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Eine Nacht mit Folgen

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Begünstigungen


 

Kapitel 4: Begünstigungen
 

Es war ein wunderschöner spätsommerlicher Tag in der Sengoku Jidai. Der Wind trug die ersten gelben und roten Blätter durch die Luft, die Vögel bereiteten sich mit Eifer auf den Winter vor und die Bewohner trugen ihre Ernten ein.
 

Im Grunde hätte sie sich zurücklehnen und entspannen können. Doch Kagome spürte die baldige Ankunft eines Youkai, der wie ein Schweizer Uhrwerk auf die Minute genau seinen monatlichen Besuch im Dorf ableistete.

Sie konnte nicht genau sagen weshalb, aber seine Besuche rieben sie stets auf neue auf.

Seit ihrer Rückkehr durch den Brunnen, hätte sie genug Zeit gehabt, um sich daran zu gewöhnen, doch ihre sensiblen Sinne rebellierten Regelmäßig. Zumal er sich nicht einmal die Mühe machte, sein Youki zu unterdrücken.

Im Gegenteil, er schickte es stets wie eine Vorhut voraus. Und das war anstrengend.

Zumal leider nicht ausblieb, dass das eine oder andere Mal, wandernde Priesterinnen und Mönche der Meinung waren, ihrem Dorf zu helfen zu müssen.

Immerhin näherte sich ein Youkai einem unschuldigen Dorf.

Es brauchte regelmäßig nervenzehrende Diskussionen, dass Sesshoumaru keineswegs feindlich gesinnt war.

Aber wie oft würde sie dieses Glück noch haben und ihre „Kollegen“ davon überzeugen können?

Sie musste sich diesbezüglich etwas einfallen lassen.
 

Zu ihrem Glück hatten sich die restlichen Dorfbewohner bereits an diesen Umstand gewöhnt und betrachteten die Besuche des Youkai als notwendiges Leid an.

Immerhin war auch der Daiyoukai mitunter ein Grund, weshalb Musashi von Dämonenangriffen weitestgehend verschont blieb. Und die restlichen die es wagten dem Dorf zu schaden, konnten Kagome und InuYasha problemlos abwehren.
 

Die junge Miko schulterte grade ihren Köcher und nahm einen geflochtenen Korb zur Hand, als der Schatten des Youkai über ihre Hütte glitt.

Da war er also.

Elegant landete der hochgewachsene Dämon ein paar Meter am Rande der Dorfgrenzen und die junge Frau spürte, wie er sein Youki einfing und sich auf das Mädchen konzentrierte, welches einen jungen Dämonenjäger kurzerhand links liegen ließ.

Dieser erhob sich und strich etwas missmutig der Katze auf seinem Arm über das cremefarbene Fell.

InuYasha, der etwas abseits an die Hütte von Sango und Miroku im Schatten saß, verschränkte die Arme und zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

Ihm missfielen die Besuche seines Bruders sehr. Doch verhielt er sich erstaunlich zurück, um den neu gewonnenen dünnen Frieden zwischen den beiden Halbbrüdern nicht zu gefährden.

Es war klar, sollte sich InuYasha irgendwie respektlos verhalten, würde sein Bruder in einnorden. Zur Not mit Gewalt. Und das wollte keiner hier.
 

Kagome hingegen zuckte kurz mit den Schultern, warf ihrem Gefährten einen kurzen entschuldigenden Blick zu und begab sich schließlich an ihr Tageswerk.
 

Zu dieser Zeit des Jahres wuchsen die besten Giftpilze. Wenn man diese kochte, den Sud reduzierte, und mit dem Leim aus Birkenrinde vermischte, zog es wunderbar Entzündungen aus dem Körper.

Und als positiven Nebeneffekt berauschte einen das Zeug etwas, sodass sich Schmerzen besser aushalten ließen.

Sicher, man musste aufpassen, aber inzwischen war sie sehr gut darin allerlei Cremes, Tinkturen und Medizin herzustellen und anzuwenden.

So gut dass sie sogar nachdachte ihren Schwager um einen Tropfen seines Giftes zu bitten. Die ätzende Wirkung seiner Giftklaue könnte man doch nutzen, um klaffende Schusswunden die sich schwer zunähen ließen, zu mindestens zu kauterisieren.
 

Es dauerte eine Weile, ehe Kagome an einer umgestürzten Eiche fündig wurde und ein paar der giftigen Pilze in ihren Korb legen konnte. Doch ehe sie weitersuchen konnte rief ein aufgeregter junger Mann ihren Namen.

„Miko Kagome, schnell, ihr müsst zurück ins Dorf kommen“, rief der jüngere Bruder Sangos und eilte auf die Miko zu.

Diese erhob sich und verkniff sich ein enttäuschtes Seufzen. Sie hatte so sehr auf einen ruhigen Tag gehofft.

Doch ehe sie dazu in der Lage war zu fragen was passiert war, sprudelte es aus Kohaku nur so heraus: „Es sind eine Gruppe Mönche ins Dorf gekommen und provozieren Sesshoumaru“.
 

Kami, auch das noch!
 

Ungeachtet der Tatsache, dass sie grade gute Pilze sang und klanglos den Elementen und dem freien Fall aussetze, eilte sie dem schwarzhaarigen hinterher.

Das hatte ihr nun wirklich nicht gefehlt. Und sie schalt sich selbst dafür dieses Szenario kaum eine halbe Stunde vorher heraufbeschworen zu haben.

Sie musste sich anstrengen hinter Kohaku herzukommen. Der Junge war schnell und sie war das Laufen in den Strohsandalen einfach nicht gewohnt.

Manchmal wünschte sie sich einen vernünftigen Schnürschuh herbei.

Sobald sie den Wald verlassen hatten und sich der Szene näherten, wurde der jungen Miko einiges klar.

Diese Gruppe Mönche hatte sie schon einmal gesehen.

Meister Ungai und seine Lakeien, hatten sich im Halbkreis kaum zehn Meter vor dem Youkai aufgebaut. InuYasha war indes halbwegs an die Seite seines Bruder getreten und argumentierte nun heftig mit dem Mönch.

Was leider keinesfalls Hilfreich war.

Kagome hielt Kohaku am Arm zurück: „Warte, tue mir den Gefallen und hole Rin da raus, ich komme von der anderen Seite“.

Stirnrunzelnd nickte er und bog nach rechts ab, während sie links das Dorf betrat und somit im Rücken der Mönche auftauchte.
 

„Ihr solltet euch jetzt endlich verziehen“, giftete InuYasha, scheinbar erneut und wurde geflissentlich von dem Anführer der Mönche ignoriert.

Knurrend legte der Hanyou seine Hand auf den Griff Tessaigas.

Sesshoumaru hingegen blieb still und registrierte hingegen mit einem kurzen Seitenblick, wie Kohaku Rin am Arm zur Seite in Sicherheit zog.

Selbst wenn sie protestierte, neben Sesshoumaru war es grade ganz bestimmt nicht der sicherste Ort.

Kagome atmete einmal tief durch und spannte schließlich einen Pfeil ein und zielte nach erneutem Durchatmen auf die Szenerie.

„Meister Ungai“, sprach sie schließlich.

Ihre Stimme war fest und bestimmend, die letzten Jahre hatten ihr enormes Selbstbewusstsein verschafft und das spürte man deutlich.

Einer der jüngeren Geistlichen drehte sich zu Kagome herum und schien erleichtert: „Meister Ungai, ein Glück, eine Priesterin“.

Die Frau aus der Neuzeit unterdrückte ein Kopfschütteln und sprach indes weiter: „Was erlaubt ihr euch Unruhe an diesen Ort zu bringen“.

Der Blick des jüngeren geistlichen entglitt diesem Beinahe, weshalb er seinen Mönchstab fester umklammerte.

Der Anführer hingegen fixierte nach wie vor Sesshoumaru: „Verehrte Miko, wie mir scheint, sind eure Sinne betäubt von dem fauligen Gestank des boshaften Youki dieser Kreaturen“.
 

Die schwarzhaarige seufzte innerlich und begann näher an die Gruppe heran zu treten: „Glaubt mir Mönch, meine Sinne waren nie so klar. Und entgegen eurer falschen Annahme, ist jeder der sich an die Regeln die in Musashi gelten halten, sehr wohl willkommen hier“.

Schließlich trat sich schräg neben den Mönchen vorbei, dein Pfeil stets auf den Meister gerichtet und blieb zwischen Sesshoumaru und InuYasha stehen: „Allenfalls ist eure Anwesenheit hier unerwünscht da ihr es euch erlaubt Unruhe in den Frieden zu bringen, der hier herrscht“.

Endlich wand der alte Mann seinen Blick von dem DaiYoukai ab und sah stattdessen sie an. Die braunen Augen wirkten wach und funkelten vor Ekel. Offensichtlich reimte er sich grade irgendeine absurde pervertierte Geschichte zusammen, während sein Blick ein paar Mal zwischen ihr und den Beiden Brüdern hin und her glitt, ehe er sie schlussendlich auf sie richtete.

„Ihr schützt diese Kreaturen“?

Seine Stimme triefte vor Verachtung und Unglauben.

Doch die Miko blieb ruhig: „Ich schütze nicht sie, sondern euch und euer Gefolge Mönch. Ich meine mich daran zu erinnern, dass ihr bereits einmal gegen den Herrn der westlichen Länder verloren habt“.

Sie musste sich beherrschen nicht zu lachen. Der Gedanke die beiden Brüder zu schützen war absurd. Wenn überhaupt, war sie das schwache Glied in dieser ungleichen Kette.

Der Mönch musterte sie eindringlich, sein Blick verfinsterte sich: „Ein Fehler der sicher nicht erneut passiert“, giftete er und umschloss seinen Gebetsstab fester.

Die junge Frau nickte: „Ich erlaube mir nicht zu urteilen wie der Herr der westlichen Länder handelt, aber es würde mich wundern, wenn er euch ein weiteres Mal mit dem Leben davon kommen ließe“.
 

Dann ließ sie den Bogen sinken, ein Zeichen der Versöhnung und der Bereitschaft die Situation ohne Blutvergießen zu beenden: „Ihr habt gehört welche Bedingungen daran geknüpft sind hier zu verweilen, ihr missachtete diese Bedingungen, von daher erwarte ich, dass ihr diesen Ort verlasst“.

Es war ein Ultimatum. Gefährlich wenn man bedachte, dass ein Wiederspruch von Seiten des Mönches blitzschnell in Mord und Totschlag umschwingen konnte.

Doch der alte Mann war klug genug seine Situation richtig einzuschätzen.

Seine Schultern lockerten sich merklich, wenn auch sein Gesicht sie nach wie vor mit Ekel und Unglauben gezeichnet war: „Miko, ihr schändet euren Stand“.

InuYasha knurrte hörbar auf, weshalb Kagome kurzerhand die Hand hob: „Das mögt ihr so sehen, doch dieser Ort ist Neutral und solange ich als Miko von Musashi diesem Ort diene, wird dies auch so bleiben. Es steht euch frei in Freundschaft wiederzukehren. Doch denkt daran, dass ich die Neutralität dieses Ortes zur Not verteidigen werde, solltet ihr den Regeln nicht folgen“.
 

Die jungen Mönche wirkten unsicher, als der Meister schließlich nickte und kapitulierte: „Ich habe verstanden Miko, aber auch ihr solltet wissen, dass ihr euch damit auf unbekanntes Terrain begebt. Nicht überall werdet ihr deshalb willkommen sein“.
 


 

Kagome blinzelte und musterte den Youkai vor sich: „Sicher erinnere ich mich an diesen Tag. Mir ist das Herz fast aus der Brust gesprungen. Aber du willst mir doch kaum sagen, dass ich einen Krieg heraufbeschworen habe“.

Sesshoumaru neigte den Kopf, während er zurückgelehnt entspannt in dem Sessel ihr gegenübersaß: „Nicht direkt heraufbeschworen, aber sehr wohl begünstigt. So etwas wie Neutralität war zu dem damaligen Zeitpunkt ein gänzlich neues Konzept und wurde von der Priesterschaft nicht anerkannt. Stattdessen glaubte man, dass die Musashi Mikos durch Youkai verdorben wurden“.
 

Kopfschüttelnd rieb sich die junge Frau die Stirn: „Das ist doch Blödsinn. Ich war damals noch unangetastet. Das hätte der Mönch doch sehen müssen“.

Für einen kurzen Moment trat ein süffisantes Lächeln auf das Gesicht ihres Gegenübers, weshalb sie etwas unruhig auf ihrem Sessel hin und her rutschte: „Ich schätze das Bild welches wir damals abgegeben haben, hat die schmutzige Fantasie des alten in Schwung gesetzt. Eine Miko, zwischen zwei dämonischen Wesen. Heute würde man dies als flotten Dreier bezeichnen“.

Mit zusammen gepressten Lippen, wand die Schwarzhaarige den Blick ab. Sie spürte regelrecht wie ihre Wangen zu glühen begannen.

„Du sagtest etwas von den Mikos von Musashi, wer übernahm meine Aufgaben“? fragte sie schließlich, um das Thema wieder in eine andere Richtung zu wenden.

„Rin folgte deinem Beispiel und ließ sich durch Kaede solange ausbilden, bis diese ein paar Jahre später einschlief“, sagte er mit fester Stimme. „Allerdings war sie zu ihrem Missfallen keinesfalls so mächtig wie du. Weshalb sie sich kurz vor ihrer Zusammenkunft mit ihrem Mann, nach einer weiteren umsah“.

Kagome musterte das Wandfresko von dem Hund und dem Mädchen im Feuerschein: „Und sie ist fündig geworden“?

„Ja“, antwortete er schlicht und erhob sich. Trat seinerseits an das wandhohe Gemälde heran.

„Eine Miko, die schlimmes durchgemacht hatte und nur in Musashi auf Freundlichkeit gestoßen ist, aber auch sie konnte nicht verhindern was dann geschah“.
 

Kagome hob eine Augenbraue und wollte zu einer Frage ansetzen, als er sich unvermittelt herumdrehte: „Von daher ist es wichtig jetzt klug zu handeln Miko. Ich habe viele Feinde und die Tatsache das ich ein Youkai bin, wird sich niemals Wasserdicht verheimlichen lassen“.

Verwirrt runzelte die Stirn: „Du willst mir doch nicht sagen, dass es irgendwen interessiert, an wen ich meine Unschuld verloren habe“.

„Du hast ja keine Ahnung“, erwiderte er düster, die goldenen Augen funkelten dunkel. „Wenn sie könnten, würden sie diese Tatsache gegen mich verwenden. Und bekämen sie dich zu fassen, würden sie die Gelegenheit nutzen“.

Nach wie vor verwirrt erhob nun auch sie sich: „Wieso sollten sie das tun. Soweit ich weiß hegst du kein besonders enges Verhältnis zu Menschen“.

„Das mag sein, allerdings könnten sie dies nutzen und mich versuchen zu diskreditieren. Allerdings vergisst du den Umstand, dass du ein Teil meines Rudels bist. Auch wenn du dich nie als Teil dessen angesehen hast“.

Er musterte sie eindringlich: „Ich war damals zu naiv und zu stolz, um dies öffentlich auszusprechen. Aber der Umstand, dass du die Frau meines Halbbruders warst, erhob dich in den Stand einer Dame. Es wurde sich in Youkaikreisen sehr viel das Maul darüber zerrissen, dass ich diese Verbindung zugelassen habe. Es zwang mich schon vor fünfhundert Jahren dazu, Zweifel unter Umständen blutig auszuradieren. Doch heute Kämpfe ich nicht nur an dieser Front“.
 

Die junge Frau nickte: „Und was machen wir jetzt“?

Der Youkai neigte kaum merklich den Kopf: „Du wirst dich beruflich neu orientieren. Suche dir etwas, dass sich möglichst weit vom Nachtleben fernhält. Und solange du keine vernünftige Wohnung beziehst wirst du hier wohnen. Nur so kann ich für entsprechende Sicherheit garantieren“.

Kagome verschränkte missmutig die Arme: „Du verlangst ziemlich viel von mir“.

„Ich kann dich natürlich auch in Schutzhaft nehmen Miko. Aber ich bezweifle, dass dein Gemüt in einer dunklen Zelle gedeihen würde. Selbst wenn mir die Vorstellung auch gefällt, dich zu fesseln“.

Der einstigen Miko klappte unwillkürlich der Kiefer auf. Hatte er das grade wirklich gesagt?

Der Blick in sein amüsiertes Gesicht, dessen Lippen sich zu einem beinahe boshaften Lächeln verzogen haben und goldene Augen dunkel glänzten. Er machte sich über sie lustig? Oder wollte er etwas anderes?

Sie verschränkte erneut die Arme und herrschte ihn mit einem „Lass das“ an.
 

Kami, er war so anders. So direkt.
 

Das Gesicht des Mannes vor sich wurde wieder ernst: „Es ist von größter Wichtigkeit, dass du ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit entwickelst. Du hast keine höhere akademische Ausbildung genossen, allerdings einen passablen Schulabschluss an der Oberschule geschafft. Du solltest dich auf deine geistigen Fähigkeiten konzentrieren“.

Kagome biss sich auf die Unterlippe: „Ohne Abschluss an einer Uni ist es nahezu unmöglich einen Bürojob zu bekommen“.

Der Youkai neigte den Kopf: „Miko, ich meine mich daran zu erinnern, dass du einst nicht so schnell aufgegeben hast. Und wenn meine Daten richtig sind, übst du bereits einen Job, den du bequem von zu Hause aus erledigen kannst“.

Die Frau seufzte: „Könnte ich, wenn mein Notebook mitmachen würde. Weshalb ich diese Arbeit in einem Internetcafe bewältige“.

„Außerdem solltest du deine Fähigkeiten als Miko weiter ausbilden“, fuhr er fort. „Du wirst in Zukunft öfter in Gesellschaft von Youkai sein und unkontrolliertes Reiki könnte unbewusst Tarnungen auffliegen lassen“.
 

Die junge Frau biss sich abermals auf die Unterlippe. Dieses Mal jedoch aus Scham: „Ich bin keine Miko mehr. Seit zwei Wochen sogar noch weniger als zuvor“.

„Du wurdest als Miko geboren, Sex ändert nichts daran“, erwiderte er gelassen und sah sie erneut mit diesem Blick an, den sie nicht recht einordnen konnte. „Selbst wenn wir damit fortfahren, gehörst du zu der Sorte, die ihre Fähigkeiten nicht verliert.“
 

Selbst wenn sie damit fortfahren? Was meinte er denn damit schon wieder? Fragte sich die schwarzhaarige und bemerkte erst, als er sich vorbeugte und mit seinen langen Kräftigen Fingern der rechten Hand ihren Unterkiefer wieder zuklappte, dass ihr der Mund offen stehen geblieben ist.

Das süffisante Grinsen stellte er offenherzig zur Schau. Scheinbar gefiel es ihm blendend sie zu ärgern.

Kami, sie erkannte ihn gar nicht wieder. Geduldig, Verständnisvoll und beinahe Charmant.

„Falls du dich fragen solltest, ob ich es bereue dich in meine Wohnung genommen zu haben, dann sei dir gewiss, dass dem nicht so ist“, hörte sie ihn sagen. Sein tiefer Bariton ging ihr dabei durch den ganzen Körper und sammelte in ihrer Mitte eine vor kurzer Zeit neu entdeckte Hitze.
 

Wie machte er das bloß?

Sie wusste wer er war, wozu er fähig war. Was er vor fünfhundert Jahren bereits einige Male versucht hatte war, sie umzubringen und nicht ins Bett zu schleppen.

Wie könnte sie also mit diesem Wissen sich erneut diesem Mann hingeben?

Seine Nase zuckte kurz und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter: „Miko, du überrascht mich, nach all dem was heute passiert ist denkst du trotzdem an ein neues Schäferstündchen“.

Die schwarzhaarige rümpfte die Nase: „Bilde dir bloß nichts ein. Nur weil mein Körper meint mich hier verraten zu müssen, heißt das noch lange nicht das ich das wirklich vorhabe“.

„Natürlich“, hörte sie ihn sagen, während er sie nach wie vor mit seinem Blick durchlöcherte. „Ihr Onna braucht mehr als reine körperliche Stimulation, bei euch beginnt der Spaß im Kopf“.

„Na immerhin etwas hast du in den letzten fünfhundert Jahren dazu gelernt“, sagte sie unverhohlen und erwiderte seinen Blick eisern.

Der Youkai erhob sich indes und reichte ihr die Hand: „Komm, ich bringe dich in dein Zimmer“.

Seine Hand geflissentlich ignorierend stand auch sie auf und schulterte ihre Handtasche: „Den Weg finde ich auch alleine“.

„Davon bin ich überzeugt“, sagte er grollend, nach wie vor die Hand nach ihr ausstreckend.

Die junge Frau tat gut daran, den Youkai nicht zu verärgern und legte ihre Hand in seine. Was ein merkwürdiges Gefühl war.

Nicht nur weil er es war, sondern weil es sich für sie anfühlte, als würde er sie an die Leine legen.
 

Er kannte keine Wiedersprüche. Und wenn ihm doch welche entgegengebracht wurden, zeigte er seine Dominanz. Das war auf verquere Weise erotisch und frustrierend zugleich.

Der Mann neben ihr wusste sehr genau wie er auf seine Umgebung wirkte und nutzte dies schamlos aus.
 

Teufel einer.
 

Erneut lächelnd zog er sie an der Hand hinter sich her und verließ den Raum mit dem Wandfresko.

Er führte sie erneut die breiten, hell erleuchteten Gänge entlang und schob schließlich die Tür jenes Zimmers auf, in dem sie bereits einmal übernachtet hatte.

Dieses Mal jedoch befanden sich deutlich mehr Gegenstände darin.

Da war zum einen der kleine Kosmetikkoffer, mit ihren Medikamenten, ihr zerschundener Laptop, eine zusätzliche Kommode auf dem ein paar ihrer Bücher standen, die sie zuletzt gelesen hatte.

Wutentbrannt entzog sie ihm ihre Hand: „Ihr seit bei mir eingebrochen“?

„Kobayashi hat nur meine Anweisungen befolgt und ein paar deiner privaten Güter hergebracht, die dir den Aufenthalt hier angenehmer machen sollen“, antworte er und schloss hinter ihr die Tür, dann trat er hinter sie. „Sieh es wie du willst, aber ich fordere nur was du ertragen kannst. Und es liegt an dir, wie angenehm dein Aufenthalt hier wird“.

Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als er ihr zuletzt so nahe war, und sie seinen Atem im Nacken spüren konnte, hatte er sie von hinten genommen.

Um die Situation zu entschärfen und sich dem Youkai so weit es ging zu entziehen, drehte sie sich zu ihm herum.
 

Kami… das war keine gute Idee.
 

Wüsste sie nicht wer er war, wozu er fähig war. Sie wäre ihm augenblicklich um den Hals gefallen.

Er übte eine Macht auf sie aus, die sie niemals für möglich gehalten hätte.

Als sie an der Seite des Hanyou gelebt hatte, hatte sie niemals das Bedürfnis gehabt, sich diesem auf körperlicher Ebene zu nähern. Über unschuldiges Küssen war der Kontakt niemals heraus gegangen. Die Beziehung zu dem Halbblut war regelrecht keusch und unschuldig.

Doch die Sache mit seinem Bruder war etwas ganz anderes.

Er hatte ihr gezeigt was es bedeutet zu begehren, sich zu jemandem körperlich angezogen zu fühlen. Sich regelrecht danach zu verzehren berührt und verbunden zu werden.

Und das hatte keinesfalls etwas unschuldiges an sich. Es war schmutzig und geil und das verunsicherte sie.

Sie war zu unerfahren, als dass sie die Auswirkungen einschätzen könnte, was es mit ihr täte ließe sie sich darauf ein.
 

Und jetzt stand er da, die Mundwinkel zuckten süffisant und das Gold seiner Augen funkelte auf diese unbeschreibliche animalische Weise, als würde er sie grade so sehen, wie vor zwei Wochen. Splitterfasernackt, unter sich, aufgelöst von etlichen überraschenden Höhepunkten.

Er strich ihr die Haare von den Schultern und beugte sich vor: „Es war ein langer Abend, gönn dir eine Dusche und leg deine Kleidung vor die Tür. Man wird sich dieser annehmen“.

Der Schauer der ihr über den Rücken lief, war kurz und heftig, doch die Worte die sie aussprechen wollte, blieben ihr im Hals stecken.

Er war ihr mittlerweile so nah gekommen, dass seine Wange an ihrer entlang glitt und sie erneut seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte.

„Du weißt was man in Youkaikreisen noch so sagt“, hörte sie ihn schließlich flüstern. „Einmal Miko immer Miko“.

Dann zog er sie an seine Brust, vergrub seine Nase in ihre Halsbeuge ehe er mit seiner linken ihre Harre im Nacken zusammenfasste, ihren Kopf zurückzog und sie leidenschaftlich küsste.
 

Ohne es beeinflussen zu können, stöhnte die junge Frau auf und krallte sich Halt suchend in das teure Hemd des Youkai.

Es bestand kein Zweifel darin, dass ihr gefiel was er tat und dass er etwas vom Küssen verstand. Und wie gern würde sie sich ihm hier und jetzt einfach hingeben?

Alle ihre Prinzipien über Bord werfen? Aber was hätte sie dann gewonnen?

Seine Zunge drang in ihren Mund ein, forderte die ihre zu einem ungleichen Kampf heraus, den er mit Abstand gewann. Gierig erforschte er ihren Mund, presste die Junge Frau an sich und als sie spürte, wie sich etwas hartes gegen ihren Unterleib drückte, kehrte ihr Verstand wieder zurück.

Geistesgegenwärtig stemmte sie sich gegen ihn und stieß vielmehr sich von ihm weg als umgekehrt.

Die schwarzhaarige brachte jedoch den nötigen Abstand zwischen sich und den Youkai, um ihre Gedanken zu klären.
 

„Lass das gefälligst“, stieß sie aus und atmete schwer. Sie war völlig außer Atem und hoffnungslos erregt.

„Wirklich“, sagte er dunkel und musterte sie eindringlich. Ihr war, als wäre das Gold seiner Augen eine spur dunkler als üblich.

Kagome konnte nur schwer ein unverblümt erregtes Grinsen unterdrücken, weshalb sich in ihrem Gesicht innerhalb kürzester Zeit unterschiedlichste Gefühlsregungen abzuzeichnen schienen.

Letztlich gewann ein gespielt unschuldiges, etwas amüsiertes Lächeln, welches den Youkai tatsächlich zu besänftigen schien.

Verschwunden war jede noch so kleine Andeutung auf das, was kurz zuvor beinahe geschehen wäre.

Er wirkte kühl und distanziert auf sie. So wie sie ihn von früher kannte.
 

Ihr war in diesem Moment nicht bewusst ob ihr das nun wirklich lieber war.

„Man wird sich deiner morgen früh annehmen, dir steht es frei dich frei in diesem Haus zu bewegen“, sagte er kühl und ging.
 

Boom.
 

Nichts war mehr von der Hitze von eben übrig und auf die junge Frau wirkte sein Verhalten wie eine eisdusche.

Weshalb sie eine ganze Weile regungslos mitten im Zimmer stehen geblieben ist und sich schließlich laut fragte: „Kagome, wo hast du dich hier nun wieder hinein manövriert“?
 

***
 

Sodele, das war nun also dieser Teil.

Und, mein Gott, habe ich mit diesem Kapitel gekämpft. Kennt ihr das, ihr wisst genau wohin eure Story gehen soll, aber dann kommt ihr an ein Kapitel, dass fröhlich Forshadowing betreiben soll, ihr verratet dann aber zuviel.

Oder zu wenig?

Ich habe mindestens dreimal komplett neu angefangen, habe mich in den Fängen der 'popular fanfiction tropes' wiedergefunden und dann den ganzen Kram erneut verworfen.

An dieser Stelle kann ich nur hoffen, dass es Euch gefällt.

Lasst ein Kommi da ;-)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  airi_chan88
2020-03-23T15:46:26+00:00 23.03.2020 16:46
Hi Ho,
da bin ich wieder :D das Kap habe ich tatsächlich letztens schon gelesen, aber wie du ja weist, der Umzug hält mich auf Trab.
Ich finde die Rückblende hervorragend. Ich mag wie Kagome sich dort durchsetzt. Die Leute waren damals doch etwas verklemmt und hatten ihre ganz eigene Definition des "Bösen". Aber ich weis nicht, ob ich dich hauen oder irgendwas anderes machen soll XD du böse du!
Wie kannst du uns Leser bitte immer wieder anfüttern und dann wie ne heiße Kartoffel fallen lassen? ich hoffe da geht noch etwas zwischen den beiden außer "Knutsch mich oder knutsch mich nicht"
irgendwie muss ich da jetzt an 50Shades of Grey denken XD. jajajajaa *Hust*

Ich gehe dann mal weiter *___*
Ich drücke dich!
Antwort von:  Fayetale
27.03.2020 19:35
Hjaaa, das kenne ich. Man liest das Kapitel und will später einen Kommentar verfassen und schwupps vergehen die Tage ohne das man was dagelassen hat.
Ich gelobe zwar Besserung, aber meist bin ich diesbezüglich sehr unzuverlässig.
Also das mit dem Anfüttern und dann fallen lassen kenne ich ja wohl von Dir :-P
Das machst du doch auch so liebend gern.
Also 50 Shades of Grey ist es nicht unbedingt. Eher etwas abgeguckt von Christine Feehan, ich sags dir, die hat Fantasie hrhrhrhrhr ;-)

LG und vielen Dank für dein Kommi
Swantje
Von:  Amy-Lee
2019-11-06T18:19:39+00:00 06.11.2019 19:19
Hi, es war toll.

Ja, sowas trifft jeden der Schreibt, man weiß in welche Richtung, die Story gehen und was alles passieren soll,
nur kann man diese nicht immer in Worte fassen, oder so.

Der Rückblick hat mir besonders gefallen, vor allem weil es zeigt, dass die Youkais die was in der Birne haben,
in dieser Sache recht behalten, dass der ein oder andere Mensch "Beschränkt" ist.
Ich meine diese Mönche sehen (oder spüren) ja noch nicht mal das die Miko unberührt ist und lassen sich stattdessen,
von ihrer "UNREINEN" Fantasie leiten, nur weil Sie für die Dämonen einsteht.
Aber was soll man auch erwarten, diese Menschen von damals sind nun mal engstirnig und
sehen nur Schwarz oder Weiß.
Ich frage mich warum diese Mönche Sie nicht erkannt haben, ich meine Sie ist diejenige die Naraku besiegt hat,
gemeinsam mit den Daiyoukai und dem Hanyo und Sie ist die Shikon Miko, demnach ist Sie,
diesen Mönchen doch Haushoch überlegen oder?
Na ja, in dieser Zeit, ist es ja nicht gern gesehen, dass sich Frauen gegen "Die Herren der Schöpfung (ich lach mich Tod)" aufzulehnen.

Bis demnächst.
Bye
Antwort von:  Fayetale
19.11.2019 12:52
Halli hallo,

Menschen haben leider oft das Pech, dass sie so schnell vergessen und im Alter einfach verstockt sind. Und junge Menschen lassen sich liebend gern anleiten und führen, folgen dann aber auch Menschen, die xenophob sind. Meist keine gute Kombination und ein "running gag", wenn ich das auf die heutige Zeit übertrage.

Der Mönch hat sie sehr wohl erkannt, was ich aber in einem späteren Kapitel noch einmal auffassen werde, allerdings nicht in Zusammenhang mit dem Shikon Juwel steht.
Du wirst sehen, dass die Youkai im Vergleich zur Menschheit recht fortschrittlich aufgestellt sind.

Hab dank für dein Review. Das nächste Kapitel folgt bald.

LG Faye
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-11-06T18:05:21+00:00 06.11.2019 19:05
Der Anfang hat mich total verwirrt bist ich verstand Aaa eine Erinnerung.

Kagome gehört zu Sesshomaru Rudel und das schon seit damals.

Sesshomaru hat sich gewaltig verändert zu seinen Gunsten wie ich finde er ist umgänglicher geworden.

Er will und muß Kagome beschützen auch wegen seiner selbst Willen.

UND er 🤤🤤🤤( saber saber ) 🤤🤤🤤er möchte Kagome vernaschen er will Sex mit ihr haben OOOO da kann ich mich ja auf Lemon( hentai ) Kapitel freuen 🤤🤤🤤🤤

Klasse Kapitel freu mich aufs nächste.
Antwort von:  Fayetale
06.11.2019 19:44
Oh ja, diese Kapitel werden kommen (no pun intendet).
Ich weiß es, weil ich zumindest eines davon schon geschrieben habe. Bis dahin stecken die beiden aber erstmal ihre Grenzen ab.
Dürfte also weiterhin spannend bleiben.
Vielen Dank für dein Kommi :-)

LG Faye
Antwort von:  Vigeta_Lord_d_T
06.11.2019 20:27
Das hört sich spannend an freu mich gigantisch.


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