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Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Da wären wir mit einem neuen Kapitelchen :)

Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!
LG
yezz Komplett anzeigen

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The Quiet Rattle of Chains

Renji träumte davon, dass Zaraki auf seiner Kehle stand. Er konnte die Glocken in seinen Haaren klirren hören... Nein, das war nicht richtig. Rasseln? Rasseln wie... Ketten?
 

Überrascht wachte Renji auf und stellte fest, dass er das Halsband nicht ausgezogen hatte und die Leine aus Ketten sich um seinen Hals gewickelt hatte und ihn würgte. Byakuya schien auch auf einem Teil davon zu liegen. In dem er sich in einem unangenehmen Winkel aufrichtete, war er in der Lage, die Schnallen um seinem Hals zu lösen. Er sog tief die Luft ein, als er sich befreit hatte.
 

"Nun ja, das war unglaublich dämlich", murmelte Renji in die Dunkelheit hinein. Er setzte sich richtig auf und zog die Kette langsam aus allen Plätzen, in denen sie sich verhakt hatte. Es schien, als sei das größte Problem, dass sich eines der Kettenglieder im Bettrahmen eingehakt hatte. „Himmel, ich hätte mich wirklich damit erwürgen können. Nackt mit einem Halsband ist so gar nicht die Art, wie ich irgendwann einmal tot aufgefunden werden möchte.“
 

Byakuya murmelte etwas verschlafen. Er rollte sich auf die andere Seite, als Renji die Kette unter ihm wegzog. Nun war sein Rücken Renji zugewandt. Nachdem er die Decke wieder um Byakuyas Schulter gelegt hatte, stieg Renji aus dem Bett.
 

Er musste pinkeln wie ein Rennpferd.
 

Nachdem er sich mithilfe des Nachttopfs auf dem Abort erleichtert hatte, der direkt am Ankleideraum angrenzte, wägte Renji ab, ob er wieder ins warme Bett krabbeln oder sich auf die Suche nach einem Bad begeben sollte. Während er überlegte, lehnte er im Türrahmen zum Ankleideraum und beobachtete, wie das Licht der Morgendämmerung auf Byakuyas schlafende Form fiel. Das Bett war ein Chaos. Byakuyas Rücken war Renji zugewandt, doch selbst die Silhouette war elegant und lang. Eines von Byakuyas Beinen schaute unter der Decke hervor, eine cremefarbene Wade der Kälte ausgesetzt. Seine Haare waren ein tintenschwarzes Gewirr, fast vom Schatten nicht zu unterscheiden. Renji war wirklich versucht, sich von hinten an diesen langen, schlanken Körper heran zu kuscheln und ihn so lange in den Armen zu halten, bis der Morgen Renji zwang, den Dienst anzutreten.
 

Aber da war etwas wirklich ekliges auf seinem Bauch. Tatsächlich wusste Renji ganz genau, was es war und das ließ ein Bad viel notwendiger erscheinen. Um ehrlich zu sein? Etwas davon war vielleicht sogar in seinen Haaren. Außerdem roch er überall nach dem billigen Gleitgel mit Kirschduft.
 

Nachdem er Byakuyas entblößten Fuß eingepackt hatte, sammelte Renji leise seine Sachen zusammen. Er fand seinen Kirschblüten-Yukata, schnappte sich Zabimaru sowie seine Uniform und ging dann zum Sentō. Das Badehaus wäre noch für Stunden für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und der Schlüssel für den Eingang des Hausherren hing direkt draußen neben der privaten Dusche. Er wusste, dass er alleine sein würde.
 

Was, so sehr er hasste, es zuzugeben, gerade jetzt wichtig war. Es war nicht so, als hätte er Angst, dass er es nicht mit jemanden aufnehmen konnte, der es bei ihm versuchen wollte. Sondern vielmehr, dass er vielleicht die ganze Zeit aufmerksam war und sich so nicht entspannen konnte.
 

Er schlich sich so leise wie möglich hinaus, versuchte Byakuya nicht zu wecken. Renji schob die Tür zu Byakuyas Räumlichkeiten leise zu und ging in den stillen Flur.
 

Die nahegelegenen Türen waren verschlossen und die Flure waren leer und dunkel. Erst als Renji in die Nähe der Küche kam, vernahm er einen Hauch von Aktivität. Noch bevor er die Geräusche von den Messern hörte, die Gemüse schnitten, roch er das köchelnde Miso und frittierten Fisch. Gedämpfte Stimmen organisierten die Reinigungskräfte und dirigierten die Wäscher und Lieferanten. Renji ging an den Dienern vorbei und grüßte sie mit routiniertem Nicken und gemurmelten ‚Guten Morgen‘. Jemand, den er nicht kannte, schürte das Feuer und wollte Haltung annehmen, als dachte er, irgendein hoher Adliger wäre hineingekommen, aber ein älterer Mann hing ein einen Pott heißes Wasser auf den Haken, lächelte Renji an und sagte: „Ah, es ist nur Renji-kun, nicht wahr? Du musst dir keine Sorgen machen.“
 

Renji lächelte und nickte. „Auf dem Weg zum Sentō“, erklärte er mit einem Blick auf seinen verschlissenen Yukata.
 

„Ah, nett für manche“, neckte der alte Mann.
 

Mit einem Nicken schlängelte er sich durch die geschäftige Küche, winkte Miki zu, die Chefköchin, die ihm sagte: „Komm in einer Stunde wieder und ich habe euer Frühstück fertig, dann kannst du es gleich mitnehmen. Du sparst Eishirō damit einen Gang.“
 

„Sehr gerne“, sagte Renji und stibitzte sich ein Stück zur Seite gelegte, frittierte Fischflosse auf dem Weg hinaus.
 

„Hey! Iss nicht den Abfall!“, rief sie ihm hinterher. „Ich wollte das für die Fischbrühe verwenden!“
 

Der kurze Lauf über den schneebedeckten Garten ließ Renjis nackte Füße kalt werden, vor allem, da er den Weg nicht so gut kannte wie Byakuya. Der Schnee verdeckte den Pfad, daher musste er einmal kehrt machen, da er beinahe in Richtung der kleinen Insel mit dem Tanuki-Schrein gegangen wäre.
 

Auch wenn es draußen eine Dusche gab, entschied sich Renji, dass es zu kalt dafür war. Seine Zehen waren bereits ein wenig rot vom Schnee. Nachdem er kurz nach dem Schlüssel gesucht hatte, ließ er sich selbst ins dunkle Sentō hinein.
 

Natürlich war er seit Isorokus seltsamen... Übergriff nicht wiedergekommen. Der Ort schien dunkel und widerhallend. Der Klang der gurgelnden heißen Quelle war in der Leere ungewöhnlich laut. Ein Hauch von Metall hing in der Dampf erfüllten Luft. Nachdem er seine Klamotten und Zabimaru auf einer nahegelegenen Bank abgelegt hatte, ertastete sich Renji seinen Weg zur Dusche. Statt ein Streichholz zu suchen, um die Laternen anzuzünden, suchte er sich lieber im Dunkeln den Weg zu den Duschen. Auch wenn die Sonne bisher nicht wirklich aufgegangen war, ließen die hohen Fenster gerade genug Licht vom beginnenden Sonnenaufgang hinein, damit er nicht gegen etwas zu Schmerzhaftes stieß. Er schaffte es, seinen Yukata an den Haken zu hängen und hatte ihn dabei nur zwei Mal vorher fallen gelassen.
 

In der Nähe der Dusche, die am weitesten vom Eingang des Sentō entfernt war, hing ein Korb mit Fundsachen, der außerdem als eine Art gemeinschaftlicher Hygieneartikel-Sammelbehälter diente. Renji nahm sich daraus ein Stück Seife. Er ließ das Wasser über seinen Körper laufen und schrubbte sich sauber. Dann legte er die Seife zurück und durchsuchte den Korb, bis er Shampoo fand. Da war nicht viel übrig. Er drückte die Tube aus, rollte sie wie eine Zahnpastatube auf. Selbst dann war die Menge, die er herausbekommen hatte, kaum genug, um seine Haare damit einzuschäumen und es roch stark nach Maiglöckchen. Doch es reichte, um alles zu erledigen. Er fühlte sich danach sauber genug. Das Meiste von dem ekelhaft süßen Blumenduft lief den den Abfluss hinunter.
 

Renji stand eine lange Zeit unter dem heißen Wasser. Er fühlte sich ungewöhnlich... erschöpft, obwohl der Sex letzte Nacht gar nicht so hart gewesen war. Vielleicht war es auch nur der Ort und seine neuen Geister und der Gedanke daran, was passierte, wenn Isoroku vor Gericht stehen würde.
 

So wie er Central 46 kannte, würde niemand ein Wort hören, bis das Urteil gefällt worden war. Sie waren so verdammt willkürlich – sie könnten auch Isoroku davon kommen lassen. Immerhin war Isoroku ein Adliger, genau wie sie alle es waren.
 

Und es war so eine geringfügige Sache. Renji fühlte sich dumm, dass er so reagiert hatte. Ein kleines, ungewolltes Spielchen mit seinem Nippel? Die Anklage schien aufgeblasen, wenn man bedachte, dass da viele Male gewesen sind, in denen Byakuya schlimmeres getan hatte.
 

Ugh, da kam ihm ein Gedanke.
 

Renji drehte am Hahn, um das Wasser zu stoppen. Dann nahm er ein Handtuch vom Regal und trocknete sich ab. Er dachte daran, sich kurz in der heißen Quelle einzuweichen, aber er hatte keine Lust darauf – oder zumindest sagte er sich das selbst. Er zog sich an, band seine Haare zurück und legte Zabimaru an. Er steckte die Tabi in seine Tasche. Er würde noch einmal durch den Schnee laufen müssen, denn seine Sandalen standen noch neben Byakuyas Sandalen auf dem Anwesen.
 

Shunpō brachte ihn in Windeseile an die Tür der Küche. Im Vorraum zog er, statt die Sandalen aus, seine Tabi an. Als sie ihn sah, schüttelte die Chefköchin ihre orangenen Locken. „Setz dich ein wenig ans Feuer“, befahl sie. „Das Essen ist noch lange nicht fertig.“
 

Renji tat, was ihm gesagt wurde und zog sich einen Stuhl nah an den Herd und hoffte, dass er nicht im Weg saß. Jemand drückte ihm eine Tasse Tee in die kalten Hände und er hielt sein Gesicht in den aufsteigenden Dampf.
 

Das Geschwätz der Küchenangestellten hüllte ihn angenehm ein. Er deckte seinen Mund beim Gähnen mit dem Handrücken ab, in dem Moment bemerkte er einen sehr mürrisch aussehenden Diener am Ende des Frühstückstiches der Angestellten, der ihn anstarrte. Als sich ihre Augen trafen, stand der junge Mann auf und kam hinüber. Die Tellerwäscherin versuchte den Arm des jungen Manns zu greifen, als wolle sie ihn zurückhalten, und sagte: „Mach es nicht noch schlimmer, Natsou!“
 

Aber der junge Mann – Natsou, offensichtlich – schüttelte sie ab und kam näher. Renji überlegte, aufzustehen, doch er würde den Jungen bei weitem überragen, denn er war nicht viel größer als Hanataro. Er hatte auch einen ähnlichen Haarschnitt, doch seine Locken waren heller, ein honigbraun und seine großen Augen hatten ein dunkles Kastanienbraun. Als Natsou vor Renji stand, bebte er.
 

Renji nippte an seinem Tee und beobachtete Natsou aufmerksam. Nach einem Moment fragte er: „Hast du ein Problem, Sohn?“
 

„Ich habe heute nichts zu tun, dank dir.“
 

Renji war nicht wirklich versiert was die Hierarchie anhand der Kimonos der Dienerschaft anging, aber... Natsou schien weniger Lagen zu haben als Eishirō, allerdings einige mehr als die Köchin. Also war der Junge vielleicht so etwas wie ein persönlicher Diener? Renji hatte keine Ahnung. Genauso wenig, wie er das Problem sehen konnte. Natsou war ihm irgendwie sauer, weil er wegen ihm einen freien Tag hatte? „Ich... was? Sollte mir das Leid tun?“
 

Der Junge stand dort und bebte, als wäre er zu emotional, um zu sprechen. Es war Miki, die erklärte: „Natsou ist Lord Isorokus Kammerdiener.“
 

„Oh“, sagte Renji verstehend. Nachdem er einen tiefen Schluck von seinem Tee genommen hatte, lehnte sich Renji gegen die Wand des Feuerplatzes, als sei er desinteressiert. „Es tut mir immer noch nicht leid für dich, Junge. Wenn dein Herr seine Hände bei sich behalten hätte, wärst du nicht in dieser Lage. Es hat mit nichts zu tun, was ich nicht getan hätte.“
 

Natsou blinzelte schnell. „Oh!“ Seine Augen glitten über Renji und dann errötete er stark. Seine Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern: „Ich habe etwas anderes gehört... Ich...“, er verbeugte sich. Seine Stimme wurde fast von dem Knistern und Knacken des Feuers übertönt. „Es tut mir leid, dass es ihnen auch passiert ist.“
 

Bevor Renji fragen konnte, was Natsou damit meinte, sagte einer der Fuhrmänner, der an der nahegelegenen Tür gefaulenzt hatte: „Du sagst, dass du so heiß bist, dass sogar Kerle ihre Finger nicht bei sich behalten können, Renji? Denn ich hab's auch anders gehört. Ich hab' gehört, es war 'en Kampf.“
 

„Wo hast du den Scheiß gehört?“, fragte Renji.
 

„Nun ja, das ist die offizielle Anklage, nicht wahr?“, sagte der Fuhrmann. „'Übergriff'. Was zum Teufel ist das? Das Einzige, worauf wir uns keinen Reim machen können ist, warum du nicht hinter Gittern bist. Es war bisher nie ein Verbrechen, wenn einer von denen uns geschlagen hat.“
 

Miki und viele der anderen Frauen in der Küche wurden jedoch merklich blasser, ihre Arbeit wurde langsamer oder kam vollständig zum Erliegen. Mikis Augen waren nach unten gerichtet und blickten fest auf den Teller, den sie hergerichtet hatte, als sie sagte: „Da gibt es andere Arten von Übergriffen, du Dummkopf.“
 

Der Fuhrmann, der weiter das Zaumzeug polierte und Unruhe verbreitete, blickte auf und runzelte die Stirn. „Was labberst du, Frau? Bei einem Mann gibt es keine solchen 'Übergriffe'.“
 

„Das geht auch“, stammelte Natsou, sein Gesichtsausdruck war nun ein völlig anderer, aber immer noch entschlossen.
 

„Ah, vielleicht ein kleiner Schwächling wie du“, schnaubte der Fuhrmann. „Aber schau dir den Vizekommandanten an. Er ist doppelt so groß wie du. Er ist ein trainierter Kämpfer, eine Tötungsmaschine.“
 

Renji starrte für eine Minute in seine Teetasse, wusste, dass alle Augen auf ihm lagen. Er wollte nicht wirklich weiter darüber reden, doch er blickte Natsou in die Augen und hielt den Blickkontakt. „Das ist genau das, was er zu mir sagte. Er sagte, in Anbetracht unserer Unterschiede – meiner Größe, meiner Kraft, meiner Abstammung – würden die Leute mich beschuldigen. Ich hatte ihn bereits verletzt, als ich ihm sagte, er solle aufhören und er meinte, er würde das als Beweis nutzen, dass ich mich nicht an die Regeln gehalten habe und es gewagt hatte, einen Adligen zu verletzen. Also habe ich zugelassen, dass er weitermachte.“ Renji schüttelte den Kopf und zog bei der Erinnerung eine Grimasse. „Aber wir haben beide meinen spirituellen Druck vergessen, nicht wahr? Und als er zu weit ging... nun ja, ist er ohnmächtig geworden.“ Renjis Stimme wurde nun lauter. „Ich hätte ihn in diesem verschissenen Sentō ertrinken lassen sollen. Aber das konnte ich schlecht machen, oder? Wie du sagtest, ich bin ein Soldat.“ Renji blickte dem Fuhrmann in die Augen. „Ich habe einen Eid geleistet, dass ich die Seireitei beschütze und alle in ihr... selbst Arschlöcher wie ihn. Also habe ich nach der Vierten geschickt und nun ist er dort im Knast. Ich habe keine Anklage erhoben, Kommandantin Unohana tat das. Also fick dich.“
 

Renji wollte nicht das Mitleid, Entsetzen oder Verwirrung der Anwesenden haben oder was auch immer in ihren Augen war, also ging er geradewegs zur Tür. Auf den Weg hinaus hämmerte er seine Teetasse auf den Tisch. Das zerbrechliche Porzellan kam so fest auf, dass es in seiner Faust zerbrach. Doch er hielt nicht an. Er schüttelte die Scherben aus seiner Hand und stürmte zur Tür hinaus. Er hielt nicht an, bis er die Division erreicht hatte, nicht einmal als die Tabi die Feuchtigkeit vom Schnee aufsaugten oder das Blut aus seiner Handfläche tropfte.
 


 

Byakuya wartete, erwartete, dass Renji jeden Moment ins Bett zurückkam. Er drehte sich um und starrte auf den Platz, an dem Renji normalerweise lag und runzelte die Stirn. Vielleicht hatte Renji ein frühmorgendlichen Termin, von dem er vergessen hatte, Byakuya zu informieren. Byakuya wäre viel glücklicher, wenn sich der Rhythmus der Schichten in ein paar Wochen änderte und Renjis Dienst erst am Nachmittag anfing. Es wäre weitaus erfreulicher, zusammen ein wenig länger zu schlafen.
 

Als er sich wieder umdrehte, fiel die Kette zum Halsband klirrend zu Boden.
 

Vor allem nach letzte Nacht, dachte Byakuya.
 

Er setzte sich auf und suchte nach dem anderen Spielzeug – Gleitgel, Handschellen und den Nippelklammern. Er öffnete die Schublade des Nachttischs und legte die Dinge, die klein genug waren, um dort hineinzupassen, dort ab. Seine Finger glitten über die Nippelklammern. Sie hatten einen wunderbaren Effekt gehabt, doch Byakuya machte sich Sorgen, dass es unsensibel gewesen war, sie zu benutzen. Nicht nur, weil er Renji nicht ausreichend auf die plötzliche Zugabe vorbereitet hatte, was ganz gewiss ein Fehler gewesen war. Ein Lehrbuch hatte so etwas behandelt. Aber vor allem auch, weil er von den wenigen Details, die Byakuya über das wusste, was mit Isoroku passiert war, Nippel beinhaltet hatte.
 

Und nun war Renji gegangen, ohne auch nur eine Notiz zu hinterlassen.
 

Nachdem er das Bett gerichtet und die verschmutzten Laken entfernt hatte, klingelte Byakuya nach Frühstück.
 

Tatsächlich machte Byakuya sich keine Gedanken, dass Renji endgültig gegangen sei, nur dass er schlecht gelaunt gegangen wäre und schmollte oder es irgendwie anders in sich hineinfraß. Byakuya hatte das Gefühl, dass während Renji sehr redselig war, er manchmal fröhliches Gerede verwendete, um seine wahren Gefühle zu verdecken. Natürlich war Renji entgegenkommend in Angelegenheiten, die ihm einfach fielen, wie Liebe und Zuneigung.
 

Doch Byakuya dachte, als er aus dem Bett aufgestanden war und die schwere Kette und das Halsband an seinem Platz im Tansu legte, dass Renji es hasste, Schwäche zuzugeben – immerhin war das einzige Mal, als er das Sicherheitswort im Schlafzimmer verwendete, als er fast erstickt wäre.
 

Die Schublade schloss sich mit einem Klick. Wie hart musste es für einen Mann wie Renji sein, von jemandem wie Isoroku erniedrigt zu werden?
 

Renji hatte in letzter Zeit viele Niederlagen einstecken müssen.
 

Es konnte nicht einfach für ihn sein.
 

Obwohl es Byakuya schmerzhaft bewusst war, dass dieser tollkühne, wilde Narr jedes Mal exponentiell stärker wurde, wenn sie kämpften, würde Renji Schwierigkeiten haben, das so zu sehen. Er schaute immer zu weit nach oben, verglich sich mit jemanden wie den unaufhaltsamen Ichigo Kurosaki und seiner Gruppe von magischen Freunden, ohne jeden Zweifel.
 

Und Renji war mit einem Nachteil in den letzten Kampf gegangen.
 

Er hatte keine Zeit gehabt, sich von diesem Reinigungsritual zu erholen. Es ärgerte Byakuya immer noch, in welchem Ausmaß dieser Prozess Renji irgendwie stumpfsinniger erscheinen lassen hat, als hätte es nicht nur seine Klinge, sondern auch seinen Verstand auf einer Weise weniger scharf gemacht.
 

Zumindest schien er sich davon erholt zu haben. Nichts ließ Byakuya schuldiger fühlen, als die Weise, wie Renji nach dem Reinigungsritual nicht anwesend erschienen war, als wäre er in einem Nebel verloren gewesen.
 

Als das Frühstück eintraf, bemerkte Byakuya, dass es auf einem größeren Tablett ausgelegt worden war und es schien ihm, als wäre es schnell neu hergerichtet und ausgebreitet worden, um die fehlende Hälfte zu kaschieren. „Das Personal hat Renji gehen sehen“, vermutete Byakyua. „Wie war er, als er gegangen ist?“
 

„Oh...“, begann Eishirō vorsichtig. „Ich bin mir nicht ganz sicher, mein Herr. Doch das Küchenpersonal hat mir von... Reibereien zwischen einem Fuhrmann und dem Vizekommandanten berichtet.“
 

Reibereien? Was in aller Welt sollte das bedeuten? „Sagst du, sie haben sich gerauft? Was für einen Streit würde Renji mit einem Fuhrmann haben?“
 

„Es war umgekehrt, mein Herr, und offensichtlich hat es was mit den Gerüchten um Lord Isorokus Haft zu tun“, sagte Eishirō, sein Kopf war gebeugt.
 

Das klang unheilvoll. Byakuya schenkte sich selbst Tee ein. „Wurde der Fuhrmann schwer verletzt?“
 

„Es war ein Austausch scharfer Worte, keine Schläge, mein Herr“, versicherte ihm Eishirō.
 

„Ich verstehe. Zum Glück“, sagte Byakuya. Erleichterung überkam ihn. Er hatte nicht bemerkt, wie besorgt er darüber gewesen war, dass Renji wieder einmal seinen Kopf verlieren konnte. „Weißt du, wie die Gerüchte lauten?“
 

Eishirōs Kopf hatte sich für eine lange Zeit nicht gehoben, doch nun blickte er kurz auf. „Ich befürchte, ich kann in höflicher Gesellschaft die Worte des Fuhrmanns, die er mir mitteilte, als ich nachgehakt hatte, nicht wiederholen, mein Herr. Es wäre eine Beleidigung der höchsten Ordnung.“
 

„Gegenüber wem? Wer würde beleidigt werden?“
 

Eishirōs Stimme war sehr leise, als er sagte: „Jeder Mann, der einen anderen liebt.“
 

„Ah“, sagte Byakuya mit einer Erkenntnis, die seine Zähne fest zusammenbeißen und seinen Magen leer fühlen ließ. Vielleicht sollte er nach dem Frühstück diesen Fuhrman fragen, was genau er gesagt hat und ob es ihm etwas ausmachen würde, es noch einmal in Byakuyas Gesicht zu wiederholen.
 

Renji war in einer furchtbaren Laune, als er am Vizekommandantenbüro ankam. Zu der ersten Person, die er sah und immer noch im Dienst zu sein schien, schnaubte er: „Hey, du da! Hol mir ein paar Waraji aus meinem Raum!“
 

Die Frau sah perplex aus. „Du möchtest, dass ich in deinen Raum gehe? Also rein?“
 

„Die Sandalen stehen direkt auf der Truhe, verdammt noch mal. Ah, scheiß drauf“, sagte Renji und drehte sich um und stapfte wieder in den Schnee hinaus. Er konnte das Holz vom Feuerplatz im Pausenraum riechen und alles, was Renji wollte, war endlich seine Zehen für fünf Sekunden dort zu wärmen. Was war der Sinn dahinter, Vizekommandant zu sein, wenn man noch nicht einmal die Leute dazu bringen konnte, einem Sachen zu holen?
 

Als er die Tür zu seinem Quartier aufschob, seufzte er. Es war vielleicht gut so, er brauchte ja auch noch neue Tabi. Sie waren total nass. Da er einen blutigen Handabdruck an der Tür hinterlassen hatte, sollte er wohl auch ein altes Bandana finden und es notdürftig als Verband verwenden. Nach 5 Minuten war er fertig. Er band sich auch ein Bandana um, denn Renji fühlte sich heute nicht danach, dass jeder auf seine Tinte starrte. Und egal wie oft die Leute seine Augenbrauen-Tattoos sahen, sie schienen immer noch mit offenem Mund zu gaffen.
 

Dann wollte er immer sagen: „Meine Augen sind hier unten.“
 

Er dachte, dass er vielleicht auch ein bisschen wusste, wie sich Matsumoto immer fühlte. Eh, vermutlich nicht. Außerdem hatte Renji das Gefühl, dass die meisten Leute auf seine Gesichtstattoos mit einer Mischung aus Horror und ‚Was ist das überhaupt?‘ schauten.
 

Renji machte sich auf den Weg zurück zum Büro. Er hielt im Pausenraum kurz an, um sich eine frische Kanne Tee zu kochen. Das meiste der Süßigkeiten von Urahara waren vom Tisch verschwunden, nur das Schild mit ‚Essen auf eigene Gefahr‘ und ein paar sehr unappetitlich aussehenden, grünlichen Jawbreakern waren übrig geblieben. Zumindest hoffte Renji, dass es Jawbreaker waren. Sie waren zu groß für Soul Candy, nicht wahr? Das führte dazu, dass sich Renji fragte, was passierte, wenn er im Jenseits Soul Candy nahm. Würde man sterben, weil die Seele hinausgezogen wird? Oder was auf der anderen Seite raus kam, wäre… was, so eine Art untote Form vom tatsächlichen Körper? Nope, nope… zu heftig zum Nachdenken, bevor er nicht noch viel mehr Tee getrunken hatte.
 

Als der Tee fertig war, schenkte er sich eine große Tasse aus ihrer Sammlung im Schrank ein. Die meisten davon kamen aus dem Diesseits und Renji favorisierte die mit der Werbung für den Tokyo Tower. Bräunliche Streifen zierten mittlerweile das Innere des weißen Porzellans, doch Renji hatte das Gefühl, als würden die Ränder einen gewissen Geschmack hinzufügen. Die warme Tasse fühlte sich gut gegen die kleinen Schnitte auf seiner Handfläche unter dem Verband an.
 

Die Leute kamen langsam wegen dem Schichtwechsel hinein. Renji nahm den Platz neben der Wand und nahe am Feuer ein und nippte an seinem Tee. Er sollte ins Büro gehen, doch er wusste, dass wenn nichts Schlimmes über Nacht passiert war, nicht viel Arbeit auf ihn wartete. Vielleicht sollte er endlich mal herumgehen und eine vollständige Inventur vom Lager machen. Nach den Einträgen, die Renji gefunden hatte, hatte dieser Schlendrian von Ginjirō Shirogane das für zwei Jahre ausgesetzt. Nun ja, wer konnte ihm das vorwerfen? Er musste total beschäftigt damit gewesen sein, super coole High-Tech-Sonnenbrillen zu entwerfen und sich um seine einzige Tochter kümmern. Außerdem hatte Renji die Gerüchte gehört. Alle sagten, dass es im Lager spuken würde.
 

Andererseits, was zum Teufel war das in der Soul Society? Ein Geist unter Geistern? Renjis persönliche Theorie war, dass es tatsächlich mit Ratten verseucht war – oder allerhöchstens ein winziger Hollow – vielleicht so ein seltsam goldiges, kleines Bürschchen, wie diese Echsen und den Scheiß, den er in Hueco Mundo gesehen hatte.
 

Als Renji gehört hatte, dass Yammy einen Welpen hatte, wollte er ihn irgendwie adoptieren und mitnehmen. Doch bevor er auch nur über diesen Gedanken mit Byakuya reden konnte, war der Welpe verschwunden. Er hoffte, dass er weggelaufen war und nicht Mayuri in die Klauen gefallen ist.
 

Oh, ja, wenn man schon davon sprach, da fragte sich Renji direkt, ob sie heute von Tante Masama hören würden.
 

Mit einem breiten Grinsen auf seinen Lippen machte er sich zur Arbeit auf.
 


 

Das gesamte Küchenpersonal fiel auf die Knie, als Byakuya eintrat. Er fühlte sich ein wenig schuldig, als er bemerkte, dass das Frühstück für das Personal auf dem Tisch stand. „Ich suche nach dem Fuhrmann, der heute morgen mit Renji gesprochen hat.“
 

„Oh scheiße“, keuchte jemand.
 

Byakuya ging hinüber, um sich vor die Person zu stellen, die gesprochen hatte. Entweder war es selbst der Mann oder jemand, der ihn kannte. Er hatte den typischen Körperbau eines Fuhrmanns: fest und schlank und robust. Seine Haare waren ein Gewirr aus grau-weiß-melierten Locken und einem dunklen Kinnbart. „Bist du derjenige?“
 

„Ich habe nicht respektlos sein wollen, mein Herr.“
 

„Durchaus“, sagte Byakuya trocken. „Ich wünsche, diese Diskussion im Privaten weiterzuführen. Komm.“
 

Damit ging Byakuya zur Tür für die Bediensteten hinaus und wartete direkt auf der kleinen Veranda. Einige Sekunden vergingen und Byakuya fragte sich bereits, ob der Fuhrmann in die andere Richtung geflohen war. Doch dann glitt die Tür auf und der Mann kroch auf seinen Knien hinaus.
 

Er warf sich in flehende Verbeugung. „Haben sie Gnade, mein Herr!“, bettelte er.
 

„Dafür bin ich nicht bekannt“, gab Byakuya zu. Der Wind war eisig und sein Atem bildete Wolken. Der Saum seines Haoris flatterte. Der Himmel war hell und blau, so klar, dass es schon fast ein Schock für die Augen war. Die Sonne brannte auf die weiße Schneedecke hinunter. „Du wirst mir sagen, was du zu meinem Hausverwalter gesagt hast.“
 

„Das würde ich lieber nicht“, sagte er. „Ich bereue es! Ich bereue alles, mein Herr. Bitte denken sie an meine Familie. Meine Ehefrau! Meine zwei Jungen!“
 

„Du bist es, der nachdenken sollte, bevor er spricht“,erinnerte ihn Byakuya.
 

„Ich wusste nicht, dass der Vizekommandant ihr Partner ist, mein Herr. Ich schwöre es.“
 

„Dann bist du vermutlich die allerletzte Seele in der Seireitei, der das entgangen ist“, sagte Byakuya. „Ich bin mir ebenfalls sicher, dass du nicht erwartet hast, dass der Hausverwalter dich so eilig betrügen würde. Vielleicht bist du für meinen Haushalt bereits ein Ärgernis? Würde deine Verbannung vielleicht ein Gefallen sein?“
 

„Aber... aber... Ich gehöre nicht zu ihrem Haushalt, mein Herr. Ich gehöre zu-“
 

„Mit meinen Augen ist alles in Ordnung, Fuhrmann. Du trägst die Livree meines Cousins. Doch du scheinst heute sehr vergesslich zu sein“, sagte Byakuya. „Dein Herr ist Gast in meinem Haus, ich bin sein Familienoberhaupt. Dein Schicksal liegt direkt in meinen Händen.“
 

Der Fuhrmann sog die Luft ein und kniete zitternd im Schnee. „Es tut mir leid. Bitte lassen sie es mich nicht noch einmal sagen.“
 

„Weil du ernsthaft beschämt darüber bist oder weil du weißt, wie sehr es mich erzürnen wird?“
 

„... Ja?“
 

Byakuya schaute finster. Es war nicht im Geringsten zufriedenstellend, diesen Mann zu unterwerfen, zumal Byakuya keine Ahnung hatte, wie tief seine Schuld war. Hatte der Fuhrmann lediglich etwas harmloses über Männer beisammen gemurmelt oder hatte er sich gewagt anzudeuten, dass Renjis Interesse in Männern im Allgemeinen es irgendwie akzeptabel gemacht hat, dass ein gewisser Jemand sich ihm aufgezwungen hatte?
 

In Anbetracht, dass Eishirō es nicht wiederholen wollte, war es wohl eher etwas in Richtung des Letzteren.
 

Was Byakuya wirklich wollte, war, dem Fuhrmann ins Gesicht zu schlagen. Doch das war unmöglich, so wie er auf dem Boden lag, zitternd und stöhnend vor Furcht. Ihn zu treten schien... unehrenhaft.
 

Stille würde ihn genug quälen, entschied Byakuya und ging weg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 7:
Beim Versuch, alles für Byakuyas Geburtstag zu richten, hat Renji ein paar ungewöhnliche Treffen... Komplett anzeigen

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