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Die Reise eines Engels

von

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Unbeschwertes Reisen? (Kratos Sicht)

Wir reisten nun schon einige Wochen. Die Gefangenen aus der Palmacosta-Farm konnten wir erfolgreich befreien. Es lief alles ganz gut. Das Reisen dauerte zwar länger, da Anna mehr Pausen brauchte als ich, aber ihre Gesellschaft war recht angenehm.

Die Braunhaarige war voller Leben. Sie war meist sehr energiegeladen und enthusiastisch. Sie freute sich über die meisten Dinge, auch wenn es kleine Sachen waren wie das Meer, ein schöner Ausblick oder was zu Essen. Dabei hatte sie so viel durchgemacht. Anna war echt eine erstaunliche Person. Am Anfang hatte ich erst gedacht, es liegt daran, dass ich solange in Welgaia gelebt hatte. Engel waren ja das genaue Gegenteil von voller Leben.

Anna war aber auch so besonders. Sie war immer gut drauf.

„Jetzt komm schon, Kratos!“, schrie sie von weiter vorne. Sie gab ein kurzes Kichern von sich und lief weiter.

Ich musste leicht lächeln. Ihr Kichern war echt ansteckend.

Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal gelächelt? In Welgaia gab es ja keinen Grund dazu.

Ich sah auf und beobachtete weiter Anna. Sie tollte mit Noishe umher. Nachher hatte sie sicherlich keine Energie mehr. Sie verausgabte sich meistens. So war es auch diesmal.

Nach ungefähr einer halben Stunde, trottete Anna erschöpft hinter mir her, während Noishe neben mir ging.

„Wir können eine Pause machen, wenn du magst.“, schlug ich vor und drehte mich dabei zu ihr um.

„Schon gut. Wir kommen sonst nie in Hima an.“, jammerte sie.

Hima. Unser nächstes Ziel war ja Hima. Zumindest war es Annas Ziel.

Ich wollte eigentlich nach Iselia zur Menschenfarm dort. Eigentlich hätten wir von Izold aus den Ossapfad nehmen sollen, um nach Triet zu gelangen, aber…

Ich seufzte. Anna wollte unbedingt nach Hima. „Der Ausblick vom Gipfel in dieser Jahreszeit soll toll sein. Die Sterne sollen gut sichtbar sein.“, hatte sie gesagt. Dann hatte sie es doch tatsächlich geschafft mich zu überreden. Ich verstand es immer noch nicht, aber ich konnte einfach nicht Nein sagen.

Also gingen wir jetzt nach Norden.

„Sag mal, Kratos, ich hätte da eine Bitte.“, sprach Anna neugierig.

Was wohl jetzt kam? Bestimmt es seltsames oder verrücktes.

„Klar. Worum geht es?“, fragte ich.

Anna sah verlegen zu Boden.

Bei dem Anblick musste ich einfach schmunzeln. Wenn sie so guckte, sah sie so…niedlich aus. Ich wusste nicht wie ich es besser beschreiben sollte.

„Also…zeigst du mir mal deine Flügel. Ich würde sie gerne mal angucken.“, fragte sie lächelnd.

Ich sah sie verblüfft an. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich dachte sie hasste Engel. Jetzt wollte sie meine Flügel sehen. Irgendwie verstand ich sie manchmal nicht.

„Du musst nicht, wenn du nicht willst. War ja auch eine blöde Frage.“, war ihre Reaktion auf mein Schweigen.

Ich ließ meine Flügel erscheinen.

„Wow!“, schrie Anna begeistert. Man könnte meinen sie sehe meine Flügel zum ersten Mal. Dabei hatte sie die bestimmt schon dreimal gesehen.

Die Braunhaarige stand nun an meinen Rücken und bewunderte meine Flügel.

„Darf ich…sie mal anfassen?“, fragte sie nun.

Allerdings wartete sie meine Antwort nicht ab.

Vorsichtig berührte sie meinen rechten Flügel mit dem Finger. Dabei tat sie so, als würde dieser aus Glas bestehen.

Anna gab ein kurzes Kichern von sich und stupste meinen Flügel erneut an.

„Was ist daran komisch?“, fragte ich verwirrt.

„Weiß nicht. Ich hätte nicht erwartet, dass sie sich so anfühlen. Sie sind so zart. Wie dünne Plaste, aber…“

Nun zog sie leicht an meinem Flügel.

Ich nahm die Berührung nur leicht war. Immerhin waren meine Flügel ja nicht wirklich ein Körperteil von mir. Irgendwie mein Mana, dass diese Form angenommen hatte.

Allerdings merkte ich doch einen leichten Schmerz in meinem Rücken, als sie noch etwas stärker zog.

Nun bog sie meinen Flügel leicht.

„Er ist elastisch.“, stellte sie fest, als mein Flügel sich verbiegen ließ.

Sie ließ ihn und los und wiederholte die Prozedur wie ein kleines Kind.

Als sie meinen Flügel stärker verbog, nahm ich einen starken Schmerz wahr.

„Das tut weh!“, sagte ich bestimmt, aber noch recht ruhig.

Sofort ließ Anna den Flügel los. „Entschuldigung. Aber…mal eine Frage. Können die Flügel durch alle Sachen durch oder hast du spezielle Kleidung dafür?“

Verblüfft sah ich sie an. Mit so was hätte ich nicht gerechnet.

„Nein. Ich habe ganz normale Kleidung an.“, erklärte ich.

„Na ja. Über ganz normal lässt sich streiten, aber was passiert eigentlich, wenn keine Platz für die Flügel da ist, wenn du zum Bespiel an einer Wand stehst?“

„Ehm? Keine Ahnung. Sie legen sich an meinen Rücken?“, fragte ich eher zurück

In solchen Situationen ließ ich meine Flügel auch meist nicht erscheinen. Gedanken habe ich mir darüber auch noch keine gemacht.

„Warum sind deine Flügel blau und nicht rot?“

„Das weiß ich nicht. Liegt vielleicht am Cruxis-Kristall oder an meinem Mana?“

„Du bist ein Engel. Weißt du nichts über deine Art?“, kritisierte mich Anna.

„Warum sind deine Haare braun und nicht schwarz.“, konterte ich, obwohl ich die Antwort kannte. Es lag an ihren Genen.

Wie ich aber erwartet hatte, war Anna sichtlich überfragt.

„Ich habe in Biologie nicht aufgepasst.“, sagte sie verlegen.

„Du bist ein Mensch. Weißt du nichts über deine Art?“, zog ich sie auf.

„Okay lassen wir das. Ich habe Hunger. Lass uns was Essen.“, wechselte die Braunhaarige das Thema.

Ich seufzte. Soviel zum Thema „Wir kommen sonst nie in Hima an.“

Ich beobachtete Anna, die ihren Rucksack durchforstete. Sie wollte lieber ihr eigenes Essen kaufen. Einige meiner Zutaten sagten ihr nicht ganz zu wie zum Beispiel saure Gurken.

Ich hatte momentan keinen Hunger und musterte Anna derweil.

Sie hatte sich vom Äußeren ziemlich verändert. Am meisten natürlich an den Haaren. Diese waren nun nicht mehr verfilzt oder sonst irgendwie durcheinander. Ihre Haare waren nun glatt. Einen Teil ihrer Haare hatte sie zu einem Zopf zusammen gebunden, welcher ihr wie der Rest ihrer Haare ungefähr bis zu ihren Schultern ging. Ansonsten wirkte sie auch nicht mehr so abgemagert, auch wenn sie noch etwas mager war. Dabei aß sie bestimmt doppelt so viel wie ich.

Nun sah sie mich blinzelnd an. Sie wollte etwas. Soviel verstand ich schon.

„Kratos? Hast du noch etwas Fleisch oder so? Meins ist alle.“

„Nein leider nicht. Wir müssen unsere Vorräte erst aufstocken. Es ist doch aber noch reichlich Gemüse da.“, entgegnete ich.

Anna verzog ihr Gesicht. „Bin ich ein Hase oder was?“

„Alle Gemüsearten haben viele Vitamine und sind auch so sehr gesund.“, belehrte ich sie.

„Jetzt klingst du wie mein Vater.“, maulte sie und sah nun in meine Tasche. Sie hoffte wohl noch etwas Besseres zu finden.

Die Braunhaarige holte ein Glas mit den erwähnten sauren Gurken heraus.

„Wie kann man so was essen?“, fragte sie und meinte diese Frage auch noch ernst.

„Sie schmecken doch.“, meinte ich nur, worauf sich Anna heftig schüttelte.

„Du bist doch kein…Ok du bist ein Engel aber trotzdem.“

Nun schüttelte sie sich wieder. Ich fand es amüsant, wenn sie das tat. Überhaupt fand ich viele Sachen an der Braunhaarigen amüsant.

„Es gibt bestimmt etwas, was du genauso verabscheust!“, zischte sie.

„Wenn du meinst.“, gab ich nur als Antwort.

„Ich werde schon etwas finden und es dir gleich verabreichen.“, sprach Anna fest entschlossen.

„Ich habe eigentlich keinen Hunger.“, entgegnete ich.

„Keine Chance! Dreh dich um. Du darfst raten.“, befahl sie mir.

Ich verdrehte leicht die Augen und drehte mich um. Widerstand zu leisten war wohl eh zwecklos.

Anna steckte mir auch gleich etwas in den Mund. Es schmeckte leicht scharf und so wie

„Porree?“

„Ja stimmt. Wie kannst du das roh essen?“, fragte sie entgeistert, als ich das Stück hinunterschluckte.

„Schmeckt doch.“

Anna knurrte und drehte sich um. So ging das noch mit etlichen Gemüsearten wie Gurke, Paprika, Aubergine, Zwiebel und Kohl.

„Ich geb’s auf.“, maulte Anna und nahm etwas aus ihrem Rucksack, was sie mit dem Messer kleinschnitt. Das wollte sie wohl selbst essen.

Ich betrachtete den Himmel. Es waren dunkle Wolken am Horizont zu sehen. Bestimmt würde bald ein Unwetter aufbrechen. Wahrscheinlich würden wir es nicht rechtzeitig nach Hima schaffen.

„Was gibt es da zu sehen?“, fragte Anna und steckte mir erneut ein Stück Gemüse in den Mund.

Ich wollte es gerade hinterschlucken, als sich ein widerlicher Geschmack in meinem Mund ausbreitete. Ich verzog nun auch leicht mein Gesicht und spuckte das Etwas in meinem Mund wieder aus. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mir wirklich das eine gab, was ich wirklich nicht aß.

Anna sah mich blöd an. „Ehm…Kratos? Sag jetzt nicht du isst keine Tomaten?“

Ich gab ihr ein leichtes Grummeln als Antwort.

Anna fing an zu lachen und kugelte sich am Boden. „Das ist echt verrückt!“ gluckste sie.

„Sie schmecken mir halt nicht. Ich verstehe nicht, wie man so was essen kann.“, meinte ich. Es stimmte ja auch.

„Aber Kratos. Alle Gemüsearten haben viele Vitamine und sind auch so sehr gesund. Auch Tomaten.“, ärgerte Anna mich. Jetzt kostete sie gleich ihren Triumpf aus. Was war bitte toll daran zu wissen, was ich nicht aß?

„Saure Gurken auch.“

Anna verzog ihr Gesicht.

„Wir sollten los. Es zieht ein Unwetter herauf. Wenn wir nicht nass werden wollen, sollten wir uns beeilen.“, meinte ich.

Anna sah zum Himmel und stand auf. „Ich bin schnell wie der Wind!“

Das war wie üblich aber nicht der Fall. Also gerieten wir nach ungefähr einer halben Stunde in einen Regenschauer.

„Mir ist kalt und ich bin völlig durchnässt. Außerdem tun mir die Füße weh.“, jammerte Anna.

Ich seufzte. „Es ist nicht mehr weit bis nach Hima. Nur ungefähr eine Anderthalbstunde.“

„Was?! Solange kann ich nicht laufen! Lass uns Pause machen. Da unter dem Baum!“, schrie Anna und rannte zu einem Baum. Ich folgte ihr.

Hier war es nicht wirklich trocken, aber immer noch besser als ohne Baum.

Anna zitterte und rieb sich ihre Arme. Sie wirkte recht müde. Immerhin waren wir schon eine Weile unterwegs.

„Hättest du nicht eher sagen können, dass es regnet. Ich hätte mich mehr beeilt. Das ist alles deine schuld!“, maulte Anna unzufrieden.

Ich seufzte. Jetzt kamen wir wieder an dem Punkt an dem sie zickig war. Warum mussten Frauen immer so launisch sein.

„Ich habe es dir rechtzeitig gesagt.“, verteidigte ich mich und setzte mich neben sie.

„Gar nicht wahr!“, widersprach sie.

Ich lehnte mich gegen den Baum und schloss die Augen. Das Reisen war anstrengender als ich dachte. Immerhin hatten wir schon seit Wochen kein Haus des Heils mehr besucht.

Das hieß ich musste Nachtwache halten. Meistens wechselte ich mich mit Noishe ab, aber es war doch sehr ermüdend. Wir hatten nicht mal in Palmacosta übernachtet, nachdem wir die Gefangenen befreit hatten, um die Stadt nicht zu gefährden.

Die Pause würde mir bestimmt etwas gut tun. Immerhin war ich die letzte Nacht mit Wache dran. In solchen Momenten wünschte ich mir schon mein Exphere hätte denselben Effekt auf mich wie auf die anderen Engel. Nicht mehr schlafen und essen zu müssen, wäre echt praktisch, aber ich lehnte es dennoch ab. Das gehörte einfach zum Leben dazu.

Ich war froh noch in der Lage zu sein zu fühlen, zu schlafen und zu essen.

Die Anstrengung nach einer langen Reise, die Müdigkeit ,ja sogar der Schmerz einer Wunde. All das gab mir das Gefühl am Leben zu sein. Nicht so wie die Engel in Welgaia.

Langsam bekamen meine Gedanken mehr und mehr verworren und ich begann langsam einzuschlafen.

„Kratos. Wir können hier nicht bleiben!“, riss mich Anna aus meinem Schlaf.

„Warum nicht.“, nuschelte ich. Ich hielt meine Augen immer noch geschlossen. Vielleicht würde sie ja irgendwann Ruhe geben.

„Es ist nass und kalt. Vielleicht sollten wir doch weiter nach Hima.“, beschwerte sich die Braunhaarige.

Ich seufzte. Das wurde wohl nichts mit dem Nickerchen.

„Und wie willst du das anstellen? Ich dachte du könntest nicht mehr laufen?“, sprach ich, wobei ich versuchte sie leicht zu provozieren. Es klappte meist immer und war irgendwie amüsant. Yuan war nichts dagegen.

„Päh! Du arroganter Engel! Ich kann sehr wohl laufen!“, zischte Anna beleidigt. Sie warf mir einen bösen Blick zu.

„Ok dann los!“, sagte ich gelassen und stand auf.

Jetzt sah Anna weniger entschlossen aus. Sie wirkte etwas nervös. Das war öfters so, wenn sie den Mund zu voll genommen hatte.

„Also…ich hab‘s!“, schrie sie nun und ging auf Noishe zu. Dieser lag noch eingerollt am Baum. Allerdings war er noch wach und beobachtete Anna nun neugierig.

Was hatte die Braunhaarige vor. Irgendwie hatte ich schon eine Ahnung. Das würde schief gehen.

„An deiner Stelle würde ich…“, wollte ich sie gerade warnen, aber es war zu spät.

Die Braunhaarige saß bereits auf den Rücken des Protozoans.

„Ich reite einfach auf Noishe. Das hast du auch schon öfters gemacht.“, meinte Anna zufrieden.

Bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, stand Noishe mit einem Mal auf, schüttelte sich und schmiss Anna dabei runter. Nun gab er ein leicht bedrohliches Knurren von sich.

„Noishe lässt Niemanden außer mir auf seinen Rücken reiten. Er ist kein Pferd oder Esel sondern ein Protozoan.“, belehrte ich Anna.

Die Braunhaarige saß beleidigt auf dem Boden und sah giftig zu Noishe. Dieser erwiderte den Blick und kam dann zu mir. Wie üblich rieb er seinen Kopf an meinem Bauch. Ich streichelte ihn sanft.

„Da wirst du wohl zu Fuß gehen müssen, aber du kannst doch laufen, nicht?“, zog ich sie auf.

Anna knurrte nun leise.

Das Wetter hatte sich immer noch nicht beruhigt. Es wehte ein recht starker Wind, der mir den Regen ins Gesicht schlug. Mich störte das recht wenig.

Noishe störte das eher. Er schüttelte sich und gab ein leises Jaulen von sich. Der Terranis hasste es, wenn sein Fell nass wurde.

Anna sah derweil erschöpft zu Boden. Sie sah nicht gerade zufrieden aus. Manchmal fragte ich mich warum ich mich mit ihr abgab? Sie war meist ziemlich anstrengend, verzögerte das Reisen ungemein und war zudem noch stur. Aber irgendetwas an ihr mochte ich auch. Ich verstand es selbst nicht.

„Wenn du willst kann ich dich auch tragen?“, schlug ich vor. Ich kannte ihre Antwort bereits.

„Nein! Auf keinen Fall!“

Dazu war die Gute wieder zu Stolz. Sie ließ sich nicht gerne von mir helfen. Ob es nun beim Aufstieg des Hakonesia Passes war, wenn sie gefallen war oder sonst etwas. Da konnte sie echt stur sein. Sie ließ sich nicht von einem Engel wie mir helfen.

„Dann gehen wir halt.“, meinte ich darauf, was Anna mit einem klagenden Blick erwiderte.

„Okay du hast gewonnen. Dann trag mich halt!“, erklang ihre Stimme, was mich jetzt überraschte.

Dass sie das zuließ, hätte ich nicht gedacht.

Ich ging auf sie und drehte ihr den Rücken zu, dann ging in die Hocke, sodass sie auf meinen Rücken klettern konnte.

Die Braunhaarige zögerte zunächst. Sie sah meinen Rücken skeptisch an.

„Ich beiße nicht.“, meinte ich. Sie gab ein „Pff“ von sich und kletterte unsanft auf meinen Rücken. Mit ihren Fingern kniff sie förmlich in meine Schultern. Es war nicht angenehm, aber ich ließ mir nichts anmerken.

Ich hielte ihre Beine fest und stellte mich hin. „Dann los.“

Sie zu tragen war nicht sehr schwer. Sie wog nicht allzu viel. Vielleicht 50 Kg? Für eine Frau ihrer Größe viel zu wenig. Zwar hatte sie zugenommen, seit dem letzten Mal als ich sie getragen hatte, aber sie war immer noch zu mager.

Anna grummelte leise. „Gewöhn dich besser gar nicht erst dran. Das ist nur dieses eine Mal. Und komm nicht auf dumme Gedanken!“

„Dumme Gedanken?“, fragte ich verwirrt. So richtig verstand ich sie nicht.

Sie ignorierte meine Frage.

Nach einer Weile legte sie ihre Arme, um meinen Hals und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Eigentlich wollte ich sie drauf ansprechen, aber ich ließ es.

Ich spürte ihren warmen Atem an meinem Hals, worauf ich Gänsehaut bekam.

Mein Gesicht wurde auf einmal etwas warm und ich fühlte mich etwas komisch. Hoffentlich bekam ich kein Fieber. Irgendwie fühlte ich mich aber wohl. Als ich leicht zu Anna sah, bemerkte ich, dass ihre Augen geschlossen waren. Ihr Atem war auch sehr ruhig und gleichmäßig. Sie war wohl eingeschlafen.

Als wir Hima erreichten, hatte es bereits aufgehört mit regnen. Da Anna immer noch schlief ging ich ins Gasthaus. Der Mann sah uns etwas überrascht an. Es kam sicherlich nicht häufig vor, dass ein Mann mit einer Frau auf den Rücken herein kam.

„Ich hätte gern ein Zimmer für die Nacht.“, bat ich.

„Sicher. Das macht 300 Gald oder wollen sie ein extra Zimmer für die Dame?“

Ich schüttelte den Kopf. Anna hätte vielleicht protestiert, aber ein Zimmer würde wohl genügen.

Unser Zimmer war im zweiten Stock. Es hatte zwei Betten, einen Schrank und einen Tisch.

Ich setzte Anna aufs Bett bzw. legte sie, da sie gleich nach hinten fiel.

Meine Gefährtin hab ein leises „Mhm“ von sich, wachte aber nicht auf.

Ich beobachtete sie etwas beim Schlafen. Sie lächelte leicht und kuschelte sich mit ihrem Kopf an das Kissen. Sie sah eigentlich recht hübsch aus. Sicherlich war sie mager und ihre Haare waren völlig durchnässt, aber irgendwie fand ich sie hübsch.

Ich lächelte leicht, als ich sie ansah. Wieso sah ich einer Frau völlig fasziniert beim Schlafen zu? Was war nur mit mir los? Anna war nichts Besonderes. Ich hatte weitaus hübschere Frauen gesehen. Frauen mit einer besseren Figur. Die meisten Männer würden wohl sagen, Anna sei zu dünn und hätte auch nicht die richtigen Rundungen.

Ich interessierte mich nie für so was. Bisher hatte ich noch keine besonderen Reize an einer Frau gefunden und das würde sich wohl auch nicht ändern.

Ich stand auf und ging nach draußen. Es war eine gute Zeit unsere Vorräte aufzustocken. Also besorgte ich neuen Proviant wie Trockenfleisch, Schinken, Brot und andere Lebensmittel.

In Hima war momentan nicht viel los. Es war ja auch Winter. Zu dieser Jahreszeit gab es nicht viele Reisende. Auch Abenteurer hatten es schwer im Winter über die Runden zu kommen.

Zwar hatte es noch nicht geschneit, aber es würde wohl nicht mehr lange dauern.

Nachdem ich eine Weile spazieren war kehrte ich ins Gasthaus zurück. Es war mittlerweile Abend. Die Sonne war schon fast untergegangen.

Als ich in unser Zimmer ging, sah ich Anna wie sie sich zufrieden in ihr Bett kuschelte.

„Ein Bett ist so was tolles.“, nuschelte sie.

„Ah ja.“, gab ich nur von mir und legte mein Schwert in eine Ecke.

„Es ist so weich und warm. Ein Bett ist doch einfach toll.“, schwärmte sie.

Bisher waren wir ja noch in keinem Gasthaus gewesen. Anna war also nicht mehr in einem Bett gewesen seitdem sie auf der Menschenfarm war. Ob es da Betten gab bezweifelte ich aber.

„Leg dich auch mal rein. Ist das nicht Großartig?“

Ich seufzte und tat ihr den Gefallen. Das Bett war in der Tat recht komfortabel. Wahrscheinlich besser, als mein Bett in Welgaia. Allerdings war ich deswegen nicht gleich so aus dem Häuschen wie Anna.

„Jetzt gehen wir auf den Gipfel und sehen uns die Sterne an.“

Anna sprang förmlich aus dem Bett, als sie das sagte.

„Ich möchte jetzt lieber schlafen. Du kannst doch alleine gehen oder.“, entgegnete ich und blieb einfach liegen. Ich war schon recht erschöpft.

„Nein. Allein macht das keinen Spaß. Außerdem…was wenn auf dem Gipfel Desians sind.“, argumentierte sie.

„Das bezweifle ich.“

„Kratos?“

„Was?“

„Bitte.“

„Nein.“

„Bitte, bitte, bitte“

„Nochmal nein.“

„Ganz doll bitte. Mit extra viel Sahne und Schokosauce oben drauf.“

Ich knurrte. Jetzt ging das wieder los. So hatte sie letztes Mal auch angefangen.

Sie beugte sich nun über mich drüber und sah mich flehend an.

„Hör auf damit!“

„Wenn du mitkommst.“

„Fünf Minuten.“

„Ja!“, schrie sie triumphierend.

Ich konnte es nicht fassen. Sie hatte mich schon wieder überredet. Das schaffte sonst keiner.

Seufzend stand ich auf und folgte Anna zum Gipfel.



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