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Dornröschen...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe noch nicht drüber gelesen. Aber das mache ich heute Abend um noch ein paar Schreibfehler rauszuholen ><

Vielen Lieben Dank an die Wiederholungstäter chaos-kao, badluck1 und -Ray- für die Kommentare! :3 ♥

Und hey, wir sind jetzt bei Kapitel Nummer 10 angekommen, ist das jetzt eine Art Jubiläum? :D Also inklusive der Special Chapters.

Viel Spaß beim Lesen.

Liebe Grüße

Emma Komplett anzeigen

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Kapitel ACHT
 

...es werde Licht - oder so ähnlich.
 

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>Ich treffe mich mit einer alten Freundin, wünsch mir Glück< langsam glaubte ich mit Mr. Unbekannt die Rollen getauscht zu haben. Jeden Tag schrieb ich ihm dutzende Nachrichten, doch nicht einmal kam etwas zurück. Er antwortete einfach nicht und ich verstand nicht wieso. Hatte ich ihn verschreckt, als ich ihm persönlich danken wollte? War diese eine simple Frage zu viel des Guten? Seufzend nippte ich an meinem Glas Orangensaft. Linda kam zu spät – bereits zwanzig Minuten – und ich begann mich zu fragen, ob sie mich wohl versetzte. Eigentlich nicht ihre Art, doch was erzählte ich, wer wusste schon, wie Linda sich in den Jahren veränderte?
 

„Es tut mir wahnsinnig leid. Melanie hat so einen Aufriss gemacht und ich kam einfach nicht weg“ ich brauchte zwei Anläufe um sie zu erkennen. Eine junge blonde Frau nahm vor mir einen Stuhl ein, warf die Tasche wirsch neben sich auf den Boden. Ihr Gesicht war schmal, ungeschminkt und ihre kinnlangen Haare gaben ihr einen frechen Touch. Sie trug ein fliederfarbenes bodenlanges Kleid, darüber eine Jeansjacke, in der sie beinahe verschwand.
 

„Linda“ entkam es mir irritiert – sie sah so anders aus. Die Frau zwinkerte mir zu „Also ich habe dich sofort erkannt, schäme dich Noah“.

Die Kellnerin trat an unseren Tisch heran, Linda bestellte sich einen Pfefferminztee und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder mir „Du siehst ganz schön heruntergekommen aus, hast dich seit deiner Wiederauferstehung wohl ziemlich gehen lassen“. Hart, so wie ich Linda in Erinnerung hatte. Ich konnte es ihr nicht einmal übel nehmen, denn sie hatte recht. Mittlerweile musste ich mich darum sorgen, dass meine Haare nicht in geraumer Zeit meine Schultern erreichten und ehrlich gesagt machte der Bartwuchs auch vor mir nicht halt – obwohl er bisher kaum auffiel.

„Kann ja nicht jeder so eine Modequeen sein“, scherzte ich und strich mir peinlich berührt durch die Haare. Natürlich wusste ich bereits im zarten Alter, welcher Sexualität ich angehörte, doch Linda symbolisierte für mich schon immer diese Person, bei der man gerne sagte: „Sollte ich jemals Hetero werden, dann…“ Sie sah einfach umwerfend aus.
 

„Du bist frech geworden“ konterte Linda, nahm ihren Tee entgegen, welcher ihr von der Kellnerin gebracht wurde „Dankeschön“.

„Aber ich freue mich, dass du dem Treffen zugesagt hast. Ich habe ein wenig daran gezweifelt nachdem Pelle uns sagte, du wärst – na ja – etwas schwierig geworden“ aha, hatte Pelle das? Mein innerlicher Kampfhund begann sich zu regen, mit Pelle musste ich wohl dringend ein Wörtchen reden.

„Du hast mir nach deiner Nachricht kaum eine andere Chance gelassen“ entgegnete ich ehrlich, immerhin meinte sie, etwas über das vergessene halbe Jahr erzählen zu wollen.

Die Blonde zog scharf die Luft ein „Stimmt ja. Oh verflucht, deine Mutter wird mich töten“. Irritiert stoppte ich in meiner Bewegung, ließ mein Glas demnach Glas sein und badete in traumatisierenden Vorahnungen „Was hat meine Mutter damit zu tun?“. Wollte ich es wirklich wissen? Die ehrlichste Antwort lautete wohl nein. Nein, eigentlich wollte ich nichts von diesem scheinbar abgekarteten Spiel erfahren – ich musste.
 

„Wollten wir nicht erst einmal über die schönen Dinge im Leben quatschen?“ Linda füllte sich eine ungesunde Masse an Zucker in den Tee „Du lebst, gehst wie ich gehört habe wieder zur Schule, entwickelst dich gelegentlich zur ‚grumpy cat‘. So viele Themen, die so viel bessere Laune verbreiten“. Grumpy cat? Wie bitte? Vielleicht waren meine momentanen Launen mit einer Berg- und Talfahrt zu vergleichen, aber sicherlich nicht mit diesen schrecklichen Memes einer angekotzt dreinschauenden Katze!

„Linda“ zischte ich über den Tisch.

„Noah, ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein“ unsicher schaute sich meine ehemalige Klassenkameradin um „Pelle hat schon gegen die Anweisungen deiner Mutter verstoßen und eigentlich haben wir ihr alle versprochen dir vorläufig fernzubleiben. Doch das ist doch Wahnsinn. Sie ist wahnsinnig!“ Linda besaß noch nie eine hohe Meinung von meiner Frau Mama. Nur konnte ich ihren Worten auch nicht wirklich folgen, warum sollte meine Mutter nicht wollen, dass mich meine alten Freunde besuchen kamen? Sollte das heißen, auch Leon und Max warteten nur daran sich mir nähern zu dürfen? Besonders Leon? Meine Brust schmerzte bei dem Gedanken an ihn, denn auch wenn ich alle meine Freunde mochte, er war mir immer am liebsten gewesen.
 

Linde seufzte, faltete für einen kurzen Moment die Hände als wolle sie beten, doch ich kannte diese Geste bereits von damals – sie versuchte ihre Gedanken zu sortieren.
 

„Weißt du Noah. Machen wir es am besten schnell und schmerzlos. Deine Mutter gibt deinem Freund die Schuld an dem Unfall. Sie meint er wäre nicht gut für dich und am besten solltest du ihn vergessen. Na ja, Glück im Unglück für sie, denn du hast ihn ja wirklich vergessen und ein Haufen anderer Sachen offensichtlich ebenso. Und wir wissen nicht, was daran wahr ist und was ist, wenn er wirklich Schuld daran ist und – ach verdammt, es ist so furchtbar kompliziert. Marko hat sich oft mir deiner Mutter gestritten in der Zeit – zumindest laut Anna – ihm gefiel es nicht, was sie tat“.

Ich starrte, ja ich starrte definitiv. Wie bitte? Weil meine Mutter meinen Freund nicht ausstehen konnte, trieb sie alle dazu so zu tun als wäre mit meinen Erinnerungen alles in Ordnung.

„Dieses selbstsüchtige Miststück“ entfloh es mir bissig. Aber Moment, Freund?

„Aber sie mochte Jan“, begann ich zögerlich, es war mehr eine Frage als eine Aussage.

„Ach komm, als würdest du glauben ich würde von Jan reden“ sie nahm einen großzügigen Schluck von ihrem Tee „Heiß, verflucht“.
 

Meine letzten Erinnerungen basierten allerdings auf Jan. Er und ich glücklich in der Schule, küssend, während wir eigentlich Hausaufgaben machen wollten, Händchen haltend auf der Einkaufspromenade. Für mich gab es niemand anderen als Jan – zumindest nicht, soweit ich wusste.

„Noah weinst du?“ Lindas Stimme ließ mich aufschrecken, fahrig wischte ich mir über die Augen und wendete mein Gesicht ab „Schwachsinn“.
 

Ihre Stimme nahm einen zärtlichen Ton an, als sie sich zu mir beugte und nach meiner Hand griff „Oh nein, mein Süßer. Du weißt davon nichts – von eurer Trennung?“

Ich schüttelte den Kopf „Doch, nur hat man mir erzählt, dass er die Beziehung beendete, als ich noch im Koma lag“. Auch da hatte man mich angelogen, wie erwartet.
 

„Nein. Nein. Nein“ sie drückte liebevoll meine Hand „Ihr habt euch bereits vor so langer Zeit getrennt, oder eher, du hast dich von ihm getrennt. Es kam aus heiterem Himmel, wir hatten es damals alle nicht erwartet, doch so war es halt. Du lerntest jemanden kennen und er schien dir besser zu gefallen, Noah“. Vermutlich sollten ihre Worte mich aufmuntern, Jan hatte mir scheinbar nicht das Herz gebrochen – so wie angenommen. Die Gedanken ihm im Gegenzug sehr wohl wehgetan zu haben machte mein Gefühlschaos nur leider nicht besser. Wie konnte ich ihm das antun? Wie grausam muss ich in meinem vergessenen halben Jahr gewesen sein? Ich liebte Jan, für nichts in der Welt hätte ich mich von ihm getrennt.
 

„Wer?“, fragte ich vorsichtig, „Für wen habe ich mich von Jan getrennt?“. Ich wollte es wissen, wer sollte in meinen Augen besser sein als die Liebe meiner Jugend.
 

Nur schüttelte Linda bloß ihr blondes Haupt „Es tut mir leid, ich weiß es nicht. Anfangs vermuteten wir, dass du dir einen Freund als Ausrede für die Trennung ausgedacht hast. Du stelltest ihn nie vor. Irgendwann erfuhren wir, dass du ihn uns nicht vorgestellt hast, da er scheinbar bereits volljährig war und du nicht. Du hattest Angst vor den Konsequenzen, falls jemanden eure Beziehung missfiel“. Und dieser jemand war meine Mutter. Als ich jünger war, hat sie mir immer erzählt was sie von Beziehungen zwischen minderjährigen und Volljährigen hielt – gar nichts.

Ich löste meine Hand aus ihrer und lehnte mich in dem Stuhl zurück „Mein Leben ist der Horror“.

„So würde ich es nicht sagen, aber es ist zumindest fast wie eine schlechte Telenovela“ ich stimmte in ihr leises Lachen ein. Definitiv eine Low-Budget-Produktion.
 

„Und du hast so überhaupt keine Vermutung Linda?“
 

„Na ja, abgesehen von der Liebeserklärung eines gewissen Radiolieblings“ ein Grinsen umspielte ihre Lippen und ja, ich stöhnte genervt auf „Oh nein, du hast sie also auch gehört“.
 

„Oh ja, im Büro und ich habe mich köstlich auf deine Kosten amüsiert“ das sah Linda ähnlich, schadenfrohes Ding.
 

„Und meinst du er, könnte es sein?“ Linda funkelte mir verschwörerisch entgegen.
 

„Glaub mir. Definitiv nein. Felix Rosenthal ist der letzte Mensch, für den ich Jan je verlassen hätte“ der Typ ging mir schon auf die Nerven, wenn ich nur über ihn nachdachte, geschweige denn seine Stimme im Radio hörte.
 

Meine alte Schulkameradin wechselte das Thema „Und? Wirst du deine Mutter darauf ansprechen?“ Vermutlich bettete sie zu Gott, dass ich bloß nicht ihren Namen in dem Gespräch fallen ließ. Zögerlich schüttelte ich den Kopf „Ich denke vorerst nicht. Ich möchte ihr nicht die Möglichkeit lassen irgendwelche Informationen vor mir zu verstecken“.
 

„Denk nur daran, sie macht es nicht, weil sie ein schlechter Mensch ist. Sie liebt dich“.
 

Ich schnaubte: „Ach, liebe ist wohl die Ausrede für jedes Fehlverhalten“. Ich verstand meine Mutter nicht, wie konnte sie einen Typen so hassen, das sie versuchte ihn vor mir zu verheimlichen „Meinst du er hat wirklich Schuld an meinem Unfall oder spinnt meine Mutter sich nur etwas zusammen?“
 

„Du stellst Fragen Noah. Aber nein, keine Ahnung. Klingt vielleicht bitter, aber du bist der Einzige, der uns eine Antwort auf diese Frage geben kann. Offiziell bist du auf die Straße gerannt und wurdest von einer telefonierenden Frau angefahren. Wahr oder falsch?“.
 

„Wenn ich das wüsste. Nur verstehe ich nicht, warum ihr so willenlos mitspielt. Du, Leon, Max, Pelle, meine Schwester und Marko. Warum?" Natürlich konnte meine Mutter Furcht einflößend sein, doch ein Monster war sie gewiss nicht. Am Ende blieb auch sie nur eine normale Frau.
 

Linda senkte beschämt ihre Augenlider „Weißt du Noah, was ist, wenn er wirklich daran die Schuld trägt und du es hinter deiner rosaroten Brille nicht einsehen würde. Was wenn er dir wieder wehtut. Deine Mutter brauchte nicht allzu viele Worte um uns davon zu überzeugen das Richtige zu tun“. Das Richtige für wen, ging es mir durch den Kopf. Linda meine es ernst, selbst ein Blinder würde das erkennen. Nur wartet irgendwo dort draußen ein junger Mann, den ich allem Anschein nach wirklich geliebt habe. Man beschuldigt ihn vermutlich unberechtigterweise. Sollte er nicht auch das Recht bekommen mich wiederzusehen und sollte es nicht im Interesse meiner Eltern liegen mir davon zu erzählen, wenn er mich doch so glücklich machte?
 

„Aber wenn es dafür keine Beweise gibt, wie könnt ihr eine solche Entscheidung für mich treffen? Habt ihr euch auch nur eine Sekunde dafür schlecht gefühlt, nur einen Moment lang? Man hat mir gesagt, ihr hättet euch von mir abgewendet, mein Freund hätte sich von mir getrennt, man belügt mich von morgens bis abends ohne Gewissensbisse. Und all das nur, weil man entscheidet was für mich das Beste ist?“
 

„Noah, glaub mir, mein Gewissen quält mich jeden Tag auf neue“ Linda hatte die Ambition erneut meine Hand zu ergreifen, doch ich verwehrte sie ihr „Es tut mir leid Linda, aber es fällt mir schwer irgendjemanden noch etwas zu glauben“. Ich rief die Kellnerin heran, bezahlte meinen Orangensaft und ließ Linda wortlos zurück. Natürlich traf sie sich heute mit mir um mich zu unterstützen, wahrscheinlich war mein Verhalten unangebracht, doch ich konnte das einfach nicht – dieses gute Miene zum bösen Spiel. Alte Freundschaft hin oder her.
 

~
 

>Wie lief das Treffen?< irritiert nahm ich die Nachricht zur Kenntnis, zwei Tage kein Wort und nun schrieb er mir? Sollte ich mich wie ein bockiges Kind verhalten und nun damit beginnen ihn zu ignorieren?
 

>Der werte Herr lebt also noch< hoffentlich klang es so unfreundlich wie ich es meinte. Als ein Schatten an meiner Zimmertür vorbeihuschte, räusperte ich mich laut „Hallo Marko, hat es dich auch mal wieder nach Hause verschlagen?“. Immerhin verschwand Marko nicht nur für eine Nacht spurlos, sondern für ganze zwei. Als Stiefsohn hatte ich wohl das Recht zu erfahren, wo mein Vater sich rumtrieb.

„Ähm“ Marko kam zurück, stellte sich in meinen Türrahmen „Ich hatte einige Meetings zurzeit. Der Fahrweg und so. Es hätte sich einfach nicht gelohnt zurückzufahren“.
 

„Interessant“ ich glaubte ihm nicht. Entweder hatte er eine Freundin oder er schlief – wie Anna behauptete – mir unserer Mutter und das heimlich, solch ein Schwachsinn. So ein Verhalten konnten vielleicht Teenager an den Tag legen, doch sicherlich kein erwachsener Mann. Ich rümpfte verärgert die Nase „Aha“.
 

Mein Vater seufzte schwer „Noah, haben wir irgendwelche Differenzen die geklärt werden sollten?“ Was für Unstimmigkeiten könnte mein werter Stiefvater wohl meinen? Die ganzen Lügen? Die Amnesie? Das Leben welches er mir vorspielte? Ach, ich wusste nicht genau wo ich beginnen sollte. Ich schnaufte „Nein, mir fällt nichts ein“. Mein Handy, das immer noch in meiner Hand lag, vibrierte und ich umschloss es fester mit meinen Fingern.
 

„Wer schreibt dir?“ fragte Marko, doch ich schüttelte nur den Kopf „Geht dich nichts an“. Beziehungsweise wusste ich selbst nicht so genau, mit wem ich diesen teilweise regen Austausch von Nachrichten betrieb.
 

„Noah, komm schon. Was ist los mit dir?“ Marko betrat nun endgültig mein Zimmer, überwand die Distanz zwischen dem Türrahmen und meinem Bett „Irgendwas bedrückt dich und vermiest dir offensichtlich deine Laune – also?“ Väterlich legte Marko mir seine Hand auf die Schulter, doch ich schüttelte sie ab. In meinem Blick lag keine Wut, kein Trotz, vermutlich konnte man nicht einmal daraus erkennen wie verletzt ich war. Mit meiner Hand fuhr ich mir über die müden Augen „Lass es gut sein Marko. Bitte, geh einfach“. Er zögerte und vermutlich hatte ich ihm mit meinen Worten wehgetan, doch überraschenderweise war es mir egal.
 

„Falls du Reden möchtest Noah. Ich bin für dich da“ natürlich Marko, deshalb treibt ihr auch ein falsches Spiel mit mir – du und Mama.

„Geh“ wiederholte ich mich tonlos. Wie lange es wohl noch dauerte, bis sieh ahnten was ich alles wusste? Ob sie mir dann wenigstens die Wahrheit erzählten oder ihr Netz aus sinnlosen Lügen nur weiter aufbauten? Meine Zimmertür schloss sich mit einem leisen Klacken und Ruhe kehrte ein. Ihr löste die Hand, welche noch verkrampft um mein Handy lag und öffnete die eingegangene Nachricht: >Sei mir nicht böse, aber hätte ich dir in den letzten Tagen geschrieben, dann wäre ich vermutlich durchgedreht<
 

Einige Male las ich mir die Nachricht durch, irgendwie ergab am Ende wohl doch alles einen Sinn. Das Gespräch mit Lena, der nervende Mr. Unbekannt. Mein Lächeln besaß fast etwas Bitteres.
 

>Du bist mein Ex-Freund oder?<
 

Für einen Moment wünschte ich mir die Nachricht nicht abgesendet zu haben. Wie dumm war ich überhaupt. Einfach so, ohne Beweise, solch eine Behauptung aufzustellen und ihn auch noch direkt zu fragen – doch war es am Ende nicht naheliegend?
 

Eine neue Nachricht ging ein und ich haderte mit mir. Wollte ich die Antwort lesen? Die Möglichkeit mich blamiert zu haben lag bei fünfzig Prozent. Die weiteren fünfzig Prozent würden mir dafür vermutlich einen baldigen Tod versprechen.
 

>Nein, ich bin dein Freund – wir haben uns nie getrennt<
 

Kanntet ihr dieses seltsame Gefühl? Man wusste nicht ob es sich positiv oder negativ anfühlte, doch es löste eine unangenehme Übelkeit aus. Eine Mischung aus wild gewordenen Schmetterlingen und dem Anflug einer Magen-Darm-Grippe. So erging es mir. Hatte ich mit der Antwort nicht gerechnet? Habe ich es nicht spätestens seit dem Gespräch mit Linda nicht irgendwo geahnt. Ein Fremder der mir schrieb, wusste wie er mich aufbaute und ärgerte mit weniger als einer Nachricht. Er kannte meinen Lieblingsort, wusste so viele Kleinigkeiten über mich, die nicht einmal Leon kannte.
 

>Dann sag mir wer du bist< ich wollte es endlich wissen.
 

>Noch nicht< ich stöhnte wütend auf, sein Ernst?
 

>Warum nicht, verdammt!<
 

>Weil du dich immerhin nicht einmal an mich erinnern kannst!<
 

>Dein Ernst? Ich habe Amnesie du Arschloch!<
 

>Das ändert nichts an der Tatsache, dass du mir mal versprochen hast mich für immer zu lieben und jetzt hast du mich einfach vergessen! Von wegen auf immer und ewig – für’n Arsch!<
 

>Du hättest ja auch einfach da sein können als ich aufgewacht bin< am liebsten hätte ich vor Wut das Telefon angebrüllt. Fing er jetzt wirklich an mit mir über meine Amnesie zu diskutieren?
 

>Ja natürlich. Bevor oder nachdem deine Mutter mir mit einer Anzeige wegen Verführung Minderjähriger gedroht hat?<
 

Oh. Ich schluckte. Hatte sie das? Zumindest würde seine Aussage zu meiner Mutter passen und zu dem was mir Linda im Café erzählte. Ich ließ das Handy sinken. Traute er sich deshalb nicht in meine Nähe? Doch warum, ich war mittlerweile volljährig. Auch wenn meine Mutter ihm damit drohte, so hätte es doch jetzt keine Auswirkungen mehr.
 

>Ich bin jetzt aber volljährig< schrieb ich ein wenig patzig zurück.
 

>Ja ein Traum. Mein mittlerweile volljähriger Freund erinnert sich nicht mehr daran, dass er mein Freund ist. Also wenn dich demnächst ein völlig Fremder auf der Straße anspringt. Halte still! Es könnte dein in Vergessenheit geratener Freund sein, der kommt um deine endlich erlangte Volljährigkeit auszunutzen<
 

>Dein Verhalten ist kindisch! Wir treffen uns jetzt. Sofort!<
 

>Vergiss es. Wir haben uns damals per sms kennengelernt und wir machen es jetzt wieder so!<
 

>Nicht dein Ernst! Warum denn das Bitteschön!< wenn er mein Freund war, dann müsste er mir doch so weit gefallen, dass wir uns problemlos treffen konnten oder nicht? Er könnte mir alles über das vergessene halbe Jahr erzählen und ich würde endlich Mr. Unbekannt kennenlernen – der ja nach eigener Aussage mein fester Freund war. Doch mein Handy blieb stumm. Hastig schickte ich ein weiteres ‚Warum‘ hinterher, doch nichts. Ein kurzer Aufschrei ertönte und ich warf mich in die Kissen „Dieser Spast!“ Das war es dann wohl, adieu Hoffnung. Adieu vergessene Erinnerungen. Die einzige Person die mir vermutlich sogar alles sagen würde ist bockig, da ich sie vergessen hatte. Wie alt war der Typ? Niemals älter als ich. Das hielt ich für eine Lüge.
 

~
 

„Du schaust, als hast du so ziemlich mies geschlafen“ Shirin strich mir eine meiner Haarsträhnen zurück, doch schien ihre Aussage weniger eine Feststellung als mehr eine Frage zu sein.

„Ich habe mit meinem Freund geschrieben“, antwortete ich trocken und ließ meinen Kopf auf die Tischbank sinken „Und er will sich nicht mit mir treffen, warum auch immer…“

„Was?“ leise und überrascht klang die junge Frau, als sie näherkam „Dein Freund? Du hast einen Freund? Scheiße – also so richtig? Wie? Hat er sich bei dir gemeldet? Warum will er sich nicht mit dir Treffen?“ Fragen über Fragen, so wie ich es von Shirin gewohnt war. Müde schob ich ihr mein Handy rüber, entsperrte es vorab „Lese selbst den Verlauf zwischen Mr. Unbekannt und meiner Wenigkeit …“.

Irgendwann zog die Dunkelhaarige scharf die Luft ein „Krass. Meinst du es könnte Rosenthal sein?“. Hektisch richtete ich mich auf „Was haben du und Martin nur mit diesem Felix. Nein, es ist bestimmt nicht Rosenthal und nein, ich habe auch keine weiteren Ideen. Vielleicht ist er auch überhaupt nicht der Typ aus dem vergessenen halben Jahr und er erlaubt sich einen Scherz auf meine Kosten“.

Oh, ich wusste es doch wirklich nicht. Wer sagte mir, dass ich Mr. Unbekannt vertrauen konnte?

Wenn man vom Teufel sprach, oder eher an ihn dachte. Martin hetzte als Letztes in unsere Klasse, vermutlich äußerst knapp vor unserer Klassenlehrerin. Seinen eigenen Sitzplatz eiskalt ignoriert kam er auf uns zu, kramte währenddessen in der Innenseite seiner Jacke herum.
 

„Morgen Leute“.
 

„Morgen Martin, hast du die Karten“ ich blickte irritiert von Shirin zu Martin „Welche Karten?“ Ein unheilvolles Lächeln umspielte Shirins Lippen, als Martin drei unscheinbare Papierstreifen hervorzog „Es hat mich eine verdammte Stange Geld gekostet die Dinger aufzutreiben, du bist mir was schuldig Shirin“. Meine Klassenkameradin wollte nach den Karten greifen, als Martin sie wegzog und sich wiederholte „Du bist mir etwas schuldig“.

„Ja, schon verstanden. Ich bin dir hiermit ganz offiziell etwas schuldig Martin“ nickend überreichte der junge Mann Shirin die Karten.
 

Hatte irgendein wichtiges Detail in den letzten Tagen nicht mitbekommen „Geht es auf ein Konzert?“.

„So in der Art“ Shirin lehnte sich zurück und wedelte mit den Karten vor ihrem Gesicht herum „Das hier sind Karten für eine große Musikveranstaltung in der Ältenhaver Halle, am Samstagabend. Wir drei werden dort hingehen“. Martin lachte leise. Irgendwas lief schief.

„Und warum sollte ich dorthin wollen?“, erkundigte ich mich vorsichtig, bereit zur Not davonzurennen und nie wieder zukommen“.

„Ganz einfach, einer der Gäste dort ist Felix Rosenthal und wir wollen uns den jungen Herren mal genauer anschauen“.

Also zusammengefasst oder auch Fazit: Weder Martin noch Shirin glaubten, dass sie Felix als meinen potenziellen Freund ausschließen konnten. Damit besaßen sie eine komplett gegenteilige Meinung zu meiner eigenen.
 

Schnaufend wendete ich mich ab „Das könnt ihr so was von vergessen“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  -Ray-
2016-08-14T19:26:48+00:00 14.08.2016 21:26
Dieses Kapitel hat mir sehr gut gefallen mach weiter so ich werde auf jeden Fall dran bleiben. :) Daumen hoch!
Antwort von:  EmmaAngen
30.08.2016 16:39
Danke :3
Von: haki-pata
2016-08-13T10:11:32+00:00 13.08.2016 12:11
Mal ehrlich. Das Verhältnis zur Mama ist gewiss hin. Kann man auf ein solches Verhalten jemals wieder Vetrauen aufbauen?
Ich hege Zweifel.
Und:
Das ist mal unfair.
Ihm wird von seinem >Ex oder nicht Ex< die Amnesie - das unfreiwillige Vergessen - zum Vorwurf gemacht?
Was ein Idiot. Ich würde danach nicht mehr ein getipptes Wort mit dieser Person wechseln. Nono [♥] leidet doch wohl schon genug!
Mir wäre schnurzpiepegal, wer am anderen Ende der Leitung liest und schreibt.
Noah sollte Mister 'ich mache mich geheimnisvoll und bin damit sooo wichtig' Unbekannt mit einer letzten SMS in den Wind schießen.

Zum guten Schluss aber: Her mit dem Nachschub. Oder... Du weißt schon. Die Sache mit der Drohung.
Antwort von:  EmmaAngen
30.08.2016 16:41
Keine Ahnung - gut ich müsste es wissen. Aber ich weiß es wirklich nicht. Kann man sowas seiner eigenen Mutter verzeihen. Auf der einen Seiten, sie denkt einem etwas Gutes zu tun, doch ist es ja dennoch falsch oder.

Ja, ich dachte mir während des Schreibens damals auch nur so: Du Spasti u.u

Sorry wegen der langen Wartezeit!
Von:  badluck1
2016-08-12T15:23:22+00:00 12.08.2016 17:23
Oooohhhh jetz platze ich beinahe vor neugierde!!!
Manoman ich glaube ich würde meine familie in so einer situation eigenhändig erschießen wie können sie ihm sowas nur antun wie soll der arme kerl nur jemals wieder richtig fuß fassen wenn seine mutter ihm den kontakt zu jenen verwehrt die ihn erden könnten so eine fieße b....
Mach schnell weiter ich hoffe er erinnert sich wenn er ihn sieht
Lg lucy


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