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Eiskalt

Vegeta / Bulma
von

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Karotte

Eiskalt
 

- Karotte -

Autor: Morgi

Beta: Silberfrost

Fandom: Dragon Ball Z

Genre: Romantik (Hetero), Humor, Drama

Disclaimer: Dragon Ball Z ist Eigentum von Akira Toriyama, ich verdiene hiermit kein Geld.

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"You'll be the best or you'll be nothing."
 

"Ich bin ganz Ohr." Bulma spürte, dass sein Blick über ihre Statur wanderte. Der Stoff des Sommerkleides war genauso dreist wie sie auf dem Kunstledersitz zurück gerutscht, bevor sie unter dichten Wimpern zu ihm hochsah. Selbstverständlich ließ er sich weder von ihrem Laborkittel, noch den blanken, leicht sonnengebräunten Oberschenkeln beeindrucken.

Hmpf!

Ob er ihre Erfindungen als Schnickschnack oder überflüssig bezeichnete, ärgerte sie sowieso nicht. Es machte sie rasend! Mit derselben Arroganz, die in seiner Stimme ein dunkles Timbre erzeugte, hätte sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. Aber er war nicht Yamchu, und sie hing an ihrem schönen Leben.

Pikiert sah sie vom Drahtgeflecht des Androiden zu Vegetas Hand. Er fischte unter der Metallabdeckung ein grau schimmerndes Sensormodul heraus. "Was ist damit?", fragte sie. "Gefällt dir die Farbe nicht?"

"Tze. Das ist ein erbärmlicher Versuch, die Energie eines Saiyajin meines Formats zu speichern."

"Darin steckt der beste Brennstoff, der auf der Erde zur Verfügung steht, um die Lastspitzen abzufangen und die Überhitzung im entscheidenden Sektor zu umgehen!" Bis vor einigen Tagen hatte sie nicht einmal gewusst, dass die Kohlefaser das überhaupt überstehen konnte, aber er schnaubte darüber, als hätte sie einen Witz gerissen.

"Verbau das nächste Mal gleich eine Karotte."

Wie?

Vegeta zerdrückte das Bauteil, bis die polykristalline Schicht wie Öl zwischen seinen Fingern hervorquoll. Dann gab es einen Blitz seiner Ki-Welle, einen Knall und eine Rauchwolke, die er lächelnd und Bulma kreischend kommentierte. Ihre Feininstrumente fielen zum zweiten Mal scheppernd auf die Fliesen. Sie war so schnell auf den Beinen, dass sie gar nicht darüber nachdachte, wie der Abstand zwischen ihnen auf eine Handbreit zusammenschmolz.

"Bist du jetzt völlig übergeschnappt?", fuhr sie ihn an. "Das war meine Chance, eine komplette Androidengeneration zu überspringen! Der war noch brauchbar!"

"Zeitverschwendung. Reparier so viel du willst, um dich abzureagieren, aber ich erwarte bis morgen neue, funktionstüchtige Kampfroboter. Des Rätsels Lösung ist ein Magnetfeld in der Speicherzelle, supraleitendes Material."

"Willst du mich –?!" Das funktioniert? Ihr hübsch manikürter Fingernagel, der gerade wiederholt in das Fleisch seiner nackten Schulter stach, hielt auf halbem Wege inne. Um ein Haar hätte sie sich über die ansehnliche Muskulatur ausgelassen, aber da gab es einen packenderen Gedanken: "Aus Lanthan und Phosphor vielleicht?" Und woher wusste er, dass sie ihr eigenes Gemüt über die Arbeit ausbalancierte? Standen ihr am Ende Falten ins Gesicht geschrieben, die wegen der ganzen, frustrierten Grübelei im Neonlicht entstanden waren?!

Alterte sie etwa wegen der Cyborgs und Yamchu?!

Vegeta stutzte, als sich Bulma mit beiden Händen ins Gesicht fasste und die Haut vom Kinn aufwärts spannte. Was sollte das werden? Wollte sie Dodoria den Rang ablaufen und verlor vor seinen Augen den Verstand? Mit einem Froschhals glänzte sie jedenfalls nicht. "Wenn dir nichts Besseres einfällt, soll sich dein Vater darum kümmern."

"Papa ist damit beschäftigt, meine Verbesserungsvorschläge in der Hypergravitation zu durchdenken", wiegelte sie angestrengt ab.

"Verhandelst du um pinke Wände?"

"Provozier mich nicht!", zischte sie, ehe sie mit angriffslustig zuckendem Mundwinkel die Finger von ihren Wangen nahm. "Ich habe an allen Erfindungen der Capsule Corporation meinen Anteil, seit ich einen Schalter umlegen kann. Wir sprechen uns wieder, wenn es dir gelungen ist, den Gravitationsraum mit meinem neuen Kommunikationsmodul und seinen 300G zu sprengen. Wie war das? Sechzig Kilo Eigengewicht ergeben achtzehn Tonnen?"

"Ich kenne die Berechnungen deines Vaters. Kein Grund, sie zu wiederholen, als sei ich so beschränkt wie Kakarott."

Sie maßen sich mit Blicken, die von Freundlichkeit nicht mehr verstanden als Vegeta von bescheidener Zurückhaltung. Trotzdem musste ihm Bulma widerwillig zugestehen, dass er es bei scharfen Erwiderungen beließ. Sein Tipp konnte Gold wert sein. Durch seine Raumkapsel war er bereits an fortschrittlichere Technologie gewöhnt, aber warum ließ er sich dazu herab? Eigennutz, um schnellere Trainingserfolge zu erzielen? Oder blitzte die lebensbedrohliche Langeweile durch? Kuririn hatte sie davor gewarnt, als sie ihren Freunden vorschlug, das Labor des Feindes vor Fristablauf zu zerstören.

Nun gut. Die Erde war besser damit beraten, dass er sich an ihrem blitzgescheiten Verstand die Zähne ausbiss. Körperlich konnte sie ihm nicht das Wasser reichen – dafür gab es Son Goku. "Wie auch immer", erklärte sie. Dann lenkte sie ihn eben mit zwischenmenschlichem Smalltalk ab! Sie bekam einige Antworten und er die Krise statt angespannter Stille. "Wie hast du meinen Vater eigentlich dazu gebracht, die Pläne für den Gravitationsraum zu überarbeiten?"

"Ist das nicht offensichtlich?" Vegeta sah sie mit dem Hochmut eines Falken an, dessen rabenschwarze Augen das Kaninchen vor sich hertrieben. "Seine Inspiration war mein natürlicher Charme, ihm sonst das Leben aus den Knochen zu schlagen – oder es war die Befürchtung, dass dein kleiner Freund von einem Schwächling bereits daran scheitert, ein Wohnzimmer in Schutt und Asche zu legen, während bald zwei Cyborgs auf der Matte stehen und euren unbedeutenden Planeten auslöschen wollen. Kakarotts Herzkrankheit schien ihn ebenfalls zu rühren. In einem dieser Erdlingsbücher nannte es jemand, das Überleben des Stärkeren. Ich schätze, er ist parteiischer als er aussieht, um nicht zu verrotten."

"Der Junge aus der Zukunft sagte nicht, dass mein Vater sterben würde", widersprach Bulma störrisch.

"Frag dich lieber, warum er ihn gar nicht erwähnte", schnalzte Vegeta scharf mit der Zunge. "Von jemandem, der das Logo eurer Capsule Corporation spazieren trug, als gäbe es nichts Kampftauglicheres für einen Saiyajin, erwarte ich mehr Loyalität. Kein direkter Mitarbeiter, huh? Was plant ihr in der Zukunft zu verkaufen? Weg mit den Kapseln, her mit den Jacken?"

"Wie wäre es mit hübschen, pinken T-Shirts?" Bulmas Stimme nahm einen honigsüßen Klang an, ehe sie den Wind aus den Segeln ihrer Boshaftigkeit nahm und sich wieder auf den Drehhocker setzte. Die Federung quietschte harmlos. Dann überkreuzte sie ihre ausgestreckten Beine auf Knöchelhöhe und betrachtete sich ihre lackierten Zehennägel. "Würde es den Cyborgs das Handwerk legen, hätte ich keine Skrupel, ihnen Mode zu entwerfen. Aber blicken wir den Tatsachen ins Auge: Für meinen Vater bist du wie eine Wunderkiste, aus der ihm hundert Ideen entgegen springen, von denen er noch nie gehört hat, während meine Mutter ihre Rezepte-Sammlungen plündern kann und genügsame Gesellschaft am Tisch vorfindet."

"Genügsa –?!" Vegetas Augenbraue zuckte, als stünde er kurz davor, sie mit einem Toaster baden zu schicken statt sich selbst die Hände schmutzig zu machen. "Ich plaudere mit keinem aus deiner Familie!"

"Du frühstückst eine ganze Stunde neben meiner Mutter und antwortest ihr sogar!"

"Gottverdammt, Frau! Warum auch nicht? Wenn ich die Wahl zwischen gebratenen Reisnudeln oder in Frühlingszwiebeln angerichteten Steaks erhalte, sage ich beidem zu, statt sie entscheiden zu lassen! Wäre das mein Heimatplanet, müsste ich nicht einmal nicken. Als Kind wurde mir jeder Wunsch nach dem Training von den Augen abgelesen!"

Wow. "Das erklärt eine Menge." Bulma zupfte sich glucksend den Saum ihres geblümten Sommerkleides zurecht und tilgte eine Stofffalte. Es war das erste Mal, dass er etwas über sich erzählte. Nicht viel, aber immerhin ein Anfang nach über acht Monaten. Bisher hatte sie nur das Puzzleteil von Freezers Knechtschaft über etliche Planeten besessen und den Stolz Vegetas aus erster Hand erlebt, welcher den Saiyajin-Prinzen auf Schritt und Tritt begleitete.

Sein Blick riet ihr jedoch, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Dabei begann es sie gerade brennend zu interessieren, welche Rolle andere Saiyajins in seiner Jugend gespielt hatten. Son Goku konnte sich an seine Kindheit nicht erinnern, weil er als Kleinkind auf die Erde gekommen war. Aber Vegeta tat es. Er zählte sich immer noch zur Elite seines Volkes, und berief sich auf dessen Traditionen und Hierarchien.

Wie wurden Saiyajin-Kinder eigentlich aufgezogen?

Wann war Freezer in seinem Leben aufgetaucht?

In ihr sträubte sich alles, wenn sie sich einen Dreikäsehoch – oder von ihr aus auch einen jugendlichen Vegeta – unter den Fittichen des Glatzkopfs und Son Gokus Bruder Radditz vorstellte. Was sollten ihm diese brutalen Männer beigebracht haben? Das Lesen? Spätestens beim ersten Liebeskummer musste das Mitgefühl bei diesem Hünen Nappa doch Bände gesprochen haben.

Hier, Vegeta, die Eingeweide der Kleinen. Die gibt dir keinen Korb mehr!

Bulma betrachtete sich mit trockenem Mund den Fliesenspiegel. Ach, verflixt! Das Labor bot über zweihundert Schritt in die entgegengesetzte Richtung an, und noch einmal so viel, bis eine Schiebetür den Nachbarkomplex abriegelte, in dem eine wilde Fauna und Flora wucherte – aber es half nichts. Sie konnte sich nicht in Sicherheit bringen und dann weiter fragen. Für Vegeta war das keine Distanz, sondern ein Katzensprung.

Argh! Aber sie wollte mehr über die Angelegenheit wissen, ohne von ihm in Scheiben geschnitten zu werden!

Vegeta hob auch die zweite Augenbraue, während Bulma sich fuchsig durch die Lockenmähne fuhr und auf dem Drehhocker zur Seite wirbelte. Selbst wenn er darüber ernsthaft hätte nachdenken wollen, wäre er aus ihr nicht schlau geworden. Eben noch spitzfindig und besserwisserisch, nun außer sich. Erdlinge. Frauen! "Pathetisch!", knurrte er, dann überließ er die Erfinderin ohne eine Floskel des Abschieds sich selbst.

Er hatte ihr lange genug zugesehen. Falls ihn sein Zeitgefühl nicht trog, sollte auf der anderen Etage endlich das Abendessen bereit stehen – zweifellos die wichtigste Mahlzeit in seinem Dasein, nachdem er das Frühstück, die Snacks und die anderen, kalorien- und eiweißreichen Mittagsgerichte von seinem Tagespensum abzog. Auf seinem Sterbebett würde er nicht zugeben, dass die Auswahl auf diesem armseligen Planeten alles schlug, was Freezers Vasallen unter nackter Todesangst in den Küchen zubereitet hatten. Für Mrs Briefs fluffige Matcha-Pancakes, auf denen ein halbes Dutzend Heidelbeeren und Kokosnussstückchen lagen, war er sogar bereit, sich Anekdoten über Kakarotts Freunde und das feine Töchterchen Bulma anzuhören.

Die Schiebetür verschluckte Vegeta in einer Dampfwolke, bis sich die Schlitze der Hochdruckdüsen elegant wie fleischfressende Pflanzen schlossen und versiegelten. Zurück blieb nichts außer Stille.

Eine Weile verging, in der Bulma tief ein- und ausatmete. Ihr Kopf war in den Nacken gelegt. Je intensiver sie von der Metallbeschichtung zu den verputzten Wänden starrte, desto lauter rauschte das Blut in ihren Ohren.

Hatte er sie gerade ernsthaft in ihrem Gefühlsausbruch sitzen gelassen? Was war mit ihrer ungestillten Neugierde?!

Während sie sich aufrichtete, um die verspannten Schultern zu lockern und die Lippen zu schürzen, tanzten ihre Gedanken zwischen den Feininstrumenten auf dem Boden hin und her.

Vegeta war der zweite Mann unter diesem Dach, dessen Ansichten sie beschäftigten. Und wie! Er behandelte ihre Eltern mit erschreckender Geduld und Nüchternheit, ob er das so nannte oder nicht. Bei ihr kochte sein Temperament erst hoch, sobald sie ihm die Stirn bot, aber seit er ihr Leben gut gelaunt auf Namek zum Preis eines Dragonballs verschont hatte, bekamen nur noch ihre Freunde ernste Drohungen zu hören, sich in der Unterwelt häuslich einzurichten. Kuririn erntete die wenigsten, Yamchu und Son Goku die meisten.

Welcher Logik folgte er?

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Das finden wir bei der nächsten Mahlzeit in Kapitel #8, "Feige", heraus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hotepneith
2023-08-17T15:40:13+00:00 17.08.2023 17:40
Ein wunderschöner Dialog! Sehr typisch und sehr ...äh...nüchtern auf beiden Seiten. (Hier, Vegeta, die Eingeweide der Kleinen...? Bulmas Phantasie lässt sich nciht nur in Kampfrobotern aus)
Immerhin überlebt sie gewisse Meinungsverschiedenheiten und das spricht ja an sich schon Bände. Oder Seine Hoheit wünscht auch morgen noch Mrs. Briefs Pancakes mit Heidelbeeren zu essen... Wer weiß.
 
Dann mal guten Appetit, wenn sich die beiden Streithähne  Vegeta und Yamchu, Vegeta und Bulma, Bulma und Yamcu beim Abendessen treffen udn zumindest gesittet tun sollten....)
 
 
eine amüsierte
 
hotep
Antwort von:  Hotepneith
17.08.2023 20:16
PS... seit wann hat Son Goku eigentlich eine Tochter?
Antwort von: Morgi
22.08.2023 11:22
Bei "sich Anekdoten über Kakarott und deren feines Töchterchen anzuhören" war Mrs Briefs Tochter (Bulma) gemeint. Ach, was hat die Gute doch für reizende Themen! :)

Mir würden die Bissen in der Kombination einzeln im Halse stecken bleiben, aber Frau muss tun, was Frau tun muss. Leiden! Einige Pancake-Kalorien später zählen wir die Überlebenden für die Dragonball-Suche! ;)

Viele Grüße, Morgi


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