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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Zwischenkapitel bildet den Auftakt zum neuen Oberkapitel "Normale Welt - Normales Leben?"
Das Bild zu diesem Oberkapitel findest du hier: Normale Welt = Normales Leben? Komplett anzeigen

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[Normale Welt - Normales Leben?] Zwischenspiel 1

Die letzten Strahlen der Abendsonne fielen durch die verstaubten Fenster des alten Gebäudes und tauchten dessen Einrichtung in trübes Licht. Antike Gegenstände aus sämtlichen Zeitepochen zierten die sonst eher karg wirkenden hohen, kalten Säle des burgähnlichen Bauwerks.

Von den Wänden hallten Schritte auf dem steinernen Boden wider.

Der Bewohner dieses Gemäuers durchquerte den Eingangsbereich. Zu seinen üblichen Falten hatten sich zahlreiche weitere gesellt und betonten das griesgrämige Erscheinungsbild des Mannes.

Wieder ertönte das nervtötende Sturmläuten, das ihn gerade aus seinen Studien gerissen hatte. Das würde derjenige noch bitter bereuen!

Mit Riesenschritten hatte der Mann die Haustür erreicht und riss sie auf, fest dazu entschlossen den Störenfried – wenn schon nicht mit der Eisernen Jungfer aus seiner Sammlung – doch zumindest mit seinen Blicken aufzuspießen.

Ein junger Mann stand vor ihm und sah ihn leicht eingeschüchtert an, neben ihm auf der Schwelle stand ein großes Paket.

„Doktor Schmidt?“, fragte der Fremde zaghaft mit einem amerikanischen Akzent.

Auch noch so ein blöder Ami! Das schlug dem Fass doch den Boden aus!

„Hier gibt’s nicht zu betteln!“, brüllte Schmidt. „Habt ihr nicht schon genug in der Welt angerichtet?!“

Verwirrt sah der Amerikaner ihn an. Erst im nächsten Moment fand er die Kraft, wieder etwas zu sagen. „Ich bin ein Ausgrabungsassistent von Professor Geronimo.“, stellte er sich vor.

„Und weiter?!“, knurrte Schmidt ihn an.

Der junge Mann wurde immer unsicherer. Mit einer abgehackten Bewegung zeigte er auf das Paket neben sich. „Das ist eine Entdeckung, die ich Ihnen bringen soll.“

„Was ist da drin?“, fragte Schmidt gereizt.

Die Antwort war dem Fremden sichtlich peinlich. „Das weiß ich leider nicht. Er wollte es niemandem sagen.“

Schmidt warf dem Ausgrabungsassistenten einen herablassenden Blick zu und bückte sich, um das Paket an sich zu nehmen.

„Vorsicht, es ist heavy!“, warnte der Amerikaner. „Soll ich Ihnen helfen?“

Schmidt sah es nicht einmal als nötig an, zu antworten, und hievte stattdessen das Paket hoch und drehte sich um.

„Mein Name ist übrigens ..“ Ehe der junge Mann fertig gesprochen hatte, hatte Schmidt ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.

„..Tylor.“

Ungläubig starrte Tylor auf die geschlossene Tür. Dann verzog sich sein Gesicht.

What a grumpy geezer!“, murrte er beleidigt.

Tylor seufzte und wandte sich um.

Und dafür hatte er die lange Fahrt auf sich genommen?

Eine starke Brise schlug ihm ins Gesicht. Tylor blickte zum Himmel auf. Ein feindliches Bataillon schwarzer Gewitterwolken hatte sich breit gemacht. Gefährliches Grollen ertönte und ein erster Regentropfen traf auf Tylors Wange auf. Eilig spurtete er los, um dem drohenden Regenschauer zu entgehen.

Anstatt den kurvigen Weg zu nehmen, der zu Schmidts Anwesen hinauf führte, rannte er die grasbewachsenen Hügel hinunter, die ihn von seinem fahrbaren Untersatz trennten.

Das mehr als schrottreife Gefährt, ein uralter Fiat, den der Professor ihm vorgesetzt hatte, hatte auf der Hälfte des kurvigen Weges den Berg hinauf schlapp gemacht. Wahrscheinlich Überhitzung nach der neunstündigen Anfahrt. Und unter Überhitzung litt auch Tylor, der die ganze Zeit ohne Klimaanlage hatte auskommen müssen.

Tylor spie ein amerikanisches Schimpfwort aus. Dieser verfluchte Professor!

Erst ihn dazu verdonnern, seinen verdammten Fund ans andere Ende Deutschlands zu fahren, ihm dann die größte Schrottkarre aller Zeiten vorsetzen und ihm nicht einmal sagen, worum es eigentlich ging! Achja, dann noch der Umstand, dass er den zentnerschweren Fund zu Fuß den Berg hinauf schleppen gemusst hatte und zu guter Letzt dieser überaus freundliche Amerika-feindliche Jugendfreund des Professors.

Machen Sie ein Auslandssemester! Lernen sie neue Leute kennen! Diese Zeit werden Sie nie vergessen!

Und ob er die nie vergessen würde!

Klitschnass stieg Tylor in die Metallbüchse auf Rädern ein. Zumindest hatte der Regen das Auto abgekühlt, so dass es tatsächlich ansprang.

Und hey, einer der Scheinwerfer funktionierte sogar! Tylor war nahe dran loszuschreien.

Umgeben von ohrenbetäubendem Donner und strömendem Regen, der heftig auf das Dach und gegen die Fensterscheiben prasselte, fuhr Tylor los.

Nachdem er wenige Minuten dahingetuckert war, klingelte sein Handy. Ein Wunder, dass er es trotz des ratternden Motorgeräuschs überhaupt hörte.

„Ja?“

„Na endlich!“, schimpfte die Stimme eines seiner Kollegen vom anderen Ende. „Ich dachte schon, du wärst mit der Karre in die Luft geflogen.“

„Was nicht ist, kann ja noch werden.“, entgegnete Tylor grimmig. „Dieser verfluchte Geronimo! Hätte er den blöden Fund nicht mit der Post schicken können! Und warum gerade ich? Weißt du, wie es ist, bei der Hitze mit 80 auf der Autobahn dahinzuschleichen? Und das wegen einem Fund, der wahrscheinlich genauso interessant ist wie – keine Ahnung wie was, etwas sehr Langweiliges! Ich bringe ihn um!“

„Zu spät.“, sagte die Stimme am anderen Ende ernst.

„Ist mir jemand zuvor gekommen?“, meinte Tylor spöttisch. Doch sein Kollege war nicht zum Scherzen aufgelegt.

„Er ist heute Mittag tot aufgefunden worden.“

„Was?“, stieß Tylor atemlos aus. Ein lauter Donnerschlag ließ ihn zusammenzucken.

„Heute Mittag, als du schon weg warst, hat ihn Benedikt entdeckt. Er lag tot in seinem Büro..“

„Aber wie?“, fragte Tylor ungläubig.

„Die Polizei war auch da. Es ist nichts gestohlen worden. Aber es war alles durchwühlt.“

In seiner Aufregung fiel es Tylor schwer, die richtigen deutschen Worte zu finden. „He was killed?“

„Das weiß bisher keiner. Die anderen sagen, dass es bei dem letzten Treffen mit den Sponsoren zu einem Riesenzoff gekommen ist. Sie wollten die Ausgrabungsstelle und alles, was dazugehört verkaufen. Nur der Prof war dagegen. Er wollte nicht riskieren, seine Forschungsergebnisse abgeben zu müssen. Daher hat er dich wohl auch mit dem Paket losgeschickt, um es in Sicherheit zu bringen oder so.“

„Du meinst, es ging um seine Entdeckung?“

„Warum hätte man sonst sein Zimmer durchwühlen sollen?“

Für einen Moment nahm Tylor nur noch das monotone Trommeln des Regens und das Motorengeräusch wahr.

„Was zum Teufel ist dieser verdammte Fund?“

Schlagartig schoss etwas auf die Fahrbahn, die im gleichen Moment von einem grellen Blitz erhellt wurde. Fluchend ließ Tylor das Handy fallen und stieg auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen nach einigen Metern zum Stehen, während das Tier längst wieder in der Finsternis verschwunden war.

Tylor schnappte nach Luft. Der Schrecken steckte ihm noch in den Gliedern.

Sicher ein Wildschwein, redete er sich ein. Doch ein schemenhaftes Bild von der Kreatur, das er im Moment des Blitzlichts zu sehen geglaubt hatte, schoss ihm erneut in den Sinn und jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken.

Tylor schüttelte sich, um das Hirngespinst aus seinen Gedanken zu vertreiben.

Auf dem Boden entdeckte er sein heruntergefallenes Handy. Die Verbindung war bereits getrennt worden und die Akkuanzeige gab ihm zu verstehen, dass ein weiterer Anruf nicht mehr möglich war. Im nächsten Moment schaltete sich das Display mit einem Piepsen bereits eigenständig aus.

Zu allem Überfluss bemerkte Tylor nun auch eine ungewohnte Stille - der Motor war ausgegangen. Er versuchte den Wagen neu zu starten.

Nichts tat sich.

Auch zwei weitere Versuche blieben ohne Erfolg.

Schimpfend öffnete er die Wagentür. Unsicher, ob er nicht sofort weggespült würde, stieg er aus und öffnete die Motorhaube.

Nachdem er an allem möglichen, dessen Nutzen ihm nicht einmal klar war, herumgefuhrwerkt hatte – zwischendurch immer öfter amerikanische Flüche ausstoßend – und seine Kleidung von dem strömenden Regen völlig durchnässt war, kam er zu dem Schluss, dass der Wagen nun wirklich schrottreif war.

Aber wo sollte er mitten in der Pampa einen Abschleppwagen herbekommen, wo sein Handy den Geist aufgegeben hatte und weit und breit keine Menschenseele zu finden war?

Tylor stieß einen leidvollen Klagelaut aus, als ihm klar wurde, dass er gezwungen war, zurück zu dem Anwesen von Doktor Schmidt zu marschieren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer sind auf einmal diese Leute und was ist mit unseren Helden? Keine Sorge, das wird sich noch alles aufklären. ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CMH
2022-06-19T20:54:57+00:00 19.06.2022 22:54
Oh, ein anderer (und sehr mysteriöser) Handlungsstrang? Wie passt das wohl zusammen? 🤔💚
Von:  totalwarANGEL
2020-07-24T21:20:37+00:00 24.07.2020 23:20
Uh... eine völlig neue Handlung?
Ein toter Professor, ein fluchender Ami und ein mysteriöses Paket.
Wird das ein Krimi? ;)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
24.07.2020 23:31
😂 Tatsächlich war das in einer alten Version der Auftakt der ganzen Handlung. Aber das ging so sehr in eine andere Richtung, dass ich es irgendwann geändert habe, weil es ja eigentlich um die fünf geht.
Ist wahrscheinlich immer noch etwas seltsam. Aber ich verspreche, dass es noch Sinn ergeben wird, allerdings erst in ein paar Kapiteln.
Weil die Handlung so abweicht, habe ich überlegt, diese Zwischenspiel Kapitel quasi immer in der Kombi mit einem "normalen" Kapitel zu veröffentlichen.
Antwort von:  totalwarANGEL
24.07.2020 23:49
Ach, schreibst du auch mehrere Wochen im Voraus?
(Sollte ich btw. auch mal wieder machen... hab nur noch 3 Wochen Puffer)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
25.07.2020 00:35
Der erste Band ist schon seit Jahren geschrieben. 😂 Allerdings gehe ich jetzt vor dem Veröffentlichen noch mal ran und schreibe teilweise einiges um, das mir nicht mehr gefällt.
Als ich angefangen habe, diese Geschichte zu schreiben, gab es noch gar keine Smartphones, manche späteren Szenen ergeben daher teilweise für heutige Verhältnisse kaum Sinn, weil man es so gewöhnt ist, dass man WLAN und Smartphone hat. Mir graut es schon davor, wenn ich mit der Bearbeitung dort ankomme. 🤣
Derzeit mache ich die Überarbeitung des jeweiligen Kapitels ziemlich zeitnah und bin dann freitags oft etwas am Verzweifeln, weil ich nicht zufrieden bin und dann noch Stunden dran sitze, bis ich es endlich veröffentliche. 😂


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