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Im Nebel

von

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Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, der Himmel trüb und verhangen. Nebel lag schwer auf der Landschaft. Verhüllte den größten Teil der Umgebung.

Würde man die Straße entlanglaufen, wäre der Wind zu hören und der Tau auf den Blättern zu sehen – doch vom Bus aus, der über die Landstraße bretterte, als würde eine stetig tickende Uhr im Nacken des Fahrers klemmen, waren die Bäume nur als vorbeirauschende Schatten im Nebel erkennbar.

Mit müdem Blick nahm Kyo die abstrakten Formen und Umrisse wahr, ohne wirklich darauf zu achten.
 

Über 3 Monate in Amerika lagen hinter der Band. Eine endlose Tour, gefolgt von Studioaufnahmen in Los Angeles. Mühsame Interviews mit Übersetzern, die am Ende sicherlich durch die Sprachbarriere nicht das verkündeten, was die Band ausgedrückt hatte. Während die anderen etwas wehmütig Abschied nahmen, hatte Kyo seine Sachen in Windeseile gepackt. Gott, er hatte Japan vermisst. Sein Zuhause.
 

Wegen schlechtem Wetter war ihr Flug gestrichen worden. Stürme verhinderten jeden weiteren Start und so hingen sie volle 2 Tage am Flughafen fest. Das Management sorgte für die Unterkunft in einem nahegelegenen Hotel. Wirkliche Ruhe kam dort jedoch nicht zustande, da man allzeit bereit war, den nächsten Flieger zu erwischen, der abheben würde.

Der Sturm war nicht völlig abgeklungen, als es endlich Richtung Japan ging und so folgte ein turbulenter Flug ohne Schlaf. Der erwischte Flieger brachte sie bis nach Osaka und wegen der großen Gepäckmenge, war man von einer bequemen Fahrt mit dem Shinkansen dazu übergegangen einen Bus mit Anhänger zu chartern.

In etwa 2 Stunden – je nach Verkehr – würden sie das Studio in Tokyo erreichen. Leute vom Team werden sich dort um das Gepäck kümmern, während die Bandmitglieder jeweils zum eigenen Zuhause aufbrechen würden.
 

Träge drehte Kyo den Kopf zur Seite. Musterte Shinya, der auf seinem Handy tippte. Er wusste nicht, in welche Richtung der Drummer vom Studio aus fahren würde. Hatte von keinem der anderen die Adresse oder Handynummer. Kommunikation zu Treffpunkten erfolgte über das Team und Management.

Nach so vielen Jahren gemeinsamer Zusammenarbeit, hatten sie sich voneinander distanziert. Ein simpler Schutz für die Band. Private Entscheidungen der anderen hatten früher hin und wieder für schlechte Stimmung gesorgt. Sie stritten mal über Filme, mal darüber, wer welche Rechnung bezahlt hatte – alltägliches. Doch genau diese Dinge waren es, die so manch eine Beziehung zerstörten. Sie wollten vermeiden, dass solch belanglose Streitereien eines Tages das Ende der Band verschulden würde und der natürliche Weg war Distanz. Wenn man nicht wusste, was der andere tat, konnte man sich auch nicht darüber aufregen. Solang jeder von ihnen die offiziellen Termine einhielt, war alles gut. Die Musik entstand im stillen Zusammenspiel. Nach all den Jahren kannte jeder seinen Part. Wusste, wie man seine Meinung einbringt – zum Teil ganz ohne Worte und gelegentlich sogar, ohne zur gleichen Zeit im Studio zu sein.
 

„Der Radiosender hat einen Stau durchgegeben, wir verlassen gleich die Schnellstraße und fahren einen Umweg in die Stadt.“

Die Fahrer hatte seine Stimme lauter erhoben, als notwendig. Shinya verzog das Gesicht, während er zuhörte, welche Route nun bevorstand. Die Blicke der anderen drückten die gleiche Unzufriedenheit aus. Noch später Zuhause – als wenn es jetzt noch darauf ankam.

Es dauerte einen Moment, bis Kyo die Worte des Fahrers wirklich begriffen hatte.

„Wir fahren fast an meinem Zuhause vorbei, wenn wir auf diesem Weg in die Stadt fahren.“, auch seine Stimme kam ihm nach Stunden der Ruhe zu laut vor und so setzte er seine Worte gedämpfter fort, „Ist es möglich einen Umweg zu fahren und mich direkt abzusetzen? Es wären maximal 5 Minuten und so müsste ich nicht vom Studio wieder ganz aus der Stadt herausfahren.“
 

Er spürte die Blicke der anderen; konzentrierte sich starr auf den Fahrer, der ihm zusagte den Weg zu fahren und das er Bescheid sagen solle, wenn die richtige Abfahrt kam.

Ein leichtes Lächeln konnte Kyo nicht verhindern. Er hatte sich geirrt. Ein paar Minuten mehr oder weniger machten doch etwas aus.

Da sich die anderen nicht von ihm abgewandt hatten, sah er kurz zu ihnen und war überrascht, dass niemand genervt wirkte. Nur irritiert.

Toshiya war es, der nach einem Moment fragte, was scheinbar allen durch den Kopf ging. „Du lebst außerhalb der Stadt?“

Nur ein kurzes Nicken als Antwort.
 

Nach ein paar Sekunden schien jeder wieder seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Die vorbeirauschenden Bäume beobachtend, zweifelte er. War ein einfaches Nicken zu unhöflich gewesen? Hätte er erklären sollen, wie es dazu gekommen war?
 

Es waren fast 5 Minuten vergangen, als Toshiya noch einmal ansetzte: „Seit wann lebst du nicht mehr im Stadtzentrum?“

Überrascht, dass er das Thema wieder aufnahm, sah Kyo zu ihm. War amüsiert darüber sich vorzustellen, wie er vermutlich darüber nachgedacht hatte, wann sie zuletzt über ihre Wohnsituationen gesprochen hatten. Ob er davon bereits hätte wissen sollen.
 

„Etwa 4 Jahre.“

Der Bassist schien verwundert. Für einen Moment war die Müdigkeit aus seinem Gesicht verschwunden.

„In der Zwangspause, wegen der OP an meinen Stimmbändern, kamen wir zu dem Entschluss uns ein Haus zu suchen. Ich wollte ursprünglich nicht ganz so weit aus der Stadt, aber die Verkehrsanbindung ist sehr gut, außerhalb der Rush Hour bin ich in unter einer Stunde beim Studio. Durch die vollen Straßen im Zentrum, habe ich früher ähnlich lang gebraucht – daher ist es keine wirkliche Belastung.“
 

Diesmal hielt die Stille nur wenige Sekunden. „Wir?“
 

Kyo blinzelte. Sein Atem stoppte für wenige Sekunden – nicht merkbar für die anderen. Hatte er wirklich „wir“ gesagt? Es war nicht so, dass er daraus ein Geheimnis gemacht hätte. Es hatte sich einfach ergeben, nachdem sie aufhörten über private Dinge zu sprechen. Niemand hatte danach gefragt und er nichts von sich aus erzählt.

Es war nicht so, dass keiner von ihnen je sprach. Sie alle wussten, dass Kaoru eine Frau hatte – waren gemeinsam vor mehr als 6 Jahren zur Hochzeit gegangen. Hatten die Freundin von Die gesehen, als sie ihn abgeholt hatte und auch Shinyas Lebensgefährtin war ihnen zumindest ein Begriff.

Der Gedanke, etwas zu erzählen, war oft präsent, aber es war einfach nie der richtige Moment gekommen - immer andere Themen und es hätte sich seltsam angefühlt, davon anzufangen. Irgendwann kam es ihm schließlich zu spät vor – als hätte sich ein Zeitfenster geschlossen. Wie hätte er es da sagen sollen „Hey, übrigens - ich habe vor 2 Jahren geheiratet.“?

Letztlich kam es ihm gelegen, dass ihn nie einer danach fragte.
 

Eigentlich war es klar, warum niemand mit dem Thema „Freundin“ begann, wenn es um ihn ging. Sie alle hatten miterlebt, wie tief ihn seine erste große Liebe zu Beginn der Band verletzte hatte. Sahen den endlosen Schmerz in seinen Songtexten. Bis heute – auch wenn er jetzt nur noch aus Erinnerungen zehrte.

Der Schmerz war verheilt. Seine Ehe hatte sich wie ein Schleier auf all die Unzufriedenheit und Wut gelegt. Er war nun ausgeglichen, aber für außenstehende hatte seine Ruhe vielleicht weniger entspannt gewirkt. Bei der Vorgeschichte hatten sie es vermutlich falsch gedeutet. Den sehnsüchtigen Blick in Pausen als etwas Negatives betrachtet und nicht als das positive Gefühl angesehen, das dahinter stand.
 

Wenn er sich früher vorgestellt hatte, er würde ihr noch einmal begegnen - Dieser hinterhältigen Frau, die ihn mit ihrem ganzen Wesen vereinnahmt und dann zerstampft hatte -, dann war es stets ein Alptraum.

Heute wäre es denkbar. Er könnte sie ansehen und mit ihr sprechen.

Sie war Vergangenheit. Nichts, was noch wirklich Bedeutung hatte.

Seine Texte waren nun abstrakter. Noch inspiriert von dem damaligen Leid – aber im Grunde eher gefüllt mit der heutigen Angst. Die Angst vor Verlust. Davor, das jetzige Gefühl, die jetzige Situation, zu verlieren.
 

Er blinzelte, sein Blick fokussierte Toshiya.

„Ich bin verheiratet.“, die Worte fühlten sich weich an. Ein angenehmer Klang in seiner Stimme, irgendwie vorsichtig. Er sprach nicht oft in einer so zarten Art und Weise und so kam ihm die Tonart selbst etwas fremd vor.

„Während der Zwangspause war ich in Amerika, um zu fotografieren. Wir haben dort geheiratet. Es war etwas chaotisch und spontan. Andernfalls hätte ich euch sicher davon erzählt und eingeladen.“

Er musterte einen Moment den Ausdruck der anderen.

„Das klingt wie eine überhitzte Entscheidung, aber so kann man es eigentlich nicht betrachten. Wir hatten nie über die Möglichkeit einer Hochzeit nachgedacht und als wir in Amerika waren und begriffen, dass es etwas Reales, Greifbares ist… es gab keinen Antrag, wir haben uns angesehen und auf den Weg gemacht.“, ein leises lachen folgte den Worten. Etwas beschämt wegen der kitschigen Erzählung.
 

Wie ein Stein, der ins Rollen kam, fiel es ihm schwer, nun zu schweigen. Es war ein warmes Thema, obwohl die Situation für alle wenig komfortabel sein sollte.

„Als wir nach der Hochzeit zurückkamen, haben wir das Haus gekauft.“, er lächelte, erinnerte sich an die Besichtigung, „Wir sind jetzt seit 9 Jahren zusammen. Es war die richtige Entscheidung für uns.“
 

Shinya nickte ihm zu und Kyo konnte nicht leugnen, dass es sich gut anfühlte. Es ist angenehm, wenn sich jemand über das Glück anderer freut. Sie gönnten es ihm – das lag offensichtlich zwischen der Verwunderung und weiteren Fragen.

Es war Kaoru, der schließlich aussprach, was vermutlich allen im Sinn lag, „Ich will dir nicht zu nah treten, aber wenn du sagst, dass dir erst dort in den Sinn kam, dass es etwas Greifbares ist, dann gehe ich davon aus, dass deine Hochzeit hier nicht möglich wäre. Demnach hast du einen Mann geheiratet?“

Es war so behutsam formuliert und war trotzdem etwas, das Kyo wie einen Schlag traf. Er hatte sich nicht absichtlich gewählt ausgedrückt, um diesen Teil auszusparen, aber sein Unterbewusstsein entschied sich automatisch für eine neutrale Form. Wenn er jemanden kennenlernte, behielt er dieses Detail meist zu Beginn für sich. Wägte in Ruhe ab, was für einen Menschen er vor sich hatte, um sicher zu gehen, dass keine Information zu seiner Ehe je an die Presse gelangte. Er war darauf trainiert, es wage auszudrücken und anders darüber zu sprechen, schien gar nicht mehr denkbar, auch wenn er es zumindest vor seinen Bandkollegen nicht zwangsläufig geheim halten wollte.

Denn egal wie distanziert sie nun waren, sie blieben in seinen Augen Freunde. Er war sich sicher, dass er noch immer auf jeden einzelnen zählen konnte. Sie würden alle ohne Gegenfrage zu ihm kommen, wenn er um Hilfe bitten würde.

Überrascht, dass man so schnell die richtigen Schlüsse aus seinen Worten gezogen hatte, nickte er.
 

„Damit habe ich nicht gerechnet. Soweit ich mich erinnere, hattest du nur Freundinnen.“

Die beugte sich etwas vor. Zögerlich, wie er auch seine Worte aussprach. Als sei er nicht sicher, ob er das Recht hatte, sich zu äußern. „Du hast auf mich nie den Eindruck gemacht, als hättest du Interesse an Männern.“
 

Es fühlte sich fremd an, nach all der Zeit mit den anderen Bandmitgliedern darüber zu sprechen. Er fixierte Dies rote Strähnen, wandte seinen Blick dann doch auf dessen Augen. Wollte nicht ausweichend wirken. Er hatte sich selbst über die Jahre zu genüge Gedanken darüber gemacht.

„Ich bin nicht schwul, nicht einmal bi.“, er war ruhig, hatte es schon oft genug versucht zu erklären, allen voran seiner Familie, „Grundsätzlich stehe ich auf Frauen, ich hatte nicht einmal in der Pubertät den Drang, etwas mit einem Mann zu versuchen. Das kam nie in Frage, bis ich ihn traf. Er ist die Ausnahme. Der einzige Mann, den ich will.“

Fast schon gelassen musterte er die Verwirrung der anderen. Hatte sich schon oft genug durch dieses Gespräch gearbeitet, um noch Scham oder Aufregung zu spüren. Er war sich in seiner Antwort sicher.

„Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, fühlte ich mich gleich von ihm angezogen. Ich verstand es nicht und es dauerte lange, bis ich mir selbst eingestehen konnte, was ich empfinde. In der Zeit habe ich viele Dinge ausprobiert, aber er bleibt die Ausnahme. Er bleibt der eine Mann, den ich auf diese Art und Weise liebe. Bei ihm ist mir egal, dass sein Körper nicht dem entspricht, was ich bevorzuge. Er ist wichtig. Er allein zählt.“
 

Kyo blickte kurz aus dem Fenster. Ein kurzes Luftholen, um sich auf die unausweichliche Diskussion vorzubereiten. Der Nebel begann sich zurückzuziehen und überrascht nahm er das Bild der vertrauten Umgebung war. Er rief dem Fahrer zu, wo er abbiegen musste und in der Sekunde wurde ihm bewusst, wie nah er seinem Zuhause nun war.

Mit der Energie, die seinen Körper bei dem Gedanken ausfüllte, sah er zu den anderen und vermisste die Gegenargumente, die er den meisten Gesprächspartnern direkt ansehen konnte.

Zögerlich wartete er einen Moment ab. „… Keine Diskussion darüber?“
 

Es war wieder Die, der sich zu Wort meldete, „Ich habe nie auch nur den Gedanken gehabt, du würdest einen Mann auf diese Art und Weise attraktiv finden – wohingegen ich es sehen kann, wenn dir eine Frau optisch gefällt. Es gibt keinen Zweifel an deinen Worten. Dieser eine Mann muss etwas Besonderes sein, wenn er die Ausnahme bildet. Du siehst glücklich aus, wenn du über ihn sprichst. Warum sollten wir diskutieren?“
 

Er konnte das Lachen nicht kontrollieren, das ihm über seine Lippen kam. „Wenn du wüsstest, wieviel ich darüber schon gestritten habe – und ihr nehmt es so hin.“
 

„Ich bin überrascht, dass du überhaupt darüber streitest. Seit wann interessiert es dich, was andere darüber denken?“, grinste Shinya.

Und er hatte Recht. In den meisten Dingen spielte es für ihn keine Rolle, was andere dachten. Bei allem, was er auf der Bühne schon getan hatte – es hatte ihn nie interessiert, was seine Mutter davon hielt. Er tat, was seiner Meinung nach notwendig und richtig war und auch, wenn es sich dabei um eine Show handelte, es war persönlich, es war nah.

Vermutlich waren seine Gefühle etwas, für das er noch deutlicher Akzeptanz wollte. Verständnis, weil es ihn selbst so lange gequält hatte, bevor er es begriff – weil er wollte, dass alle sahen, wie besonders sich seine Liebe anfühlt, sie sich über die Sexualität hinweggesetzt hatte.
 

„Ich würde ihn gern kennenlernen,“, die Neugier war Toshiya anzuhören. Es war ein ungewohnter Klang, „wenn es OK für dich ist.“
 

Kyo gab dem Fahrer die weitere Richtung an, bevor er sich zurück an die anderen wandte. „Wir haben zumindest bis nächste Woche alle frei. Also wenn ihr Zeit habt, vielleicht könntet ihr zum Essen kommen?“

Es war komisch, so eine Frage zu stellen. In der Distanz waren sie sich fremd geworden – aber nie wirklich, weil sie trotz allem so viel Zeit miteinander verbrachten und vor allem auf Tour so eng zusammen lebten – wenn auch oft wortlos. Eine so unsichere Frage wirkte unnatürlich.
 

„Vielleicht am Donnerstag?“, schlug Shinya vor, als sonst niemand etwas sagte. Alle nickten, um zu bestätigen, dass sie es zeitlich einrichten können.
 

„Dann am Donnerstag gegen 17 Uhr bei mir und meinem Mann. Ihr werdet es nicht bereuen, er kocht fabelhaft.“

Kyo lächelte, während der Bus auf den Pfad zu seinem Haus bog. Bäume säumten die kleine Straße, an deren Ende nur ein einzelnes Haus stand. An den Seiten umgeben von Feldern, nach hinten zum Wald gelegen, war es das letzte Gebäude eines kleinen Ortes, dessen Häuser über schmale Wege großflächig verstreut lagen.

Das Gebäude war groß genug für 2 Personen, bat sicherlich auch Platz für Gäste.
 

Der Bus bremste auf dem Hof. Kam unter dem neugierigen Blick zweier Katzen zum Stillstand.

„Katzen! Das ist die wirkliche Überraschung!“

Toshiyas Grinsen war ansteckend.
 

Es war eine gute Stimmung, als Kyo mit der Reisetasche in der Hand zum vorderen Ausstieg ging.

„Noch etwas,“, er drehte sich zu den anderen um, „ihr habt ihn alle schon mindestens einmal getroffen – Toshiya sieht ihn sogar öfter.“

Mit einem zufriedenen Ausdruck verließ er den Bus, nicht ohne noch ein „Bis Donnerstag“, über die Schulter zu rufen.
 

Die Katzen, die wegen dem großen Gefährt Abstand gehalten hatten, kamen in seine Richtung, als sie ihn erkannten. Er lächelte, lief aber ohne zu Zögern Richtung Haus. Eine andere Begrüßung war wichtiger.

Hinter ihm konnte er hören, wie sich die Tür des Busses schloss und er nach kurzem rangieren auf dem Hof die Straße zurückfuhr. Noch bevor Kyo die Hand auf den Griff der Tür legen konnte, ging sie auf und er sah direkt in ein vertrautes paar dunkler Augen.

Einen kurzen Moment stand die Welt still.

Er atmete tief ein, nahm den Geruch von „Zuhause“ in sich auf. Der Druck auf seinen Schultern löste sich und wie in einem Spiegel wiederholte sich der Ausdruck direkt vor seinen Augen.

Sie zögerten die Berührung heraus, betrachteten das Gesicht des jeweils anderen, als würden sie es zum ersten Mal sehen. Wie ein Blitzschlag durchzog es sie dann, als das einfach nicht mehr genug war. Sie schlangen die Arme umeinander. Zogen näher und näher, bis das Atmen schwierig wurde. Kyo lehnte den Kopf an die Schulter seines Gegenübers. Drehte ihn nach wenigen Sekunden etwas und legte die Lippen auf den Puls. Spürte das Pochen und Rasen. Die Aufregung und Freude.

Nicht genug, es war nie genug. Sie lösten sich nur soweit, um sich anzusehen, bevor ihre Lippen zueinander fanden - vom sanften aufeinandertreffen in Windeseile zu Bissen übergingen, während sich ihre Hände in den Körper des anderen krallten; Ohne Zweifel Spuren hinterließen.

Freude wurde zu Verzweiflung. Nicht nah genug, zu lange getrennt – viel zu lange getrennt. Die Angst, dass es nun anders sein könnte. Sie rangelten fast, stießen gegen die Wand im Flur, während keine Berührung der Welt ausreichen konnte. Der verzweifelte Kuss und die Suche nach Haut und immer mehr Berührung endeten atemlos. Stirn an Stirn, den anderen ansehend.
 

„Asagi.“, nur gehaucht. Löste ein Lächeln aus.

Asagi löste sich ein wenig von ihm. Küsste seine Stirn, wie er es schon so endlos oft getan hatte, dann seine Schläfe. Ließ die Lippen dort verweilen. „Jetzt ist die Welt wieder ganz.“

Dem war nichts hinzuzufügen und so schloss Kyo die Augen. Genoss die Nähe, entspannte sich langsam, bevor ihm in den Sinn kam, was zuvor passiert war.

„Ich hab ihnen von dir erzählt.“
 

Asagi sah ihn an. Keine Frage; es gab keinen Zweifel, worüber Kyo sprach. Auch wenn die Distanz innerhalb der Band etwas war, das sich als Gruppendynamik entwickelt hatte, war er sich sicher, dass es Kyo beruhigte, wenn die anderen von ihm wussten. Obwohl es sich nie um ein wirkliches Versteckspiel gehandelt hatte, kam es dem vom Gefühl her gleich. Es war gut, dass sich die Situation geändert hatte und die Ruhe und Zufriedenheit in Kyos Blick zeugten davon, dass es die anderen gut aufgenommen hatten.

Worte, um die Freude darüber auszudrücken, waren nicht nötig - das Lächeln der beiden war genug.
 

„Sie kommen am Donnerstag her. Ich habe ihnen gesagt, dass du kochst.“
 

Ein Grinsen. „Soso, ich koche also?“

Spielerisch, obwohl beiden klar war, dass er alles machen würde, wenn ihn Kyo nur einen Moment anblinzelte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2017-02-02T12:41:48+00:00 02.02.2017 13:41
Sehr schön! Und auch schön geschrieben, kurz und knackig, aber trotzdem ist Platz für Details :)


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