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Professor Layton

und das Tor der Wünsche
von

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Auf Großer Fahrt

Mit lautem Tuckern durchquerte ein kleines, rotes Auto in Windeseile die beinahe unberührten saftig grünen Landschaften von Schottland. 
Tapfer hatte es hunderte Meilen hinter sich gebracht, um seine drei Insassen ihrem Ziel näher zu bringen. Ihre Reise hatte bei Tagesanbruch in London begonnen. Viele der größeren Städte hatten sie bereits hinter sich gelassen. Vorbei an Sheffield und Leeds, über die Ländergrenze, ein Stopp in Glasgow und immer weiter Richtung Norden.
 

Inzwischen neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen. Einige Male war dem kleinen Wagen die Puste ausgegangen - eine Fahrt in diesem Ausmaß war es nicht gewohnt. 
Doch die Reisenden hatten diese Zwangspausen entspannt mit ein paar Sandwiches und Tee verbracht. Sie nutzten die Zeit um für eine Weile die Aussicht zu genießen, Fotos zu machen und sich mit einem kleinen Spaziergang die Beine zu vertreten. 
Danach war der Motor wieder abgekühlt und alle Parteien hatten sich genug erholt, damit es weiter gehen konnte.
Auf das Laytonmobil war immer Verlass.
 

Der Besitzer des Autos saß hinter dem Lenkrad und fuhr das tapfere Mobil an der schottischen Küste entlang. Alle Fenster waren heruntergekurbelt um die frische, salzige Meeresluft hinein zu lassen. Der Himmel war in die herrlichsten Rottöne getaucht und es würde nicht mehr lange dauern, bis die ersten Sterne am Firmament aufblitzten.
 

Bald hatten sie es geschafft. 

 

Der Professor hatte sich die letzten Stunden mit seiner Assistentin abgewechselt. Sie war, außer ihm, die einzige Person die das Laytonmobil fahren durfte. Besonders auf langen Strecken wie dieser war Layton froh, so viel Vertrauen in Emmy haben zu können. Sie raste zwar gut und gerne mal, doch sie war in jedem Falle eine sichere Fahrerin.
 

Der kleine Luke hatte die gesamte Fahrt auf der Rückbank verbringen müssen. Vorsorglich hatte er sich ein Buch mitgenommen, welches er lesen konnte, allerdings war er schon nach wenigen Stunden damit fertig. Ab und zu hatte er einfach nur verträumt aus dem Fenster gesehen und sich vorgestellt eigenständig einen schwierigen Fall zu lösen. Oder er hatte sich mit dem Professor und Emmy über Dies und Das unterhalten; Vergangene Abenteuer, Menschen die sie kennenlernen durften, Lektionen was einen Gentleman ausmachte, Geschichten und Fakten über die Burgen an denen sie vorbei fuhren.
 


Sonderlich viel gab es während einer Autofahrt nicht zu tun. Der Professor stellte ihnen zum Zeitvertreib einige Rätsel, doch selbst die gingen ihm nach einer Weile für’s erste aus. Eine Tatsache, die man kaum zu glauben vermochte, wenn man den guten Professor auch nur ein bisschen kannte.
 

Auf der letzten Etappe holte Emmy schließlich ein weiteres Mal ihre Notizen, welche sie über die Stadt Furness gesammelt niedergeschrieben hatte, hervor. Eins konnte sie nach all dem Stöbern mit Fug und Recht behaupten: Es handelte sich um eine merkwürdige, exzentrische Ortschaft. 
Vor vielen Jahrzehnten hatten die Bewohner eine Mauer um ihre Stadt gezogen und ihre Stadt von jeglichen Landkarten getilgt. Sie lebten isoliert vom Rest der Welt, welcher ihre Existenz bereits größtenteils vergessen hatte.
 

„Die Industrielle Revolution hat Furness nie erreicht“, las Emmy vor.
 

Sie hatte Stunden damit zugebracht in den Archiven der Gressenheller Universität nach Informationen über die Vergessene Stadt zu suchen. Jedes Bisschen an Vorwissen könnte von Nutzen sein, um die vorgefallenen Ereignisse zu verstehen.
 

„Zwar hat sich die Stadt erst zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts abgekapselt, hielt sich aber bereits schon viel länger aus den Weltgeschehnissen heraus. Laut meiner Recherchen haben die Bewohner ihre eigene, auf dampfbetriebene Maschinen basierende, Technologie entwickelt“, fuhr sie fort.
 

Der Professor nickte, den Blick fest auf die Straße vor ihm gerichtet. Er hatte sich ebenfalls bereits zu dem Thema schlau gemacht und sich dafür durch die Unterlagen in seinem chaotischen Büro gekämpft. Nun versuchten sie ihr beider Wissen auf einen Nenner zu bringen. 
„Ganz richtig, Emmy. Ohne die Erfindung von Benzin hätte unsere gesamte westliche Welt so aussehen können. Dann würden wir heute vermutlich vermehrt Zeppeline und Züge zur Fortbewegung nutzen.“
 

„Dann gibt es dort also keine Autos?“, fragte Luke.
 

Dank der Reisen mit dem Professor hatte er schon viele Städte und Ortschaften kennengelernt. Gemeinsam hatten sie einige Abenteuer erlebt. Zu Land, zu Wasser und in der Luft. Trotzdem war seine Neugierde nie gestillt, neue Orte und andere Zivilisationen zu entdecken. Es war einfach zu beeindruckend, die Welt mit eigenen Augen zu sehen, als dass er sich diese Erfahrungen entgehen lassen könnte.
 

„Keine Autos, keine Mopeds. Jedenfalls nicht so, wie wir sie kennen. In Furness werden sie bestimmt ihre eigene Art von Transportmitteln haben“, stimmte Emmy zu. „Oder weiterhin auf Altbewährtes zurückgreifen, wie Kutschen. Hat doch etwas ziemlich romantisches, nicht wahr? Obwohl ein Pferd allein auch schon ausreichen würde. Mit dem ist man ohnehin viel schneller unterwegs.“
 

„Warum leben die Leute denn fernab vom Rest der Gesellschaft? Wäre es nicht spannender andere Kulturen zu erforschen und von ihnen zu lernen?“, entgegnete Luke.


Er konnte nicht so recht verstehen, warum jemand das Leben in einem goldenen Käfig dem Bereisen der Welt vorziehen wollen würde. Es war doch wichtig medizinische und technische Fortschritte miteinander zu teilen. Wenn man eine Auswahl hatte, konnte man sich für die Errungenschaften entscheiden, die für alle das beste waren und den meisten helfen konnten.
 

„Tja, wer weiß? Bestimmt können wir Näheres herausfinden, wenn wir erst einmal dort sind!“ 


Aufgeregt überprüfte Emmy zum dritten Mal die Einstellungen an ihrer Kamera und ob das Objektiv in Ordnung war. Kein Sprung, kein Dreck, alles hatte seine Richtigkeit. Es wäre zu schade, könnte sie ihre Erlebnisse nicht festhalten.

„Das könnte ein sehr interessanter Bericht werden, nicht wahr, Professor? Die Aufklärung mysteriöser Geschehnisse in einer Stadt, die sich selbst von der Außenwelt abschottet.“
 

Layton lachte etwas nervös. Berichte schreiben zählte nicht unbedingt zu seinen liebsten Beschäftigungen. Meist prokrastinierte er für Wochen, bis er sich endlich dransetzte sie anzufangen. Dabei hatte er eigentlich stets gute Intentionen, aber es kam immer etwas dazwischen. Nicht selten war es eine spontane Teepause.
 

„Wenn Furness sich vor allem anderen verschließt, kommen wir dann überhaupt hinein?“, fragte Luke.
 

Ein grausiges Szenario entfaltete sich in seinem Kopf, in welchem sie vor den Toren der Stadt standen und niemand sie hinein ließ, weil Fremde dort nicht erlaubt waren. Sie hatten den gesamten Weg umsonst auf sich genommen, der Sprit war ihnen ausgegangen und eine Unterkunft hatten sie auch nicht.
Luke erschauderte kurz bei diesem Gedanken und versuchte ihn deshalb ganz schnell wieder los zu werden.
 

„Ihre königliche Hoheit hat uns die nötigen Ein- und Ausreisepapiere gleich mitgeschickt. Luke, wärst du so freundlich einen Blick auf sie zu werfen? Sie befinden sich in der Tasche auf dem Sitz neben dir“, bat Layton seinen Lehrling.
 

Insgeheim fiel diesem ein Stein vom Herzen und er antwortete mit einem inbrünstigem: „Geht klar, Professor!“
 

Mit ein paar mehr oder weniger gezielten Griffen hatte er die Unterlagen aus der Ledertasche gekramt. Es waren edel verzierte Papiere auf denen mit ordentlicher Handschrift ihre Aufenthaltserlaubnis beglaubigt wurde. Jedes Dokument enthielt sieben Unterschriften hoher Regierungspersonen. Einige Minister, deren Namen kaum lesbar waren und ein paar Beamte, welche die nötigen Formulare ausgefüllt und bearbeitet hatten. Scheinbar unterlag selbst einer Königin nicht das alleinige Recht Besuch zu autorisieren. Wahrscheinlich handelte es sich dabei nur um eine reine Formalität, jedoch sollte man meinen, dass die Unterschrift eines Monarchen jede weitere nichtig machte.
 

„Fällt dir etwas auf, Luke?“, hakte der Professor nach.
 

Luke sah sich die Papiere genauer an und blätterte zwischen ihnen hin und her. „Ist das eine Art Rätsel, Herr Professor?“
 

„Nur eine kleine Probe deiner Beobachtungsfähigkeiten“, lächelte Layton und warf einen Blick in den Rückspiegel, um die Reaktion des Jungen erkennen zu können.
 

Der kleine Lehrling war sofort in seinem Element und versuchte sogleich jedes noch so kleine Detail zu erfassen und analysieren, wie es ihm der Professor beigebracht hatte.
 

„Hmmm.“ Nachdenklich rieb sich Luke sein Kinn und kratzte sich am Kopf, während seine Augen weiterhin prüfend über die Papiere huschten.
 

„Es sind Unterschriften von sieben Personen. Sie unterscheiden sich zwar deutlich voneinander, aber die Tinte und die Füllstärke sind bei jeder einzelnen gleich. Sogar der Text wurde scheinbar mit dem selben Schreibwerkzeug verfasst.“
 

Luke sah verwundert auf. „Kann das sein? Würde jemand in einem hohen Stand nicht mit seinem eigenen Füller unterschreiben?“
 

Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen; Ein eigenes spezielles Schreibwerkzeug war wie ein Siegelring, es diente zur Identifikation der Herkunft und Überprüfung der Echtheit eines Briefes. Fehlte diese persönliche Note, musste das also heißen…
 

„Professor, ich hab’s!! Ist es möglich, dass die Unterschriften gefälscht wurden?“, platzte Luke heraus.
 

Emmy nickte wissentlich. Sie hatte sich die Papiere bereits genauestens angesehen und war zu dem selben Schluss gekommen.

„Gut erkannt, kleiner Hilfsassistent“, grinste sie spitzbübisch.
 

„Ich bin Professor Laytons assistierender Lehrling!“, erwiderte Luke bestimmt und verschränkte trotzig seine Arme. 
Er konnte es nicht leiden, wenn Emmy ihn aufzog. Sie war außerdem kaum länger mit dem Professor unterwegs als er, weshalb sie sich nichts einzubilden brauchte.
 

„Wir sind also vielleicht in einem gar nicht so offiziellen Auftrag unterwegs, wie man meinen möchte“, schlussfolgerte der Professor eilig, in einem Versuch eine mögliche Streiterei zu unterbinden. 
Die beiden gerieten des öfteren aneinander. Es war nie etwas ernstes und galt eher als eine freundschaftliche Neckerei. Aber es war weder ein passender Zeitpunkt, noch sonderlich hilfreich, entschied der Professor.
 

Emmy hatte erreicht was sie wollte und konnte sich demnach voller Genugtuung ebenfalls wieder dem eigentlichen Thema widmen.


„Es könnte sich also um einen schlechten Scherz handeln oder aber ein ernstzunehmender Hilferuf sein. Ich hoffe wirklich, dass sich nicht einer ihrer Studenten so viel Mühe gemacht hat, nur um ihnen einen Streich zu spielen. Auch wenn es schön ist, die Vielfältigkeit der britischen Landschaft zu ergründen.“
 

„Ich bezweifle, dass es sich dabei nur um einen Scherz handelt. Eine solche Torheit würde ich meinen Studenten nie zuschreiben. Nichtsdestotrotz ist dieser Ausflug eine geeignete Chance mehr über die Vergessene Stadt in Erfahren zu bringen“, erwiderte der Professor.
 

„Wenn der Brief tatsächlich aus Furness, aber nicht von der Königin ist, frage ich mich, wer diesen Brief letztendlich verfasst hat…“, wunderte sich Luke, während er die Papiere in seinen Händen noch einmal andächtig betrachtete.
 

Die geschilderten Ereignisse erinnerten Luke sehr an das, was in seiner Heimatstadt Misthallery vorgefallen war. Damals war er es gewesen, der unter falschem Namen den Professor um Hilfe gebeten hatte.
 

Dem Absender musste sein Anliegen äußerst wichtig sein, wenn er dafür die Strafe für Urkundenfälschung in Kauf nahm. Immerhin handelte es sich nicht um irgendeine gefälschte Unterschrift, sondern ausgerechnet die der höchsten Instanz. Bestimmt wurde man für so ein Vergehen hingerichtet oder bekam zumindest Lebenslang.
 

Sie wussten so wenig über die Vergessene Stadt. Wie war ein Königreich in einem Königreich möglich? Warum interessierte sich niemand dafür, was diese Leute taten? Was war vor so vielen Jahren vorgefallen, dass sich eine Stadt von dem Rest der Welt isolierte? Eine spannende und vermutlich traurige Geschichte schien auf sie zu warten.


Luke hoffte, dass sie es auch dieses Mal gemeinsam schafften, die Mysterien, die sich vor ihnen auftaten, zu lösen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zeichenfeder
2017-12-21T07:50:25+00:00 21.12.2017 08:50
Ein wirklich sehr gelungenes Kapitel!
Es gefällt mir wie du die Layton typischen Elemente einbaust, wie sein Laytonmobil und das erste Rätsel. Leider konnte ich nicht genau nachvollziehen wie Luke darauf gekommen ist, dass es sich um nur ein Schreibgerät handelt.
Mir gefällt wie die Charaktere alle in-character bleiben.
Auf jedenfall bin ich schon auf Furness gespannt. Ärgert mich schon ein wenig, dass ich jetzt zur Arbeit muss. Ich lese danach weiter ;)


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