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Familienalbum

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Weil fast Weihnachten ist, gibt es noch ein Update für die OS Sammlung. :3
Viel Spaß! Komplett anzeigen

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Unerwartete Neuigkeiten

Leise prasselte der Regen gegen das Schlafzimmerfenster und Donner dröhnte, während vereinzelte Blitze über den Himmel zuckten. Es war lange her, seit sie ein derart heftiges Gewitter hatten, vermutlich würde es den ganzen Abend, wenn nicht sogar die ganze Nacht so weiter gehen. Uriel konnte Unwetter noch nie wirklich leiden, was jedoch nicht weiter verwunderlich war, wenn man ihr Element bedachte. Im Gebiet der Lichtdämonen waren sie äußerst selten, in Pandemonium dagegen gehörte es zum Alltag, vor allem in dieser Jahreszeit. Schweigend sah die blonde Dämonin zu, wie die Wassertropfen an den Scheiben hinunter liefen, während sie immer tiefer in ihre Gedanken sank. Die Worte des Heileres echoten immer wieder in ihrem Kopf, doch sie wollte ihnen nicht glauben. Er musste sich geirrt haben, das durfte einfach nicht wahr sein! Sicherlich gab es andere Erklärungen für ihre Übelkeit und ständige Müdigkeit. Sie konnte nicht schwanger sein, sie hatte regelmäßig das verdammte Pulver eingenommen! „Es kann durchaus vorkommen, dass man es vergisst oder es noch nicht ganz reif war. Sowas passiert nicht selten.”, echote die Stimme des Heilers, die sie schnell wieder verdrängte und schüttelte energisch den Kopf. Mit einem leisen Seufzen massierte sie sich die Schläfen, doch das ungute Gefühl blieb. Sie konnte es nicht mehr leugnen. Die Heiler waren sehr genau, wenn es um Schwangerschaften ging, daher war es so gut wie ausgeschlossen, dass ihnen ein Fehler unterlaufen war. In ihr wuchs ein Kind und sie hatte absolut keine Ahnung wie sie das ihrem Gemahl beibringen sollte. Satan wollte keine Kinder, fast jeder wusste dies und er hatte das auch zu Beginn ihrer Beziehung deutlich gemacht. Zwar hasste er Kinder nicht, doch er fand sie ziemlich nervig. Ein kleiner Teil von Uriel war enttäuscht gewesen, sie hätte gerne eins gehabt, aber es akzeptiert. Wer weiß, Satan hatte sich bereits verändert, vielleicht würde er es sich nochmal überlegen. Jedoch hatten sie nie wieder von dem Thema geredet, was andeutete, dass sich wohl nichts geändert hatte. Nun fürchtete sie, dass er die Neuigkeiten nicht gut aufnehmen würde. Was wenn er wütend wurde und das Kind nicht annahm? Sie wollte ihn nicht verlassen, aber das Kind abzugeben, stand ebenfalls außer Frage. So oder so gab es keinen Weg drum herum: Sie musste es ihm sagen, sie wusste nur nicht wie. Seufzend schaute sie auf die Uhr. Es war bereits halb zehn, er hätte längst von seinem Treffen zurück sein müssen. Wie auf Stichwort öffneten sich die Türen und der Dämonengott betrat den Raum. Sie zwang sich zu seinem Lächeln und stand auf, um ihn zur Begrüßung zu küssen. „Hallo Liebling, wie war dein Tag?”, fragte sie, während sie versuchte sich möglichst normal zu verhalten. „Hatte schon bessere.”, kam die knappe Antwort. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er momentan nicht die beste Laune hatte. Wortlos setzte griff er eine Weinflasche und warf ihr einen fragenden Blick zu, woraufhin sie den Kopf schüttelte und sich auf das Bett setzte. „Nein danke, ich bin nicht in Stimmung.” Kein Alkohol während der Schwangerschaft, das durfte sie nicht vergessen. Er selbst goss sich ein Glas ein und setzte sich in einen der Sessel, offenbar nicht ganz mit den Gedanken bei ihr. „Ich nehme an, das Ratstreffen lief nicht gut?”, fragte Uriel vorsichtig, in der Hoffnung, ein Gespräch anfangen zu können. „Nein.”, antwortete Satan ein wenig barsch, offenbar nicht in der Stimmung zu reden. Einige Minuten lang hüllten sich beide in Schweigen, dann seufzte der Dämonengott, stellte sein Weinglas ab und stand auf. Er setzte sich neben seine Frau, legte einen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Entschuldigung, ich hätte meine schlechte Laune nicht an dir auslassen sollen. Ich hatte einen langen Tag. Wie war deiner?” Uriel lächelte ihm aufmunternd zu. „Schon in Ordnung. Mein Tag war ganz gut. Ich habe die Unterlagen durchgesehen und einiges neu einsortiert. Ich hoffe, das ist in Ordnung?” Der Dämonenherrscher lächelte. „Danke, das hilft mir sehr. Ach ja, was kam eigentlich beim Heiler raus?” Ein Teil von ihr hatte gehofft, dass er es vergessen hatte. „Es war nicht weiter schlimm, nur eine leichte Magenverstimmung.” Sie hasste es, ihn anzulügen, aber wollte noch abwarten. Zumindest bis seine Laune etwas besser war. Der Weißhaarige runzelte die Stirn, sichtlich unzufrieden. „Dann muss ich wohl ein Wörtchen mit den Bediensteten reden. Sie müssen besser aufpassen-”
 

„Nein, schon gut!”, sagte die Lichtdämonin schnell. „Wahrscheinlich habe ich zu hektisch gegessen. Mach dir keine Sorge.”, beruhigte sie ihn und Satan seufzte. „Na schön, wenn du das sagst. Ich glaube, ich gehe direkt ins Bett. Du auch?” Sie nickte. „Ja klar.” Hoffentlich würde er in den nächsten Tagen bessere Laune haben.
 

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Eine Woche später hatte sie es ihm immer noch nicht gesagt. Sie hatte es bereits mehrere Male versucht, doch sich schlussendlich nicht getraut. Seufzend strich sie sich eine blonde hinter das spitze Ohr und starrte auf das Blatt vor ihr, ohne zu begreifen, was darauf geschrieben stand. Sie saß bereits seit einigen Stunden im Arbeitszimmer ihres Mannes und ging einige Dokumente durch, brauchte allerdings wesentlich länger als sonst. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um das ungeborenen Kind und die Frage, wie sie es Satan beibringen sollte. Wahrscheinlich wäre es das beste, es einfach gerade heraus zu sagen, doch diese Unsicherheit machte sie immer nervöser. Ein klopfen ließ sie aufsehen und sie legte das Blatt zurück auf den Stapel, dankbar für die Ablenkung. „Herein.”, rief sie. Die Tür öffnete sich und Shax betrat den Raum. „Uriel, fleißig wie immer, wie ich sehe.”, begrüßte er die Dämonin. „Ich fürchte, ich bin momentan keine große Hilfe. Ich kann mich heute einfach nicht konzentrieren.”, seufzte sie und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Vielleicht sollte ich einfach zurück ins Bett, bevor ich weiter Namen verwechsle oder etwas falsches schreibe.” Shax sagte nichts, er schien es zwar zu wollen, doch fand wohl nicht die richtigen Worte. „Ist etwas passiert? Soll ich Satan holen?”, fragte sie besorgt, woraufhin der Silberhaarige den Kopf schüttelte. „Nein, das ist nicht nötig. Wenn ich so direkt sein darf: Ich bin deinetwegen hier. Du warst die ganze Woche lang ziemlich neben dir und ich hatte den Eindruck, dass du gegenüber Satan relativ distanziert bist. Ist alles in Ordnung?” Die Lichtdämonin gab sich größte Mühe einen neutralen Gesichtsausdruck zu behalten, aber war nicht sicher, ob sie damit Erflog hatte. „Sicher, mir geht es gut. Die letzte Woche war einfach...anstrengend. Ich bin sicher, dass es bald vorbei ist. Warum fragst du? Hat Satan dich geschickt?”, fragte sie, nun besorgt, aber Shax schüttelte den Kopf. „Nein, hat er nicht. Er würde dich direkt fragen. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass mehr dahinter steckt als Stress. Sogar dem Personal ist aufgefallen, dass du dich anders als sonst verhältst.” Als sie schwieg, fuhr er fort. „Ich werde dich nicht zwingen zu antworten, aber wenn du wirklich ein Problem hast, solltest du es nicht für dich behalten.” Natürlich hatte er recht, sie musste es irgendwann gestehen. Vielleicht würde es wirklich helfen, mit ihm darüber zu reden. Immerhin gehörte er zu den Personen, die Satan am besten kannten. „Na schön, ich sage es dir. Allerdings musst du mir versprechen, es niemanden zu sagen, vor allem Satan!”, erwiderte sie und sah ihn eindringlich an. „Es ist nichts, was Gehenna oder ihm schadet, es ist einfach ein schwieriges Thema.”, fügte sie schnell hinzu. Der Erzdämon zögerte, schließlich nickte er. „Gut, ich verspreche, es niemanden zu sagen.” Uriel lächelte ihm dankbar an, dann schoss sie die Augen und holte kurz Luft. „Ich bin schwanger.”, brach es ihr hervor, bevor sie es sich anders überlegen könnte. Shax hatte offenbar mit so einigem gerechnet, aber nicht hiermit. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder, sichtlich überrumpelt. „Bist du sicher?”, fragte er, in einem Tonfall, der nicht verriet, was er dachte. „Ja, der Heiler hat es gesagt. Bei dem Besuch vor einer Woche. Normalerweise würde ich mich ja freuen, aber Satan wollte nie Kinder und jetzt habe ich Angst, dass er wütend wird. Was, wenn er mich hasst, das Kind nicht anerkennt oder mich rauswirft?! Ich möchte nicht, dass unser Kind ohne Vater aufwächst und-”
 

„Uriel, jetzt beruhige dich erst mal.”, unterbrach Shax sie, der nun neben ihr stand und eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, aber ich denke sie sind unbegründet.” Verwirrt sah sie ihn an, nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. „Es stimmt, Satan wollte keine Kinder haben.”, fuhr der Geisterdämon fort und setzte sich auf das Sofa. „Aber er hat sich sehr verändert, seitdem er Lilith verlassen und dich getroffen hat. Zum Positiven, möchte ich anmerken. Auch wenn es unerwartet ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass er wütend wird. Wer weiß, vielleicht hat er seine Meinung inzwischen sogar geändert, aber nicht mit dir darüber geredet, weil er dich nicht unter Druck setzen wollte. So oder so wird er dich kaum rauswerfen oder euer Kind schlecht behandeln. Wenn er dich wirklich liebt, wird er es akzeptieren und falls nicht, werde ich ihm mal ein paar Takte sagen.” Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und nickte langsam. Shax hatte recht, sie reagierte wohl wirklich über. „Aber er hatte in letzter Zeit so viel zu tun, ich möchte ihn nicht auch noch damit belasten...”, murmelte sie ein wenig niedergeschlagen. „Viel zu tun wird er fast immer haben. Es wäre das beste, es ihm so bald wie möglich zu sagen.”, erinnerte Shax sie. Das stimmte ebenfalls. Je eher sie es ihm sagte, umso besser war es wohl. „Na gut. Ich werde es ihm heute Abend sagen.”, beschloss sie. „Soll ich dabei sein?”, fragte, doch die Blondine schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Das ist etwas, das ich alleine schaffen muss.”
 

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Gegen Abend saß Uriel auf dem Bett in ihrem Schlafzimmer und las, ohne sich wirklich konzentrieren zu können. Jeden Moment würde Satan kommen und noch immer hatte sie keine Ahnung, wie sie es ihm sagen sollte. Das Beste wäre es wohl, es einfach gerade heraus zu sagen, auch wenn sie ihn ungern so überfiel. Sie hörte wie sich die Türen der Gemächer öffneten und schlossen, offenbar war der Dämonengott heute etwas früher fertig geworden. Sie legte ihr Buch beiseite und stand auf, doch bevor sie in den Vorraum gehen konnte, stand Satan bereits vor ihr, sichtlich müde und nicht in der Stimmung lange zu reden. ‚Das wird lustig werden.‘, dachte sie düster, aber zwang sich zu einem Lächeln. „Schatz, schön dass du da bist.”, begrüßte sie ihn und gab ihm einen Kuss, woraufhin er immerhin nicht mehr ganz so mürrisch drein schaute. „Immerhin eine Person auf die man sich verlassen kann.”, seufzte er. „Ich war wieder mal von einem Haufen Idioten umgeben. Würden sie mal ihren Verstand benutzen, müssten sie mich nicht ständig nerven.”
 

„Solange sie nur nerven und nicht schlimmeres. Erinnerst du dich an diesen Dämon, der im Totengericht gearbeitet hat? Der immer Münzen geworfen hat, weil er zu faul war, richtig zu arbeiten?”, versuchte sie ihn aufzubauen, doch hätte sich im nächsten Moment am liebsten geohrfeigt. Was war das denn bitte für ein blödes Beispiel gewesen? Sie stand offenbar mehr neben der Spur als erwartet. Glücklicherweise schien es den Dämonengott nicht zu stören und verdrehte die Augen. „Erinnere mich nicht an diesen Idioten. Ich will mich nie wieder mit solchem Mist rumschlagen müssen.” Sie nickte nur, während sie verzweifelt versuchte, sich einen Plan zurechtzulegen wie sie das Thema anschneiden sollte. Derweil machte sich der Dämonenherrscher auf den Weg in Richtung Badezimmer. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass er danach einfach nur noch ins Bett wollte und nicht mehr ansprechbar sein würde. ‚Jetzt oder nie!‘, dachte sie und griff nach seinem Arm. „Bitte, warte kurz. Ich weiß, du bist müde, aber ich muss dir etwas sagen.” Satan seufzte. „Kann das nicht bis morgen warten?” Die Lichtdämonin schüttelte den Kopf. „Ich habe es lange genug vor mich hingeschoben. Es ist wichtig.” Er sah sie verwirrt an, doch nickte und setzte sich neben sie auf das Bett. „Gut, ich höre zu. Was gibt es?”, fragte er. Jegliche Struktur und Sätze, die sich die blonde Dämonin gerade zusammengelegt hatte, waren plötzlich wie weggefegt und sie spürte, wie sie rot wurde. „Also...Ich...Ich weiß nicht so wirklich, wie es dir sagen soll. Das kommt wahrscheinlich sehr unerwartet und alles, aber bitte sei nicht wütend. Wir-” Sie verstummte, als Satan seine Hand auf die ihre legte und sie aufmunternd drückte. „Schon gut, sag einfach, was los ist.”, sagte er und bevor sie sich stoppen konnte, kamen die Worte einfach hervor. „Ich bin schwanger.” Stillte herrschte, während Satan seine Frau ansah und sie ihn. Verzweifelt versuchte sie sein Gesicht zu lesen, aber seine Miene verriet nur Schock. „...Du...bist was?”, presste er schließlich hervor und sie schluckte. Das sah nicht gut aus. „Wir bekommen ein Kind, du wirst Vater.”, sagte sie leise, ließ seine Hand los und stand auf, seinen Blick ausweichend. Noch immer sagte er nichts und schüttelte langsam den Kopf. „Verdammt...”, murmelte er. Stille herrschte, dann stand er ruckartig auf und stürmte ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Für einige Sekunden saß die Dämonin geschockt da, dann brachen die Tränen hervor. Sie machte sich nicht mehr die Mühe sie zurückzuhalten und legte sich schluchzend auf das Bett. Womit hätte sie sonst rechnen sollen? Sie war naiv zu glauben, dass er einfach so seine Meinung ändern würde. Einige Stunden vergingen bis sie sich endlich beruhigt hatte, aber einschlafen konnte sie dennoch nicht. Irgendwann nach Mitternacht öffnete sich die Tür, daher schloss sie schnell die Augen und gab vor, zu schlafen. Sie hörte wie der Dämonengott in das Badezimmer ging und sich anschließend neben sie legte, allerdings bestand ein deutlicher Abstand zwischen ihnen und sie roch den Alkohol. Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken etwas zu sagen, aber beschloss lieber zu schweigen. Schlussendlich schlief sie endlich ein.
 

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Als Uriel am nächsten Morgen aufwachte und sich aus Gewohnheit der Bettseite ihres Gatten zuwandte, stellte sie zu ihrem Entsetzen fest, dass dieser bereits weg war. Natürlich stand Satan vor ihr auf und verließ eher die Gemächer, aber dennoch verabschiedete er sich jeden Morgen von ihr und manchmal stand sie mit ihm auf, damit sie zusammen frühstücken konnten. ‚Er ist also immer noch wütend.‘, stellte sie betroffen fest. Am liebsten wäre sie im Bett geblieben, aber sie hatte einige Pflichten um die sie sich kümmern musste, daher stand sie auf und machte sich schnellstmöglichst fertig. Dann ging sie zum Esszimmer, wo sie wie erwartet alleine war. Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum und starrte auf ihren Teller. Sie hatte absolut keine Appetit, aber sie musste etwas essen. „Eure Hoheit, stimmt etwas nicht mit dem Essen? Soll ich Euch etwas anderes bringen?”, fragte eine Bedienstete plötzlich und ließ sie zusammenfahren. „N-Nein schon gut. Danke, Kora. Ich hatte einfach eine schlechte Nacht.”
 

„Oh, Ihr auch? Lord Satan hatte ebenfalls ziemlich schlechte Laune beim Frühstück...”, überlegte die Weißhaarige. Uriel schwieg und glücklicherweise verstand die Dämonin den Hinweis und ließ sie in Ruhe. Die Lichtdämonin zwang ihr Essen hinunter, dann stand sie auf und wollte das Zimmer verlassen, aber wurde von Alastor aufgehalten, der überrascht im Türrahmen stand. Er hob eine Augenbraue, als er sie sah. „Warum schauen du und Satan drein, als wäre alles den Styx runter gegangen? Die Ehe ist wohl doch nicht so schön wie erwartet, was?”
 

„Warum kümmerst du dich nicht um deine eigenen Probleme und hälst die Klappe?!”, fauchte sie und stürmte an ihm vorbei. Ihn konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen! Alastor sah ihr verwirrt hinter her. „Was ist denn bitte ihr Problem?”, murmelte er, eh er den Kopf schüttelte. „Pah, Frauen...”
 

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Die folgende Woche verlief leider nicht besser. Satan ging ihr aus dem Weg, wo er nur konnte, kam spät ins Bett und verschwand bevor sie wach wurde. Es war zum verrückt werden. Sie berichtete Shax, was passiert war und er bot an, mit Satan zu reden, doch Uriel lehnte ab. Shax würde keine Hilfe sein, sie mussten das alleine klären, andernfalls würde das nie funktionieren. Allerdings hatten sich zu der anfänglichen Trauer und Verzweiflung nun Wut und Frustration gesellt. Sicherlich war das ein Schock gewesen, aber es war keine Entschuldigung, ihr aus dem Weg zu gehen. Er sollte verdammt nochmal mit ihr darüber reden, sie hatte das Recht darauf! Daher beschloss sie eines Abend, dass sie auf Satan warten würde, ganz egal wann er kam! Sie hatte genug, sie wollte jetzt Antworten! Falls er nicht mehr mit ihr zusammen sein wollte, sollte er es ihr ins Gesicht sagen. Sie wartete mehrere Stunden, doch schlussendlich öffnete sich die Schlafzimmertür und Satan betrat den Raum. Sofort fiel er auf, wie müde er aussah, aber sie zwang sich dazu, ihn böse anzusehen. Er sollte ruhig wissen, dass sie sauer war! Der Dämon hielt inne und sah sie überrascht an. „Uriel? Ich dachte, du wärst längst im Bett. Ist etwas passiert?”, fragte er und zu ihrer Überraschung schwang ein Anflug von Sorge in seiner Stimme mit, aber sie war zu wütend, um sich deswegen lange zu wundern. „Ob etwas passiert ist? Soll das ein Scherz sein?! Das weißt du ganz genau!”, fauchte sie den älteren Dämonen an. „Ich bin wach, weil ich mit dir reden muss und du mir sonst aus dem Weg gehst!”
 

„Können wir nicht an einem anderen Tag darüber reden? Ich bin müde-”, setzte Satan an, doch sagte damit genau das falsche und Uriel explodierte. „AN EINEM ANDEREN TAG?! AN EINEM ANDEREN TAG?! ICH GEB DIR GLEICH MAL AN EINEM ANDEREN TAG!”, schrie sie fast schon hysterisch. „Es geht hier verdammt nochmal auch um dich, also höre mir zu! Ich erzähle dir, dass ich schwanger bin und du haust einfach ab und redest kein Wort mehr mit mir. Was soll das?! Willst du etwa vorgeben, dass das alles nicht passiert ist?! Falls ja, bist du ein Feigling! Ich dachte, du wärst besser als das!” Satan setzte zu einer Erwiderung an, doch sie unterbrach ihn. „Jetzt rede ich!”, grollte sie und wenn ihr Blick töten könnte, wäre Satan wohl nicht mehr unter den Lebenden. „Hast du eine Ahnung wie weh es tut, einfach links liegen gelassen zu werden, wenn man nicht mehr interessant ist?! Ich war genauso in Schock wie du, ich wollte es nicht wahrhaben, aber das wird langsam lächerlich! Ich weiß, du wolltest kein Vater sein und verstehe, wenn du wütend auf mich bist-”
 

„Warum sollte ich ausgerechnet auf dich wütend sein?”, unterbrach Satan sie plötzlich, seine Stimme klang allerdings eher erschöpft als verärgert. Überrascht unterbrach sie ihren Redeschwall und sah ihn verwirrt an. Satan hatte sich inzwischen auf das Bett gesetzt, das Gesicht halb in seinen Händen vergraben. Seufzend sah er schließlich auf. „Ich hätte dir nicht ewig aus dem Weg gehen sollen. Es liegt nicht daran, dass ich nicht mehr mit dir zusammen sein will oder weil ich dich hasse. Wenn ich jemanden hassen sollte, dann mich selbst. Das hätte nicht passieren dürfen.” Uriel spürte wie Tränen in ihren Augen brannten und sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Es tut mir leid, ok?! Ich weiß nicht wie das passieren konnte.”, schluchzte sie. „A-Aber du...und....wir...ich...”, sie rang nach Worten, doch fand sie nicht. Plötzlich stand Satan auf und schritt auf sie zu. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, doch der Dämonengott nahm sie nur wortlos in die Arme und setzte sich mit ihr auf das Bett. „Nein, Entschuldige dich nicht. Ich entschuldige mich.”, flüsterte er und strich ihr sanft durchs Haar. „Du hast recht, ich habe mich wie ein Feigling verhalten. Ich...Ich war geschockt und wusste nicht wie ich reagieren sollte, also bin ich einfach aus dem Zimmer gestürzt. Ich dachte erst, du würdest mich anlügen, ich habe sogar darauf gehofft.” So schnell wie die Hoffnung gekommen war, verschwand sie wieder, aber er war noch nicht fertig. „Verstehe das nicht falsch, es liegt nicht an dem Kind oder an dir, sondern an mir.”, erklärte er bitter. Die Lichtdämonin hatte mit allem gerechnet, aber nicht hiermit. „Was soll das heißen?”, fragte sie verwirrt, woraufhin Satan erneut seufzte. „Weil ich ein furchtbarer Vater wäre.”, antwortete er. „Ich bin schon so extrem beschäftigt und vernachlässige dich oft, obwohl ich mir immer vornehme, mir mehr Zeit für dich zu nehmen. Abgesehen davon kann mir niemand erzählen, dass jemand mit meiner Vergangenheit ein normales Kind aufziehen kann.”, fügte er hinzu. Endlich fiel der Groschen. Uriel löste sich sanft aus seiner Umarmung und sah ihn an. „Du glaubst, dass du keine Kinder aufziehen kannst, nur weil du in der Vergangenheit eine schlechte Person warst?”, hakte sie nach. Der Dämon nickte nur und sie setzte sofort zum Protest an. „Das ist nicht wahr! Du hast dich geändert, es gibt keinen Grund, sich deswegen Gedanken zu machen.”
 

„Ja und irgendwann erfährt er oder sie davon und hat Angst vor mir oder hasst mich. Abgesehen davon wird es mehr als genug Leute geben, die versuchen werden dem Kind zu schaden.”, erwiderte Satan düster. „Das wird nicht passieren.”, beruhigte Uriel ihn und griff nach seiner Hand. „Wir bekommen das hin. Es wird nicht einfach, aber wenn andere es schaffen, dann wir doch wohl auch! Und falls du dich erinnerst: Du hast dir anfangs auch Sorgen gemacht, dass ich zum Ziel werde, wenn wir zusammen sind.”
 

„Was nicht unbegründet war, wie du dich erinnern wirst.”, erinnerte er sie, doch die Dämonin ignorierte den Einwurf. „Es hat trotzdem funktioniert. Also höre auf, dir deswegen Gedanken zu machen.” Satan schien noch immer nicht überzeugt. „Woher willst du das wissen? Ich kam schon nicht damit klar, als du mir von deiner Schwangerschaft erzählt hast. Wie soll ich mich da um ein Kind kümmern? Falls du es vergessen hast, ich mochte sie nie besonders.”
 

„Selbst nachdem wir zusammen gekommen sind?”, erkundigte sich die Dämonin vorsichtig, woraufhin Satan ihrem Blick auswich. „Ich schätze, ich habe schon darüber nachgedacht, aber habe dann eingesehen, dass es eine schlechte Idee wäre. Das Kind wäre in ständiger Gefahr, es wäre eine weitere Schwachstelle und ich bin nicht als Vater geeignet.”, erklärte er bitter, woraufhin die blonde Dämonin erneut den Kopf schüttelte. „Woher willst du das wissen? Du hast es noch nie ausprobiert, nicht wahr?” Als Satan zögerte, drückte sie aufmunternd seine Hand. „Wir kriegen das hin. Wir haben viele Leute, die uns helfen können und ich bin sicher, dass ein Kind uns sogar noch glücklicher macht. Sieh es als eine neue Herausforderung.” Endlich seufzte der Weißhaarige und nickte schließlich. „Na schön, du hast wohl recht...”
 

„Natürlich, ich habe immer recht. Sonst wärst du doch aufgeschmissen.”, antwortete sie grinsend, woraufhin er sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Ach ja?” Sie nickte. „Ja. Nichts für ungut, aber dein Arbeitszimmer ist ständig ein riesiges Chaos. Es ist ein Wunder, dass bisher noch nichts verschwunden ist.” Der Dämonenherrscher verdrehte die Augen. „Was auch immer du sagst.”, antwortete er, lehnte sich vor und küsste sie. „Verzeihst du mir, dass ich so ein Idiot war?”, fragte der Dämon. „Na ja...”, überlegte Uriel. „Du musst es in den nächsten Tagen schon wieder gut machen, dann ziehe ich es vielleicht in Erwägung.” Der Dämonenherrscher war zu erschöpft, um zu diskutieren. Er küsste sie erneut, dann stand er auf und ging in das Badezimmer, um sich bettfertig zu machen. Derweil legte sich Uriel zufrieden in ihr Bett. Sie war wirklich froh, dass sie es klären konnten. Gedankenverloren strich sie mit einer Hand über ihren noch flachen Bauch und zum ersten Mal musste sie lächeln. Jetzt würde alles gut sein, davon war sie überzeugt.



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