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Zwei Puppen, ein Herz

Auch Puppen haben ein Herz...
von

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Erstes Blütenblatt

Mitten im Regen und völlig durchnässt stand eine Kiste vor einer Höhle. Dem Versteck von Akatsuki. Obwohl die Kiste alt aussah, war sie mit feinen Verziehrungen geschmückt. Rosenranken waren überall eingraviert. Plötzlich verschob sich der Stein, der den Eingang zur Höhle verschloss und zwei Männer traten heraus. Ein Rothaariger und ein Blonder.

„Was ist das, hm?“, fragte der Blonde. Der Rothaarige warf ihm daraufhin einen vernichtenden Blick zu.

„Sei einfach still und schlepp sie rein. Ich seh mir das später an.“, antwortete dieser ruhig. Der Blonde zuckte mit den Schultern und zog die Kiste mit aller Kraft in die Höhle. Der andere folgte ihm. Der Eingang schloss sich wieder. Kaum hatten sie die Höhle betreten, kam ein grauhaariger fluchend und meckernd den Gang hinuntergelaufen. Er war anscheinend so abgelenkt, dass er die beiden gar nicht bemerkt hat. Die schwere Kiste außen vor gelassen. So knallte er mit voller Wucht gegen die Kiste, insbesondere gegen die Schnallen, die sie zuhielten. Diese sprangen auf und der Deckel flog förmlich auf.

„Kannst du nicht aufpassen?“, herrschte ihr der Rothaarige an.

„Mann, Sasori, komm mal wieder runter!“, rief er empört.

„Du nervst, Hidan, hm.“, gab der Blonde dazu. Beide funkelten sich gegenseitig an.

„Haltet kurz die Klappe“, zischte Sasori und beugte sich über die geöffnete Kiste, „seht euch das an!“ In seinem Gesicht stand Erstaunen und Faszination deutlich geschrieben. Hidan gesellte sich zu ihm und sah auch in die Kiste. Auch er hielt den Atem an. Deidara ebenfalls. Sie konnten nicht fassen, was sie gerade sahen. Sogar dem vorlauten Hidan fehlten die Worte.

Vor ihnen lag ein Mädchen. Ihre langen silber-violette Haare lagen ausgebreitet neben ihrem Körper. Ihre sanften Züge deuteten darauf hin, dass sie schlafen würde. Ihre Augen waren geschlossen, doch sie hatte Wimpern, die jede Puppe neidisch machen würden. Sie trug ein rotes Kleid und weiße Stiefel. Ihre Blicke trafen auf das Gleiche: die verwelkte Rose in ihren Händen.

„Sie... ist wunderschön.“, flüsterte Deidara. Hidan nickte. Selbst ihm verschlug dieser Anblick die Sprache.

„Sie sieht aus... wie eine perfekte Puppe.“, äußert sich auch Sasori. Sowas hatte er noch nie gesehen. Hidans Hand wanderte zu einem Objekt, der neben dem Mädchen lag. Eine Art Schraube.

„Nichts anfassen! Da muss ein Profi ran!“, zischte Sasori wütend. Leicht erschrocken zuckte Hidan zurück und machte eine Fliege. Wenn er sie angefasst hätte, hätte Sasori ihn umgebracht, obwohl er unsterblich ist. Doch leiden hätte er trotzdem müssen.

Entschlossen klappte Sasori die Kiste wieder zu und ordnete seinem Partner: „Schlepp sie in meine Werkstatt. Wehe du bist nicht vorsichtig.“ Der besagte Partner salutierte und zog die Kiste vorsichtig in die Werkstatt, in der es nur so von Puppen wimmelte. Unterwegs begegnete er Konan und Kisame, die ihm dabei halfen.

Angekommen, scheuchte Sasori alle zur Tür hinaus und als er sich vergewissert hatte, dass niemand mehr da war, öffnete er die Kiste wieder. Sie sah einfach perfekt aus. Selbst er hätte keine Puppe bauen können, die so wunderschön war. Er nahm die große Schraube in die Hand und begutachtete sie. Vorsichtig legte er einen Arm unter die Schultern des Mädchens und gob sie hoch. Sie fühlte sich eiskalt an und erstaunlich leicht. Aber was war das? Am Hals bemerkte er eine Marke. Eine Einkerbung. Einen Zusammenschluss von zwei Teilen. Ihr Körper war nicht aus Fleisch, sondern aus Holz! Aus reinem Rosenholz! Sie war eine Puppe! Vor Schreck hatte er sie fast fallengelassen, doch dann hätte er die ewige Schönheit dieses Werkes ruiniert.

Da verstand er es. Sie war eine Puppe, die man aufziehen musste. Er zog den Knoten ihres Kleides auf der Rückseite und und fand ein großes Loch. Hier musste er die Schraube hineinstecken. Vorsichtig steckte er das Objekt hinein und drehte ihn ein paar Male. Dann band er den Knoten wieder zu und legte sie zurück. Er wartete und wartete.

Nichts.

War sie etwa kaputt? Aber da sah er es. Die verwelkte Rose in ihrer Hand begann aufzublühen. Sie entfaltete ihre Blütenblätter. Dieser Moment war so magisch, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ihre Lider flackerten und ruckartig schlug die Puppe sie auf. Ihre Auge waren unbeschreiblich. Eine wunderschöne Farbe, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Eine magische Mischung aus violett und braun. Mechanisch setzte sie sich auf und rückte ihren Kopf richtig. Mit wachen Augen sah sie ihn an. Er sah sie ebenfalls gebannt an. Wortlos streckte sie ihren rechten Arm ruckartig aus und reichte ihm die Rose. Ihre Gelenke waren so fein gebaut, dass mn die Verbindungen kaum wahrnahm. Wie verzaubert nahm er ihr die Rose ab.

Plötzlich flogen weiße Blütenblätter um sie herum und der Duft von Rosen war überall.

„Ich danke dir.“, sagte sie. Sasori erstarrte. Sie konnte sprechen! Ihre Stimme klang wie ein Windspiel.

„Danke, dass du mich aufgeweckt hast. Mein Name ist Clarity.“, sprach sie.

„Ich bin Sasori.“, stellte er sich vor. Sie neigte kurz den Kopf.

„Sasori, du bist nun mein Meister, du bist mein Medium.“

„Dein Meister? Aber ich bin doch auch eine Puppe.“

„Nein, bist du nicht. Ich bin eine Puppe.“

„Was? Wo ist der Unterschied?“, fragte er ungläubig. Stellte sie gerade seine Kunst in Frage?

„Puppen haben kein Herz.“ Toller Unterschied. Aber ohne Herz würde er auch nicht leben.

„Ich will aber nich dein Medium sein. Nicht deine Kraftquelle.“, entgegnete er.

„Das hast du aber schon als du meine Rose akzeptiert hast.“, sagte sie und stieg aus der Kiste. Sie war mindestens 5 Zentimert größer als er selbst.

„Hier trennen sich dann unsere Wege.“, flüsterte sie und ging an ihm vorbei. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Jetzt war er auch noch ihre Kraftquelle! Dabei war er doch selbst eine Puppe!

Währenddessen irrte Clarity in der Höhle herum. Sie kannte den Ort nicht. Sie konnte sich an nichts erinnern. Auf der Suche nach einem Hinweis durchstreifte sie die Gänge. Da fand sie etwas: Ein Kalender. 8. April x53. Also wurde sie das letzte Mal vor 20 Jahren erweckt. Das war eine lange Zeit.

„Na wen haben wir denn da? Ist die Prinzessin endlich aufgewacht?“, ein Typ mit violetten Augen sah sie lüstern an. Als er einen Schritt auf sie zutrat, schossen plötzlich Rosenranken vor und hielten ihn fest.

„Komm mir nicht zu nahe.“, sagte sie emotionslos und huschte an ihm vorbei. Den Typ konnte sie nicht ausstehen. Als sie um die Kruve ging, erwartete dort eine blauhaarige Frau. Sie hielt ihre einen Blumenstrauß aus Papier hin.

„Ich bin Konan. Willkommen bei Akatsuki.“, stellte sie sich vor. Aus reiner Höflichkeit nahm Clarity den Strauß an und ließ als Gegenzug einen Strauß schneeweißer Rosen erscheinen.

„Vielen Dank. Ich bin Clarity.“ Konan führte sie in einen Raum, in dem weitere Leute mit schwarzen Mänteln versammelt waren.

„Ich bin Pain, der Anführer von Akatsuki.“

„Ich bin Deidara, Sasoris Partner.“

„Ich heiße Kisame.“, stellte sich ein fischähnlicher Mann vor. Er überragte sie wenigstens um einen Kopf.

„Und ich bin Hidan.“ Der Typ schon wieder.

„Ich heiße Kakuzu und hoffe, dass du nicht mein Geld verschwendest.“

„Itachi Uchiha.“

„Ich bin Zetsu. Kann man dich essen?“

„Ich bin Clarity, die weiße Rose der Reinheit.“

„Du kommst zuerst bei Konan unter, damit Hidan dich nicht weiter belästigen kann.“, kommandierte Pain und Konan führte sie hinaus. Das Zimmer war nicht groß und hatte nur ein Bett.

„Tut mir Leid. Ich war immer die einizge Frau hier gewesen. Morgen wird Kakuzu dir eins kaufen. Heute schläfst du auf der Couch draußen, geht das in Ordnung?“, erkundigte sich Konan freundlich und wies auf das Bett. Warum war ein so herzensguter Mensch bei einer Verbrecherorganisation?

„Ist kein Problem. Ich schlafe nicht. Ich brauche nur meine Kiste.“, antwortete Clarity monoton. Konan staunte nicht schlecht. So sprach doch nur Sasori oder Itachi, aber gut. Etwas Ruhe konnte man hier vertragen. Wortlos drehte sie sich um und ging schnurstracks wieder in Sasoris Werkstatt um sich ihre Kiste zu holen. Diese Werkstatt war gruselig und düster. Von Reinheit keine Rede. Wen hatte sie sich da nur als Medium angeschafft? Warum kam er ihr so bekannt vor?

Vorsichtig sah sie sich seine Marionetten an. Alle sehr fein gebaut, doch kein Funken Leben steckte in ihnen. Schade eigentlich.

Endlich hatte sie ihre Kiste gefunden. Sie war immer noch geöffnet, doch von Sasori keine Spur. Mit einem Ruck klappte sie sie zu und schleppte sie nach draußen. Sie war ziemlich schwer. Sie hatte sie noch nie schleppen müssen. Alle Meister hatten sie auf der Hand getragen und sie verwöhnt. Ihre Truhe musste so nie schleppen.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte plötzlich Deidara. Sie schüttelte den Kopf. Sie war nie auf die Hilfe anderer angewiesen. Ihr Medium musste ihr immer helfen. Doch ihr Medium war verschollen. Einfach abgehauen.

Tzotz ihres Protestes nahm er das andere Ende der Holztruhe und schob sie voran. Erstaunt blickte sie ihn an. Er jedoch grinste.

„Mach dir nichts draus. Sasori ist immer so.“

„Sprich nicht schlecht über meinen Meister.“, fuhr sie ihn an. Sie wollte das nicht sagen, doch Puppen wie sie mussten ihrem Meister treu dienen und ihn verteidigen. Deidara zuckte mit den Schultern und schleppte die Kiste bis Konans Zimmer.

„Weiter kann ich nicht, sonst wird Konan mich schlagen.“, er sah sie entschuldigend an. Sie nickte ihm dankend zu. Das Wort Danke galt nur ihrem Meister.

„Da bist du ja“, Konan kam lächelnd aus dem Zimmer und half ihr die letzten Meter mit der Truhe.

„Wo ist Meister Sasori?“, erkundigte sich Clarity.

„Keine Ahnung, aber ich habe da so eine Ahnung, wo er sein könnte. Folge einfach dem Fluss, der nach Osten führt.“, riet sie und zwinkerte. Clarity nickte leicht und folgte der Wegbeschreibung. Schließlich fand sie ihn auf einem Baum stizend.

„Was willst du?“, fragte er monoton.

„Reden.“, gab sie ebenfalls gleichgültig zurück.

„Worüber?“

„Über alles.“

„Tolle Antwort. Was?“

„Warum bist du eine Puppe?“

„Das geht dich nichts an.“

„Warum denkst du so?“

„Das geht nur mich was an.“

„Warum lehnst du mich ab?“

„Du nervst!“, herrschte er sie an, doch sie war weg. Einfach verschwunden. Er seufzte. Mit diesem Mädchen konnte er nicht reden.

Verletzt ging Clarity durch das Gebüsch. Sie wollte doch nur reden. Sie wollte ihm von sich erzählen. Das hatte wohl nicht geklappt. Die Sonne ging langsam unter. Der Himmel war wunderschön. All diese rötliche Farben verzauberten sie. Die Schönheit der Natur hatte sie noch nicht sehen können. Sie dachte an die schöne Zeit zurück, in der ihr Medium sie wie eine Prinzessin behandelt hatte. Vögel zwitscherten und die Blätter wehten im Wind. Es wurde allmählich Herbst. Genau zu dieser Jahreszeit wurde sie das letzte Mal erweckt. Wie schnell die Zeit doch verging. Nach dem Herbst kam der Winter. Die Jahreszeit des Todes. Lebewesen sterben mit der Jahrszeit. Herzen verbittern durch die Kälte.

Plötzlich raschelte es im Laub. Abrupt drehte sie sich um und stand nun ihrem Meister gegenüber.

„Tut mir Leid wegen vorhin.“, meinte er zögerlich. Sie nickte nur. Sie hatte die Pflicht, seine Entschuldigung anzunehmen. Eine sanfte Brise wehte durch den Plateau und ließ ihre Haare flattern. Der Duft von Rosen lag wieder in der Luft.

„Es wird langsam kühl. Wir sollten zurück.“, sagte er und ging voraus. Sie folgte ihm schweigend. Sie hatten nichts zu besprechen.

In der Höhle angekommen lief sie schnurstracks wieder in Konans Zimmer, nur um ein trostlosen Zimmer vorzufinden. Diese Höhle insgesamt war trostlos. Kein Leben. Keine Blumen. Sie mochte keine Leere. Sie mochte es, wenn Menschen sich freuten und glücklich waren. Sie seufzte leise und schloss die Augen. Sie wollte den Leuten hier eine Freude bereiten und ein bisschen Farbe in ihr Leben bringen. Ein helles Leuchten hüllte sie ein. Das Rascheln von Blütenblätter war zu hören. Um sie herum wuchsen weiße rosen aus dem steinernden Boden. Die ersten Ranken begannen die Wände hochzuklettern. Schon bald war das Zimmer noch mehr so trostlos wie vorher. Auf den Wänden saßen vereinzelte Rosenränke, die ihre Blüte präsentierten.

Mit einem befreiten Gefühl ging sie zu ihrer Kiste und klappte den Deckel auf. Da fiel ihr Blick auf etwas Rechteckiges. Ein brauner Rahmen mit einem umgedrehten Bild. Vorsichtig nahm sie es hervor und drehte es um. Sie erstarrte. Es zeigte ein Ehepaar mit einem kleinen rothaarigen Jungen auf dem Arm. Neben ihnen...sie selbst. Der Mann auf dem Foto war ihr letzter Meister gewesen, an dem sie immer noch hing. Dieses Bild stellte sie auf dem Fensterbrett ab. Diese Erinnerung wollte sie für sich behalten. Ihr jetziger Meister sollte nichts davon wissen. Ein weiteres Bild kramte sie hervor. Auch dieses Bild weckte Erinnerungen. Es zeigte einen Mann, den man nicht mehr erkennen konnte, welcher fünf Mädchen im Arm hielt. Vier von ihnen lächelten, nur eins nicht. Clarity schüttelte den Kopf. Sie packte das Bild in der Mitte an den Rändern und... zerriss es. Damit hatte sie abgeschlossen.

Mit gutem Gewissen stieg sie wieder in ihre Kiste und zog den Deckel bon innen zu. Sie kuschelte sich in das weichen Samt und schloss die Augen.

„Vater.“, flüsterte sie leise und schlief ein. Sie hatte ja keine Ahnung, dass das zerrissene Bild sich von allein wieder zusammengefügt hat...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Celeste
2014-10-08T16:39:37+00:00 08.10.2014 18:39
Tja Liebes, hab echt nicht gedacht, dass du ohne mich losgelegt hast. Das ist ja immerhin nicht die Fortsetzung von A Vampire's Tears. Die kommt ja schließlich noch. Nur so nebenbei, wiefindest du Zeit überhaupt um überhaupt ein Kapitel hochzuladen? Wie dem auch sei, schöner Auftakt. Mal sehen wie´s weitergeht :-)
Von:  fahnm
2014-10-07T19:52:37+00:00 07.10.2014 21:52
Super Kapi


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