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New Millennium

von

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Unstimmigkeiten

Golyath verließ als erstes seine Maschine, sichtlich stinksauer. „Das ist alles deine Schuld!!“, brüllte er wütend zu Lyial, der neben ihm aus Amun stieg. „Wärst du nicht so ein Schwächling und könntest Amun besser steuern, hättest du das Schild früher brechen können! Und dann wäre ich nicht so abgeschossen worden!“ Wie immer sah er den Fehler nicht bei sich, sondern bei Lyial, eine seiner größten Schwächen. Aber er hätte wohl so oder so nie irgendjemanden als Franklins Nachfolger akzeptiert. „Ich dachte, du kommst so gut mit Maschinen klar! Aber das war ja eine schwache Vorstellung!“, fauchte er, während er dem Jungen immer näher kam und ihn schließlich grob am Kragen packte.
 

„Golyath … ich …“ Lyial hingegen verstand die Welt nicht mehr. Er hatte ihm doch geholfen, ihn vor größerem Schaden bewahrt. Er stotterte nur leise.
 

„Du bist der größte Versager, den ich kenne! Franklin wäre das nie passiert! Franklin war ein echter Profi! Aber du … !“ Golyath schüttelte ihn sogar richtig durch, für alle Anwesenden war es nichts Neues, den Mann so in Rage zu sehen. Aber dennoch war jedem klar, ganz alleine Lyials Schuld war das nicht.
 

„Es … tut mir Leid …“, murmelte Lyial nur, er wollte keinen Streit, deswegen widersprach er auch nie.
 

Gerade, als Golyath wieder loslegen wollte, ließ er Lyial plötzlich los. Er spürte einen Blick hinter sich, einen, der ihn richtig durchbohrte.
 

"Es gibt nichts Bemitleidenswerteres als jemand, der anderen die Schuld an seinen Fehlern gibt. Wenn du wirklich so gut wärst, könnte dich auch niemand hinunterziehen. Aber das ist nicht der Fall. Du wurdest getroffen, weil du mitten im Kampf abgelenkt warst.“ Es war Samuil, der den Ausbruch von Golyath mitbekam. Man sah ihm an, dass er wegen des Verhaltens seines Schülers vor Wut kochte. So etwas konnte er einfach nicht dulden.
 

Golyath schnalzte nur mit der Zunge, „Tch …“, dann ließ er von Lyial komplett ab, warf ihm aber doch noch einen finsteren Blick zu, ehe er seines Weges ging und den Hangar verließ. Dabei ging ihm jeder Techniker aus dem Weg, dank seiner mörderischen Ausstrahlung.
 

Die Stimmung war ziemlich angespannt. Und Lyial wusste nicht, was er tun sollte. Er stand hilflos da, zwischen dem General und seinen anderen Kollegen. War es denn nun sein Fehler? Oder doch nicht? Er fragte sich das immer wieder, er wollte wirklich keinem zur Last fallen.
 

„Wisst ihr was euer Fehler war?“, der General verschränkte die Arme. Kurz herrschte Stille, aber für eine Person lag es klar auf der Hand.
 

"Fehler? Ganz simpel ... Mangelndes Verständnis für Teamwork." Sorata antwortete monoton, es war auch sehr offensichtlich.
 

"Der Zwerg kämpft nur für sich alleine. Der Große hat ein Problem mit Lyial und lebt in der Vergangenheit. Sorata und Lyial versuchen immer alle zusammenzuhalten, das klappt aber nicht, weil beide eher kalte Fische sind. Und wenn Clovis dabei ist, lenkt er alle nur mit unsinnigen Gesprächen per Funk ab. Heute habt ihr mich vor all den anwesenden Schülern blamiert.“ Das waren harte Worte, die der General da aussprach. Ihm wich die Strenge auch nicht aus dem Gesicht, er war wirklich sehr verärgert.
 

„Nicht, weil ihr verloren habt. Nicht, weil ihr den Rückzug antreten musstet. Sondern weil ihr … weil ihr euch wie verdammte Kleinkinder benehmt! Ihr achtet nicht aufeinander. Und wenn doch, dann nicht genug. Weil es immer noch Krisen zwischen euch gebt. Verdammt … Ihr seid Kollegen. Ein Team. Wenn das nicht bald in euren Schädel kommt … Wird sich alles nur wiederholen. Wollt ihr etwa wieder das Leben eines Kollegen riskieren? Wenn das so weiter geht, muss ich mir eine neue Elite suchen …“ Er starrte sie so kalt und durchdringend an, dass sich auch keiner mehr traute, das Wort zu erheben. Er hatte jeden einzelnen Elitepiloten selbst auf Herz und Nieren getestet. Er hatte sie auserwählt, gab dem Präsidenten von Heliopolis das Ehrenwort, dass sie die besten der besten waren. Er wollte nicht an seiner Entscheidung zweifeln und schon gar nicht Schande über seine Kolonie bringen.
 

Aber etwas brachte ihn dann plötzlich völlig aus dem Konzept, weswegen seine Augenbrauen und seine Mundwinkel anfingen zu zucken.
 

Es war immer ein Trubel, wenn Ammadon eine Räumlichkeit betrat. Diesmal waren es die weiblichen Techniker, die bei seinem Anblick lautstark schmachteten. Sie kicherten, tuschelten und als er ihnen zuzwinkerte, fiel auch eine von ihnen fast von ihrer Hebebühne.
 

Und Vilkas war auch eingetroffen, sein Bruder benachrichtigte ihn wegen des Schadens an den Elitemaschinen, vor allem an Anubis. Das würde wieder viel Arbeit bedeuten. Arbeit, Überstunden und wenig Zeit für seinen Ehemann. Als die drei Generäle in Reih und Glied standen, wirkten zwei von ihnen ziemlich schlecht gelaunt, während der dritte wie immer nur strahlend lächelte. Die Elite war höchst verwirrt von dem Anblick, auch wenn er eigentlich gewohnt war.
 

Für Samuil hatte die schlechte Launte nun einen weiteren Grund. Und der stand neben ihm, der blassblonde Mann mit der engelsgleichen Erscheinung. Er linste zu ihm, bekam wie immer Gänsehaut von diesem schönen Lächeln. Denn die Wahrheit war … er liebte ihn. Schon so lange. Ja, fast schon, seitdem sie sich kannten. Und trotz ihrer engen Freundschaft und gemeinsamen Vergangenheit entschied Ammadon sich für Vilkas. Aber er wusste schon, wo der Fehler lag. Er war ja nicht gerade eine angenehme Persönlichkeit. Oder nett. Und mittlerweile brachte ihn auch nichts mehr aus der Ruhe, als diese beiden Liebestollen turteln zu sehen.
 

Als er seine Gedanken wieder fassen konnte, versuchte Samuil abschließende Worte zu und eine Lösung für die Probleme zu finden: „Gut … Da wir nun wissen, woran wir arbeiten müssen… Ammadon. Das ist ab jetzt deine Aufgabe! Bring ihnen richtiges Teamwork bei! Oder setz’ eine Gesprächsrunde an, keine Ahnung. Anscheinend herrschen hier viele Spannungen.“ Das war Samuils brillanter Plan. Da er so schlecht mit diesem ganzen Gefühlszeug war, schob er die Arbeit einfach auf Ammadon. Der war ja selbst fast eine Frau, also musste ihm das liegen. So lautete zumindest Samuils Schlussfolgerung.
 

„… Moment, mein Problem? Nein, das ist ein Irrtum. Ich bin der oberste Navigator, die Mädchen sind mein Problem, aber sie sind ja keines, da sie hervorragende Arbeit leisten. Die Kämpfer … die sind dein Problem. Du musst ihnen Teamwork beibringen. Zieh mich da bitte nicht mit rein …“ Ammadon klang nicht sehr begeistert. „Vielleicht ist es ja deine aggressive Art, die sie inspiriert?“ Sonst traute sich niemand, den General zu kritisieren, aber Ammadon hatte keine Angst vor seinem Kindheitsfreund. Und mit seiner sanften Stimme klang sowieso alle viel netter, als es war.
 

Samuil sah Ammadon mit offenem Mund an. Er wollte doch nur Hilfe von ihm. Er hatte kein Talent dafür, Streitschlichter zu sein. Er drang auch nie zu den Kindern durch, wenn er mit ihnen sprach. Dafür war er einfach zu sehr ... militärisch. Sie hatten ihn immer als strengen, gnadenlosen General in Erinnerung. Er gab sich seufzend geschlagen, warf dann wieder einen strengen Blick zu den Piloten. „… Wir sehen uns … morgen beim Training. Verschlaf’ nicht wieder, Lyial.“
 

„J-Ja, Herr General!“ Lyial salutierte panisch, gefolgt von seinen verbliebenen Kollegen, bevor der General dann selbst wegtrat.
 

Ammadon hingegen kicherte nur über seinen kleinen Sieg, klatschte dann laut in die Hände. „Kinder, ich finde, ihr habt gut gekämpft. Es war eine überraschende und unvorteilhafte Situation und ihr habt euer bestes gegeben. Ihr dürft nicht vergessen, eure Gegner steuern nicht nur Maschinen, sondern sind höchstwahrscheinlich selbst welche. Sie denken anders als wir. Sie kämpfen anders als wir. Es bedarf wohl noch ein wenig Training, bis ihr ihnen das Wasser reichen könnt. Und der erste Schritt dazu … so gebe ich Samuil Recht … ihr müsst lernen, besser zusammenzuarbeiten. Ich sehe, die Ansätze sind da … aber ihr dürft eure Sorgen und Probleme nicht in den Kampf bringen. Denkt bitte darüber nach und ruht euch nun aus. Morgen geht es normal mit eurem Training weiter.“ Ja, Ammadons Art zu kritisieren war wesentlich sanfter und einfühlsamer. Vielleicht konnte er sie ja eher dazu bewegen, nachzudenken. Und dann entließ er die Piloten in ihre Freizeit, es war genug zu dem heutigen Kampf gesagt worden.
 

Schließlich fixierte Ammadon mit seinem lieblichen Blick seinen Ehemann, grinste und tänzelte regelrecht zu ihm. „Du hast nun sicher viel Arbeit … Kommst du heute wieder nicht heim? Ahh … Da kann man nichts machen. Überanstreng’ dich nicht. Du hast genug talentierte Techniker hier, die dir etwas Arbeit abnehmen können, vergiss' das nicht.“ Es war also wie immer. Die Arbeit stand zwischen ihnen. Er gab Vilkas einen liebevollen Kuss gegen die Wange, drehte sich dann am Absatz seines Schuhes um und stolzierte davon, was nicht nur Vilkas traurig stimmte, sondern auch die verliebten Technikerinnen.
 

Niedergeschlagen kam Lyial nach Dunkelheitseinbruch in sein Quartier zurück. Diese Mission war ein wirklicher Reinfall, eine unschönes Erlebnis. Und er fühlte sich schuldig. Er wollte zu dieser Elite gehören, er wollte von Nutzen sein. Aber alles, was er zu hören bekam, waren Vorwürfe. Er war nicht gut genug, er war nicht wie sein Vorgänger. Und für jemanden wie Lyial war das schwer zu verstehen. Hieß das nun, er sollte so wie Franklin werden? Er war verwirrt, immerhin wusste er nichts über seinen Vorgänger. Und so wirklich wohl war ihm bei dem Gedanken auch nicht. Es fiel ihm schon schwer, eine eigene Persönlichkeit zu sein, so ohne eine richtige Vergangenheit. Sein Kopf brummte dank der heutigen Ereignisse, er war nun doch froh, endlich einen erholsamen Schlaf zu bekommen.
 

Und dann fiel ihm ein, als er vor dem Bett stand, dass er ja nicht mehr alleine hier war. Er hatte ja einen Mitbewohner. Er blinzelte irritiert, als er Blaire sah, der tief und fest schlief, mit Armen und Beinen so ausgebreitet, dass hier doch gar kein Platz mehr für Lyial war. Dabei war das Bett so riesig, wie schaffte der Junge das nur?
 

Also blieb ihm nichts anderes übrig ... Nachdem er sich seinen Pyjama angezogen hatte, breitete er eine Decke am Fußboden aus. „Heute schlafe ich bei dir, Merlin. Ich möchte Blaire nicht wecken. Er hatte doch eine lange Reise, oder? Er ist sicher sehr müde. … Gute Nacht.“ Und dann legte er sich hin, wenigstens gab es hier eine Fußbodenheizung. Aber das änderte nichts daran, dass der Fußboden unangenehm hart war …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shunya
2014-10-04T14:06:44+00:00 04.10.2014 16:06
Ui, das neue Kapitel war etwas kürzer diesmal. OwO
Lyial musste wieder einiges einstecken. Viel Rückgrat hat er allerdings auch nicht gerade. Aber immerhin ist er nicht der einzige, der Schuld an der Misere ist. Golyath hat ja auch für einiges an Chaos gesorgt.
Armer Samuil. XD Ammadon hat noch einen Verehrer. lol
Na ja, bei seinen Leuten muss Samuil sich ja auch nicht allzu beliebt machen, er ist ja immerhin ihr Vorgesetzter. Nicht, dass sie noch den Respekt vor ihm verlieren. XD lol
Japp, dass schaffe ich auch. So ein Doppelbett kann ich auch locker für mich beanspruchen. XD hahaha~
Lyial hätte Blaire doch einfach an die Seite schieben können. XD
Da muss er doch nicht aufm Boden schlafen. Er ist so naiv. Süß. >XD hahahah~


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