Zum Inhalt der Seite

More Than A Feeling

28 Gefühle
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eifersucht

Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, als sie das Bild sah. Das Bild, das schon ungefähr hundert Jahre alt war. Zumindest gefühlte hundert Jahre. Ein schweres Seufzen entfuhr ihr. Das ungute Gefühl wurde stärker und sie kniff die Augen fest zusammen. Atmete tief ein und aus und öffnete die Augen wieder. Es war noch immer da. Dieses Bild. Von ihm. Und ihr. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals und trieb ihr die Tränen in die Augen.

Als die erste heiße Träne über ihre Wange kullerte, klappte sie den Laptop etwas zu heftig zu. Vermutlich würde er das nächste Mal, wenn sie ihn brauchte, nicht mehr funktionieren, aber das war ihr egal. Momentan war ihr alles egal. Dieser Knoten in ihrem Magen wurde immer fester und ließ sie innerhalb einer halben Minute auf die Toilette laufen.

Sie hatte sich schon lange nicht mehr übergeben. Und auf leeren Magen war das auch nicht gerade angenehm gewesen. Sie war erschöpft. Und müde. Und verwirrt. Sie hatte keine Ahnung, wieso sie dieses harmlose Foto so aus der Bahn warf. Es war Vergangenheit. Trotzdem tat es weh. Was wenn … wenn er immer noch Gefühle für sie hatte? Was wenn er das Foto aus diesem Grund nicht gelöscht hatte? Erneut beugte sie sich über die Kloschüssel und erbrach ihren nicht vorhandenen Mageninhalt. Ihre Kehle brannte und ein unangenehmer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Zitternd stand sie auf, betätigte die Klospülung und trat an das Waschbecken.

Sie erkannte die Person in dem Spiegel nicht mehr. Blasse, fettige Haare, eingefallene Wangen. Die letzten Tage waren hart gewesen. Sie war nicht mehr aus ihrer Wohnung gekrochen. Hatte ständig dieses Bild vor Augen. Sein Lachen. Ihre Augen, die ihn anhimmelten. Vielleicht immer noch? Wo war er überhaupt? Traf er sich mit ihr?

Erneut warf sie ihrem Spiegelbild einen Blick zu. Ein leises Seufzen entwich ihr. Sie drehte den Wasserhahn auf, spülte ihren Mund aus und wusch sich das Gesicht.

»Du siehst echt scheiße aus«, murmelte sie sich selbst zu und strich sich die strähnigen Haare aus dem Gesicht.

Sie zögerte einen Moment, bis sie sich die Klamotten vom Leib riss und unter die Dusche stieg. Sie drehte das Wasser so heiß, dass es schmerzte und schrubbte ihre Haut so fest, dass sie sich sicher war, die oberste Hautschicht hatte sich abgelöst.
 

Eine halbe Stunde später rieb sie sich mit einem weichen Handtuch trocken. Es tat gut ihre geschundene Haut mit etwas Weichem zu beruhigen. Sie wusste überhaupt nicht, was in sie gefahren war. In der Hitze des Gefechts war sie … durchgedreht. Sie war eigentlich kein eifersüchtiger Mensch. Aber dieses Foto…

Erneut schluckte sie schwer, strich sich die nassen Haare zurück und blickte in den Spiegel.

Sie durfte nicht mehr daran denken.

Wusste aber nicht, wie sie das anstellen sollte.

Sie schloss die Augen, presste sie fest zusammen, bis weiße Punkte vor ihren geschlossenen Lidern tanzten, und atmete ein paar Mal tief durch.

Sie öffnete die Augen und brauchte ein paar Momente um wieder klar sehen zu können.

Immer noch das selbe Gesicht. Die selben Augenringe. Die selben eingefallenen Wangen.

Sie sollte sich ablenken. Einen Film sehen. Mit Freunden etwas trinken gehen. Obwohl letzteres vermutlich nicht dazu beitragen würde, dass sie sich besser fühlte. Unter Alkoholeinfluss machte man oft dumme Sachen. Und die Tatsache, dass er seit Tagen weg war und sie ein funktionierendes Handy hatte, war vermutlich keine allzu gute Kombination.

Also blieb der Film übrig. Eine saftige Liebesschnulze und Chips würden den Abend vielleicht etwas retten.

Sie schlüpfte in ihren weichen Bademantel, der ihrer immer noch prickelnden Haut, gut tat.

Als sie in ihr Zimmer kam, fiel ihr Blick auf ihren Laptop, der immer noch so da lag, wie sie ihn verlassen hatte.

Erneut durchfuhr sie dieser Schmerz. Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Ihre Welt würde zusammenbrechen, wenn er … wenn er noch Gefühle für sie hätte.

Ihre Augen brannten und es dauerte nicht lange, bis wieder Tränen über ihre Wangen kullerten. Ein wutentbrannter Schrei entwich ihr und sie warf den Laptop vom Bett. Ein ungesundes Knacksen war zu hören, aber das war ihr egal. Sie wollte dieses Bild nicht mehr sehen. Nicht mehr daran denken müssen.

Es tat zu weh.

Sie hatte sich schon oft gefragt, ob sie seine Zuneigung überhaupt verdient hatte. Sie war eine furchtbare Freundin. Zu eifersüchtig. Zu sehr damit beschäftigt alles zu hinterfragen. Es war nicht einfach mit ihr und trotzdem sagte er ihr jeden Tag, dass er sie liebte. Aber ob das stimmte? Immerhin war er mit ihr ewig zusammen gewesen. Mindestens.

Mit einem Seufzen warf sie sich aufs Bett und schaltete den Fernseher ein.

Sie hörte nicht, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde.

Der Film hatte kaum begonnen und sie musste schon wieder weinen. Nicht etwa weil der Anfang des Films so traurig war, nein. Viel eher, weil sie den Film zum einen auswendig kannte und zum anderen gedanklich immer noch bei diesem Bild war.

Das leise Klopfen an ihrer Zimmertür ließ sie aufschrecken.

Ihr Herz begann zu rasen. Wer in Gottes Namen klopfte an ihre Zimmertür? Die Wohnungstür war abgeschlossen gewesen!

Die Tür öffnete sich einen Spalt und sie war kurz davor um Hilfe zu rufen, sehr wohl in dem Bewusstsein, dass sie niemand hören würde.

Ihr Herz pochte so stark gegen ihre Brust, dass sie sich sicher war, es würde gleich daraus hervorspringen.

Aber nichts dergleichen geschah.

Stattdessen fiel ihr ein riesiger Stein vom Herzen, als sie sein Gesicht an der Tür entdeckte.

Er war wieder da.

Mit einem Strauß roter Rosen in der Hand.

Und der Strauß war für sie und nicht für sie. Er war zu ihr zurück gekommen. All die Sorgen waren umsonst gewesen.

Sie richtete sich auf und lief auf ihn zu. Für einen kurzen Moment waren der Laptop und das Bild vergessen. Sie war so froh ihn wieder zu haben. Nur für sich alleine.

»Ich habe dich vermisst«, schluchzte sie an seine Schulter. Kaum hatte er seine starken Arme um sie geschlossen, liefen die Tränen wieder in Strömen über die Wangen.

»Alles gut, Baby, ich bin hier.«

Seine tiefe Stimme sorgte für eine Gänsehaut. Sie drückte sich an ihn und küsste ihn auf die Wange. Wie hatte sie je an ihm zweifeln können? Er hatte Recht: Alles war gut. War nie besser gewesen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  konohayuki
2017-03-28T17:03:27+00:00 28.03.2017 19:03
Hallo :)

Ich bin durch Zufall auf deine kleine Sammlung hier gestoßen, und da ich solche Projekte immer ganz spannend finde, habe ich gedacht, ich schau mal rein.

Den Einstieg finde ich auf jeden Fall schon einmal sehr gut gelungen. Da kommt direkt eine Atmosphäre auf, man kann sich in die Gefühlswelt deiner Protagonistin gut hereinversetzen. Und ich denke, jeder hat schon einmal eine ähnliche Situation mitgemacht.
Auch deinen Schreibstil finde ich sehr angenehm zu lesen.

>Es war Vergangenheit. Trotzdem tat es weh.
Finde ich sehr, sehr gelungen, diese Stelle hier. Sie sagt viel auf. Und ist halt auch so wahr.

>Was wenn … wenn er immer noch Gefühle für sie hatte?
Ich mag mich irren (Kommata waren noch nie meine Stärke, muss ich zugeben), aber ich könnte schwören, dass bei der "Was, wenn"-Konstruktion ein Komma nach dem "was" stehen müsste.

>Sie erkannte die Person in dem Spiegel nicht mehr.
Minimalstkrittelei, die dazu auch noch subjektiv ist: Ich würde hier "im Spiegel" schreiben. Klingt in meinen Ohren etwas runder.

>Blasse, fettige Haare, eingefallene Wangen.
Sollen hier wirklich die Haare blass sein? So liest sich das für mich, und die Kollokation ist mir jetzt nicht geläufig.

>Sie drehte das Wasser so heiß,[...]
Kleine Anmerkung zum Stil: Hier hast du den Satzanfang "Sie" relativ häufig sehr nah beieinander oder gar direkt hintereinander. Das liest sich dann etwas repetitiv. Bei diesem Satz hier würde es sich anbieten, vielleicht mit "Das Wasser war so heiß, dass ..." anzufangen und den Rest des Satzes dann entsprechend anzupassen. So kannst du die Wiederholungen dort vermeiden.

>In der Hitze des Gefechts war sie … durchgedreht.
Finde ich einen sehr menschlichen Zug. Im Allgemeinen finde ich deine Protagonistin sehr menschlich. Man kann sich als Leser gut mit ihr identifizieren, wenn einem eine Situation einem nahe geht - auch, wenn man nicht genau sagen kann wieso - neigt man zu krasseren Reaktionen als man eigentlich von sich selbst gewöhnt ist.

>Sie öffnete die Augen und brauchte ein paar Momente um wieder klar sehen zu können.
Ich würde hier nach "Momente" ein Komma setzen. Zudem hast du hier wieder die Satzanfangswiederholung, hier ließe sich das ganz einfach mit einer "Als"-Konstruktion umgehen.

>Und die Tatsache, dass er seit Tagen weg war und sie ein funktionierendes Handy hatte, war vermutlich keine allzu gute Kombination.
Ich mag es, wie du so kleine Eigenheiten deiner Protagonistin einbaust. Gefällt mir wirklich sehr gut.

>[...]der ihrer immer noch prickelnden Haut, gut tat.
Da ist das Komma vor "gut tat" definitiv zu viel.

>Ein ungesundes Knacksen war zu hören, aber das war ihr egal.
Oh Gott, ich bin zusammengezuckt, weil ich das Knacksen direkt im Kopf hatte.

Ich finde, du hast das Thema "Eifersucht" hier wirklich gut umgesetzt. Man fühlt mit deiner Protagonistin mit, was nicht zuletzt daran liegt, dass du ihr Charakter gibst und dein Schreibstil einen wirklich in die Geschichte hineinzieht.
Ein sehr gelungener Auftakt, ich werde auf jeden Fall weiterlesen!

Liebe Grüße,

konohayuki
Für mehr Kommentare auf Animexx
Von: abgemeldet
2017-02-01T19:53:58+00:00 01.02.2017 20:53
Zuerst einmal muss ich loswerden wie genial ich dieses Cover finde *_* Ich könnte es mir stundenlang ansehen!
Dann kommt mal ein riesen Dankeschön, dass du beim Wettbewerb mitmachst! Der erste Teilnehmer haha (: Special-One ♥

Zu deinem One-Shot.
Ich finde du hast das erste Gefühl wirklich gut beschrieben. Ich denke jeder hat es schon einmal durchlebt. Sei es wegen dem festen Freund oder den besten Freunden!
Man konnte mit der Hauptperson richtig mitfühlen und hatte das Gefühl ihre Situation selbst zu durchleben!

Bin schon gespannt was noch für Gefühle zum Vorschein kommen.

Lg ♥
Antwort von:  Zaje
01.02.2017 21:03
Zugegeben, ich habs so gefunden und es ist eigentlich nur mal ein vorläufiges Cover, weil mich heute sämtlich Bildbearbeitungsprogramme gemobbt haben :'D aber ich find das Bild auch so toll *_*
Sehr gerne :D *whoopwhoop* bekomm ich dafür nen cookie? ;P

Dankeschön, freut mich sehr, dass es dir gefallen hat :) Ich muss sagen, dass es mir ziemlich leicht gefallen ist mich in das Gefühl hineinzuversetzen, nach allem was so passiert ist ;) Mal schauen ob mir das bei dem Rest auch gelingt ^^
Danke auf jeden Fall für deinen Kommentar, freut mich sehr! :D

<3


Zurück