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Die Reise eines Engels

von

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Unterdrückte Gefühle (Kratos Sicht)

Ich hatte schon ein gutes Bündel Feuerholz gesammelt. Das würde wohl schon reichen. Ich sollte mich auf den Rückweg machen. Allerdings konnte ich nicht klar denken. Ich bekam das mit Anna nicht aus meinem Kopf. Immer wieder dachte ich an Hima. Warum hatte ich sie geküsst? Was war nur mit mir? Warum machte es mir so viel aus sie weinen zu sehen?

Wie konnte ich mich in so einer Situation verlieben?

Sicher es passierte wohl vielen Menschen. Sie verliebten sich in ungünstigsten Augenblicken.

Ich hatte so was immer abgelehnt. Im Krieg oder auf der Flucht war Liebe einfach fehl am Platz. Ich fand es unsinnig sich dann zu verlieben.

Jetzt ging es mir genauso. Vielleicht hätte ich es sogar zugelassen, aber…Mithos war hinter mir her. Würde er herausbekommen, dass mir Anna etwas bedeutete wäre sie in großer Gefahr. Das durfte ich nicht zulassen. Also war es besser sich zu distanzieren.

Allerdings ist mir noch nichts so schwergefallen. Dass Anna Gefühle für mich hatte machte es auch nicht leichter. Wie sollte ich das weiter durchhalten? Jeder Blick und jede Träne stach ein Loch in mein innerstes. Am liebsten würde ich sie dann trösten, sie einfach nur glücklich machen. Ich wollte sie Lachen sehen. Ihr Lachen, was ich so an ihr liebte.

Annas unbekümmerte und fröhliche Art hatte es mir einfach angetan. Obwohl sie auf der Farm schreckliche Dinge gesehen und erlebt hatte, obwohl ihre Eltern ermordet wurden, war sie doch so lebensfroh wie kein anderer. Anna liebte das Leben. Selbst von den einfachsten Dingen war sie begeistert.

Ich musste lächeln. Jetzt lächelte ich schon, wenn ich an sie dachte. Liebe war schon seltsam.

Jetzt musste ich allerdings erst mal den Unnahbaren spielen. Ich hatte das Lager erreicht. Bestimmt würde Anna mich gleich traurig angucken. Allerdings war hier keine Spur von ihr.

„Anna?“, fragte ich. Keine Antwort. Vielleicht musste sie mal kurz ans stille Örtchen?

Nun hörte ich es Rascheln. Da war sie schon.

„Wo warst du denn?“, fragte ich, als mich ein verblüffter Noishe ansah.

„Ach du bist es. Hast du Anna gesehen?“, fragte ich den Protozoan.

Noishe schüttelte mit dem Kopf. Er hatte ein Reh zwischen den Zähnen.

„Wie ich sehe, hattest du Erfolg bei der Jagd.“, bemerkte ich beiläufig, während ich mich nach Anna umsah. Mit meinen Engelssinnen hörte ich auch keine weiteren Geräusche in der Nähe. Wo war die Braunhaarige bloß? Warum war sie überhaupt weggegangen?

„Anna!“, brüllte ich, obwohl ich wusste, dass es keinen Erfolg haben würde. Ich war besorgt.

Noishe schwänzelte und gab ein Jaulen von sich.

„Ja ich mache mir Sorgen. Hör auf mich damit aufzuziehen. Wir müssen sie finden. Kannst du nicht ihre Fährte aufnehmen.“, fragte ich den Terranis. Dieser schnüffelte herum. Dann ging er in den Wald. Er hatte Anna wohl schon gewittert.

Ich folgte ihm.

„War Anna alleine oder wurde sie entführt?“, fragte ich nach.

Noishe jaulte. Ich verstand ihn. Immerhin kannte ich ihn schon sehr lange. Da brauchte ich keine Worte, um zu wissen was Noishe meinte. Anna war alleine weggegangen. Ich verstand nur nicht wieso sie alleine so weit weg ging. Was dachte sie sich dabei?

Plötzlich fing Noishe an zu knurren. Er witterte wohl etwas, was ihm nicht gefiel.

Der Terranis rannte los und hielt bei einer Lichtung an.

Nun jaulte er mich an und deutete auf den Boden. Dort lag Annas Stab.

Ich nahm ihn auf. Die Braunhaarige hatte ihn bestimmt nicht verloren oder hier liegen lassen. Sie wurde angegriffen. Offensichtlich nicht von einem Monster. Sonst würde sie hier wohl schon halb tot herum liegen. Das beruhigte mich aber auch nicht gerade.

„Desians?“, fragte ich und sah mir ein paar Spuren auf den Boden an.

Noishe jaulte, was ja hieß.

„Verdammt! Was geht sie auch alleine weg!“, fluchte ich.

Noishe knurrte nun.

Ich sah den Protozoan beleidigt an. „Jetzt soll das meine Schuld sein?“

Noishe knurrte immer noch und wackelte etwas hin und her.

„Es muss sein. Das weißt du doch.“

Noishe schüttelte mit dem Kopf.

„Wir haben keine Zeit darüber zu diskutieren. Wir müssen Anna retten.“

Noishe verfolgte weiter die Spur.

Hoffentlich ging es Anna gut. Die Desians würden ihr doch nichts Schlimmes antun? Vielleicht…Nein an so was durfte ich gar nicht erst denken. Wenn ich jetzt anfangen würde mir auszumalen, was geschehen sein konnte, würde ich noch verrückt werden. Ich hatte mir noch nie um eine Person solche Sorgen gemacht.

Wir hatten nun das Versteck der Desians erreicht. Es war ein eher kleines Versteck. Wahrscheinlich nur für zehn Desians oder so. Wahrscheinlich waren diese hier nur zu Überwachung da. Die nächste Menschenfarm war ja ziemlich weit weg.

Bei dem Versteck handelte es sich um ein einfaches Häuschen aus Metall. Es glich wohl eher ein Metallklotz ohne Fenster mit nur einer Tür.

Überwachungskameras sah ich keine. Wahrscheinlich rechneten sie hier nicht mit einem Angriff, da der Stützpunkt recht versteckt lag. Gefangene gab es hier wohl auch nicht.

Ich ging zur Tür. Natürlich war sie abgeschlossen. Man benötigte ein Passwort.

Ich flog aufs Dach. Hier musste es doch irgendwo einen Lüftungsschacht oder so was geben. So war es auch.

Zum Glück war er breit genug für mich. In den Menschenfarmen achteten sie immer auf kleine Lüftungsschächte. Sie mussten ja damit rechnen, dass Gefangene ausbrechen würden. Hier dachten sie an so was zum Glück nicht. Ich landete in einem Gang. Es war kein Desian unterwegs. Es war ja auch Nacht. Wahrscheinlich schliefen sie.

Ich konzentrierte mich und versuchte Anna zu hören. Das einzige was ich wahrnahm waren Desians, womöglich zwei, welche irgendetwas sagten. Ich konnte nicht verstehen was. Also folgte ich der Stimme.

Ich kam zu einem Raum. Dort waren sie scheinbar drin.

Vorsichtig schlich ich zur Tür.

„Was ist denn los? Du wehrst dich ja gar nicht mehr.“, sagte der eine.

Ich wagte es einen Blick in den Raum hinein zu werfen.

Es waren nur Säcke und Kisten darin. Wahrscheinlich ein Lagerraum.

In einer Ecke standen zwei Desians vor einer Frau. Anna.

Mein Herz schlug auf einmal stärker und ich hatte das Gefühl nicht mehr klar denken zu können.

//Konzentrier dich Kratos!//, ermahnte ich mich und beobachtete die Szene.

Anna saß mit dem Rücken zur Wand. Ihr Oberkörper war frei. Die Desians hatten ihr das Shirt ausgezogen. Solche perversen Schweine.

Anna saß nur da und sah nach unten. Warum tat sie nichts? Wieso wehrte sie sich nicht?

„Dieses dreckige Flittchen merkt nicht mal was. Ich muss sie wohl mal ordentlich durchnehmen.“, rief der Desian vor ihr.

Das war zu viel. Ich lief auf die beiden zu und stieß einem mein Schwert in den Rücken.

Der andere Desian sah mich erschrocken an. Ich durchbohrte seine Brust, worauf er mit einem lauten Schrei zusammenbrach.

Ich atmete schwer und sah verabscheuend zu den beiden am Boden liegenden Körpern.

Ich musste mich beruhigen! Warum war ich so wütend Mein Kopf war völlig benebelt, während mein Blut völlig in Wallung war. Was war los mit mir? Es war überhaupt nicht meine Art einfach Hals über Kopf los zu stürmen. Auch wenn die Desians keine Gegner für mich waren, war das unvorsichtig und leichtsinnig. Warum hatte ich das gemacht?

Ich schüttelte den Kopf und steckte mein Schwert in meine Scheide. Was tat ich hier? Ich muss Anna hier herausbringen. Über alles andere konnte ich später nachdenken.

Die Braunhaarige saß immer noch so am Boden wie vor meinem Angriff. Hatte sie mich überhaupt bemerkt?

„Anna!“, schrie ich und kniete mich zu ihr. Sie reagierte nicht. Ihr Blick war völlig ausdruckslos und leer.

„Anna, was ist los?!“, rief ich. Erst jetzt fiel mir ihr Exphere auf. Er hatte einen seltsamen roten Schimmer und leuchtete schwach.

Seine parasitäre Wirkung schien einen Effekt auf Anna zu haben. Wie konnte das sein? Sie hatte doch eine Schutzfassung.

„Anna, komm zu dir!“, schrie ich und schüttelte sie durch.

Die Braunhaarige schien es zu bemerken. Die Ausdruckslosigkeit in ihren Augen verschwand. Nun sah sie mich erschöpft an.

„Kratos?“, nuschelte sie. Ihr Exphere hatte nun auch wieder aufgehört mit Leuchten.

Ich hatte jetzt keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Bestimmt waren die Desians auf den Weg hierher. Immerhin hatte der eine ziemlich laut geschrien. Ich packte ihr Shirt und ihr Top. Schnell legte ich ihr meinen schwarzen Umhang um, damit sie nicht ganz so entblößt war.

„Los komm!“, befahl ich.

Anna schien nicht wirklich die Kraft zu haben aufzustehen. Sie schien auch noch immer etwas neben sich zu stehen.

Ich wartete hier bestimmt nicht bis sie wieder zu sich kam. Also packte ich sie und legte sie über meine linke Schulter. Dann rannte ich los. Ich versuchte diesmal erst gar nicht unbemerkt den Lüftungsschacht zu nehmen. Ich würde durch das Haupttor nehmen.

Die Desians die mir im Weg standen besiegte ich mit meinem Schwert, während ich mit der anderen Hand Anna festhielt.

Mit einem Eruption sprengte ich das Tor einfach und entkam. Nun lief ich durch den Wald. Noishe lief neben mir.

Ich konnte die Schritte unserer Verfolgung immer noch hinter uns wahrnehmen. Ab und zu musste ich ein paar Feuerbällen ausweichen.

Nach einer Weile war ich außer Sichtweite. Trotzdem lief ich weiter.

„Lass mich runter. Ich kann laufen.“, rief Anna nun. Ihre Stimme war nun bestimmt. Sie schien wieder bei Sinnen zu sein. Allerdings ignorierte ich sie. Die Desians war noch nicht sehr weit weg und Anna könnte das Tempo nicht halten.

„Ich sagte lass mich runter!“, schrie sie und schlug mich gegen den Rücken. Ich ignorierte es.

Sie schlug mich nun mehrmals. „Lass mich runter!“

Sie konnte echt nerven. Ihr dämlicher Stolz war jetzt unangebracht. Das machte mich nur noch wütender.

Nach einer halben Stunde hatten wir das Waldende erreicht. Wir standen nun vor einer Klippe. Darunter erstreckte sich das Meer.

Ich drehte mich zum Wald um und versuchte herauszufinden, ob wir noch verfolgt wurden. Zum Glück konnte ich keine Verfolger entdecken.

Anna hatte nun angefangen mich zu kratzen, was ziemlich unangenehm war.

Ich ließ sie unsanft nach vorne Fallen, sodass sie auf ihrem Hintern landete.

„Sag mal hast du sie noch alle?!“, schrie ich sie wütend an. Die Braunhaarige sah mich geschockt an. Selbst Yuan und Mithos hatten mich selten so wütend erlebt, wenn überhaupt. Und nun kam dieses Weib, welche mich innerhalb von ein paar Wochen derart auf die Palme brachte.

„Was fällt dir ein einfach wegzulaufen?!“, brüllte ich völlig außer mir. Ich versuchte mich zu beruhigen, aber völlig zwecklos.

„Kann dir doch eh egal sein! Was soll ich noch bei einem Arschloch wie dir!“, schrie Anna nun. Sie saß immer noch vor mir.

„Dass ich mich überhaupt mit einer Zicke wie dir abgebe. In der nächsten Stadt setzte ich dich ab!“

Nun schmiss ich ihr ihre Sachen entgegen und drehte mich in Richtung Klippe.

Ich hörte wie Anna knurrte und sich anzog.

Mein Blick schweifte über das Meer. Vielleicht beruhigte mich das.

Die Sonne ging langsam wieder auf. Ganz Klasse! Wir hatten die ganze Nacht vertrödelt. Es wurde echt höchste Zeit, dass Anna und ich getrennte Wege gingen.

„Warum hast du mich überhaupt gerettet?! Die Mühe hättest du dir doch sparen können.“, fauchte die Braunhaarige nun.

Ich drehte mich zu ihr um. Sie war nun wieder angezogen. Meinen Umhang hatte sie zur Seite geschmissen. Mit ihren braunen Augen funkelte sie mich an.

Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, auch wenn ich immer noch stinksauer war. Was dachte sich dieses Weib eigentlich?

„Ich bin doch eh nur bedeutungsloser Ballast für dich! Es ist dir doch egal, ob ich gefangen genommen werde oder sterbe.“, keifte sie.

„Bitte? Glaubst du ich würde dich retten, wenn das der Fall wäre. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, aber du musstest ja unbedingt so was dummes machen.“, brüllte ich.

Als ich Annas Blick sah, bereute ich es. Was tat ich da gerade? Ich wollte mich doch von ihr distanzieren und jetzt? Was machte dieses Weib nur mit mir? Wenn sie bei mir war, war ich irgendwie nicht ich selbst. War das Liebe? Ich war mir nicht ganz sicher. Bisher hatte ich solche Erfahrungen noch nicht gemacht. Das war echt ein Grund sich zu schämen. Da war ich 4000 Jahre alt und noch nicht einmal verliebt gewesen. Zumindest nicht so.

Wie auch immer. Das kam überhaupt nicht in Frage. Es war zu gefährlich für Anna.

Ich drehte mich zur Seite und machte Anstalten zu gehen. Allerdings stellte sich Noishe im Weg. Der Terrranis knurrte und deutete auf Anna.

„Noishe!“, drohte ich ihm. Der Protozoan machte keine Anstalten beiseite zu gehen. Er knurrte erneut.

„Du hast dir Sorgen gemacht? Aber du hast doch gesagt, ich sei dir egal. Dann war das gelogen?“, gab Anna nun von sich.

„Nein…ich.“, stammelte ich. Irgendwie hatte ich nicht mehr die Kraft zu lügen. Meine Wut war verflogen. Jetzt war ich…überfordert? So richtig sicher war ich mir auch nicht.

„Ich habe nicht gelogen. Du bist mir eigentlich auch egal. Ich bin aber verantwortlich für dich.“, log ich. Dabei sah ich wieder aufs Meer hinaus. Das war schlecht gelogen. Das würde sie mir doch nicht abkaufen.

„Beim letzten Mal warst du überzeugender. Warum lügst du mich an?“, entgegnete mir die Braunhaarige sie stand neben mir.

„Ich…habe nicht gelogen!“, rief ich, wobei ich böse klingen wollte. Erneut vergeblich. Ich drehte mich zu Anna und sah ihr etwas unsicher in die Augen. Na ganz toll. Das war jetzt erst recht überzeugend.

„Kratos!“, sagte Anna nun eindringlich.

Ich seufzte und wollte zurück gehen. Allerdings war Noishe immer noch da. Der Protozoan schubste mich nach vorne.

„Abhauen ist nicht! Also…magst du mich auch, aber warum…“, wollte Anna gerade zu einer Frage ansetzten. Ich unterbrach sie: „Hör zu Anna, das ist völlig egal!“

„Nein ist es nicht!“

„Doch. Auch wenn ich Gefühle für dich habe, funktioniert das mit uns trotzdem nicht.“

Ich hatte ein paar Schwierigkeiten es auszudrücken. Immerhin war ich noch nie mit jemandem…zusammen?

„Das heißt du hast Gefühle für mich?“, meinte Anna, worauf sich in ihrem Gesicht ein Lächeln bildete.

Ich seufzte erneut. Sie wollte es wohl nicht kapieren. „Es geht nicht und fertig. Es ist wohl wirklich das Beste, wenn ich dich irgendwo absetzte.“

„Was wieso? Was ist dein Problem? Bin ich dir nicht schön genug? Ich weiß, dass ich durch die Menschenfarm ziemlich gezeichnet bin, aber…“

„Das ist es nicht! Du bist sehr schön, aber…“

Was sagte ich da? Jetzt sagte ich auch noch sie sei schön. War ich noch zu retten. Jetzt konnte ich das mit dem, sie sei mir egal, völlig vergessen.

Anna wurde leicht rot und sah verlegen nach unten.

„Also…ich werde von anderen…Engeln verfolgt“ Ich wusste nicht so recht, ob ich es als Cruxis bezeichnen sollte. Also blieb ich lieber bei Engeln. „Sie werden versuchen dir zu schaden oder dich zu töten, wenn du mir irgendwie nahe stehst. Verstehst du das?“

„Ist mir egal! Ich werde doch auch verfolgt. Ist doch egal von wem.“

„Nein ist es nicht! Vor den Engeln kannst du dich nicht verstecken. Es gibt keinen sicheren Ort vor ihnen.“

Anna schüttelte den Kopf. „Den gibt es vor den Desians auch nicht. Sie sind in ganz Sylvarant verteilt.“

Ich wusste nicht genau was ich erwidern sollte. Ich konnte ihr schlecht von Tethe‘alla erzählen.

„Ich bleibe bei dir, egal wie gefährlich es ist. Es gibt eh keinen Ort wo ich hin kann. Meine Eltern sind tot, die Desians suchen mich in jeder Stadt. Außerdem kann ich mich schon verteidigen. Engel verprügeln mache ich gerne. Und wenn es mal ernst wird, bist du doch auch noch da. Du wirst mich schon beschützen können. Das hast du bis jetzt auch geschafft.“

„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“, entgegnete ich seufzend. Für sie war das echt einfach. Sich einfach auf mich zu verlassen. So verlässlich war ich nicht. Immerhin war das alles hier auch meine Schuld.

„Das kannst du. Ich…will nicht von dir getrennt sein. Bitt lass mich bei dir bleiben.“, bat Anna. In ihren Augen bildeten sich Tränen. Jetzt umarmte sie mich.

„Ach Anna.“, gab ich nur von mir. Was sollte ich jetzt tun? Eigentlich wollte ich Anna nicht in Gefahr bringen, aber ich mochte es auch wenn sie bei mir war. Außerdem wollte ich ihr nicht weh tun. Konnte ich sie wirklich beschützen? Ich war mir nicht sicher.

Noishe gab ein Jaulen von sich und stupste mich an. Er war eindeutig dafür, dass Anna blieb.

Ich seufzte: „Also gut. Wir können es ja versuchen.“

Anna sah mich mit großen Augen an. „Wirklich? Ich darf bei dir bleiben?“

Ich nickte.

Sie lächelte nun. „Heißt das wir sind jetzt …“ Auf ihren Gesicht bildete sich ein Rotschimmer.

Mir ging es wohl gerade ähnlich, denn meine Wangen wurden ganz warm. Ok waren wir jetzt zusammen? Warum erwartete sie eine Antwort von mir? Weil ich sie zurückgewiesen hatte? Was sollte ich machen? In so was hatte ich überhaupt keine Erfahrung.

Anna sah mich immer noch unsicher an. Sie wartete auf eine Reaktion von mir.

Ich atmete tief durch und legte meine Lippen auf ihre.

Jetzt war mir völlig heiß. Es fühlte sich gut an. Anna sah mich verblüfft an. Auch als ich mich von ihr löste, war sie noch völlig geschockt. Hatte ich was falsch gemacht? Vielleicht wollte sie, dass ich ihr was sagte, anstatt sie gleich zu küssen?

Anna lächelte nun. Sie kam näher und küsste nun mich.

Ich legte meine Hände, um ihre Hüften, während Anna mit ihren Händen in mein Haar griff.

Wie aus Reflex schloss ich die Augen und erwiderte den Kuss.

So hatte ich mich noch nie gefühlt. So etwas hatte ich ja auch noch nie gemacht. Annas Geruch war so angenehm. Irgendwie süßlich. Ihre Haut war so weich und sanft. Ihre Berührungen verursachten mir einen Schauer unter der Haut.

Dann lösten wir uns. Nun sahen wir uns beide an. Annas Gesicht hatte durch die aufgehende Sonne einen roten Schimmer. Wahrscheinlich war sie aber auch errötet so wie ich. Ihre Haare hatten auch einen leicht roten Stich. Sie wehte leicht im Wind.

Annas Augen sahen mich genau an. Sie waren klar und schön. Es war so als würden mich ihre Augen gefangen halten, da ich meinen Blick nicht abwenden konnte.

Wir beobachteten uns bestimmt eine Ewigkeit nur und sagten nichts.

Anna war die erste, die die Stille unterbrach.

„Also Kratos. Ich…es ist ja eigentlich offensichtlich, aber…ich liebe dich.“, stotterte Anna verlegen. Sie sah dabei abwechselnd zu mir und zu Boden. Mit ihren Füßen scharrte sie unsicher auf dem Boden.

„Ehm…“, gab ich nun von mir. So fing ich nie an zu sprechen. Normalerweise stotterte ich nicht und benutzte keine Ausdrücke wie „Ehm“, „Na ja“ oder etwas ähnliches. Wenn ich etwas sagte, dann immer direkt und sicher. So wie jetzt war das noch nie. Nicht nur dass ich nicht genau wusste, was ich sagen sollte. Ich wusste auch nicht wie ich meine Gefühle gegenüber Anna ausdrücken sollte. Warum brachte mich die Braunhaarige nur so durcheinander?

„Ja also…“ Schon wieder. Ich druckste schon wieder herum. Ich musste das lassen!

„Ich…liebe dich auch.“, brachte ich nun zusammen. War das jetzt richtig?

Meine Wangen glühten förmlich, aber ich war irgendwie auch glücklich. Als ob mir jemand eine Last von den Schultern genommen hätte.

Anna Lächeln wurde nun breiter. Sie umarmte mich und rieb ihr Gesicht an meinem.

Erneut schoss mir das Blut ins Gesicht. Ob das jetzt wohl immer so war?

Zaghaft erwiderte ich Annas Geste.

„Also sind wir jetzt zusammen, ja? Das ist irgendwie aufregend. Verliebt in einen Engel. Gerade ich.“, plapperte Anna darauf los. Dieses Mädel war aber auch immer in der Lage darauf los zu brabbeln.

Noishe wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Anna umarmte ihn. Die beiden schienen sich über diese Entwicklung zu freuen.

„Du kannst dich ruhig bewegen. Du stehst da wie angewurzelt.“, rief Anna und zog mich nun kurzerhand am Arm.

Ich ließ mich leicht von ihr ziehen. „Und wo willst du hin?“, fragte ich.

„Ehhh? Iselia richtig!“, fragte sie eher.

„Zum Ossapfad geht es da entlang.“, meinte ich und deutete in die entgegengesetzte Richtung.

„Hehehe Ich kenn mich hier nicht so aus. Also da lang!“, schrie Anna enthusiastisch.

Noishe jaulte mit ihr mit und folgte ihr.

„Verräter!“, maulte ich Noishe leise an. Der Protozoan wedelte mit dem Schwanz und gab ein unschuldiges Winseln von sich. Dann rieb er seinen Kopf gegen meinen Bauch. Ich streichelte ihn und folgte dann Anna. Die Reise war ein völliges Durcheinander. Wo das wohl noch hinführen würde.



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