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Burden of the Chosen

von

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Beichte und Reue

Der Boden, zu seinen Füßen, schien sich in Luft aufzulösen.

Link hielt den Atem an, versuchte das, was er gerade gehört hatte, zu verstehen.
 

„Mein Vater wünscht schon lange, dass ich heirate. Er hat es oft erwähnt und vor kurzem ist sein Ultimatum ausgelaufen.“ Sidons Freude war verblasst. Seine Worte hinterließen einen sehr schweren und bitteren Nachgeschmack.

 

„Heiratest du… aus Liebe?“

 

Der Prinz drehte den Kopf zur Seite. „Sie ist nett…“

Die Strahlen der untergehenden Sonne brachen sich durch die kristallenen Berge, tauchten es in ein unheimliches Licht. Schatten aus rotem und eisblauem Licht krochen über das Dorf hinweg und für einen Augenblick sah es aus, als würde es brennen.

 

Bis eben hatte er diese wunderbare, alles erfüllende Wärme und Zuneigung gespürt. Jetzt war da nichts mehr, nur eine Kälte, die sich durch seine Adern fraß.

Reiß dich zusammen! Sidon sieht dich als seinen Freund, du darfst nicht so dumm reagieren!

 

„Ich verstehe.“ Der Prinz wusste nichts von Links Gefühlen und selbst wenn er es täte, was würde das schon ändern? Er war der Kronprinz, es wurde von ihm erwartet, dass er heiratete, eine Familie gründete, um Nachfolger zu zeugen, um dann anschließend den Thron zu besteigen.

 

Was hier nicht normal war, waren Links Gefühle. Er hatte Sidons Freundlichkeit einfach zu ernst genommen, das alles zu nah an sich herangelassen. Sein Herz brach auf eine so laute und schmerzhafte Weise und doch konnte Sidon es nicht hören.

„Ich freue mich sehr für dich und ich wünsche dir alles Glück dieser Welt.“ Lächeln… er musste Sidon anlächeln. Aber der Prinz erwiderte das Lächeln nicht, sah stattdessen Link lange und still in die Augen.

 

„Freust du dich wirklich?“

 

Seine Frage traf Link überraschend und hart, ließ seine Emotionen taumeln.

Er wendete den Blick ab, versuchte den Ausdruck in seinem Gesicht zu verbergen.

„Natürlich… wir sind doch Freunde?“

Insgeheim wünschte er sich, dass Sidon es bemerkte. Dass er erkannte, wie sehr es Link verletzte, aber was würde das schon ändern? Es war gut und richtig, wie es war. Link hatte nicht das Recht, irgendwelche Ansprüche zu stellen. Immerhin war er zwei Jahre lang nicht mehr im Dorf gewesen, da wäre es dreist, irgendwas von dem Prinzen zu erwarten.

 

„Das sind wir.“ Sidon seufzte. „Komm, mein Freund. Ich zeige dir, wo du dich ausruhen kannst.“ Er ging voraus, ohne sich umzudrehen und wusste, dass Link ihm folgen würde.

 

-Wusstest du, was hier los ist?- Er musste Zelda fragen… musste es wissen. Hatte sie ihn etwa hierher geschickt, weil sie wütend auf ihn gewesen war? Weil er sie, was seinen Zustand anging, angelogen hatte? Nein, das klang so gar nicht nach Zelda. Das würde sie nicht tun.

 

-Es ist deine letzte Chance, Link. Nutze sie. Ich weiß, wie sehr du ihn magst.- Sie klang so mitfühlend, dass es ihm einen weiteren Hieb versetzte. Warum wusste sie davon…? Und verflucht, hätte sie ihm gesagt, dass Sidon kurz davor war, sich zu verloben, wäre er nie hierher gekommen!

 

Nein, sie hatte es nicht aus Rache oder Boshaftigkeit getan, aber so gut es auch gemeint war, es war mehr, als er verkraften konnte.

 

-Sag ihm, was du fühlst.-

 

Und dann?

-Damit ich seine Zukunft ruiniere?-

 

Immerhin hatte er eine Zukunft. Eine, die ihm in die Wiege gelegt worden war und es war seine Pflicht, als Kronprinz, diesen Weg zu gehen, so wie viele andere vor ihm diesen Weg gegangen waren.

Auch Link hatte diese Pflicht. Dem Pfad seiner Vorfahren zu folgen, das Land, die Königin und die Menschen zu beschützen. In seinem Leben gab es keinen Platz für… eine Familie.

 

-Link, du musst es ihm sagen!-

 

Nein.

 

-Ich bitte um den Vertrag und bin morgen früh zurück.-

 

Das konnte er nicht. Selbst wenn Sidon seine Gefühle teilte, was sollte aus ihnen werden? Sidon konnte das Reich als Prinz nicht verlassen und Link konnte seine Pflicht als Recke, Hauptmann und Leibgarde nicht ignorieren.

 

-Du wirst es ein Leben lang bereuen.-

 

Er würde es so oder so bereuen. Ob er es sagte, oder nicht. Seine Gefühle waren ein großer Nachteil für Sidon und ihn. Er musste sie verschwinden lassen, bevor es schlimmer wurde. Tief einatmen, diese Emotionen am tiefsten Punkt seiner Seele verbarrikadieren und nie wieder an sie denken.

Sie gingen rechts die Stufen hoch, die vom Palast weg und zu einem Nebengebäude hin führten.

„Ich wünschte, ich hätte davon gewusst. Dann hätte ich Euch ein Geschenk mitgebracht.“ Link versuchte, so ruhig wie möglich zu wirken.

 

Sie betraten eine hohe Flügeltür, ein langer Flur erstreckte sich vor ihnen. Zu beiden Seiten waren mehrere Türen zu sehen, Sidon öffnete die zweite, auf der rechten Seite.

 

„Wir haben vor zwei Wochen Einladungen ins Schloss geschickt. Für dich wollte ich eine separate mitschicken, aber ich konnte mich nicht überwinden.“

Link trat ein, als Sidon ihn dazu aufforderte. Der Prinz folgte ihm, schloss die Tür hinter ihnen.

 

„Wirklich? Ich habe keine bekommen.“ Der Raum war dunkel, wurde lediglich durch die Fasern der Leuchtsteine, die in den Säulen eingelassen waren, spärlich erhellt.

 

„Und wärst du hergekommen, wenn du davon gewusst hättest?“, fragte Sidon leise.

Seine Worte brachten Link dazu, sich zu Sidon umzudrehen. Er konnte die Konturen seiner Statur erkennen, sah die leuchtenden Augen, aber nicht den Ausdruck in seinem Gesicht. Sidon lächelte nicht mehr, so viel konnte er erkennen.

„Sei ehrlich. Hätte Königin Zelda dir die Einladung ausgehändigt, wärst du dann heute hierher gekommen?“, wiederholte er seine Frage.

 

Das bedrückende Gefühl in seinem Bauch, das er so verzweifelt ersticken wollte, kroch wieder hervor.

„Ich… glaube nicht… nein…“ So sehr er sich für seine Antwort auch schämte, es war die Wahrheit. Wie sollte er auf eine so direkte Antwort mit einer Lüge antworten? Und das unter den aufmerksamen Blicken des Prinzen?

Sidon kam langsam näher, bis er so dicht vor Link stand, dass dieser die Hitze des größeren Körpers deutlich wahrnehmen konnte. Seine Augen durchbohrten Link auf eine Weise, wie Link es noch nie bei ihm gesehen hätte.

 

Er streckte die Hände nach ihm aus, berührte Links Gesicht, wie er es vorhin schon getan hatte. Vorsichtig und unendlich liebevoll.

 

Links Herz drohte ihm aus der Brust zu platzen, sein ganzer Körper spannte sich an.

Was war das…? Was passierte gerade…?

 

„Nur ein paar Tage...“, wisperte er wehmütig. „...ich wünschte, du wärst nur ein paar Tage früher hier gewesen… Dann hätte ich es meinem Vater erklären können.“

 

Moment… was hatte das zu bedeuten? Der Schmerz, den Link empfand, war nichts im Vergleich zu den Schmerzen und den Wunden, die er im Kampf davontrug. Er hatte noch nie etwas vergleichbares erlebt, um es beschreiben zu können.

 

„Es… ist deine Pflicht“, krächzte Link heiser. Wie sollte er Sidons Worte aufnehmen? Er verstand nichts mehr!

Sidon verzog die Lippen. „Wenn wir nur nach unseren Pflichten leben, werden wir einsam verenden Link. Meine Schwester hielt es auch für ihre Pflicht, sich zurückzuhalten und im Kampf zu sterben, ohne jemals über ihre Gefühle gesprochen zu haben.“

 

Oh, große Göttin…! Kann es sein…?

 

„Ich will nicht zu deinen schmerzhaften Erinnerungen gehören!“ Link schob Sidons Hände von sich. Er durfte sich nicht mitreißen lassen! Sidon war bestimmt nur verwirrt, das war alles sicherlich nicht einfach für ihn und Link war gerade nichts weiter, als eine Flucht. Zumindest wollte es der Recke so sehen. Wenn Sidon schon nicht rational denken konnte, musste er es tun. Für Sidon. Und sich selbst.

 

„Wir sind Freunde, Sidon und wir werden es immer sein. Wenn du mich brauchst, werde ich für dich da sein. Auch, wenn ich der Leibwächter der Königin bin, gehören mein Schwert und mein Schild dir. Ich lebe für den Kampf und für nichts anderes ist in meinem Leben Platz.“

 

So sehr er sich auch danach gesehnt hatte, von Sidon erhört zu werden, war dies wohl der letzte Zeitpunkt, an dem dies geschehen sollte. Nicht, während die Verlobungsfeier für ihn vorbereitet wurde.

 

Zum Glück arbeitete sein Verstand offenbar wieder, auch wenn sein Herz gegen ihn rebellierte. „Für einen wird unsere Pflicht immer schmerzhaft sein. Für uns selbst, oder die Leute um uns herum. Aber niemand außer uns, ist dazu in der Lage, unsere Aufgaben zu übernehmen. Meine Pflicht ist es, der Held zu sein. Deine ist es, für die Nachkommen des Zora Reiches als Kronprinz und zukünftiger König zu sorgen. Würden wir diese Pflichten verletzen, würden viele darunter leiden. Du hast es selbst gesagt, wir alle haben eine große Aufgabe zu bewältigen.“

 

Er war vielleicht in den Zora Prinzen verliebt… aber er war kein Trottel. So sehr ihn auch seine Gefühle dazu verleiteten, etwas wirklich dummes zu tun. Gerade, weil er so viel für den Prinzen empfand, musste er ihn beschützen. Mit allen Mitteln. Selbst wenn es bedeutete, dass er seine Gefühle irgendwann mit ins Grab nehmen würde.

 

„Du sagst also, dass wir nur für unsere Pflicht leben dürfen? Was ich möchte, ist unwichtig?“

Sidon streckte wieder die Hand nach Link aus. „Du sagst mir, dass es in Ordnung ist, bewusst zu leiden? Und was ist mit dir? Könntest du mit dem Gedanken leben, dass ich jemanden tagtäglich küsse, in den Arm nehme und mit ihm schlafe?“

Link schoss die Hitze wieder ins Gesicht, diesmal brannte es fürchterlich und er wusste, dass er knallrot geworden war.

 

„Was… was redest...“ Weiter kam er nicht. Sidon beugte sich wieder zu Link hinunter. Das nächste, was der Recke spürte, waren warme, feuchte Lippen auf seinem Mund.

 

Er keuchte, schnappte nach Luft und wollte ausweichen, aber Sidon hielt ihn fest und ließ ihn nicht entkommen. Sein Mund bewegte sich erst langsam, dann immer leidenschaftlicher gegen Links Lippen, ließ ihn kaum zu Atem kommen.

Es fühlte sich an, wie der kurze Moment, wenn er Revalis Sturm benutzte und der Druck ihn in die Luft katapultierte. Das gleiche, wilde Kribbeln, nur schlimmer… die selbe Aufregung, das Herzrasen…

Als ihm etwas gegen die Unterlippe tippte, öffnete Link sich ihm wie von allein. Die heiße, schlüpfrige Zunge drang frech in seinen Mund ein und entlockte Link ein tiefes Seufzen.

 

Sidon reagierte auf das Geräusch, der Druck seiner Hände wurde fester, er drängte sich enger an Link.

Seine Knie wurden weich und gaben fast nach, aber Sidon hielt ihn fest. Erst, als Link noch einmal nach Luft schnappte, zog Sidon seine Zunge zurück.

 

„Gefällt dir der Gedanke, dass ich das hier… mit jemand anderem mache?“

 

„Nein...“ Link schluckte schwer, sein Atem ging hastig und seine Hände zitterten schwach. „aber… was spielt das für eine Rolle?“ Seine Stimme klang so furchtbar heiser und sein Körper schrie verzweifelt nach mehr… mehr von Sidons Leidenschaft, mehr von seiner Hitze.

 

„Mein Prinz? Seid Ihr hier?“

 

Link zuckte erschrocken zusammen, als es an der Tür klopfte. Sofort trat er von Sidon zurück und versuchte sich zu beruhigen. Er hatte sich mitreißen lassen, verflucht… aber wie hätte er sich dagegen wehren können?

„Ich bin hier, Muzu. Einen Moment“, rief Sidon zurück und sah wieder zu Link. Er rief Link mit seinem Finger zu sich, machte eine kurze Bewegung. Aber Link, knallrot und völlig außer Atem, schüttelte wild den Kopf.

Sidon schmunzelte, kam trotzdem auf den hylianischen Recken zu. Der sonst so tapfere Held, zuckte wieder zurück, aber Sidon stand wieder vor ihm. Mit einem schnellen Hieb zog er seinen Schild hervor und schirmte sich so von Sidon ab.

 

„Geh!“, keuchte er. „Bei Hylia, geh!“

 

Der Prinz umfasste den Schild, drückte ihn hinunter. Wenn Link gewollt hätte, hätte er ihm sicherlich stand gehalten, aber dafür war er nicht in der Lage.

 

„Ich begehe nicht den gleichen Fehler, den meine Schwester begangen hat. Link… ich verehre dich, seit dem ersten Tag, an dem ich dir begegnet bin. Du bist und bleibst die größte Freude, in meinem Leben.“

Bevor Link sich versah, wurde er ein weiteres Mal geküsst. Wieder so sanft und leidenschaftlich, voller Zuneigung und Wärme. „Kein Tag wird vergehen, an dem ich mich nicht nach dir sehnen werde. So wie ich auch in den letzten zwei Jahren, werde ich immerzu nach dir Ausschau halten und mein Herz wird vor Freude zergehen, wenn wir uns wieder sehen.“ Seine Hand fuhr zärtlich durch Links Haar. „Niemand auf dieser Welt kann deinen Platz einnehmen. Mein Herz gehört nur dir.“

 

Wieder klopfte es an der Tür, dieses Mal klang es ungeduldiger. Nachdem Sidon ihn ein weiteres Mal geküsst hatte, verabschiedete er sich und verließ das Zimmer.

Link blieb allein in dem Zimmer zurück, hatte noch immer Sidons Geschmack auf den Lippen, spürte noch immer die Wärme seines Körpers.

 

Langsam ließ er das Schild sinken, es glitt ihm aus der Hand und fiel scheppernd zu Boden. Link gab seinen zitternden Beinen nach und ließ den Kopf hängen.

Wie sollte er mit all dem, was gerade geschehen war, bloß umgehen? Wäre er bloß nie hierher gekommen, dann würde ihn der Schmerz nicht derart überrumpeln und quälen.

 

Er verfluchte sich selbst, für das, was er war. Und was er sein musste. Und er verfluchte die Welt und ihre Erwartungen denen gegenüber, denen sie eine Pflicht auferlegt hatte. Eine Bürde, so groß, wie die Verzweiflung, die sie mit sich brachte.

 



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