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Dancing under the Full Moon

von

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Rotfüchschen und der liebe Wolf

Scott war unterwegs zum Treffpunkt. Derek hatte ihn rausgelassen und hinter ihm wieder abgeschlossen. Solange es quer durch den Wald ging lief Scott mit voller Wolfsgeschwindigkeit. Er wollte noch einen kurzen Abstecher zur nahegelegenen Tankstelle machen und was zu Essen besorgen. Sobald er jedoch in der Nähe der Straße war, wurde er etwas langsamer. Er hielt sich halb im Schatten, damit ihn keine vorbeifahrenden Autos bemerkten. Seine Gedanken wanderten unterdessen immer wieder zu Stiles. Wie war es bloß dazu gekommen, dass er jetzt auch ein Werwolf war? Hätte sich das nicht nur auf die dunkle Hälfte beschränken sollen? Er musste unbedingt und so schnell wie möglich mit Deaton darüber reden.

An der Tankstelle war nicht viel los. Scott ging die Verkaufs-Regale ab und packte Salzstangen und Nachos in einen Einkaufskorb. Zwei Flaschen Cola wanderten ebenfalls hinein. Als er am Kühlregal vorbei ging fiel sein Blick auf eine Packung Sushi. Kira schien die zu mögen, als er sie vor einiger Zeit zu Hause besucht hatte. Also nahm er die ebenfalls mit. Und noch zwei verschiedene Dips für die Nachos, Käse und Salsa. Keine Guacamole, vielen Dank.

Die Einkaufstüten in den Händen marschierte er ein paar Minuten später weiter zum Parkplatz.

Er kam kurz nach Kira an. Was bedeutete, dass nach seiner Uhr beide viel zu früh dran waren.

Die ganze Situation einschließlich der Tatsache, dass eben Vollmond war und er ein Werwolf, sorgte dafür, dass Scott zu viel Energie hatte und er noch schneller gerannt war, als sonst. Was wohl Kiras 'Entschuldigung' war? Er lächelte in sich hinein. Sie hatten sich so lange nicht wirklich mehr gesehen, ob sie ebenfalls gerannt war, um ihn endlich wieder zu treffen?

"Hi", sagte er lächelnd, als er auf Kira zutrat. "Du bist aber früh dran." Er ging näher an sie heran. Scott wusste nicht so recht, ob er sie in die Arme nehmen sollte oder nicht. Die Einkaufstüten bildeten da eine gute Ausrede erst Mal Kiras Reaktion abzuwarten. Ihre Beziehung war für ihn noch so neu und fragil, er wollte Kira nicht verschrecken und hatte gleichzeitig Angst seine Gefühle nicht deutlich genug rüber zu bringen. Mit Allison war das damals anders gewesen. Beide flogen mehr oder weniger vom ersten Moment an total aufeinander. Und Allison war auch die treibende Kraft in der Beziehung gewesen. Er war damals ja noch so unerfahren und naiv gewesen...

Und Kira war genau so schüchtern und zurückhaltend wie Scott. Im Kampf konnte sie mit dem Katana gnadenlos und mit unglaublicher Geschwindigkeit agieren, sobald sie aber mit Scott alleine war fühlte sie sich wieder wie eine ungeschickte 14-Jährige.

"Hi", antwortete sie und lächelte ebenfalls. "Ich bin nicht zu früh, du bist spät dran." Sie zwinkerte ihm zu, um zu zeigen, dass sie bloß einen Witz machte. Dann deutete sie auf die Tüten. "Last Minute Shopping?"

Scott hüstelte verlegen. "Naja, ich dachte wir sollten vielleicht auch was zu knabbern und zu trinken da haben, wenn wir uns einen netten Abend machen wollen. Ich hab sogar extra für dich Sushi besorgt."

Kira riss vor Überraschung die Augen auf. "Wirklich? Oh das ist echt lieb von dir." Sie beugte sich auf Zehenspitzen vor, legte ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Doch statt sich danach wieder zurückzulehnen blieben sie einander so nahe, verharrten in der Bewegung. Ihre Augen waren groß und fragend. Der überraschte Ausdruck in Scotts Augen verschwand und machte einem sanften Leuchten Platz. Vorsichtig ging er ein Stück in die Knie runter und setzte die Tüten ab. Dann richtete er sich wieder auf und legte sanft seine Arme um Kiras Körpermitte.

Er blickte ihr tief in die Augen. Sie hatte das Gefühl, als würde er ihr bis auf den Grund ihrer Seele schauen und als würde ihm gefallen, was er dort sah. Etwas leiser sagte Scott "Ich freue mich wirklich sehr, dass du gekommen bist. Du hast mir gefehlt." Dann gab ihr einen zarten Kuss.

"Du hast mir auch gefehlt, Scott", antwortete sie und lehnte ihren Kopf an seine Brust. Ihre Linke war von seinem Hals bis zu seiner Brust hinuntergewandert und malte kleine Kreise auf seinen muskulösen Oberkörper. Er er griff mit seiner Rechten vorsichtig ihre Hand. Sie verschränkten ihre Finger und er gab ihr einen Kuss auf ihre Fingerspitzen. "Sehr gefehlt", flüsterte sie.

Einen endlosen Moment lang standen sie da, als würden sie auf einem Ball einen langsamen Tanz miteinander tanzen. Sich in einem für andere unhörbaren Rhytmus gemeinsam zur Musik wiegend.

Dann kam ein Auto vorbeigefahren, erfasste sie im Scheinwerferlicht, hupte kurz auf und der Moment war vorbei. Beide wandten von dem grellen Licht geblendet den Blick ab. Scott lies Kiras Rücken los, hielt aber weiterhin ihre Hand fest.

"Wir sollten wohl besser weiter. Ist noch ein Stück, bis wir bei den Katakomben sind." Er hob die Tüte mit den Getränken auf, aber Kira ergriff die andere, bevor er sie nehmen konnte. Er hielt ihr seine Linke hin und deutete, dass sie ihm die Tüte geben sollte. Aber Kira schüttelte den Kopf. "Ist schon ok, bin ja keine Prinzessin."

Er grinste. "Nein du bis ein Fuchs, der Nachts im Wald mit einem Wolf unterwegs ist." Scott deutete auf den roten Kapuzenpulli, den Kira trug. "Willst du damit eigentlich was bestimmtes sagen?"

Kira kicherte. "Ja, der Wolf wird falsch dargestellt. Er bringt das Rotkäppchen schließlich immer sicher zum Haus der Oma."

Scott lachte. "Dann bist du heute also 'Rotfüchschen'?"

"Wenn du als der 'liebe Wolf' mitspielst, ja", neckte ihn Kira.

Er legte den Kopf schief und schaute sie aus tiefrot leuchtenden Augen neckisch von der Seite an. "Och, ich denke ich komme damit klar. Dann lass uns mal zum einsamen Haus im Wald gehen, um der Oma Cola und Nachos zu bringen."

Kira versuchte ernsthaft dreinzublicken, als sie hinzufügte, "und Sushi, nicht zu vergessen."

"Oh, wie könnte ich das je vergessen..." Dann fingen beide an zu lachen.

 Nach wenigen Schritten verfielen sie bereits in einen leichten Trab. Keiner von beiden hatte Probleme mit der Dunkelheit und so kamen sie gut voran.

"Ich bin neugrierig", fragte Kira ein paar Minuten später. "Warum in den.. wie nennst du sie? In den 'Katabomben'? Ist das eine Umschreibung für einen geheimen Partykeller?"

Scott räusperte sich verlegen. "Nein, die Katakomben sind genau das, was der Name vermuten lässt, tiefe feuchte Keller."

Kira schaute irritiert. "Aber warum..."

"Na ja, der Ort hat sich eigentlich erst sehr kurzfristig ergeben. Wir brauchten etwas, das ein wenig... sicherer und abgelegener ist, als Dereks Loft. Denn... es ist Vollmond und wir sind alle etwas... wie soll ich sagen.... mondsüchtig?" Er machte eine wage Geste in Richtung der strahlenden weißen Scheibe. Er sah sie von der Seite an. "Und manche von uns mehr als andere. Übersetzt heißt das ‚es ist so'n Wolfsding’, würde Stiles sagen." Er schnaubte belustigt. Und bestimmt hätte Stiles nicht gedacht, dass er sich auf diese Weise der Party anschließen würde... "Weißt du, Derek hat erzählt, dass sich früher zum Vollmond immer die Familie versammelt hat, um gemeinsam diese Nacht zu feiern. Und jetzt, wo Malia da ist und der Nogi endlich..." Scott zögerte kurz und räusperte sich dann. "Er wollte die Tradition jedenfalls wieder aufnehmen. Nur, das wir halt einen lustigen Abend machen wollten, statt irgendwelcher Rituale. Mit Pokern und so. Im engsten Kreis... Ich weiß ja nicht, was Füchse von Vollmondnächten halten, Wölfe finden sie sehr... anregend." Er lächelte und seine Augen leuchteten wieder leicht auf. Er hielt ihre verbundenen Hände hoch und drückte sanft seine Lippen auf ihre Finger, mit dem Daumen streichelte er über den Handrücken.

Aber Kira lies nicht locker. "Was ist denn so kurzfristiges dazwischen gekommen? Sind wieder irgendwelche Jäger oder finstere Wesen in der Stadt?" Das musste sie schließlich wissen. Sie gehörte ja inzwischen ebenfalls zu Scotts 'schneller Eingreiftruppe'.

"Nein nein, keine Sorge", beruhigte er sie. "Nichts dergleichen. Etwas unerwartetes ist eingetreten, aber nichts derartiges, keine Angst."

"Ich hab keine Angst", schnaubte Kira belustigt. "Immerhin bin ich ein Fuchs."

"Und ein wunderschöner noch dazu", flüsterte Scott mit leicht rauher Stimme.

Kiras Wangen wurden heiß bei dem Kompliment. "Ich mag es übrigens wenn deine Augen leuchten", flüsterte sie auf einmal leise. "Rot kann ein kalter Ton sein, aber deine Augen leuchten in einem wunderschönen warmen Rot..."

Scott wurde langsamer und blieb dann stehen. Er sah sie an und schien dabei von innen heraus zu strahlen. Dann beugte er sich zu ihr vor.  "Ich mag es auch wenn deine Augen leuchten", flüsterte er ihr ins Ohr.

Er sah ihr einen Moment fragend in die Augen, wartete ob sie zurückweichen würde oder nicht und berührte dann ihre Lippen sanft mit den seinen...

Kiras Herz begann wild zu klopfen. Irgendwie war er heute anders. Ob das mit dem Vollmond zu tun hatte? Oder einfach nur weil er ein Alpha war, nachts im Wald, in seinem Herrschaftsgebiet? Seine Ausstrahlung war beinahe überwältigend. Ihr beider Atem beschleunigte sich. Scott lies die Tüte fallen. Das Laub raschelte und dämpfte den Fall. Mit der nun freien Hand strich er Kira eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht.

Wie er so breitschultrig vor ihr stand... Ein Beschützer, ein Kämpfer. Dabei aber auch sanft und mitfühlend. Ein echter Anführer. Kira dachte, sie hätte noch nie in ihrem Leben so einen schönen Mann gesehen. Und ganz offensichtlich interessierte er sich für sie. Für sie, die kleine unscheinbare Lehrerstochter, die in sich einen Blitz-Kitsune trug, der eigentlich ein Feind der Wölfe war.

Doch nichts davon interessierte den Wolf oder den Fuchs. Nichts außer die Gegenwart des anderen zu genießen, diesen Moment den Ungestörtheit, der Zweisamkeit.

Auch sie lies die Tüte los und beide umarmten einander. Kira legte ihren Kopf an seine Brust und hörte den starken, festen Schlag von Scotts Herz. Er legte seinen Kopf auf ihren und streichelte ihr mit einer Hand den Rücken entlang. Immer wieder auf und ab. Und wieder war es der unhörbare Rhytmus ihres gemeinsamen Herzschlages, zu dem sie im hellen Mondlicht, statt im hellen Glitzerlicht einer Spiegelkugel tanzten. Wenn es für Wesen wie sie so etwas wie Frieden gab, dachte Scott, dann war es dieser Moment.

Er hatte keine Ahnung, wie lange sie da standen, aber irgendwann ertönte in der Ferne ein Wolfsruf. Scott trennte sich mit einem traurigen Lächeln von Kira und nahm wieder ihre Hand. "Das ist unser Stichwort schätze ich." Sie sammelten die Einkäufe wieder ein und liefen los. "Da vermisst offenbar jemand seinen Alpha..."

****

"Sag mal hast du einen Knall, Stiles? Warum heulst du denn hier plötzlich rum?" Derek hatte die Hände über den Ohren. Es klingelte noch leicht. Selbst Malia war aufgesprungen und hatte Derek als Schutzschild benutzt.

Der so gescholtene war scheinbar zu perplex, um die Frage sofort zu beantworten. Stiles blinzelte ein paar mal. "Ich dachte nicht, dass ich das kann?"

Derek stöhnte und hielt sich die Stirn. "Hast du es noch immer nicht kapiert Stiles? Ich dachte du bist wieder einigermaßen bei Sinnen. Oder soll ich dir den Arm brechen, damit du auf jeden Fall wieder zu dir kommst?"

Stiles zuckte zurück. "Armbrechen ist böse."

Derek zog eine Augenbraue hoch. "Echt jetzt? Willst du tatsächlich diese Karte ziehen?"

Stiles machte große Augen, als ihm klar wurde, was er hier machte. Er hatte tatsächlich eine unausgesprochene Drohung in der Stimme gehabt. 'Ich sags meinem Alpha, wenn du böse zu mir bist'. Wie ein Kleinkind, das den großen Bruder vorschiebt, wenn die anderen Kinder ihn nicht mitspielen lassen würden. Er hüstelte. "Der... der Boden ist übrigens saukalt. Nicht dass ich mir hier noch was wichtiges verkühle..."

"Stiles?"

Er duckte sich noch tiefer unter Dereks Blick. "Jaaa?"

"Mach so weiter und du hast bald nichts mehr was sich verkühlen könnte da, kapiert?"

"Sei nicht so grummelig, Derek", mischte sich Malia an der Stelle ein. Sie kam hinter seinem Rücken hervor und krabbelte wieder zum Platz neben Stiles. "Ich fänds besser, wenn er in einem Stück bliebe."

"Danke, das mich hier wenigstens einer verteidigt."

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich fänds nur schade drum. Du hast dich einigermaßen geschickt damit angestellt im Eichen Haus." Sie grinste breit und zeigte Stiles ihre perlweißen Zähne.

Wie aus einem Mund aber aus unterschiedlichen Gründen stöhnten Derek und Stiles auf. "Malia!"



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