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Senbonzakura's Song

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es ist mal wieder so weit. Seid ihr gespannt darauf, was Renji nun blühen wird? Immerhin wurde ja Byakuyas Cousine entführt...

LG und viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen

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Business with the Family

„Zu mir, Renji.“
 

Byakuyas tiefe Stimme fiel wie ein Hammer auf Renjis Kopf hinab, doch da war nichts zu tun, außer sich nickend von der Kommandantin der Personenschützer zu verabschieden und hinter seinem Kommandanten pflichtbewusst in den Gleichschritt zu fallen.
 

Ein eisiger Wind heulte über die Mauern des Anwesens, zog wild an Renjis Pferdeschwanz, während sie den Schotterweg entlang gingen. Im Gras neben ihnen, erschauderten die kurzstiligen, schneeweißen Kamelien und sahen mitleiderregend aus. Renji hatte das Gefühl, dass er das Gleiche tat.
 

Er hatte am ersten Tag zurück auf der Arbeit einen Kuchiki verloren.
 

Gott, was für ein Scheißhaufen.
 

Dank seinem Mangel an Erfahrung war da kein Shinigami gewesen, der die Cousine geschützt hatte. Nun war sie in den Händen von Banditen… oder Schlimmerem. Eine unbewaffnete Adlige, im Rukongai auf sich alleine gestellt? Schlussendlich gab Renji den Drang nach, zu erschaudern.
 

Und Byakuya hatte einfach den Befehl widerrufen, eine Suchtruppe aufzustellen und sie zu suchen. Was zum Teufel? Es schien nicht richtig. Besonders da sie die Mittel und die Kampfkraft hatten. Der ganze verschissene Grund ein Shinigami zu werden war, dass niemand mehr zurückgelassen werden sollte.
 

Renji wollte das anmerken, denn selbst wenn die Entführung nur der Vorspiel einer Falle wäre, könnten sie beide – zum Teufel, selbst Byakuya alleine – fast jeden aus der Soul Society abfertigen. Vielleicht würden Kenpachi oder der Generalkommandant etwas heftig werden, aber komm schon, Kaien? Es gab kein Szenario, in dem Byakuya diesen Vollspaten nicht pulverisierte. Und Senbonzakura war Tausend fliegende Projektile des Todes – es konnte wortwörtlich eine ganze Armee ausradieren.
 

Doch man konnte mit Byakuya nicht reden, wenn er so war.
 

Die Stille war tosend. Die einzigen Geräusche waren das Pfeifen des Windes und das Knirschen des Schotters unter Sandalen.
 

Gerade in diesem Moment wünschte sich Renji, zurück in seiner alten Division zu sein. Kenpachi war genauso furchterregend wie Kuchiki, doch auch sehr viel direkter. Wenn er es vermasselt hatte, stand es außer Frage, dass die clevere Variante war, seinen Fehler einzugestehen und die Prügel dafür zu kassieren.
 

Renji hatte keine Ahnung, was er tun sollte oder was die Konsequenzen sein könnten.
 

Nun ja, in Ermangelung eines besseren Plans, musste er das tun, was er kannte. „Das ist meine Schuld“, sagte Renji. „Ich habe noch nicht einmal an die Zusammenarbeit gedacht, die Miisho erledigte, bevor ich in die Welt der Lebenden aufgebrochen bin. Scheiße noch mal, deswegen haben wir ja erst von dem Heiratsvertrag Wind bekommen. Ich hätte das abdecken müssen, Kommandant. Kein Cousin oder Cousine sollte ohne Shinigami-Eskorte sein. Ich hab es vermasselt.“
 

„Warum bist du so schnell darin, dich meiner Gnade hinzugeben, wenn du ganz genau weißt, dass ich keine habe?“
 

„Uh…“ Renjis Sandale rutschte auf dem Schotterweg und er wäre beinahe gefallen. Er fing sich mithilfe der Wand ab und starrte auf den weißen Haori, der sich von ihm entfernte. Was zum Teufel war das? Renji hatte schon bemerkt, dass Byakuya angepisst war, aber heilige Scheiße.
 

Würde er einen Blutzoll für den Verlust eines Kuchiki fordern?
 

Nun ja, scheiß drauf, wenn es das war, worauf es hinauslief, konnte Renji nicht zulassen, dass die Strafe jemanden anders traf. Er schüttelte die Steinchen aus seiner Sandale. „Hey, warte mal.“
 

Byakuya hielt inne, sein Kopf leicht zu ihm gewandt.
 

Renji lief, um die Distanz zwischen ihnen zu verkürzen. „Ich bezahle mit meinem Blut, wenn du es möchtest, Kommandant. Ich verdiene es. Doch denkst du nicht, dass es verdammt noch Mal befriedigender wäre, wenn wir diesen kleinen Scheißer von Miisho und all seine Verbündeten verfolgen und sie einstampfen?“
 

Da war ein sanftes, unerwartetes Glucksen. „Ja, ich kann mir das als sehr befriedigend vorstellen.“
 

Ok, also gab es vielleicht noch einen Hoffnungsschimmer. Mit neuem Mut sagte Renji: „Also lass sie uns erst töten. Du kannst mich danach töten.“
 

Byakuya drehte sich um. Sein Gesicht war die gewohnte, harte Maske, doch Renji konnte einen Hauch Traurigkeit in seinen Augen sehen. „Du bist dafür nicht zu tadeln. Ich habe eine bewaffnete Wache mit Hiroko geschickt.“
 

„Warte, was? Shinigami? Unsere? Was ist mit ihnen geschehen?“
 

„Sie halten offensichtlich so wenig von ihrem Kommandanten, dass sie desertierten.“
 

„Das sind die Läufer? Verarschst du mich gerade? Wir müssen diese Bastarde verfolgen und hängen!“
 

„Du meinst, wie ich es tat, als du desertiert bist?“
 

„Uh…“, Renji hatte ordentlich Dampf aufgebaut, aber der verschwand plötzlich mit einem Atemzug. Ok, das ging also gerade in Byakuya vor. Er hatte das Gefühl, ein beschissener Kommandant zu sein.
 

Was konnte Renji sagen, um das wieder hinzubiegen? Sein Mund schloss sich, um sich dann wieder zu öffnen und dann wieder zu schließen, während er weiter versuchte herauszufinden, was die richtige Richtung war. Offensichtlich war Renji zu lange still gewesen, denn Byakuyas Augen zeigten stechenden Schmerz und Enttäuschung. Er wandte sich um und ging wieder Richtung Anwesen.
 

Renji stolperte in seine Position, direkt hinter ihm, nah genug, dass sie reden konnten, ohne zu rufen. „Wir wissen nicht, warum die Jungs die Beine in die Hand genommen haben, Kommandant.“
 

„Versuchst du gerade anzudeuten, dass es da eine Situation gibt, in dem ein solches Handeln entschuldbar ist?“
 

Byakuyas Ton war absolut warnend, aber Renji schnaubte zurück. „Ich versuche gar nichts anzudeuten, Kommandant. Ich sage nur, dass es einen Haufen Gründe gibt, warum ein Kerl etwas Dummes tun und rennen könnte. Du hast Namen, oder nicht? Wer sind sie? Haben sie irgendwelche Gründe, warum Miishos Geld ihre Schande vielleicht wert gewesen ist?“
 

„Was für einen lächerlichen Nonsens plapperst du, Renji? Es gibt keine vertretbaren Gründe für einen Soldaten der 6. Division, seinen Posten zu verlassen.“
 

„Nein? Wie ist es mit Familie? Das ist der Grund, warum ich es tat. Das ist der Grund, warum du zwischen Ichimarus Schwert und Rukia getreten bist, oder nicht?“
 

Da waren einige Minuten angespanntes Schweigen. Renji konnte es nicht sehen, doch er konnte sich ohne Mühe vorstellen, wie Byakuyas Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst waren, bevor er endlich sagte: „Und wo genau stellst du dir vor, dass die Familie in dieses eine Szenario passt?“ Byakuyas Ton war kompromisslos und knapp. Bei jedem anderen Mann wäre es tobende, zusammenhangslose Wut.
 

„Wir wissen es nicht, oder?“, sagte Renji. „Was, wenn sich die Typen eine Bezahlung abgeholt haben, weil sie chronisch kranke Eltern haben und bereits die Lohnvorauszahlung der Disivion ausgereizt haben? Jemand könnte ein Arschloch als Verwandten haben, der sich selbst bei einem Geldverleiher knietief in die Scheiße geritten hat, richtig? Ich kann ein halbes Dutzend von bescheuerten Gründen aufzählen, warum man eine plötzliche Geldquelle benötigt und vielleicht nicht gerne mit seinem Vorgesetzten darüber spricht.“
 

„Und wir sollen ihnen vergeben, weil…?“
 

Renji hatte darauf keine Antwort. „Ich denke nicht, dass du das musst. Ich sagte nur, dass sie vielleicht andere Gründe haben, einen auf EA zu machen, der nichts mit Respektlosigkeit zu tun hat.“
 

„Ah.“ Renji konnte nicht sagen, ob da Erleichterung in Byakuyas Stimme war oder nicht, doch seine Schultern schienen sich um einen Millimeter zu senken.
 

Sie waren am Anwesen angekommen. Renji schritt voraus, um Byakuya die Tür zu öffnen. Doch statt hindurchzugehen, blieb Byakuya plötzlich stehen und schien seine Füße im Türrahmen zu begutachten. „Geht es letzten Endes immer nur ums Geld, Renji?“
 

„Meistens schon.“
 

Byakuya lachte leise und dunkel, als er zu Renji aufblickte. „Miishos Verlautbarung ließ ihn wie ein Romantiker wirken, der seine zukünftige Braut zurück gestohlen hat.“
 

„Warte, Miisho rühmt sich mit dem Angriff?“
 

Byakuya trat in den Vorraum und zog seine Schuhe aus. „Er hatte die Dreistigkeit, einen Höllenschmetterling zu schicken, als sei er immer noch in den Hofgarden. Mehr noch sogar, er behauptet, nichts Falsches getan, sondern nur meine Cousine ‚gerettet‘ zu haben.“
 

„Er ist ein dreckiger Lügner“, sagte Renji, trat seine Sandalen weg, nachdem er die Tür geschlossen hatte. „Menschen wurden verletzt, Dinge gestohlen. Beides sind Straftaten, als ich das letzte Mal nachgesehen habe: Körperverletzung und Diebstahl.“
 

Byakuya wartete an der nächsten Tür, bis Renji zu ihm kam. „Miisho sagte, diese Dinge wären von einem Haufen Opportunisten getan worden, die Vorteile aus dem Durcheinander geschlagen haben.“
 

„Und ich sagte: Schwachsinn“, sagte Renji und öffnete wieder die Tür für Byakuya. „Ich meine, vielleicht… wenn die Wagen durch das Zentrum irgendeines niedrigen Distriktes gefahren wären, mitten am Tag, wenn viele Leute drum herum gewesen wären. Doch der Karawanenführer hat beinahe einen Arm dabei verloren, den Schlüssel zu verteidigen. Ein Schlüssel ist nicht essbar. Diese Art von Ziel klingt für mich nach Banditen.“
 

Byakuya nickte. „Und, auch wenn Lebensmittel gestohlen wurden, waren es nur Luxusgüter. Säcke mit Reis waren unangetastet. Alle Früchte haben es unbeschädigt überstanden.“
 

„Ja, man möchte meinen, ein Haufen Opportunisten wären mehr… nun ja, opportunistisch und nehmen alles, was sie tragen könnten.“
 

„Eben“, sagte Byakuya und führte sie in das Studienzimmer in der zweiten Etage. „Sie schienen genau zu wissen, welche Kisten sie stehlen mussten und in welchem Wagen sie diese finden konnten.“
 

Renji nickte, als sie die Stufen hinaufsteigen. „Da haben wir unseren Beweis. Miisho musste derjenige sein, der die Banditen mit Informationen fütterte, richtig? Ich meine, er muss es einfach gewesen sein.“
 

„Außer, Renji, dass wir ihn entlassen haben, lange bevor diese Güter bestellt und das Ladungsverzeichnis gemeldet wurde.“
 

Renji rieb sich den Nacken, als er die Tür aufschob. „Ja, schau, darüber habe ich eine Theorie.“
 

„Oh?“
 

„Vielleicht solltest du nach Tee klingeln. Ich denke nicht, dass du es mögen wirst.“
 

Byakuyas Augenbrauen schossen in die Höhe, doch er drückte trotzdem auf die Klingel für den Diener. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich noch mehr schlechte Nachrichten ertragen kann, Renji. Ich bereue es bereits, dass ich Miisho mit seinem Leben davonkommen gelassen habe. Wenn ich daran denke, dass ich ihm damit vielleicht versehentlich erlaubt habe, dieses Debakel zu finanzieren, könnte ich einfach…“
 

Renji lächelte innerlich dabei, wie er sich vorstellte, wie Byakuyas Version dazu enden könnte: ‚meine Augenbrauen in Missbilligung zusammenziehen‘ oder ‚in Erwägung ziehen, das Blumenarrangement stundenlang ernst anzublicken.“
 

Aber, so lustig das vielleicht wäre, wusste Renji die Wahrheit: Byakuyas leere Maske versteckte tiefliegende Emotionen. Er war äußerst verletzt von der Desertion und gab sich selbst die Schuld dafür. Und, nun ja… Fehler wurden überall gemacht. Wären sie vielleicht direkt in der Lage gewesen, einen Weg zu finden, mit Miisho über diese Unzuchts-Sache zu sprechen, wären ihnen die Zügel vielleicht nicht derart entglitten.
 

Natürlich wäre der Typ immer noch ein Spion von Tante Masa gewesen. Das wäre niemals gut ausgegangen.
 

Ein gestresst aussehender Eishirō erschien an Renjis Ellbogen. Er lächelte ein ‚Hallo‘ zu Renji hinauf, bevor er auf die Knie fiel. „Sie haben geläutet, mein Herr?“
 

Byakuya hatte sich hinter dem niedrigen Schreibtisch niedergelassen. Die Türen waren wegen dem eisigen, heulenden Wind geschlossen, doch Renji hatte die Erinnerung, dass man auf einen feinen Wassergarten blicken konnte, der im Herzen des Innenhofes verborgen lag.
 

Er blickte von irgendeiner Arbeit auf, die er auf dem Schreibtisch fand und fragte: „Hat sich Tante Masama… erholt?“
 

Es fühlte sich unangenehm für Renji an, halb stehend halb lehnend im Türrahmen, während Eishirō seinen Kopf auf den Boden zu seinen Füßen presste. Doch Renji spitzte bei der Frage seine Ohren. Erholt? Was ist mit dem alten Kampfaxt-Tantchen geschehen?
 

Eishirō hob seinen Kopf leicht. „Ihre Damen spenden ihr Trost. Sie hat angeordnet, dass alle Vorhänge in ihren Räumlichkeiten gezogen werden und sich für den Rest des Tages zurückgezogen.“
 

Man, sie muss die Neuigkeiten über die Cousine schlecht aufgenommen haben. Kein Wunder, dass Byakuya vorher in so einer Verfassung war. Kuchiki Frauen in Hysterie? Renji glaubte nicht, dass Byakuya viele Fähigkeiten hatte, das zu bewältigen. Ehrlich gesagt war er sich noch nicht mal sicher, ob das überhaupt jemand hatte.
 

„Ich vermute, das ist das Beste, auf das wir hoffen können“, sagte Byakuya und klang erschöpft. Mit einem Seufzen fügte er hinzu: „Offensichtlich benötige ich Tee, um mich zu wappnen.“
 

„Mein Herr?“
 

„Renji bringt schlechte Nachrichten.“
 

„Ja“, sagte Eishirō freundlich. „Es tut mir leid zu hören, dass es deinem Bruder nicht gut geht. Es scheint, dass Tragödien unseren Haushalt immer gesammelt treffen.“
 

Byakuya blickte von den Papieren auf, die er sortierte. „Ist etwas mit Seichi geschehen?“
 

„Oh, uh…“ Er konnte nicht wirklich sagen ‚Mein Bruder ist, bei dem Gedanken von dir und mir zusammen, in einen zitternden Haufen Gelee kollabiert‘, also schüttelte Renji nur den Kopf. „Es ist nichts. Er ist nur, ähm, unpässlich.“
 

Byakuya schien eine Ahnung zu haben, dass mehr dahinter steckte, doch er sagte nichts. Stattdessen warf er Renji einen Blick zu, der fragte: ‚Sagst du es mir später?‘ Renji nickte – selbst wenn er sich nicht sicher war, wie er es erklären sollte. Nicht zuletzt deswegen, weil er es selbst noch nicht ganz verstand.
 

Selbst Eishirō schien die Nachricht erhalten zu haben, dass private Dinge besprochen werden müssen, der er zog sich mit Verbeugungen zurück. „Der Tee wird in Kürze eintreffen, mein Herr.“
 

„Danke, Eishirō“, sagte Byakuya abwesend.
 

Renji wollte danach fragen, ob auch noch ein bisschen was zu essen mitgeschickt werden konnte, da er fast nicht zum Frühstück und sein Mittagessen an Seichi abgegeben hatte, doch er war nicht in der Stellung, das zu tun. Unangenehmerweise entschied sich sein Magen, für ihn zu sprechen. Eishirō, der gerade auf die Füße kam, grinste Renji an und nickte verstehend, bevor er im Flur verschwand.
 

„Hör auf, im Türrahmen herumzulungern und erzähl mir von deiner Theorie“, befahl Byakuya.
 

Renji fühlte sich immer ein wenig seltsam in Byakuyas Büro im Anwesen. Es war dieser eigenartig nebulöser Ort, der nicht in der Division war, doch immer noch irgendwie offiziell und kommandant-isch war. Und doch fühlte es sich viel mehr danach an, dass der Raum zu einem privaten Haus gehörte. Es dekorierten wesentlich mehr persönliche Gegenstände den Raum. Ein Bild von einer Dichtung in Kalligrafie hing an der Wand. Renji konnte es nicht vollständig entziffern, doch es sagte so etwas wie: „[style type="italic"]Lege ab, was erkannt wurde. / Wende dich dem Thema zu / Das erkennt / Die zugrundeliegende Wurzel / Und entschlossen / gehst du voran.[/style]“ Es war vielleicht inspirierend gemeint, doch Renji fand es zu stoisch, viel zu stumpfsinnig und irgendwie auch deprimierend.
 

Aber es schien wie eine der Sachen von Byakuya, genauso wie die dunklen katzenförmigen Bücherstützen aus Stein, die einige dünnere Ausgaben mit geschichtlichen Themen im Regal hielten. Eines davon saß aufrecht, aber zwinkerte verschlagen und die andere Katzenfigur streckte sich und gähnte ausgelassen – ganz offensichtlich war das irgendwann mal ein Geschenk von Lady Yoruichi gewesen.
 

Renji fand ein Plätzchen, das nah genug an seinem sonst üblichen Platz im Büro des Kommandanten war, und setzte sich hin. Sein Rücken krachte in eine Vase, doch er war in der Lage, die zu fangen, bevor sie fiel. „Kleinerer Raum“, bemerkte Renji, als er das hohe keramische, höchst zerbrechlich aussehende… Ding hinstellte. Was war das überhaupt? Nur Dekoration, vermutete er.
 

„Wirst du mich im Unwissenden halten?“
 

Renji atmete tief durch. „Also ich hatte diese Interaktion mit dem 20. Offizier, die irgendwie warnsignal-isch war oder, ich weiß nicht, passiv aggressiv…?“ Warum verließen ihn die Worte, wenn er sie am Meisten brauchte? Renji schüttelte den Kopf und versuchte es erneut. „Wie auch immer, ich habe darum gebeten, mir den Bericht der Attacke zu geben. Er ist unsere letzte verbliebende Kontaktperson zum Anwesen und ich habe gedacht, er sei im Bilde darüber, richtig? Und so hat er mir weder von den Deserteuren berichtet, noch hat er eine Entführung erwähnt.“
 

Byakuya nickte, als er die Papiere auf seinem Schreibtisch sortierte. „Was war daran ‚passiv aggressiv‘? Könnte es sein, dass er es einfach nicht wusste?“
 

Das würde ihn zu einem ziemlich beschissenen Rangoffizier machen, doch Renji vermutete, dass es möglich war, so schlecht in einem grundlegenden Bericht zu sein. Renji wusste von ein paar Rangoffizieren in der Elften, denen man noch nicht einmal zutrauen konnte, in der Lage zu sein, das Wetter korrekt zu berichten, wenn es wie aus Eimern goss. Aber das war die Sechste und der 20. Offizier kaum neu in dem Job. „Ich weiß nicht, Kommandant. Er hat sich mir gegenüber unangemessen verhalten.“
 

„Oh?“
 

Byakuya schaute Renji immer noch nicht an. Renji hatte sich daran gewöhnt, mehr Aufmerksamkeit von seinem Kommandanten zu erhalten, auch wenn es vielleicht nur eine Art Geste war um den beschissenen Tag zu verarbeiten, den Byakuya gehabt hatte. Doch es begann, Renji zu ärgern.
 

„Ja, er hat mehr oder weniger angedeutet, dass ich wüsste, welche Sachen gut zu stehlen wären“, sagte Renji.
 

„Angedeutet?“
 

Renji hustete murmelnd. „Mit den Augen. So in der Art.“
 

Byakuya blickte endlich auf. Es war ein derart vernichtender Blick, der Renji fühlen ließ, als sei er eine überempfindliche Tratschtante.
 

„Ich verstehe“, war alles, was Byakuya sagte, bevor er zurück an die Arbeit ging.
 

Renji blickte für einen langen Moment diese dumme Dichtung an, versuchte nicht zu schmollen. Er hätte seine Gedanken besser auslegen sollen, doch das war das Problem mit seinen Instinkten. Manchmal übersetzte er es nicht gut außerhalb seines Kopfes. Das war der Grund, warum Renji auch nie ein Wort gegenüber Aizen verloren hatte. Er wusste, wenn er Mist gesagt hätte wie ‚Nur ein Gefühl, das ich bekomme‘ und ‚Zabimaru hält in seiner Nähe die Klappe‘ – nichts davon waren anständige, logische Argumente.
 

Doch er hätte etwas wegen Aizen sagen sollen und das war Byakuya, der nicht nur sein Kommandant war, sondern auch sein Partner. Wenn Renji nichts sagte und Banditen die Mauern des Anwesens durchbrechen, wäre Renji verantwortlich. „Schau“, sagte er, „Ich denke nur, dass wir vielleicht eine Vorschrift machen sollen, dass Leute, die die Kontaktperson für deine Familie sind, vielleicht alle 100 Jahre den Job wechseln sollen oder so etwas, denn vielleicht ist es zu einfach für die Leute, für sich nützliche kleine Handel herauszuschlagen.“
 

„Nein.“
 

Nun ja, Scheiße, Byakuya hat das für vielleicht null Sekunden in Betracht gezogen.
 

Da war ein sanftes Klopfen an der Tür. Diener erschienen mit Tee und Essen. Renji schäumte vor Wut still vor sich hin, während die beiden Dienerinnen Tee und Teller auf Byakuyas Schreibtisch anordneten.
 

„Das Problem ist, Renji“, sagte Byakuya, während er ein paar der Papiere für den Tee auf Seite stellte. „Meine Familie ist… Lass uns sagen, Veränderungen gegenüber abgeneigt. Miisho zu ersetzen wird bereits traumatisierend genug sein. 100 Jahre sind nichts für sie.“
 

Eine der Dienerinnen gab Renji einen Korb. Er nahm ihn automatisch mit einer kleinen Verbeugung mit dem Kopf an, was sie überrascht blinzeln und dann kichern ließ. Er errötete und legte den Korb in seinem Schoß ab, um zu warten. Er war warm, was auch immer es war, und ließ seinen Magen in freudiger Erwartung Knurren.
 

„Ja, aber werden sie nicht schon wegen der Entführung deiner Cousine ausflippen? Ich meine, sollten wir nicht in der Lage sein, zu sagen, dass wir uns zu 100 Prozent sicher bei unseren Leuten sind?“
 

Byakuyas Hand knallte auf den Tisch und ließ alle um ihn herum aufquietschen, selbst Renji. Byakuya schien irgendeine Art Atemübung zu machen, bevor er endlich sagte: „Wie kann ich ihnen das versichern, Renji, wenn sogar mein eigener Vizekommandant das Schwert gegen mich erhoben hat?“
 

Renjis Schamesröte wurde stärker, als die Dienerinnen ihm verstohlene Blicke zuwarfen, während sie hinaus huschten. Er hielt die Klappe, bis die Tür geschlossen und die Geräusche von Füßen auf dem Boden im Flur verstummt waren. „Was erwartest du von mir, was ich dazu sage, Kommandant?“
 

Byakuyas Mund war eine dünne Linie und seine Augen nach unten gerichtet. Schlussendlich zuckte ein dünner Muskelstrang an seinem Kiefer und er sagte: „Ich bin mir nicht sicher. Aber ich brauche einige Antworten, die ich dem Vater meiner Cousine geben kann. Ich kann ihm kaum sagen, dass ich dir vertraue, weil du mein Liebhaber bist.“
 

Ah, ok, also hatte die Familie entschieden, dass es an Byakuyas Unfähigkeit lag, seine Truppe vom Vizekommandant abwärts zu disziplinieren.
 

„Die Antwort ist einfach, wenn du mich fragst, Kommandant“, schnaubte Renji, spürte das antwortende Knurren von Zabimaru tief in seiner Seele. „Miishos verschissener Kopf auf einem Silbertablett.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 5:
Renji und Byakuya versuchen zur Routine ihres Lebens in der Soul Society zurückzukehren, doch ihre Mühen werden an allen Fronten vereitelt… auch von unerwarteter Seite. Komplett anzeigen

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