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Aufblühen

von

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„Und du bist dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“

Kermesite sah immer noch zweifelnd zu dem Vorhaben ihrer älteren Schwester.

„Ach, Ruhe jetzt! Geht einkaufen!“

Petzite rieb noch einmal die Handflächen aneinander, ehe sie in die Gummihandschuhe schlüpfte – und sei es auch nur zum Schutze ihrer Fingernägel. Mit gestraffter Haltung stand sie auf dem kleinen Balkon der Wohnung… und seufzte erst, als sie das Zuschlagen der Haustür hörte und sicher war, dass ihre Schwestern gegangen waren. Natürlich war das jetzt nicht gerade ideal: Ein leichter Nieselregen hatte begonnen und dann und wann fegte auch eine kleine Sturmböe über sie hinweg. Würde sie jetzt über ihr Vorhaben nachdenken, hätte sie sich sicher auch anders entschieden, aber heute Morgen hatten sie ja auch noch strahlenden Sonnenschein gehabt.

‚Und wir wollen alle einen schönen Balkon.‘

Also ließ sie sich nicht von den Zweifeln ihrer Schwestern runterziehen und begann mit der Schönheitskur für ihren Balkon: Blumen einpflanzen! Oder genauer genommen umtopfen, denn sie hatte sie in der Wohnung stehen gehabt und etwas wachsen lassen, bis sie einigermaßen wetterfest wirkten. Doch jetzt sollten die Tulpen in allen erdenklichen Farben eben ihren Außenbereich verschönern – und da würde sich Petzite auch nicht reinreden lassen.

‚Wer hätte gedacht, dass ich mal das Gärtnern anfange?‘

Über diesen Gedanken konnte sie nur selber leicht lachen. Es stimmte, sie war früher – wie auch ihre Schwestern – nur auf ihre Schönheit fixiert gewesen. Gut, sie legte auch noch heute Wert auf gutes Aussehen – schon allein, weil sich sonst mit einem Schönheitssalon, den sie zu viert führten, schwer Geld verdienen ließ – aber sie war lange nicht mehr so krankhaft fixiert. Dafür hatten Sailor Moon… pardon, Bunny und ihre Freundinnen ihr zu viele andere Schönheiten dieser Welt gezeigt, seit sie sie und ihre Schwestern vom Königreich des Schwarzen Mondes gelöst hatte. Zum Beispiel eben die Schönheit der Flora. Resultat: Petzite stand mit einer Schürze und Gummihandschuhen auf dem Balkon und topfte Tulpen um. Allerdings war das Wetter wirklich nicht ihr Freund, was gleich darauf deutlich wurde, als ihr der zweite Topf aus der Hand glitt und vom Balkon in Richtung Bürgersteig stürzte.

„Schei…benkleister!“

Sie hatte noch versucht nachzufassen, aber auch das war erfolglos gewesen und als sie sah, dass – entgegen der sonstigen Leere hier um diese Zeit – unten gerade ein junger Mann vorbeiging, schlug sie die Hände vors Gesicht. Ohne dabei daran zu denken, dass an diesen Blumenerde dran war. Als sie zwar das Zerspringen des Blumentopfes, nicht aber einen schmerzvollen Aufschrei gehört hatte, lugte sie zwischen den Fingern hindurch.

‚Puh! Schwein gehabt!‘

Der junge Mann war offenbar den entscheidenden Schritt schnell genug gewesen, sodass der Topf hinter ihm auf den Boden geprallt war. Doch nun sah er auf und suchte wohl nach dem Verursacher. Seine Haare waren kurz und dunkel, hatten jedoch einen bläulichen Schimmer, der so die Farbe seiner Augen aufnahm. Er trug einen Anzug und hielt eine Aktentasche in der Hand, was ihn nicht nur irgendwie nach Geschäftsmann aussehen ließ. Petzite hatte die Hände sinken lassen und starrte ihn einfach nur an. Er sah verdammt gut aus, aber das war es nicht. Eher eine Vertrautheit, die sie sich nicht erklären konnte, da sie ihn noch nie gesehen hatte.

„Ein bisschen Vorsicht, ja?“

Seine Stimme riss sie aus ihrer Gedankenwelt ins Hier und Jetzt zurück.

„War ja keine Absicht! Bedanken Sie sich beim Wetter!“

Und bei seinem Glücksstern, wenn man bedachte, dass er den Topf um ein Haar abgekriegt hätte. Der Mann sagte erstmal nichts, dann umspielte ein Lächeln seine Lippen.

„Schickes Make-Up!“

Dann machte er eine grüßende Geste und setzte seinen Weg fort. Petzite war zunächst verwirrt, was er mit dieser Bemerkung meinte, bis etwas Erde auf ihre Hand fiel.

„Oh Gott!“

Sie riss sich die Handschuhe runter und rannte ins Bad um einen Blick in den Spiegel zu werfen – der bestätigte, was sie schon vermutet hatte: Sie hatte Erde von den Handschuhen im Gesicht, als sie sich die Hände vors Gesicht gehalten hatte. Himmel, musste das ausgesehen haben! Sie mit Erde im Gesicht, die vor diesem Anzugträger einen Aufstand machte, weil sie ihn fast mit einem Blumentopf erschlagen hatte.

‚Peinlich!‘

Weshalb sie sich dann auch in die hinterste Ecke des Balkons zurückzog, um dort ihr Umtopfvorhaben zu vollenden.
 

Ihren Schwestern hatte sie von dieser Sache nichts erzählt, den Spott musste sie sich nicht auch noch geben. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie der Gedanke an diesen Mann und das Gefühl, das sie gehabt hatte, nicht losließen – auch nicht bei der Arbeit. Entsprechend erschrocken fuhr sie aus ihren Gedanken, als – für sie urplötzlich – Makoto und Minako vor ihr standen und sie ansprachen.

„Petzite, alles in Ordnung?“

Minako flüsterte, da sie die eigentlichen Namen der Schwestern eher nicht benutzen sollten.

„Was? Ähm… ja, wieso?“

Makoto war nicht ganz in der Lage, sich das Grinsen zu verkneifen.

„Weil du eure Vitrine gerade mit Nagellackentferner einreibst.“

„Oh…“

Tatsache, jetzt wo sie darüber einmal bewusst einatmete, war es nicht zu überriechen.

„Verdammt!“

Sie stellte das kleine Fläschchen auf die Seite und schlug sich vor die Stirn. Minako hingegen zwinkerte Makoto zu und gesellte sich zu den anderen drei Schwestern, um sich bezüglich dem, was die heutige Schönheitspflege hergab, auf den neusten Stand bringen zu lassen. Die Freundinnen trennten sich für gewöhnlich kaum, aber ihnen beiden schien klar zu sein, dass Makoto allein jetzt vielleicht besser an Petzite rankommen würde.

„Also? Was gibt es?“

Nachdem Petzite offenbar immer noch mit sich und einer Antwort rang, lehnte sich Makoto leicht über den gläsernen Verkaufstresen und flüsterte:

„Ein Mann?“

Überrascht sah Petzite sie an.

„Woher…?“

„Ach, sagen wir mal, ich weiß, wie man aussieht, wenn es einem einer angetan hat.“

Wer, wenn nicht Makoto, die phasenweise in jedem ihren Ex-Freund sah, der sie damals verlassen hatte!

„Und? Wie heißt er?“

„Ich weiß es nicht.“

Petzite zuckte mit den Schultern.

„Eigentlich haben wir kaum Worte miteinander gewechselt. Er ist knapp meiner Attacke mit einem Blumentopf entkommen, ich hatte Erde im Gesicht und… dann war er auch schon weg.“

Makotos Gesichtsausdruck ließ die Verwirrung erkennen, die diese Geschichte zwangsläufig erzeugte.

„Aber irgendwie…“

Indem sie weitersprach, verhinderte Petzite, dass sich die brünette Schülerin dazu etwas einfallen lassen musste.

„…irgendwie war es so ein vertrautes Gefühl. Was verrückt ist, weil ich ihn vorher noch nie gesehen hab!“

„Vielleicht will dir das Universum zeigen, dass es die süßen Männer noch gibt.“

„Möglich… Oder nur: Pass auf mit Blumentöpfen, es könnte einen treffen, um den es schade wäre.“

„Glaub ich nicht!“

Makoto schüttelte mit einem optimistischen Lächeln den Kopf.

„Ich hab da sowas im Gefühl…“

Damit gesellte sie sich wieder zu Minako, damit diese sich nicht allein die geheimen Schönheitstipps abholte. Petzite blieb etwas zweifelnd zurück… und machte sich dann daran, den Nagellackentferner von der Vitrine zu wischen.
 

Makoto sollte Recht behalten – zumindest insoweit, dass der fremde Mann Petzites Gedanken nicht mehr losließ. Deshalb hatte sie sich den nächsten Nachmittag freigenommen und machte einen Spaziergang im Park, um den Kopf frei zu kriegen. Am Morgen hatte es noch leichten Regen gegeben, dessen Tropfen auf den Grashalmen und Blütenblättern glitzerten, aber jetzt strahlte die Sonne in ihrer ganzen Pracht. Nässe schien trotzdem den meisten Leuten zuwider zu sein, denn es waren ausgesprochen wenige Leute unterwegs. Umso besser, da konnte man wenigstens freier durchatmen. Und genau das tat Petzite auch, sie schloss die Augen… und rasselte prompt mit jemandem zusammen.

„Hey, kö…“

Sie erstarb mitten im Satz, als sie direkt in die blauen Augen blickte, die sie vor einiger Zeit schon aus der Ferne so fasziniert hatten.

‚Ausgerechnet der!‘

Oh ja, ausgerechnet der! Ihr Anzugträger, der jetzt einfach nur den Kopf schüttelte.

„So geht das nicht, junge Frau!“

Petzite wollte schon dazu ansetzen, sich zu entschuldigen, als er sie anlächelte.

„Wir sollten zumindest bei einem Kaffee mal den Grund klären, warum sie mich immer wieder angreifen.“

Petzite war erst einmal sprachlos. Der Typ war… einfach Wahnsinn! Nicht nur, dass er gut aussah, er hatte offenbar auch noch absolute Gentleman-Manieren.

„Das… sollten wir wohl.“

Nun lächelte sie ihn schüchtern an, als sie aus dem Nichts von etwas getroffen wurden, was sie zu Boden schleuderte. Seine Frage, ob sie in Ordnung war, nahm Petzite überhaupt nicht wahr, denn ihr Blick suchte schon nach dem Ursprung dieser Attacke – der mit Sicherheit nicht menschlich war. Tatsache!

„Poi-poi-poi-poi-poi!“

Ein Dämon, das war sicher! Kein sonderlich intelligentes oder gerissenes Vieh, wie es aussah, und Petzite würde vielleicht mit ihm fertig werden, aber…

‚Ich kann das nicht vor ihm!‘

Ihre Schwestern und sie hatten zwar die Fähigkeit verloren, ihre alten Gestalten samt Kräften anzunehmen, aber so ein bisschen übersinnliche Kraft war ihnen noch geblieben.

‚Was jetzt?‘

Doch da setzte es schon die nächste Attacke in Form eines Energieblitzes in ihre Richtung.

„VORSICHT!“

Mit diesem Schrei warf er sich vor sie, wurde zwar getroffen, was ihm anscheinend auch einen leichten Schmerz bereitete, aber doch nicht so heftig, wie es hätte sein müssen.

‚Was…?‘

Verwirrt sah sie zu ihm auf – und erkannte eine blau-glitzernde Aura um ihn herum. Diese Aura, diese Augen, dieses Verhalten…

„Saphir?“

Sie flüsterte eher zu sich selbst, denn wenn man es genau nahm, durfte sie ihren Prinzen so nicht ansprechen. Doch sein Blick traf ihren.

„Petzite?“

Sie nickte leicht, immer noch unfähig sich zu bewegen.

„Ich hoffte, dich zu finden.“

Sie bekam nicht mehr die Gelegenheit, etwas dazu zu sagen, denn mit lautem Geheul schoss der Dämon auf sie zu. Saphir wandte sich um – zum Kampf bereit… und nun konnte Petzite auch den schwarzen Mond auf seiner Stirn leuchten sehen. Er war schwach, pulsierte nur ein bisschen. Vermutlich besaß Saphir – genau wie sie selbst – auch nur einen Bruchteil seiner ursprünglichen Kräfte. Trotzdem erschien er entschlossen, sie mit allem ihm zur Verfügung stehenden zu verteidigen.

„Weg hier!“

Sie wollte ihn wegziehen, er würde dem Dämon nicht standhalten können. Zumindest bestand ein Risiko, dass er für sie nicht eingehen sollte. Doch der Dämon hatte sie fast erreicht, für eine Flucht war es zu spät.

„JUPITER! Macht des Donners, sieg!“

Unvermittelt wurde der Dämon von einem Donnerschlag getroffen, der ihn nahezu an einen Baum klatschte.

„Du wagst es, diesen wunderschönen Frühlingstag zu stören…“

„…und ein Paar bei seinem ersten Date anzugreifen.“

‚Hey, langsam!‘

„Das lassen wir nicht zu!“

„Wir gehören zum Sailorteam und stehen für Liebe und Gerechtigkeit!“

„Ich bin Sailor Jupiter!“

„Und ich bin Sailor Venus!“

„Und im Namen unserer Schutzplaneten werden wir dich bestrafen!“

Petzite wusste nicht, ob Makoto und Minako sie vielleicht aus Neugier aufgestöbert hatten, aber sie war heilfroh, dass die beiden Kriegerinnen da waren.

„Poi-poi-poi-poi-poi-poi-poi!“

Das Vieh schien nichts dazu zu lernen und griff nun die Kriegerinnen an.

‚Kapitalfehler!‘

Das wusste Petzite, aber sie kümmerte sich nicht weiter darum und brachte sich und Saphir aus dem Kampfgebiet. Jupiter und Venus würden das allein schaffen.

„Bist du verletzt?“, fragte sie ihn, als sie nun hinter einem Baum Schutz gefunden hatten und nur noch hörten, wie die beiden Sailorkriegerinnen dem Dämon eine Lektion erteilten.

Saphir lächelte.

„Nein, ich… ein paar Schrammen an der Schulter, aber sonst ist alles in Ordnung. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht.“

„Wusstest du…“

„…wer du bist? Nein.“

Er schüttelte leicht den Kopf.

„Nicht wirklich. Deine Aura hat mich angezogen und… sie kam mir so vertraut vor.“

Genau dasselbe, was sie auch gefühlt hatte. Bevor sie noch weiterreden konnten, ertönte ein spitzer Schrei, der das Ende des Dämons bekundete. Kurz darauf standen auch Jupiter und Venus vor ihnen.

„Der Dämon ist erledigt. Ihr seid wieder sicher.“

Petzite nickte nur. Sicher hätte sie nachfragen müssen, ob es eine neue Bedrohung gab, aber Jupiters Zwinkern – bevor sie dann mit Venus verschwand – sagte deutlich, dass das warten konnte.

„Nun denn…“

Saphir stand auf und klopfte sich die Klamotten ab.

„Es steht noch die Einladung zu einem Kaffee offen.“

Petzite lächelte ihn an und erhob sich auch.

„Das sollten wir nicht zu lange aufschieben – ich muss schließlich auch noch meine Blumen gießen.“

„Die ich mir gern einmal ansehen würde – wenn mich schon eine fast das Leben gekostet hätte.“

Petzite lachte und hakte sich nur zu gern in seinen dargebotenen Arm ein. So hatten ihre Freundinnen vielleicht doch noch Recht: Das hier war ein erstes Date.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: irish_shamrock
2014-07-01T13:13:38+00:00 01.07.2014 15:13
Hallo Nessi-chan,

vielen, vielen und vorallem lieben Dank für dein kleines Werk *_*~♥.
Oh, ich freue mich wie Bolle, dass du Petzite und Saphir als Paar genommen hast und auch, dass du dich an meine Vorgaben der Charakter (Bilder) bezüglich orientiert hast.
Deine Geschichte gefällt mir sehr, das ganze Drumherum, vom Blumenumtopfen, bishin zur ersten Begegnung mit dem "Fremden" und dem Gespräch zwischen Mako und Petzite.
Ich finde es toll, dass du die Anziehung zwischen Saphir und Petzite hier miteingebaut hast. Auch haben mir deine Worte sehr, sehr zugesagt (musste wirklich schmunzeln, die arme Petzi ;)).

Also nochmals, herzlichen Dank dafür und ich würde mich freuen, mal wieder etwas von dir zu lesen.

Liebe Grüße,
irish C:


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