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Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin,
kriege ich euch langsam dazu, sich auf Montage zu freuen? :D Bei einigen klingt das ja so raus XD
Dann wünsch ich euch mal viel Spaß! :) Komplett anzeigen

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Flugstunden

„Willst du drüber reden?“, fragte Hermine wenig hoffnungsvoll, als Harry sich zu ihr und Ron vor den Kamin gesellte.

„Da gibt es eigentlich nicht viel zu reden“, zuckte Harry mit den Schultern und versuchte sich in Gleichgültigkeit.

„Snape war die restliche Unterrichtsstunde tierisch schlecht gelaunt“, murrte Ron.

„Das ist doch Normalzustand bei ihm“, grummelte Harry mürrisch und machte es sich auf dem Sofa bequemer. „Aber ich denke, er wird mich weiterhin im Unterricht ignorieren, letztendlich habe ich also nichts erreicht. Gibt es schon die ersten Gerüchte, von denen ich wissen sollte?“

„Naja, eigentlich hat euer Streit denen sogar entgegengewirkt“, erklärte Ron, während er seine Bücher zurück in die Tasche stopfte. „Nach deinen dreisten Sprüchen dachten schon alle, du hättest ihn irgendwie in der Hand. Schließlich hat er dich mit Samthandschuhen angefasst, aber als ihr nach diesem nicht überhörbarem Geschreie wieder reinkamt, wirkte es ja so, als hätte Snape seine Machtposition zurück.“

Sofort wurde der Gryffindor hellhörig.

„Ihr konntet uns hören?“, fragte er beunruhigt nach.

„Keiner konnte verstehen, worum es ging“, beruhigte Hermine ihn sofort. „Die einzigen Worte, die man heraushören konnte, waren...“

„...Halt dein verdammtes Maul, Potter“, trällerte Ron ergänzend und sah dann forschend zu seinem Freund. „Damit war der Fall für die meisten klar: Jeder dachte, das bezieht sich auf deine Sprüche im Unterricht und dass Snape nur seinen Standpunkt klargemacht hätte.“

„Noch nie hat jemand Snape so brüllen hören“, erläuterte Hermine vorsichtig und sah besorgt zum Schwarzhaarigen. „Worüber habt ihr denn gestritten, dass er so aus der Haut gefahren ist?“

Etwas verlegen biss Harry sich auf seine Lippe. In seinem Inneren kämpften Reue und Verletzlichkeit gegeneinander an. Besonders sein letzter Kommentar an Severus war deutlich zu weit gegangen, aber andererseits hatte Severus ihm Sachen entgegengeschleudert, die unverzeihlich waren.

Seufzend antwortete er: „Ist eigentlich egal. Es hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass wir uns nie wieder zusammenraufen werden. Ich schätze mal, die guten alten Zeiten sind wieder da.“

Stirnrunzelnd fragte Hermine: „Meinst du nicht, dass ihr das klären solltet?“

Harry lachte humorlos auf.

„Er hat mir verboten ihm noch einmal außerhalb des Unterrichts über den Weg zu laufen. Und wenn mir mein Leben lieb ist, sollte ich mich auch daran halten.“

Gedankenversunken verschränkte Harry die Hände über seinem Kopf und sah zur Decke. Severus' Drohung hatte bei ihm einen ziemlichen Eindruck hinterlassen. Allein bei dem Gedanken an die Situation, bekam Harry erneut eine Gänsehaut. Kombiniert mit dem, was Severus ihm an den Kopf geworfen hatte, zogen sich seine Eingeweide schmerzhaft zusammen. Deutlicher hätte ein Mensch ihm nicht zeigen können, dass er ihn hasste, oder? Verdammt, wo kam denn jetzt dieser verdammte Kloß im Hals her?!

„Harry?“

Angesprochener kehrte in die Gegenwart zurück und sah zur jungen Hexe herüber, die ihn besorgt musterte.

„Sei ehrlich“, sagte sie behutsam. „Ihr habt euch gegenseitig ganz schön wehgetan, kann es sein?“

„Ich habe mich nur gewehrt“, antwortete Harry knapp und lehnte sich wieder vor, die Arme auf den Knien abstützend.

Hermine und Ron tauschten einen Blick der verhieß, dass sie beide stark an Harrys Worten zweifelten.

So begann Hermine erneut: „Du hast den Streit doch überhaupt erst angefangen. Snape war bereits auf 180, als ihr den Raum verlassen hattet, da konnte ja nur...“

„Ja, ja, ich weiß schon“, unterbrach Harry sie aufgebracht. „Ich bin Schuld, ich bin Scheiße, ich lege mich gleich in die nächste Ecke zum Sterben.“

Völlig erschrocken über Harrys heftige Reaktion, wehrte Hermine sofort ab.

„Das habe ich doch gar nicht so gemeint“, runzelte sie die Stirn. „Ich wollte sagen, dass bei der Grundstimmung ja nur Streit entstehen konnte.“

„Ja, das hilft mir jetzt wirklich weiter, Hermine“, beschwerte Harry sich und stand auf.

Diese Diskussion hier würde er nicht mehr lange durchhalten, ohne dass sich seine Gefühle an die Oberfläche brachen, also musste er hier weg. Hermines klugen Kommentare, die die Situation nur schlimmer machten, waren nicht sonderlich hilfreich dabei. Was brachte es ihm, wenn sie ihm jetzt erzählte, wie er es hätte besser machen können? Passiert war passiert.

„Du brauchst mich gar nicht so anzufauchen“, wehrte Hermine weiter ab und ergänzte schnippisch: „Die Suppe hast du dir selbst eingebrockt, da kann ich überhaupt nichts für.“

„Ja, ja“, murrte Harry vor sich hin und sammelte seinen Mantel von der Sessellehne. „Keine Sorge, ich geh jetzt raus und lass meine Laune an irgendwas anderem aus.“

„Was bist du denn so empfindlich?“, hörte Hermine einfach nicht auf. „'Ich geh ja schon sterben', was soll der Blödsinn?“

Knurrend zog Harry seinen Mantel über und antwortete: „Frag das doch Snape. Der kann dir sicherlich ein ganzes Register vorlegen, weshalb ich mich besser für immer verpissen sollte!“

Stirnrunzelnd versuchte Hermine zu verstehen.

„Er hat gesagt, du sollst verschwinden?“, fragte sie verwirrt nach.

„Nein“, zischte Harry und zog grob den Reißverschluss zu. „Aber das resultiert aus dem, was er von mir denkt. Ihr solltet euch besser von mir fernhalten, bevor ihr auch noch verreckt.“

Hermine setzte zu einer Antwort an, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Stattdessen ergriff Ron nach langer Pause mal wieder das Wort.

„Er hat doch nicht etwa schon wieder auf Sirius angespielt, so wie am Anfang des Schuljahres, oder?“, seufzte er resigniert auf.

Fragend ging der Blick der jungen Hexe zu Ron und anschließend wieder zu Harry.

„Hat er?“

„Nicht nur“, presste Harry zwischen den Zähnen hervor. „Ohne mich wären meine Eltern auch noch am Leben.“

Voller Entsetzen klappte Hermines Mund auf, während Ron rot wurde vor Ärger.

„Das hat er nicht wirklich gesagt?“, keuchte Hermine fassungslos auf.

„Doch“, sagte Harry nur knapp und wollte endlich von hier verschwinden.

Das letzte was er jetzt brauchte, war Gesellschaft, denn niemand sollte sehen, wie es ihm gerade ging.

„Dieser miese Wichser“, knurrte Ron sichtlich wütend und verengte seine Augen zu Schlitzen.

Komischerweise stachelte Rons Blick Harrys Wut an. Ja, dieser Wichser. Was bildete Severus sich eigentlich ein?!

„Bis dann“, zischte Harry nochmals knapp und machte sich auf den Weg nach draußen.

Doch bevor er das Portrait erreichen konnte, hörte er Ron ihn noch einmal rufen. Fragend drehte er sich um.

„Lass dich von so einem Bullshit nicht runtermachen. Vergiss diesen Bastard einfach. Der ist es nicht wert.“

Nickend nahm Harry seine Worte an und verschwand dann im Flur. Ron hatte doch Recht, oder? Jemand, der so über ihn redete, war eigentlich nicht einmal seine Wut wert. Er hatte es ihm so gut wie möglich heimgezahlt, dann müsste er das ganze jetzt eigentlich für sich abhaken und Severus endgültig aus seinen Gedanken verbannen. Sie waren fertig miteinander, Punkt, aus.

 

Und so wie Harrys Gedanken von Ron geleitet wurden, benahm er sich auch im Tränkeunterricht. Still arbeitete er vor sich hin und würdigte Severus keines Blickes. Auch Ron und Hermine wirkten im Unterricht etwas unterkühlt, als ob sie Harry mit ihrer eigenen Ablehnung Snape gegenüber unterstützen wollten. Hermine meldete sich nicht einmal mehr, was Harrys höchsten Respekt verdiente. Er wusste genau, wie schwer das für sie sein musste. Auch ihren Mitschülern entging diese kühle Art nicht, mit der Harry und Severus sich behandelten und schien sie seltsamerweise zu beruhigen. Still arbeiteten alle vor sich hin und es war nicht viel mehr als das Blubbern der Kessel zu hören.

Hermine musste immer wieder unauffällig Ron helfen, während Harry die Zutaten für sie beide vorbereitete. Harry rührte gerade 6 mal den Trank im Uhrzeigersinn, als die Dämpfe seine Nase zum kribbeln brachten. Ihm entkam ein Niesen und Hermine reagierte sofort, indem sie ihm den Löffel aus der Hand nahm und für ihn weiterrührte, damit der Trank nicht fehlschlug.

„10 Punkte Abzug von Gryffindor“, war die schnarrende Stimme zu hören und irritiert sahen alle auf.

Severus würdigte jedoch niemanden eines Blickes, sondern las weiter seine Unterlagen durch. Ungläubig zog Harry die Stirn kraus.

„Weil ich geniest habe?“

„Wieder fünf Punkte Abzug“, knurrte Severus und warf Harry einen kurzen, scharfen Blick zu, der verhieß, dass er es ja nicht wagen sollte, auch nur einen weiteren Ton von sich zu geben.

Der Gryffindor spürte erneut die Wut in sich hochkochen und biss die Zähne zusammen. Wollte Severus ihm jetzt ernsthaft jedes Mal Punkte abziehen, wenn er auch nur einen Laut von sich gab? Das war ja mal sowas von kindisch!

„Lass“, flüsterte Hermine ihm beruhigend zu. „Du musst dich nicht auf sein Niveau begeben.“

Knurrend pflichtete Harry ihr bei. Auch wenn es schwer war sich zu beherrschen, wenn er jetzt etwas sagte, spielte er damit nur in Severus' Hände.

 

„Nur ein Wort von dir und ich denke mir was ganz hässliches für ihn aus“, wandte Ron sich beim Hinausgehen sofort an seinen Freund. „Ich könnte sogar Fred und George um Hilfe bitten, die wissen bestimmt, wie wir diesem Stinkstiefel eins auswischen können.“

„So schnell ist er nicht mehr zu überraschen, seit Luca ihn terrorisiert hat“, verwarf Harry die Idee des Rothaarigen.

„Und ihr dürft nicht vergessen, dass wir hier immer noch von einem Lehrer sprechen“, steckte Hermine sich mit ihrer typischen Vorsicht dazwischen. „Wenn ihr einen Fehler macht, seid ihr dran und fliegt womöglich von der Schule.“

Ron wechselte einen kurzen Blick mit Harry und zeigte ihm mit einem unauffälligen Augenrollen, was er von diesem Einwand hielt.

„Ich schätze, das einzige was ich tun kann ist, ihm zu zeigen, dass es mir völlig egal ist, was er macht“, entgegnete Harry sachlich. „Schließlich habe ich ihm an den Kopf geworfen, dass ich ihn nur benutzt hätte. Das glaubt er mir nur, wenn ich mich auch so benehme.“

„Du hast was?“, fragte Hermine vorwurfsvoll nach. „Sagmal, was habt ihr euch da eigentlich für hässliche Sachen gesagt? Kein Wunder, dass die Situation so angespannt ist.“

Knurrend wandte Harry sich an seine Freundin: „Ich sagte dir bereits, dass ich mich nur verteidigt habe. Er kam zuerst mit dieser Du-bist-eine-Gefahr-für-die-Menschheit-Geschichte. Da musste ich doch irgendwie zurückschlagen und das war das einzige, was mir spontan einfiel.“

„Aber...“

„Nichts aber, Hermine.“

Berechnend sah die junge Hexe ihn an, während sie Richtung Eingangshalle liefen. Harry wusste, dass sie noch so einiges dazu zu sagen hatte, aber er wollte einfach nichts mehr hören. Langsam hing ihm das alles zum Hals heraus.

Als sie gerade die letzte Treppe nach oben hinter sich gelassen hatten und nun in der Eingangshalle standen, kam ihnen jemand entgegen, den man zur Zeit selten im Schloss zu Gesicht bekam.

Überrascht blieb Harry stehen und sah in das vertraut lächelnde Gesicht.

„Professor?“

„Na, alles gut bei dir, Harry?“, fragte Dumbledore freundlich.

So heiter er auch wirken wollte, Harry erkannte, dass er irgendwie erschöpft war. Es war, als würde sich langsam das Alter des Direktors bemerkbar machen. Zwar glitzerten seine Augen wie immer, doch gleichzeitig sahen sie müde aus.

„Alles bestens, Professor“, entgegnete Harry ein wenig verspätet und Dumbledore nickte.

„Du nimmst wieder normal am Unterricht teil, wie ich gehört habe.“

„Ja, Sir.“

„Gut. Was hältst du davon, wenn wir auch unseren Unterricht fortführen?“

Sofort waren alle Sorgen um Severus vergessen und aufgeregt antwortete Harry: „Gerne, Sir.“

„Ich dachte mir bereits, dass du da sehnsüchtig drauf wartest“, schmunzelte der Direktor und sah den Gryffindor über seine Brille hinweg an. „Dann würde ich vorschlagen, dass du Morgen nach dem Abendessen in mein Büro kommst. Es könnte etwas länger dauern als sonst, da es sicherlich vernünftig wäre, nach einer so langen Pause alles noch einmal aufzufrischen.“

„Ist gut“, nickte Harry und mit einem etwas schwachen Lächeln sah Dumbledore von einem Gryffindor zum anderen.

„Dann will ich euch nicht weiter aufhalten. Es ist wunderschönes Wetter heute, das solltet ihr ausnutzen.“

„Sicher, Sir“, nickte Hermine.

Damit drehte Dumbledore sich um und verschwand im nächsten Gang. Nachdenklich sah Hermine ihm nach.

„Er sieht nicht besonders gesund aus, oder?“, fragte sie besorgt.

„Ich schätze, das macht das Alter“, zuckte Ron mit den Schultern. „Er wird nicht jünger, leider.“

„Aber in letzter Zeit ist es so extrem geworden“, wandte Hermine sich den Jungs zu.

„Es sind schwere Zeiten“, erwiderte Harry. „Dumbledore hat sicher alle Hände voll zu tun. Das erklärt auch, warum er so selten da ist. Schließlich muss er den Phönixorden leiten und ganz nebenbei nach einer Lösung suchen, um Voldemort zu besiegen. Außerdem sitzt ihm ständig das Ministerium im Nacken.“

„Das würde jeden alt aussehen lassen“, bestätigte Ron und fing an über seinen eigenen Witz zu schmunzeln.

Hermine gab ihm einen halbherzigen Klaps und sagte halb belustigt, halb vorwurfsvoll: „Das ist ein ernstzunehmendes Thema, Ron.“

„Hey, die Zeiten sind schon ernst genug“, zuckte er mit den Schultern. „Ein bisschen Humor kann bei einem nahenden Krieg nicht schaden. Das sagen Fred und George im übrigen auch.“

„Die würden ja auch noch Witze reißen, wenn die Todesser ihnen gegenüberstehen würden.“

„Witze auf deren Kosten wären da aber auch angebracht“, argumentierte nun Harry weiter. „Das ist doch eine super Strategie, um sie abzulenken.“

„Oder um sie nur noch wütender zu machen“, erwiderte Hermine.

Ihr Gespräch wurde dadurch unterbrochen, dass eine Gruppe Ravenclaws lachend und feixend die Treppe hinunterkam. Einige von ihnen hielten Besen in der Hand und waren offensichtlich auf dem Weg nach draußen, um ein wenig zu fliegen. Unter ihnen war auch Cornfoot, der eifrig auf einen der Jungen mit einem Besen einredete.

„Ach komm, mit den billigen Schulbesen kriege ich doch viel zu wenig Tempo drauf“, argumentierte er gerade und setzte einen Dackelblick auf. „Bitte Jim, nur kurz.“

Lachend mischte sich ein dritter Ravenclaw ein: „Vielleicht wäre ein bisschen weniger Tempo gar nicht so schlecht, bei deinem Flugstil, Stephe.“

„Ach, halt du doch die Klappe“, gab Cornfoot lachend zurück. „Wer von uns beiden ist denn im verbotenen Wald gelandet, hm?“

„Da konnte ich nichts für, der Besen hatte schon einen Knacks weg.“

„Jaja“, lachte Cornfoot und klang dabei so offenherzig und melodisch, dass Harry nicht anders konnte, als der Gruppe nachzusehen.

Ron und Hermine hatten sofort angebissen und grinsten sich verstohlen an. Langsam und so beiläufig wie möglich, schlenderte Hermine ebenfalls Richtung Eichentor.

„Dumbledore hat Recht, wir sollten das schöne Wetter nutzen. Wir können uns draußen ja ein wenig in die Sonne setzen, oder nicht?“

„Das klingt doch nach einem guten Plan“, stimmte Ron ihr gut gelaunt zu und verwundert sah Harry zu, wie beide zielstrebig nach draußen gingen, ehe auch er sich langsam in Bewegung setzte.

Draußen war wirklich wunderschönes Wetter und es war beinahe zu warm für ihre Mäntel. Das konnte durchaus ein Nachteil von solch alten Gemäuern wie einem Schloss sein: Dass es draußen manchmal wärmer war als drin. Im Hochsommer war das natürlich wieder ein Vorteil, aber im Frühling schon recht ärgerlich.

Unbekümmert liefen Ron und Hermine weiter Richtung See und Harry folgte ihnen. Dort suchten sich die drei einen Baum, unter den sie sich setzen konnten und endlich wurde Harry klar, warum seine Freunde sich diesen Platz ausgesucht hatten: Von hier konnte man die Ravenclaws bei ihren Flugversuchen beobachten.

„Meint ihr nicht, die Aussicht zum See ist schöner, als die zu den Wiesen?“, fragte er provozierend nach, da sie dem See den Rücken zugekehrt hatten.

„Unter den Ravenclaws sind auch zwei aus der Quidditchmannschaft“, argumentierte Ron sofort. „Das ist die Gelegenheit, die anderen Teams ein wenig auszuspionieren.“

„Wer es glaubt“, grummelte Harry leise und setzt sich endlich neben seine Freunde.

Auch wenn Harry so tun wollte, als interessiere ihn die Gruppe nicht, sah er den Ravenclaws aus dem Augenwinkel bei ihren Flugversuchen zu. Es war offensichtlich, dass es viele Anfänger unter ihnen gab, die aber von ihren Freunden unterstützt wurden. Die beiden Quidditchspieler führten einige Figuren vor und die leichteren davon versuchten die anderen nachzumachen. Auch Cornfoot probierte einige aus und machte das gar nicht mal schlecht. Ein Anfänger war er sicherlich nicht. Gerade versuchte einer aus der Ravenclawmannschaft eine neue Figur, doch der Versuch scheiterte. Mitten in einem Looping mit Seitendrehung driftete er ab und geriet aus der Bahn. Schlingernd versuchte er seinen Besen wieder unter Kontrolle zu bringen und landete mehr schlecht als Recht ganz in der Nähe des Gryffindortrios. Sofort kamen die anderen Ravenclaws hinterhergelaufen.

„Alles in Ordnung, Roger?“, fragte eines der Mädchen, als sie beim anderen ankam.

„Ja, alles bestens“, winkte der Ravenclaw ab und sein Blick wanderte zu den Gryffindors. „Tut mir Leid“, hob er entschuldigend die Hand. „Glaubt mir, ich wollte euch bestimmt nicht umnieten.“

„Ist ja nicht passiert“, zuckte Ron lässig mit den Schultern. „Deine Schraube sah schon recht gut aus.“

„Naja, den richtigen 'Dreh' habe ich noch nicht ganz raus“, antwortete Roger Davies und ihm war anzusehen, dass ihn das ziemlich frustrierte.

„Du musst immer den Boden im Blick behalten“, warf Harry unvermittelt ein. „Sonst verlierst du die Orientierung. Und je weiter oben du die Übung machst, umso leichter fällt es einem.“

„Hast gehört, Roger?“, klopfte Cornfoot seinem Kameraden auf die Schulter, bevor er zu Harry sah. „Vielleicht kannst du das ja einmal vorführen.“

Verwundert stutzte Harry. War das gerade ernst gemeint? Nach all dem Misstrauen, der Harry in letzter Zeit begegnet war, war es ungewohnt wieder von jemandem geschätzt zu werden. Cornfoot bemerkte Harrys Verwunderung und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf, dass, genauso wie sein Lachen, unglaublich ehrlich wirkte. Und was noch viel faszinierender war: Dieses Lächeln brachte seine blauen Augen zum Leuchten.

„Nur keine Scheu. Du kannst sicherlich den Besen hier nehmen, der ist besser, als die Schulbesen. Oder Jim?“, hielt Cornfoot den Besen hoch, den er in der Hand hielt und sah fragend zu Jim, der nur selbstverständlich nickte.

Unsicher warf Harry seinen Freunden einen Blick zu. Sollte er hier ernsthaft vor anderen Schülern mit seinen Flugkünsten prahlen? Das kam ihm irgendwie schäbig vor. Doch Hermines Blick sagte etwas ganz anderes. Auffordernd sah sie zurück und wurde bei Harrys Zögern ganz ungeduldig. Fragend sah Harry wieder zum lächelnden Cornfoot. Sollte er wirklich?

„Also gut. Warum nicht“, antwortete Harry endlich und erhob sich.

So lässig wie möglich ging er auf die Gruppe zu und versuchte seine Nervosität zu verstecken. Bei Cornfoot angekommen, streckte dieser ihm den Besen entgegen.

„Dann zeig mal was du kannst“, hauchte er samtig weich und sein Lächeln wurde ein wenig verschmitzter.

Harry schluckte und seine Hände wurden feucht. Dennoch nickte er und griff nach dem Besen. Sich endlich von diesen blauen Augen losreißend, ging er ein paar Schritte von der Gruppe weg und setzte sich auf den Besen. Tief durchatmend erhob er sich in die Lüfte und wurde endlich sicherer. Zwar war der Besen nicht so gut wie sein eigener, aber nachdem er ein Stück hin und her geflogen war, hatte er sich auf diesen hier eingestimmt und wagte nun das Tempo zu erhöhen. Er flog noch ein paar Kurven, um den Besen einzuschätzen und flog dann höher. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und ohne weiter nachdenken zu müssen, begann er mit dem Looping. Zuerst flog er ihn sehr langsam und drehte sich in gefühlter Zeitlupe dabei um seine eigene Achse. Dann setzte er sofort eine zweite Schraube hinterher, dieses mal mit wesentlich mehr Tempo. Schließlich war er über dem See angekommen und drehte um, damit die anderen ihn besser im Blick behalten konnten. Er holte alles an Tempo heraus, was der Besen zu bieten hatte und flog drei weitere Schrauben hintereinander weg, ohne abzubremsen. Was für ein herrliches Gefühl wieder in der Luft zu sein. Er fühlte sich nirgends so selbstsicher, wie auf einem Besen, so viel stand fest. Aber er wusste auch, dass er momentan nicht in der besten Verfassung war und beendete seine Übungen. Fliegen war eigentlich noch zu riskant und Madam Pomfrey würde ihm die Ohren lang ziehen, wenn sie die letzten Minuten mitbekommen hätte. Sanft landete Harry wieder auf der Wiese und schritt auf die Ravenclaws zu, die ihm fasziniert zugesehen hatten.

„Schonmal daran gedacht Profispieler zu werden, Potter?“, fragte einer aus der Gruppe, als Harry bei ihnen angekommen war und Cornfoot den Besen zurückgab.

„Ich steh nicht so besonders auf vollbesetzte Stadien“, winkte Harry ab.

„Sieh an, bescheiden ist er auch noch“, zwinkerte Cornfoot ihm grinsend zu und Harry wurde unsicher.

„Jedenfalls“, versuchte Harry vom Thema abzulenken und wandte sich wieder an Roger, „hast du gesehen, wo ich hingesehen habe, als ich mit der Drehung anfing?“

Nickend antwortete Davies: „Ja, ich denke schon.“

„Dann probiere es nochmal aus“, schlug Harry vor und versuchte einfach, sich in eine lehrende Rolle zu flüchten, an die er sich bereits bei den DA-Treffen gewöhnt hatte.

„Also schön“, zuckte Davies etwas verunsichert mit den Schultern und ging nun seinerseits etwas von der Gruppe weg.

Bei seinem ersten Versuch driftete Davies erneut ab, fing sich aber schnell wieder.

„Sonst versuche es mit dem See als Fixpunkt“, rief Harry ihm zu und bekam ein Handzeichen als Antwort.

Die nächste Schraube funktionierte tatsächlich und man hörte Davies jubeln. Erleichtert nickte Harry, während die Ravenclaws Davies Dinge zuriefen, die man bei dem Durcheinander nicht verstehen konnte.

„Du bist ein guter Lehrer, Potter“, lobte Cornfoot, der sich dicht neben Harry gestellt hatte.

„Danke, ich versuche es“, nickte Harry ihm zu und erneut lächelte der andere.

„Weißt du, es werden dir ja so einige Wesenszüge zugeschrieben, wenn man sich in Hogwarts umhört, aber niemand hat jemals erwähnt, wie bescheiden du sein kannst“, grinste er neckisch, während er sich verschwörend zu ihm beugte.

Sein Blick war so durchdringend, stark und ehrlich zugleich... und brachte Harry irgendwie aus der Bahn.

„Tja, die Leute wissen so einiges nicht über mich“, zuckte Harry mit den Schultern.

„Soso...“, antwortete Cornfoot und erneut wurde sein Grinsen verschmitzt.

Bevor Harry sich groß Gedanken über dieses Grinsen machen konnte, wanderte Cornfoots Blick zu Ron und Hermine.

„Sind die beiden immer so zurückhaltend?“, nickte er in ihre Richtung und Harry folgte seinem Blick.

Ron beobachtete, wie Davies wieder auf der Wiese landete, während Hermine ein Buch herausgekramt hatte und vorgab, darin zu lesen. Doch genau in dem Moment, wo Harry und Cornfoot zu ihr sahen, hatte sie den Blick verstohlen zu ihnen gehoben und senkte ihn schnell wieder, als sie merkte, dass sie beobachtet wurde. Harry schnaufte. Ob sie wirklich geplant hatte, Harry auf die Ravenclaws stoßen zu lassen? Oder genauer gesagt auf einen bestimmten Ravenclaw? Aber diese Situation hier war so spontan entstanden, das hätte sie unmöglich planen können... oder?

„Nein, normalerweise nicht“, schwang ein leichtes Knurren in Harrys Stimme mit.

Wieder schlich sich dieses freche Grinsen auf Cornfoots Gesicht und Harry fragte sich langsam, was in seinem Kopf vorging.

Harry erschrak, als Cornfoot plötzlich ganz dicht herankam und ihm ins Ohr raunte: „Die wollen dich doch nicht etwa verkuppeln, oder?“

Ein Schauer rann über Harrys Rücken. Cornfoot hatte an sich schon eine tiefe Stimme, aber wenn er seine Worte so flüsterte, war sie nochmal um einiges tiefer und bekam zudem einen rauen Klang. Der Gryffindor musste zugeben, dass das extrem... erotisch war. Bei Merlin, hatte er das tatsächlich gerade gedacht?

'Reiß dich gefälligst zusammen!', schallte Harry sich innerlich selbst und versuchte sich wieder zu fassen.

Was sollte er denn jetzt bitte tun? Was sollte er antworten? Verdammte Hermine, sie hatte ihm das ganze eingebrockt!

Cornfoot bemerkte, wie Harry scharf darüber nachdachte, was er tun sollte und entschärfte die Situation, indem er sich lachend wieder zurücklehnte.

„Tut mir Leid“, legte er Harry seine Hand kameradschaftlich auf die Schulter. „Ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Bei einem so scharfen Kerl wie dir, da wäre man schön blöd nicht nachzuforschen, ob man da nicht vielleicht Chancen hätte.“

Er zwinkerte dem Gryffindor noch einmal zu. „Keine Sorge, ich werde dich sicherlich nicht belästigen.“

Damit wandte er sich wieder diesem Jim zu und fing an mit ihm darüber zu debattieren, welche Flugübung er wohl als nächstes ausprobieren könnte. Harrys Blick wanderte zu Hermine, die dieses Mal zurücksah. Ein siegessicheres Grinsen huschte über ihr Gesicht, was Harry die Augen verdrehen ließ.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaa, heute flogen mal nicht die Fetzen, was vermutlich so einige von euch erwartet haben. Sorry :D Aber interessant wars hoffentlich trotzdem ^^ Ich bin mal gespannt, was ihr zu Cornfoot sagt. Lasst euch da ruhig aus, er ist kein Charakter, der mir sonderlich am Herzen liegt :D
Bis Donnerstag! ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Salatgurke
2016-09-27T18:34:54+00:00 27.09.2016 20:34
Hey,
also ich bin echt erstaunt.
Ich dachte wirklich Harry hätte mehr Gewissensbisse.
Ja Snape ist zu weit gegangen aber er auch.
Naja aber Snape hat ihm auch echt zappeln lassen...

Hatte aber eigentlich auch damit gerechnet das Syndia, Harry mal nach seiner Version des ganzen fragt. Oder zumindest versucht zu vermitteln.
Ich denke ja genau wie Hermine. Das ist echt schlimm XD

Den Cornfoot mag ich gar nicht. Jeder der sich zwischen Harry und Snape stellt ist unerwünscht! XD
So nun zu meinen Theorien.
Entweder Snape ist Eifersüchtig, erkennt seinen Fehler und bekennt sich zu seinen Gefühlen XD nein das eher nicht...
Oder er wird Eifersüchtig und macht beide fertig.
Dann habe ich noch die Theorie das Cornfoot Harry nur verarscht. So wie der sich an Harry ran schmeißt und das merkt Snape und versucht ihm zu helfen :)
Aber wahrscheinlich kommt es ganz anders XD

Freue mich auf Do. ;)
Antwort von:  -wolfsmoon-
28.09.2016 11:43
Ich denke die Gewissensbisse werden größtenteils durch seine Sturheit verdrängt ;) Es ist einfacher wütend zu sein, weißt du ^^
Syndia mischt sich schon noch ein, keine Sorge ;)
Es ist echt interessant, ich hätte aus Cornfoot vermutlich einen strahlenden Ritter machen können, und trotzdem wäre er unbeliebt XDD Und ich hab mir noch Sorgen gemacht, er könne zu symphatisch werden, oh man :D
Zu deinen Theorien... ähm, es wird vermutlich anders laufen, als du denkst XD Aber ein guter Ansatz ist da schon drin :D
Von:  heldi
2016-09-26T16:07:31+00:00 26.09.2016 18:07
Hi

Passen würde der nicht zu harry.
Hoffe doch das sev und harry wieder näher kommen werden und nicht das er noch was mit den cornfoort einläst.

Schau
Antwort von:  heldi
26.09.2016 18:08
Bin da bei tötet es.
Von:  Im_Whats_Left
2016-09-26T14:45:11+00:00 26.09.2016 16:45
Tötet es, bevor es sich Harry schnappt! :o *wütenden Mob anführt* XD
Na mal schauen, was sich da anbahnt :D Und wenn Harry das nur tut, um Severus eins auszuwischen - aber das würde seinem Charakterzug nicht entsprechen, Harry benutzt keine anderen Menschen, um an sein Ziel zu kommen :3 vielleicht wird er sich verlieben, aber ich bleib dabei - die einzig wahre Liebe ist und bleibt Severus Snape *__* (ist auch meine one-and-only-love, haha :D)
Antwort von:  heldi
26.09.2016 18:08
Bin da bei .
Antwort von:  -wolfsmoon-
28.09.2016 11:45
Tötet es, is das niedlich XD Aber du hast Recht, Harry benutzt andere Menschen nicht ;)


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