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Eine Meerjungfrau küsst man nicht

von

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Ein ungebetener Gast

Mit pulsierenden Schädel erwacht Berthold aus einem tiefen Schlaf.

Dem lauten gekrächzte vor seinem Schlafzimmerfenster, so wie das ebenso nervige

Sonnenlicht zu urteilen, welches durch die Fenster blendet, ist anzunehmen, dass es bereits nach Zwölf ist.

Berthold blinzelt kurz auf, eh er merkt wie alles vor seinen Augen verschwimmt. Grummelnd drückt er seine Lieder wieder zu und windet seinen Körper unter der Bettdecke.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schmatzt er leise verschlafen und atmet tief durch die Nase ein und aus.

Er schiebt seinen Körper weiter gegen den warmen Pol, welcher hinter ihm zu liegen scheint.

Als ein Grummeln hinter sich ertönt, schlagen Bertholds Augen sofort auf. Sein Atem stockt.

Panisch wendet er sein Gesicht leicht zur Matratze, merkt so, dass sein Kopf nicht wie üblich auf seinem gewohnten, weichen Kopfkissen liegt sondern auf einem Arm. Nicht sein Arm. Ein fremder Arm.

Und als sei diese Erkenntnis nicht schon schlimm genug, so bemerkt er, dass es ein ziemlich muskulöser Arm ist. Auch die Tonlage des Grummelns klang nicht gerade zierlich weiblich.

/Oh Nein!/, denkt er sich erschrocken und verzieht nach und nach unwohl die Miene.

Vielleicht war das Ganze ja auch ein großes Missverständnis?

Nicht im Geringsten. Er spürt durch das aneinander reiben seiner Beine, das Fehlen seiner Boxershorts.

Er holt tief Luft.

/Okay Berthold, was hast du angestellt? Wie konnte das hier passieren? Du wirst mit einem Kater, auf einem ziemlich männlich wirkenden Arm liegend, wach und noch dazu nackt-komplett nackt! Und wenn dies hier hinter mir jetzt kein Mannsweib ist, gehe ich sehr stark davon aus, dass es ein Kerl ist/

Bertholds Gesicht dreht sich cm um cm auf dem kräftigen Oberarm herum, darauf bedacht die fremde Person hinter sich nicht zu wecken.

Seine grünen Augen schielen regelrecht herum, um in das fremde Gesicht hinter sich sehen zu können. Dier Erkenntnis, dass wirklich ein Mann hinter ihm lag, lässt ihn kurz aufwimmern. Vergleichbar mit einem Meerschweinchen. Durch das Wimmern des Dunkelhaarigen wird der Fremde unruhiger.

/Ach du Scheiße!/, schallt es in Bertholds Kopf nieder. Er bekommt das Gefühl, sein Herz würde gleich vor Aufregung aus seinem Brustkorb springen.

/Ein Mann! Da liegt ein Mann in meinem Bett! Ein, vermutlich, nackter, anderer, Mann!/Das Bedürfnis sich selbst eine zu verpassen wächst in dem Dunkelhaarigen mit jeder weiteren Sekunde.

Er kann sich immer noch nicht erinnern wie es dazu kommen konnte. Auch nicht wie es zu diesem Mann kam.

Zugegeben, wenn er sich das Gesicht seines Gegenüber anschaut und am Hals abwärts ihn mustert, muss er zugeben: „nicht schlecht“. Das war eine Tatsache die sich nicht verleugnen lässt. Der fremde Mann ist ein reines Muskelpaket. Kurz Blondhaarig, mit einer markanten Nase, gut definierten Wangenknochen und hübsch geformten, schmalen Lippen. Sein Körper besteht aus breiten Schultern, straffen Armen, einem breiten Kreuz und einer durchtrainierten Brust. Bis knapp unter die ersten Bauchmuskeln kann Berthold kein Mangel erkennen. Und wenn es unter den Bauchmuskeln so Makellos weiter gehen würde, könnte jede Frau sagen „guter Fang für eine Nacht“. Aber nicht er. Er würde sowas nie sangen und wird dies auch jetzt nicht tun.

In seinen Gedanken vertieft, merkt Berthold nicht wie der Mann seine Augen öffnen und zu grinsen beginnt.

Erst als die tiefe Stimme im Raum ertönt, sein Ohr erreicht, realisiert Berthold das sein One night stand erwacht ist. Sagen wir eher das „vielleicht“ One night stand. So genau war dies ja noch gar nicht geklärt, nicht? Nur das zwei Männer nackt in einem Bett liegen, heißt ja nicht gleich, dass sie es gemacht haben-oder? Zugegeben, es sah doch sehr danach aus.

„Oh, guten Morgen, Honey! Na, wie geht’s uns denn?“, grinsend streichelt der Fremde Berthold mit der Hand, dem Arm, auf dem er bis vor einigen Moment noch friedlich schlief, ein paar wirre Haare aus dem Gesicht.

Fast schon hysterisch stemmt sich der Dunkelhaarige auf mit seinem nackten Oberkörper und haut die Hand seines Gegenübers weg von sich.

„Was fällt dir ein?“, Berthold schnauft aus, schaut wütend auf den blonden Mann runter und sucht mit beiden Händen nach mehr Bettdecke um seine nackte Brust wieder zu bedecken.

Dabei starrt er in die Gold leuchtenden Augen des Blonden, welcher ihn verwirrt anschaut. Scheinbar hat dieser mit einer etwas milderen Reaktion gehofft. Ohne es zu merken, hat Berthold bereits alles an Bettdecke an sich gerissen und entblößt den gesamten Körper seines Gegenübers, welcher auf seiner Matratze liegt.

„Pass auf, du-ähm…“, er pausiert kurz, holt tief Luft. Bertholds Stimme klang nicht gerade standfest, hat eher ein unsicheres Zittern im Unterton. Das immer breiter werdende Grinsen im Gesicht des Fremden macht es ihm unmöglich passende Worte zu finden um dieses Missverständnis aufzuklären.

Dabei löst sich sein Blick von Antlitz des anderen, springt etwas wild auf dessen nackten, durchtrainierten Oberkörper umher, eh er flüchtig, wenn auch natürlich ungewollt unter die Gürtellinie des anderen wandert.

Der Satz endet in einem lauten: „GOTT!“, wie von einer Tarantel gestochen stürz der Dunkelhaarige rücklings mit Decke und einigen Kopfkissen aus dem Bett.

Mit einem lauten >Rummmms<, landet der Leib auf dem Zimmerboden.

Sein Gegenüber blickt zwar kurz verwirrt, dann aber grinst er geschmeichelt und dreht sich zur Bettkannte mit seinem Oberkörper.

„Naja „Gott“, also so wurde ich wirklich noch nicht genannt- “Reiner“ reicht völlig“, erklärt der Blonde und stützt sein Kinn in seine rechte Innenhand und schaut grinsend zu Boden auf den Haufen aus Bettzeug, wo irgendwo der Dunkelhaarige drunter begraben sein muss.

„Oder Liebling, Schatz, oder- nein, Gott klingt doch recht annehmbar!“, stellt der Fremde in seinem weiteren Reden fest und nickt zustimmend zu sich.

Da trifft ihn, vom Boden aus, ein exzellent gezieltes Kopfkissen den Blonden mitten ins Gesicht.

Ein gelassenes „Au“, folgt als Kommentar, als das Kissen wieder zu Boden geht.

Bertholds Stimme erklingt unter der Decke.

„Was zur Hölle…“, langsam schiebt Berthold die schützende Bettdecke von sich. Zumindest so weit, dass er wieder freie Sicht auf die Dinge, nein, das DING in seinem Bett hat.

„-bist du!?“, er starrt den Fremden an. Auffällig. Ohne Scheu, direkt unter seine Gürtellinie. Und nein, er starrte da nicht etwa auf das Gemächt des Mannes. Denn genau das war es, was fehlte.

Es existierte da kein Organ wie seines. Um genau zu sein existierte abwärts der Hüfte des fremden nichts, was Berthold besaß. Keine Männlichkeit oder Behaarung, nicht mal Beine. Geschwiege denn Füße oder Zehen.

Ab den ausgeprägten Hüftknochen wurde aus seinem angehenden One night stand ein Fisch. Berthold war sich ganz sicher, dass diese Wahrnehmungsstörung durch den Kater kommen muss.

/Berthold, Schluss mit dem Alkohol! Eine andere Erklärung gibt es doch gar nicht?! Das da in deinem Bett ist gar nicht wirklich da!/, versucht er sich zu beruhigen.

Allerdingt fällt ihm das schwer, da diese Halluzination weiter mit ihm kommuniziert.

Der Blonde hat den entsetzten Blick des Anderen verfolgt und merkte nun selbst, was den anderen an seinem Erscheinungsbild wohl so aus dem Konzept bringt.

Gespielt setzt er sich auf, starrt seine, wohl bemerkt, nicht vorhandenen, Beine an und legt spielerisch schockiert beide Hände an die Wangen.

„Oh nein! Nicht doch! Das ist mir jetzt aber unangenehm! Mich so gehen zu lassen- und das gleich nach dem ersten Mal!“, er versucht dabei einen recht weiblichen, verschüchterten Tonfall zu imitieren, damit es so wirkt als sei er peinlich berührt. Allerdings merkt Berthold schnell, dass dies nur sarkastisch gespielt wird.

Ihre Blicke treffen sich wieder.

„Was?“, ruft Berthold nur aus. Das einzige was er wirklich vernommen hat war die Aussage „nach dem ersten Mal“. /Erstes Mal? Welches Erstes Mal!?/

„Was, was?!“, fragt ihn der Blonde trocken in einem gelassenen Tonfall.

Berthold wendet den Blick immer von dem Gesicht des Fremden zu dessen Unterleib hin und her.

„Du sagtest „erstes Mal““, meint Berthold etwas leise und zögernd. Seine Hände krallen sich dabei angespannt in die Bettdecke über seinem Schoß.

Sein gegenüber legt den Kopf leicht schief.

,,Ja, unserm Mal“, er wartet einen Moment, bis er sich sicher sein kann, dass diese Aussage den Dunkelhaarigen erreicht hat. Allerdings schaut dieser immer noch fragend und entsetzt, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, drein.

„Sag nicht, du kannst dich nicht daran erinnern?“, übertrieben gespielt, legt der muskulöse eine Hand auf seine Herzseite und verzieht das Gesicht so gequält, als sei er nun zu tiefst getroffen.

Bei Berthold klingeln alle Alarmglocken auf einmal.

Seine Mundwinkel verziehen sich ganz weit nach unten, die Augen wandern immer schneller auf dem Leib des Mannes vor ihm hin und her. Er hätte sich doch erinnert?! DARAN auf jeden Fall. Die Schmerzen in seinem Schädel werden zunehmend mehr. Wie kam er denn an so ein DING? Und wie bitte hatte er ‚ein erstes Mal‘ DAMIT!? Sein Blick fixiert die Flosse.

/Ein Alptraum/, schießt es ihm durch den Kopf. Das alles kann nur ein Alptraum sein und mit aller Wahrscheinlichkeit träumt er diesen noch immer.

„Ich habe nie im Leben mit einem Fisch geschlafen! Das muss ein Irrtum sein!“, schreit er fast schon dem anderen entgegen und dieser setzt eine ernste Miene auf. Er sucht den Augenkontakt zu dem Dunkelhaarigen am Boden.

„Du hast Recht“, fängt er an.

Die Aussage hilft dabei den Blick des Dunkelhaarigen wieder hoch zu richten, ab von seiner unteren Hälfte. Nun sehen ihn zwei große, grüne Augen wieder an. Er wirkt etwas erleichtert durch seine Aussage, vermutlich hofft Berthold zu hören, dass alles nur ein schlechter Witz sei. Aber die Freude hält nicht wirklich lange an.

„Das ist ein Irrtum… denn-“, der Fremde holt tief Luft, schmunzelt etwas in sich hinein, eh seine Lippen ein freches Grinsen formen „…-denn der Fisch, hat dich gefickt!“, schadenfreudig zeigt der Blonde dabei auf Berthold runter, welchem nun jegliche Farbe aus dem Gesicht entweicht.

Nicht nur das einem bei der Wortwahl des Anderen schlecht werden kann, nein, die Bedeutung hinter dieser Aussage ist wohl das Schlimmste für den Braunhaarigen. Mit einem Mal ist alles an Fragen aus seinem Kopf weg, wie leergefegt.

/Sex…mit einem Fisch…gehabt…/ Berthold weiß nichts dazu zu sagen. Schweigend schaut er nur den Anderen an, welcher sich mit einem leisen stöhnen im Bett rumdreht und auf der gegenüberliegenden Bettseite über die Bettkante rollt. Es gibt einen leichten >Rumms< auf den Boden.

„Naja, mach dir nichts draus Honey, für alles gibt es doch ein „erstes Mal“, nicht? Und ich kann versichern, ich habe dich sehr zufrieden gestellt, die letzte Nacht. Du…ähm“, die noch immer nicht identifizierte gestallt zieht sich mit den starken Oberarmen über den hellen Parkettboden ums Bett herum zu Berthold rüber.

Erst als das Gesicht des Fremden und seine Arme hinter der letzten Bettkante hervor stechen, reagiert der Dunkelhaarige, dass der Fremde gar nicht mehr vor ihm auf dem Bett liegt.

Berthold japst ängstlich auf, als er das „Etwas“ auf ihn zu krakseln kommen sieht und zieht vor Angst nicht nur die Beine an sich rann, sondern die Bettdecke gleich mit.

Der Blonde grinst „Ganz cool, ich will dich nicht fressen. Ich würde jetzt nur unheimlich gern dein Bad nutzten. Und ähm, ich habe dein Namen vergessen. Wie war er noch gleich?“, etwas entschuldigend kratzt sich das Wesen an der Nase.

Schlagartig zischt der Angesprochene seinen Namen heraus: „Berthold“.

Sein Gegenüber schnalzt leicht mit der Zunge: „Ähm, Gesundheit?“, Stille herrscht zwischen den beiden.

Der Blonde merkt einige Augenblicke darauf, dass dieser Ausruf wohl wirklich kein Nieser gewesen ist.

Er pustet kurz die Wangen auf, um dann darauf die Luft laut entweichen zu lassen: „Aso, das ist dein Name… Mein Beileid“, er lächelt verständnisvoll dem Anderen zu, doch dieser schaut weiter nur verängstigt zurück. Erneut entsteht, für einen kurzen Moment, eine peinliche Stille zwischen den Beiden.

„Alles klar, ich bräuchte dann mal das Bad. Ist es hier auf dem Flur?“, er deutet hinter sich auf die halb offene Schlafzimmertür.

Berthold nickt hastig: „ja, den Flur rauf und die erste Tür links auf der anderen Flurseite“, haspelt er vor sich hin und deutet mit zitternder Hand raus aus dem Schlafzimmer.

Der Blonde wendet kurz den Kopf, nickt dann verstanden und robbt herum, Richtung Schlafzimmertür.

Mit leichten keuchen verlässt der Fremde den Raum und zieht sich weiter über den Holzboden im Flur.

Zurück bleibt der Dunkelhaarige, welcher wie erstarrt in seiner Position auf dem Boden verharrt.

/Nie wieder Alkohol/, ermahnt sich Berthold selbst und schüttelt mit zusammengekniffenen Augen den Kopf.

Er atmet einige Male tief ein und aus, eh er seine rechte Hand aus dem Laken entkrampft und die Beine wieder streckt.

Die angespannte Körperhaltung sinkt in sich zusammen und die Schultern fallen runter. Ein letztes zittern geht ihm durch Mark und Knochen, eh er sich dazu animiert wieder aufzustehen.

„Welch ein verrückter Traum, also ehrlich, ich muss ja komplett betrunken gewesen sein um mir jetzt sowas einzubilden“, leise kichernd schüttelt Berthold wieder fassungslos den Kopf über die Situation. Da hat er wirklich für einen Moment geglaubt, da sei eine Meerjungfrau in Form eines Mannes in seinem Bett und fragt ihn anschließend nach dem Weg ins Bad. Verrückt.

Berthold schaut an sich runter: „so, erst mal was anziehen und dann mache ich mir erst mal ein Kaffee“, beschließt er und steigt über die Bettdecke und Kissen, die noch immer auf dem Boden liegen.

Mit einigen schnellen Griffen befördert er diese wieder zu ihren rechtmäßigen Platz, dem Bett.

Dann folgt er seinem Plan, sich was anzuziehen. Vor der Kleiderkommode angekommen, fällt ihm die Entscheidung mit einem Mal schwieriger als sonst.

Grund dafür sind seine wieder aufkommenden Kopfschmerzen.

„Mist“, flucht er leise und greift nach einer dunkelblauen Shorts und nach einem schlicht grauen, schlabbrigen Shirt.

Gerade als er dies über den Kopf zieht, seinen Kopf durch des Ausgang drückt, erreicht ihm das Geräusch von fließenden Wasser.

Und wenn ihm nicht alles irrte, kam es direkt aus Richtung Badezimmer. Sein linkes Augenlied fängt an zu zucken. Langsam dreht sich sein Kopf zur Schlafzimmertür und starrt sie an.

/Das bildest du dir nur ein Bert, da ist nichts/, redet er sich gedanklich ein, um nicht die Fassung zu verlieren. Allerdings hält diese nicht lange, als auch noch eine tiefe Stimme aus dem Badezimmer ertönt, welche die Titelmusik des Filmklassikers „Der weiße Hai“, summt.

Bertholds Nackenhaare stellen sich auf. Rasch schlüpft er mit den Armen durch die Ärmel und zerrt sich das Shirt runter.

/Oh nein, nein, nein, NEIN!/, er hechtet zur Schlafzimmertür und springt mit einem Satz in den Flur.

Nun konnte er die Stimme noch besser hören und noch dazu ein eigenartiges quietschen, als würde etwas über den Badewannenrand rutschen. Wohl eher rein rutschen. Es Rumst und platscht.

Der Dunkelhaarige hält sich die Hand vor Mund um nicht laut aufzuqieken vor Schreck.

Die Erkenntnis, dass doch wer Fremdes da ist und so eben wirklich sein Bad nutzt, zerstört seine noch zuvor mühevolle Einrede, es sei alles nur ein Traum.

Ganz langsam schleicht Berthold nun Barfuß durch den Flur, hin zur offen stehenden Badezimmertür.

Der fremde scheint ihn nicht bemerkt zu haben, da dieser immer noch am Summen ist.

Da steht er nun einen Moment am Türrahmen, lauscht der Stimme und den platschenden Geräuschen aus dem Bad.

Letzten Endes siegt seine Neugier über seine Angst, die ihn bis eben noch an den Boden fesselte. Er lehnt seinen Körper leicht vor, so dass er in den Raum schauen und einen Blick erhaschen kann. Er hat genauen Blick auf das unmenschliche Organ des Fremden, das über den Wannenrand liegt, da scheinbar die Größe der Wanne nicht ausreichend ist. Mit den starken Oberarmen, stützt sich der Blonde auf beiden Wannenrändern ab und legt genießerisch den Kopf in den Nacken.

Wieder sah er diesen Mann. Wieder in dieser verzerrten Gestalt einer Meerjungfrau.

Bertholds Miene verzieht sich erneut wehleidig.

/Das kann doch nicht wahr sein!/, er verpasst sich leicht eine Ohrfeige, zischt dabei: „ Aua“, doch das Wesen vor ihm in seiner Badewanne verschwand einfach nicht.

„Hey Honey! Ich habe dich gar nicht gefragt, wie du geschlafen hast. Gut geträumt?“, freundlich grinsend schaut der Blonde sein Gegenüber an.

Berthold schmunzelt etwas, starrt auf den Unterleib des Mannes vor ihm in der Wanne und murmelt was von: „Das tu ich wohl immer noch“.

Die Äußerung wird nicht weiter von dem muskulösen Etwas kommentiert.

„komm, ich rücke noch etwas zur Seite und mache dir Platz“, grinst ihm nun der Blondhaarige entgegen und versucht etwas angestrengt seinen Fischleib in der Wanne weiter zur Seite zu rücken um Platz für den Dunkelhaarigen zu schaffen.

Berthold zuckt auf.

Wieder hat dieses Wesen zu ihm gesprochen. Und wieder löst es nur Verwirrung im schmerzenden Kopf des Dunkelhaarigen aus.

Und während der Fremde immer noch versucht sich hin und her zu winden in der Wanne um Platz zu schaffen, ertönt ein störender Quietschton, den Bertholds Kopfschmerzen weiter reizt.

Er winkt hastig mit seiner Hand ab: „schon gut! Lass gut sein, ich wollte nicht in die Wanne“

„Naja, dann kuscheln wir eben später wieder im Bett miteinander“, beschließt der Blondhaarige und rückt sich gemütlicher in der Wanne zurecht. Seine Schwanzflosse wippt leicht von rechts nach links, zieht den Blick von Berthold magisch auf sich.

„Gefällt sie dir?“, fragt das Wesen neckisch und starrt den Dunkelhaarigen an.

Berthold schluckt hart.

„Also ich finde das nicht witzig. Was bist du und was hast du in meiner Wohnung zu suchen?“, Berthold geht einen Schritt weiter ins Bad um sich seinen ungebetenen Gast besser anschauen zu können.

„Redet man so mit seinem Liebhaber? Du könntest ruhig ma dankbarer sein, nachdem ich dich nach Hause gebracht, ausgezogen und es dir ordentlich besorgt habe“, schnaufend verschränk der Fremde gespielt beleidigt die Arme vor der Brust.

Sein Gegenüber schien nicht sonderlich viel Dankbarkeit übrig zu haben.

„Liebhaber? Was? Nein, nein, da siehst du etwas falsch. Ich bin nicht-“, ihm wird das Wort abgeschnitten.

„Schwul?!“, fragt der Blonde genervt.

Berthold nickt streng: „ Ganz recht, das bin ich nicht!“

Der Blonde lacht kurz auf.

„Das sah letzte Nacht aber ganz anders aus“, kommt der Einwand aus der Wanne. Es lässt Berthold fassungslos auflachen. Er schüttelt leicht grinsend nur den Kopf über die Äußerung des anderen und wendet den Blick ab.

„Schwachsinn“, murrt er erst leise, reibt sich übers Gesicht und schaut dann wieder rüber zum Fremden.

„Nur zu deiner Information, ich habe eine Freundin!“, patzt Berthold hervor und Grinst triumphierend. Nun wird wohl dem anderen nichts mehr einfallen, etwas dagegen zu sagen.

„Das sah aber auch letzte Nacht anders aus“, kommentiert der Blonde trocken und grinst breiter.

„Unsinn! Ich habe eine Freundin und die ist definitiv weiblich!“, verteidigt sich der Dunkelhaarige erneut und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Mein Glückwunsch! Hat sie denn auch Brüste?“

Die Frage verwirrt sein Gegenüber sichtlich. Er stottert leicht vor sich hin, eh er die passende Antwort findet: „ Natürlich hat sie die!“.

„ Größer als meine?!“, erfragt der ungebetene Gast und drückt seine durchtrainierte, breite Brust zusammen. Passend dazu legt er einen gekonnten Dackelblick auf, wodurch Berthold automatisch seinen Blick zur Brust des Fremden wandern lässt.

Nervös stottert er lauter: „Nein…-Ja! Ach, keine Ahnung- das ist doch auch total unwichtig!“, er läuft knallrot an. Das folgende Lachen des Blonden sorgt nur dafür, dass der Rotschimmer eine Spur dunkler wird.

„ Hör auf zu lachen!“, mahnt er den Anderen, aber dieser schüttelt lachend nur den Kopf, „ Geht nicht, dein Gesichtsausdruck- zu gut! Ahaha, du solltest dich mal sehen!“.

Berthold wird wütend. Seine Hände ballen sich zu Fäusten und seine Körperhaltung wirkt unter Spannung.

„ „Ha-Ha“, sehr lustig. Jetzt reicht‘s- raus! Geh raus aus meiner Wanne und anschließend aus meiner Wohnung!“, er schiebt die Badezimmertür weiter auf und deutet mit seiner linken Hand raus auf den Flur.

Der Fremde verstummt, schaut ihn strafend an: „Laufen is nicht“, zischt er und wackelt aufdringlich mit seiner Schwanzflosse in der Wanne rum.

Das Wasser plätschert dabei über den Wannenrand, bildet auf den Fliesen kleine Pfützen.

Immer noch geladen, rauft sich Berthold die Haare, dreht sich einmal um sich selbst und überlegt kurz.

„Dann eben so…“, er geht zur Wanne und umgreift mit beiden Händen wagemutig die dünnste Stelle der Schwanzflosse, den Schwanzkiel, und zieht mit aller Kraft. Allerdings bewegt sich das "Etwas" in der Wanne keinen Millimeter.

In dem Moment fragt er sich nicht, was genau er da gerade in den Händen hällt. Ob das nun echt oder unecht ist.

Der Blonde schaut ihm amüsiert zu, legt beide Hände hinter den Kopf und lehnt sich entspannt zurück.

Nach einer Weile gibt er dem Dunkelhaarigen zu verstehen, dass seine Bemühungen für umsonst sind. Er wird sich hier keinen Millimeter aus der Wanne bewegen, komme was wolle.

„Lass gut sein Honey, das wird langsam langweilig“.

Der andere entgegnet ihm daraufhin schnippisch: „ Ich heiße Berthold!“

„Wie auch immer“, zischt der Blonde zurück und stellt das laufende Wasser ab.

Nach wenigen Minuten lässt Berthold sich ergeben nach hinten auf den Hintern fallen. Er schnauft außer Atem.Das hat er sich irgendwie einfacher vorgestellt. Er war nicht gerade das, was man als stark bezeichnen würde. Er war zwar sportlich aber auch schmächtig. Mit seinen 1,92m und schmalen Statur wirkt er eher wie ein Strich in der Landschaft, als sein Gegenüber in der Wanne.

„Na warte“, grinst Berthold breit und springt auf. Er rennt den Flur rauf, verschwindet aus dem Blickfeld des Blonden für eine Weile. Dieser schaut ihm neugierig aber auch unsicher hinterher.

„Was hat der vor?“, murmelt er zu sich selbst, eh er die ersten eigenwilligen Geräusche aus der Wohnung vernimmt. Es klingt als würde jemand ordentlich Möbelrücken spielen. Ein knallen, knarzen, scheppern und zu guter Letzt ein gelber Tennisball, der verdächtig den Flur entlangrollt.

Der Blonde verzieht die Augenbrauen skeptisch nach oben, folgt einem Moment lang den Ball mit seinen Augen.

Dann ertönt ein schroffes rollen über den Flurboden.

Der Lange kommt überraschend lässig auf einem Skateboard vor der Badezimmertür zum Vorschein.

Der Fremde staunt erst nicht schlecht, dann aber versteht er den Plan des Dunkelhaarigen und verzieht die Mine störrisch.

Berthold steigt ab, verschränkt kurz die Arme vor der Brust eh er mit dem linken Fuß das Board hoch, zu sich in die Arme, kickt.

Der Fremde schüttelt den Kopf.

„Nein!“, trotzig quetscht das Muskelpaket sich tiefer in die viel zu enge Wanne.

„Doch!“, Berthold legt ihm das Board vor die Wanne und schaut ihn auffordernd an.

„Das kannst du knicken!“, nörgelt der Blonde aus der Wanne und schaut Berthold nur trotzig an.

„Wenn du jetzt nicht freiwillig abhaust, rufe ich die Polizei. Deine Wahl.“, siegessicher grinst der Lange und pfeift leise vor sich hin.

Er hört, wie das „Etwas“ in der Wanne unzufrieden zu murren und knurren beginnt.

„Na Fein! Dann rolle ich eben davon. Ich krüppel mich hier raus und rufe draußen ein Taxi!“, er hievt seinen Oberkörper über den Wannenrand und schieb sich das Board zurecht. Wehleidig keuchend zieht sich das Wesen aus der Wanne. Millimeter um Millimeter.

„Und ich dachte diese Nacht hätte dir mehr bedeutet. So kann man sich in einen Menschen irren. Abgeschoben wie ein Stück Unrat, ich bin enttäuscht!“, er schaut rauf zu dem Hochgewachsenen und versucht ihn mit seinem gekonnten Dackelblick zu erweichen.

Dieser jedoch starrt ihn nur kühl an: „Wird’s dann bald?“, fragt er genervt und geht voran in den Flur.

Mit einem dumpfen >Platsch<, landet das Wesen mit seinem gesamten Gewicht auf dem Board. Mit einem ächzenden Geräusch gibt das Holz unter dem Gewicht des Mannes nach und biegt die Räder nach außen.

Er schiebt sich raus auf den Flur zu Berthold und schaut ihn aus seinen goldenen Augen traurig an.

„ Du wolltest also doch nur meinen menschlichen Körper! Noch nie habe ich mich SO ausgenutzt gefühlt! Ich habe dir sogar meinen Arm zum kuscheln gegeben und was tust du? Schmeißt mich einfach raus, auf dass ich geschnappt und aufgeschnitten werde und irgendwo in Japan als Sushi auf dem Teller eines alten japanischen Opas lande!“, jammernd rollt Reiner ein Stück in Richtung Ausgang.

Der Angesprochene nickt leicht, presst etwas die Lippen aufeinander, eh er erwidert: „Dann pass gut auf dich auf“

Der Blonde wird zornig.

„ Was ist nur falsch mit dir?! Du hast die letzte Nacht so einen vernünftigen Eindruck auf mich gemacht. Du warst so nett und charmant!“, brüllt er ihn an.

Bertholds linkes Augenlied zuckt leicht.

„Ich war betrunken!“, verteidigt er sich lauthals und verschränkt die Arme streng vor der Brust.

„ Man sagt, gerade dann zeigen Menschen ihr wahres Gesicht!“

„Sagt wer?“, hinterfragt darauf hin Berthold.

„Na ich!“, nölt der Blonde zurück und starrt ihn wieder an.

/Das wird mir hier langsam zu dumm!/, denkt der Dunkelhaarige sich angespannt und kaut leicht auf der Unterlippe rum.

„Für was hältst du dich eigentlich?“, schnauzt Berthold das „Etwas“ auf dem Flurboden an.

„Was Besseres! Ihr Menschen seid doch alle gleich. Sei wenigstens so kulant und ruf für mich den Tierschutz für bedrohte Arten an!“, nun wendet sich der Blondschopf von Berthold ab und rollt den letzten Rest des Flures runter zur Eingangstür.

„Und was soll ich denen sagen?“, erfragt der Wohnungsbesitzer verwirrt.

„ Die Wahrheit!“

„Oh, soll ich sagen, ich habe eine Meerjungfrau mit nach Hause genommen, sie in meinem Bett schlafen lassen und habe jetzt ein Problem damit sie wieder los zu werden?! Das werden sie mir nie im Leben glauben!“, Der Lange kommt ins Stocken. /Eine Meerjungfrau in meiner Wohnung/, es fällt ihm wie Schuppen von den Augen.

Er starrt „die Meerjungfrau“ mit offenem Mund wortlos an.

„Wenn dann eine Nicht-Mehr-Jungfrau! Und am Rande bemerkt heißt das Meermann! MANN!“, Die Worte scheinen sein Gegenüber nicht zu erreichen. Er starrt ihn immer noch an wie ein Auto.

„Hallo?“, der Flossenträger winkt mit seiner Hand, um die Aufmerksamkeit des Anderen wieder zu erlangen.

Aber es kommt nichts, so beschließt er endgültig zu verschwinden. Er zieht sich gerade an der Haustür hoch um den Griff zu erreichen, da stoppt ihn die Stimme des Mannes hinter ihm.

,,Warte!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TheLoneWolf
2016-02-28T15:39:47+00:00 28.02.2016 16:39
Das ist ja schon mal ein echt spannender Auftakt mit nem riesigen Cliffhanger am Ende. Bin gespannt, wie es weitergeht. Was mit der Freundin ist und wie es überhaupt zu dieser ganzen Situation kam.
Dein Schreibstil hat echt was. Ich musste an vielen Stellen schmunzeln. Der arme Berthold.
Coole Idee auch das mit dem Skateboard!


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