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Neun Monate meines Lebens

von

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August

Fast die Hälfte der Zeit ist nun um. Die Familie weis bescheid. Aber da ist ja immer noch das Problem mit dem Schlabschluss. Akane trifft eine Entscheidung, die vielleicht ihr aller Leben beeinflussen wird.

 

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Akane hatte immer noch die Anleitung und Zutaten für Ranmas Maskierung in einem Karton unter ihrem Bett stehen. Sie wusste nicht, ob sie ihm davon erzählen sollte, ob sie es überhaupt anwenden wollte. Aber wenn Ranma nicht in der nächsten Woche seine Prüfungen nachholen würde, wäre er durchgefallen und müsste das letzte Jahr wiederholen. Wollte er das? Wollte er keinen Abschluss haben? Sie stand von ihrem Bett auf und streckte sich. Es war recht spät am Morgen, die Sonne stand schon sehr hoch. Als sie den Blick nach rechts wendete, sah sie ihren Freund sitzend an ihrem Schreibtisch. Er hatte den Kopf auf seine Arme gebettet, die Augen geschlossen und schnaufte leise. Aus seinem Mundwinkel tropfte Speichel und hatte bereits das Papier mit mathematischen Formeln total aufgeweicht. Akane musste schmunzeln, richtet sich auf und ging die paar Schritte zu ihm, um in eine Decke, die sie von einem Stapel neben dem Schreibtisch genommen hatte, über die Schultern zu hängen. Er hatte mittlerweile ein Gewicht angenommen, mit dem sie nicht mehr fertig wurde. Früher hatte sie ihn mit Leichtigkeit über die Schulter geworfen und davongetragen, aber nun war er sicher fünf Kilogramm schwerer geworden. Auch wenn sein Bauch noch lange nicht die maximale Größe angenommen hatte, konnte man ihn doch nun sehr gut sehen.

Die junge Frau ging wieder zu ihrem Bett, hockte sich davor und zog eine Kiste hervor. Sie hob den Deckel ab, sah Froschaugen die sie glotzten. Sie nahm das Glas in die Hand, schwenkte es ein paar Mal, wobei die kleinen Kugeln hin und her schwammen. Ein Baumwolltuch hatte sie auch dazugelegt und ein steriles Messer von Doktor Tofu, das sie bei einem Besuch mit Ranma geklaut hatte. Damit hatte sie alles. Aber was hatte die Hexe gesagt? Musste es auf Neumond oder zum Neumond gemacht werden? Verdammt, ausgerechnet das hatte sie sich nicht notiert. Und der Laden war nicht mehr dort, wo sie ihn das letzte Mal gefunden hatte. Sie sah zu Ranma herüber. Sie war entschlossen diesen Zauber anzuwenden. Er musste ja nichts davon wissen. Die Frage war nur was würde eigentlich genau passieren? Sahen nur andere ihn als Mann, er sich selbst aber nicht?

Sie kramte in der Nachttischschublade herum und zog einen kleinen, pink-blau eingeschlagenen Kalender heraus. Als sie den aktuellen Monat aufschlug, sah sie kurz auf die Kreuze die sie eingezeichnet hatte. Dann suchte sie das kleine Symbol für den nächsten Neumond. Der war schon Morgen?! Im Augenwinkel bewegte sich etwas und ihr Drehstuhl knarrte. Schnell warf sie alles zurück in die Kiste, klappte den Deckel zu und gab der Box einen heftigen Stoß, so dass sie an der Wand andotzte.

„Ist es schon morgen?“, murmelte Ranma und hob den Kopf leicht an. Akane lächelte ihm entgegen.

„Ja, wir haben das Frühstück verpasst.“ Als ob Ranmas Magen es verstanden hatte, begann er heftig zu knurren. „Wir sollten das wohl ändern“, sagte sie darauf hin und verließ das Zimmer. Ranma brauchte noch einen Moment um sich zu sortieren und ging ihr dann nach.

Der restliche Tag plätscherte so vor sich hin. Ranma hatte mehrmals Kund getan, dass ihn die Hitze noch umbringen würde, und wieso es denn ausgerechnet dieses Jahr so heiß sein musste. Genma, der mit Tendo eine Partie Go spielte, meinte, dann solle er sich in die Wanne setzen, wenn es ihm zu heiß war. Ranma schnaufte und maulte rum.

Während die drei in der Wohnstube hin und her diskutierten wurde es immer später, bis Kasumi den Tisch zum Abendbrot deckte. Nachdem sie alle zu Abend gegessen hatte, entschuldigte sich Ranma und ging auf sein Zimmer, denn er war schrecklich müde und wäre beim Essen schon mehrmals fast eingeschlafen. Akane verließ ebenfalls den Raum als Nabiki den Fernseher einschaltete und eine Popsendung ansah. Sie hörte noch, wie Kasumi das Geschirr zusammen räumte, da hatte sie schon ihre Zimmertür hinter sich geschlossen. Nun gut, jetzt musste sie nur noch warten bis Ranma eingeschlafen war.
 

Sie hatte alles vorbereitet, saß nun vor der Schiebetür zu Ranmas und Genmas Zimmer. Der Alte schnarchte schon, aber Ranmas unruhiges Geraschel ließ sie wissen, dass der Junge noch nicht richtig schlief. Es wurde stiller um sie und die Dunkelheit schlich sich langsam in ihren Geist, um sie in eine erholsame Tiefe zu ziehen.

Plötzlich war sie hellwach. Schweiß ran ihr über den Hals und sie sah sich um. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie schob die Tür einen Spalt auf und sah in den Raum dahinter. Ranma lag still unter der Decke, sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Es war Zeit.

Akane griff die Schale, in der die bereits vor zerkleinerten Froschaugen lagen. Das Tuch hatte sie sich in die Hosentasche gesteckt und das Messer klemmte sie sich zwischen die Lippen. Dann rutschte sie zu dem schlafenden Jungen und stellte die Schale neben seinem Kopf ab. Sie nahm das Messer von den Lippen, kippte sich die drei Augen in den Mund, schnitt sich mit dem Messer in den Unterarm und lies eine gewaltige Menge ihres eigenen Blutes in ihrem Mund tropfen. Dann presste sie ein dickes Tuch auf ihre Wunde, den Arm an ihre Brust und kaute auf dem metallisch schmeckenden Brei herum. Es fühlte sich wiederlich an und sie unterdrückte gerade noch so ein Würken, als sie der Meinung war alles war genügend vermischt, spuckte sie es in das Baumwolltuch. Sie nahm das Tuch von ihrem Arm und wickelte nun das kleine Päckchen damit ein. Sie wollte nicht, dass der Boden so versaute und schob es dann behutsam unter Ranmas Kopfkissen. Dieser bewegte sich kurz, worauf hin sie ihren Atem anhielt. Ranma schlief weiter, was Akane dazu trieb, so schnell wie möglich den Raum zu verlassen. In ihrem Zimmer stellte sie alles in den Karton und schob ihn mit einem Fuß unter ihr Bett. Dann legte sie halbherzig einen kleinen Verband um ihren Arm und ging schlafen. In drei Tage würde sie es sehen, ob der Zauber funktionierte oder nicht. Bis dahin musste sie sich also gedulden.
 

Der dritte Abend, nachdem Akane den Zauber angewandt hatte, war angebrochen. Ranma ging zu Bett, sein Vater saß noch mit ihrem Vater am Tisch und die beiden diskutierten darüber, ob der Zug von Genma nun rechtens war oder nicht. Nabiki sah den beiden Streithähnen dabei zu. Akane stand auf und wünschte allen eine gute Nacht, worauf niemand von ihnen reagierte. Schnaubend ging sie die Treppen hoch. Ranma kam gerade die Treppe hoch und hatte ein Handtuch um seine Schultern hängen, als sie ihre Zimmertür öffnete. „Gute Nacht Akane.“, sagte er mit seiner leicht quietschenden Mädchenstimme, dennoch hörte es sich Melodisch an. Sie lächelte ihn an „Gute Nacht!“ Sie sah ihm nach wie er in hinter der Flurecke verschwand. Sie trat in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Sie wusste noch nicht, ob sie diese Nacht überhaupt schlafen konnte. Sie fragte sich, ob es richtig gewesen war, diesen Zauber, der doch sehr fragwürdig war, überhaupt angewandt zu haben. Jetzt machte sie sich Vorwürfe. Abbrechen konnte sie das Alles nicht mehr. Sie überlegte, was passieren würde. Würde sie das Tuch einfach verbrennen?

Und über ihren Gedanken schlief sie dann doch ein.

Am Morgen öffnete sie müde ihre Lider und blinzelte gegen die Helligkeit in ihrem Zimmer. Sie streckte sich, schmatzte leise und setze sich auf. Sie strich sich durch ihre zerzausten Haare und sah zum Wecker. Neun Uhr war es. Sie hatte noch eine Stunde, bis sie bei ihrem Minijob sein musste. Nachdem sie die Schule beendet hatte, war sie eine Weile Zuhause geblieben. Aber irgendwie hatte sie das Bedürfnis wenigstens etwas zur Familie beizusteuern. Dadurch das Ranma viel Aufmerksamkeit forderte und sonst Tags niemand zuhause war, außer ihrer beiden Väter, die aber die meiste Zeit nur ihre blöden Brettspiele spielten, konnte sie nicht den ganzen Tag wegbleiben. Fünf Stunden stand sie an der Kasse eines Supermarkts. Wirklich aufregend war das nur, wenn an einem Warenteil der Barcode fehlte und sie das Teil im Laden suchen musste.

Sie gähnte noch mal und stand auf. Während sie sich anzog, sah sie kurz in den Garten herunter. Ranma war schon wach und stand am Teich. Manchmal wunderte sie sich über ihn. In einem Moment war ihm heiß, dann war ihm kalt, dann müde, dann hell wach. Sie sah auch, dass ihr Zauber nicht funktioniert hatte. Irgendetwas war schiefgelaufen, das war mal klar. Sie öffnete das Fenster um frische Luft rein zu lassen, dann verließ sie ihr Zimmer um sich von Kasumi etwas zu essen geben zu lassen.
 

Als Akane das Haus verließ, konnte Ranma sie vom Garten aus sehen, wie sie die Überdachung bis zum Tor entlang lief. Der Saum ihres gelben Kleides und der blaue Kittel darauf schwangen bei jedem Schritt hin und her. Auf ihrem Kopf hatte sie eine weiße Kappe verkehrt herum sitzen, auf dem groß der Aufdruck SuperKangu stand. Das war der Laden der ein paar Straßen weiter war und in dem Akane seit ein paar Wochen angefangen hatte zu arbeiten. Augenblicklich fühlte er sich schlecht. Jetzt musste sie arbeiten gehen um ihn, naja nicht nur ihn, aber um ihre Familie zu versorgen, weil er keine Kurse anbieten konnte. Dabei wollte er das. Er hatte mit Akane darüber gesprochen als sie ihn fragte, was er nach der Schule machen wollte.

Er meinte er würde Anfängerkurse geben, so wie er in den Sommerferien immer getan hatte. Dann Kurse für Frauen, die sich in Selbstverteidigung üben wollten, Kurse für Kinder für mehr Selbstbewusstsein. Aber all das fiel nun ins Wasser. Das war alles Geld, was er gespart hätte, um später das Dojo von Herr Tendo zu übernehmen und es auf Vordermann zu bringen. Er hatte, gegen aller Meinungen, diesen Ort liebgewonnen. Er hatte Akane liebgewonnen und wollte hier nicht mehr weg. Er seufzte leise und schloss die Augen. Als er hinter sich schnaufen hörte und jemand seinen Namen rief, fuhr er zusammen und konnte einem Fuß gerade noch so ausweichen. Etwas umständlich ging er ein paar Schritte zur Seite, duckte sich dabei und landete schließlich auf seinem Allerwertesten, als er aufsah und in Ryogas Gesicht starrte.

„Ranma!“ keuchte dieser und drohte ihm mit den Fäusten. „Wie kannst du nur“ Ranma wusste gar nicht um was es ging. Er stand wieder auf und schnipste seinen Zopf von seiner Schulter, als er seinen Rivalen durch schmale Augen ansah. „Was hab ich diesmal gemacht?“

„Wie kannst dich nicht hier zuhause rumdrücken während die schöne Akane für dich schuften gehen muss!“ Ranma verdrehte die Augen. „Erstens, drücke ich mich nicht zuhause rum. Ich habe Ferien. Zweitens geht es dich doch eigentlich gar nichts an, was Akane macht. Schließlich ist es ihre Entscheidung, Arbeiten zu gehen, oder nicht?“ Ranma kratze sich unter dem Arm und stemmte dann beide Hände in den Rücken. Dabei drückte er seinen doch schon sehr ausgeprägten Bauch nach vorne. Ryoga verstummte als er etwas sagen wollte, dann aber auf Ranmas Bauch starren musste.

„W-Was...?!“ Er ging einen Schritt rückwärts. Ranma kreuzte die Arme vor seiner Brust und kniff die Augen noch mehr zusammen.

„Noch nie ne Schwangere gesehen?“, fauchte er und gab seinem gegenüber einen Tritt in den Bauch. Ryoga kam ins Straucheln, ruderte mit den Armen, doch alles half nichts mehr. Schließlich landete er im kalten Wasser des Teichs. Ein kleines Ferkel tauchte wieder auf, das genauso verdattert dreinsah wie sein menschliches Ebenbild es getan hatte.
 

Ryoga saß neben Ranma auf der Veranda und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken.

„Kannst du mir erklären was hier nicht stimmt?“ Er ließ das Handtuch in seinen Schoß fallen und stützte sich auf beide Arme nach hinten ab. Ranma schnaufte. „Pff, wenn ich das wüsste, wären wir alle um einiges Schlauer, dass kannst du mir glauben.“ Der Junge fuhr sich mit einer Hand über den Unterbauch, in dem es schrecklich zog. Der Schweinchenmann lehnte sich wieder vor und sah seinen Freund von der Seite einen Moment an. Auf seinem Gesicht lag ein seeliges und weiches Lächeln, seine Augen sahen in die Ferne, obwohl er hinab auf seine Kugel sah. Plötzlich weiteten sie sich jedoch und Ranma entwich ein erschrockenes Keuchen. Ryoga wusste nicht, was er machen sollte und fragte deswegen nur „Was?“

Ranma war so perplex, dass er nicht richtig mitbekam, wie sein Sitznachbar ihm eine Hand auf die Schulter legte. Dann löste er sich aus seiner Starre, ergriff Ryogas Hand aus einem Impuls heraus und presste diese gegen seinen Bauch. Erschrocken wollte dieser aufstehen und sich von ihm lösen doch als er spürte das unter seiner Hand sich die Haut leicht wölbte blieb er doch sitzen und sah gespannt herunter. Ranma war auf einmal unglaublich glücklich und es schien als sei seine Aura um ihn herum sichtbar geworden. Eine umgewöhnte Wärme umgab ihn und strahlte auf Ryoga über. Dann lachte Ranma und sah seinen Freund an. Ryoga konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, zog dann aber seine Hand unter Ranmas hervor. „Schade, dass Akane nicht da ist...“ murmelte Ranma leise und umfasste seinen Bauch mit beiden Händen. „Ryoga?“ „Ja?“ „Kannst du mir sagen was auf dem Geburtstag passiert ist?“ „Nein.“

„Ich würde zu gern wissen, was passiert ist. Ich kann mich aber an nichts erinnern. An gar nichts. Ich weiß nicht mal, wieso ich mich verwandelt habe. Akane sagte, ich muss ziemlich betrunken gewesen sein. Jetzt ist es eigentlich egal.“, sagte er dann und sah in den Himmel. Das Ryoga nicht wusste was auf dem Geburtstag los gewesen war, war mehr als offensichtlich, denn nach Ranmas Erinnerung war der junge Mann gar nicht anwesend gewesen. Ein entzücktes Lachen hinter ihnen ließ die beiden sich umdrehen. „Ryoga-kun, wie schön dich wieder zu sehen!“, bergrüßte Kasumi den jungen Mann. „Bleibst du zum Essen?“, fragte sie dann. Der Angesprochene sah kurz zu Ranma dann nickte er. Natürlich blieb er, so konnte er Akane sehen.
 

Der Mittag verging, Akane kam Nachmittag heim und verkrümelte sich sofort in ihr Zimmer. Ryoga konnte ihr nur Hallo sagen, ehe die junge Frau auch schon die Treppen hochgestiegen war.

Am späten Abend als Akane zum Abendbrot nicht erschien, machte sich Ranma etwas Gedanken um das Mädchen. Er wusste, wenn sie Müde war, man mit ihr nicht gut zurechtkam und schon mal einen Schuh an den Kopf bekam. Doch irgendwie trieb ihn eine Unruhe an, dass etwas nicht stimmte. Er schnaufte, als er sich vom Boden sitzend aufrichtete, streckte sich kurz und tapste dann los. An ihrem Zimmer angekommen, klopfte er. Keine Reaktion. Er klopfte nochmals, spätestens jetzt hörte man sie murren, aber auch dieses Mal blieb es stumm hinter der Tür.

Ranma nahm den Türknauf in die Hand und drehte ihn. Er lugte um die Ecke und sah Akane im Bett liegen.

„Akane?“, fragte er aber, das Kind bewegte sich nicht. Er schritt ganz in das Zimmer und ging zu ihr ans Bett. Er tippte ihr zaghaft an die Schulter. Er ließ sich auf der Bettkante nieder und rüttelte etwas fester, doch Akane wollte einfach nicht aufwachen. Dann griff er nach der dunklen Bettwäsche und wunderte sich, wieso diese nass war. Dann zog er sie weg. Er riss seine Augen auf und aus seiner Kehle entwich ein erschrockener Aufschrei. Von draußen hörte er gepolter die Treppe hochkommen. Als er Akane an den Schultern fasste und sie feste rüttelte kamen Ryoga dicht gefolgt von Kasumi ins Zimmer. Diese hielt sich die Hände vor den Mund, unfähig etwas zu tun. Auch der andere im Zimmer stand da wie angewurzelt.

„Akane! Wach auf!“, rief Ranma, ließ ihre Schultern los und nahm ihren Arm. Ein Verband war um ihn gewickelt, der durchnässt von Blut war. Was erklärte, wieso die Decke an dieser Stelle feucht war, aber es erklärte nicht, was in das Mädchen gefahren war. Ranma drehte sich um und schrie ihre Schwester an „Steh nicht so dämlich da rum! Ruft einen Arzt!“

Ranma zog seine Bluse aus Seide aus und presste sie auf Akanes Arm. Als die beiden halsüberkopf aus dem Zimmer stürmten, hatte er sich wieder gesetzt und seine Verlobte an sich gedrückt, dabei stieß er mit dem Fuß gegen eine Kiste, die sich unter dem Bett herausschob. Er sah sie an und schubste sie mit einem Fuß ganz hervor. Der Deckel war nicht ganz geschlossen, weshalb er ihn mit einem Fuß bei Seite schieben konnte. Akane hatte mit ihrer fürchterlichen Handschrift, die keiner richtig lesen konnte, einen Notizzettel vollgeschrieben. Die Überschrift konnte er noch gerade so lesen. „Maskierungszauber...“ murmelte er.

„Was ist passiert?“, hörte er Akane fragen. Er sah zu ihr und strich hier mit der Hand die Haare aus dem Gesicht. „Das sollte ich dich fragen. Was hast du dir dabei gedacht? Wolltest du dich umbringen?“

Umbringen? Akane verstand nicht, was er meinte. Dann sah sie müde auf ihren Arm, wo Ranma immer noch seine Bluse auf den Verband presste. Ach ja, ... es ist also schief gelaufen. Das musste es gewesen sein was die Hexe meinte, mit es ist gefährlich. Sie lächelte schwach und ihre Lider fielen langsam wieder zu. „Hat wohl nicht ge... klappt...“

„Akane!“, Ranma rüttelte so fest an ihr wie er konnte, doch sie machte die Augen nicht mehr auf. Es dauerte zwanzig Minuten, bis der Rettungsdienst da war, doch für ihn fühlte es sich an wie die Ewigkeit. Als sie mit der Trage herausgebracht wurde, trottete er hinterher, wollte sie nicht alleine lassen. Doch eine Hand legte sich auf seinen Oberarm und hinderte ihn daran, weiter zu gehen. Es war sein Vater. „Lass Soun mitfahren. Wir können ihnen so folgen.“, sagte der alte Mann zu seinem Sohn. Ranma versuchte erst sich aus seinem Griff zu lösen, aber dieser wurde nur fester.

Sie sahen alle zu wie Akane und ihr Vater im Wagen verschwanden. Alle wussten nicht was sie denken sollten, wieso hatte Akane so etwas nur getan? Ranma dachte nach und dachte nach, dann fiel ihm dieser Zettel wieder ein. Er rannte los, hoch in ihr Zimmer. Schnaufend kam er dort an und griff in den Karton, der immer noch am Boden stand.

„Was hatte sie nur vor?“, murmelte er und las sich die Notiz durch. Ryoga der hinter ihm zu stehen kam, sagte „Was meinst du?“

„Sie hat gesagt 'Hat wohl nicht geklappt'. Was wollte sie denn machen?“ Ranma ballte die Hand zur Faust und zerknüllte das Papier vor Zorn. Das Schwein nahm ihm den Zettel ab und las ihn durch.

„Hört sich an wie ein Rezept. Neumond.“

Ein Buch, das auf ihrem Schreibtisch lag, fiel Ranma ins Auge, als er sich im Zimmer umsah. 'Hexen und andere Wesen. Wissenswertes über die Zauberkunst' war der Titel und ein Lesezeichen leitete ihn zu der Stelle, an der Akane wohl aufgehört hatte, zu lesen. Er schlug das Buch, das sehr altertümlich und westlich aussah, an der Stelle auf. „Wie man andere verhext und deren Nebenwirkungen. Unzählige alte Manuskripte und Schriften lassen darauf hindeuten, dass viele Hexen des 14. Jahrhunderts versucht haben, andere Menschen zu täuschen, damit sie nicht als Hexen identifiziert werden konnten. Dazu gibt es viele Rezepte und Möglichkeiten. Am besten Sie suchen sich eine alte Kräuterfrau und befragen sie. Irgendwann wird sie Ihnen Möglichkeiten aufzählen, Sie oder Ihre Liebsten zu verzaubern, wenn sie nicht wollen dass Andere von einer Veränderung etwas erfahren sollen.“, las er laut vor. „Was? Verzaubern?“

Ryoga legte das Papier neben das Buch. „Wollte sie dich Verzaubern? Und dafür muss sie nun mit ihrem Leben bezahlen... Du...“ eine dunkle Aura bildete sich um den Mann und er drehte sich bedrohlich langsam zu Ranma um. „Ach komm schon! Ich hab davon doch gar nichts gewusst! So eine blöde.... eine Dumme... Machoweib!!“ Er schlug die Hände vor sein Gesicht und schluchzte auf. Augenblicklich beruhigte sich Ryoga wieder. Er wusste, dass Ranma dafür nichts konnte. Er war ja nicht für die Taten Akanes verantwortlich. Dennoch gab er der kleinen rothaarigen Frau die Schuld an der ganzen Sache.

Kasumi stand plötzlich in der Tür und kam ein paar Schritte auf die Männer zu. „Ranma, wir wollen los gehen.“, sagte sie, sah den Jungen dabei aber nicht an. Ihn beschlich das Gefühl, dass alle ihm die Schuld gaben. Dabei konnte er gar nichts dafür. Es war Akanes Entscheidung gewesen.

Mit ein paar alten, verrosteten Fahrrädern machten sie sich auf den Weg. Kasumi hatte Nabiki auf dem Gepäckträger sitzen, wohingegen Genma seinen Sohn mit auf das Rad genommen hatte. Nur Ryoga musste laufen. Da sie aber mit ihrem Drahtesel so ein Tempo drauf hatten, konnte er nicht mithalten und verlor sie schließlich aus den Augen. Verdammt. Er würde dieses Krankenhaus niemals finden!
 

Im Krankhaus angekommen, mussten sie alle im Wartebereich vor der Station sitzen bleiben. Es verging Stunde um Stunde, bis Akanes Vater Soun aus der Flügeltür trat und die Gruppe sah. Er ging erst zu seinen beiden Töchtern und nahm diese in den Arm. Ranma und sein Vater standen auf der anderen Seite des Ganges. Der Junge hatte dieses Hexenbuch fest in der Hand und starrte konzentriert aber voller Niedergeschlagenheit vor sich auf den Boden. Genma löste sich von der Wand und ging auf seinen alten Freund zu. Ranma hörte, wie die beiden leise miteinander sprachen, aber so richtig verstehen wollte sein Gehirn nichts davon.

Er machte sich Vorwürfe, dass diese Situation so eskaliert war. Er war einfach vom Pech verfolgt. Soun ließ sich neben den Jungen in den Stuhl nieder.

„Akane geht es gut.“ sagte er und bedachte seinen zukünftigen Schwiegersohn mit einem Blick, den keiner so richtig deuten konnte. Es lag Trauer, Verständnis aber auch Wut und Zorn, Enttäuschung und Verachtung in ihm. Ranma sah auf und man konnte seine Erleuchtung an seinen Augen sehen. Doch die tadelnden Blicke, die auf ihm ruhten, ließen ihn zornig werden und er ballte die Hände.

„Es ist nicht meine Schuld!“, sagte er fest.

„Das behauptet doch keiner.“, meinte Soun.

„Doch! Es denken alle. Meint ihr etwa, ich sei blind und würde eure Blicke nicht sehen? Bin ich denn an allem Schuld was passiert? Meint ihr etwa, ich wollte das Ganze hier?“, er deutet dabei übertrieben auf seinen dicken Bauch und klatschte Akanes Vater das Buch auf die Oberschenkel.

„Weiß der Geier, was sie vorhatte!“ Tendo nahm das Buch in die Hand und las in Gedanken den Titel. Dann reichte er es an die anderen weiten.

„Ich habe keine Ahnung, was sie vorhatte. Sie wollte mir vermutlich nur helfen, was aber nicht geklappt hat. Irgendetwas aus Europa. Ich hoffe sie wird wieder gesund...“ Ranma wurde zum Schluss hin immer leiser, bis er ganz verstummte. Den Rest von seinem Monolog wollte er nicht mehr laut aussprechen, denn es ging niemanden etwas an, dass er Akane so innig liebte, dass er ohne sie nicht mehr Leben konnte, wollte.

Als ein Arzt sich zur Gruppe gesellte, sprang der Junge auf. Er schnaufte und kam ins Straucheln, wurde aber von Soun am Arm gehalten, damit er das Gleichgewicht wieder finden konnte. Der Arzt sah alle der Reihe nach an. Dann sagte er „Ihr geht es gut. Sie hat nicht so viel Blut verloren. Ich rate ihnen allerdings, darüber nachzudenken, sie in eine Psychiatrie einzuweisen, denn dieser Selbstmordversuch sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.“

Ranma schnaufte. „Sie wollte sich nicht umbringen. Dazu hat sie gar keinen Grund.“ Der Arzt sah ihn an. „Ich kann verstehen, dass sie das glauben. Aber wir können nicht wissen, wie es in ihrem Inneren aussieht.“

Ohne darauf weiter einzugehen, fragte Ranma, ob er zu ihr dürfe. Nur widerwillig gab der Arzt nach, nachdem Ranma ihm unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sein Kind, das von Akane sei, was gelogen war, aber das musst der Mann ja nicht wissen.

Er führte die junge Schwangere zum Zimmer, hinter dessen Glastrennwand er Akane sehen konnte. „Seien Sie behutsam.“ Ranma nickte. Tze, Akane konnte sich auf etwas gefasst machen!

Er ging zu ihr und setzte sich leise auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Vorsichtig nahm er Akanes Hand und drückte sie leicht, in der Hoffnung, sie würde reagieren. Eine Weile geschah nichts und er sah einfach nur ihre blasse schmale Hand in seiner an. Dann raschelte es und ein seufzen drang an seine Ohren.

„Akane?“, fragte er und beugte sich vor, um sie besser zu sehen. Die junge Frau drehte den Kopf und sah ihn direkt an. Sofort legte sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen. „Was hast du dir dabei gedacht?“ Sein Blick war vorwurfsvoll, das sollte er auch sein. Sie sollte wissen was er von dieser Aktion hielt.

„Ich wollte dir helfen, deinen Abschluss zu machen“, murmelte sie leise. Ranma schnaufte.

„Was für ein Blödsinn! Na, dann hab ich eben Keinen. Davon geht die Welt nicht unter.“

„Aber der ist Wichtig“, protestierte sie.

„Nein ist er nicht. Mir ist wichtiger das es dir gut geht.“ sagte er und strich ihr mit seiner anderen Hand das Pony aus der Stirn. „Ich will mit dir zusammenleben, ob ich einen Schulabschluss habe oder nicht. Das ist völlig egal. Ich kann auch ohne die Kampfschule führen und so für unsere Familie sorgen.“ Akanes Augen weiteten sich ein bisschen. Sie war sichtlich ein Narr, dass wusste sie schon lange. Immer glaubte sie, Ranma sei nur mit ihr zusammen, weil es ihre Eltern so gewollt hatten. Aber immer wieder sagte er, dass er nur wegen ihr noch da war, weil er sie wirklich liebte. Akane verstand nun. Sie lachte leise und griff mit ihrem bandagierten Arm nach seiner Wange.

„Danke“, hauchte sie. „Ich liebe dich Ranma. So wie du bist.“ Dann schlossen sich ihre Augen wieder und sie seufzte leise. Er wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke über die Augen.

„Ich liebe dich auch.“ Er hatte es noch nie laut ausgesprochen. Es war leise, aber es war trotzdem laut genug, dass Ryoga es an der Tür hören konnte. Er hatte lange gebraucht, dieses verfluchte Gebäude zu finden. Jetzt war er wütend, dass er ausgerechnet heute geschafft hatte, es in nur ein paar Stunden und nicht Tage zu finden.

Lautlos drehe er sich um und verließ das Krankenhaus. Er würde nie wieder herkommen. Ach, Akane!

 

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Ohje, der arme Ryoga. Ob Ranma da mal nicht noch ärger mit ihm bekommt. Im nächsten Kapitel wird der Junge in das Geheimniss der Weiblichkeit eingeführt.



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