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Bûche de Noël

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Vorwort zu diesem Kapitel:
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHHHHHHHHHHHHHHHHRRRRRRRRRRR!!!!!!!!!!!!! *Auf jeden Menschen auf der Welt zeig* JAAAAAAAAAAAA, fühlt euch angesprochen! ô.ô
Da erinnerts du dich an einen der geilsten Animationsfilme EVÖR (der inzwischen auch schon SIEBEN VERFICKTE JAHRE ALT IST!! O_______O *Absoluten Supermindfuck hab*), willst ne FF drüber lesen und dann DAS: NICHTS!!!! GAAAAR NICHTS! *Euch alle hass weil Ratten geiäääl sind und so und ich sie liebe und so und SCHINKÖN!*
Ja. ICH LIEBE RATTEN! *____* Leider hab ich keine ._. *Killerhaft zu meinem Vadder starr*
Soo... Joa, ich mag Remy und Linguini (den ich lieber beim Vornamen nenne... Gewöhnt euch dran ._.) und finde Remy hätte mehr niedliches Zeug tun sollen... Und ganz im ernst... Wer würde bei einer schlafenden Ratte nicht schmelzen? *-* *Hyperventilier und so*
Joa, viel Spaß mit dem Zeug... bin grad irgendwie im OS-Fieber ._. Komplett anzeigen

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Bûche de Noël

Kleine tapsige, warme, weiche Pfötchen, das war das Erste, was Alfredo Linguini an diesem Morgen zu spüren bekam. Eigentlich war der Anblick für Außenstehende sogar ziemlich süß, jedoch war es nicht ganz so schön, wenn man selbst die Rolle des lebenden Trampolins einnahm.

Er war es inzwischen gewöhnt und eigentlich hätte er es weiterhin ignoriert, wenn die Pfötchen nur nicht so penetrant gewesen wären.

„Kleiner Koch, runter mit dir! Montag ist Ruhetag, das Bistro ist zu.", murmelte er im Halbschlaf in seine Decke und tat sein bestes die Ratte zu verscheuchen.

Nie hätte er gedacht Montage so lieben zu lernen. Aber wenn sie der einzige Tag der Woche waren, an denen man nicht Chef spielen musste, wer würde sie da nicht lieben?

Doch Remy dachte gar nicht daran Alfredo in Ruhe zu lassen. Die junge Ratte hatte völlig andere Intuitionen und wenn ein gewisser Rotschopf das nicht endlich ganz bald kapieren würde, musste Remy zu weitaus schmerzhafteren Mitteln greifen, nämlich seinen Zähnen. Und beißen konnten Ratten ja, das war nichts neues.

Aber er wollte ja nicht ganz so böse sein, also beließ Remy es fürs erste bei exzessivem Herumgehüpfe und Gequietsche.

Erfolglos. Der Rothaarige zog sich die Decke nun völlig über den Kopf und stieß Remy dabei auf den Nachttisch. Pah, doch was glaubte er so schon zu erlangen? Remy war eine Ratte, er stand da doch voll drüber!

Schneller als man es seinen kurzen Füßchen zutrauen würde, war er unter der Decke verschwunden und versuchte Alfredo weiterhin durch unablässiges Getapse und Quieken aus dem Schlaf zu nerven.

Diesmal mit Erfolg.

„Kleiner Koch, verdammt, was ist dein Problem? Du bist eine Ratte, den ganzen Tag eilst du wie auf Strom durch die Gegend, schlaf doch endlich auch mal! Du hast gestern schließlich genauso viel gearbeitet wie ich!", rief Alfredo genervt aus und warf die Ratte auf die andere Seite des Bettes um sich dann wieder ins Kissen sinken zu lassen. Doch die Ruhe dauerte keine zwei Sekunden an, da Remy augenblicklich wieder auf dem Gesicht, der Nase und dem Mund um genau zu sein, seines menschlichen Freundes saß.

Nach wenigen Sekunden wurde auch das Alfredo zu blöd und er schmiss die Ratte nochmals ans andere Bettende. Und Remy kam wieder und führte dieses Spielchen mit Vergnügen fort.

So lange bis Alfredo nach einigen weiteren Versuchen schließlich doch aufgab und sich schweren Herzens von seinem Bett trennte.

„So, WAS willst du? Sag jetzt bitte nicht, dass du hunger hast! Du bist eine kochende Ratte, also mach dir dein Essen um..." Er sah auf seinen Wecker und machte erste Anstalten seine Vorhänge von den bodentiefen Fenstern seines Stadtapartments vorzuziehen„...sieben Uhr sechs bitte selber! Kleiner Koch, du bist echt..." Er stockte, als er den Anblick eines schneebedeckten Paris vor sich sah. Es war zwar noch dunkel draußen, aber man konnte den Schnee trotzdem wunderbar im Licht der vielen Laternen erkennen.

Der erste Schnee dieses Jahr! Wurde aber auch langsam Zeit, immerhin war in einer Woche Weihnachten. Das war es wohl gewesen, was auch Remy so unfassbar spannend fand, dass er seinen großen Freund aus dem Schlaf holen musste. Merklich aufgekratzt hüpfte die Ratte auf der Fensterbank umher und stützte sich am Glas ab um einen besseren Ausblick auf Paris zu haben. Alles schien auf einmal so hell und sauber und als er durch deine kleine Nase gegen die Fensterscheibe atmete, stellte er mit Erstaunen fest, dass er dabei einen weißen Abdruck hinterließ, welcher jedoch wieder verschwand wenn man die Pfote dagegen drückte. Es war ein erster Schnee, noch nie zuvor hatte er das hier gesehen.

Der Anblick einer nur vom Anblick des Schnees faszinierten Ratte war wirklich hinreißend, aber Alfredo ließ sich damit nicht völlig vertrösten. Remy hatte ihn immerhin um mindestens drei Stunden seines kostbaren Montags-Schlafs gebracht.

„Kleiner Koch, ich finde es zwar nett von dir, dass du mich auf den Schnee aufmerksam machen willst, aber das ist nicht grade das erste Mal dass ich das Zeug sehe. Und jetzt leg dich wieder hin, ich bin-"

Alfredo hatte gar nicht die Gelegenheit auch nur einen sehnsüchtigen Blick zu seinem Bett zu werfen, da Remy bereits über den Teppichboden zur Tür sprintete und erwartungsvoll auf den Knauf biss. Aha, die Ratte wollte also noch mehr.

„Was denn noch?", murmelte er übermüdet vor sich her und öffnete die Tür. Zu seiner Überraschung war der Wäscheberg, welcher gestern noch dort lag verschwunden. Colette musste es wohl alles beseitigt haben, als sie gestern nach Hause gegangen war. Er musste sich unbedingt noch bei ihr für das bedanken.

Remy hatte es sich inzwischen auf seiner Schulter gemütlich gemacht und starrte mit großen Augen aus den Fenstern, an denen die Schneeflocken tanzten.

Doch recht schnell war er wieder auf seinen eigentlichen Plan projiziert und rannte in Richtung der Küche, als Alfredo ins Bad abbog.

Ein Quieken des Protest entfuhr der Ratte, als der Rothaarige ihm nicht folgte.

„Entschuldige? Nur weil ich noch andere Bedürfnisse haben, musst du nicht gleich so eingeschnappt sein.", sagte er zur Ratte und schloss die Badtür hinter sich.

Es kam Remy vor wie Ewigkeiten, die er ungeduldig im Flur wartete und als Alfredo endlich wieder vor ihm stand, konnte sein empörtes Quieken gar nicht genug ausdrücken, wie schrecklich er es doch von dem Menschen fand, dass er von diesem warten gelassen wurde.

„Was? Schau mich nicht so aus einen Knopfaugen an, es ist manchmal echt nicht leicht mit dir zusammen unter einem Dach zu wohnen.", verteidigte Alfredo sich und folgte der grauen Ratte schließlich an seinen Bestimmungsort: die Küche. Nicht sehr überraschend.

Remy kletterte auf die Arbeitsfläche und blätterte mit seinen vergleichsweise sehr kleinen Pfoten durch ein paar Seiten eines aufgeschlagenen Kochbuchs, bis er schließlich auf der von ihm gesuchten Seite ankam.

Dort stand ein Rezept für Bûche de Noël, ein Biskuit-Schokoladen-Dessert, was man recht häufig zur Weihnachtszeit machte.

„Ich glaub das nicht, du willst backen? An einem Montag, unserem offiziellem Nicht-Kochen-Tag?", fragte Alfredo entrüstet und ließ sich genervt auf einen Küchenstuhl sinken. Es war eine Sache wenn er im Bistro, SEINEM Bistro, bediente, aber seinem kleinen Koch beim backen helfen? Darauf hatte er keine Lust. Er war zwar nicht mehr ein ganz so miserabler Koch wie früher, aber er war noch immer nicht gut. Er hatte dem kochen abgeschworen, er war eben für anderes bestimmt, Ende der Diskussion. Und bisher hatte Remy ihn auch nie dazu gedrängt je wieder den Herd auch nur anzusehen. Wenn Remy Weihnachtsgebäck machen wollte, nur zu. Die Ratte war der Experte, er selbst würde sich raus halten und ihm nur die Zutaten bereitstellen. Denn Remy konnte so schlau und talentiert sein wie er nur wollte, körperlich war seine Kraft, was den Transport von schwereren Lebensmitteln vom Kühlschrank an den Herd angeht, noch sehr beschränkt... Weil er eben eine kleine Ratte war.

„Also gut kleiner Koch, ich geb dir alles was du brauchst, aber ich werde keinen Finger rühren. Du bist der Koch, ich hau mich wieder aufs Ohr." Ob es schlau war eine achtzehn Zentimeter große Ratte mit einem Cerankochfeld allein zu lassen? Ach, würde schon schief gehen.

Remy schien nicht wirklich begeistert von der Idee zu sein, dass Alfredo sich danach wieder ins Bett verdünnisieren würde, aber wenigstens könnte er dann überhaupt kochen. Ohne seinen menschlichen Freund würde er es nämlich nie schaffen ein Handrührgerät aus dem höchsten Regal sicher auf die Arbeitsfläche zu transportieren.

Jedoch fehlte den beiden eine entscheidende Zutat, was ihnen erst auffiel, als alles andere schon hergerichtet war: Mehl.

Sie hatten alles, wirklich alles, aber nein, natürlich musste das Mehl noch fehlen!

Super. Aber gut, so war das eben.

„Tja kleiner Koch, schade, da musst du wohl heute aufs Backen verzichten. Ich nehm morgen vom Bistro Mehl mit, ja?", fragte Alfredo, auch wenn der Fall für ihn für heute abgeschlossen war und er sich nur zurück in sein Bett wünschte. Vielleicht würde er ja noch ein paar Stunden Schlaf bekommen, auch ohne dass sein kleiner Koch dazu kam sein heißersehntes Bûche de Noël zu backen. Zu früh gefreut.

Remy ließ sich gar nicht beirren, er wollte backen und zwar JETZT. Dann müsste man eben Mehl kaufen. JETZT.

Laut quiekend rannte die Ratte in den Flur, zum Schlüsselkasten und hatte innerhalb von Augenblicken den Autoschlüssel seines Freundes im Maul, mit dem er es sich im Mantel, welcher in der Garderobe hing, gemütlich machte. Einzig und allein seine Ohren und ein Stück weit seine Augen sahen noch hervor. Alfredo würde diesen Schlüssel nur über seine Leiche wieder bekommen! ... Oder wenn er im Auto saß und es in Richtung Supermarkt starten lassen wollte. Wohl eher zweiteres.

„Kleiner Koch, das kann doch nicht dein Ernst sein, ich habe heute noch anderes vor als- AU!" Ein spitzer Schmerz durchfuhr Alfredos Hand, als er sich seine Schlüssel zurückholen wollte. Das gab's doch nicht, er hatte ihn gebissen. Mistkerl.

„Also gut, wir kaufen dein Mehl, aber wehe dem du lässt mich danach nicht endlich wieder schlafen!", knurrte er drohend und verzog sich ins Bad.
 

Als er sich zehn Minuten später mit noch immer feuchten Haaren und frischen Klamotten den Mantel überzog und nach seinem Autoschlüssel greifen wollte behielt Remy sie jedoch erst Mal für sich. Er wollte erst auch wirklich ganz sicher gehen, dass sein zweibeiniger Freund auch wirklich ganz sicher Mehl kaufen gehen würde und nicht nur einmal um den Block fahren würde. So blöd war Remy nämlich nicht um auf diesen Trick reinzufallen. Er war ja schließlich kein Hund.

„Kleiner Koch, geb das jetzt her, ich muss das Auto aufschließen.", gab Alfredo ungehalten von sich und entriss den kleinen Pfoten der Ratte den Schlüssel diesmal ein wenig energischer. Jedenfalls versuchte er es.

Remy hielt den Schlüsselring noch immer mit aller Kraft fest und hing nun wie ein Anhänger dran. Der Anblick musste von Weitem wohl recht verstörend gewesen sein, denn Remy konnte eine Mutter samt Tochter auf der anderen Straßenseite sehen, die beide merklich angewidert zu ihnen sahen. Sie schienen wohl nicht zu merken, dass Remy keineswegs ein geschmackloser Schlüsselanhänger, sondern sogar noch ziemlich lebendig war.

Doch Alfredo bemerkte das gar nicht, während er das Auto aufschloss.

Remy hatte die zwei auch schon recht schnell vergessen, als er die ersten Schneeflocken bemerkte, die auf seiner Nase aufkamen und dann in kleinen Tropfen schmolzen und in sein Fell versanken.

Wie gesagt, es war sein erster Winter und das grad eben war das erste Mal gewesen, dass er in direkten Kontakt mit Schnee gekommen war.

„Kleiner Koch, lass das, komm jetzt her."

Alfredo steckte die Ratte zurück in seine Tasche, doch nur Sekunden später saß ebendieser schon im noch unberührten Schnee neben dem Auto und schnüffelte aufgeregt in der weißen Pracht umher.

Es war zwar noch immer ziemlich dunkel zu solch früher Stunde, doch die graue Ratte war hervorragend im weißen Schnee zu erkennen. Eigentlich war er sogar ziemlich süß, wie er da mit seinen vergleichsweise kleinen Pfoten durch die Flocken tapste, die Ohren und die Nase immer in Bewegung so als ob er irgendeinen interessanten Geruch gewittert hatte oder nach einer Zutat für ein Rezept suchte.

Aber genug Niedlichkeit für heute Morgen. Es war schon immer süß genug wenn er ihn für mehr als drei Sekunden aus seinen großen Knopfaugen ansah.

„Kleiner Koch, komm jetzt! Der Schnee rennt dir nicht davon, du kannst ihn auch noch später bewundern."

Alfredo steckte die Ratte zurück in seine Tasche und setzte sich nun endgültig in seinen Wagen. Remy kletterte indes auch schon wieder aus der Tasche, seinen Arm hoch und machte es sich im Kragenaufschlag des Mantels, hinter dem Nacken seines großen Freundes bequem. Remy war schlau, er wusste eben wo er es am gemütlichsten hatte.

Inzwischen war Alfredo schon längst daran gewöhnt, dass Remy es sich überall in seinen Klamotten gemütlich machte, mal unerwartet in einer Tasche auftauchen würde, sich mal in seiner Haut mit seinen kleinen Pfoten verkrallte oder zwischen seiner Jacke und seinem Oberteil herumkletterte. Das ignorierte er einfach oder nahm es sogar gar nicht mehr wahr.

Nur war die Öffentlichkeit nicht wirklich an diesen Anblick gewöhnt.

Es wurde ihm jetzt wieder klar, als er an der roten Ampel hielt. Er ließ den Blick nur kurz nach links schweifen und schon sah ihm eine Frau, die auf dem Beifahrersitz des Wagens neben ihm saß, völlig schockiert entgegen. Alfredo selbst hatte sich ebenfalls fast erschrocken bei ihrem Anblick.

Sie sah ihn so an, als wäre er ein Geist. Und aus dem Schock wurde langsam Ekel.

Ach natürlich, die Ratte. Wahrscheinlich hielt sie Alfredo jetzt für irgendeinen verrückten Punk, der seine Ratte überall mithinschleppte, sie überall auf sich herumkrabbeln ließ und selber unter dem langen Mantel rumlief wie der letzte Penner.

Remy hatte die Frau inzwischen auch bemerkt und starrte demonstrativ zurück. Er hasste es so angesehen zu werden. Eklige, fette Ratte, das war er doch für diese Leute. Pah! Er war nicht eklig, er putzte sich jeden Tag gründlich, manchmal badete er sogar im frischen Spülwasser, wenn das Geschirr noch nicht drin lag. Und er stank auch nicht, er war sehr sauber, verdammt nochmal.

Und er war nicht fett! Das sollte mal klargestellt werden, er war schließlich nicht Emile! Ja, Emile war eine fette Ratte, auch wenn er seinem Bruder das natürlich niemals sagen würde, aber er, Remy, war nicht fett! Selbst jetzt, wo er quasi immer von gutem Essen umzingelt war, hatte er nicht groß zugenommen. Er empfand es immernoch als unverschämte Frechheit als Schädling beschimpft zu werden. Er gab es zwar nie offen zu, aber es verletzte ihn noch immer sehr, wenn er sowas hörte.

Die Frau jedenfalls hörte nicht auf zu starren, bis die Ampel schließlich auf grün umsprang und Alfredo die Fahrt fortsetzte.

„Ach kleiner Koch, mach dir nichts aus solchen Leuten. Du bist wunderbar, egal was Menschen wie die sagen.", versuchte Alfredo seinen kleinen Freund aufzumuntern, nachdem dieser ein leises Quieken von sich gegeben hatte und sich tiefer in den Kragenaufschlag gekuschelt hatte.

Remy tröstete das nur wenig. Er wusste wie toll er war, er wusste wie viel er Alfredo bedeutete, aber was half das, wenn die große Welt ihn trotzdem für immer so verachtete? Wenn die doch nur wüssten...

Es war noch immer dämmerig draußen, als sie schließlich an dem Supermarkt ankamen. Sie waren eine der ersten Kunden heute, denn viele Autos waren auf dem Parkplatz noch nicht zu sehen.

„So, denk daran, wir kaufen nur Mehl! Ja? NICHTS sonst, ich kenn dich, nämlich kleiner Koch.", sagte Alfredo bestimmt, stieg aus dem Auto und schloss es ab.

Remy krabbelte indessen über seine Schulter in seinen Mantelausschnitt, streckte den Kopf neugierig heraus und sah fasziniert den herabfallenden Schneeflocken zu, wie sie an seiner Nase vorbeiflogen. Ein paar von ihnen blieben auf dem Stoff von Alfredos Jacke liegen, doch sobald Remy sie in berührte schmolzen sie zwischen seinen Zehen dahin.

„Kleiner Koch, ich hätte im Leben nicht gedacht, dass dein wohl erster Schnee dich so faszinieren würde.", meinte Alfredo schmunzelnd und legte seine Hand schon ganz automatisch schützend über seinen Mantelausschnitt und gleichzeitig Remy, als sie den Laden betraten. Er wollte nicht unbedingt so früh am Morgen die Nerven der Kassiererinnen überstrapazieren.

Doch sobald sie dann im Laden waren war Remy in seinem Element und reckte den Kopf zielsicher nach links, wo es zu den Regalen mit Backmischungen und Mehl ging, jedoch ohne sich aus seinem warmen Unterschlupf zu bewegen. Es war einfach viel zu gemütlich zwischen Alfredo und seinem Mantel. Remy sah überhaupt nicht ein diesen neuerrungenen Lieblingsplatz, zumindest für den Augenblick, zu verlassen. Ja, wenn er das nächste Mal mit seinem großen Freund unterwegs war würde er immer so komfortabel reisen. Es war einfach nur unfassbar bequem zwischen dem warmen Mantelfutter und der direkten Körperwärme Alfredos'.

Wortlos nahm dieser inzwischen den gesuchten Artikel, das Mehl, aus dem Regal und verstaute es in einem Beutel, den er dabei hatte.

Damit wäre der ungewollte Montag-Morgen-Einkauf erledigt. Sekunde, gab es da hinten etwa Ziegenkäse im Sonderangebot? Und schon war Alfredo mit den Gedanken wo ganz anders.
 

Eine viertel Stunde später steuerte er mit einem vollgepackten Beutel voller Lebensmittel die Kasse an, welche um diese Uhrzeit noch nicht allzu voll war.

„Na kleiner Koch, wie findest du meine amateurhafte Auswahl", fragte er an die Ratte gewandt, bekam jedoch keine Antwort „kleiner Koch?"

Er konnte es nicht fassen, als er den Blick senkte. Sein kleiner Koch war eingeschlafen. Da schlummerte er tief und fest, in sich zusammengerollt, den eigenen Schwanz einmal ganz um den Körper gewickelt. Seine Flanken hoben und senkten sich nur sehr langsam und die einzige Reaktion die Alfredo bekam, war das gelegentliche Zucken der Ohren und der Schnurrhaare der Ratte.

Der Anblick war kurzgefasst entzückend. Vor allem als er merkte, dass die Ratte mit offenem Mund schlief.

Alfredo hatte Remy noch nie schlafend gesehen. Er hatte ihn öfters schon dösen sehen, aber noch nie in einem so tiefen Schlaf wie jetzt. Er war immer davon ausgegangen, dass die Ratte weniger Schlaf brauchte als er, so erklärte er es sich auch, dass sie meist nach ihm einschlief, aber immer schon vor ihm wach war.

Jedenfalls war der Anblick unglaublich süß. Doch so direkt hätte er das dem kleinen Koch natürlich nie gesagt, diese Ratte hatte immerhin auch ihren Stolz.

Während Alfredo jedoch an der Kasse stand und wartete, wurde die junge Ratte unter seinem Mantel wieder lebendiger. Sein Nickerchen war vorbei und er wollte wieder etwas von der Welt um ihn herum sehen . Etwas schwerfällig strampelte er sich in eine halbwegs aufrechte Position, etwas was Alfredo für den Moment gar nicht mitbekam.

Bis die Kassiererin ihm erschrocken in den Ausschnitt sah.

„Äh... Sie... Sie haben da eine fette Ratte in der Jacke...", stotterte sie panisch und rutschte auf ihrem Stuhl so weit wie möglich nach hinten.

„Was? Oh, ach ja, lassen sie sich gar nicht von ihm stören, er macht nichts, w-wirklich, ich pass schon auf.", versicherte Alfredo ihr etwas nervös und schob den Kopf der Ratte wieder zurück in den Mantel. Remy gab ein Quietschen des Protests von sich, als er so gewaltsam zurück in die Dunkelheit des Mantels geschoben wurde. Was er nicht mehr sah war das leichte Zucken der Kassiererin, als Remy ein Geräusch von sich gab. Sie wollte das hier nur noch schnell hinter sich haben daher zog sie die restlichen Artikel hastig über die Kasse und gab Alfredo sein Wechselgeld mit einer solchen Eile, dass man hätte glauben können, es ginge um ihr Leben.

Nach diesem Vorfall war auch Alfredo erleichtert, als er wieder in seinem Wagen saß und die Einkäufe sicher neben sich verstaut hatte. Remy hatte sich noch immer nicht gerührt und beließ es dabei einfach nur den Kopf aus dem Mantelausschnitt zu strecken.

„Kleiner Koch, wenn du es das nächste Mal für Nötig hältst in meinem Mantel zu nächtigen und das um halb Acht morgens, dann würde ich dich darum bitten nicht sofort nach deinem Erwachen den Kopf in die Welt zu strecken, ja?", sagte Alfredo und stupste ihn ein wenig neckisch mit dem Finger an der Stirn an.
 

Als die beiden schließlich wieder im Apartment ankamen, trennte Remy sich nur sehr ungern von dem warmen Platz, den er die letzte halbe Stunde belagert hatte, doch die Aussicht endlich mit seinem Bûche de Noël anfangen zu können, hellte sein Gemüt sofort auf.

Alfredo verzog sich, nachdem er für Remy alles hingerichtet hatte was er allein nicht schaffte, sofort wieder zurück in sein Schlafzimmer, doch während Remy in alle Ruhe an dem Gebäck arbeitete, kam eine alte Paranoia in ihm auf. Er hatte immer großes Vertrauen in die Kochkünste seines kleinen Kochs gehabt, immerhin konnte er besser kochen als so manche Menschen, aber der Gedanke, dass die Ratte mit einem herkömmlichen Handrührgerät ganz allein in einer Küche mit Cerankochfeld, einem Messerset und einem offenem Ofen war, war ihm nicht ganz geheuer. Mal abgesehen davon, dass die Bude in Flammen aufgehen könnte, beruhigte ihn der Gedanke einer Ratte im Handrührgerät auch nicht unbedingt. Er traute der Ratte viel zu, aber den Kampf Technik gegen Ratte gewann eindeutig die Technik.

Heute konnte er das Schlafen wohl vergessen.

Eher widerwillig lief er den Flur entlang, doch das einzige Geräusch aus der Küche war das Geräusch des Rührgeräts. Kein Piepsen, kein Quieken, nichts. Alfredo wusste nicht ob er beruhigt oder besorgt sein sollte.

„Kleiner Koch?"

Vorsichtig sah er um die Ecke und entdeckte die graue Ratte, wie sie damit beschäftigt war den Teig zu Rühren und dabei hochkonzentriert auf die Schüssel sah, auf deren Rand er saß. Der hatte es geschafft das Handrührgerät auf niedrigster Stufe zu halten und rührte so gerade den Teig.

Es war noch immer sehr schwierig für Remy größere Gerichte ganz allein zu kochen, da seine körperlichen Fähigkeiten als Ratte sehr eingeschränkt waren. Er schaffte es Eier aufzuschlagen und Zutaten in einen Topf zu hauen, aber wenn es ums schneiden, rühren und kneten ging, brauchte er wirklich Hilfe, zumindest wenn das Essen gut werden sollte. Das wurde es auch so, aber mit Hilfe wurde es eben NOCH besser.

„Kleiner Koch?", fragte Alfredo nochmals um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Diesmal drehte die Ratte den Kopf nach ihm um.

„Soll ich dir irgendwas helfen? Komm, lass mich das heben." Zugegebener Maßen, Alfredo war unglaublich erleichtert, als er das Rührgerät endlich in der Hand hielt und wusste, dass der Ratte nichts passieren würde. Er konnte zwar selbst nicht kochen, aber einen Teig verrühren, dafür war selbst er nicht zu blöd.

Remy war ebenfalls froh über die unerwartete Hilfe. Er hatte um ehrlich zu sein nicht mehr damit gerechnet, dass Alfredo sich doch noch mal zu ihm begeben würde, im Gegenteil, er hatte daran geglaubt, dass er nie wieder auch nur daran denken würde zu kochen. Er aß immer in seinem Bistro und wenn nicht dort, dann kochte Remy ihm und sich selbst zu Hause etwas. Oder Colette kochte, wenn sie zu Besuch war.

Aber dass Alfredo auch nur das Handrührgerät in die Hand nahm, war für Remy ein wirkliches Zeichen dafür, dass sein großer Freund sich ernsthaft um ihn sorgte.
 

Als das Bûche de Noël einige Zeit später endlich fertig gebacken und servierfertig war, war es beinahe schon Mittag und Remy hätte sich genauso gut an das Mittagessen setzen können. Doch die Ratte bestand darauf, dass sein erstes, selbstgebackenes Weihnachtsgebäck feierlich jetzt und sofort probiert werden sollte.

So saßen er und Alfredo also auf dem Sofa, während im Hintergrund der Fernseher dudelte.

„So kleiner Koch, hiermit probieren wir hochoffiziell dein erstes Bûche de Noël. Auf deine Kochkünste, auf dass-" Doch er wurde jäh durch das klingeln der Haustür unterbrochen.

Genervt rollte Remy die Augen und quiekte empört, als der Rothaarige einfach aufsprang und das Essen unangerührt auf dem Sofa liegen ließ.

Remy sah ein paar Mal zwischen dem Essen und Alfredo hin und er und überlegte es vielleicht einfach selbst zu probieren, ohne auf ihn zu warten, doch das fand er zu unhöflich. Er hatte seinen großen Freund wegen dieses Gerichts heute Morgen durch halb Paris gejagt und jetzt würde er auch auf ihn warten.

„Oh, Cheri! Komm doch rein, wir wollten grade Essen."

Colette.

Remy seufzte. Er mochte die Frau ja ganz gut leiden, aber momentan war er einfach nicht in der Stimmung für Besuch. Er wollte dass endlich jemand seine neue Kreation probierte! Er war ja schließlich auch so ein bisschen ein Künstler und die hatten ja bekanntlich gelegentlich echt seltsame Launen.

Als Colette und Alfredo nicht augenblicklich ins Wohnzimmer kamen, so dass Alfredo ENDLICH das Bûche de Noël probieren konnte, gab Remy ein lautes Piepsen von sich, was hoffentlich jeder gehört hatte.

„Was will er denn? Hast du vergessen ihn zu füttern?", fragte Colette schmunzelnd aus dem Flur. Remy fand das jedoch gar nicht witzig. Wenn nicht endlich jemand sein Gebäck probierte würde er es eben allein aufessen.

„Er hat gebacken und mich heute Morgen dazu genötigt mit ihm Mehl dafür einzukaufen. Glaub mir, wenn ich sein Bûche de Noël nicht ganz schnell probiere, wird mir heute Nacht wahrscheinlich jemand die Hauptschlagader annagen", kam Alfredos Stimme aus der Küche „willst du auch was?"

„Gerne.", kam Colettes Antwort und sie gesellte sich nun ins Wohnzimmer.

„Bonjour kleiner Koch, hat dir der erste Schnee gefallen?" Unglaublich, jetzt fing sie auch schon an richtige Gespräche mit der Ratte zu beginnen.

Remy zuckte nur kurz mit den Schnurrhaaren, beachtete sie jedoch nicht groß weiter, als Alfredo mit einem weiteren Stück für Colette ins Wohnzimmer kam und es ihr gab.

„Also dann, lasst es euch schmecken. Auf die Kochkünste des kleinen Kochs.", sagte Alfredo feierlich.

„Auf dass du uns noch lange erhalten bleibst.", fügte sie hinzu.

Den Gesichtern der beiden nach zu urteilen war das Bûche de Noël gut – sehr gut sogar.

Remy selbst fand das natürlich auch, er hatte ja selbst auch ein kleines Stück in den Pfoten, was jedoch ziemlich aufs Sitzpolster gekrümmelt hatte.

„Das ist fabelhaft", meinte Colette begeistert „gibt es noch mehr?"

„Sicher, ich hol dir noch mehr. Kleiner Koch, willst du noch was?"

Remy schüttelte den Kopf und kletterte kurz darauf mit Hilfe des Vorhangs auf das Fensterbrett, auf dem sein eigener Schlafplatz, ein kleines Kissen, stand. Er war noch immer ein wenig müde und so ein kurzes Mittagsschläfchen würden ihm sicherlich nicht schaden. Es war immerhin ein anstrengender Morgen gewesen.



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