Er zählt

Er zählt

Molly grübelt oft. Viel zu oft und viel zu viel.

Immer wieder über die selben Themen. Hauptsächlich über ihn.

Sie kann einfach nicht anders.

Er tut das sicher nicht. Über sie nachdenken. Warum auch?

Er sieht und weiß auch so alles. Fast alles.

Mit Gefühlen kann er nicht besonders viel anfangen.

Eigentlich ist Molly dankbar dafür. Meistens jedenfalls.

Seit der Weihnachtsfeier ist sie das nicht mehr.

Sie hat sich selten so bloßgestellt und gedemütigt gefühlt.

Er hat es danach nie angesprochen. Auch das ist eine Antwort.

Seitdem weiß sie es ganz sicher.

Eigentlich auch schon davor.

Sie wollte es nur nicht sehen. Es einfach nicht wahrhaben.

Hatte die dumme Hoffnung, dass es anders ist.

Aber das ist es nicht. Es ist ganz einfach. Das war es immer schon.

Sie zählt nicht. Nicht wirklich. Nicht für ihn.

Molly Hooper ist nützlich. Ab und an zumindest.

Und in diesen seltenen Momenten, da sieht er sie.

Nur flüchtig. Aber er nimmt sie wahr.

Sieht sie mit diesen - seinen - einzigartigen Augen an.

Macht ihr sogar ansatzweise Komplimente.

Natürlich nur, um zu bekommen, was er will.

Sie weiß das. Sie weiß es ganz genau.

Aber das Schlimme ist, dass es funktioniert. Jedes Mal.

Egal, wie fest sie sich vorgenommen hat, sich nicht manipulieren zu lassen.

Es funktioniert einfach nicht.

Sie wird rot. Sie stottert. Sie blamiert sich. Immer wieder.

Aber sie kann nicht „Nein“ sagen. Nicht bei ihm.

Es gibt Leute, die ihm etwas abschlagen können. Sie gehört definitiv nicht dazu.

Und irgendwann hat sie begonnen es zu akzeptieren. Zähneknirschend. Wütend.

Dass er sie nie sehen wird. Dass er nie das in ihr sehen wird, was sie in ihm sieht.

Denn sie zählt nicht. Nicht für ihn.

Aber er tut es. Er zählt. Er zählt für sie.