Zum Inhalt der Seite

Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen!

Wie geht es euch?

Ich weiß nicht, ob jemand von euch meine andere Geschichte liest. Daher hier noch die Info, die ich dort bereits letzte Woche hinterlassen habe:

An dieser Stelle muss ich mich bei euch entschuldigen: In der Vergangenheit habe ich vage „gesundheitliche Probleme“ vorgeschoben, da ich mit den Kapiteln nicht so hinterherkam, wie ich es mir gewünscht habe und euch dadurch warten lassen. Es tut mir wirklich leid, das sich einige damit besorgt habe und möchte noch einmal an dieser Stelle allen für die guten Wünsche danken. Das hat mich wirklich gerührt.

Diese vagen gesundheitlichen Probleme basieren tatsächlich auf etwas sehr Schönem. Es war und ist nichts anderes als die realtiv typische Symptome, mit denen man im frühem Stadium einer Schwangerschaft zu kämpfen hat. Da ich mittlerweile in der 13. Woche angekommen bin, habe ich auch nun den Mut, es öffentlich zu machen ;) Ehrlich gesagt hat mich die letzte Zeit ganz schön geschlaucht. Permanente Übelkeit und Müdigkeit sind aktuell genauso meine Begleiter wie phasenweise die Verwirrtheit. Und leider funktioniert meine Kreativität nicht gut, wenn ich müde bin xD Vorletzte Woche war ich z. B. einen Tag zu Hause. Mein Tagesablauf sah ungefähr so aus: 6:30 Uhr aufgestanden, geduscht, fertig gemacht zur Arbeit, Frühstück für die Arbeit gemacht, Kreislaufprobleme bekommen, mich fürs Daheimbleiben entschieden, 1 Stunde geschlafen, Chefin informiert, 4 Stunden geschlafen, etwas gegessen, 5 Stunden geschlafen, von meinem Mann geweckt werden, Abendessen machen und essen, mit Mühe und Not das Kapitel fertig geschrieben, 21:30 Uhr schlafen gehen... xD

Letzte Woche hatte ich noch einmal einen Arzttermin und es ist alles in bester Ordnung. Wahnsinn, was man schon alles auf so einem Ultraschall erkennen kann... Bin immer noch total geplättet xD

Sodale, so viel dazu. Nun geht es weiter mit dem Chaos, den unsere beiden Lieblingsidioten da angerichtet haben! ;D

Zu guter Letzt noch vielen Dank an Schneekaetzlein für den Kommentar :3 *heiße Waffeln da lass*

LG
yezz Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Origins of Demons

Byakuya stürmte durch die hinteren Gärten zur Vordertür des Anwesens. Er war so wütend, dass er mit Shunpo auf den Sōkyoku sprinten und dort eine riesige Reiatsu-Welle ablassen wollte. Aber er stand unter ‚Hausarrest‘.
 

Wegen Unzucht.
 

Und Renji war im Gefängnis der 9. Division, wegen… wegen nichts. Wegen angedichteten Anklagepunkten, die nur mit Byakuyas eigener Torheit zu tun hatten. Was nur zu seiner Verärgerung beitrug.
 

Dann noch Mugurumas Kommentar, welcher andeutete, dass Renji in Byakuyas Obhut nicht sicher sei? Wie konnte er es wagen.
 

Besonders, weil es… wahr war.
 

Warum. Warum hatte er seine Hand erhoben? Hätten sie nicht die Dinge besprechen können? Sie hatten… damit begonnen – wenn auch schlecht. Dennoch, warum war es zur Gewalt gekommen? Warum begann er immer damit? Und warum wurde immer Renji dafür beschuldigt?
 

Der neue Hausverwalter, Hitoshi, öffnete die Tür, als Byakuya näherkam. Hitoshis Mund öffnete sich, als er sah, dass Byakuya alleine war, doch sagte klugerweise nichts. Stattdessen verbeugte er sich so tief, dass sein Kopf fast seine Knie berührte.
 

Byakuya schüttelte die Sandalen mit solchem Nachdruck ab, dass sie halb durch den Eingangsbereich flogen. Es war kindisch und nicht annähernd so befriedigend, wie Byakuya erhofft hatte. Als Hitoshi auf die Knie kam, um sie zu holen, stoppte Byakuya ihn. „Lass mich.“
 

Er ermahnte sich selbst, dass er sich genug wie ein verwöhntes Kind verhalten hatte. Er atmete tief durch, sammelte seine Sandalen ein und stellte sie, vorsichtig, an den angemessenen Platz. Doch er stellte fest, dass ihm die Kraft fehlte, wieder aufzustehen. Stattdessen kniete er weiter im Türrahmen, so lange, dass Hitoshi keuchte und wieder auf seine Knie fiel.
 

„Mein Herr?“
 

„Ich bin in Ordnung“, log Byakuya. „Ich brauche nur…“, er zögerte, denn was er wollte, war eine metrische Tonne Sake zur Bibliothek zu ordern. Doch Trunkenheit war zumindest teilweise für diesen Abend schuld, also sagte er stattessen: „Tee – ja, bitte bringe eine große Kanne von Mikis kräftigster Mischung und etwas Ausnüchterndes zum Essen. Ich verstecke mich unter dem Kotatsu in der Bibliothek.“
 

Hitoshi begann ein automatisches ‚Ja, mein Herr‘, doch schien aufgrund Byakuyas letztem Zugeständnis inne zu halten. „Sagten sie ‚unter dem Kotatsu‘, mein Herr?“
 

Er hatte, nicht wahr? Es war vermutlich der Einfluss des Alkohols, doch es war seltsam befreiend, ausnahmsweise einfach mal zu sagen, was ihm durch den Kopf ging. „Ja“, sagte Byakuya und zwang sich mit einiger Mühe, aufzustehen. „Ich werde mich unter der Decke verstecken und schmollen. Es wird ein tiefes und hässliches Schmollen. Bitte informiere das Personal, dass sie einen großen Bogen um mich machen sollen.“
 

„Ähm…“, begann Hitoshi, blickte von seiner knienden Position auf dem Boden auf. Doch dann zuckte er fast unmerklich mit den Schultern und sagte: „Ja, mein Herr.“
 

„Sobald ich ausreichend geschmollt habe und etwas ausgenüchtert bin, werde ich nach dir klingeln und du wirst Aio den Diensthabenden von der Division holen lassen, wer auch immer das ist. Außerdem, sobald ich bereit bin, lasse einen der Personenschützer, der des Shunpo mächtig ist, die Kommandanten Kyōraku und Ukitake bitten, nein anflehen, ihre Abendpläne zu unterbrechen, um bei einem Notfall-Strategie-Treffen beizuwohnen. Er soll ein Geschenk mitbringen. Unseren besten Sake, unseren besten Tee… und lass es sehr, sehr nett einpacken. Wir waren in letzter Zeit nicht die besten Freunde, die Kommandanten und ich, doch ich habe niemanden anderen, an die ich mich wenden könnte und die Situation ist kritisch. Zu kritisch, um auch nur einen einzigen Moment länger auf meine verdammte Würde zu bestehen.“
 

„Es wird alles so sein, wie sie es sagten, mein Herr.“
 

Mit seinem Seufzen murmelte Byakuya: „Schön wäre es.“
 


 

Renji zog die grobe Wolldecke von dem Feldbett in seiner Zelle und schlang sie sich um die Schultern. Dann warf er sich auf das harte Bett und war überrascht, als er sah, dass Hisagi immer noch an der Tür stand.
 

Hisagis Arme waren durch die Gitterstäbe gesteckt, ruhten auf einer Querstange, und er lehnte sich vor, als würde er locker herumhängen. „Möchtest du mir sagen, was wirklich passiert ist?“
 

Renji schnaubte. „Fragst du in deiner besonderen Funktion als Vizekommandant der Militärpolizei? Denn wenn das so ist, hab ich nichts zu sagen.“
 

Hisagi starrte Renji im dämmrigen Licht der Zelle für eine lange Zeit an, bevor er sagte: „Mann, du bist heute Abend ein sturer Hund. Ich werde mir selbst einreden, dass es ist, weil du verletzt bist.“
 

Renji verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seinen Kopf nach hinten gegen die Wand fallen. „Heute Nacht war scheiße, ok, Shuu? Es begann ziemlich fantastisch – gutes Essen, eine Verlobung – aber jetzt sitze ich im verdammten Knast, möglicherweise am Rande davon, alles zu verlieren, inklusive meinem Rang und all das, weil ich den dümmsten, scheiße eifersüchtigsten Freund in der gesammelten Geschichte unserer Existenz habe.“
 

Hisagi seufzte laut. Er stand auf, drehte Renji den Rücken zu und lehnte sich gegen die Tür aus Gitterstäben. „Es tut mir leid, dass Kommandant Kuchiki das herausposaunt hat, was er gesagt hat, aber du weißt, dass Kommandant Muguruma etwas sagen musste. Er hatte gerade allen einen Vortrag gehalten, dass sie sich an die Regeln halten müssen. Er konnte offenkundige Gewalt nicht ignorieren. Wie auch immer, ich wäre überrascht, wenn der Generalkommandant nicht alle anbrüllen würde, weil sie seine Zeit vergeuden. Wenn er Anklage gegen euch beide erheben würde, hätte er einen Aufruhr am Hals. Jeder in den ganzen, gottverdammten Hofgarden betreibt Unzucht. Und überhaupt, eigentlich kann Kuchiki seine Division führen, wie auch immer es ihm gefällt. Inklusive eines ganzen Harems von Liebhabern als Vizekommandanten, falls er das will.
 

Bei dieser Vorstellung musste Renji lachen. „Nun ja, so ist das.“
 

„Genau“, sagte Hisagi und blickte über seine Schulter. „Du hast keine Ahnung, wie oft Kommandant Kurotsuchi auf seine ‚Privilegien als Kommandant‘ beharrt und das in extrem dubiosen, unmoralischen Richtungen… und wir gehen einfach und lassen ihn damit durchkommen. Also denke ich, wenn so etwas akzeptabel ist, dann sollte euch beiden erlaubt sein, eine… romantische Beziehung zu führen.
 

Renji ließ sich zur Seite auf das Feldbett fallen. Er hob die Füße von dem Boden und rollte sich auf den Rücken, um die Decke anzusehen. „Warum zum Teufel bin ich dann hier?“
 

Hisagi drehte sich um. „Um dich von einem Schlagabtausch mit deinem ‚dümmsten, scheiße eifersüchtigsten Freund‘ abzukühlen.“
 

„Oh“, sagte Renji. Er fühlte, wie die Streitlust aus ihm schwand, als er die Augen schloss. „Richtig.“
 

„Möchtest du darüber reden?“
 

„Nope.“
 

Hisagi wartete still für eine lange Zeit, doch dann gab er auf. „Schön, wie du willst, du sturer Hund.“
 

Hisagi musste seine eigenen Schlüssel für diesen Ort haben, denn Renji hörte sie klirren. Eine Sekunde später flackerte Kraft auf und die Tür öffnete sich. Sie schloss sich mit einem Knall, gefolgt von einem entfernteren Klicken eines Schlosses und dem leisen Dröhnen von Reiatsu.
 

Renji rollte sich herum und versuchte zu schlafen.
 


 

Byakuya hatte die Bibliothek zum Schmollen ausgesucht, weil er wusste, dass er seinem Temperament niemals gestatten würde, die wertvolle Büchersammlung seines Vaters zu zerstören. Also krabbelte er, nachdem er sich einen einsamen, einzelnen Schrei gestattet hatte, unter die Decke des Kotatsu und zog sich die Decke über den Kopf.
 

Er hasste sich.
 

Er hasste sich, weil er seinen Zorn in seinem Inneren singen hören konnte, wie ein entferntes Lied von Senbonzakura. Klingen verkleidet als Blumenblüten. Schönheit versteckte eine Bestie. Das war seine Seele, sein Kern. Er hasste, dass er wusste, dass Muguruma weise gehandelt hatte, Renji von ihm wegzuhalten, denn sich selbst überlassen würde er von seinem Dämon geschluckt, der wegen seinem eigenen, inneren Schmerz um sich schlug.
 

Renji vermutete, dass Byakuya hauptsächlich sauer war, wegen seiner Tändelei mit… ugh, Byakuya hatte bereits vergessen, welcher Vizekommandant es gewesen war. Kotetsu? War das nicht eine von Ukitakes 3. Offizieren? Es spielte kaum eine Rolle. Byakuyas Wut war schon weit vor seiner Eifersucht ausgelöst worden.
 

Der Moment, als Renji angedeutet hatte, dass er gestreunt hatte, weil er jemand gewollt hatte, der weniger kompliziert und mehr… Spaß bedeutete, das war der Moment gewesen, in dem Byakuya gespürt hatte, dass die Dunkelheit an die Oberfläche trat oder wie in dem Fall vielleicht richtiger: Herabgesunken war. Denn Byakuya war niemals so eine Person, der Spaßige. Sein Rang hat ihn immer distanziert, abgesondert und eingehüllt. Doch auch wenn es ihm erlaubt gewesen wäre, wusste Byakuya, dass er niemals der lässige Typ gewesen wäre. Sein Vater hatte es geschafft, obwohl er als Kuchiki geboren war, doch Byakuya bemerkte, dass er immer mehr wie seine Mutter gewesen war… ein bisschen eine Diva, fordernd, schwierig zu erfreuen.
 

Sein Vater und sein Großvater hatten beide versucht ihn zu brechen, bevor diese Drohungen ihn zum Unterricht mit der lässigsten Adligen jemals – Yoruichi – wegzuschicken, wahr gemacht worden. Doch sie war nur erfolgreich darin gewesen, ihn schnell auf seinen Füßen zu machen. Doch seine Zeit mit ihr war nicht vollständig vergeudet gewesen. Sie war auch diejenige gewesen, die leichtfertig vorgeschlagen hatte, dass vielleicht die beste Möglichkeit mit seinem Großvater umzugehen war, ihn zu ignorieren – kaltblütig statt heißblütig zu werden.
 

Ein Lebensretter – vermutlich in mehr als nur einer Weise. Doch die erzwungene Unterdrückung hat auch den Dämon verzerrt, ihn stärker gemacht.
 

Nein. Niemand war dafür die Schuld zu geben, außer sich selbst, seiner Natur. Er war der Schnitt von tausend Klingen, der schlimmste, schmerzhafteste Weg zu sterben. Das war es, was er den Menschen um ihn herum antat.
 

Antat… und genoss.
 

Ihm wurde gelehrt, auch diesen Teil an sich zu hassen. Sein Großvater hatte ihm gesagt, es würde ihn krank machen, niederträchig, unrein, ekelerregend, abnormal, verrückt… und ein Sadist. Er hatte es wirklich eine lange, lange Zeit geglaubt. Und doch, egal wie sehr er versuchte, diesen Teil von sich zu unterdrücken oder zu umzustürzen, es ging niemals weg. Es trieb tief unter der Oberfläche und wurde immer hässlicher, je länger seine Existenz verweigert wurde.
 

Und Renji, unabsichtlich mit seiner wilden Schönheit und Widerstandsfähigkeit und Sturheit… hatte… nein, es war nicht Renji. Er hatte nichts getan, um Byakuyas Dämon zu verdienen, doch die Kombination berauschte den Dämon. Plötzlich hatte Byakuya jegliche Ausreden dafür gesucht, ihm eine Strafe zuzumessen. Echte Bestrafung; keinerlei Spielerei. Echter Schmerz. Echte Demütigung.
 

‚Echte Arschloch-Handlung‘, konnte Byakuya Renji fast schon sagen hören, was ihn trotz allem lächeln ließ.
 

Er umarmte die Decke um seine Schultern und wünschte sich, Renji wäre da. Denn Renji hatte alles geändert. In dem er endeckte, dass das, was Byakuya trieb eine Vorliebe, keine Krankheit war. Renji hatte einen Knoten gelöst, der um Byakuyas Hals geschlungen war – einer, der an dem er, wenn er auf die gleiche Weise weitergemacht hätte, eines Tages erstickt wäre. Doch als er gelöst war, war es Byakuya plötzlich erlaubt gewesen, tiefe Atemzüge zu machen, in einer Weise, die er in seinem ganzen Leben noch nicht erlebt hatte.
 

Das war der Grund, warum er Renji liebte. Renji sah den Dämon, wie niemand anderes es jemals getan hatte. Jeder, der jemals auch nur eine Spur davon gesehen hatte, war entsetzt oder beschämt oder angewidert gewesen. Renji hatte es akzeptiert, gab ihnen Regeln, die erlaubten sicher zu spielen und… schien es meistens wirklich zu genießen.
 

Und der Gedanke, dass all das zu kompliziert und unspaßig gewesen war…
 

Es hatte Byakuya auf einer tiefgreifenden Ebene verletzt.
 

Und dann war der alte, unverbesserte Dämon, der der austrat, wenn er verletzt war, an die Oberfläche getreten.
 

Also hatte er natürlich versucht, Renji zu schlagen. Es war die Standardeinstellung dieses dummen Dämons, die Seite seines Dämons, die sein Großvater und seine Tante so sorgfältig genährt und erlaubt hatten.
 

Natürlich kannst du sie missbrauchen; sie stehen unter dir. Schau zu, wie ich es tue. Lerne von mir. Das ist es, was dich zum Adligen macht, nicht ekelerregend oder schrecklich. Wenn du das tust, werden wir dir applaudieren oder verstehe zumindest, dass solche Dinge bedauerlicherweise von Zeit zu Zeit getan werden müssen. Es ist leider die Bürde unserer Klasse, den Pöbel zu unseren Füßen zu halten.
 

Was auch immer nötig ist.
 

Sie haben eine dicke Haut, dieser Haufen. Bestien die trainiert, gefesselt, kontrolliert… beherrscht werden müssen. Du musst hart zuschlagen. Halte dich nicht zurück. Wie sonst sollen sie lernen?
 

Byakuya wusste, dass es ‚dieser Schwachsinn‘ war, wie Renji es sagen würde. Doch diese ganze ekelerregende Haltung war so bestärkt, vor allem in seinen dunklen Tagen, dass der Dämon es glaubte. Wenn der Dämon herauskam, dann auch dieser Teil von ihm.
 

Er hasste es.
 

Er hatte es immer gehasst, selbst wenn es ihn erregt hatte, selbst wenn es das Monster gefüttert hatte. Doch er hätte niemals Hisana lieben können, wenn er irgendetwas davon wirklich geglaubt hätte. Doch es war auch der Grund, warum er ihr niemals seine dunkelsten Sehnsüchte anvertraut hatte. Manches, weil sie eine Professionelle gewesen war, doch das Meiste hatte er hinter Schloss und Riegel gehalten.
 

Doch Unterdrückung war nur eine Illusion der Kontrolle. Echte Kontrolle, begann Byakuya zu lernen, hatte etwas mit Akzeptanz und Führen und… Liebe zu tun. Renjis Geburtstagsgeschenk war all diese Dinge gewesen.
 

Und es brachte ihn schier um zu denken, dass ein Teil von Renji fand, dass dies zu geben für ihn mühselig war, denn dann bedeutete es vielleicht, dass der Dämon immer noch hässlich war und absolut nicht wert war, geliebt zu werden.
 

Wie er selbst.
 


 

Unter den Umständen war es ein Wunder, dass Renji nicht von Inuzuri träumte. Stattdessen war es Aizen, der ihn verfolgte.
 

Es war nicht der furchteinflößende Aizen von Hueco Mundo oder sogar irgendein vorgestellter Schrecken von diesem höllischen Schmetterling, in den er sich angeblich verwandelt hatte. Nein, was in Renjis Unterbewusstsein hochgekommen war, war eine Erinnerung des sanftmütigen Kommandanten, dem er so kurz gedient hatte, und seinem silberhaarigen, fuchsähnlichen Vizekommandant.
 

Zurückblickend war so vieles von Renjis Amtszeit in der Fünften ein Test gewesen – ein Test seiner Loyalität den Hofgarden, Aizen und dem Gesetz gegenüber. Aizen hatte später gesagt, dass er der störende Charakter gewesen sei, doch es war nicht, weil er einen dieser Tests nicht bestanden hatte, was ihn zu einem Problem machte.
 

Es war die Bösartigkeit, mit der er sie bestanden hatte.
 

Renji war nur zwei Monate oder so in der Fünften stationiert gewesen. Immer noch ranglos, aber ambitioniert und erpicht darauf, sich selbst zu beweisen. Er hatte noch nicht einmal über die Gefahr nachgedacht – wie sehr es von Anfang an nach einer Falle ausgesehen hatte – als Vizekommandant Ichimaru ihm gesagt hatte, dass er handverlesen worden war für eine Mission…
 

… im Rukongai.
 

Du und nur ein paar andere, hatte Ichimaru in seinem fröhlichen Singsang erzählt. Was? Solch ein Zufall, dass wir alle vom Rukongai stammen, eh? Wie schlau von dir, das zu bemerken, Abarai-kun!
 

Ja, Soldaten, das ist euer Befehl. Jeder, der diese Linie übertritt, werdet ihr niedermachen. Töten.
 

Und Renji hatte nie gezögert. Er hatte sauber zugeschlagen. Seine Schwünge ernst.
 

Es war das erste Blut, das Zabimaru gekostet hatte. Zabimaru schlemmte in dieser Nacht vom kranken, hungrigen, verzweifelten Blut von Renjis spiritueller Sippschaft, welche nach Gerechtigkeit schreiend, um Gnade bettelnd und in Verzweiflung wimmernd starben. Ihr Blut spritze in Renjis Gesicht und verschwand, als wäre es nichts anderes als Wasser, das in der Schwärze seiner Uniform verschwand.
 

Da waren manche Shinigami, die geflohen waren. Manche wurden mental krank und schworen, dass sie das nicht tun könnten. Manche die es versuchten, doch deren Entschlossenheit so schwach war, dass jemand anderes ihren Job erledigen musste. Dieser jemand war Renji. Es war immer Renji. Renji oder… Ichimaru.
 

Als sie sich trafen, schlugen ihre Klingen beinahe gegeneinander, als sie eine fliehende Seele gemeinsam niedermachten. Ichimaru hatte Renji ein Lächeln zugeworfen, das ihn bis ins Mark erschaudern gelassen hatte. Er sah es nun vor seinem inneren Auge ganz genau wieder. Das Grinsen, wenn sich zwei Gleiche trafen, wenn ein Monster das andere anerkannte.
 

Renji wachte mit einem Keuchen auf.
 


 

Ein leises Klopfen alarmierte Byakuya, dass er beginnen sollte, sich aus seiner depressiven Stimmung herauszureißen. Er fing an, unter der Decke hervorzukrabbeln und sich selbst präsentierbar zu machen, doch der Hausverwalter nahm ihm beim Wort und sagte hinter der Tür laut: „Ihr Tee ist hier, mein Herr, an der Tür.“
 

Stehen lassen und die Beine in die Hand nehmen? Nun ja. Das war unerwartet.
 

Eishirō wäre hineingestürmt und hätte Byakuya gesagt, dass er sich zusammenreißen sollte. Er stand von dem warmen Kotatsu auf und ging vorsichtig zur Tür hinüber, da ihm bewusst war, wie unsicher seine Füße immer noch waren.
 

Er sollte wirklich dem Alkohol abschwören.
 

Ein guter Entschluss, befand Byakuya, ein Schritt in die richtige Richtung. Beim nächsten Mal, wenn er das Bedürfnis verspürte, die Hand gegen Renji zu erheben, würde er sich ebenfalls fragen, warum. Wenn die Antwort beinhaltete, Renji in die Schranken zu weisen, oder Gott bewahre, ihn an der kurzen Leine zu halten, dann würde Byakuya bis Zehn zählen.
 

Oder vielleicht bis Tausend.
 

Jedenfalls würde er nachdenken, bevor er handelte und nicht erlauben, dass ihn der Dämon so vollständig kontrollierte.
 

Er nahm den Tee auf und brachte das Tablett zurück zum Kotatsu. Er suchte sich ein Buch von der Poesie seines Vaters heraus. Dann steckte er die Beine unter die Decke, doch saß sonst angemessen aufrecht und trank seinen Tee, verfolgte die Worte, die von sorgsamer Hand – einer von der Byakuya nun wusste, dass es nicht seine dominante, nicht bevorzugte Hand war – geschrieben waren.
 

Und doch hatte Byakuyas Vater irgendwie die sogenannte ‚Korrektur‘ ausgehalten und die Wahrheit vor jedem gemein gehalten. Falls es ihn in irgendeiner Weise verzerrt hatte, hatte es Byakuya niemals erkannt. Doch es würde ihn nicht im Geringsten überraschen zu entdecken, dass sein Vater eigene Dämon gehabt hatte. Großvater hatte sie ganz gewiss.
 

Byakuya lenkte sich selbst mit schönen, leeren Worten ab, bis er sich ausreichend ausgenüchtert fühlte. Er testete sich selbst an der Wand mit der Klingel. Ja, es würde ausreichen. Zeit zu klingeln und die Boten auf ihre Wege zu schicken.
 


 

Renji lag auf dem Feldbett und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Trotz der Kälte war er schweißgebadet, sein Herz schlug, als wäre er zwei Kilometer gerannt.
 

Er setzte sich auf und fuhr mit den Fingern durch seine Haare, wünschte sich dabei, er hätte daran gedacht, sich ein Haarband in die Tasche seines Hakama zu stecken. Nicht, dass es ihn jetzt irgendetwas gebracht hätte, denn was in seiner verdammten Hose gewesen war, war nun mit seinen Schuhen und seinem Gürtel eingeschlossen.
 

Höllischer Traum.
 

Renji schwang seine Füße über die Kante des Feldbettes. Er stützte seine Ellbogen auf seinen Oberschenkeln ab und ließ den Kopf hängen. Scheiße. Er hatte gedacht, er hätte die Erinnerung daran so tief versteckt, dass sie nie wieder an die Oberfläche kam. Dass sie es niemals getan hatte, als der ganze Mist um Rukia passiert war, war ein Wunder. Doch er hatte so viele Dinge gehabt, die an ihm während der Ryoka-Invasion genagt hatten, dass es irgendwie vergraben geblieben war. Es muss aufgetaucht sein, da die Rede von Gerechtigkeit und Gesetze war und zusätzlich noch die offensichtliche Missachtung von ebendiesem.
 

Und die Tatsache, dass er nun derjenige auf der anderen Seite war. Und du wolltest in den Hofgarden nicht als der Schwache wahrgenommen werden. Oder sonst wo in der verdammten Soul Society…
 

Soldaten folgten Befehlen, hatte Aizen ihnen sehr gerne vorgehalten und sie daran erinnert. Stellt keine Fragen, das ist nicht euer Job. Ihr seid die Schwertarme der Hofgarden, nicht die Gehirne.
 

Renji hatte sich an diese Worte gehalten. Er hatte es zu tun. Aizen hatte die Alternativen ziemlich klar aufgezeigt. Diejenigen, die in dieser Nacht nicht hatten kämpfen können, waren verschwunden. Jeder hatte vermutet, dass sie versetzt worden, doch Ichimaru hatte Renji ein kleines kräuseln der Nase gezeigt, wie ein fuchsartiges Zwinkern, was Renji hatte vermuten lassen, dass sie in den Ruhestand versetzt worden waren. Permanent.
 

Ichimaru hatte gedacht, dass er Renji danach unter seine Fittiche nehmen konnte. Das hatte nicht funktioniert. Hunde hassten Füchse.
 

Mehr sogar, denn Renji hatte bemerkt, dass während seine Kosode keine Blutspuren zeigte, auf der Oberfläche, auf der Außenseite, nichts schien, als könnte es ihn berühren – innen, darunter, war die rein weiße Shitagi permanent mit dem Blut von denen getränkt, die er erschlagen hatte. Rot über seinem Herz. Sickerte in seine Seele.
 

Also konnte Renji, trotz der ‚Ermutigung‘ von Ichimaru, niemals Freude daran finden. Renji erledigte seine Aufgabe mit grimmiger Entschlossenheit, nicht mehr. Er konnte nicht lügen oder so tun, als würde er es mögen; er konnte nicht darin versinken. Er konnte es verdammt noch mal tun, aber er konnte es niemals akzeptieren. Er war angetreten und tat es, wo andere es nicht tun konnten, doch er hatte niemals Respekt vor seiner Arbeit, nicht wenn sie von dieser Art war, die Schwachen niederschlagen und niedermachen.
 

Renji war auch schlecht darin gewesen, seine Gefühle zu verstecken. Ichimaru wusste, dass Renji dachte, dass er ein ernsthaft kranker Wichser war. Alles was es gebraucht hatte war eine Ausrede und bäm! Versetzt.
 

War es traurig, dass er den Blutdurst der Elften ertragbarer fan? Aber die Sache war die, dass Kenpachi keine Zeit für zu einfache oder zu schwache Gegner hatte. Er fand die gemeinsten, hässlichsten und zähesten Hollows und ließ seine Höllenhunde von der Kette.
 

Das war die Art von Soldatentum, für die sich Renji eingeschrieben hatte. Das war die Art von Blut, von der Zabimaru trinken konnte, bis sie satt waren.
 

Aizen hatte gesagt, dass Renji mühselig war. Renji hatte später herausgefunden, dass Aizen gehofft hatte, dass perfekte Schwert zu schmieden – und vielleicht hätte er es schaffen können. Renji hatte die Voraussetzungen dazu gehabt. Aizen hatte das in der Akademie gesehen. Renji konnte Befehlen folgen. Er war ein Hund bis tief in seine Knochen – ein Hund des Militärs.
 

Renji war sich sicher, dass das teilweise der Grund war, warum Aizen ihn und Byakuya losgeschickt hatte, um Rukia abzuholen. Er hatte gewusst, dass Renji niemals einen Befehl nicht befolgen würde, egal wie krank er ihn machte.
 

Außer, dass Aizen falsch gelegen hatte.
 

Er hatte es nur einen Hauch zu persönlich gemacht. Er hatte Central nur ein bisschen zu hart, zu wankelmütig gemacht. Aizen konnte nicht anders als zu schieben, basteln und er hatte Renji geradewegs über seine Grenze geschoben.
 

Nicht, dass es bei all dem wirklich um Renji gegangen wäre. Nichts davon tatsächlich.
 

Verdammter Aizen und seine verdammten Kopfspielchen.
 

Aber die verdammten Hofgarden. Aizen hatte nur all den Scheiß ausgenutzt, der bereits da gewesen war.
 

Renji konnte nicht wirklich sagen, dass er ihn überrumpelt hatte. Er hatte für dieses Leben mit offenen Augen unterschrieben. Sicher, er hatte gehofft, dass diese Ideale, mit denen man in der Akademie gefüttert wurde, echt waren. Genauso wie jeder andere es auch getan hatte, doch Inuzuri war seine erste Schule gewesen. Die Straßen und die Gassen von Inuzuri hatten Renji gelehrt, dass Ideale nett waren, doch die Realität war öfter ein Miststück, als dass sie es nicht war. Manchmal gab es nur den Weg nach vorne, auch wenn das, was du vor dir sahst, die reine Hölle war.
 

Und nichts davon war fair. Wenn es so wäre, dann säße Renji diese Nacht nicht in dieser Zelle.
 

Aber hier saß er.
 

Die Frage war: Was nun? Rollt sich der Hund auf den Rücken oder beißt er?
 


 

„Mit allem nötigen Respekt, Taicho, was? Was haben sie sich überhaupt dabei gedacht, Kommandant?“, rief Nanako, ihre 3. Offizierin. Byakuya hatte diese Frau noch nie so wütend gesehen. Ihre dunkle Haut war fleckig vor Zorn und die Weise, wie ihr Reiatsu jedes Wort betonte, erinnerte ihn noch ein wenig mehr an Yoruichi. „Sie hätten diesem Bastard Muguruma sagen sollen, dass er seine verdammte Nase aus der Angelegenheit der Division herauszuhalten hat. Haben sie wirklich ‚Auseinandersetzung eines Paares‘ gesagt??!“
 

„Das habe ich“, gab Byakuya zu, auch wenn er wünschte, er könnte es abstreiten. „Ich habe getrunken. Bedauerlicherweise kam es heraus, bevor ich es aufhalten konnte.“
 

Nanako sah aus, als wäre sie bereit, eine weitere Schimpftirade loszulassen, doch ihr Mund öffnete sich und schloss sich wieder. „Getrunken? Sie trinken?“
 

„Nicht mehr“, versicherte Byakuya ihr.
 

Nanako starrte Byakuya für eine Weile an, biss auf ihrer Lippe herum und ihre Hände in die Hüfte gestemmt. „Ich weiß, sie haben es mir schon einmal gesagt, aber erklären sie mir noch einmal, wie es kommt, dass Renji derjenige im Knast ist?“
 

Byakuya seufzte und nippte wieder an seinem Tee. Er hatte Nanako eingeladen, bei ihm am Kotatsu Platz zu nehmen. Sie hatte dort gesessen, auf der gegenüberliegenden Seite, doch als er ihr die Geschichte angefangen hatte zu erzählen, wurde sie zu aufgewühlt, um still zu sitzen. Nun ging sie in der engen Nische der Bibliothek auf und ab. Zum Glück war Byakuya jetzt schon viel nüchterner oder ihn hätte die konstante Bewegung schwindelig gemacht.
 

„Wie ich erklärt habe, habe ich versucht, ihn zu schlagen“, sagte Byakuya. „Der Vizekommandant hat sich selbst verteidigt. Also haben sie ihn erst wegen Ungehorsam festgenommen, was sie nicht zu entscheiden haben, doch Muguruma sagte etwas von… ‚einer Zeit zum Abkühlen‘.“
 

Nun falteten sich Nanakos Beine unter ihr und sie sackte so fast zu Boden. „Verarschen sie mich? Sie behandeln Renji wie das Mädchen?“
 

Byakuyas Lippen wurden dünn. „Das ist wohl kaum angemessen, 3. Offizierin. Und ich bin überrascht, das von einer Frau wie dir zu hören.“
 

„Sie wissen, was ich meine“, sagte Nanako scharf.
 

„Tatsächlich bin ich mir nicht sicher. Bist du überrascht dir Renji als Opfer mit dem Bedarf nach Schutz vorzustellen oder kannst du nicht den Machtunterschied zwischen einem Kommandanten und seinem Vizekommandanten spüren?“
 

„Beides“, sagte sie. „Renji hat Bankai und ist einer der fähigsten Männer, die ich bisher getroffen habe. Außerdem, wenn die Neunte als Ungehorsam fehlinterpretiert hat, würde ich mein Geld darauf wetten, dass Renji den Kampf am Gewinnen war.“
 

Byakuya versteckte sein Lächeln hinter seiner Teeschale. „Tatsächlich war er das.“
 

„Na dann, was zum Teufel? Sie müssen dort hingehen und das klären! Renji sollte keine Sekunde im Knast verbringen. So wie sie es erzählen, hat Renji nichts Falsches getan. Sie würden ihn nicht wegen Ungehorsam belangen und er ist nicht irgendeine Art von welkendem Mauerblümchen, das Schutz braucht.“
 

Byakuya atmete tief ein und sagte: „Nein, ist er nicht. Wie auch immer, ich habe das Gefühl, dass etwas Distanz zwischen uns im Moment… weise ist. Wir hatten… Nein, da ist niemandem die Schuld zu geben, außer mir alleine. Ich bin furchtbar eifersüchtig und mein Temperament ist mit mir durchgegangen. Renji ist sicherer, wenn er nicht bei mir ist.“
 

„Oh.“
 

„Ja“, sagte Byakuya und wollte ihren Gesichtsausdruck dabei nicht sehen. Stattdessen starrte er auf seine Reflektion in seinem Tee. Da waren schwarze Ränder unter seinen Augen. „Doch der Vizekommandant kann zu jederzeit zur Division zurückkehren, wenn er das wünscht. Du wirst zur 9, Division gehen, unter meinem Befehl. Verlasse sie nicht, bis sie ihn freigelassen haben. Wohin er danach geht, ist seine eigene Entscheidung. Doch wie du schon sagtest, ist es töricht ihn wie einen Kriminellen festzuhalten, wenn er nichts getan hat.“
 

„Ja, Kommandant!“
 

Nanako sprang auf Byakuyas Geheiß auf und kollidierte fast mit Ukitake, der außer Atem war. Nachdem sie sich mehrfach entschuldigend verbeugt hatte und einem sehr hässlichen Hustenanfall von Ukitake, machte sich Nanako auf den Weg, während Ukitake keuchte: „Notfall? Byakuya! Ich bin so schnell gekommen, wie es ging. Was ist es für ein Notfall?“
 

Byakuya stand auf und half Ukitake, sich am Kotatsu niederzulassen. „Es tut mir leid, dass ich dir so Sorgen bereitet habe, Kommandant“, sagte Byakuya. Er griff nach einer zusätzlichen Schale vom dekorativen Teeservice auf dem Regal hinter ihm und schaute, ob Staub zu sehen war. Da er keinen fand, schenkte er Ukitake eine Schale ein. „Ich bin dumm gewesen. Ich brauche deinen Ratschlag.“
 

Ukitake nahm einen tiefen Schluck Tee und dann, als wäre es ihm plötzlich in den Sinn gekommen, blinzelte er und fragte: „Wo ist Renji?“
 

Kyōraku erschien im Türrahmen und sagte: „Hoffentlich wurden wir nicht gerufen, um einen Körper zu verbuddeln.“
 

„Was?“, platzte es aus Ukitake heraus und drehte seinen Kopf zwischen seinem Partner und Byakuya hin und her.
 

„Du hattest zu viele Zeugen, um das angemessen zu überdecken, fürchte ich“, sagte Kyōraku mit einem Lachen, griff selbst nach einer Schale von dem Service und setzte sich hin. An Ukitake gewandt erklärte er: „Unsere Jungs hatten ein öffentliches Zerwürfnis.“
 

Ukitake wandte sich zu Byakuya: „Oh, nein! Oh, Byakuya! Bist du in Ordnung? Hat Renji dich verlassen? Habt ihr euch gezankt, weil er dich gefragt hat, ihn zu heiraten?“
 

„Ho, ho! Was bedeutet das?“, Kyōraku, der gerade zur Teekanne gegriffen hatte, hielt inne und guckte Byakuya mit großen Augen an.
 

Byakuya ließ ein übertriebenes Seufzen heraus. Nachdem er beide lange und durchdringend angeschaut hatte, fragte Byakuya: „Muss ich einem von euch überhaupt irgendetwas erzählen? Wisst ihr bereits alle Details über meine persönlichen Angelegenheiten?“
 

„Ich habe nichts von der Verlobung gewusst“, grummelte Kyōraku und klang dabei ehrlich enttäuscht von sich selbst. Nachdem er seine Schale aufgefüllt hatte, setzte er sich zurück, verschränkte seine haarigen Arme vor seiner Brust, die zarte, antike Schale in einer seiner großen, fleischigen Pranken.
 

„Ich wusste nichts über den Streit“, erinnerte Ukitake seinen Partner. Er schob eine seiner schneeweißen Strähnen hinter sein Ohr und wandte sich zu Byakuya. „Und bitte sei nicht sauer, Byakuya. Renji kam am Nachmittag, um sich ein Seelentelefon zu leihen und die Vorbereitungen zu machen. Ich habe gelauscht. Wie ich es immer tue.“
 

Kyōraku lachte, entspannte sich genug, um seine Schale wie zum Prosten in Ukitakes Richtung zu heben. „Das ist wahr. Nicht viel passiert im Diesseits, was von meinem schlauen ‘Shiro unbemerkt bleibt! Gott segne seine Seele. Es ist einer der vielen Gründe, warum ich ihn so abgöttisch liebe.“
 

Ukitake errötete und winkte mit der Hand, um Kyōraku aufzuhalten. Er lehnte sich vor und berührte flehend Byakuyas Ärmel. „Bitte Byakuya, sag uns, wie wir helfen können.“
 

Byakuya atmete tief durch. Das würde schwierig werden, doch er hatte sich selbst aufgetragen, die ganze Geschichte zu erzählen, egal wie peinlich sie sein würde oder wie furchtbar sie ihn aussehen ließ. „Es war nicht die Verlobung, die das Ganze in Gang setzte. Es war –“, Byakuya blickte zu Kyōraku auf und fuhr fort: „Ironischerweise warst du es.“ Kyōraku machte eine ‚was - wer, ich unschuldiges Etwas?‘-Geste, die Byakuya ignorierte. „Deine Party in der Elften letztes Jahr. Renji… streunte mit… Nein, die Details sind nicht wichtig, wichtig ist, dass ich ungerechtfertigt eifersüchtig wurde. Renji ist so unbeschwert und ich bin so schwierig. Es braucht nicht viel, um mich unsicher zu fühlen. Tatsächlich kann ich manchmal nicht verstehen, warum er mich nicht bereits für jemanden weniger empfindlichen verlassen hat. Die ganze Sache geriet außer Kontrolle. Wir sagten Dinge, die wir nicht hätten sagen sollen. Nein, ich sagte Dinge, die ich nicht hätte sagen sollen. Dann habe ich meine Hand erhoben…“
 

Ukitakes Hände flogen nach oben, um seinen Mund zu überdecken. „Oh, nein, Byakuya. Nein. Bitte, nicht.“
 

„Leider ja“, sagte Byakyua. „Doch Renji hat nun Bankai. Er sah es kommen. Er hat sich perfekt selbst verteidigt. Ich war es, der zu Boden ging. Leider verursachte das genug Schaden und Geräusche, dass es die Wachen alarmiert hatte. Die Neunte war involviert. Jeder hat sofort angenommen, Renjis Größe und der Tatsache geschuldet, dass ich mir gerade den Dreck abklopfte, dass es Ungehorsam war. Dass er der Aggressor war. Als ich versucht habe, sie zu korrigieren, habe ich…“, Byakuya musste innehalten und noch einmal tief durchatmen, um den Rest zu erzählen: „Ich habe zu viel getrunken und habe aus Versehen gesagt, dass Renji und ich ein Paar sind. Der Kommandant der Neunten hat mich wegen Unzucht angeklagt.“
 

Nun war es Kyōraku, der seinen Hut in den Nacken schob und stöhnte. „Ah, Herr Byakuya. Manche Männer sollten nicht trinken.“
 

„Durchaus“, stimmte Byakuya mürrisch zu. Das Schlimmste war raus, Byakuya fuhr fort und erklärte, dass er zurzeit unter Hausarrest stand, wie er freiwillig Senbonzakura übergeben hatte und dass Renji mitgenommen wurde – entweder für Ungehorsam oder zu seiner eigenen Sicherheit – doch dass er bald freigelassen werden sollte, falls Nanako ihren Job machte. Was das anging hatte er allerdings keinen Grund, dies anzuzweifeln.
 

Nachdem Byakuya geendet hatte und alle für einen Moment in erschrockener Stille zusammensaßen, stellte Kyōraku seine leere Schale ab und sagte: „Du musst dir keine Sorgen wegen Yama-jii machen. Er wird dir einen ernsten Blick zuwerfen, aber du wirst deinen Rang nicht verlieren. Diese Kommandanten-Eigenverantwortlichkeit ist viel zu wichtig für ihn, um plötzlich zu erwarten, dass die Divisionen irgendwelchen übergreifenden Militär-Kodex der Gerechtigkeit verfolgen. Außerdem seid ihr wohl kaum das einzige Pärchen unter den Rängen. Es wäre nur ein schlechter Präzedenzfall.“
 

Ukitake wrang seine Hände. „Wäre es nicht besser für Byakuya, wenn er irgendeine Art von Bestrafung erfährt – zumindest nach außen hin?“
 

„Was würdest du von dem Jungen verlangen, Liebling?“, fragte Kyōraku liebevoll. „Jede Art von echter Justiz würde verlangen, dass sie sich entweder trennen, dass Renji versetzt wird oder beides. Und da du deinen Posten besetzt hast, gibt es keinen freien Vizekommandanten-Rang in den Hofgarden. Willst du einen Soldaten auf Kommandantenniveau bestrafen, in dem du ihn als 3. Offizier irgendwo einsetzt? Scheiße, die einzigen freien Ränge, die ich irgendwo sehe sind in der Vierten und in der Elften. Möchtest du den armen Herr Renji direkt zurückschicken? Er hat so hart dafür gearbeitet, seine Karriere voranzutreiben. Das wäre ein Schlag ins Gesicht und genau genommen kannst du ihn für Unzucht mit Untergebenen nicht bestrafen. Nur denjenige mit dem Kraftvorteil.“
 

Sie beide blickten Byakuya an. „Und doch verstehe ich Taichos Anmerkung“, sagte Byakuya. „Vielleicht gibt es da etwas, das dem Generalkommandanten vorgeschlagen werden kann. Ein Bußgeld vielleicht?“
 

Kyōraku gluckste. „Möchtest du wirklich diese Art von Typ sein? Der, der sich seinen Weg aus dem Ärger bezahlt?“
 

Byakuya wollte sagen, dass er daran scheiterte zu sehen, was daran so schlecht sei, als Ukitake einwarf: „Shunsui hat recht. Es sollte greifbarer sein, meinst du nicht auch? Jeder weiß, dass du jedes Bußgeld zahlen kannst, das ausgesprochen wird.“
 

„Ich vermute“, sagte Byakuya enttäuscht. „Wollt ihr, dass ich Zeit absitze?“
 

Kyōraku hob seine Augenbrauen, doch schüttelte mit einem Lachen den Kopf. „Das ist ein bisschen radikal. Sagst du etwa, dass du dem zustimmen würdest?“
 

Byakuya nippte an seinem Tee und überlegte für einen Moment. „Ich würde, wenn es das ganze Problem lösen würde. Wenn wir danach zurückkehren könnten, mit Renji als mein Liebhaber und Vizekommandant. Wenn da irgendwie das Verständnis wäre, dass das, was ich da tue, symbolisch ist. Als eine Bestrafung, einen öffentlichen Fehler gemacht zu haben, keinen privaten. Ich werde Renji nicht leugnen. Noch bin ich bereit zu akzeptieren, dass er aus meinem Dienst austritt, es sei denn, es ist seine eigene Wahl. Ich war, und bin es noch, bereit diesen Mann zu heiraten. Ich werde nichts anderes vortäuschen.“
 

Ukitake seufzte glücklich. Kyōraku klopfte Byakuya auf die Schulter und verkündete: „Wir machen noch einen Romantiker aus dir, mein Junge! Ich rede mit dem alten Mann. Wir werden das für dich geregelt bekommen.“
 

Gut, dachte Byakuya. Wenn sich jetzt nur die Sache so einfach mit Renji klären ließe.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 22:
Der 3. Offizier der 6. Division boxt Renji aus dem Knast heraus; Byakuya ist mit Ukitake alleine. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück