Die Diagnose
Schneeweiß im Gesicht kann Joey Wheeler nicht anders als den Arzt vor ihm anzustarren. Dass was dieser Mann gerade gesagt hat, kann einfach nicht stimmen. Denn auch wenn er noch weiß, dass er einen Unfall hatte und wie es dazu kam, darf diese Diagnose einfach nicht stimmen. Denn Joey wollte nach einer Spätschicht in der Bar, in der er neben der Schule arbeitet, mal wieder mehr als übermüdet einfach nur noch nachhause in sein Bett. Auch wenn er wusste, dass er zuhause auch nicht wirklich entspannen kann, war er einfach wie immer viel zu müde um darüber nachzudenken. Erst recht da er zu sich laufen musste. Ein Bus war um diese Uhrzeit nicht mehr unterwegs gewesen und er war sich mehr als sicher, dass er am nächsten Tag wieder in der Schule pennen würde. Doch leider ist es nicht so weit gekommen. Denn als der Blonde gerade über eine eigentlich leere Straße geschritten ist, kam unbemerkt ein rasend schnelles Auto um die Ecke und hat ihn voll erwischt. Er hatte nicht mal mehr die Möglichkeit auszuweichen. Nach der Erklärung des Arztes hat der Fahrer sogar Fahrerflucht begangen und ihn schwer verletzt auf der Straße liegen lassen. Nur Gott sei Dank sein um diese späte Stunde noch ein Passant vorbeigekommen. Dieser hat auch sofort einen Krankenwagen gerufen und der Schüler konnte noch gerade so rechtzeitig Operiert werden. Anscheinend hat sein Leben wirklich auf Messers Schneide gestanden. Sein Herz hat sogar für ein oder zwei Minuten lang nicht mehr geschlagen, doch da er jetzt ja auch bei Bewusstsein ist, kann man daran ja erkennen, dass er auch wiederbelebt wurde. Nur jetzt hat der Doc, leider trotzdem noch schlimmere Nachrichten für ihn gehabt. Er wird nie wieder laufen können. Doch das darf einfach nicht sein. Er darf sich nicht sein Rückenmark so verletzt haben, dass er seine Beine nicht mehr bewegen kann. Denn wenn dies wirklich stimmt, wird er keinen Tag bei sich zuhause überleben. Er wird sich dann nämlich gar nicht mehr wehren können und das muss dann einfach ein Albtraum sein, aus dem er jeden Moment wieder erwacht.
Stotternd erhebt er deswegen auch seine Stimme, wobei er hofft dass der Arzt ihn hier nur verarscht. „Sie können das doch nicht ernst meinen! Wenn das wirklich stimmt, hätten sie sich die Reanimation gleich sparen können. Mein Vater wird mich umbringen, wenn ich mich nicht wehren kann!“ Dass er den Arzt gerade wirklich aus der Fassung bringt ist ihm herzlich egal. Denn immerhin kann dieser ihm hier doch nicht gerade so eine Eröffnung machen und dann denken, dass er dies auch noch auf die leichte Schulter nehmen wird. Nur leider fängt der ältere Herr dann doch wieder, wobei dessen schwarze Augen sogar etwas Sorgenvoll zu ihm Blicken. „Tut mir Leid ihnen das sagen zu müssen Wheeler-kun, aber ich habe sie gerade nicht veräppelt. Ich würde mit so etwas nie Scherzen und muss ihnen jetzt ein paar sehr ernste Fragen stellen!“ Doch in Joey wirbeln bei diesen Worte nur noch Gefühle der Verzweiflung in seinem Inneren. Immerhin hat der Arzt gerade seine einzige Hoffnung zerschlagen. Doch er hat es auch irgendwie vorher geahnt. Denn der ältere Arzt sieht ganz und gar nicht danach aus mit solchen Diagnosen zu scherzen. Dass er kein Gefühl in seinen Beinen hat, wollte er noch dazu einfach nicht wahrhaben. Nur jetzt kann er nur noch den Fragen des Mannes zuhören, obwohl er sich innerlich schon darauf einstellt das sein Dad jetzt wohl die Chance hat ihn endgültig tot zu prügeln. Nur mit halbem Ohr hört er abwesend dem Arzt zu, wobei er jede Frage ganz Monoton beantwortet. Immerhin glaubt er nicht, dass der Mann ihm helfen wird. Denn wenn es um seinen Dad geht, hat ihm noch nie jemand geholfen. Außerdem sitzt der Schock gerade einfach zu tief. Der Blonde kann sich gar nicht richtig vorstellen, wie es sein wird nicht mehr seine Beine benutzen zu können. Nur das bisschen was er sich vorstellen kann, ist seiner Meinung nach die Hölle pur.
Denn er wird nie wieder einen gewöhnlichen Spaziergang machen, er wird nie wieder irgendeinen Sport machen oder einfach nur mit seinen Freunden durch die Stadt schlendern. Allein diese Gedanken machen ihn in seinem Inneren noch tauber, als es seine Beine sind. Nichts scheint ihn gerade wirklich erreichen zu können. Nicht mal, dass der Arzt sich mit dem Jugendamt auseinander setzen will, um ihn in seiner prekären Situation zu helfen. Nicht mal viel Zeit später, wird ihm aber wieder ein starkes Schmerzmittel für den restlichen lädierten Teil seines Körpers gegeben und nur noch eine für ihn willkommene Ohnmacht bricht über ihn hinein.