der Übergabe von Ryou zu treffen. Ich werde ihm also die kleine Anfangssequenz schicken müssen, die Mai gerade bearbeitet. Die wird ihn wie ich hoffe, von deinem Dahinscheiden und der Erfüllung meines Auftrages überzeugen.“
 

Sein Tonfall ist jetzt entschieden, ernst und erinnert mich automatisch an Kaiba, wenn er einen seiner Ansagen macht.
 

„Er wird mir die Kontaktdaten übermitteln und ich mich in den Flieger setzen. Doch wie ich diesen sadistischen Freak einschätze, wird er es sich bis zu meiner Ankunft nicht nehmen lassen, seine Spielchen mit Kaiba zu treiben. Ich vermute, dass er ihm die Nachricht von deinem Verschwinden zukommen lässt.“ Er hält einen Moment inne. „Oder sogar gleich soweit geht, ihm das Video zu schicken. In beiden Fällen ist es wichtig, dass Kaiba überzeugend reagiert, denn wie wir wissen, wird er beobachtet und wir können nicht sicher sein wie weit, Grey´s Netz in dem Punkt reicht.“
 

Wäre die Lage nicht so ernst und das würde das was er sagt keinen Sinn ergeben, ich würde jetzt etwas zu der Anmerkung über den sadistischen Freak sagen. Doch angesichts der Lage, verkneife ich mir die Frage, wer hier wohl der Freak ist und frage stattdessen unsicher: „Du willst Kaiba im Glauben lassen, dass mir was passiert ist?“
 

Bakura nickt und auch jetzt liegt nichts spöttisches in seiner Haltung. Er wirkt auch alles andere als vergnügt. Ich schlucke.
 

„Wenn wir Kaiba vorwarnen, besteht die Möglichkeit, dass Grey es irgendwie mitbekommt. Dann wird Ryou seinen Kopf hinhalten müssen und DAS, Wheeler, werde ich keinesfalls riskieren!“, erörtert mir der Dieb ungewohnt ernst. „Ich werde keinerlei Risiko eingehen, selbst wenn das bedeutet, dass Kaiba für kurze Zeit denkt, du wärst von uns gegangen.“
 

Ich überlege kurz. Der Gedanke, Kaiba könnte tatsächlich glauben, mir wäre etwas zugestoßen, behagt mir keineswegs. Ich kenne ihn nur zu gut, um zu wissen, was es in ihm auslösen würde. Vielleicht keinen totalen Zusammenbruch wie bei Mokuba, aber ohne falschen Stolz wage ich zu behaupten, dass die Gefühlsregung nahe daran käme. Andererseits hat der Dieb natürlich und verflucht noch einmal recht und genau wie er will ich nicht, dass Ryou unnötig leiden muss.
 

Ich fahre mir mit der Hand durch mein Haar und mein Kopf ist für einen Moment vollkommen leer.
 

Es scheint als habe Bakura tatsächlich einen Plan, doch ich bin unschlüssig ob ich auf diesen vertrauen soll. Verflucht, wenn Kaiba doch nur hier wäre! Was würde er an meiner Stelle tun?
 

Dann fällt mir etwas ein. „Er wird wissen, dass du es bist auf dem Video“, gebe ich zu bedenken und bin irritiert als Bakura mit fest aufeinander gepressten Lippen nickt. Für einen kurzen Moment sehen wir uns einfach nur an und ich versuche in seinen unergründlichen Augen zu lesen.
 

Und für eben diesen kurzen Augenblick entsteht eine Art unausgesprochener Konsens zwischen uns. Ich sehe ihm deutlich an, wie sehr es ihm missfällt, Kaiba könne ihn für einen Verräter, ja, für meinen Mörder halten, und ebenso weiß ich, dass er meine Sorge versteht. Doch ich sehe auch, dass er bereit ist, es zu riskieren, vielleicht sogar Kaiba´s Hass auf sich zu nehmen und auch, dass er in einer Zwickmühle steckt. Er will Kaiba nicht unnötig leiden lassen, aber er muss auch an Ryou denken.
 

Ich seufze und nicke dann. „Es geht nicht anders“, stimme ich ihm dann zu und wieder blitzt etwas in seinen Augen auf, dass ich nicht zu deuten vermag. „Das heißt ich muss untertauchen.“
 

Bakura nickt. „Und es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn wir es so drehen könnten, dass Kaiba noch vor Grey´s möglichem Schachzug erfährt“, meint er und ich sehe ihn fragend an. „Mokuba“, ist die schlichte Antwort, aber ich verstehe noch immer nicht. „Gibt es eine Möglichkeit, dem Kleinen irgendwie mitzuteilen, dass du verschwunden bist?“
 

Ich runzele die Stirn. „Wieso? Was soll das bringen? Er wird sich ohnehin Sorgen machen, wenn ich so schnell nicht mehr auftauche. Der Punkt gefällt mir übrigens auch nicht.“
 

Der Dieb stöhnt genervt auf. „Klar, wird er das früher oder später, aber früher wäre eindeutig besser.“ Er verzieht nachdenklich den Mund. „Gibt es jemanden, den du zu ihm schicken könntest? Jemanden, dem du vertraust und der überhaupt nichts mit dieser ganzen Sache zu tun hat?“
 

Ich kratze mich grübelnd am Kopf und überlege. So ganze checke ich immer noch nicht, worauf Bakura hinaus will. „Lucy“, sage ich schließlich. „Meine beste Freundin. Sie weiß nichts über diese Sache und Grey dürfte sie auch nicht auf ihrer Liste haben. Aber Mokuba kennt sie.“
 

Nun ist es an meinem Gegenüber nachzudenken. „Und du bist dir sicher, dass man ihr trauen kann?“ Ich nicke sofort. „Ohne den geringsten Zweifel!“

Einen kurzen Augenblick sieht er mich noch abschätzend an. Dann seufzt er. „Na, eine Alternative haben wir wohl nicht“, meint er dann.
 

Wieder herrscht Schweigen und ich höre geradezu wie es in seinem Kopf arbeitet. „Ok, wir machen es folgendermaßen. Als erstes bereiten wir unseren Freund hier auf sein Gespräch vor.“ Er macht eine leichte Kopfbewegung in Richtung Dante, der blass und noch immer von Schmerzen gezeichnet auf der Liege hängt. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass er überhaupt da ist. „Bis unser Gegenspieler anruft, müsste Mai zurück sein. Nach dem Telefonat wissen wir mehr.“
 

Bakura nickt langsam vor sich hin. „Was diese Lucy anbelangt... bestelle sie her.“ Mit dem letzten Punkt scheint er nicht wirklich zufrieden. „Ok. Aber gib mir kurz mein Handy wegen der Nummer.“
 

Widerwillig reicht er es mir und ich tippe die Zahlen in sein Telefon ein. Dann reiche ich ihm mein Gerät wieder und er lässt es in seiner Tasche verschwinden. Es läutet ein paar Mal und fast glaube ich schon, dass sie nicht abheben wird als ich endlich die vertraute Stimme vernehme.
 

„Ja?“ Sie klingt argwöhnisch. Natürlich. Sie kennt die Nummer ja nicht. „Ich bin´s“, sage ich schnell und höre wie sie überrascht aufatmet, doch bevor sie etwas sagen kann, rede ich schon weiter. „Hör zu, was ich jetzt sage, wird dir sicher verrückt vor kommen, aber ich brauche deine Hilfe. Kannst du auf der Stelle zu mir kommen?“
 

Sie zieht scharf die Luft ein. „Joey, was ist denn passiert?“ Ich übergehe die Frage. „Es ist wichtig. Kannst du kommen?“ Ein kurzes Zögern. „Ja, klar, aber...“ Ich unterbreche sie hastig. „Gut. Ich bin allerdings nicht zuhause. Ich befinde mich...“ Fragend sehe ich Bakura an und er nennt mir die Adresse. Ich wiederhole sie und bin keineswegs verwundert als Lucy sichtlich irritiert fragt: „Wo bist du? Joey, was ist los? Steckst du in Schwierigkeiten?“
 

Ich verziehe leicht den Mund. Wenn sie nur wüsste...
 

„Könnte man so sagen“, entgegne ich und bin bemüht neutral zu klingen. „Ich erkläre dir alles später, Lu. Wie schnell kannst du hier sein?“ Sie scheint kurz zu überlegen. „Kurz nach sieben, schätze ich, aber Joey...“
 

„Komm so schnell du kannst und keine Sorge, mir geht es gut.“ Mit diesen Worten beende ich das Gespräch und Bakura nickt. „Gar nicht mal übel, Wheeler“ meint er beinahe anerkennend. „Vielleicht können wir sogar...“
 

Er beendet den Satz nicht, schüttelt nur leicht den Kopf und ich frage auch nicht weiter nach.
 

Bakura hat sich nun vollenst Dante zugewandt. „Gleich ist showtime für dich, Genosse“, teilt er seinem Gefangenen mit. „Ich schätze, du weißt was ich von dir erwarte?“ Er wartet einen Augenblick, doch als Dante nichts erwidert, sondern ihn nur starr ansieht, fährt er fort: „Du wirst deinem Boss erzählen, dass wir seinen Auftrag zu seiner vollen Zufriedenheit erledigt haben. Wheeler ist Geschichte und ich war brillant, verstanden?“
 

Für einen Moment rührt sich der Mann nicht. Dann spukt er dem Dieb doch tatsächlich ins Gesicht und ich spüre wie Panik in mir aufsteigt. Besorgt beobachte ich Bakura, bereit ihn im Notfall zurückzuhalten, sollte er auf unsere Geisel losgehen und etwas unüberlegtes tun. Aber der Dieb wischt sich nur mit einer gleichgültigen Bewegung durch sein Gesicht und mit einem Schlag ist da wieder dieses sardonische Grinsen, dass mir Angst macht.
 

„Keinen Humor und keine Manieren.“ Er schüttelt tadelnd den Kopf. „Ich hoffe, du hast wenigstens verstanden? Und versuch erst keine Tricks.“ Grazil nimmt er erneut die Zange in die Hand und ein Ruck geht durch den gefesselten Körper. „Sonst sind dieses Mal deine Eier dran.“
 

Ich stöhne innerlich auf. Dante nickt sichtlich widerstrebend. „Verstanden“, kommt es dann heiser und gepresst aus seinem Mund und Bakura lächelt selig. „Mein Flug, Wheeler“, lautet seine nächste Ansage und ich nicke.
 

Während ich mich von der Vermittlung mit dem Flughafen verbinden lasse, höre ich wie die Tür zum Lagerhaus geöffnet wird. Es ist Mai. Mit der Kamera und einem Laptop unterm Arm kommt sie auf uns zu. „Ah! Dann lass mal sehen was wir schönes produziert haben.“ Die Laune des Diebes ist bestens und ich verdrehe die Augen. Mai entgegnet nichts. Sie tritt jedoch neben den Weißhaarigen und stellt den Laptop auf der Werkbank ab. „Ich denke, du wirst zufrieden sein.“ Mir entgeht nicht der angewiderte Unterton in ihrer Stimme, aber Bakura lässt sich davon natürlich nicht beeindrucken.
 

Ich wende mich ab und konzentriere mich auf die Stimme am anderen Ende der Leitung, derweil die Beiden sich dem Film zuwenden. Ich möchte ihn ohnehin nicht sehen. Schnell erkläre ich der Dame vom Flughafenpersonal mein Anliegen und warte geduldig während ihre Finger über die Tastatur rattern.
 

Mein Gespräch endet erfreulicherweise zeitgleich mit dem morbiden Film, dessen unfreiwillige Hauptrolle ich gespielt habe.
 

„Erledigt.“ Ich reiche Bakura sein Handy und teile ihm die Flugzeit mit. Dabei ignoriere ich geflissentlich das Bild auf der Laptopoberfläche.
 

„Zufrieden?“ Mai sieht Bakura abwartend an. Er nickt. „Ausgezeichnet.“ Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Mai erleichtert wirkt. Dann sieht sie mich besorgt an. Ich schenke ihr ein kleines, beruhigendes Lächeln und sie nickt verstehend. „Was jetzt?“ will sie wissen und versucht gekonnt, den Mann auf der Liege auszublenden. „Gleich wird telefoniert.“ Bakura macht den Eindruck als könne er es kaum erwarten. So viel zum Thema sadistischer Freak.
 

Mai blickt fragend zu mir. Ich winke ab. „Frag besser nicht.“
 

Neben mir vernehme ich das Klicken eines Feuerzeuges und höre Bakura tief inhalieren. Wortlos hält er mir eine Schachtel Zigaretten hin und ich fische eine heraus. Das Feuer wirft er mir spielerisch zu. „Entspann dich, Kleiner. Alles läuft nach Plan“, meint der Dieb selbstgefällig wie immer. „Du bist ohnehin tot.“ Er zwinkert mir zu und zünde mir die Zigarette an. Mai beäugt uns beide mit einer Mischung aus Faszination, Unglaube und Verstörtheit.
 

Ich bin nicht sicher, wie lange wir da stehen und schweigend rauchen, dann sieht der Dieb erneut auf die Uhr. Lässig beugt er sich über Dante und fischt sein Handy aus der Seitentasche seiner Hose, was dem Mann keineswegs behagt. Keine Sekunde lässt er den Bakura aus den Augen und ich kann es ihm nicht verübeln.
 

Mit der Zigarette im Mund löst er die unverletzte Hand aus ihren Fesseln und drückt dem Gorilla das Handy in die Hand. Dante schluckt und im nächsten Augenblick hat der Dieb die Zange auch schon wieder ergriffen. Nicht nur zu meinem Entsetzen platziert er sie dieses Mal zwischen den Beinen des Mannes, der augenblicklich keucht. „Dein Einsatz“, sagt Bakura bedrohlich und genau in dieser Sekunde beginnt das Handy auch schon zu vibrieren.
 

Ich halte die Luft an als Grey´s Handlanger den Anruf entgegennimmt. Leider höre ich nicht, was am anderen Ende der Leitung gesprochen wird. Dantes Blick ist einzig auf Bakura gerichtet und der lächelt ihn aufmunternd an.
 

„Ja.“ Dantes Stimme klingt wider Erwarten recht fest. „Der Auftrag wurde erledigt, Sir. Ich kann den Tod von Joey Wheeler bestätigen.“
 

Mein Magen zieht sich zusammen als ich meinen Namen höre. Dante zuckt nicht einmal mit der Wimper. „Der Dieb hat...“ Er schluckt kurz. „...erledigt, wie sie es wollten.“ Nun ist deutlicher Widerwille und Abscheu in seiner Stimme zu hören, aber ich schätze, dass ist gar nicht mal schlecht. „Ja, Sir. Den nächsten Flug. Ich gebe sie weiter.“
 

Der Handlanger wirkt erleichtert als Bakura ihm das Handy aus der Hand nimmt. „Zufrieden?“ Seine Stimme ist kalt wie Eis. Er wartet eine Erwiderung ab. „Ich bezweifele, dass Kaiba das Filmchen gefallen wird, aber sie werden sicherlich ihren Spaß daran haben.“ Jetzt vernehme ich ein Lachen am anderen Ende der Leitung und mein Abscheu gegenüber Grey wächst.
 

Bakura lauscht scheinbar geduldig während sein Gesprächspartner Instruktionen gibt. „Nichts anderes habe ich erwartet.“ Zufrieden blitzt es in seinen Augen auf. „Aber sie werden sicher verstehen, dass ich die Ware nicht einfach so frei Haus liefere. Wie war das noch? Quid pro quo?“ Erneut folgt eine Lachen und Bakura nickt. „Ja, so in etwa habe ich mir das auch gedacht“, entgegnet er. „Sobald ich im Flieger sitze, schicke ich ihnen den Trailer.“ Jetzt lacht auch der Dieb und ich spüre wie ich immer nervöser werde.
 

Dante scheint es nicht anders zu gehen. Sein Blick ist nach wie vor auf Bakura gerichtet, der ihn im wahrsten Sinne des Wortes an den Eiern hat.
 

„Ich denke, ich brauche nicht zu betonen, was passiert, wenn Ryou auch nur ein Härchen gekrümmt wird.“
 

Die Erwiderung auf diese Drohung scheint dem Weißhaarigen zu gefallen. „Wir werden sehen“, meint er schlicht und damit ist das Gespräch auch schon beendet.
 

Bakura klappt das Handy zu und holt die Zange aus dem Schritt des Gefesselten. „Das war brav.“ Er tätschelt dem Mann leicht den Kopf und fast rechne ich damit, dass er ihn wieder anspuckt. Stattdessen fragt er: „Was nun?
 

Natürlich stellt er die Frage in Bezug auf seine Person. Es dürfte ihm kaum entgangen sein, dass der Dieb nur einen Flug buchen ließ und er nach diesem Telefonat seinen Nutzen für uns verloren hat.
 

„Gute Frage.“ Der Dieb scheint zu überlegen. Doch dann wechselt er schlagartig das Thema. „Den Laptop werde ich mitnehmen, wenn es recht ist.“ Mai wirkt nicht im Mindesten überrascht. Sie nickt nur und ganz ehrlich, jeder der Bakura heute so gesehen hat, würde es auch nicht wagen etwas anderes zu sagen. „Schätze, deine Freundin ist gleich da.“ Ich nicke ebenfalls und er legt den Kopf leicht schief. „Dann müssen wir sie nur noch instruieren und du kannst erst einmal von der Bildfläche verschwinden.“ Sein Blick wandert zu Mai. „Kannst du das Hündchen ein paar Tage aufnehmen?“
 

Sie blinzelt überrascht. „Sicher.“ „Und sichergehen, dass er keine Dummheiten macht?“ „Dummheiten?“, fragt Mai verständnislos nach. Bakura grinst. „Na, keine Telefonate, kein öffentliches Gassi gehen...“ Mai nickt nur und ich funkele ihn wütend an. „Kein Sorge, ich weiß schon was untertauchen heißt“, zische ich ihn an, was ihn aber keineswegs beeindruckt.
 

„Und was genau wirst du tun?“, fragt Mai den Dieb und er seufzt. „Na,uns allen den Arsch retten.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MaiRaike
2014-01-22T20:47:58+00:00 22.01.2014 21:47
Jaaa Bakura! Rette alllen den Arsch! Du bist der Einzige, der das hinbekommt!

(Bin zusehr im Bakura-Rausch für einen vernünftigen Kommi)
Von:  Onlyknow3
2014-01-22T17:38:05+00:00 22.01.2014 18:38
Bin echt gespannt was sich Bakura als nächstes einfallen lässt das er so Siegessicher ist.Freue mich schön auf das nächste Kapitel,mach weiter so.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2014-01-22T17:03:30+00:00 22.01.2014 18:03
LOL
Bakura ist echt genial.
Bin mal gespannt, ob sein Plan auch aufgeht. Und wie wird Kaiba reagieren, wenn er von Joeys angeblichen Tod erfährt?
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  jyorie
2014-01-22T13:13:22+00:00 22.01.2014 14:13
Hi ツ

*lacht* ich dachte das war nur wieder so ein Spruch von Bakura,
wenn du nicht spurst, dann geht es dir an die Eier – hätte nicht gedacht
das er das so wörtlich genommen hat^^

Ganz ehrlich – ich möchte den Film auch nicht sehen und ich kann
Mai verstehen wenn sie Bakura den Lappy aushändigt, vor Bakura
muss man immer Respekt haben, aber nach so einer Aktion erst recht.

Bei einer Sache hab ich noch gestutz ... Lucy soll ja Mokuba kontaktieren
und ich hatte es so verstanden, das Joey auch bei ihr unterkommt, wenn sie
ihn jetzt abholt, und zum Ende hat Bakura gefragt, ob er bei Mai abtauchen
kann. (Wahrscheinlich hab ich nicht genau gelesen.)

Muss Dante jetzt doch dran glauben, wenn Bakura keine Verwendung mehr
für ihn hat und es nur einen Flug gibt? Oder lassen sie ihn tatsächlich frei.

CuCu, Jyorie



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