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Usage of Gillyweed

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie der/die geneigte/r Leser/in feststellen musste, sind meine zeitnahen Uploads in den letzten Tagen ins stocken geraten. Dies bitte ich zu Entschuldigen. Meine Eule mit dem Exemplar von „Newt Scamanders – Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ hatte bei der Auslieferung ungewohnte Schwierigkeiten! Ich persönlich habe ja die Nargel im Verdacht. Vielen Dank für dein Favo Carline! Komplett anzeigen

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Die hierarchische Rangordnung aller magischen Wesen

 

Kapitel 6 

Die hierarchische Rangordnung aller magischen Wesen
 

Das Wasser war so verdammt kalt, dass jede Pore seiner Haut, die damit in Berührung kam, brannte, als würde er durch Feuer und nicht durch das eisige Gewässer waten. Die abgeschnittene Hose und das weite, graue T-Shirt beschwerten ihn mehr und mehr, als er immer tiefer hinein ging. Das trübe Nass schwappte ihm über die Oberschenkel und seine tauben Füße rutschten auf den glitschigen Steinen immer wieder aus. 

Das Dianthuskraut schmeckte grauenhaft. Severus überwand sich zu jedem weiteren Bissen.

Bei dem nächsten unsicheren Schritt stach ihn etwas in die linke Fußsohle und er schnaubte erschrocken. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? 

Von Lily war, seit ihrem beherzten Sprung in den See, weit und breit nichts zu sehen. Hüfthoch im eisigen Wasser hielt der Slytherin inne, schluckte schwer den Rest des Krautes und harrte der Dinge, die da kommen mögen. Das, was an ihm noch trocken war, war überzogen von Gänsehaut. 

Mit einem weiteren Schritt stand er Brusthoch im Wasser. 

Dann, ganz plötzlich, zog es an Severus Bein und als er das Gleichgewicht verlor, war es ihm so, als würde ihm jemand Mund und Nase zudrücken. Panisch nach Luft schnappend, schluckte er Wasser, verlor sofort die Orientierung und stieß sich mit den Beinen kräftig vom Boden ab. 

An der Wasseroberfläche angekommen, war seine Lunge leer, obwohl er nach Luft rang. Zu beiden Seiten seines Halses empfand er einen stechenden Schmerz. Prüfend tastete der Slytherin nach der Quelle und ertastete irritiert zwei große, gelippte Schlitze, gleich unterhalb seiner Ohren. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden warf er sich zurück ins Wasser. 

Elladora Ketteridge kam ihm in den Sinn, die kurz nach dem Verzehr von Dianthuskraut ihren Kopf panisch in einen Eimer Wasser gesteckt hatte. Hätte diese Geschichte Warnung genug sein sollen, begann der Slytherin zu grinsen, als der erste eisige Zug Wasser ihn wie das lebensrettende Atemholen erfüllte. Die Kiemen an seinem Hals schickten den Sauerstoff an sein Gehirn, das überflüssige Wasser wurde wieder ausgeschieden. Prüfend schwankte sein Blick zwischen Händen und Füßen. Im trüben Wasser war es schwierig zu beurteilen, jedoch meinte er zwischen den Fingern Schwimmhäute auszumachen. Als er mit seinen Zehen wackeln wollte, bemerkte er, dass seine Füße deutlich länger geworden waren und sie dank zusammengewachsener Zehen nun viel Ähnlichkeit mit Flossen hatten. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er einen entfernten, roten Schlieren ausmachen. Also tat er ein paar kräftige Schwimmzüge in dessen Richtung. Überrascht stellte der Zauberer fest, wie leicht er durch das Wasser glitt und dass seine Augen mehr und mehr aufklarten. 

In einiger Distanz konnte er Lily schließlich erkennen. Ihr rotes Haar hatte sich in der Strömung aufgefächert und ihre perlweiße Haut schimmerte in dem schummrigen Licht, dass durch die Wasseroberfläche gebrochen wurde. Ihren jadegrünen Augen lag ein mystisches Funkeln inne, als sie mit wenigen, eleganten Schlägen ihrer eigenen Fuß-Flossen an seine Seite eilte. Ohne zu zögern reichte sie ihm ihre rechte Hand, während kleine Fische wie der Schweif eines Komet an ihnen beiden vorbeizogen. 

Beklommen ergriff er die dargebotene Hand mit seiner Linken. Die Chance ihr so nah zu sein nahm er nur zu gerne wahr. Als er seine Finger zwischen ihre einfädeln wollte, kamen ihm die neuerworbenen Schwimmhäute in die Quere. Seine Mundwinkel glitten nach oben und ihre taten es ihm amüsiert gleich. Der nebulöse Ausdruck ihrer Augen wirkte bei näheren Betrachtung nur noch anziehender und das Kribbeln in seiner Brust und Magengegend multiplizierten sich um ein Vielfaches. Entgegen dem inständigen Flehen und dem harschen Protest, dem sein Körper und seine Gefühlswelt unterlag, senkte er den Kopf und stieß sich an Lilys Seite hinunter in die Tiefe. 

Stille drückte auf seine Ohren, als sie gemeinsam über diese fremde, neblige Landschaft schwebten. Aufmerksam schaute er sich um und so konnte Severus in der Ferne ein paar knochig scharfkantige Schraken* ausmachen. 

Träge zogen drei dieser Fische - wobei sich Severus ziemlich sicher war, dass der Wildhüter Ogg und sein verschrobener Gehilfe Hagrid diese eigenhändig in dem Gewässer ausgesetzt hatten - an etwas vorbei, das ein Fels oder ein riesiger Baumstamm hätte sein können. Der Schleier vor seinen Augen hatte sich noch nicht zur Gänze aufgeklart und die Dunkelheit tat ihren Beitrag. Die auf wenige Meter beschränkte Sicht ließen ständig Hindernisse aus dem scheinbaren Nichts vor ihm auftauchen.

Es dauerte noch einige Schwimmstöße, bis Lily sich diesem Umstand ebenfalls bewusst wurde, denn mit einem Mal fing sie an, nervöse Kreise mit ihrem Daumen auf seinem Handrücken zu zeichnen. Waren ihre Berührungen zart, zeugten sie nichts desto trotz von ihrer inneren Unruhe. 

In der festen Überzeugung sich nur kurz ihrer weiteren Bereitschaft zu versichern, dass Abenteuer wie beschlossen fortzusetzen, wandte er seinen Kopf. 

Keine Sage, Geschichte, Legende oder Abbildung hätte jemals eine schönere Sirene porträtieren können. Er schmunzelte bei dem Gedanken, dass er, anders als die Seeleute in den sagenumwobenen Geschichten die sich um die Sirenen in Griechenland rankten, nicht mal ihren Gesang gebraucht hatte, um von ihr in die Tiefe hinabgezogen zu werden. 

Dazu hatte ein einfaches „Bitte Sev“ in der Bibliothek genügt. Dabei hatte er nicht mal eine zehrende Schiffsreise hinter sich, war weder an Skorbut erkrankt, noch hatte die pralle Sonne ihm seinen Verstand gebraten... wobei er sich bei diesem letzten Punkt nicht ganz sicher war. Seit Wochen.. oder waren es mittlerweile Monate? Er hatte Lily schon immer anmutig und makellos gefunden jedoch sorgte der Anblick der Gryffindor in letzter Zeit immer mehr dafür, dass sein Verstand aussetze...

Es war Lilys linke Hand, wedelnd vor seinen Augen, die ihm aus seinem Gedankenkarussell half. Auf ihr Gesicht war eine Mischung aus Verwunderung und Amüsement gezeichnet. Severus biss sich auf die Unterlippe und kramte in seinem Geist eifrig nach einem Grund für sein außerplanmäßiges Innehalten und Starren. Aus Ermangelung von geeigneten Ideen begann er an einer seiner Hosentaschen zu nesteln. Er zog seinen rabenschwarzen Zauberstab hervor. Sein Gegenüber nickte knapp, deutete auf ihren Stab aus Weidenholz, der weiterhin recht verführerisch an ihrem Oberschenkel befestigt war, und schwamm voran. Dies war dem Slytherin gar nicht so unrecht, konnte er so ihren Anblick in dieser trüben und unwirklichen Umgebung sehr viel ungehemmter genießen. 

Neben ein paar anmutiger, rot geschuppter Hippocampi*, die wohl zu den ortsansässigen Wassermenschen gehörten, kreuzte ein Wald aus wimmelndem schwarzen Tang ihren Weg. Je näher sie diesem kamen, desto mehr nahmen undefinierbare Schatten überhand in dem Dickicht aus hoch aufragenden Algen. Mit aufgerissenen Augen durch das schaurig graue Licht starrend, konnte er innerhalb des in der Strömung tanzenden Tangs vorerst keine Bedrohung ausmachen. Sie waren den wabernden Gewächsen jetzt so nah, dass sie nur noch eine einzige dunkel-grüne bis schaurig-schattige Wand vor sich sahen. 

Lauthals schrie seine Begleiterin, was dafür sorgte, dass Luftblasen aus ihrem Mund hervor stoben. Sie zerrte an seiner Linken und als er ihr ganz Nah war und somit auch ihren Blickwinkel einnahm, erkannte er den Grund für ihre Aufregung. 

Zwei Erkenntnisse durchschossen Severus Geist. Die Erste war: Es war kein Zufall gewesen, dass die Hippocampi ihren Weg gekreuzt hatten. Es hatte auch nicht daran gelegen, dass Lily und er die Ruhe im großen See gestört hatten. Es hing mit der zweiten Erkenntnis zusammen. Der Zauberer und die Hexe waren gerade dabei drei Grindelohs bei ihrem Mahl zu unterbrechen*. Die fahlgrauen Wasserdämonen hatten ihre sehr langen und kräftigen Fingern in den Leib des am Grund liegenden Hippocampus getrieben. Ihre spitzen Hörner bereiteten Severus mindestens genau so viele Sorgen, wie das Gebiss der Wasserdämonen, voller spitzer Zähne. Zwei der drei Grindeloh stießen ein wütendes Fauchen aus, wodurch Reste der Mahlzeit aus ihrem Maul geschwommen kamen. Angewidert durch diesen Anblick, riss Lily ihren Kopf herum.

Der dritte Grindeloh hingegen schloss sich ihnen erst an, als die Dämonen sich aufmachten um die Störenfriede zu vertreiben... oder sich einen muggelgebornen und wahlweise halblütigen Nachschlag zu gönnen. Der undurchsichtige Teppich aus Algen verschlang die Grindelohs, um sie nur wenige Wimpernschläge später, mit klappenden Kiefern neben Severus auszuspeien – direkt auf ihre vermeintlich wehrlosen Opfer zu. 

Severus Puls raste. Die 13 ¼ Zoll Ebenholz schnellten in seiner rechten Hand herum aber statt einem ausgespuckten „Impedimenta“ drang nur eine Art Gurgeln über seine Lippen. Dennoch: das türkise Licht, dass sich aus der Spitze seines Stabes löste, erwischte nur einen der Wasserdämonen, der diesen einhüllte und Severus einen weiteren Moment verschaffte. Innerlich fluchte er schlimmer als so manch ein Arbeitskollege seines Vaters. Lily krallte sich immernoch an seiner Linken fest, obwohl das seine eigentliche Zauberstabhand war. Mit der Rechten fühlten sich alle Bewegungen unbeholfen und hakelig an.

Rasend ging er in Gedanken seine Möglichkeiten durch: Diffindo? Confundo – Moment? Funktioniert der bei Tierwesen? 
 

Severus wusste, dass es der Incarcerus-Zauber war, den Lily soeben nonverbal als Unterstützung auf den zweiten Grindeloh gewirkt hatte, kurz bevor dieser mit seinen langen, blitzenden Krallen nach seinem Arm greifen konnte. Er hätte Lily küssen können! 

Der eine Grindeloh gefesselt, der andere eingeschüchtert von seiner kurzfristigen Starre, gab sich der dritte Wasserdämon nicht mehr so angriffslustig. Das genügte nicht. Der Slytherin wollte diesen aufmüpfigen Tierwesen die hierarchische Rangordnung aller magischen Wesen in Erinnerung rufen und ihnen zeigen was es bedeutete, diese zu missachten. 

 

Incendio? Schwachsinn! Stupor? Zu wenig... Confringo? Confringo!
 

Aus seinem Stab löste sich ein Druck, dessen Rückstoß dafür sorgte, dass Severus den Zauber verriss. Oder war es seine unnütze Rechte gewesen? Statt dem Grindeloh traf er das Dickicht aus Algen. Doch hatte diese Demonstration ausgereicht um die Wasserdämonen zu vertreiben. Der Rückstoß hatte nicht nur Severus, sondern auch Lily an seiner Seite zurückgeworfen. Galt seine Aufmerksamkeit noch dem, was die heraufbeschworene Explosion in dem Algenwald verursacht hatte, waren ihre Hände damit beschäftigt sein Gesicht zu umfassen. Auch wenn der Schlamm und der Schlick, den er mit dem Zauber aufgewirbelt hatte, das Wasser noch trübten, brillierten ihre smaragdgrünen Augen. 

Trunken von der mächtigen Magie, die ihn durchflossen hatte, überwand sich Severus ihr tief in die Augen zu blicken. Sie blinzelte mehrmals irritiert aufgrund der Intensität und der Tatsache, dass er gewöhnlich direktem Blickkontakt mit ihr nicht lange standhalten konnte. 

Er kam nicht umhin festzustellen, dass sie besorgt wirkte, aber da war noch etwas anderes. Vielleicht Bewunderung? Oder war es Unsicherheit? Als Lily ihren Mund öffnete, wohl um auf ihn einzureden, stieß sie nur einen Schwall Luftblasen aus, was den Slytherin zum Schmunzeln brachte. Etwas hektisch machte sie sich daran seine Arme nach Biss- oder Kratzspuren der Wasserdämonen zu untersuchen und wirkte überaus erleichtert, als sie nichts schwerwiegendes finden konnten. Ihre Hände glitten an seinen Armen hinab und umfassten sogleich seine Hände, soweit es die zwei Zauberstäbe und die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern zuließen.

Ihre Fürsorge schmeichelte ihm und er musste den Impuls niederkämpfen, sanften Druck auf ihre Hände auszuüben und sie so näher an sich heran zu ziehen. Um sie...? Bei diesem Gedanken schluckte er schwer. Aber warum gab er diesem Gefühl nicht nach? Eigentlich war dies der perfekte Augenblick, erkannte der Zauberer. Niemand, weder diese Quälgeister von Rumtreibern, noch seine Hauskameraden oder sonst irgendjemand war im Stande in diesem Moment ihren Frieden zu stören und als er Lilys Blick wieder auf seinem Gesicht spürte gab er sich einen Ruck. Er verringerte die Distanz zwischen ihnen, indem er seine Stirn scheu gegen ihre legte. Ihre Nasen berührten einander - ihre zierlich und wunderschön, seine wie der Schnabel einer Krähe. 

Sein Puls beschleunigte sich und als er ein weiteres Mal, tief durch seine Kiemen nach Sauerstoff rang, verließ ihn der Mut. 

Er wollte sie so sehr! Das war mehr als unzweifelhaft, wenn er der Reaktion seines Körpers glauben schenken wollte. Doch eine Stimme in ihm mahnte ihn, die Freundschaft mit einer so unüberlegten Geste der Euphorie nicht aufs Spiel zu setzen. Niemals würde er es sich verzeihen, wenn er Lily dadurch verschrecken oder vertreiben könnte. Weil...ja weil..

Auch wenn es in den letzten Monaten so offensichtlich geworden war, traf Severus die Einsicht hart. Natürlich begehrte er sie und damit war er in Hogwarts wahrlich nicht alleine. Auch wenn seine Zimmergenossen immer wieder über ihren zweifelhaften Blutstatus lamentierten, hatten selbst sie Lily schon auf diese Weise angesehen. 

Doch dieser Vollidiot hier, am Grunde des großen Sees, hatte das grandiose Kunststück verbracht und diesen kolossalen Fehler begannen. Er, Severus Snape, hatte sich in Lily Evans verliebt. 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Für die geneigten Leser die die Ausgabe von „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ nicht zur Hand haben



https://potterhood.com/item/70438/ = Schrake
https://media.harrypotterfanzone.com/hippocampus.jpg = Hippocampus
https://www.harrypotterfanzone.com/pictures/grindylow/ = Grindeloh


Auch wenn mein Dichtpate und Lektor sich mehrfach(vor allem auch ungewohnt vehement) dagegen ausgesprochen hatte, musste ich mit diesen Kapitel erst einmal die Spreu vom Weizen trennen. Denn dort, wo wir hingehen können wir keinen Ballast gebrauchen. Keine zartbesaiteten Lektürememmen, die einen Text schon bei der bloße Erwähnung von Gefahr zitternd beiseite legen.... was? Aber das soll doch eine schöne Liebesgeschichte sein? Was wäre die Liebe denn ohne ein bisschen prickelnde Gefahr? Da man mit diesem Pairing – ich sage das mit aller Vorsicht und mit allem Respekt – eh keine große Popularität erlangt, muss ich ja auch keinen Hehl daraus machen, dass meine kreative Eigenleistung mich dazu zwingt, mehr Aktion einzuflechten.
Bis dahin verbleibe ich
eure
Thylis Komplett anzeigen

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