Zum Inhalt der Seite

Greenhorn

In guten Händen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

2. Kapitel

Yohio fragte sich ernsthaft, wie Gackt es anstellte, dass ihn von all den Passanten kein einziger erkannte. Vielleicht aber taten sie das doch, nur ließen sie sich es nicht anmerken und unterdrückten ihre Wünsche nach Autogrammen und Fotos, weil sie fürchteten, an der kühlen Aura des japanischen Superstars abzuprallen. Gackt wirkte nicht wie jemand, der sich um irgendjemandes Zuneigung bemüht hätte, weshalb Yohio umso glücklicher war, dass der andere ihn quasi unter seine Fittiche genommen hatte. Sein Schwur, nie mehr an irgendjemandes Rockzipfel zu hängen, war längst überholt, denn es tat Yohio einfach viel zu gut, sich nicht allein durch die große, weite Welt zu kämpfen. Wahrscheinlich hatte Gackt Recht und er war noch nicht so weit, um alles allein zu regeln, noch nicht erwachsen genug. Gern gestand er sich dies nicht ein, doch er versuchte, es nicht ständig zu hinterfragen und sich zu entspannen. Insofern dies möglich war, wenn man gerade an der Seite eines Stars durch die Straßen der tokyoter Innenstadt schlenderte. Oder durch sie fuhr, in Gackts im Gegensatz zu seiner häuslichen Inneneinrichtung sehr protzigem, nachtschwarzem Cabrio. Das Ganze wusste ihn wahrscheinlich mehr zu beeindrucken als die Leute, denen sie begegneten. Auch Yohio führte nicht gerade ein ärmliches Leben, aber von diesen Ausmaßen an Luxus war er dann doch meilenweit entfernt.

Besonders Feuer und Flamme war Yohio natürlich für das Szeneviertel am Bahnhof Harajuku. Er wollte unbedingt den Yoyogi Park sehen und sich unter die stylisch-verrückt gekleideten Gestalten mischen, die darauf warteten, von einer Kamera abgelichtet zu werden. Ganz sicher verstand Gackt diesen Wunsch nicht, war er doch längst aus dem Alter raus, in welchem man so billig um Aufmerksamkeit buhlte, aber er sträubte sich dennoch nicht dagegen, Yohio den Ort zu zeigen, welchen er bislang nur in seinen Träumen hatte besuchen können. Selbst in all die coolen Shops mit den wundervollen Designerklamotten, die die Visual-Szene zu bieten hatte, begleitete er ihn und wartete geduldig, bis er sich sattgesehen hatte. Und immer wieder fragte er Yohio auch, ob ihm etwas von den Kleidungsstücken gefiel.

"Ich könnte mich da nie für etwas entscheiden", erklärte der euphorische Junge ihm, der in seinem Glückstaumel regelrecht weiterhetzte, von einem Laden zum nächsten, bis er schließlich vor dem Schaufenster einer Lolita-Boutique stehen blieb und sich staunend die Nase an deren Scheibe plattdrückte.

Gackt brauchte nicht lange zu rätseln, um herauszufinden, was Yohio in derartig faszinierte Begeisterung versetzt hatte. So wie er sich zu dem Jungen gesellte, sah er es: Dieses äußert mädchenhafte Lolitakleid, ganz in Weiß gehalten, als wäre es für eine Fee geschneidert, mit rosa Spitze verziert und einer großen Schleife auf der Brust.

Im ersten Moment versetzte den Älteren die Tatsache in Erstaunen, dass Yohio sich offenbar für Kleider interessierte, hatte er zwar geahnt, dass er einen androgynen Stil zu tragen pflegte, passte dieser doch wohl sehr gut zu seiner Statur und seinen zarten Gesichtszügen, aber dass er gar wagte, richtiges Crossdressing zu betreiben, empfand Gackt als sehr beeindruckend. Auch wenn es in einem Land wie Japan ab und zu so wirkte, so wurden Männer in Frauenkleidern doch längst nicht als Selbstverständlichkeit angesehen. Vom Großteil der Menschen wurde man seltsam beäugt und womöglich sogar wie ein Aussätziger behandelt - nur in der Visual-Szene war man vor Anfeindungen gefeit. In dieser war es Gang und Gäbe, dass Männer sich feminin kleideten und von einer 'echten' Frau kaum mehr zu unterscheiden waren. Mana, Gackts ehemaliger Bandkollege, war einer der Vorreiter dieser mädchenhaften Stilrichtung gewesen, auch wenn die Ursprünge dieser Besonderheit noch viel weiter in die japanische Vergangenheit zurückreichten.

 

"Gefällt es dir?", wollte Gackt nun von dem Jungen wissen, der nach wie vor an der Scheibe klebte und sich offenbar gar nicht mehr von dieser lösen konnte. Erst jetzt, um ehrfürchtig zu nicken, wich er ein Stück weit von ihr zurück, auch wenn er nach wie vor nur Augen für das wunderschöne Kleid hatte.

"Es ist ein Traum", gestand Yohio ihm, auch wenn er sich damit als Crossdresser vor seinem Idol outete, aber gewissermaßen besaß er bei Gackt das Gefühl, als würde er ganz er selbst in seiner Gegenwart sein können. Ganz egal, was er auch für Macken besaß, der Ältere verurteilte ihn für nichts.

"Dann geh rein, es anprobieren", forderte Gackt ihn auf und legte ihm zugleich bestärkend die Hand auf den Rücken, aber Yohio reagierte mit einem entrüstetem Blick direkt in sein Gesicht.

"Es kostet 50,000 Yen!", echauffierte er sich und schüttelte hastig den Kopf, bis sich seine Betrübnis in dieser Geste zeigte. "Das ist viel zu viel. Ich verdiene ja nicht wirklich was, und Geld von meinem Vater möchte ich für so etwas ganz bestimmt nicht annehmen."

"Trotzdem kannst du es ja mal anziehen", ließ Gackt nicht locker und schob den noch reichlich widerwilligen Yohio bereits in Richtung Ladentür, ohne, dass dieser etwas hätte dagegen tun können. Gackt war ihm physisch, aber auch psychisch einfach überlegen. Gegenüber anderen Personen dieser Couleur hätte er sich wahrscheinlich schrecklich macht- und hilflos gefühlt und diesen Zustand verabscheut, doch Gackt weckte derartige Gefühle überhaupt nicht in ihm, ganz im Gegenteil. Er empfand es als ungemein angenehm, Befehle von ihm erteilt zu bekommen und sich nicht selbst den Kopf zerbrechen zu müssen. Das hatte er in den letzten Wochen und Monaten zur Genüge getan. Nun war es an der Zeit, sich einfach fallen zu lassen. Und das Leben zu genießen, so wie es war. Zudem Gackt einem dies wirklich einfach machte.

 

Trotzdem brachte er es beinahe nicht über sich, die Verkäuferin zu bitten, der Puppe das Kleid auszuziehen, damit er es probieren konnte. Schließlich bereitete er ihr diese Mühe, obwohl er von vornherein wusste, dass er es nicht kaufen würde. Ein Preis wie dieser war einfach unerschwinglich für ihn. Aber letzten Endes verzog er sich doch mitsamt dem Kleid in die Umkleidekabine, hatte Gackt ihn doch immer wieder mit einem herzlichen Lächeln dazu ermuntert. So falsch konnte das Vorhaben also nicht sein, wenn Gackt es auch für richtig hielt.

Allerdings hatte er wohl nicht eingeplant, dass Yohio absolute Skrupel bezüglich der Tatsache besitzen würde, sich vor ihm in Frauenkleidung zu zeigen. Wahrscheinlich fand er nichts dabei, und objektiv betrachtet war es auch tatsächlich überhaupt nicht schlimm, schließlich verwandelte Yohio sich seit Jahren in ein Mädchen, wenn ein Gig anstand und präsentierte sich somit tausenden Leuten. Aber sich einem Menschen, auf den man so große Stück hielt und dessen Meinung einem so wichtig war, wichtiger als die von so ziemlich jedem anderen, zum ersten Mal so zu zeigen und dabei von Selbstzweifeln zerfressen zu werden, war ein ganz anderes Kaliber. Natürlich wusste Yohio, dass ihm ein femininer Look sehr gut stand, gefiel ihm doch sein eigenes Spiegelbild jedes Mal aufs Neue und so auch jetzt, wo er sich kritisch vor diesem drehte und wendete, aber vielleicht entsprachen Jungs in Mädchenklamotten einfach nicht Gackts persönlichem Geschmack. Der Ältere hätte ganz gewiss nicht gezögert und ihm dies offen mitgeteilt. Und dieser Schmach wollte Yohio sich im Grunde nicht unterziehen.

Aber er konnte das Kleid auch nicht einfach wieder ausziehen und darauf verzichten, Gackts Meinung einzuholen, denn der Ältere klopfte inzwischen schon erwartungsvoll gegen das Holz der Umkleidekabine.

"Keine Schüchternheit vorschützen", verlangte er. "Ich bin mir nämlich sicher, dass diese vollkommen unbegründet ist."

Na schön. Man lebte zum Glück nur einmal und in achtzig Jahren würde sich niemand mehr einen Dreck darum scheren, ob ein gewisser Yohio sich vor Ewigkeiten einmal total zum Affen vor dem Mann gemacht hatte, den er bewunderte. Selbst an die roten Wangen würde sich niemand mehr erinnern, die wesentlich dunkler leuchteten als die rosa Spitzensäume. Ein kurzer Augenblick lang nur würde so schrecklich sein, dass er am liebsten prompt gestorben wäre.

Unsicheren Schrittes, da er heute Morgen in seinem Tran auch noch zu den bunten Pokemonsocken gegriffen hatte, trat er aus der Kabine und lächelte scheu dem Boden zu, die Hände hinter dem Rücken haltend. Er konnte Gackt unmöglich in die Augen sehen, so entblößt, wie er sich gewissermaßen fühlte, obwohl er vollkommen bekleidet war. Deshalb entging ihm auch der höchst angetane Ausdruck auf dem Gesicht des Älteren, der zwar geahnt hatte, dass Yohio hinreißend aussehen würde, wenn er sich wie ein Mädchen kleidete, aber nicht im Ansatz hatte einschätzen können, dass Kleider ihm derart gut standen.

"Darf ich sagen, dass es wirklich ausgesprochen 'kawaii' aussieht?", hakte Gackt nach, da er nicht wusste, ob Yohio es mochte, als süß bezeichnet zu werden. Nicht, dass er mit seinem Kompliment noch danebenlag und seine männliche Ehre untergrub.

Doch anstelle etwas Gegenteiliges zu erwidern, wurde Yohios Teint prompt noch ein wenig dunkler, was Gackt ungemein zu amüsieren wusste. Der Junge besaß ein ausgesprochen ausgeprägtes Schamgefühl, aber das war ganz normal für einen Teenager. Diese genierten sich für so ziemlich alles, selbst für Nichtigkeiten.

"Würdest du das Kleid gern auf der Bühne tragen?" Gackt stellte sich nun direkt vor Yohio und richtete ihm die Schleife, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, obwohl es das für Yohio ganz und gar nicht war. Der Junge glühte nach wie vor, wagte es nun aber, schüchtern den Blick zu heben und sacht zu nicken.

"Ich besitze bereits ein ähnliches, aber das ist lange nicht so filigran gearbeitet", erklärte er seinem Idol leise und fuhr mit den manikürten Fingern gedankenverloren den pinken Rocksaum entlang. "Das hier ist wirklich etwas ganz Besonderes."

"Und nicht zuletzt ist es wie für dich gemacht", pflichtete Gackt ihm bei, der bereits in seine Hosentasche griff und zu Yohios Entsetzen seine Brieftasche herausholte. "Rosa ist ohne Zweifel deine Farbe, weil sie deine Niedlichkeit und deine Unschuld so richtig zu unterstreichen weiß."

Er blätterte durch die zahlreichen Scheine, die sich in dem Leder fanden, was Yohio dazu animierte, ihm empört die Hand auf den Unterarm zu legen und ihn zum verdutzten Innehalten zu bewegen.

"Das kannst du unmöglich bringen!", zischte der Junge so bestimmt, wie er es in Gackts Gegenwart bislang selten getan hatte. "Ich will nicht, dass du so viel Geld für mich ausgibst. Das würde mir auf ewig peinlich sein."

Gackt aber ließ sich von seinem Einwand nicht im Geringsten beirren.

"Ich bin nicht der Meinung, dass es zu teuer ist", beharrte er auf seinem Vorhaben. "In Anbetracht dessen, dass du aussiehst wie ein Zuckerwatteengel, ist es sein Geld wirklich wert."

Mit diesen deutlichen Worten hatte er es einmal mehr geschafft, Yohio schachmatt zu setzen. Der gepeinigte Junge konnte nichts weiter mehr tun, als ihm verdattert dabei zuzusehen, wie er dieses sündhaft teure Kleid ohne mit der Wimper zu zucken bezahlte. Yohio hoffte, dass er sich nicht zu deutlich hatte anmerken lassen, wie gern er das Kleid besessen hätte. Nicht, dass Gackt sich aufgrund seines treuherzigen Hundeblicks dazu verpflichtet gefühlt hatte, sich in derartige Unkosten zu stürzen. Das hätte er sich selbst niemals verzeihen können.

Aber nun war es ohnehin zu spät. Das Kleid gehörte ihm, und Gackt würde sich sicherlich nicht dazu hinreißen lassen, es wieder zurückzugeben. Yohio traute ihm zu, dass er jemand war, der zu seinen Entscheidungen stand und nichts bereute. Weshalb er sich vielleicht auch nicht so viele Gedanken über die Sache machen sollte. Zumal Gackt ihn, nachdem er sich wieder in seine normalen Sachen geworfen hatte, mit einem wohlwollenden Blick beim Arm nahm und ihm sogar wie ein Gentleman einer Dame die Tür aufhielt. Das alles musste doch wirklich nicht sein. Es war Yohio schrecklich unangenehm. Er vermochte sich einfach nicht zu erlauben, Gefallen an dieser Art und Weise, mit der Gackt ihn behandelte, zu finden.

"Wenn du in Zukunft irgendwelche Wünsche hast, zögere nicht, sie zu äußern", verlangte Gackt, als sie das Geschäft verlassen hatten und Yohio noch etwas unschlüssig auf die bedruckte Tüte in seiner Hand schaute. So wie Gackt jedoch seine Äußerung machte und ihn dabei freundlich anlächelte, starrte Yohio ihn wahrscheinlich abermals auf diese unverhohlen vergötternde Manier an. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass dieser Mann auf diese Weise mit ihm sprach, ja noch nicht einmal daran, dass er sich überhaupt mit ihm abgab. Schließlich musste er in seinen Augen doch nur ein kleiner, dummer Junge sein.

"Ähm, mach ich", nuschelte Yohio, auch wenn er bezweifelte, dass er es wagen würde, jemals etwas von Gackt zu verlangen. Natürlich hatte dieser wahrscheinlich Geld wie Heu, aber Yohio hatte sich immerhin vorgenommen, auf eigenen Beinen zu stehen und niemandem - schon gar nicht seinem Idol - auf der Tasche zu liegen. "D-darf ich dich mal was fragen?"

Er dackelte betreten neben Gackt her, welcher ihm wie selbstverständlich auffordernd zunickte.

"Natürlich."

Yohio presste die Lippen aufeinander. Die Frage war nicht gerade einfach zu formulieren für ihn.

"Wieso machst du das eigentlich alles für mich?"

Es erstaunte den jungen Schweden, dass Gackt über die Antwort noch nicht einmal lange nachzudenken brauchte.

"Weil ich der Meinung bin, dass du es wert bist", erwiderte er leichthin und sorgte dafür, dass Yohio verschämt den Kopf senkte. Wie um alles in der Welt konnte er es verdient haben, von einem Mann wie Gackt förmlich auf Rosen gebettet zu werden, wo er doch nicht mehr als ein kleiner Idiot mit einem viel zu groß geratenen Traum war?

Trotzdem seine Wangen noch immer glühten, so, wie sie es in letzter Zeit fast ständig taten, warf er Gackt einen unschlüssigen Blick zu, mit welchem er versuchte, aus seinem Gesicht zu lesen, was er nur an ihm fand. Aber abermals schlug ihm nur diese beinahe zärtliche Zuneigung entgegen, die auch seinen ersten Eindruck von Gackt geprägt hatte. Er war ihm bereits mit diesem Blick begegnet, und Yohio vermutete, dass er mit seinem Heulkrampf vor Herrn Kawashimas Haus vielleicht seinen Beschützerinstinkt geweckt hatte. Ob ihm dies gefiel, konnte er nicht entscheiden, da sich Verstand und Bauch ohnehin einen erbitterten Kampf lieferten, seit er es mit Gackt zu tun bekommen und dieser seine ganze Welt so ziemlich auf den Kopf gestellt hatte, ohne es zu ahnen.

 

"Wie wäre es, wenn wir nochmal zusammen essen würden?", wollte Gackt irgendwann ohne jeden Zusammenhang von ihm wissen, als sie längst wieder im Auto saßen und Yohio sich an der Seite des anderen Mannes fast schon wie dessen keiner Lover fühlte, der sich von zur Schau gestelltem Reichtum beeindrucken ließ. Ob die Leute sie beide auch für ein Paar hielten? Wohl eher nicht. Der Altersunterschied zwischen ihnen war dann doch ein wenig zu groß.

"Okay", entgegnete Yohio wenig enthusiastisch, obwohl er wahrlich angetan war von Gackts Idee.

"Aber dieses Mal auswärts." Gackt warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. "Ich wette mit dir, dass dir das Essen in einem Restaurant noch viel besser schmecken wird als das von einem Lieferdienst."

Das Gespräch sorgte für ein Magengrummeln bei Yohio, welches er zu vertuschen versuchte, indem er auf seinem Sitz hin und her rutschte, aber Gackt kommentierte seine unfreiwilligen Lautäußerungen bereits mit einem amüsierten Lachen.

"Oh, nun hab ich deinem Magen wohl den Mund wässrig gemacht?", hakte er nach und klang schon im nächsten Moment tröstend. "Tut mir Leid, das hätte ich nicht tun sollen. Denn heute Abend habe ich leider keine Zeit, um dich auszuführen."

"Weil du schon jemand anderen ausführst", vermutete Yohio ziemlich forsch für seine Verhältnisse, aber er wusste, dass er sich nicht zu scheuen brauchte, vor Gackt einfach frei Schnauze zu sprechen und sich nicht jedes Wort dreimal überlegen musste, was äußerst befreiend anmutete.

Gackts Lachen wurde daraufhin noch lauter.

"Nein, ich trete heute bei einer Fernsehshow auf", erklärte er ihm, als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte. "Und morgen Abend bin ich zu Hydes Party eingeladen, zu der du aber gern mitkommen kannst, als meine Begleitung." Er seufzte gespielt geschafft. "Straffer Terminplan, aber es ist ja mein selbstgewähltes Schicksal."

Das nahm ja immer unfassbarere Züge an. Nach wie vor fragte Yohio sich, womit er all diese Privilegien verdient hatte, aber offenbar hatte Gackt seine Gründe, auch wenn diese sich für den Schweden kaum nachvollziehen ließen. Er bezweifelte arg, dass er heute Nacht ein Auge zu bekommen würde, wenn er sich ausmalte, dass er morgen quasi auf eine Promi-Party gehen würde, und das auch noch als Gackts kleines Anhängsel. Wenn er es geschickt anstellte, würde dieser Mann ihm womöglich noch als Schlüssel zu seinem Erfolg in Japan dienen, denn wo ließ es sich besser wichtige Kontakte knüpfen als auf solch einer Feier? Freilich hätte er Gackt lieber abgesagt, um sein Gewissen zu beruhigen, aber andererseits hätte er ihn wahrscheinlich gekränkt, wenn er ihm seinen Wunsch abgeschlagen hätte. Schließlich hatte es sich so angehört, als würde der Ältere sich darüber freuen, wenn er ihm bei diesem Termin Gesellschaft leistete. Weil er ihn aus irgendeinem unerfindlichen Grund gern um sich wusste.

Yohio konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, sich jemals so wertvoll gefühlt zu haben, musste er feststellen, während der Fahrtwind ihm um die Ohren blies und ihm die weißblonden Haare aus dem Gesicht wehte. Selbst sein Vater hatte ihm dies nie derart zu vermitteln vermocht. Manchmal kam er sich vor, als wäre er für ihn nur ein Püppchen, mit dessen Talent sich viel Geld verdienen ließ.

Aber Gackt waren all diese Dinge vollkommen gleichgültig. Er brauchte keinerlei Erwartungen ihm gegenüber zu erfüllen, sondern konnte einfach der sein, der er war: Ein Siebzehnjähriger mit kleinen und großen Macken und ganz normalen Bedürfnissen, wie sie jeder besaß.

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück