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one shade of eustass

Kid/Law
von

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ONE SHADE OF EUSTASS

»„Du gehörst mir, Ana!“ Ich stöhne laut auf, als er mich völlig ausfüllt und in unnachgiebigem Rhythmus immer wieder in mich eindringt.« Leise ächzend verdrehe ich die Augen und schiele zu ihm herüber, ob er mich dabei vielleicht erwischt hat und bestrafen wird. Doch dann fällt mir ein, dass Kid keinerlei Interesse daran hat, was ich mit meinen Augen anstelle – oder ob ich ihn überhaupt ansehe. Ein peinlich berührter, rosa Schimmer legt sich auf meine Wangen, während ich weiter, schockiert über mich selbst, Kid, der gelangweilt in den Fernseher stiert und herzhaft gähnt, beobachte.
 

Gottes Dank an die Erfinder der E-Reader, so kann meine Gesellschaft nicht sehen, welchen Schund ich gerade (angesteckt von meinen lieben Kolleginnen) lese. Allen voran Kaja. Nun… Lysop-ya ist ein angenehmer, wenn auch lauter und nicht gerade für seinen Mut bekannter Zeitgenosse. Dennoch ist nicht schwer nachzuvollziehen, weshalb sie den Mr. Grey nicht in ihm sieht – was sie so ziemlich jedem (allen voran aber ihm selbst) regelmäßig unter die Nase reibt…
 

Mein Mr. Grey in Spe beugt sich vor und fummelt an der Chipstüte herum. Er trägt Jogginghose und ein gammeliges T-Shirt, das jedes Mal an den eh schon kurzen Ärmeln hochrutscht sobald er den Arm ausstreckt und freien Blick auf seine trainierten, breiten Arme gibt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das mein Schwachpunkt ist… Ich schüttle mich ertappt fühlend den Kopf und starre wieder auf den E-Reader.
 

Mr. Grey nimmt Ms. Steele gerade zum dritten Mal – am selben Abend. Hm. Gab es das bei Kid und mir eigentlich auch – vier Mal am Tag? Nein. Geknebelt und geschlagen? Geknebelt nein und geschlagen (ja, wirklich…) nicht im sexuellen Sinne. Dunkle Geheimnisse, die ihn mega sexy und mysteriös machen? Bis auf die, die ich lieber nicht erfahren hätte, eigentlich nicht – und wenn, machen sie ihn nicht sonderlich schärfer. Eustass hat keinen Charlie Tango und fährt auch keinen tollen Audi und hat mir auch noch nie ein Auto geschenkt (was vermutlich auch nie passieren wird), geschweige denn, dass er unverschämt reich wäre (eher im Gegenteil, größtenteils sorge ich für einen vollen Kühlschrank). Wenn ich mal so genau darüber nachdenke, hat er mich noch nicht Mal zum Essen eingeladen…
 

„Kid.“
 

Keine Reaktion.
 

Ich wiederhole mich – und er sich auch. Erneut die Augen verdrehend richte ich mich etwas auf und schnipse vor seinen Augen herum, um zum ersten Mal seit wir hier auf der Couch herumhocken (ca. eine Stunde) etwas Aufmerksamkeit zu bekommen. Er brummt. „Was denn?“
 

„Hast du schon mal überlegt, mir etwas zu schenken? Vielleicht einen neuen Laptop?“ Er sieht mich an, als hätten mich alle guten Geister verlassen. Anscheinend ist ihm wirklich noch nie in den Sinn gekommen, man könnte dem Menschen, mit dem man Bett und Dach teilt, auch mal eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen.
 

„Ist das wieder so eine scheiß Fangfrage?“
 

„Wieso Fangfrage?“ Und weshalb schon wieder?
 

„Das letzte Mal, als ich ganz unbekümmert auf so einen Rotz geantwortet habe, hast du mich verlassen.“, erinnert er mich. Und fügt, nachdem der Groschen immer noch nicht gefallen ist, „Wie würdest du es finden, wenn ich mir noch ein Tattoo stechen lasse?“ hinzu. „Klingelt da irgendwas?“
 

Ich muss schwer an mich halten, nicht zu lachen. „Du hast Beschissen gesagt!“ Die darauffolgende Diskussion, die er nur verlieren konnte, kommt mir wieder in den Sinn. Und auch, wie ich ihn im Affekt rausgeworfen habe und mir danach die Blöße geben musste, ihn wieder zu holen – was wider Erwarten schwieriger war, als geplant. Eustass ist sehr nachtragend.
 

Kid verdreht die Augen und das erste Mal bemerke ich, wie wenig mir das passt. Ich beiße mir unbewusst auf die Unterlippe. Ob er sich von mir übers Knie legen lassen würde?
 

Anstatt etwas zu erwidern, schiebt er sich noch ein paar Chips in den Mund und sieht dabei überhaupt nicht sexy, verführerisch oder ausgelassen jungenhaft aus wie Mr. Grey.
 

„Und? Was ist mit dem Laptop?“, frage ich erneut. Er hält inne, schaut aber weiter auf den Fernseher. „Du hast einen. Und ich weiß, dass der nicht kaputt ist.“, meint er trocken. Hm. Leider ein guter Einwand. „Und was ist mit anderen Geschenken?“
 

Da, er tut es schon wieder, er verdreht die Augen! „Wenn man mal unsere Einkommensverhältnisse und Wohnungen vergleicht, Trafalgar, dann müsste ich eigentlich sowas fragen.“ Er kaut weiter Chips. „Außer Menschen aufschneiden hast du keine Hobbies und so hast du schon alles. Ich kann dir ja nicht mal eben ein paar arme Wichte anschaffen, die du nach Belieben auseinander nehmen kannst.“
 

Ich rufe mir die einwöchige Trennung (traurig aber wahr) wieder ins Gedächtnis und besinne mich, die Klappe zu halten. Ich beiße mir erneut auf die Lippe. Unrecht hat er nicht. Von uns beiden bin ich der „Reiche“. Ich bin Mr. Grey und er Anastasia, meine Sub.
 

Ein dämliches Grinsen legt sich auf mein Gesicht. „Hast du schon Mal eine Krawatte getragen, Kiddo?“
 

Ich fange an, mir seine Reaktion vorzustellen, wenn ich ihn dafür versohle, dass er ständig die Augen verdreht. Aber das wäre irgendwie absurd, oder nicht? Ob es ihm gefallen würde? Ich denke eher, ich würde es zurückbekommen – härter. Der Gedanke verursacht ein Kribbeln.
 

Es hat den Anschein, als würde er überlegen, ob hinter dieser banalen Frage auch etwas Tieferes, Grausameres (eine Fangfrage) schlummert. Als er zu dem Ergebnis kommt, dass er sich auf sicherem Gebiet befindet, lässt er sich zu einer Antwort herab: „Denke nicht. Wieso?“ Dann kommt ihm ein schrecklicher Gedanke: „Du willst doch jetzt nicht mit mir in irgend so einen edlen Schuppen gehen? Oder auf eine penible Ärzte-Gala oder so einen Müll?“
 

Ich lache. „Nein, keine Sorge!“ Den E-Reader lege ich auf den Tisch und stehe auf. „Komm mit.“
 

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„Was wird das hier?“ Kid steht ungeduldig hinter mir und wartet darauf, dass ich endlich eine Krawatte aus meinem Kleiderschrank herausfische. Meine innere Göttin stellt enttäuscht fest, dass ich keine Graue besitze. Nun gut, dann eben die Schwarze.
 

Mit der ungebundenen Krawatte in der Hand drehe ich mich zu ihm. Sie hängt lang herunter und ich meine, er befürchtet, dass er sie sich umbinden soll. Ich lese aus ihm wie Mr. Grey aus Ana (was auch immer mich zu diesen Gedanken reitet, nach dieser Aktion werde ich das E-Book löschen). „Zieh dein T-Shirt aus.“
 

Nach kurzem Unglauben legt sich ein erkennender, dunkler Schleier auf seine Augen. Kid lächelt schief und sein Blick wird intensiver, während er die Arme über den Kopf hebt und nach seinem Shirt greift, um es sich über den Kopf zu ziehen. Der Stoff landet achtlos neben seinen nackten Füßen.
 

Da steht er, mit nacktem Körper, den Kopf schief gelegt und mit dem Wissen grinsend, gleich Sex zu haben. „Was wird das hier, Trafalgar?“, fragt er erneut. Seine Stimme hat einen dunkleren, rauen Ton angenommen. So wie immer, wenn er in Sexlaune ist.
 

Auch ich lege den Kopf leicht schief, lasse bewusst meinen Blick über ihn gleiten, betrachte ihn, seinen wohl geformten Körper. „Streck deine Arme aus.“, befehle ich mit erotischer Strenge. Er gehorcht.
 

Mit der Krawatte binde ich seine Arme an den Handgelenken zusammen, wissend, dass eine gewisse Belustigung ihn durchtreibt, welche er sich aber aus Neugier verkneift. Als ich fertig bin, ziehe ich noch einmal fest an den Enden, um den Knoten fester zu machen. Mein Blick geht hoch; er kaut auf seiner Unterlippe und betrachtet mein Werk. Trotz verknoteten Armen wirkt er kein wenig hilflos oder devot. Er hebt den Blick, seine braunen Augen ruhen intensiv auf mir. Mich durchfahren tausend Gedanken, was ich alles mit ihm anstellen könnte und jeder jagt mir einen wohligen Schauder in den Unterleib.
 

„Was tust du jetzt mit mir?“ Noch bevor ich ihn zum Bett schicken kann, fängt er an, die Zügel in die Hand zu nehmen – und es ärgert mich jedes Mal, wie ich darauf reagiere. Dieses Arschloch hat es geschafft,  mich das machen zu lassen, was und wie er es will, ohne mir Befehle zu geben oder mich herumzukommandieren. Meine innere Göttin will, dass wir die Rollen tauschen.
 

Mit beiden Händen streiche ich seine Arme hinauf. Sie machen mich wahnsinnig, aber in dieser devoten Haltung, in der sie sich befinden, sind sie recht ungefährlich. Richtig schlimm ist es dann, wenn er sich über mich stemmt oder sie über seinen Kopf hebt. „Du wirst tun, was ich dir sage, hast du das verstanden?“, leider klinge ich nicht so herrisch wie Mr. Grey und auch Kid hebt belustigt eine Augenbraue. Aber er spielt mit: „Ja.“ Ich greife ihm in den Nacken und drücke ihn zu mir herunter. Unsere Münder sind ganz nah. „Ja, was?“ Nah genug, um zu spüren, dass Kids erheitertes Grinsen noch breiter wird. Er gluckst: „Ja, Trafalgar?“ Auch mir fällt es schwer, ernst zu bleiben, aber ich muss ihn dennoch korrigieren: „Nein, Sir oder Mr. Trafalgar! Sag es noch einmal-“ er kichert und auch meine Stimme verliert immer mehr an Strenge: „-aber diesmal richtig, Eustass!“
 

Er schließt die Distanz zwischen uns und drückt mir seine Lippen auf (obwohl ich ihm das nicht erlaubt habe), bevor er in Spiellaune antwortet: „Ja, Sir.“ Er tut es noch einmal. „Eure Hoheit.“ Diesmal drückt er seine Lippen auf meinen Mundwinkel. „Bin ich jetzt dein Sklave, Doc?“
 

„Kid. Bleib bitte ernst!“, ermahne ich ihn genauso blöd grinsend wie er und schiebe ihn Richtung Bett.
 


 

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Da ich weder Reitgerte noch irgendwelche Peitschen oder Flogger besitze, endete unser kleines Intermezzo natürlich nicht wie im Original: Schließlich lag vor mir auch keine unerfahrene, naive, devote Anastasia Steele sondern Eustass Kid - in jeder erdenklichen Sicht das genaue Gegenteil. Um es kurz zu sagen: ich war ein mieser Dom und der Rotschopf eine noch miesere Sub.
 

Nach dämlichen Sprüchen und noch dämlicherer Herumgluckserei, konnte ich ihm zumindest ein paar Hiebe auf sein Hinterteil verpassen, welche allerdings nicht den gewünschten Effekt erzielten: Kid lachte und wurde davon alles andere als angemacht. Hilflos, wie um Gottes Willen ich aus diesem dominanten Teufel eine willenlose Sub machen sollte, ließ ich es schließlich bleiben – und er tauschte die Rollen. Bei den Gedanken daran kribbelt es heftig in meinem Bauch.
 

Meine rothaarige Nemesis liegt neben mir, völlig im Reinen und zufrieden mit sich selbst. „Also die Idee war gut, Sir.“, meint Kid amüsiert. Seine Stimme normalisiert sich langsam wieder für den Alltag.
 

Mit der Hand bedecke ich müde mein Gesicht und grinse resignierend. „Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen.“ Er lacht und spielt in Gedanken versunken mit der losen Krawatte herum. Unterbewusst nehme ich eine gewisse Vorfreude war. Doch er scheint es sich anders zu überlegen und wirft die Krawatte auf die Kommode seitlich vom Bett. Dann wendet er sich mir zu und wir sehen uns an. „Wie sind Sie auf so etwas gekommen, Doc?“
 

„Frage ich dich etwa, wie du darauf kommst, wenn du mich verführen willst?“ Ich wende mich ab und schaue an die Decke. „Außerdem sprichst du schon wieder unaufgefordert.“ Die Stimmung zwischen uns ist ausgelassen.
 

Kid stemmt sich über mich. In seinem Gesicht kämpfen Belustigung und ein Verführungsversuch. „Wollen Sie mich etwa wieder versuchen zu bestrafen, Sir?“ Er drückt seine Lippen auf meine. „Die eine Schmach reicht mir für heute.“, meine ich und streiche dabei über seine Arme. Er küsst mich noch einmal und erhebt sich mühselig, um nach Hose und Shirt zu greifen. „Wenn Sie es erlauben, Eure Hoheit, mache ich was zu essen. Das hat mich doch alles sehr hungrig gemacht.“
 

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Kids Essen schmeckt immer recht gut (außer in der Phase, als er meinte, er – und somit mehr oder weniger auch ich – müsse vegan leben). Heute ließ er aber faul das Essen liefern, was eigentlich mehr meine Art zu kochen ist. Irgendwann wurde ihm das zu fettig und eintönig und er hat sich an den Herd gestellt.
 

Wir hocken wieder auf der Couch, diesmal mit Pizza und Bier. Er zieht sich auf dem Laptop eine Dokumentation über die Sado-Maso-Szene rein (ja, das ist kein Zufall) und ich muss mir die Sprüche gefallen lassen. Mit dem E-Reader in der Hand versuche ich verzweifelt so lässig wie möglich zu sitzen und Desinteresse zu heucheln.
 

»„Ana! So bin ich nunmal! Abgefuckt in 50 verschiedenen Facetten!“« Hm. Ich schaue wieder rüber zu Kid, der sich an einem Papiertuch die Hände sauber wischt. Ja. Doch. Kid ist auch abgefuckt. Nur kenne ich alle diese Seiten. Nur diese eine Sache, die mit der unverhohlenen Dominanz, die konnte ich noch nicht genau analysieren. One Shade of Eustass. Ich gluckse dämlich und beschwichtige ihn, als er wissen will, was denn so lustig ist und ob ich auf meine nächste Strafe warte.
 

Kaja und der arme Lysop kommen mir in den Sinn. Ob er sich dabei auch so peinlich angestellt hat?



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