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Liar Liar

von

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Can't See You Anymore


 

Kapitel Eins: Can't see you anymore


 

"A child with a mole in the path of their tears is destined to have a sorrowful life full of them.”- Japanese proverb


 

Das Klingeln meines Weckers riss mich aus meinem Schlaf. Besonders viel davon hatte ich ja nicht gehabt. Müde rieb ich mir die Augen und stand auf; sprich kletterte die Leiter des Hochbettes herunter.

Ein kurzer Seitenblick verriet mir, dass mein Mitbewohner noch schlief.

Ich könnte wetten, dass auch er kaum ein Auge zu bekommen hatte, heute Nacht.

Deswegen weckte ich ihn nicht sofort, sondern tapste ins Bad. Das kalte Licht flackerte, ehe es mein Gesicht beleuchtete und ich dem Bild im Spiegel nicht länger ausweichen konnte.

Blasse Haut, klare, müde wirkende Augen, ein Merkmal unter dem Rechten, meine silbergrauen Haare waren länger geworden, mein Pony reichte nun so weit, dass es meine Augenbrauen verdeckte.

Ich war der Überzeugung ich sähe etwas älter aus, seit meinem Schulstart an der Samezuka, doch immer noch jünger als ich tatsächlich war. Zum Glück hatte der Schlafmangel noch kaum Spuren hinterlassen.

Seufzend klatschte ich mir Wasser ins Gesicht und richtete mich für den Tag.
 

Wie immer war es schwer Rin zu aufzuwecken. Doch heute war es besonders schwer. Vor allem hatte ich Mitleid. Ich konnte mir genau vorstellen, wie es ihm gehen musste, erging es mir nicht anders.

Schnell schluckte ich alle bitteren Gedanken herunter und rüttelte an der Schulter des Schlafenden.

„Matsuoka-senpai! Aufwachen! Du kommst sonst zu spät!“

Murrend bewegte er sich endlich. Dann schüttelte er mich ab und setze sich auf.

„Jaja, nerv nicht 'rum!“

Um mich vor einer weiteren verletzenden Aussage zu schützen, trat ich von ihm zurück und kümmerte mich um meine Schultasche. Seine Sachen hatte ich ebenfalls zusammengeräumt.

Ich zwang mich zu einem Lächeln, als er aus dem Bad kam und hielt ihm seine Tasche hin.

„Bitte, wir müssen uns beeilen.“

Schnaubend griff er sie, öffnete die Tür und schritt hinaus.

Er grummelte noch ein „Danke“ ehe er davonstürmte. Etwas langsamer begab auch ich mich zu meinem Klassenraum, setze mich auf meinen Platz und holte Block und Stift hervor. Meine Gedanken waren aber überhaupt nicht beim Unterricht.

Er hatte so fertig ausgesehen.

Rin hatte so schrecklich fertig ausgesehen.
 

Nachmittags beim Schwimmtraining wirkte er nicht besser. Ich muss mich davon abhalten ihm nicht ständig besorgte Blicke zuzuwerfen. Ich wollte nicht, dass er litt.

Und gerade Rin, der noch nicht mal seine eigenen Gefühle verstand, geschweige den akzeptiert hatte, wurde ins kalte Wasser geschmissen. Nicht mal an das Verliebtsein gewöhnt -zack- ein gebrochenes Herz.

Ich dachte, dass er nun zwar seine eigenen Gefühle nicht mehr vor sich selbst verleugnen konnte, aber dann eine solche Zurückweisung miterleben zu müssen...

Seine sportlichen Leistungen waren heute auch weniger bemerkens- als bemitleidenswert. Sein Gesicht, als ich ihm das Handtuch reichte, sprach Bände.

Er war wütend.

Wütend auf die Welt. Diese unfaire Welt. Auf Makoto. Auf Haruka.

Aber vor allem wütend auf sich selbst.

Am liebsten würde ich ihn nur in den Arm nehmen und ihm sagen, dass es aufhören würde sich so anzufühlen. Dass mit der Zeit dieser Schmerz nachlassen würde.

Doch von mir, in dieser Situation, wäre das nichts als eine Lüge gewesen.
 

Später im Zimmer zeichnete sich sein Verhalten dadurch aus, dass er schwieg. Er ignorierte mich. Nach einer Weile schnappte er sich seine Jacke und ging.

Derweil machte ich mich an die Schulaufgaben. Einerseits um mich abzulenken und andererseits um Zeit zu schinden. Mich vor den Fragen zu drücken, die mich beschäftigten. Ich hatte auf diese nämlich keine Antwort.

Wie würde das mit Rin weitergehen? Wann würde er wieder normal werden? Wäre das überhaupt möglich? Könnte ich dafür etwas tun? Könnte ich etwas für Rin tun?

Und noch mehr. Schließlich gab ich es auf und ließ meinen Stift auf den Tisch fallen.

Es müsste doch etwas geben... ich konnte doch nicht tatenlos daneben stehen. Auch wenn ich jünger war, wollte ich ihm helfen. Es war das, was ich immer tat. Es wäre das, was ich von mir erwartete.

Ich wägte einige Ideen ab, haderte mit mir selbst, verwarf einige Gedanken sofort... und dann kam mir eine Sache in den Sinn... ich hatte davon mal gelesen. Wie es ausgegangen war, wusste ich nicht mehr.

Und ich war mir mehr als unsicher, ob ich das tun könnte.

Ob er das tun würde. Hastig schüttelte ich den Kopf und beschloss schlafen zu gehen.

Schlimmer wollte ich den Tag nicht werden lassen.


 


 



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