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Returning a favour

von

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Wie konnte es nur soweit kommen? Und wieso hatte er nichts, wirklich gar nichts, davon mitgekriegt? Hatte er sich so sehr in seine Rechtsstudien vertieft, dass ihm wirklich komplett entgangen war, was sich in seiner Heimat abgespielt hatte? Vor ziemlich genau einem Jahr wohlgemerkt. Immerhin hatte Franziska ihn wachgerüttelt, sodass er nun, wenn auch mit etwas Verspätung im Flugzeug saß, um seinem engsten Freund in der Not zu helfen. So wie der es einst bei ihm getan hatte.
 

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Rückblick, zwei Wochen zuvor:
 

Miles Edgeworth war ein unglaublich erfolgreicher Staatsanwalt. Nicht nur in Los Angeles, seiner Heimatstadt, auch in Deutschland, wo er unter seinem strengen Mentor Manfred von Karma aufgewachsen war und sich momentan aufhielt. Und er strebte noch höher. Er hatte mehrere Angebote bekommen, die ihn auf der Karriereleiter weiter nach oben brachten, sowie eines aus London, das seine Studien unterstützte. Er musste nur überlegen, was er tun wollte. Die Stelle am Bundesgerichtshof reizte ihn schon irgendwie, aber auch weitere Studien in England. Manchmal war es wirklich schwierig, sich zu entscheiden.
 

Edgeworth war gerade in eine Informationsmappe aus London vertieft, als die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufflog und ein ziemlich energisches „Miles Edgeworth!“ sofort die Aufmerksamkeit des Staatsanwalts forderte.

„Franziska… was führt dich her? Ich hoffe, du siehst, dass ich beschäftigt bin.“

„Ja, das sehe ich. Ich bin ernsthaft überrascht, dass du noch hier bist… Und das so unbeeindruckt“

„Was meinst du?“ Edgeworth zog eine Augenbraue fragend hoch. Er hatte keine Ahnung worauf seine Schwester hinauswollte. Sie hatten die letzten Wochen nicht viel miteinander geredet, jeder war mit seinen eigenen Sachen beschäftigt gewesen. Daher war Miles völlig schleierhaft, was Franziska zu so einem Auftritt bewegte.

„Oh? Entweder hat mein kleiner Bruder sich nie drum gekümmert, was in seiner Heimat los ist, oder eine ganz gewisse Person, ist ihm auf einmal egal geworden.“

Jetzt hatte Franziska doch seine volle Aufmerksamkeit. Er klappte die Mappe zu und legte sie auf den Schreibtisch. Wenn sie sich wegen irgendetwas aus Amerika hier her begab, musste etwas wirklich Wichtiges passiert sein. Und es schien etwas mit einem ganz bestimmten Freund von ihm zu tun zu haben. „Anscheinend ist es mir entgangen. Würdest du mich bitte aufklären?!“

„Und da sagt er immer, seine paar Freunde seien ihm wichtig… Dabei kriegt er nicht mit, dass ein ganz gewisser Rechtsanwalt seine Anwaltsmarke abgeben musste.“

„…WAS???“ Zu sagen Miles war geschockt wäre untertrieben gewesen. Das konnte doch nicht sein, oder?

„Anscheinend hat dein ach so sauberer Rechtsverdreherfreund Beweise gefälscht um seine Fälle zu gewinnen.“ Franziskas Lächeln war etwas überheblich und ihre Schadenfreude war ihr schon anzumerken. Manchmal fiel es Edgeworth schwer, seiner Schwester gegenüber ruhig zu bleiben.

„Wie bitte? Das muss ein Missverständnis sein!“ Wright wäre der letzte, der je gefälschte Beweise vorlegen würde. Der Mann war die Aufrichtigkeit in Person. Der Mensch, der ihm beigebracht hatte, wie wichtig es war, dem Weg der Wahrheit zu folgen und sinnlose Perfektion zu verurteilen!

„Die Details konnte Adrian mir nicht sagen. Aber es ist bewiesen worden, dass Phoenix Wright gefälschte Beweise vorgelegt hat, um einen Fall zu gewinnen. Das ist deine ach so geliebte ‚Wahrheit‘. Und er hat seine Strafe dafür gekriegt. Blöd wenn man sich bei so etwas erwischen lässt!“ Ein zynisches Lächeln lag auf Franziskas Lippen. Auch wenn sie inzwischen auch leichter akzeptieren konnte, wenn sie einen Fall verlor, sie hatte Wright immer noch nicht ihre Niederlagen verziehen. Jedenfalls nicht offensichtlich. Dass sie jetzt hier war zeigte schon, dass dieser Mensch bei ihr bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Nur aus Liebe zu ihrem Adoptivbruder wäre sie nicht hier aufgetaucht, um ihm das mitzuteilen.

Edgeworth fühlte einen Zorn in sich aufsteigen. Nur am Rande gegen Wright, mehr gegen das Rechtssystem seiner Heimat. Aber eines war nun klar. Sowohl London, als auch Karlsruhe mussten auf ihn verzichten. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun, als seine Karriere voranzutreiben. Er würde nicht verhungern, wenn er sich jetzt etwas um private Dinge kümmerte.
 

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Trotz allem hatte es ganze zwei Wochen gedauert, bis er endlich alles geregelt hatte, damit er zumindest für ein paar Wochen zurück nach Los Angeles konnte. Die Zwischenzeit hatte er dazu genutzt, sich über den Fall zu informieren, der Wright seine Berufserlaubnis gekostet hatte. Er musste zwar seine Kontakte spielen lassen, aber letztlich kam ein Miles Edgeworth immer an die Informationen, die er haben wollte. Nur was er zu lesen bekam schien eindeutig. Phoenix Wright hatte anscheinend tatsächlich einen Beweis, eine Tagebuchseite, fälschen lassen und diese Seite vorgelegt, um einen Fall zu gewinnen. Staatsanwalt Klavier Gavin hatte das ziemlich eindrucksvoll auffliegen lassen. Noch immer konnte Edgeworth darüber nur den Kopf schütteln. Er wollte, nein, konnte nicht glauben, dass das die ultimative Wahrheit in dem Fall war. Er musste unbedingt mit Wright reden und dessen Version der Geschichte hören. Hoffentlich verzieh Wright ihm, dass er jetzt erst auftauchte. Es war seit jener Verhandlung immerhin einiges an Zeit vergangen…

Diese und andere Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er im Flugzeug saß. Wieso war Kalifornien nur so sehr am anderen Ende der Welt?

Es war bereits Nachmittag, als er endlich am Los Angeles International Airport eintraf.

Nachdem er die Einreiseformalitäten abgeschlossen hatte, stieg er ins nächste Taxi und ließ sich erst einmal zu seiner Wohnung hier bringen, damit er seine Sachen nicht mit sich rumschleppen musste. Außerdem wollte er nicht zu abgehetzt bei Wright auftauchen.

Bei seinem Haus am Stadtrand von LA angekommen, bezahlte er den Taxifahrer und gab ein gutes Trinkgeld dazu. Er brachte nur seinen Koffer ins Schlafzimmer, stellte dabei fest, dass seine Nachbarin sich tatsächlich wunderbar um die Blumen gekümmert und den Briefkasten geleert hatte – da war auf jeden Fall ein Dankeschön notwendig – und machte sich dann auf den Weg zur Anwaltskanzlei „Wright und Partner“, oder wie auch immer sie jetzt heißen mochte, wo Wright kein Anwalt mehr war. Dort angekommen, sah er, dass tatsächlich Licht in den Räumlichkeiten brannte, sodass er einen Parkplatz für seinen Sportwagen suchte. Vielleicht hatte er ja wirklich Glück und traf seinen alten Freund hier an. Er war lange nicht mehr in der Stadt gewesen, stellte er fest, als er das Gebäude betrat. Das letzte Mal, dass er Wright gesehen hatte, war kurz nach dem Fall am Hazakura Tempel. Ein Fall der dem Rechtsanwalt auch sehr nahe gegangen war, weil dort so viele Fäden der Vergangenheit zusammengelaufen waren. Es sah alles so aus, als hätte Phoenix in eine glorreiche Zukunft starten können, die das Ansehen seiner Berufsgruppe deutlich steigern würde. Stattdessen legte er keine drei Monate später einen gefälschten Beweis vor. Das passte doch nicht zusammen…

Miles schüttelte den Kopf und klopfte an die Tür. „Talentagentur Wright“ stand nun am Briefkasten. Was für ein Talent hatte Wright denn? Meisterbluffer? Er konnte nicht länger darüber nachdenken, da die Tür geöffnet wurde und ein junges Mädchen von vielleicht neun oder zehn Jahren ihm gegenüberstand.

„Willkommen bei der ‚Talentagentur Wright‘! Womit kann ich behilflich sein?“

„Ich möchte zu Herrn Phoenix Wright.“, beantwortete Edgeworth die Frage höflich.

„Ah, da haben Sie richtig Glück, dass Paps heut Abend hier ist. Kommen Sie doch schon mal rein!“, bat das Mädchen gut gelaunt und verschwand. Paps? Jetzt war Edgeworth noch verwirrter. Wie kam Wright an ein Kind in dem Alter? Bei ihrem letzten Treffen war sie noch nicht da gewesen! Und so schnell bekam man nun auch kein Kind so groß, oder? Etwas zögernd betrat er das Büro und war überrascht, wie sehr es sich verändert hatte. Das hier war wirklich kein Rechtsanwaltsbüro mehr bei dem ganzen Plunder, der sich hier angesammelt hatte. Und war das ein Klavier da an der Wand, das als Abstellfläche genutzt wurde? Edgeworth wurde wirklich neugierig, wie sich Wright inzwischen seinen Unterhalt verdiente. Vor allem mit der … Tochter…?

„PAAAAAAPS!!! Wach auf!!!! Da ist wer für dich!!!“ hörte Edgeworth aus dem zweiten Raum des ehemaligen Anwaltsbüros die Stimme des Mädchens und ein paar gebrummte Laute, die eindeutig Phoenix Wright zuzuordnen waren. Wenig später kam das Mädchen zurück. „Oh tut mir leid, ich hab Ihnen gar keinen Platz gemacht!“, bemerkte sie und begann ganz schnell das Sofa leerzuräumen, damit der Gast sich setzen konnte. Wenig später kam auch Wright selbst dazu und Edgeworth war gelinde gesagt geschockt vom neuen Auftreten seines alten Freundes. Deutlicher konnte er den Fall vom erfolgreichen Rechtsanwalt zum… ja was eigentlich? nicht demonstrieren. Wright trug einen graubraunen Kapuzenpulli, dazu eine verwaschene Jogginghose. Er trug Flipflops (Zum Glück immerhin ohne Socken) und auf dem Kopf hatte er eine äußerst lächerlich wirkende blaue Mütze.

„Edgeworth! Was führt dich her? Läuft‘s in Europa nicht so wie du‘s dir erhofft hattest?“, fragte Phoenix nach und schien eindeutig überrascht zu sein.

„Ich… doch schon…“ Und wieder einmal hasste Edgeworth sich für seine Schwäche bei privaten Kommunikationen.

„Aber?“, fragte Wright lächelnd nach, als wäre alles in bester Ordnung. Miles konnte ihm das nicht abnehmen. „I-ich wollte mal vorbeischauen und sehen, wie es dir so geht.“

„Gut geht’s mir. Ich komm über die Runden, hab ne wunderbare Tochter, die mir unter die Arme greift, wie du siehst. Da kann es mir doch gar nicht schlecht gehen.“ Das Lächeln auf Wrights Lippen schien aufrichtig, aber in seinen Augen kam nur die Hälfte davon an. Würde Edgeworth ihn nicht schon so lange kennen, wäre er drauf reingefallen. Aber offensichtlich ging es ihm wirklich nur halb so gut, wie er tat, doch in Gegenwart der jungen Dame würde er sich ganz sicher nicht gehen lassen. Da musste Edgeworth etwas mehr Geduld haben.

„Darf ich fragen, wie du an deine Tochter rangekommen bist?“, fragte Edgeworth. Er hielt es momentan für besser, das Thema zu wechseln. Und das Mädchen bot sich da sich da auf jeden Fall an.

„Paps ist verschwunden, keine Ahnung wohin, darum hat Paps mich adoptiert“, erklärte sie und stellte den beiden Männern Tee hin. Edgeworth musste kurz denken, bis er verstand, dass Paps und Paps zwei verschiedene Personen waren. „Ich bin Trucy und Sie?“

„Das ist Miles Edgeworth, ein Schulfreund von mir und angesehener Staatsanwalt, der momentan aber mehr Zeit in Europa verbringt als hier.“ War das ein kleiner Vorwurf? Oder bildete er sich das nur ein weil er sich selbst schon genug vorhielt, sich erst jetzt um seinen alten Freund zu kümmern? Edgeworth wusste es nicht.

Er räusperte sich und schüttelte Trucy die Hand. „Freut mich jedenfalls Sie kennen zu lernen Fräulein Wright. Ich hoffe du machst deinem Paps nicht zu viele Sorgen.“

„Ach was. Ich doch nicht.“

Wright lachte leise und Edgeworth sah ihm an, dass er das Mädchen wirklich ins Herz geschlossen hatte. „Das ist gut zu hören. Und ich hoffe, du setzt deiner Tochter nicht zu viele Flausen in den Kopf.“

„Wie kommst du darauf, dass ich das tun könnte?“

„Wright…“

„Ja?“ Gott… Edgeworth wusste nicht, ob er diesen bedröppelten Blick, den Wright so verdammt gut drauf hatte nun mögen sollte oder diesen Idioten dafür tadeln sollte. Der Typ war manchmal echt unmöglich. Edgeworth schwieg lieber und trank seinen Tee. Auf solche Diskussionen musste er sich nun wirklich nicht einlassen.

„Wie ist das Leben in Europa so?“, fragte Phoenix als sich herauskristallisierte, dass Miles nicht plante, das Thema zu vertiefen.

Miles erzählte etwas über sein Leben in Deutschland und die beiden Wrights hörten ihm interessiert zu. Allerdings kitzelte der Staatsanwalt auch aus Phoenix raus, dass er inzwischen sein Geld mit schlechtem Klavierspiel und Poker verdiente. Poker… das ideale Spiel für den Meisterbluffer. Aber in Edgeworths Augen gehörte Phoenix Wright in den Gerichtssaal und nicht in eine schummrige Bar. Er musste eindeutig mehr darüber erfahren, was geschehen war. Wright war der aufrichtigste Mensch den Edgeworth kannte. Eigentlich schon viel zu aufrichtig und vertrauensselig, aber den grundlegenden Wesenszug eines Menschen konnte man nicht ändern und – Miles würde es nie laut sagen – Wright war genau der Mann, den das Gericht brauchte.
 

Gegen 19 Uhr lud er die beiden Wrights zum Essen ein. Phoenix versuchte höflich, abzulehnen, aber das ließ Miles nicht gelten. Zumal Trucy sehr begeistert schien von der Idee und wer war er, einer jungen Dame so etwas abzuschlagen?

Also saßen sie wenig später in einem Restaurant, das Miles zwar alleine nie betreten hätte, aber das Wright sicher wesentlich lieber war, als ein Sternerestaurant.

Das Essen war auch durchaus genießbar und Edgeworth nahm sich vor, die beiden ab und an mal hier einzuladen. Besser als jeden Abend versalzene Ramen an einem Nudelstand war das hier allemal. Und wenn es nicht zu oft vorkam, würde Wright das hoffentlich mitmachen.

Nach dem Essen und einer Diskussion ums Bezahlen, die Edgeworth gewann (immerhin hatte er die beiden eingeladen), brachte er die Wrights nach Hause, wobei Wright ihn zu seiner Wohnung lotsen musste, da Edgeworth ihn bislang noch nie zu Hause besucht hatte, immer nur in der Kanzlei. Die Wohnung war für eine Wohnung mit Wohnküche und zwei Schlafzimmern recht klein und nicht im schönsten Stadtteil aber mehr gaben Wrights Finanzen wahrscheinlich nicht her. Aber für das, was er hatte, war es hier ganz gemütlich.
 

Trucy wanderte dann auch bald ins Bett und die beiden Erwachsenen machten es sich im Wohnbereich des kleinen Apartments gemütlich. Phoenix auf dem Sofa, Miles in einem Sessel.

„Und du willst mir immer noch sagen, dass es dir gut geht?“, fragte Edgeworth nach und sah seinen Freund ernst an.

„Was meinst du?“ fragte Phoenix, scheinbar immer noch nicht bereit, sich Edgeworth zu öffnen.

„Du willst mir sagen, dass du mit deinem Leben so zufrieden bist?“

„So schlecht ist es auch nicht. Ich verdien mit wenig Aufwand genug um Trucy und mich irgendwie über die Runden zu kriegen.“

„Phoenix… Ich kenn dich doch. Du brauchst mehr, als nur Poker, um glücklich zu sein…“

„Selbst wenn. Passiert ist passiert. Ändern kann ich‘s nicht mehr. Soll ich verzweifeln? Ich hab eine Tochter.“

„Nein, natürlich nicht. Tut mir leid. Ich mache mir nur Gedanken.“, erwiderte Edgeworth.

„Du tauchst plötzlich auf und mischst dich ein… Wieso so plötzlich? Es hat dich doch das letzte Jahr auch nicht interessiert, was hier vor sich geht. Und dann stehst du plötzlich in der Tür und meinst, dass alles wieder gut ist!“

Das saß. Das waren doch genau die Vorwürfe, die Edgeworth sich die ganzen letzten Wochen gemacht hatte, seit er von der Sache erfahren hatte. Er hätte wissen müssen, dass auch Phoenix ihm das jetzt vorwerfen würde. Er hatte jedes Recht dazu, von ihm enttäuscht zu sein. Hoffentlich bekam er das wieder gerade gebogen. Nur wie? Er wusste wieder einmal nicht, wie er sich ausdrücken sollte.

„Ich… ich weiß ich hätte mehr drauf achten müssen, was hier passiert. I-ich weiß, ich hab einen Fehler gemacht… ich hätte sofort herkommen müssen. Es t-tut mir leid. Wirklich. A-aber…“

Edgeworth sah zu Boden, unfähig Wright in die Augen zu sehen. Er machte sich genug Vorwürfe. Er hätte mehr drauf achten müssen. Er hätte sich mehr drum kümmern sollen, was hier los war. Aber Edgeworth hatte doch schon immer Probleme damit gehabt, von sich aus Kontakt zu halten. Wenn sich andere nicht bei ihm meldeten, verlief sich der Kontakt meist im Sand. So hatte er schon manche potenzielle Freundschaft zerstört. Und die Freundschaft mit Phoenix wollte er eigentlich nicht ganz aufs Spiel setzen. Dieser Mann hier war der einzige, der ihm immer gezeigt hatte, dass er auf seiner Seite stand. Gut Larry auch, aber der war eine Nervensäge. Gut zum Mal locker abhängen aber für ruhiges Beisammensein war ihm Phoenix wesentlich lieber.

„Aber du bist halt du, Edgeworth. Tut mir leid, ich wollte das nicht an dir auslassen…“

Edgeworth sah auf. Wright verzieh ihm? Er wollte etwas sagen, doch das wurde von Wrights nächsten Worten unterbunden. „Sag… du musst das nicht tun, aber… nimmst du mich mal in den Arm?“

Hatte er es geschafft? Edgeworth zögerte. Er war eigentlich kein Mensch, der nach Körperkontakt suchte. Dennoch konnte er Phoenix diesen Wunsch nicht abschlagen. Noch bevor Phoenix ihm das wieder ausreden konnte, stand er auf und setzte sich dicht neben ihn, und legte zögerlich seine Arme um seinen besten Freund, sodass der sich bequem anlehnen konnte.

Der akzeptierte die Geste und schmiegte sich leicht an. Etwas unsicher begann Miles Phoenix über den Rücken zu streicheln. Er war nie gut darin gewesen, anderen Trost zu spenden. Aber das war auch nur selten nötig gewesen. Entsprechend unsicher war er jetzt, aber er nahm nicht Reißaus. Phoenix brauchte ihn, das war eindeutig, so wie der ehemalige Rechtsanwalt jetzt wie ein Häufchen Elend an ihm hing. Er wollte etwas sagen, aber ihm fiel nichts ein. Er wusste nichts, was seinen besten Freund trösten könnte und das tat ihm selber weh.

„Wright…“

„Wenn es dir zu viel wird, sag es. Du magst es nicht, wenn man dir zu nahe kommt.“

Phoenix machte Anstalten, sich wieder von Edgeworth zu lösen, doch der ließ das nicht zu und drückte Phoenix etwas fester an sich, dass der ihm nicht entwischen konnte. „Idiot! Auch wenn es zu lange gedauert hat… Ich bin hergekommen, um dir zu helfen. Jetzt bist DU derjenige, der jemanden an seiner Seite braucht, der ihm bedingungslos beisteht. Also nimm das gefälligst an und hör auf, Rücksicht auf mich zu nehmen.“, schimpfte Miles leise.

„Aber…“

„Phoenix… hör auf. Lass mich wenigstens dieses eine Mal derjenige sein, der sich für dich einsetzt und alles andere außen vor lässt.“

Phoenix seufzte und nickte. „Danke. Wirklich, vielen Dank. Das bedeutet mir wirklich unglaublich viel.“

Miles lächelte leicht und nahm das beruhigende Streicheln wieder auf. Er hatte nicht vor, Phoenix sofort wieder loszulassen. Bei diesem Menschen konnte er sich wirklich fast an Nähe gewöhnen. Er wollte für Phoenix jetzt genauso da sein, wie der vor drei Jahren unerschütterlich an seine Unschuld geglaubt hatte, selbst als er selbst fest von überzeugt gewesen war, ein Mörder zu sein.

„Magst du mir erzählen, was genau passiert ist? Du hast die gefälschte Seite doch nicht wissentlich vorgelegt, oder?“, fragte Edgeworth leise nach. Er wollte einfach mehr darüber wissen, was genau vorgefallen war.

„Ah, du bist also im Bilde. Natürlich nicht… ich hab den Fehler gemacht nicht genau zu prüfen, woher das verdammte Teil kam. Ich hab drauf vertraut, dass es schon seine Richtigkeit hat, auch wenn Trucy mir nicht sagen konnte, von wem sie die bekommen hat.“

„Stimmt, das war etwas dumm von dir.“, merkte Edgeworth an. „Aber ich mache dir jetzt keine Vorwürfe. Das tust du sicher schon genug.“ Phoenix nickte.

„Ich hätte mehr nachfragen müssen… Aber wahrscheinlich hätte selbst das nichts gebracht und ich hätte die Seite trotzdem angenommen.“

„Wie meinst du das? Hast du einen Verdacht, wer dahintersteckt.“

Phoenix schwieg, doch dann nickte er zögerlich. „Ich bin mir nicht sicher, ob was dran ist. Eigentlich ist es dumm, diese Person zu verdächtigen und ich hab auch nichts in der Hand. Gar nichts.“

„Lass mich raten: Und wenn du ohne handfesten Beweis deine Anschuldigungen loswirst, machst du dich nur lächerlich?“

Edgeworth spürte das Nicken seines Freundes.

„Ich hab noch nicht mal eine Ahnung, wieso diese Person so etwas tun könnte. Wir hatten bis zu dem Zeitpunkt keine Berührungspunkte. Aber ich wüsste nicht, wer sonst die Möglichkeit gehabt hätte, Staatsanwalt Gavin von dem gefälschten Beweis zu erzählen, noch bevor ich ihn überhaupt in der Hand hatte.“

„Und jetzt ist hast du Berührungspunkte mit dieser Person?“

„Ich versuche, mich mit ihm anzufreunden. Vielleicht lässt er was fallen. Ich will die Wahrheit, Edgeworth. Wieso geht jemand so weit? Wenn man was gegen mich hat, kann man mir das doch direkt sagen, oder? Bin ich so ein furchtbarer Mensch, dass man mich gleich so ins Aus katapultieren muss? Ich will doch nur anderen Menschen helfen! Ist das so falsch?“

Phoenix so zu sehen brach Edgeworth förmlich das Herz. Er bewegte sich etwas, sodass er seinen Freund etwas besser im Arm hatte. Er spürte durch sein Hemd etwas Warmes, Feuchtes. Fast zärtlich strich er durch Phoenix‘ Haar, um ihm Trost zu spenden. So sehr es ihm wehtat, ihn weinen zu sehen, manchmal tat es gut den ganzen Mist einfach rauszulassen. Edgeworth wusste das zu gut, auch wenn er es nie offen zugeben würde.

„Es ist nie falsch anderen zu helfen. Und es ist noch weniger falsch, an seine Klienten zu glauben. Derjenige, der sich das geleistet hat ist ein Arschloch sondergleichen, verzeih den Kraftausdruck.“ Aber ein anderes Wort fiel Edgeworth nicht dazu ein. „Du bist vielleicht manchmal etwas vorlaut und zu gutgläubig und du verblüffst mich immer wieder, wie du mit dem Unsinn, den du von dir gibst auch noch Recht haben kannst, aber das gibt niemandem das Recht, dich so zu behandeln. Magst du mir sagen, wen du im Verdacht hast?“

Phoenix schüttelte mit dem Kopf.

„Auch nicht wenn ich hoch und heilig verspreche, dir zu glauben, egal wer es ist?“

Phoenix schwieg eine Weile, ehe er antwortete: „Vielleicht später. Lass mich bitte allein die Wahrheit rausfinden.“

Edgeworth nickte und machte ein zustimmendes Geräusch. Gut, er konnte es verstehen. Das war Wrights Aufgabe, nicht seine. „Aber wenn du Hilfe oder Informationen brauchst, bin ich für dich da. Vergiss das nicht.“

„Danke. Edgeworth. Eventuell werde ich drauf zurückkommen.“

Der Staatsanwalt nickte. Es herrschte wieder eine Weile Stille. Bei der Wahrheitsfindung konnte Edgeworth nicht sonderlich viel tun. Es würde Phoenix nur verletzen, wenn er da schnüffeln würde. Aber…

„Wright… ich würde euch gern unterstützen…“, fing er an und merkte sofort, dass Phoenix ablehnen wollte. „Warte! Hör mich an! Ich weiß, dass du nichts direkt von mir annehmen willst.“

„Ich bin nicht auf Almosen angewiesen. Ich habe einen Job und kriege meine Tochter und mich versorgt.“, erklärte Wright entschieden.

„Ich weiß, Phoenix.“ Edgeworth überlegte. Wright selbst Geld geben war unmöglich. Aber… „Aber kannst du es annehmen, wenn ich für Trucy Geld geben würde? Gute Schulbildung ist teuer. Und du möchtest ihr doch sicher auch eine gute Zukunft bieten können.“

Phoenix überlegte. „Ich… weiß nicht…“

„Du kommst allein klar. Ich weiß… aber Phoenix… ich will dir wirklich helfen. Ohne dich säße ich jetzt wegen Mordes in der Todeszelle. Lass mich dafür wenigstens deiner Tochter eine Zukunft finanzieren, in der sie sich um sowas wie Geld keine Sorgen machen muss.“

„Edgeworth… ich will nicht, dass du dich deswegen verpflichtet fühlst. Ich hab dich verteidigt, weil ich an deine Unschuld geglaubt habe. Ich will dafür keine Gegenleistung haben.“

„Auch das weiß ich… Aber… ich konnte dir nie zeigen, dass ich dir trotzdem dankbar bin. Nicht nur für mein Leben, sondern für alles, was du für mich getan hast. Ich will das auch nicht gegeneinander aufwiegen, aber… Ich möchte etwas für dich tun. Weil du mein Freund bist.“

„Ich kann dich da nicht umstimmen, oder?“, fragte Phoenix und richtete sich wieder auf, bleib aber nah bei Edgeworth sitzen, als wollte er ihn noch nicht wieder ganz aus seiner Nähe lassen. Nur ein wenig musste Phoenix sich zur Seite lehnen, um sich an Edgeworths Schulter zu lehnen und der hatte damit überraschend wenige Probleme. Edgeworth reichte ihm die Packung Taschentücher, die auf dem Wohnzimmertisch lag und gab sie weiter, damit Phoenix sich die Nase putzen konnte.

„Nein. Es ist mein Wunsch etwas zu tun. Du hast mir beigestanden, als ich am Boden war. Und genauso möchte ich jetzt für dich da sein. Und natürlich für deine Tochter.“

„Womit hab ich so einen Freund wie dich verdient, der einfach so hinnimmt, dass ich einfach so ein Kind aufnehme? Selbst Larry hat mir dafür den Kopf gewaschen.“

„Wer ist sie?“, fragte Edgeworth schlicht. Trucys Information vom Nachmittag war ihm zu ungenau.

„Ihr Vater war mein Klient in meinem letzten Fall. Er ist spurlos verschwunden seitdem, noch ehe das Urteil gefällt werden konnte. Niemand weiß, wann er sich dazu entscheidet, aus der Versenkung aufzutauchen. Aber es wurde alles geregelt, dass ich Trucy adoptieren konnte. Wenigstens das war ich ihm schuldig. Und ihr genauso.“

Edgeworth nickte. Natürlich kümmerte Phoenix sich um solche Dinge.

„Sie ist ein liebes Kind. Auch wenn ich mich manchmal erbärmlich neben ihr fühle.“

„Wie meinst du das?“

„Sie hat die Situation verstanden. Sie weiß, was passiert ist und dass es möglich ist, dass sie ihren Vater nie wieder sieht. Und doch ist sie so unglaublich stark. Vielleicht will sie mich nicht belasten… Aber ich habe nur ein einziges Mal mitgekriegt, dass sie deswegen geweint hat. Und ich sitz manchmal die halbe Nacht hier und könnte nichts anderes tun.“

Edgeworth atmete durch und nahm Phoenix Hand in seine. „Ihr seid nicht mehr alleine. Merkt euch das. Ich bin für euch da.“ Das wollte er versprechen. Selbst wenn er doch wieder nach Europa musste. Er wollte Phoenix nicht wieder aus den Augen verlieren.

„Danke… Aber du musst dein Leben nicht nach mir richten. Du hast sicher bessere Aussichten, als dich hier um einen erbärmlichen, gefallenen Feind zu kümmern.“

„Phoenix Wright… Ich habe dich nie als Feind betrachtet.“

„Ach? Auch nicht, als wir uns die ersten zwei Male im Gerichtssaal gegenübergestanden haben?“

„…“ Was sollte er darauf sagen?

Da lachte Phoenix endlich wieder.

„Das war unfair, Wright!“

„Sorry. Ich wollte wissen, wie du reagierst. Danke, dass du jetzt da bist.“ Phoenix grinste und kuschelte sich bequem an Edgeworths Schulter. Der spannte sich kurz an doch ließ er das jetzt durchgehen und legte Phoenix zögerlich den Arm um die Schultern. Phoenix so nahe zu sein war weit weniger unangenehm, als bei jedem anderen Menschen.

„Ist… das wirklich okay für dich?“, fragte Wright trotzdem noch einmal nach. Gott, manchmal nervte der Typ mit seiner ständigen Rücksichtnahme.

„Es ist nicht okay für mich, wenn du meine Handlungen dauernd in Frage stellst… Für dich gelten andere Regeln, falls du es noch nicht gemerkt hast. Für dich schlage ich auch vielversprechende Jobangebote aus, wenn‘s sein muss.“ … Das letzte hatte er eigentlich nicht geplant laut auszusprechen. Eigentlich musste Wright genau das nicht wissen.

Der setzte sich auf und sah ihn ernst an. „Was hast du für mich ausgeschlagen?“, fragte er nach.

Edgeworth musterte wieder den Teppich.

„Edgeworth?“

„… Studienplatz in London und ein Job am Bundesgerichtshof.“

„Das… ist das höchste Gericht in Deutschland, oder?“

Edgeworth nickte. Er konnte Wright immer noch nicht ansehen, er ahnte schon, dass der das nicht gut finden würde.

„Und da könntest du anfangen, wenn du wolltest?“

„Jetzt nicht mehr.“

„Bist du wahnsinnig, das auszuschlagen?“ Edgeworth spürte, wie Phoenix sich wieder von ihm entfernte und ihn missbilligend ansah. „So eine Chance kriegst du nicht so schnell wieder. Und das schlägst du aus? Irgendwann wirst du es bereuen, das getan zu haben! Ich bin es nicht wert, dass du sowas tust.“

„Jetzt mach aber mal nen Punkt, Wright! Wenn du es nicht wert bist, wer dann? Ich neige nicht dazu, Entscheidungen zu bereuen. Kannst du es nicht einfach annehmen, dass ich jetzt hier bin?“ Er wollte das Thema jetzt wirklich nicht aufputschen. Wright sollte es einfach akzeptieren, dass es so war, wie es war ändern konnte er es eh nicht mehr.

„Aber… Na gut. Danke, Miles. Ich hatte um ehrlich zu sein, nicht mehr mit gerechnet, dass du dich für mich interessieren könntest… auch wenn ich noch gehofft hatte, dass du es tust.“

„Es… tut mir wirklich leid. D-du kennst mich. Ich…“

„Du hast Probleme damit, einfach deine Freunde anzurufen und zu fragen, wie denen geht. Ich weiß. Und wenn du dich in deine Arbeit stürzt kriegst du von der Welt außerhalb der deinen nichts mehr mit.“

Edgeworth nickte. Es war gut, dass Phoenix ihm das nicht zu krumm nahm.

„Es tut mir wirklich leid… Als Franziska mich informiert hatte, hab ich alles unternommen, um so schnell wie möglich eine Weile herkommen zu können. Glaub mir das.“, bat der Staatsanwalt.

Phoenix nickte und lehnte sich wieder bequem an. „Das so von dir zu hören, tut gut. Zu wissen, dass dir die Welt doch nur halb so egal ist, wie du tust.“

„Mmph“ Edgeworth wollte dazu nichts weiter sagen. Gewisse Dinge waren ihm nicht egal. Phoenix gehörte da absolut zu.

„Wenn du mich so in deine Nähe lässt und dann auch noch so verschämt dreinblickst, könnte mich das fast auf falsche Gedanken bringen.“

Was? Irgendwas an Wrights Tonfall führte dazu, dass Edgeworth sich leicht anspannte. „Fa-falsche Gedanken?“ Edgeworth hatte nicht drüber nachgedacht, wie sie jetzt im Moment wirken könnten. Aber wenn er so sah, wie Phoenix sich an ihn geschmiegt hatte, verstand er schon, wie das gemeint war. Aber die Frage war, wollte er das? Wollte er, dass sich ihre Beziehung veränderte? Es war ja nicht so, als würde ihm Phoenix gar nichts bedeuten und wenn er ganz ehrlich mit sich war, könnte er sich eine Beziehung mit ihm gut vorstellen. Aber… „Phoenix… Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist… I-ich muss irgendwann wieder nach Deutschland. Für immer kann ich nicht so einfach hier bleiben. Auch wenn ich die beiden Angebote abgelehnt habe…“

Phoenix seufzte und grinste dann wieder sein viel zu süßes verlegenes Grinsen.

„War ja auch nur ne dumme Idee von mir. Tut mir leid. Hauptsache du bleibst für mich erreichbar.“

Miles sah Phoenix eine Weile an. Der versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber Miles sah schon, dass ihn die Zurückweisung schmerzte. Und er wollte nicht, dass Phoenix litt. Er seufzte kaum hörbar und drehte sich so, dass er Phoenix wieder richtig in den Arm nehmen konnte, sodass der Stachelkopf mit dem Rücken an seiner Brust lehnte. Der drehte seinen Kopf und sah Miles verwirrt an.

„Wieso hast du mir nie gesagt, dass du so für mich empfindest?“, wollte der wissen.

„Ich hab doch eh keine Chance bei dir. Und ich wollte nicht, dass die Dinge seltsam zwischen uns sind. Erfolgreich ruiniert das Vorhaben.“

Edgeworth atmete tief durch. Er hasste es, über seine Gefühle zu reden. Er mochte es nicht, sich mit denen genauer auseinander zu setzen, gerade wenn es um Phoenix Wright ging. Aber jetzt schien das unumgänglich geworden zu sein.

„Phoenix… I-ich… d-du weißt dass ich zurückmuss. Ich… Ich will dir keine Fernbeziehung zumuten. Ich hab schon zu oft gehört, dass die nur Probleme machen...“ Nicht dass er da selbst Erfahrungen gemacht hätte. Er tat sich schon im normalen zwischenmenschlichen Bereich schwer genug, da war an Liebesdinge gar nicht zu denken.

„Warte… du denkst dabei jetzt nur an mich?“ Phoenix drehte sich etwas weiter in Edgeworths Armen, dass er ihn besser ansehen konnte. „Was fühlst du?“

„Das… tut nichts zur Sache!“, wollte Edgeworth ausweichen, aber eigentlich kannte er Phoenix gut genug, um zu wissen, dass der so etwas nicht gelten lassen konnte.

„Wenn… ich dich jetzt küssen würde, … würdest du dann abhauen?“

Edgeworth schloss die Augen und überlegte. Eigentlich hatten sie sich grade beide sehr effektiv ihre Gefühle füreinander gestanden. Auch wenn Edgeworth gerade erst gemerkt hatte, dass seine Gefühle für seinen besten Freund in diese Richtung gingen. Aber reichte das für eine Beziehung? Er hatte kein Problem mit Entfernung. Aber Phoenix war ein Mensch, der seine Liebsten um sich haben musste um wirklich glücklich zu sein. Aber wenn er Phoenix so ansah dieser bittende, doch unsichere Blick… die Idee, ihn zu küssen gefiel ihm schon sehr gut.

Gerade wollte er zu einer Antwort ansetzen, da senkte Phoenix den Blick. „Ich… Es tut mir leid, ich rede mich hier um Kopf und Kragen… Vergiss was ich gesagt ha…“

Er konnte den Satz nicht beenden, weil sich Miles‘ Lippen auf die seinen legten. Der Idiot sollte die Klappe halten. Wie sollte er so rational bleiben? Es dauerte eine lange Schocksekunde, bis Phoenix sich entspannte und den Kuss zu erwidern begann. Miles zog ihn enger an sich, während sich ihre Lippen vorsichtig erforschend gegeneinander bewegten.

Als sie sich wieder voneinander lösten sah Miles seinen Freund fragend an. „Ist das wirklich okay für dich? I-ich mein…“

„Ich verstehe, dass es dich wieder in die Welt hinauszieht. Aber es würde mich freuen, wenn du ab und an mal her kommen könntest.“

Miles nickte. Das musste wohl drin sein. Wenn er schon Verantwortung für die beiden Wrights übernehmen wollte, sollte er sich schon ab und an blicken lassen. Vor allem, da Phoenix wirklich eine Beziehung mit ihm zu wollen schien. „Das kann ich dir versprechen. Wenn ich die Zeit habe, komme ich euch besuchen. Aber.. ich kann nicht versprechen, dass ich das alles sofort hinkriege…“

Phoenix lachte leise und gab Miles einen weiteren lieben Kuss. „Wenn ich dich zu sehr vermisse, werd ich dich schon herzitieren, keine Sorge.“

„Gut. Und wenn du irgendetwas brauchst, sei es Geld oder Informationen jedweder Art, die nicht als Staatsgeheimnis deklariert sind, melde dich auch. Wenn du die Wahrheit findest, schaffst du es ja vielleicht doch noch, dir deinen Platz im Gerichtssaal zurückzuerobern. Du bist nicht allein, vergiss das nicht“

„Und… wenn ich das nicht schaffe?“

Miles lächelte und strich Phoenix durch die Haare. „Das ändert nichts daran, dass ich für euch da bin. Mach dir da keine Gedanken.“ Er würde Phoenix nicht im Stick lassen, egal was kam.

„Danke, Miles. Danke, dass du da bist. Danke, dass du mich nun nicht verachtest.“

Miles wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, also zog er Phoenix in einen weiteren liebevollen Kuss, den sie einfach etwas ausdehnten. Es war alles Wichtige besprochen und außerdem fühlte es sich einfach schön an, auf Phoenix‘ Sofa zu hängen und diese Nähe zu teilen. Wahrscheinlich war es doch eine gute Idee, wenn sie so zusammen waren.

Sie waren so in ihre eigene Welt vertieft, dass sie gar nicht bemerkten, dass die Tür vom Kinderzimmer aufging und Trucy den Raum betrat.

„… Ist Herr Edgeworth jetzt meine neue Mami?“, fragte das Mädchen mit leuchtenden Augen.

Edgeworth lief knallrot an bei dieser Frage und Phoenix lachte nur. „Wenn du das so sehen willst…“

„Wright!!! Ich bin keine Mama!“

Wieder ein Lachen von Phoenix und Trucy kam aufs Sofa gesprungen und musste ihre neue „Mama“ gleich fest knuddeln.



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