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Der Feind in mir

von

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Training

Kapitel 4 – Training
 

Das Frühstück ist für Eren genauso erdrückend wie das Mittagessen am Vortag. Jeder starrt ihn erwartungsvoll an. Dieser Jean scheint sich auch einen anderen Tisch gesucht zu haben. Armin und Mikasa sind die einzigen, die ihn nicht wie einen Sonderling anstarren. Jedoch der besorgte Blick der Schwarzhaarigen ist noch der Selbe.
 

Wofür wollte man ihn mit diesem Blick wohl strafen?
 

„Hey Eren, geht es dir heute etwas besser? Du siehst jedenfalls nochmal gesünder aus als gestern.“ lächelt Armin ihn an.
 

„Ja danke Armin. Ich habe viel geschlafen. Levi steht mir zum Glück momentan immer zur Seite. Ich konnte mich heute morgen sogar an den gestrigen Morgen erinnern. Ich habe mit ihm Tee getrunken und dann bin ich im Hof Runden gelaufen... Aber das war es schon. Naja jedenfalls bisher.“
 

„Das ist doch super! Du machst Fortschritte. Das finde ich klasse!“
 

„Ja ich auch, ich hoffe, dass ich jetzt schneller voran kommen werde. Er will nachher mit mir schauen, ob das Dingbums-Manöver noch geht.“

„Das 3D-Manöver meinst du wohl.“

„Genau so hat er es genannt. Was ist das?“

„Das sind die Apparate, die wir um die Hüften tragen. Schau es dir einfach an, du warst damals als wir zum Militär gegangen sind Feuer und Flamme für diese Ausrüstung.“

„Na dann... hoffe ich mal, dass ich das noch kann...“ Eren atmet tief ein, da er keine genaue Vorstellung von der Funktionsweise hat.

„Levi sollte sich besser auf andere Dinge und Möglichkeiten beschränken! Es wäre zumindest hilfreicher wenn du bei uns beiden bleiben würdest Eren. Das ist noch zu gefährlich. Levi hält dich seit gestern so unter Verschluss, da kannst du dich ja auch an nichts erinnern!!“ meckert Mikasa, die bisher ihre Kommentare zum Hauptgefreiten eher geschluckt hat.
 

„HEY! Levi weiß was er tut! Ich vertraue ihm da voll und ganz! Außerdem habe ich darum gebeten, dass ich alleine sein möchte!! Weil ich hier angestarrt werde wie ein Zombie und du mit deiner Art gehst mir so tierisch auf den Sack Mikasa!! Wenn ich mich ansehe gehe ich davon aus, dass ich mal mindestens alt genug bin um über mich selbst entscheiden zu können und nicht deine dummen Bemerkungen brauche!! Ich brauche momentan jemanden der mich normal behandelt wie Armin hier oder Levi!! Fass mich also gefälligst nicht mit Samthandschuhen an!“

„Eren...“

„Sieh mich nicht so Mitleidig an!! Ich brauche dein Mitleid nicht Mikasa! Das ist das letzte was ich brauche. Auch wenn du und ich vielleicht Freunde sind, das halte ich nicht aus!!“
 

Da schaltet sich Armin ein.

„Eren ich versteh, dass es dir zu viel ist. Ich weiß auch, dass der Hauptgefreite sein bestes gibt um dir zu helfen. Ich stehe da voll und ganz hinter dir. Mikasa macht sich nur Sorgen, auch weil sie sich für deinen Unfall gestern verantwortlich fühlt. Bitte sieh es ihr nach.“
 

Eren funkelt Mikasa noch immer böse an doch ganz unrecht scheint der Blonde nicht zu haben.

„Gut... Dann lass ich es dabei. Aber ich warne dich trotzdem... solltest du dem Hauptgefreiten nochmal so etwas einfach unterstellen, ist mit mir nicht mehr zu spaßen! Verstanden. Er ist neben Armin der einzige dem ich vertraue!“

„Ja Eren. Es... es tut mir Leid. Ich werde auf meine Worte achten.“ erklärt die Schwarzhaarige entmutigt. So scharf hatte Eren sie noch nicht angefahren. Die Tonlage die er vor dem Trost-Vorfall angeschlagen hatte war noch nichts dagegen. Doch trotzdem ist sie innerlich stinksauer auf den kleinen Vorgesetzten. Wie kann er Eren jetzt schon das 3D-Manöver umschnallen wollen.

Doch sie wird ihm sicher nicht reinreden, denn dann würde sie ihr Wort gegenüber Eren brechen. Aber wenn Levi damit falsch liegt, dann würde sie auf jeden Fall da sein und dem Braunhaarigen dann an seiner statt zur Seite stehen. Egal was passieren würde, sie wäre immer für ihn da. So wie sie es sich allerdings gedacht hatte, kommt es nicht...
 

Armin zeigt seinem Freund sorgsam wie die Apparatur angelegt wird und erklärt ihm die Funktionsweise bis ins Detail. Levi beobachtet dies genau und als Eren sie sich dann selbst umschnallt ist es genau wie es sein soll.

„Gut Balg. Dann schauen wir mal ob du es noch kannst.“

„Sag mir nicht noch das ist wie Fahrrad fahren...“

„Nein. Aber vielleicht hast du es noch im Instinkt wie du sie steuerst.“ In einem kleinen nahgelegenen Wald soll Eren sich nun nur mit dieser Ausrüstung bewegen, doch wirklich sicher fühlt er sich damit noch nicht.
 

„Mach dir jetzt doch noch nicht in die Hosen Bengel. Mach einfach. Ahlert, Ackermann und ich sind in deiner nähe und wenn du fällst, dann fangen wir dich wieder auf. Also du musst keine Angst haben. Wenn du jetzt Angst hast, wie willst du denn einem Titanen entgegentreten?!“

„Ja Heichou! Verstanden!“ Eren hat durch die Worte, die zwar nicht gerade die beste Ansprache waren jedoch wieder Mut gefasst und macht sich bereit und schwingt sich in die Lüfte zwischen den Bäumen. Die ersten Meter strauchelt er zwar ein wenig und die drei Aufpasser sind in jeder Sekunde schnell verfügbar aber dann kann Eren sich ohne Bedenken von Baum zu Baum weiterbewegen, nimmt Kurven und genießt sogar den Wind um seine Nase.

Er kommt schnell voran und stellt fest, dass es gar nicht so schwierig ist, wie er anfangs dachte. Ein Stimmungshoch welches er bisher noch nicht kannte. So fühlt sich Freiheit an. Schießt ihm durch den Kopf, als es wieder um ihn herum schwarz wird und weitere Bilder auf ihn einwirken.
 

Ein sehr junger Armin kommt auf ihn zugelaufen mit einem Buch in der Hand, er wirkt glücklich und ist voller Tatendrang. Ein Buch über die Welt da draußen außerhalb der Mauern. „Ich will auch nach da draußen und diese Welt erkunden.“ Er erinnert sich wieder an dieses Versprechen, was sie sich einst gegeben haben. Eine Sequenz seines Lebens, die ihn ausmachte. Doch als diese Begegnung wieder vor seinen Augen erlischt, ist er bereits am fallen. Ein Haken muss sich wieder gelöst haben. Geschockt kneift er die Augen zusammen und wartet auf den schmerzhaften Aufprall. Doch kurz vor dem Boden wird er aufgefangen.
 

„Sehr gut gemacht Balg. Das geht doch schon wieder. Und beim nächsten mal lass dich nicht nochmal fallen. Du warst mit den Gedanken nicht mehr bei der Sache. Verstanden?“

„Ja Heichou.... Da...Danke, dass Sie mich aufgefangen haben...Entschuldige...“

„Was war denn los? Was hat dich abgelenkt?“ will Mikasa wissen, die auch direkt bei ihnen erscheint.

„Eine Erinnerung....“

„Woran Eren?! Sag es mir!“ drängt Mikasa.

„Armin... Armin ich weiß es wieder. Du hast mir das Buch gezeigt, was du bei deinem Großvater gefunden hast. Das Buch über die Welt hinter den Mauern. Ich erinnere mich wieder an unser Versprechen... Aber mehr leider auch nicht... Es tut mir Leid Armin. An mehr kann ich mich leider nicht mehr erinnern....“

„Das ist doch mehr als genug! Eren, es freut mich so dass du dich daran wieder erinnerst.“ lächelt der Blonde über das ganze Gesicht. Eren kann nicht anders und freut sich mit ihm. Auch wenn alles andere um seinen Freund noch nicht wiedergekehrt ist, aber diese eine wichtige Begegnung bedeutet ihm schon viel.
 

„Noch ein Schritt in die richtige Richtung Jäger. Freut mich für dich. Wir machen nach dem Mittagessen weiter mit den Attrappen. Auch wenn wir sofort nicht alles in deinen Kopf reinprügeln können ist es wichtig, dass du für alles bereit und gewappnet bist.“

„Ja Levi. Ich gebe mein Bestes!“ Eren ist mehr als glücklich, dass es voran geht. Auch dass sein Vorgesetzter den richtigen Riecher hatte und auch dass er sein Wort gehalten hat und ihn aufgefangen hat macht ihn für Eren zu einem Fels in der Brandung, den er stolz machen will und auf den er nicht verzichten kann. Denn dieser Fels bedeutet ihm viel.
 

Allein dass er auch sagte, dass er sich freut, und das konnte Eren in seinen Augen sehen, hat ein sanftes aber schönes Kribbeln in seinem Magen ausgelöst.
 

„Ich werde Sie nicht enttäuschen Sir!“ bestätigt er nochmal seine Gedanken laut und sieht den kleineren Hoffnungsvoll an.

Auch wenn er den Blick des Kleineren nicht wirklich deuten kann, sagt er für ihn doch mehr aus. Vielleicht sieht er eher kalt aus, aber ein gewisses Funkeln in den Augen des Hauptgefreiten lässt Eren an sich selbst glauben. Ein sehr wohliges Gefühl breitet sich in seinem Magen aus, wie er es am Morgen und am Vorabend schon bemerkt hat.
 

Zufrieden mit dem Ergebnis des Morgens machen sich alle auf den Weg zum Mittagessen um danach wieder weiter trainieren zu können.

Der Braunhaarige stellt sich am Nachmittag mit den Attrappen zwar nicht schlecht an, aber das Niveau was er einst vorgelegt hatte, ist es definitiv noch nicht. Das muss Levi erkennen. Aber man kann das nicht direkt von ihm erwarten.

Um ihm aber das Gefühl der Bestätigung geben zu können klopft er ihm am Abend zufrieden auf die Schulter.

„Gut gemacht. Für das erste mal in der Hinsicht nicht schlecht Balg.“
 

„Heichou... Dankeschön. Ich werde mich weiter bemühen.“ lächelt er den kleinen Freudestrahlend an. Es tut ihm einfach gut von seinem Vorgesetzten gelobt zu werden. Auch wenn sich keine weiteren Erinnerungen mehr gezeigt haben, will er alles tun, was in seiner Macht steht.

Eren versteht es zwar selbst nicht direkt, aber zur Zeit ist es für ihn nur wichtig dass Levi bei ihm ist und er das was man von ihm verlangt zu seiner Zufriedenheit erledigen kann.

Allein das Funkeln in den kalten Augen des Hauptgefreiten zu sehen macht ihn selbst glücklich, so dass er es am liebsten ständig betrachten könnte.

Beim Abendessen unterhält sich Eren noch angeregt mit Armin über seine Vergangenheit in Shiganshina. Alles Dinge, an die er sich gerne erinnern würde, es aber nicht kann. Es wurmt ihn zwar aber, er hofft, dass diese Erinnerungen bald wieder vorhanden sind.
 

„Sag mal Eren. Wie ist es eigentlich die ganze Zeit mit Levi allein zu sein?“ will Armin dann doch noch wissen.

„Er ist echt nett... glaube ich mal für seine Verhältnisse. Also ich fühle mich wohl bei ihm. Er erklärt mir alles was ich wissen will. Jedenfalls das was er für wichtig hält es mir zu erklären. Ein paar Dinge will er mir zwar erst sagen, wenn ich mich an mehr erinnern kann, aber ich denke das geht in Ordnung. Vielleicht wäre das alles zu viel auf einmal. Auch wenn es mich interessieren würde, was ich alles noch nicht weiß.“

„Gib dir selbst die Zeit Eren... Ich denke der Hauptgefreite hat da auch recht.“

„Ja. Ich vertraue ihm da wie keinem anderen...“

„Er wird wissen was für dich das beste ist. Es sieht auch so aus, als ob er sich wirklich Gedanken darüber macht wie er dir helfen kann und dass er dich nicht hängen lässt.“
 

„Ja das denke ich auch. Es kommt mir vor, als wäre er mein bester Freund nach den zwei Tagen. Auch wenn er so auf kühl tut. Ich glaube schon, dass er sich für mich viel Mühe gibt.“

„Das tut er. Das kannst du mir glauben.“ bestätigt Armin als er sich erhebt und sich auf den Weg in seinen Schlafsaal begibt.

Es tut Eren auch gut, dass Armin ihm seine Gedanken bestätigt hat. Nicht nur er selbst merkt, dass er dem kleinen nicht unwichtig ist.
 

Und so will auch er zu Levi gehen und den Tag für heute beenden. Es gab viele Eindrücke für Eren, die er gesammelt hatte und die er jetzt in seinem Hinterkopf abspeichert.

Levi kommt dem Jüngeren auch schon entgegen.

„Wir gehen jetzt auch in den Schlafraum. Aber bevor du ins Bett gehst, wirst du gefälligst noch Duschen, so legst du dich nicht ins Bett!“

„Ja wird gemacht Heichou.“

Und so geschieht es auch, nach einer ausgiebigen Dusche kommt Eren aus dem Bad und wie erwartet sitzt Levi in seinem Sessel und liest sein Buch.
 

Erschöpft macht Eren es sich im Bett gemütlich und mustert den schweigenden Schwarzhaarigen.

„Was willst du Balg?“

„Ähm … Nichts Sir...“

„Gut dann leg dich hin und schlaf. Morgen wird wieder weiter trainiert.“

„Okay... Aber eine Frage hätte ich da noch Heichou...“

„Dann frag endlich...“

„Warum sind sie beim Aufklärungstrupp?“

„Lange Geschichte...“

„Klären Sie mich bitte auf....“

„Na gut... Erwin hat zwei meiner Kameraden und mich vor Jahren rekrutiert.“
 

„Das war aber jetzt nicht wirklich eine lange Geschichte... Wer sind diese Kameraden? Hanji?“

„Nein... Isabel und Farlan hießen sie... Sie sind gestorben....“

„Das tut mir Leid Sir... Entschuldigen Sie die Frage...“

Auch wenn Levi es gerne dabei belassen hätte, genießt er das Gespräch mit dem Größeren doch sehr.

„Es muss dir nicht Leid tun. Es war auf unserer ersten Expedition hinter die Mauern. Es war schlechte Sicht und es hat geregnet. Sie sind mit anderen Kameraden von Titanen getötet worden. Das ist schon eine Zeit her...“

„Hassen Sie die Titanen deshalb auch so? Ich meine jeder hasst sie aber Hanji irgendwie nicht, wenn ich das richtig sehe.“

„Die Brillenschlange erforscht sie und hat somit auch ein Interesse an ihnen. Die Menschen haben zu Recht Angst vor ihnen und wie alle hasse auch ich die Titanen. Wenn du siehst wie Freunde verschlungen werden kannst du nicht mehr davon sprechen solche Biester nicht zu hassen.... Es ist als wären diese Drecksbiester aus der Hölle aufgestiegen um uns das Leben schwer zu machen...“
 

„Als ich gestern den Titan gesehen habe, der gefangen wurde, war ich ehrlich gesagt geschockt. Aber nach heute und dem Training halte ich es gar nicht mehr für so abwegig, dass ich das wirklich kann. Ich werde auf jeden Fall mein bestes geben Heichou!!“

„Sehr gut Eren. Das Lobe ich mir. Da ist doch dein Kämpfergeist, den ich gestern angesprochen habe. Siehst du du bist nicht mehr einfach nur nichts.“

„Das freut mich. Ich will dass du stolz auf mich sein kannst Levi. Du gibst dir so viel Mühe mit mir und …. naja....“

„Was naja?“
 

„Auch wenn Sie mir anfangs auch wie ein Eisklotz vorgekommen sind Sir, ich mag Sie so wie sie sind. Ich bin der Meinung du tust oft auch nur so nach außen hin, aber innerlich kannst du dich bestimmt genauso freuen wie ich.“

„Woher willst du das denn bitte wissen Balg?!“

„Ich seh es in deinen Augen Levi.... Die können nicht lügen... Aber Entschuldigung wenn ich mir damit zu viel rausgenommen habe...“

Levi mustert den Braunhaarigen eindringlich. Wie er so ehrfürchtig aber auch interessiert auf dem Bett sitzt und ihn selbst genau ansieht. Wahrscheinlich um seine Stimmung abzuwägen, die Levi bewusst in sich behält.
 

„Du willst also, dass ich stolz auf dich bin... Ja?“

„Ja Sir...“

„Sag mir warum Balg?“ will der Schwarzhaarige mit seinem starren Blick wissen. Jede kleine Regung des Jungen beachtet er und so fällt ihm auch auf, dass der Bengel rot um die Nase wird. Um ihn noch etwas mehr zu verunsichern legt er sein Buch neben sich ab und tritt einige Schritte auf Eren zu. Der Blick weiterhin starr auf ihn gerichtet.

„Ähm.... Levi.... Es ist einfach nur so, dass ich das Gefühl habe.... ähm... dir beweisen zu wollen, dass du dir nicht umsonst die Arbeit mit mir machst. Außerdem empfinde ich das ganze hier schon als Freundschaft und ich will, dass du …. ähm.... naja...“

„Hör auf rumzustammeln Eren! Du willst dass ich was?“

„Dass du mich magst..... So jetzt ist es raus....“
 

Levi ist etwas überrascht, dass Eren so offen mit ihm spricht und das obwohl er ihn sozusagen gestern erst kennen gelernt hat. Dem Hauptgefreiten liegt auch viel an seinem Schützling aber wirklich bemerkt hat er das erst seitdem er sich ernsthaft mit ihm und seiner Vergangenheit beschäftigt hat. Vielleicht könnte er den Jungen auch schon vorher gemocht haben, hat es aber bisher ausgeblendet. Oder konnte es ausblenden da er nicht jede Minute mit ihm zusammen sein musste. Aber um ehrlich zu sein hat er seit dem gestrigen Abend, nachdem Eren ihm gegenüber nicht mehr so aufmüpfig ist die Zeit mit ihm genossen.

Aber bedenken an Erens Empfindung hat Levi trotzdem....

„Das denkst du bestimmt nur, weil du die ganze Zeit bei mir bleiben musst... Also lass es gut sein Balg. Das hat nichts mit mir zu tun, nur mit der aktuellen Situation...“ winkt Levi bedacht ab, denn das ist das was er auch wirklich denkt. Eren würde das wohl selbst nie zu ihm sagen. Das ist nicht Eren selbst, der sich das wünscht... Doch das was seine Augen dann erblicken lässt direkt einen dicken Kloß in Levis Hals wachsen.
 

Die grünen Smaragde scheinen wie leer, der erschreckte Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers und keine Sekunde später werden die Seelenspiegel des jüngeren immer feuchter.

„Entschuldige, dass ich mir gedacht habe, dass Sie mich vielleicht doch mögen könnten Heichou Sir. Ich werde das für mich behalten. Ich bin ein Idiot. Entschuldigen Sie vielmals Heichou... Ich werde jetzt besser schlafen...“ So schnell wie Levi nur blinzeln kann hat sich der Jüngere zurück ins Kissen geworfen und sich von ihm weggedreht.
 

Das allein lässt ihn einen schmerzhaften Stich in seiner Brust spüren. Obwohl er sich selbst sagt, dass es besser so ist und dass Eren selbst wahrscheinlich nicht so empfindet, kann er den Jungen so nicht gehen lassen. Es ist fast so als zwänge sein innerstes ihn dazu. Er sieht wie Eren unter seiner Aussage leidet und somit leidet Levi mit ihm.

Dass er einmal solch ein Gefühl entwickeln würde und das für diesen Bengel war ihm nie in den Sinn gekommen. Je jemanden zu nah an sich heran zu lassen hatte er eigentlich abgehakt, was er nicht bedacht hat ist die Tatsache, dass er sich jetzt nur mit Eren befassen muss. Doch er kann ihn einfach nicht von sich stoßen, zu sehr hängt er an dem Jungen.
 

Langsam lässt er sich auf das Bett sinken und setzt sich hinter Eren. Sanft legt er seine Hand auf den Arm der ihm am nächsten ist. Eren reagiert nicht.

„Eren, sieh mich bitte an....“

„Wofür? Damit du mir nochmal mit deiner Scheiß Meinung ins Gesicht schlagen kannst? Weil ich so ein Idiot bin und mir gedacht habe, dass man jemanden wie mich doch vielleicht ein kleines bisschen mögen könnte... Ich hab zwar keine Ahnung ob ich dir was angetan hab... aber ich scheine ja echt ein Arsch gewesen zu sein, wenn man mich nicht leiden kann.“ Man kann direkt hören, wie brüchig die Stimme des Braunhaarigen ist.

„Eren bitte. Du warst nie ein Arsch und du hast mir nie was getan. Gestern morgen warst du zwar ein Gör, das versucht hat mich von vorn bis hinten zu verarschen, aber das warst nicht du.“
 

Eren setzt sich jetzt doch wieder auf und sieht ihm mit seinen roten verweinten Augen direkt an.

„Ach so... toll... Ich habs ja eingesehen, ich lag falsch. Aber was hättest du denn in meiner Situation getan. Ich kannte niemanden von euch und von wirklich kennen kann ich jetzt auch noch nicht sprechen... Aber von allen, die ich bisher kennen lernen konnte bist du derjenige, den ich nie im Leben auch nur einmal enttäuschen wollte. Armin ist ein Freund das weiß ich jetzt, Mikasa ist irgendwas, was eine Freundin sein sollte aber einen auf Mutti macht. Aber du... ich wollte deine Anerkennung. Ich habe mich so gefreut, dass ich heute deinen Ansprüchen entsprechen konnte. Ich hab es vielleicht falsch gedeutet als ich dachte wirkliche Freude in deinen Augen gesehen zu haben. Und verdammt nochmal... es tut scheiße weh, wenn du mir sagst, dass ich mir das nur einbilde... Ich mag dich! Keine Ahnung wie ich normalerweise von dir denke, das ist mir aber auch egal. Wie könnte ich jemanden, der sich so für mich einsetzt nicht mögen. Wenn ich dich normal nicht mag, dann will ich meine Erinnerungen auch gar nicht zurück haben!!“

„Ich habe nicht gesagt, dass ich dich nicht leiden kann Eren...“

„Warum sagst du mir dann nicht, dass du mich wenigstens ein klein wenig leiden kannst und mich nicht hasst?“
 

„Weil ich nicht so bin... Ich lasse normalerweise niemanden so an mich ran. Ich hatte Freunde und Kameraden... Sie wurden mir genommen von den Titanen... Jedes Mal wieder muss ich hart bleiben und innerlich trauern. Bei der letzten Expedition ist mein ganzes Team von einem einzelnen Titan erledigt worden. Nur du bist übrig geblieben. Petra, Auruo, Eld und Gunter sie alle haben ihr Leben gegeben. Petras Vater hat mich bei der Heimkehr angesprochen auf seine Tochter und ich habe nichts gesagt. Ich konnte nicht. Ich bin der Eisklotz den du kennst schon immer gewesen, aber die ganzen Tode lassen einen nicht weicher werden... Es tut mir Leid, dass ich nicht der bin, für den du mich hälst. Aber je näher ich jemanden an mich heranlasse, umso schmerzhafter ist es, wenn auch dieser jemand von den Titanen erledigt wird... Und das sind die ehrlichsten Worte die du da von mir hören kannst und wirst.“ Levi spricht ruhig und ist von sich selbst verwundert, denn so etwas auszusprechen ist auch das erste Mal und das sind seine Gedanken, die er wirklich schon lange in sich herumträgt. Eren ist auch erstaunt, dass sein Vorgesetzter entgegen seiner Worte nicht der Eisklotz war, der er vorgibt zu sein. Denn man hat in seiner Tonlage gehört, wie sehr ihn das mitgenommen hat. Die Namen der Truppenmitglieder, die gestorben sind haben auch wieder Bilder in ihm hervorgebracht. Er weiß, wen Levi meinte. Aber wie und wer genau sie waren kann er nicht sagen.



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